Tempranillo
03.05.2003, 20:32 |
Bordeaux-Preise im freien Fall Thread gesperrt |
-->Die Nachricht ist zu wichtig, als daß ich sie in dem Thread weiter unten verstecken möchte, Bordeaux-Grand-Crus werden billiger. Chateau Latour erfreut die zweibeinigen Rebläuse mit einer Preissenkung von 30 Prozent.
Welt am Sonntag, 4.5.
Parker, hilf!
Preise für Bordeaux-Weine im freien Fall - Wein Notizen
von Hendrik Thoma
Jedes Jahr Anfang April jettet die Weinelite einem Magnetismus folgend in das Weinmekka Bordeaux. Man will sich erste Eindrücke über den letzten Jahrgang aus erster Hand verschaffen. Der Ordnung halber sei erwähnt, dass die Aufmerksamkeit nur den 50 besten Châteaux gilt. Die restlichen 10 000 Weingüter des größten zusammenhängenden Weinanbaugebietes der Erde produzieren meist gute Alltagsweine, die in den letzten Jahren im Verhältnis zu Kalifornien, Chianti und Rioja ziemlich preisstabil geblieben sind.
Doch bei dieser Pilgerfahrt der Weinkenner geht es letztlich um ein paar Dutzend Spitzenweine, die vor dem Kauf schon mal auf ihre"Materie" mit Auge, Nase und Mund überprüft werden. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten und Anlass für viele Spekulationen, welches Château oder welcher gewiefte Garagenwinzer in diesem Jahr das Rennen macht. Hohe Bewertungen in der internationalen Presse schlagen sich zunächst in der Nachfrage und später im Kassenbuch nieder.
Allerdings beschäftigte die angereisten Weinnasen neben dieser einen Frage eine viel brennendere, aktuellere. Lohnt es sich überhaupt noch, Spitzenweine zu subskribieren?
Subskribieren heißt den noch im Fass liegenden Wein bei einem lokalen oder nationalen Händler mit einer Zahlung zwei Jahre vorab zu erwerben. Dieses geschieht in der Hoffnung, dass der Wein bis zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung eine Wertsteigerung durchgemacht hat. Für die Châteaux und den Handel ein cleverer Schachzug, Teile oder sogar die ganze Ernte, im Vorfeld zu veräußern.
Von den letzten sechs Jahrgängen trifft die Wertsteigerung in der Subskriptionsphase im größeren Umfang nur auf den 2000er zu. Alle anderen konnten kurzfristig noch nicht beweisen, ob sie nachziehen können. Zur Beruhigung: Noch kein Jahrgang ist im großen Maße eingebrochen, bis auf den 1997er, der teilweise unter seinen damaligen Ausgabepreis gerutscht ist.
Es ist ein Geschäft mit vielen Tücken und Unwägbarkeiten, denn dahinter verbirgt sich ein cleveres System. So können Privatpersonen zwar Weine auf dem Château verkosten oder in deren Verkostungsräumen zu horrenden Preisen erwerben. Doch für das eigentliche Business sind die Händler beziehungsweise Négociants verantwortlich. Sie allein verkaufen die Weine, bestimmen Angebot und Nachfrage und halten Kontakte zu Interessenten in aller Welt: Eine bewährte Gewaltenteilung, die auf eine lange traditionsreiche Geschichte zurückzuführen ist. Von den 200 in Bordeaux ansässigen Négociants tätigen zwei Dutzend 80 Prozent des Umsatzes der Topweine. Ein Händler in Deutschland kauft demnach seine Allocation jedes Jahr bei einem oder mehreren Négociants ein. Je mehr er kauft und je länger er im Geschäft mit diesem ist, umso höher wird seine zukünftige Zuteilung sein. Eine gewisse Daumenschraube, denn sollte er in einem schwächeren Jahrgang nicht gewillt sein zu kaufen, verliert er im darauf folgenden Jahr einen Großteil seines Kontingents.
Von der sonst so hektischen Betriebsamkeit während der Primeur-Verkostungen konnte diesmal nicht die Rede sein. Im Gegenteil, das Bordelais umgibt in diesen Tagen eine gewisse Tristesse. Nicht, dass der Jahrgang so schlecht war. 2002 ist ein gutes Jahr. Ein gutes mit einer kleinen Ernte, aber kein überragendes.
Allerdings bricht mit diesem Jahrgang Murphy's Law in Reinform über die Winzer herein: Alles kam auf einmal und dann noch schlimmer als befürchtet. Der Irak-Krieg und das damit verbundene Wegbleiben der amerikanischen und britischen Einkäufer war der Anfang. Die globale wirtschaftliche Flaute kam dazu.
Abgesehen davon sind die Keller bei Kunden wie bei Händlern mit den angenehm trinkbaren 97ern oder 99ern noch randvoll. Letztlich ist eine Menge Geld in den hochspekulativen 2000er investiert worden.
Doch am allerschlimmsten ist, dass der amerikanische Weinpapst Robert W. Parker, die internationale Bordeaux-Autorität, seine Verkostungsnotizen erst im Sommer zu veröffentlichen gedenkt. Angeblich soll er gesagt haben, die Bordelaiser Winzer sollten diesmal ihren Wein ohne ihn verkaufen.
Ein schwieriges Unterfangen. Parkers Ohrfeige gegenüber dem Bordelaiser Handel hat nämlich dazu geführt, dass es ohne sein Punkte-System keinen echten Bewertungsmaßstab mehr gibt.
Die Preise für den 2002er befinden sich deshalb im freien Fall. Für 80 Euro wird derzeitig ein großer Wein wie Château Latour auf dem Markt in Bordeaux gehandelt. Damit befindet sich der Preis auf dem Stand von 1997, 30 Prozent weniger als 2001.
Ein lateinisches Sprichwort heißt:"De gustibus non est disputandum" ("Über Geschmack lässt sich nicht streiten") - ein liebenswürdiger Gast in unserem Restaurant sah das anders:"Hören Sie mal, man kann sich sehr wohl darüber streiten, aber dafür sollte man erst einmal einen haben!"
Hendrik Thoma, 35, ist Master Sommelier im Hotel und Restaurant"Louis C. Jacob" in Hamburg
<ul> ~ Vorfreude ist die schönste Freude</ul>
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Diogenes
03.05.2003, 20:34
@ Tempranillo
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Musste so kommen, wurde Ende 2002 jahres auf n-tv als attrakti Anlage gepriesen. |
-->Man muß es positiv sehen: bald kann ich mir auch ein Fläschchen von den edlen Tropfen eingießen. Hhhhhmmmmm!!!!
Dottore hat recht, Chash ist fesch. *g*
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JLL
03.05.2003, 20:41
@ Diogenes
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Re: HypoVereinsbank pries letztes Jahr Anteile an einem Weinfonds an |
-->Wenn sowas ungefragt aus dieser Ecke kommt, ist das auch immer ein sicheres Zeichen. Der Berater empfahl letzte Woche den Kauf von DAX-Aktien (NACH 40 % Kursanstieg), weil der Abwärtstrend nunmehr gebrochen sei. Mal schaun, ob er damit auch wieder"Recht" bekommt?
Schönen Abend
JLL
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- Elli -
03.05.2003, 20:45
@ JLL
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Re: HypoVereinsbank pries letztes Jahr Anteile an einem Weinfonds an |
-->>Wenn sowas ungefragt aus dieser Ecke kommt, ist das auch immer ein sicheres Zeichen. Der Berater empfahl letzte Woche den Kauf von DAX-Aktien (NACH 40 % Kursanstieg), weil der Abwärtstrend nunmehr gebrochen sei. Mal schaun, ob er damit auch wieder"Recht" bekommt?
>Schönen Abend
>JLL
... und der April 2003 war mit ca. 21 % der beste DAX-Monat seit 1959.
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Tempranillo
03.05.2003, 20:50
@ Diogenes
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Re: Hardy Rodenstock war klüger |
-->Hi Diogenes,
wo Du EntenVau erwähnst fällt mir eine Sendung ein, die ebenfalls vor einem Jahr, oder ist es schon länger her, im Crash- und Trash-Kanal zu sehen war.
In der Reihe"Lebensart" hat der Weinhändler Hardy Rodenstock ein paar Bordeaux verkostet, und gemeint, daß sich die Preise erheblich nach unten bewegen werden, nur sei ihm ein Abschlag von 30 Prozent viel zu gering. Er halte 50 bis 60 Prozent für sehr viel angemessener.
Tempranillo
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Diogenes
04.05.2003, 08:12
@ JLL
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Re: HypoVereinsbank pries letztes Jahr Anteile an einem Weinfonds an |
-->>Wenn sowas ungefragt aus dieser Ecke kommt, ist das auch immer ein sicheres Zeichen. Der Berater empfahl letzte Woche den Kauf von DAX-Aktien (NACH 40 % Kursanstieg), weil der Abwärtstrend nunmehr gebrochen sei. Mal schaun, ob er damit auch wieder"Recht" bekommt?
Denke ja. Mich haben sie auch wieder beschwafeln wollen. Sollten mittlerweile eigentlich wissen, daß es bei mir nichts nützt. Ich bin einfach nicht fähig mein Geld mit den tollen Aktienfonds im Schlaf zu vermehren. Statt dessen bestehe mit allem Nachdruck darauf, mein Geld mit Gold zu verlieren, ich alter Sturschädel ich. Und ein Sparbuch habe ich auch, ist sogar was drauf, wie hoffnungslos hinterwäldlerisch. Und dann hebt er sogar Bargeld ab und legt es - man faßt es nicht - in ein Tressorfach, der Esel. Nee so wird das nichts mit dem mühelosen reich werden.*g*
Im Ernst:
Beim S&P ist ein Widerstand gebrochen, aber das Volumen buchstabiert laut und deutlich B-Ä-R, der VIX und das sentiment ditto. Fundamental ist die Sauce ungenießbar wie eh und je. Es wird wieder"beraten" und"empfohlen", au weia. Spätestens bei 950 bis 960 sollte die Reise vorbei sein, da ist ordendlich Widerstand. Einen Put soll es mir wert sein.
Ich glaube, daß jetzt nochmal die Gier zuschlägt (1-2 Tage, eine Woche?), und dann geht es ab nach Süden. Dollar hinterher. Was könnte besser sein als ein gebrochener Widerstand, wenn man Bagholder sucht und der Dollar eine Stütze braucht?
Schaun mer mal.
Gruß
Diogenes
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