R.Deutsch
28.04.2003, 17:20 |
@Die Geldtheoretiker - Wiegen oder ZĂ€hlen - eine Denkfalle? Thread gesperrt |
-->Als Fallenspezialist (Die Geldfalle) habe ich hier einen Ruf zu verteidigen.
Also ich denke, wir mĂŒssen uns auch davor hĂŒten in kleine, trickreiche Denkfallen zu tappen. Vor die Frage gestellt: âWiegen oder ZĂ€hlenâ könnte man ja meinen, nur Eines kann richtig sein. Ich denke aber, Beides ist richtig - also Wiegen und ZĂ€hlen - und ich wĂŒrde das wie folgt begrĂŒnden.
ZunĂ€chst einmal stehen wir vor der Tatsache, dass Wert immer subjektiv ist, dass also niemand, auch nicht der Staat, einen fĂŒr alle verbindlichen Wert festlegen kann. Dottores Machttheorie des Geldes scheitert, denke ich, auch an dieser Stelle. Die Macht des Staates endet ja logischerweise an seiner Staatsgrenze. Die Entstehung internationalen Geldes lĂ€sst sich also mit der Abgabepflicht nicht erklĂ€ren. Andererseits lĂ€sst sich ja der Handel ĂŒber die Grenzen zu allen Zeiten mit Gold und Silber wohl auch nicht bestreiten.
Wenn aber Wert immer subjektiv ist und man keinen fĂŒr alle verbindlichen Wert festlegen kann, steht man vor dem Problem, wie man Wirtschaft rechenbar machen kann. Dieses Problem lĂ€sst sich nur durch Wiegen und ZĂ€hlen lösen. Man wiegt eine bestimmte Menge (Edelmetall) ab und zĂ€hlt dann in dieser standardisierten Menge. (5 Gulden, 10 Taler etc.). Wenn man also ĂŒberhaupt eine Entscheidung treffen will, dann ist es Wiegen.
Einen Zettel (oder auch eine MĂŒnze) mit einer 20 zu bedrucken und zu behaupten, die 20 sei ein fester Wert, ist eine TĂ€uschung - ein Zaubertrick, weil es darĂŒber hinwegtĂ€uscht, dass die 20 im âWertâ genauso schwankt wie 2 Gramm Gold im Wert (subjektiv) schwanken. Der einzige Unterschied ist, dass man 20 nicht mehr nachprĂŒfen kann, weil niemand weiĂ, was 20 ist. Aber das ist ja auch beabsichtigt - das ist der Trick.
Fröhliches Fallenstellen wĂŒnscht
RD
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Popeye
28.04.2003, 17:53
@ R.Deutsch
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Re: @Die Geldtheoretiker - Wiegen oder ZĂ€hlen - nein - zwei Ebenen |
-->Hallo, @R.Deutsch,
das sind zwei verschiedene Ebenen:
Nutzen und Wert als subjektive PrÀferenzskalen. (Es gibt keine kolletive Nutzen-oder Wertfunktion - siehe auch das bereits zitierte Buch von Timothy Roth).
Und, andererseits (wie Du selber ausfĂŒhrst) VertragserfĂŒllung: Entweder wir zĂ€hlen oder wir wiegen - es gibt keine andere Alternative.
Nur um letzteres Konzept geht es hier. Ăber den Wert, den ein Euro fĂŒr Dich oder mich hat kann man nicht sinnvoll streiten.
GrĂŒĂe
Popeye
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Silberfuchs
28.04.2003, 18:41
@ R.Deutsch
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Einspruch, |
-->>Als Fallenspezialist (Die Geldfalle) habe ich hier einen Ruf zu verteidigen.
>Also ich denke, wir mĂŒssen uns auch davor hĂŒten in kleine, trickreiche Denkfallen zu tappen. Vor die Frage gestellt: âWiegen oder ZĂ€hlenâ könnte man ja meinen, nur Eines kann richtig sein. Ich denke aber, Beides ist richtig - also Wiegen und ZĂ€hlen - und ich wĂŒrde das wie folgt begrĂŒnden.
>ZunĂ€chst einmal stehen wir vor der Tatsache, dass Wert immer subjektiv ist, dass also niemand, auch nicht der Staat, einen fĂŒr alle verbindlichen Wert festlegen kann. Dottores Machttheorie des Geldes scheitert, denke ich, auch an dieser Stelle. Die Macht des Staates endet ja logischerweise an seiner Staatsgrenze. Die Entstehung internationalen Geldes lĂ€sst sich also mit der Abgabepflicht nicht erklĂ€ren. Andererseits lĂ€sst sich ja der Handel ĂŒber die Grenzen zu allen Zeiten mit Gold und Silber wohl auch nicht bestreiten.
>Wenn aber Wert immer subjektiv ist und man keinen fĂŒr alle verbindlichen Wert festlegen kann, steht man vor dem Problem, wie man Wirtschaft rechenbar machen kann. Dieses Problem lĂ€sst sich nur durch Wiegen und ZĂ€hlen lösen. Man wiegt eine bestimmte Menge (Edelmetall) ab und zĂ€hlt dann in dieser standardisierten Menge. (5 Gulden, 10 Taler etc.). Wenn man also ĂŒberhaupt eine Entscheidung treffen will, dann ist es Wiegen.
>Einen Zettel (oder auch eine MĂŒnze) mit einer 20 zu bedrucken und zu behaupten, die 20 sei ein fester Wert, ist eine TĂ€uschung - ein Zaubertrick, weil es darĂŒber hinwegtĂ€uscht, dass die 20 im âWertâ genauso schwankt wie 2 Gramm Gold im Wert (subjektiv) schwanken. Der einzige Unterschied ist, dass man 20 nicht mehr nachprĂŒfen kann, weil niemand weiĂ, was 20 ist. Aber das ist ja auch beabsichtigt - das ist der Trick.
>Fröhliches Fallenstellen wĂŒnscht
>RD
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Silberfuchs
28.04.2003, 18:46
@ Silberfuchs
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Einspruch, |
-->
Die Macht des Staates endet ja logischerweise an seiner Staatsgrenze. Die Entstehung internationalen Geldes lĂ€sst sich also mit der Abgabepflicht nicht erklĂ€ren. Andererseits lĂ€sst sich ja der Handel ĂŒber die Grenzen zu allen Zeiten mit Gold und Silber wohl auch nicht bestreiten.
Wie ist es aber mit der Macht beschert?
Kann nicht ein Staat, der stÀrker ist als alle anderen diese anderen zu"Tribut" in eigener WÀhrung verdonnern?
Auch wenn hier und da zur TĂ€uschung kleine Umwege ĂŒber Rohstoffe wie z.B. Oel gegangen werden, ist diese Masche m.E. grade stark im kommen.
>>Fröhliches Fallenstellen wĂŒnscht
>>RD
GrĂŒbelgrĂŒbel
Silberfuchs
PS: Bitte obigen Beitrag löschen, mein Kopf war schneller als die Finger.
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dottore
28.04.2003, 19:16
@ Silberfuchs
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Re: Einspruch, |
-->>
>Die Macht des Staates endet ja logischerweise an seiner Staatsgrenze. Die Entstehung internationalen Geldes lÀsst sich also mit der Abgabepflicht nicht erklÀren.
Doch. Gerade der Ăbergang zum AuĂengeld, siehe auch den Aufsatz, auf den Popeye verwiesen hat (bei der"Quelle" fehlt eine Leertaste) und den höchst klugen H. Schurtz vor mehr als 100 Jahren, ist auf Abgabenpflicht in diesem AuĂengeld zurĂŒckzufĂŒhren.
>Andererseits lĂ€sst sich ja der Handel ĂŒber die Grenzen zu allen Zeiten mit Gold und Silber wohl auch nicht bestreiten.
Eben. Warum brauchte man in Gotland Tonnen von Silber, die bis heute dort - vergraben - gefunden wurden?
>Wie ist es aber mit der Macht beschert?
>Kann nicht ein Staat, der stÀrker ist als alle anderen diese anderen zu"Tribut" in eigener WÀhrung verdonnern?
Justamente.
>Auch wenn hier und da zur TĂ€uschung kleine Umwege ĂŒber Rohstoffe wie z.B. Oel gegangen werden, ist diese Masche m.E. grade stark im kommen.
Jawoll!
Und GruĂ!
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Galiani
28.04.2003, 21:49
@ dottore
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Re: Einspruch, |
-->>>
>>Die Macht des Staates endet ja logischerweise an seiner Staatsgrenze. Die Entstehung internationalen Geldes lÀsst sich also mit der Abgabepflicht nicht erklÀren.
>Doch. Gerade der Ăbergang zum AuĂengeld... ist auf Abgabenpflicht in diesem AuĂengeld zurĂŒckzufĂŒhren.
Ja, natĂŒrlich! Weil der Wert des AuĂengeldes primĂ€r schon feststand, lieĂ sich - als sekundum - der Abgaben fordernde Staat seine Abgaben in (dem schon zuvor) wertvollen (AuĂen-)Geld bezahlen.
>>Andererseits lĂ€sst sich ja der Handel ĂŒber die Grenzen zu allen Zeiten mit Gold und Silber wohl auch nicht bestreiten.
>Eben. Warum brauchte man in Gotland Tonnen von Silber, die bis heute dort - vergraben - gefunden wurden?
Um einer Beraubung von (primĂ€r feststehenden) Werten durch abgabenheischende RĂ€uber zu entgehen, natĂŒrlich!
>>Wie ist es aber mit der Macht beschert?
>>Kann nicht ein Staat, der stÀrker ist als alle anderen diese anderen zu"Tribut" in eigener WÀhrung verdonnern?
>Justamente.
Tat er eben nie! Er forderte immer Gold oder in Gold konvertibles Geld bzw. Waren! (Z.B. von Deutschland nach beiden Weltkriegen!)
Und GruĂ
G.
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dottore
29.04.2003, 12:21
@ Galiani
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Re: Was mag ein oder der"primÀr feststehende(r) Wert" sein? |
-->Lieber Galiani,
was verbirgt sich unter diesem Topos?
Wer hat diesen Wert festgesetzt? Warum waren Bronze und Meteoriten-Eisen ("schwarzes Eisen") zunĂ€chst erheblich wertvoller als Gold - oder auf welchen"primĂ€ren" Wert heben Sie ab? Warum haben die Ăgypter Cu-Barren abgefordert? Warum die Hethiter Zinn-Barren? Warum haben die GotlĂ€nder Silber versteckt und nicht Gold, das erheblich leichter und korrosionsfester zu verstecken gewesen wĂ€re? Warum haben die PreuĂen von Frankreich nach Napoleon Silber (statt Gold) abgefordert und 1871 gleich noch ein Mal?
WĂ€re Gold der"primĂ€r feststehende Wert" gewesen, hĂ€tte man doch von Anbeginn aller Zeiten ("primĂ€r" also) Gold nehmen mĂŒssen.
Schönen GruĂ!
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