--><font size="6">Atari Reloaded </font>
Der Spielehersteller erlebt mit"Enter the Matrix" einen Neustart
von Burkhard Riering
Berlin - Sie lebt. Atari Inc, jene schillernde Firma, die einst das Videospiel erfand, in den 80er Jahren zum Kult der heranwachsenden Computer-Generation wurde, dann kurz vor der Pleite stand und letztlich in der Versenkung verschwand, ist auferstanden.
Der französische Eigentümer Infogrames, der die Markenrechte bereits im Jahr 2001 aufkaufte, hat sich jetzt weltweit in Atari umbenannt und will mit dem neuen übergestülpten Image die Begehrlichkeiten der nostalgischen Spiele-Fans wecken.
Der Termin des Neustarts ist gut gewählt, denn Atari hat dieser Tage das lang ersehnte Computerspiel"Enter the Matrix" weltweit auf den Markt gebracht. Vier Millionen Spiele für alle Konsolen und für PC sind an die Händler ausgeliefert worden. Damit will das Unternehmen im Strom des erfolgreichen Hollywood-Films"Matrix Reloaded" zu schwimmen, der an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft."Allein in Deutschland sind bis Mittwoch 130 000 Spiele verkauft worden", sagt Christian Gloe, Vize-Präsident für Europa, im Gespräch mit der WELT."Wir gehen jetzt davon aus, in der ersten Woche eine Million Spiele abzusetzen", sagt er.
Die Kombination von Kinofilm und Computerspiel ist zwar nichts Neues, wurde aber nie so perfekt inszeniert. Die Regisseure der Cyberspace-Saga"Matrix", die Brüder Andy und Larry Wachowski, haben ein eigenes Drehbuch für das Spiel geschrieben. Allein für die Computerspiel-Szenen wurde eine Stunde mehr Film gedreht. Film und Spiel sind so verzahnt, dass Abläufe im jeweils anderen Medium weiterverfolgt werden.
Auch die Marketingmaschine ist bereits angelaufen: Atari hat die größte Werbekampagne lanciert, die je für ein einzelnes Spiel gemacht wurde. Allein in Deutschland koste der Auftritt rund 2,5 Mio. Euro, sagt Ataris Marketing-Manager Markus Malti. Kinofilm und Computerspiel bewerben sich obendrein gegenseitig, Fangemeinden reisen medienwirksam in eigenen"Matrix"-Waggons durch die Lande. Und nebenbei produziert Coca-Cola für sein neues Getränk"Powerade" eine"Matrix"-Edition. Samsung liefert ein"Matrix"-Handy.
Der Reklamefeldzug verursacht enorme Summen. Die verschuldete Infogrames zahlte 47 Mio. Dollar, allein um die"Matrix"-Rechte zu erwerben - die teuerste Lizenz der Videospielgeschichte. Mit den Entwicklungskosten und dem Marketing kommen hier rund 70 Mio. Euro zusammen.
Gloe erhofft sich nach dem gelungenen Start von"Matrix Reloaded" auch gute Verkäufe zum Weihnachtsgeschäft, denn im November startet der dritte Teil der Filmtrilogie. Dann kommt auch das Atari-Spiel zum Schwarzenegger-Film"Terminator 3" auf den Markt; im Frühjahr folgt"Mission Impossible" - parallel zur Premiere des dritten Filmteils.
Für die wieder belebte Marke Atari steht viel auf dem Spiel. Dass die Investitionen locker wieder hereingeholt werden, daran zweifelt Gloe nicht. 240 Mio. Euro an Erlösen seien möglich, sagt er -"wenn wir alle vier Millionen Spiele verkaufen, wovon ich fest ausgehe". Doch ob auch der Namenswechsel zu Atari richtig war, muss sich erst noch zeigen. Infogrames stand für Seriosität. Dagegen ist die Erinnerung an die Pleite-Firma Atari noch wach, die Millionen von unverkäuflichen Spielen am Ende in der Wüste verbuddeln musste.
<font size="5">Der Wergang in den letzten Jahren, hier</font>
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