--><font size="6">Planspiele für das Altenteil</font>
Die Generation jenseits der 50 hat ganz spezielle Fragen zu ihren Finanzen. Bei herkömmlichen Beratern stößt sie damit oft auf Unverständnis
von Frank Stocker
Frankfurt - Ein kräftiges Blau. Satte Gelbtöne. Abstrakte, phantasieanregende Formen. Die Bilder, die Inge Lamby-Lang malt, zeugen von Lebensfreude und Spontaneität. Finanzielle Sorgen? Hier doch nicht.
Doch wenn die Malerin aus Mühlheim bei Frankfurt ihr Atelier verlässt, sieht alles anders aus. Dann ist da ihr Aktiendepot, dessen Erträge eigentlich ihre schmale Rente aufbessern sollten und heute kaum mehr die Hälfte wert ist. Dann stellt sich die 63-Jährige die Frage, wo sie im Alter wohnen soll. Und dann bekennt sie leise:"Eigentlich lebe ich zurzeit über meine Verhältnisse."
"Ein zerbombtes Aktiendepot und das Thema Wohnen - damit kommen die meisten Menschen zu uns", stellt Joachim Schwer fest. Der 58-Jährige hat die Finanzberatung"Die Alten Hasen" gegründet, die sich ganz auf die Klientel jenseits der 50 und deren Fragen spezialisiert hat. Wie gehe ich mit meinem Immobilienvermögen um? Wie kann ich Vollmachten erteilen, ohne mich gleich selbst zu enteignen? Wie mache ich ein Testament?
Alle Berater sind selbst nicht mehr jung, mindestens 55 Jahre alt (Frauen 50) und seit mehr als 20 Jahren im Geschäft. Damit glauben sie etwas bieten zu können, an dem es den meisten Banken mangelt: das Gespräch mit älteren Kunden auf gleicher Augenhöhe.
Ulrich B. kann dem nur beipflichten. Der ehemalige Fluglotse ereifert sich, sobald das Gespräch auf seine Hausbank, die Dresdner Bank, kommt."Die jungen Berater dort hören überhaupt nicht hin, was ich eigentlich will", wettert er."Die wollen mir immer nur die neuesten Fonds verkaufen."
Der 62-Jährige hat sich in den vergangenen 30 Jahren ein kleines Vermögen aufgebaut."Ich habe die Riester-Rente schon 1970 erfunden", sagt er stolz. 30 Jahre lang zahlte der Junggeselle rund fünf Prozent seines Bruttoverdienstes in Fondsanteile ein. Als er - wie alle Fluglotsen - mit 55 in Ruhestand geschickt wurde, erhielt er noch 75 Prozent seines Gehaltes."Mit den Erträgen aus meinen Ersparnissen konnte ich aber die Lücke schließen."
Nun, da er kurz vor der Rente steht, ließ er sich von den"Alten Hasen" beraten, wie seine finanzielle Planung weiter aussehen sollte.
Zunächst erhielt er dafür einen Fragebogen, in dem er alle Einkünfte und auch seine Ausgaben auflistete. Außerdem bekam er einen Beratervertrag zugeschickt, denn die"Alten Hasen" beraten ausschließlich auf Honorarbasis."Da musste ich erst mal schlucken", bekennt Ulrich B. Denn das Stundenhonorar, das Schwer und seine Kollegen nehmen, beträgt satte 250 Euro. Bei einer durchschnittlichen Beratungsdauer von vier Stunden kommen so leicht 1000 Euro Beratungskosten zusammen. Dafür garantieren die"Alten Hasen" eine objektive Beratung, da sie nichts verkaufen wollen. Und sollten sie doch einmal aus einer Transaktion Provisionen erhalten, so geben sie diese an den Kunden weiter.
Der sparsam lebende, fast schon geizige Ulrich B. investierte das Geld dennoch. Und hat es nicht bereut."Ich hatte das Gefühl, jetzt geht es wirklich mal nur um mich", erzählt er rückblickend. Schwer brachte ihn beispielsweise auf die Idee mit seinem Vermögen eine Stiftung zu gründen, da er keine direkten Erben hat.
Inge Lamby-Lang dagegen wird sich wohl von ihrer Eigentumswohnung trennen und eine Mietwohnung suchen."Bei dem Gespräch kam heraus, dass ich nur so finanziell über die Runden kommen kann", sagt sie. Zwar hat sie hin und wieder Einnahmen aus dem Verkauf von Bildern. Gerade jetzt stellt sie ihre Werke in Frankfurt wieder aus und hofft auf interessierte Kunstliebhaber."Doch die Beträge sind zu klein und zu unberechenbar, als dass ich damit meinen Lebensunterhalt bestreiten könnte", weiß sie. Auch dies hatte ihr Joachim Schwer in seiner offenen und trockenen Art deutlich gemacht."Das hatte ich erst überschätzt", gibt sie zu. Auch sie ist vollauf zufrieden mit Schwers Beratung."Es ist einfach vertrauenserweckend, dass er nichts verkaufen will", sagt sie.
Allerdings ist dies gleichzeitig eine hohe Hürde für die"Alten Hasen", die auch viele potenzielle Kunden abschreckt - das gibt Joachim Schwer offen zu. Daher ist von den Expansionsplänen, die er bei der Gründung seiner Seniorenberatung vor einem halben Jahr noch hatte, inzwischen nicht mehr viel übrig. Von 300 Beratern bundesweit schwärmte er damals noch und liebäugelte sogar mit einem Gang an die Börse. Doch bei den Deutschen ist immer noch die Meinung tief verankert, dass es Finanzberatung umsonst gibt. Doch auch ein Finanzberater muss von etwas leben, meist von den Provisionen für die vermittelten Produkte. Und im Zweifel empfiehlt er dann das Produkt mit der besten Provision. So bezahlt man die Beratung dann indirekt. Oder wie Ulrich B. es in seiner etwas rustikalen Art ausdrückt:"Nix gibt's für nix
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