--><font size="6">Herr Kareeman bittet zur Kasse </font>
Gewiefte Gauner nutzen den Irak-Krieg und schröpfen leichtgläubige Anleger
Frankfurt/Main - Streng vertraulich wendet sich Herr Kareeman in seiner E-Mail an deutsche Internet-Nutzer: Vor den Kriegswirren in Irak sei er nach Jordanien geflüchtet. Sein Vermögen von 65 Mio. Dollar (rund 60 Mio. Euro) liege in Schweden. Wer ihm helfe, die Summe auf ein anderes Konto zu schaffen und somit zu waschen, für den fielen satte 35 Prozent ab - über 20 Mio. Dollar.
Der Haken an der Geschichte: Herrn Kareeman existiert nicht. Es existieren nur Gauner-Banden, die leichtgläubige Menschen seit Jahren mit filmreifen Storys um horrende Summen erleichtern. Bisher lockten die als"Nigeria-Connection" berüchtigten Abzocker-Cliquen ihre Opfer mit Abenteuer-Märchen aus Afrika auf den Leim. Aus aktuellem Anlass aber haben sie - und viele andere Gauner - Irak als Köder entdeckt.
"Betrüger wollen oft glaubwürdiger werden, indem sie eine gewisse Aktualität vorspiegeln", sagt Andreas Lang vom Deutschen Anleger-Schutzbund (DASB)."Das ist typisch für unseriöse Maschen." Lang erzählt von einem anderen Irak-Trick, mit dem blauäugige Deutsche bereits seit Jahresanfang geschröpft werden. Per Telefon bieten die Gauner dabei Anteils-Scheine am Wiederaufbau von Schulen oder Krankenhäusern in Irak an. Vor allem ältere Menschen sind die Opfer dieser Tour."Da heißt es dann: Sie erinnern sich doch noch an die Nachkriegszeit in Deutschland und den Marshall-Plan", sagt Lang. Zwischen 15 und 30 Prozent Rendite werde den unbedarften Senioren versprochen. Der Schaden für die Opfer sei mal kleiner, mal größer."Ab 5000 Euro geht es hoch", sagt Lang."Die nehmen alles."
Auch Thomas Bieler, Anleger-Schützer bei der Verbraucherzentrale NRW, sind die Irak-Maschen bekannt."Die erfinden die abenteuerlichsten Räuberpistolen", sagt er. Die Tricks der"Nigeria-Connection", die sich jetzt auf Irak verlegt, begleiten seine Arbeit seit langem."Anfangs haben sie Briefe oder Faxe verschickt", erinnert er sich."Jetzt werden eben per E-Mails seitenweise Geschichten erzählt". In einigen Fällen schmückten sich die Absender in ihren Schreiben mit Namen wie Prince Peter Kabila oder Mr. Seko Mobutu. Und gaben sich als Söhne von zentralafrikanischen Machthabern aus, die Hilfe bräuchten, um das Millionenvermögen des Clans außer Landes zu schaffen. Die Irak-Mails seien bisher nicht ganz so dreist: Von fingierten Mails des Saddam-Clans sei zumindest noch nichts bekannt, sagt Bieler.
Die Ermittler des Bundeskriminalamts beobachten das Treiben seit langem. Vor wenigen Tagen warnte die Behörde, dass die Nigeria-Masche verstärkt mit Geschichten aus Irak und Afghanistan verbunden werde. Aktenkundig sind aber meist nur Herr Kareeman und seine frei erfundenen Kollegen. Die Drahtzieher bleiben im Dunkeln."Allein die Versendung der Mails ist noch kein Straftatbestand", so eine Sprecherin der Behörde."Erst wenn die Leute reingefallen sind, werden wir aktiv". Die Arbeit der Ermittler ist trotzdem verzwickt: Die Hintermänner sitzen nach wie vor meist in Afrika, vor allem in Nigeria.
Von dort schicken sie gefälschte Bankunterlagen und Dokumente. Die Opfer werden so dazu gebracht, auf dem Weg zum versprochenen Millionen-Geschäft teilweise Hunderttausende Euro an Gebühren und Provisionen zu bezahlen. Das versprochene Geld aber habe noch niemand erhalten, heißt es beim BKA.
Wenigen Festnahmen stehen nach einem Bericht der Behörde jährlich Schäden von mehreren Millionen Euro gegenüber."Wenn man einmal in der Hand solcher Leute ist, lassen die einen nicht mehr los", sagt Thomas Bieler. Rieche ein Angebot nach einer derartigen Masche, gebe es nur ein Gegenmittel:"E-Mail löschen oder Hörer auflegen." AFP
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