Wal Buchenberg
15.04.2003, 08:44 |
Streit um die Kriegsbeute im Irak Thread gesperrt |
-->“Ã-lreserven versprechen Wirtschaftswunder in Irak
Die irakische Wirtschaft könnte sich Experten zufolge nach Kriegsende relativ zügig von ihrem seit zehn Jahren anhaltenden Niedergang erholen.
"Die Grundlage für einen erfolgreichen Wirtschaftsaufschwung ist da", sagte Felix Neugart, Irak-Experte am Münchner Centrum für angewandte Politikforschung (CAP). Der britische Beratungsdienst Economist Intelligence Unit prognostiziert für 2004 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 15 Prozent. Auch die Deutsche Bank bescheinigt dem Land ein"hohes Potenzial".
Die irakische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr Zahlen der Commerzbank zufolge um etwa 4,5 Prozent geschrumpft. Die Datenlage ist indes wegen der jahrelangen Abschottung des Landes schlecht. Eine baldige Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Bevölkerung gilt als wichtige Voraussetzung für die Stabilität einer Nachkriegsordnung.
<font color=red>Eine BALDIGE Verbesserung der Situation des Iraker ist keine SOFORTIGE Verbesserung. Die neuen Kolonialherren denken, das irakische Volk ist Entbehrungen gewohnt. Die bisherigen Entbehrungen sind allerdings ganz allein Schuld der bisherigen Wirtschaftssanktionen der im Sicherheitsrat zusammengeschlossenen kapitalistischen Großmächte. Das irakische Volk wird - wenn nicht jetzt, dann später - von diesen Ländern Schadensersatz und Wiedergutmachung zu fordern.</font>
Produktivität der Wirtschaft steigern
"Das Land verfügt über enorme Erdölvorkommen und eine breite Klasse mit gut ausgebildeten Menschen", sagte CAP-Forscher Neugart.
<font color=red> Das Problem des Irak sind nicht die Plünderer, die ein paar Gebäude ausräumen. Es werden viel größere Plünderungen vorbereitet. Nicht „das Land“ Irak verfügt über diese Reichtumsquellen - das Land ist derzeit ohne Regierung und daher handlungsunfähig. Wer über diese Reichtumsquellen verfügt, dass sind die neuen Kolonialherren, die USA & Großbritannien. Der Streit hat schon begonnen, wer noch die Hand nach irakischen Reichtümern ausstrecken darf.</font>
Nach der absehbaren Lockerung der derzeitigen strengen Einfuhrbeschränkungen sei es Irak zudem möglich, hochwertige technologische Güter einzuführen und damit die Produktivität der Wirtschaft zu steigern. Die geltenden Bestimmungen verbieten oder erschweren dem Land den Import solcher Produkte.
<font color=red>Für wen verspricht das fette Profite? Für den Irak? Nein, für die kapitalistischen Exporteure. „Die geltenden Bestimmungen verbieten oder erschweren dem Land den Import solcher Produkte“ - entweder sollen jetzt Massenvernichtungswaffen an den Irak geliefert werden oder „solche Produkte“, die bisher der Irak nicht importieren durfte, hatten nichts mit Massenvernichtungswaffen zu tun. </font>
Einer Studie der Deutschen Bank zufolge könnte die Förderung nach dem Wegfall des derzeitigen Sanktionsregimes bis 2012 von derzeit etwa zwei Millionen Barrel pro Tag auf bis zu sechs Millionen Barrel verdreifacht werden. Damit wäre Irak der zweitgrößte Ã-lexporteur nach Saudi-Arabien, das derzeit etwa acht Millionen Barrel Erdöl je Tag fördert.
<font color=red>Ã-l, Ã-l, Ã-l! Nein richtiger: BILLIGES Ã-l! Zu Kosten, die weniger als ein Zehntel der Produktionskosten von Nordseeöl betragen.</font>
Der Irak besitzt mit etwa 110 Milliarden Barrel nahezu zehn Prozent der weltweit nachgewiesenen Rohölreserven. Seit 1996 dürfen Ã-lexporte nur unter dem UN-Programm"Oil for Food" erfolgen. Vor der Einführung der Sanktionen lag die Förderung bei gut drei Millionen Barrel. Derzeit werden etwa 45 Prozent des BIP im Ã-lsektor erwirtschaftet.
Anschubfinanzierung für Förderungsausweitung
Voraussetzung für eine Förderungsausweitung ist den Experten zufolge jedoch eine Anschubfinanzierung durch internationale Geber. Die durch jahrelange Unterinvestitionen und Kriegsschäden ramponierte Infrastruktur müsse dringend verbessert werden. Auf Grund der unsicheren politischen Lage werde es einige Zeit dauern, bis sich private Investoren engagierten.
<font color=red>Das ist doch dummes Geschwätz. Die Ã-lfirmen stritten sich schon um Förder-Konzessionen für Ã-l, als noch kein US-Soldat irakischen Boden betreten hatte.</font>
Die Ã-konomen der Deutschen Bank schätzen den jährlichen Investitionsbedarf auf etwa 12 Mrd. $ je Jahr. Die Staatseinnahmen aus der Ã-lförderung liegen derzeit bei etwa 20 Mrd. $ pro Jahr.
<font color=red>Die erhofften Renditen sind prächtig. Schon lange leidet die kapitalistische Weltwirtschaft an Überkapazitäten in vielen Branchen. Massenweise findet Kapital keine profitable Anlagesphäre. Da ist der Irak ein Geschenk der US-Waffen. Und wenn die Anlagesphären nicht reichen, warum nicht auch noch Syrien und Jordanien platt machen? </font>
Wichtige Voraussetzung für einen Wirtschaftsaufschwung ist nach Einschätzung von Hans Branscheidt, Nahost-Experte bei der Hilfsorganisation Medico International eine Lösung der Schulden- und Reparationsfrage."Nötig ist zumindest ein teilweiser Schuldenerlass und finanzielle Unterstützung durch Weltbank und IWF", sagte er.
<font color=red> Das ist der abgefeimteste Vorschlag: Ein potentiell reiches Land, das durch Knebel-Sanktionen der UNO wirtschaftlich ruiniert wurde, das nach Aufhebung der Sanktion quasi von jetzt auf gleich wieder reiche Profite verspricht, ein solches Land soll seine Schulden nicht bezahlten müssen? Das wird ein Aufschrei in allen hoch verschuldeten Ländern geben! Viel Spaß ihr Weltherren in Washington und New York! So schafft man Ruhe und Ordnung in der Welt!</font>
Die Auslandsschulden Iraks betragen nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) 65 bis 100 Mrd. $ oder bis zu 400 Prozent des BIP. Bislang werden 28 Prozent der Ã-leinnahmen von der UN für Reparationszahlungen aus dem zweiten Golfkrieg einbehalten.
<font color=red>Die Schulden wurden also bedient und abbezahlt. Warum also für den Irak Schuldenerlass, für ärmere Ländern nicht?!</font>
Pariser Club
Die USA drängen derzeit auf einen Erlass der Auslandsschulden. Es ist Washington aber bislang nicht gelungen, die Partner im Klub der sieben großen Industriestaaten (G7) dafür zu gewinnen. Gegenüber den im so genannten Pariser Club zusammengeschlossenen westlichen Gläubigerstaaten hat Irak Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 45 Mrd. $. Davon entfallen 19 Mrd. $ auf Russland, knapp 7 Mrd. $ auf Japan und jeweils gut 4 Mrd. $ auf Deutschland und die USA. Der größte Schuldner ist Saudi-Arabien, dass allerdings nicht Mitglied im Pariser Club ist.
<font color=red>Der Vorschlag für Schuldenerlass ist die US-Rache an den neokolonialen Konkurrenten. Soll niemand denken, jetzt kämen ruhigere Zeiten!
Die USA haben einerseits Blut geleckt: Krieg scheint wieder profitabel zu sein. Andere Staaten werden dem Beispiel der USA folgen. Da die USA ihre militärischen Mittel nicht überall haben können, werden noch mehr Krisenherde explodieren. Nein, es sind nicht ein paar hundert Terroristen, von denen die größte Gefahr in der Welt ausgeht!
15.4.03, Wal Buchenberg</font> (...)
schwarzer Text aus: Financial Times Deutschland, 15.4.03
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stocksorcerer
15.04.2003, 09:13
@ Wal Buchenberg
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Klasse Kommentare |
-->Hallo Wal,
Leider ist es wirklich ganz genau so. Aber eine Überraschung ist das nun wirklich nicht, oder? Darf es nicht sein. Und den Irakis wird es grundsätzlich nicht besser gehen, zumindest nicht in den kommenden Jahren. Der einzige Vorteil dürfte sein, dass die Sanktionen wegfallen und diejenigen, die sich etwas leisten können, es auch irgendwo werden bekommen können. Die Mehrheit der Bevölkerung wird vielleicht humanitär endlich erreicht werden, wo jetzt das erste mal seit zwölf Jahren die Völkermordphase durch Aushungern und Importverbot von medikamenten und medizinischem Gerät beendet zu sein scheint.
Die Absahner sind die verabscheuungswürdigen Mistkerle, die diesen Krieg aus all diesen Gründen unbedingt wollten. Moderner Kolonialismus mit für Laien nicht ganz so gut wahrnehmbaren stars and stripes Flaggen.
Was mich an dem ganzen besonder belastet ist, dass die Propagandatrommel unaufhörlich Krach macht und schon kommenden Gelüsten den Weg bereitet. Längst wettern die deutschen Medienlumpen wie Christiansen und zahlreiche Nachrichtenredakteure auf allen Kanälen, ob der Krieg nicht richtig war und sich Schröder und die ganzen Friedensaktivisten geirrt haben.
In Amerika bringen die Zeitungen Leserbriefe, die die Bush-Politik gutheißen. Das Fake-Happening der 150 Exil-Irakis, die die Hussein-Statue kippen, hat einen Meinungsumschwung vieler Unsicheren in Amerika zum Bush-Kurs bewegt. Alle, die gegen den Krieg waren, werden jetzt erst mal mit der großen Propagandakeule zum Verstummen gebracht. Und beim nächsten"Frühstück" werden sich viele nicht mehr trauen zu opponieren.
Die Süddeutsche hat einen schönen Beitrag dazu.
winkäää
stocksorcerer
<ul> ~ süddeutsche</ul>
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Wal Buchenberg
15.04.2003, 09:41
@ stocksorcerer
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Re: Antikriegsproteste in den USA gehen weiter... |
-->Antikriegsproteste in den USA gehen weiter. Zunehmende Gewalt der Polizei
Während die US-Fernsehsender CNN und Fox-News die Einnahme Bagdads durch US-Truppen feiern, gehen die Proteste in der US-amerikanischen Bevölkerung unter Polizeiüberwachung weiter. In Washington und San Francisco protestierten am Samstag Zehntausende gegen die Besatzung des Irak. Die Demonstranten trugen Transparente mit Losungen wie »Kämpft gegen den neuen Kolonialismus« und wandten sich gezielt gegen die Berichterstattung der amerikanischen Medien.
»Wir fordern den sofortigen Rückzug der amerikanischen Truppen. Wir sind gegen eine unnötige Besatzung Iraks, die gegen den Willen der ganzen Welt stattfindet«, sagte Tony Murphy, ein Sprecher der Antikriegskoalition International Answer, die die Demonstrationen organisierte. »Wir werden weiterkämpfen, weil wir wissen, daß der Krieg selbst mit einer Unterwerfung des Irak nicht zu Ende ist. Bush hat bereits damit gedroht, den Krieg nach Syrien, dem Iran und Nord-Korea weiterzutragen.«
In Washington versammelten sich an die 20 000 Menschen, deutlich weniger als noch bei der letzten Demonstration am 15. März. Die Polizei verhaftete mehrere Teilnehmer und provozierte nach Angaben der Veranstalter Zusammenstöße mit den Demonstranten. Mehrere Schüler sollen nach Übergriffen der Polizei in ein Krankenhaus eingeliefert worden sein. Zur gleichen Zeit versammelten sich mehrere tausend Gegendemonstranten vor dem Kapitol, um ihre Unterstützung der Kriegspolitik zum Ausdruck zu bringen. Im Inneren des Kongreßgebäudes genehmigten die Abgeordneten der Regierung unterdessen weitere 80 Milliarden Dollar zu Finanzierung des Krieges.
Bereits in der vergangen Woche war die Polizei in mehreren Städten gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen. In New York verhafteten Polizisten am Montag letzter Woche 94 Demonstranten bei einer Aktion des zivilen Ungehorsams gegen die Gruppe Carlyle, die in Rüstungsgeschäfte investiert und enge Kontakte zur Regierung Bush pflegt. In Oakland in Kalifornien ging die Polizei am selben Tag mit Holz- und Gummigeschoßen gegen Demonstranten vor.
Die Gruppe »Direct Action Against the War« plant für die nächsten Wochen weitere Proteste an der Westküste. Am heutigen Montag ist das Hauptquartier der Chevron Texaco in San Francisco Ziel eines inszenierten Massensterbens. In New York kündigte die »Koalition 27. März« weitere Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen Kriegsprofiteure an.
Ungekürzt aus: Junge Welt, 14.4.03
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Turon
15.04.2003, 11:58
@ Wal Buchenberg
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Eigentlich schade, daß Äthiopien weder Kunstschätze noch Ã-l, oder Giftgas hat |
-->vielleicht wären sie ja präventiv angegriffen, und befreit.
Eigentlich sollten alle armen Länder dieser Welt mit höchster Sterblichkeitsrate
Chemiewaffen - in so einem Zustand - kostenlos erhalten.
Dann wären sie angegriffen und befreit.
Ach so: falls Jemand auf die Idee kommt, ich wäre Antiamerikaner.
Ich habe nichts gegen das Kontinent, Brasilienbesuch war schon immer mein Traum,
Mexico mag ich seit einer Fußball WM - und Jack´s London Erzählungen
über Canada habe ich als 7-jähriger Junge mit höchstem Genuß verschlungen.
Amerika hat sogar eine riesengroße Toilette, das hat Alteuropa nicht, jedenfalls nicht in so einen Ausmaß.
Gruß
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