--><fontsize="5"Gold-Aktien werden durchgesiebt </font>
Analysten raten angesichts von Fusionswelle und Ertragsschwäche zur Risikostreuung
von Michael Fabricius
Berlin - Goldaktien-Inhaber können mittlerweile ein reichhaltiges Gefühlsspektrum vorweisen. Innerhalb von 18 Monaten wurden Aktionäre von Gold Fields, Harmony Gold oder Newmont Mining zwischen"Himmelhoch jauchzend" und"zu Tode betrübt" hin und her gerissen. Denn parallel zur Entwicklung des Goldpreises konnten die Titel zu Beginn des Jahres 2002 beträchtliche Kurssteigerungen vorweisen. Leicht anziehende Aktienmärkte ließen den Preis für das Edelmetall dann jedoch wieder absinken - die Kurse der Minengesellschaften folgten. Nun notiert der Preis für eine Feinunze Gold wieder oberhalb der 350-Dollar-Marke, getrieben vor allem von der Dollar-Schwäche. Der Greenback verhält sich wie eine zweite Währung zum Gold.
Analysten zeichnen daher ein immer differenzierteres Bild von den Minengesellschaften. So steht für die Experten von Goldman Sachs etwa fest:"Rein währungsbedingt bevorzugen wir derzeit nordamerikanische Titel vor südamerikanischen", so James Copland in einer aktuellen Untersuchung. Die an der Börse in Johannesburg beheimateten Gold-Produzenten erwirtschaften ihre Erlöse auf dem Weltmarkt in Dollar, müssen ihre Kosten jedoch in Rand begleichen. Je stärker also der Rand, desto geringer die Gewinne und auch der Börsenwert. Das schlug sich auch in den Quartalsbilanzen von Gold Fields, Anglogold und Harmony Gold nieder.
Gleichzeitig sinkt in Südafrika an vielen Stellen die Ertragskraft einzelner Minen, weshalb die Betreiber im Ausland auf die Suche gehen. So verkündete jetzt Anglogold die Absicht, Ashanti Goldfields in Ghana zu übernehmen. Mit einem Produktionsvolumen zwischen sieben und 7,4 Mio. Unzen jährlich wäre der neue Gold-Riese der größte in der Branche. Newmont Mining rutscht trotz des Kaufs der australischen Normandy und Franco-Nevada auf Platz zwei. Vor wenigen Wochen erst hatten die Goldförderer Harmony und ARM eine Fusion angekündigt."Unter den kleineren Produzenten haben bereits etliche Übernahmen stattgefunden, jetzt sind eben die größeren Gesellschaften dran. Viele wollen die Gelegenheit nutzen, um im Zuge einer Fusion unrentable Produktionsstandorte zu schließen", sagt Norbert Faller, Fondsmanager und Gold-Experte bei Union Investment.
Der Experte erwartet eine anhaltende Angebotsknappheit und bis 2004 daher auch wenig Druck auf den Goldpreis. Auch bei Goldman Sachs gehen die Beobachter bis zum Jahresende von rund 350 Dollar je Unze aus. In erster Linie käme dies wiederum den nordamerikanischen Konzernen zugute, während die südafrikanischen eine Konsolidierungs- und Investitionspause einlegten. So bevorzugt Goldman-Experte Copland auch hier Newmont Mining, da sich die Gesellschaft kaum noch per Termingeschäft (Hedging) gegen künftige Preisstürze abgesichert habe. Goldpreis-Steigerungen würden daher voll auf den Gewinn durchschlagen."Generell haben wir in den vergangenen drei Wochen beobachtet, dass massenweise Hedging-Positionen zurückgekauft wurden. Die Goldproduzenten scheinen also von einem weiter steigenden Preis auszugehen", erläutert Union-Experte Faller.
Wenn sich jedoch der Trend umkehrt und sowohl Dollar als auch Goldpreis den Rückwärtsgang einlegen, haben südafrikanische Produzenten wieder die Aussicht auf vergleichsweise hohe Margen. Auch Titel wie die kanadische Barrick oder Placier, die bis zu 50 Prozent ihrer künftigen Verkäufe per Termingeschäft abgesichert haben, könnten dann wieder in den Vordergrund rücken.
Um sich gegen weitere Gefühlsschwankungen abzusichern, sollten Gold-Aktionäre also vor allem Risikostreuung betreiben: Wer in seinem Portfolio einen kanadischen, einen US-Titel sowie zwei Südafrikaner hält, von denen einer mit vielen Hedge-Positionen glänzt, während der andere weitgehend darauf verzichtet, ist für alle Szenarien gewappnet.
http://www.welt.de/data/2003/05/20/98823.html
<ul> ~ Originaltext: hier</ul>
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