-->Faules Osterei - Webspace bei T-Online wird kostenpflichtig
von Susanne Fiedler
Erst vor kurzer Zeit hat T-Online den smtreply kostenpflichtig gemacht. Nun hat das Unternehmen eine weitere mögliche Geldquelle bei seinen Kunden entdeckt, den bisher kostenlosen Webspace. Wer diesen als T-online Kunde genutzt hat, wird seine Webseite stark beschneiden oder zahlen müssen.
Bisher sind die Kunden noch nicht weiter darüber informiert worden. Eine Email hat T-Online noch nicht geschickt. Dies soll etwa drei Monate vor der Umstellung erfolgen. Lediglich wer sich in die T-online-eigenen Newsgroups verirrt, kann mehr über das neue Vorhaben erfahren. Wir haben die Vorgänge dort einmal genauer verfolgt und wollen Ihnen die Ergebnisse nicht vorenthalten.
So manch alter T-online-Kunde mag sich Hoffnung machen, dass ihm diese Änderung beim Webspace nicht betrifft, denn schließlich war der kostenlose Webspace Bestandteil seines Vertrages. Doch natürlich hat sich die Telekom-Tochter auch hier ein Hintertürchen offengehalten. Laut AGB ist sie berechtigt, einzelne Leistungsmerkmale zu ändern. Die Änderungen bei dem Leistungsmerkmal Webspace sind somit nach Aussage des T-online Teams juristisch wasserdicht.
Der Plan
PHP so heißt das neue Webspace-Leistungsmerkmal - der Name führt in die Irre. Denn wer gedacht hat, mit der Kostenpflichtigkeit des Webspaces kämen einige wünschenswerte Features wie z.B. php hinzu, wird enttäuscht. PHP steht keineswegs für ein Feature des Webspaces. Im T-online-Deutsch ist das die Abkürzung für Private Homepage. Diese bahnbrechenden Angebote im Bereich Webspaces stellt die T-online-Kunden nun vor die Wahl.
Entweder entscheiden sie sich für 2 MB Webspace, 1 GB Transfervolumen und einer URL in der Form www.mein-wunschname.privat.t-online.de. Dieses Angebot ist dann kostenlos.
Oder er wählt wie bei der alten T-online-Homepage 10 MB Webspace und 2 GB Transfervolumen sowie einer URL in der Form www.mein-wunschname.privat.t-online.de, dann muss er aber monatlich 2,95 Euro zahlen. Dafür bekommt er aber weitere Leistungen dazu:
Upload über HTTP über ein Admintool möglich, unabhängig von der Einwahl über T-online
Erstellung von 10 Webseiten mit Hilfe seines Design-Assistenten
Feste CGIs: Feedbackformular, Gästebuch und Zähler, Flashanimation, Passwortschutz sowie ein Newsticker.
Diese Leistungen können kostenpflichtig erweitert werden:
Für je 0,95 Euro/Monat gibt es eine Bildergalerie mit maximal 5 Galerien (max. 100 Bilder)
Weitere 0.95 Euro/Monat und man ist stolzer Besitzer einer.de-Domain, es lassen sich unbegrenzt viele.de-Domains zu je 0.95 Euro/Monat einrichten
Zusätzliche 10 Seiten im Design-Assistenten schlagen mit 2,95 Euro/Monat zu Buche, wer gar eine unbegrenzte Anzahl von Seiten mit dem Designassistenten erstellen will, zahlt 6,95 Euro/Monat mehr.
Je angefangene 10 MB zusätzlicher Webspace kosten 0,95 Euro/Monat
Die Haken
Jede geringfügige Überschneidung des Trafficvolumens schlägt sofort mit 9,95 Euro/Monat zu Buche. Eine kundenfreundlichere Abrechnung in 100 MB-Schritten, wie viele Hoster anbieten, ist nicht möglich.
Was nützt die theoretische Möglichkeit, sich mehrere.de-Domains zuzulegen, wenn diese alle nur auf die index.html-Seite geleitet werden können?
Was ist eine TLD wert, wenn man unter diesem Domainnamen keine Emails empfangen kann - diese Leistung ist nämlich nicht möglich, darauf wird ausdrücklich hingewiesen.
Mitbenutzer, die bisher auch Webseiten einrichten konnten, bleiben erst einmal außen vor. Zwar ist laut T-Online-Team angedacht, auch für sie kostenpflichtige Premiumdienste einzurichten, aber konkrete Angebote gibt es nicht.
Besonders bedenklich ist auch, dass im Moment von Kundenseite her keine Möglichkeit besteht, den Traffic zu begrenzen.
Auf Altkunden kommt Arbeit zu. Denn vorhandene Webseiten werden nicht etwa in die neue überführt. Sie werden in ca. einem halben Jahr gelöscht. Der Kunde muss dann die Seite auf den neuen Webspace aufspielen.
Technische Probleme
Vielleicht scheut sich T-Online auch, die Fakten zur neuen Homepage ihren Kunden bekannt zu geben, weil es anscheinend noch gravierende Mängel im technischen Bereich gibt. Die Kunden der hauseigenen Newsgroup als Betatester, die für die Tests auch noch selber zahlen müssen?
So liest der Kunde in den Hinweisen, dass für das Funktionieren des Admintools der IE ab Version 5.5 mit aktiviertem Javascript Voraussetzung ist. User, die dennoch versucht haben, mit anderen Browsern das Admintool zu erreichen, berichten teilweise von einem seltsamen Verhalten ihres Browsers. So berichten Netscape 7.x-user von einem wahren Feuerwerk an Transmit und Receive-Vorgängen. Auf die gewünschte Seite kommt man nur, wenn man auf den Abbrechen-Button des Browsers klickt.
Auch sonst muss das T-online-Team Fehler in der Software einräumen. Wenn z.B. der Anmeldevorgang zur neuen Homepage an einem bestimmten Zeitpunkt unterbrochen wird, ist für den Kunden eine Homepage mit dem Namen unknown angelegt worden, die dann zwar nicht existiert, es aber den Kunden nicht mehr ermöglicht, seine gewünschte Homepage anzulegen.
Ein Kunde scheint bei solch einem Anmeldevorgang plötzlich auf einer Anmeldemaske, die nur für interne T-online-Mitarbeiter gedacht ist, gelandet zu sein.
Server-Fehlermeldungen sind im Moment zumindest keine Seltenheit. Einige Kunden berichten, dass ihr Trafficzähler nicht funktioniert - angesichts der Zusatzkosten bei Trafficüberschreitung schlichtweg ein Unding. Dazu kommt eine unverständliche Statistik - anscheinend nicht nur für die Kunden. Auf die Frage eines Kunden, was denn unter dem Statistikwert"erschiedene Rechner" zu verstehen sei, ob damit vielleicht verschiedene IP's gemeint sind, kann das T-online-Team nur antworten, dass sie das auch stark annehmen.
Die Statistiken scheinen wirklich noch fehlerbehaftet zu sein. Denn mit dem Monat April sind bei nicht wenigen Kunden die März-Statistiken verschwunden.
Lücken im System
Wer sich mit der kostenfreien Variante zufrieden gibt, könnte theoretisch kostenlos mehr Webspace belegen, denn laut Auskunft der T-online-Teams ist kein Preis für den Mehrverbrauch bei diesem Angebot festgelegt. Es sollte bei der Überschreitung eine Fehlermeldung kommen, aber wie gesagt, es sollte...
Desweiteren gibt es beim kostenpflichtigen Angebot keine Regelung bei einem Wechsel der Domain. Wer also seine.de-Domain ändern will, der müsste weiterhin nur 0.95 Euro zahlen. Das könnte für T-online schnell teuer werden, nämlich dann wenn Kunden dies oft machen.
T-online-Logik
Wieder einmal ist die Logik von T-online kaum nachzuvollziehen. Wer einmal die kostenlose Homepage angemeldet hat, der wird größere Schwierigkeiten haben, sie ohne Hilfe wieder abzumelden. Wir erinnern uns: Das kostenfreie Angebot, bisher als Basisleistung bekannt, heißt nun Private Homepage, wer mehr will, kann laut T-online den Premiumdienst PHP Plus in Anspruch nehmen. Hierbei gibt es das Basispaket, das wiederum um zusätzliche Features ausgebaut werden kann. Soweit, so schlecht. Wer nun die Homepage löschen oder online administrieren will, wird erst einmal einen Schrecken bekommen. Denn die kostenlose Homepage versteckt sich nun hinter den Begriff Premiumdienst. Premiumdienst? Moment, war der bei T-online nicht immer kostenpflichtig? Erschreckt überlegt der Kunde, ob er vielleicht das aus Versehen das falsche PHP-Paket angemeldet hat. Aber das T-online Team gibt Entwarnung: Die kostenlose PHP sei ein Premiumdienst, weil dabei zusätzliche Trafficentgelte anfallen können. Aha! Der stets flexible T-online Kunde lernt: Basis Feature = Premium Dienst.
Dem inzwischen von der T-online Logik infizierte Kunde wird auch nicht mehr die Argumentation eines Kunden in der Newsgroup nachvollziehen können. Das T-online Team hatte ihm mitgeteilt, dass es ein Wusch vieler Kunden war, ein Online-Admintool für die Homepage zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dem sei man nun nachgekommen. Daraufhin antwortete der offensichtlich noch nicht mit der T-Online-Logik infizierte Kunde, warum dann der Webspace und nicht dieses Feature kostenpflichtig geworden sei.
Auch die Rechnungen, die in der Newsgroup aufgestellt werden, sind dann verständlich. Einerseits beeilt sich das T-online Team, dass mit dieser Neuerung allerhöchstens eine halbe Million Kunden, die eine Homepage haben, betroffen seien, angesichts von ca. 10 Millionen Kunden doch eher ein geringer Anteil. Andererseits verweist eben dieses Team darauf, dass sich T-online doch keine Möglichkeit für so einen großen Gewinn entgehen lassen dürfe. Wenn diese Zahlen stimmen, dann ist es mehr als fraglich, ob die Kunden mit Homepage wirklich so eine große Einnahmequelle sein können.
Besonders interessant wird es für einen noch nicht T-online Logik-Infizierten, wenn es auf das Thema Sicherheit bei einer Trafficüberschreitung kommt. Wie schon erwähnt, ist es hier nicht möglich, eine Obergrenze anzugeben. Das T-online Team weist aber darauf hin, dass die Grenze der T-online Abrechnung auch für die Kosten, die eventuell die Homepage verursacht gilt. Dieses Limit hat zur Folge, dass bei einer Überschreitung keine Einwahl mehr möglich ist. Man überlege sich nun den Fall, dass ein Inhalt einer Homepage sehr bekannt wird und der Traffic explodiert. Dann wird zwar irgenwann einmal das Abrechnungslimit erreicht, doch kann sich dann der Webspaceinhaber über T-online nicht mehr einwählen, um die trafficerzeugende Datei aus dem Internet zu nehmen. Immerhin versichert das Team, dass immer vor dem Erreichen eines neuen Gigabytes eine Benachrichtigung per Email kommen wird. Die Frage ist, ob die Kunden darauf vertrauen (können).
Fazit
Sicherlich mag es - wie vom T-online Team aufgeführt - unter der halben Million T-online Homepage-Besitzer einige schwarze Schafe geben, die sich nur bei T-online call by call angemeldet haben, um in den Genuss der 10 MB Webspace zu kommen. Doch scheint dieses Argument sehr schwach. Will man diesen Missbrauch verhindern, hätte eine Klausel genügt, dass es den Webspace erst ab einem gewissen Mindestumsatz gibt.
Wie bereits vom Mutterkonzern gewohnt, fehlt auch dem Ableger T-online das nötige Fingerspitzengefühl. Alte Bestandskunden werden verprellt, neue, noch unwissende, mit scheinbar tollen Features wie dem Design-Assistenten angelockt. Eine Geschäftspolitik, die T-online schon lange verfolgt. Doch die Frage ist, wie lange das noch möglich ist. Denn in Regionen, in denen der Kunde Alternativen hat, sind nicht wenige zu anderen Anbietern abgewandert. Die anderen Altkunden sitzen noch mit geballter Faust in der Hosentasche da und hoffen auf eine baldige Alternative.
Schlimm ist, dass der unerfahrene Neu-Kunde die Haken des Angebots nicht sehen kann. Im Gegenteil, sie können ihm schaden, siehe die unausgegorene Limitsperre. Der erfahrene Kunde wird die neuen Features nicht brauchen. Nicht umsonst ist der Upload via FTP und nicht über HTTP ein Feature, das von allen gängigen Hostern herausgestellt wird. Hätte man die erfahrenen Kunden vor die Wahl gestellt, ob 10 MB Webspace oder die neuen Features, wäre die Antwort klar ausgefallen. Außerdem ist T-online mit dem Angebot keineswegs günstig und der Service, siehe Trafficbegrenzung,.de-Adresse ohne Emailempfangsmöglicheit und Browservoraussetzungen eher schlecht. Nicht zu vergessen, dass der Konkurrent AOL immer noch 5x2MB Webspace je Kunde kostenlos anbietet.
Ob die Proteste der Newsgroups-Teilnehmer Erfolg haben können? Das T-online Team lässt die Hoffnung zerplatzen:"Jedenfalls ist uns aus der Vergangenheit kein Fall bekannt, in denen ein Angebot auf Grund von Protesten in den Newsgroups nachträglich geändert wurde." Der Kunde ist anscheinend, zumindestens bei T-online, nicht König. Aber eine Hoffnung bleibt, sagt doch das Team weiter:"Ein Preis rechtfertigt sich durch Angebot und Nachfrage. Wenn genügend Kunden diesen Preis akzeptabel finden, ist er gerechtfertigt."
<ul> ~ http://www.userchannel.de/sonntagsseite/newsseite.php?datum=20.04.2003&newsID=24</ul>
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-->finde ich den Schritt gar nicht mal als falsch:
99% aller Homepages sind wortwörtlich:
"...himmelsschreinder Mühl, durch Werbung verpestet, für Produkte, die keine
Sau dieser Welt ernsthaft haben will... Popups verseucht, zu nichts zu gebrauchen, und bodenlos stechend schlechte Selbstdarstellung eines Besoffenen,
der nach 5 Bier für Kunstrasen ist, und nach dem 8-ten dagegen...".
Da gönne ich den Machern von des Telekomwahnsinnismus und natürlich allen Usern mehr Webqualität - und genau das wird mit höchster Wahrscheinlichkeit auch erreicht.
Ich höre zwar schon: Beschneider der Freiheit etc. -
aber:
wenn mir jede Frau/Mann (Mann - für die andere Hälfte der Weltbevölkerung) in der Kneipe, erst einmal ihre Lebensgeschichte erzählen würde, damit ich sie(ihn) hinreichend kenne, um eine mehr weniger sexinteressierte Meinung zur Person zu gewinnen, obwohl diese mir eigentlich nur so etwas, wie DSL Zugang von
1&1 oder Handy von O2, oder eine Gewinnspielregistrierung verkaufen will, finde ich doch irgendwie langsam ätzend - von den Netzexhibitionisten mal ganz zu schweigen, die offenkundig - wie in RTL Talkshow - ihre sexuelle Vorlieben offen legen, weil es sich für eine Talkshow so gehört.
Für derartige"Präsentation" kann man gar nicht genug Geld verlangen. Ab 100 Euro rauf pro Transfer sollte man als Sonderangebot verstehen. ;)
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Falls Jemand auf Idee kommen sollte, was mich gebissen hat - hier die Antwort:
die interesantesten Webangebote gehen in diesem bodenlosen Mühl einfach unter.
Mitunter der Grund, warum ich zwar mehrere Domains gebucht habe, aber mich nicht dazudurchdringen kann, eine Webseite zu erstellen.
Gruß.
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