-->Guten Morgen,
meine Heimatstadt Hameln, schon arg geschlagen von Ratten und einer Horde Pleitegeiern hat einen neuen Frontalangriff zu verkraften.
Das BHW zahlt dieses Jahr nur noch 3 bis 4 Millionen Euro Gewerbesteuer, ca. 70% weniger als normal (Schnitt 10 Mio. jährlich).
Grund sind"Wertberichtigungen" bei den Aktien in Höhe von 151 Millionen Euro, sollte die Aktie wieder steigen, können sich für nächstes Jahr Änderungen ergeben.
Wirklich toll, im ersten Quartal machten die ein"Betriebsergebnis" von 40 Millionen Euro, übers Jahr wären das 160 Millionen, aber nur 3-4 Mio. Gewerbesteuer zahlen, wirklich toll!
Nun meine Frage: Wieso lassen sich Aktien als Verlustvortrag absetzen? Was haben Aktien damit zu tun?
<font color="#d2691e">Das beruht auf zwei Sonderfaktoren: Zum einen hat der Gesetzgeber im Jahr 2001 die Besteuerungssystematik der Gewerbesteuer umgestellt. Leider wurde dabei die Wirkung dieser Umstellung nicht komplett durchdacht. Das hat zu erheblichen Steuerrückzahlungen durch den Staat und die Kommunen geführt.</font>
Noch eine Frage: Warum hat der Staat (die SPD) dieses Gesetz geändert???
Gruß
Henry
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BHW-Bilanz- und Steuerchef Henning Engmann (re.) im Gespräch mit Wolfhard F. Truchseß: Im Jahr 2003 hat Hameln noch mal ein schwieriges Jahr mit uns zu durchschreiten. Foto: Waldeck
2002 war für das BHW kein gutes Jahr - wie lassen sich die Geschäfte in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr an?
Ein unmittelbarer Vergleich mit dem Vorjahresmonaten ist auf Grund der Ausnahmesituation von 2002 nicht möglich. Bei einem langfristigen Vergleich kommen wir aber in die Nähe hervorragender früherer Ergebnissituationen. BHW hat aber im ersten Quartal ein Betriebsergebnis von 40 Millionen Euro erwirtschaftet - eine sehr erfreuliche Zahl, auch wenn es wegen der bekannten Faktoren bei der Bank AHBR deutlich unter dem Vorjahr liegt. Börse, Wirtschaft und Konjunktur - das sind schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Deshalb ist das alte Niveau noch nicht ganz erreicht. Wir sind aber sicher, dass wir mittelfristig wieder zu alten Werten zurückkehren werden.
Das erklärt den Rückgang für das Betriebsergebnis noch nicht. Gehen die Geschäfte doch schlechter?
Hervorragende Werte weisen momentan die Private Baufinanzierung und das Bausparen auf. Der private Vermögensaufbau läuft noch relativ zögerlich, sicher hat das auch mit der depressiven Phase am Kapitalmarkt zu tun. Im Bereich Private Baufinanzierung haben wir im eingelösten Neugeschäft einen Zuwachs von 18,7 Prozent auf eine Bausparsumme von 3,5 Milliarden Euro. Das ist eine gewaltige Steigerung.
Die Stadt Hameln steckt mit ihren Finanzen in schwierigen Zeiten. Wie sieht denn das steuerliche Ergebnis für die Stadt aus?
Im Jahr 2003 hat die Stadt Hameln noch mal ein schwieriges Jahr mit uns zu durchschreiten. Das beruht auf zwei Sonderfaktoren: Zum einen hat der Gesetzgeber im Jahr 2001 die Besteuerungssystematik der Gewerbesteuer umgestellt. Leider wurde dabei die Wirkung dieser Umstellung nicht komplett durchdacht. Das hat zu erheblichen Steuerrückzahlungen durch den Staat und die Kommunen geführt. Zum anderen war das vergangene Jahr auch für BHW schwierig und verbunden mit der Notwendigkeit von Wertberichtigungen, die dann steuerlich durchgeschlagen haben. Den daraus resultierenden Verlustvortrag werden wir einmalig in diesem Jahr nutzen. Wir werden aber 2004 tendenziell zur früheren Höhe der Steuerzahlungen zurückkehren.
Was bedeutet das konkret?
Konkret bedeutet das, dass die Stadt Hameln für das Jahr 2003 eine erhebliche Reduzierung des Gewerbesteueraufkommens zu verkraften hat.
Wie lautet die Hiobsbotschaft für die Stadt summa summarum?
Gemessen an Vorjahresdurchschnitten wird der Rückgang 60 bis 70 Prozent betragen.
Was hat denn der BHW Konzern als größter Steuerzahler in Hameln bisher im Durchschnitt an Gewerbesteuern bezahlt?
Das waren im Durchschnitt rund zehn Millionen Euro. Das wird sich einmalig für dieses Jahr erheblich absenken.
Auf etwa vier Millionen Euro...
Auf etwa drei bis vier Millionen Euro. Das wird im nächsten Jahr schon wieder besser sein.
Das trifft den Haushalt der Stadt Hameln natürlich ins Mark. Gibt es keine anderen Möglichkeiten, diesen Verlustvortrag über mehrere Jahre zu verteilen?
Der Vorstand eines Unternehmens ist beauftragt, das Unternehmen betriebswirtschaftlich zu führen. Wir wissen, dass dieser einmalige Ausfall von Gewerbesteuer schmerzhaft für die Stadt Hameln ist, aber er ist nicht zu vermeiden. Schließlich geht es auch um unsere Arbeitsplätze und die Kaufkraft hier in Hameln. Im Gegensatz zu großen Finanzdienstleistern in Frankfurt, die massiv Stellen abbauen, halten wir unsere Arbeitsplätze.
BHW plant, die Gewinnabführung innerhalb des Konzerns zu ändern. Wir wirkt sich das aus?
Bis zum Jahr 2001 hat man die Unternehmen gewerbesteuerlich als ein Unternehmen betrachtet. Das hat der Gesetzgeber 2002 geändert: Man hat die Unternehmen gewerbesteuerlich getrennt beurteilt und besteuert. Wir schlagen der Hauptversammlung vor, einen Ergebnisabführungsvertrag zwischen der BHW Holding AG und der Bausparkasse AG zuzustimmen. Das hat die Folge, dass sie wie ein Unternehmen betrachtet werden. Damit stellen wir gewerbesteuerrechtlich den alten Zustand wieder her.
Bedeutet das, dass Sie Gewinne und Verluste der Konzerntöchter gegeneinander aufrechnen können?
Nur die der Bausparkasse und der Holding. Und die Holding hat eben durch die Bewertungsmaßnahmen 2002 einen steuerlichen Verlust hinnehmen müssen. Diese Verlustverrechnung führt jetzt zu einer einmaligen Verringerung des Steueraufkommens. Dies hat nichts mit der Ertragssituation unserer Bank-Tochter AHBR zu tun. Die Besteuerung der AHBR ist geschieht vollkommen separat und hat auf das Steueraufkommen für Hameln keinerlei Einfluss. Die finanziellen Leistungen an die AHBR sind steuerlich für die Holding kein relevanter Vorgang.
Was schlägt dann steuerlich als Verlustverrechnung durch?
Das ist die Wertberichtigung für unsere eigenen Aktien in Höhe von 151 Millionen Euro. Das wirkt sich unmittelbar auf die Steuern und damit auf die zu zahlende Gewerbesteuer aus. Wenn die BHW-Aktie im Kurs weiter steigt, könnten sich relativ zeitnah auch wieder Gegenbewegungen ergeben. Stichtag dafür ist jeweils der 31. Dezember.
Wann werden sie zu Steuerzahlungen in alter Höhe zurückkehren?
Das wird tendenziell schon im nächsten Jahr der Fall sein.
Was heißt tendenziell?
Wir können die Entwicklung der Jahr 2004 und später natürlich nicht mit letzter Sicherheit vorhersagen. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir im Bereich einer Quote von zwei Dritteln bis drei Vierteln liegen.
Dann kann Hameln also nicht mehr mit einem Gewerbesteueraufkommen von zehn Millionen Euro rechnen?
Auch das kann sein, kann vielleicht sogar überschritten werden. Aber dann muss unsere Aktie wieder deutlich höher notiert werden. Das könnte dann einmalig wieder zu einem hohen Steueraufkommen für die Stadt Hameln führen.
Zurück zu den Zahlen des Konzerns. Wie schätzen sie den Verlauf für das Gesamtjahr ein?
Wir werden uns wohl auf dem jetzt erreichten Niveau bewegen und streben ein Jahresergebnis von rund 100 Millionen Euro an. Wir haben ja unser Jubiläumsjahr und gehen mit Jubiläumsangeboten auf unsere Kunden zu. Das schlägt sich mit zweistelligen Zuwachsraten in den Zahlen nieder - und das bei einem schrumpfenden Markt.
Wie erklären Sie sich, dass einerseits bereits vom Angstsparen gesprochen wird, BHW aber solche üppigen Zahlen vorlegen kann?
Das liegt an unserem hervorragenden Stammvertrieb. Ich will auch darauf hinweisen, dass wir gegen den Trend bessere Margen erreichen konnten. Wir müssen schließlich auch auf die betriebswirtschaftliche Seite schauen.
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