vladtepes
23.05.2003, 22:53 |
Blutspenden frischen die Haushaltskasse auf Thread gesperrt |
-->Arbeit für 4,90 Euro
Erwerbslose sollen Billigjobs annehmen, fordert der Kanzler. Wie sehen diese Jobs aus, und wie kann man davon leben?
Von Christian Tenbrock
Bis zu zwölf Stunden steht Susanne Schwab* auf den Beinen, schaut, prüft, kontrolliert. Zwölf Stunden täglich, von morgens sechs bis abends sechs, sechs Tage in der Woche, dann hat sie drei Tage frei. Schwab steht an einem Eingang des Berliner Reichstags an der Röntgen-Schleuse, dort, wo die Touristen und Bundestags-Besucher hereinkommen. Manchmal auch die Politiker. Friedrich Merz von der CDU hat sie schon mal gesehen, auch Guido Westerwelle von der FDP.
Für jede Stunde Arbeit bekommt Susanne Schwab vier Euro neunzig Cent. Etwa 240 Stunden kommen im Monat zusammen, das macht dann rund 1175 Euro - brutto. Netto bleiben ihr weniger als 1000. Dafür steht sie morgens um halb fünf auf und nimmt um fünf den Bus und die S-Bahn, um von ihrer Wohnung weit draußen im Berliner Osten rechtzeitig zum Reichstag zu kommen. Abends die gleiche Tour zurück. Zwei der fünf Kinder leben noch zu Hause.
Sie komme hin, sagt Schwab, gerade so eben, und nur, weil der Lebensgefährte Arbeitslosengeld beziehe. Fleisch gibt es einmal die Woche, das Bierchen mit den Kollegen einmal im Monat, neue Kleidung einmal im Jahr, und den Besuch im Kino oder im Restaurant nie. Im Urlaub war die 46-Jährige zuletzt 1988. Zwei Wochen an der Ostsee.
Susanne Schwab ist das, was in Deutschland „Billiglöhner“ heißt. Einer jener Menschen, von denen es nach Meinung vieler Politiker und Ã-konomen mehr geben sollte. Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, fordern sie, müsse der Niedriglohnsektor in Deutschland ausgeweitet werden. Es müssten mehr Jobs her mit einem Verdienst, der irgendwo zwischen der Sozialhilfe und dem niedrigsten Tariflohn liegt. Und um die Menschen zu bewegen, solche Jobs anzunehmen, müssten sie dazu gezwungen werden - durch weniger Arbeitslosengeld und weniger Arbeitslosenhilfe. So will es auch der Kanzler mit seiner Agenda 2010.
Blutspenden frischen die Haushaltskasse auf
Dabei gibt es in Deutschland schon jetzt Millionen Beschäftigte wie Susanne Schwab. Doris Malert zum Beispiel: In einem Kaufhaus-Restaurant in Kiel spült sie und putzt die Tische ab. 836 Euro bleiben ihr am Monatsende, 400 nach Abzug von Miete, Telefon und Versicherungen. Oder Annelie Kaslak, die für 5 Euro in der Stunde Blumen in einem Geschäft in der Nähe von Zwickau verkauft; ohne den Verdienst ihres Freundes, der Rasen mäht und Hauswartsarbeiten erledigt, könnte sie nicht überleben. Oder Michael Möller, 48, ausgebildeter Elektriker, ein schmaler Mann mit kräftigen Händen: 6,90 Euro verdiente Möller als Zeitarbeiter in Plauen, bevor er vor wenigen Wochen auch diese Arbeit verlor.
In Amerika würde man Schwab, Kaslak, Malert oder Möller „arbeitende Arme“ nennen - Beschäftigte, die am Monatsende so wenig Geld nach Hause bringen, dass sie unter die Armutsgrenze fallen. Die liegt in Deutschland bei etwas mehr als 1200 Euro brutto, der Hälfte eines deutschen Durchschnittseinkommens. Nimmt man diese Grenze als Maßstab, dann arbeiten allein im Westen der Republik 12 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten zum Armutslohn, sagt Claus Schäfer vom gewerkschaftsnahen Forschungsinstitut WSI in Düsseldorf. Das wären 2,2 Millionen Menschen nur in den alten Bundesländern. Im Osten ist der Anteil der Billiglöhner weitaus höher.
Im Vogtlandkreis bei Zwickau beispielsweise verdienten im Jahr 2001 - neuere Statistiken gibt es nicht - 56 Prozent aller Beschäftigten weniger als 910 Euro netto im Monat. „Über Niedriglöhne muss man mir nichts mehr erzählen“, sagt Sabine Zimmermann, DGB-Chefin in Zwickau. Der Floristin Annelie Kaslak auch nicht. 27 Euro bleiben ihr von ihrem Monatslohn, nachdem sie die Miete, die Versicherungen und die Kosten für das Auto bezahlt hat, das sie braucht, um zum Job zu kommen. Zwölfmal hat sie in den letzten Monaten Blut gespendet, pro Spende gibt es 15 Euro extra. Der größte Luxus im letzten Jahr? „Eine neue Brille.“ Markenjeans? „Niemals.“ Ein anderer, besser bezahlter Job? „Wo denn?“
44935 Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk Zwickau standen im April nur 2520 offene Stellen gegenüber. In Plauen kamen auf 24697 Menschen ohne Arbeit gerade mal 1158 freie Stellen. Dabei müsste das der Theorie nach ganz anders sein. Theoretisch müsste die Zahl der Arbeitsplätze steigen, wenn die Löhne niedrig sind. So sagen es zumindest all jene Ã-konomen, die einen größeren Niedriglohnsektor in Deutschland fordern. Hans-Werner Sinn etwa, der Chef des Münchner Ifo-Instituts, spricht von 2,3 Millionen zusätzlicher Jobs, wenn die Löhne gering genug wären und Menschen ohne Arbeit zu ihrem Arbeitsglück gezwungen würden. Auch Klaus Zimmermann, der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, hält zahllose neue Billig-Arbeitsplätze für möglich: „Potenziell 2 Millionen.“
Hinter den Modellen der Theoretiker stehen ein paar simple Annahmen und der Blick ins Ausland: Erstens seien einfachere Jobs in Deutschland dank zu hoher Tariflöhne auch im untersten Bereich zu teuer geworden, also wurden sie wegrationalisiert und Hilfsarbeiter aufs Arbeitsamt geschickt. Zweitens sei die bisherige Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu hoch, deshalb gebe es für die Empfänger staatlicher Leistungen nicht genügend „Anreize“, einen auch gering entlohnten Job anzunehmen. Und drittens existiere in Deutschland eine „Dienstleistungslücke“: Während zum Beispiel in den USA die in der Industrie verlorenen Stellen durch zahlreiche neue Arbeitsplätze ersetzt worden seien - im Handel, in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen -, sei dies hierzulande nur unterdurchschnittlich geschehen. Wiederum auch deshalb, weil die Löhne in solchen Jobs angeblich zu hoch sind.
Die Therapie: Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes einerseits, Reduzierung der Arbeitslosenhilfe auf Sozialhilfeniveau andererseits. So steht es in der Agenda 2010, so will der Kanzler den Druck auf die Arbeitsfähigen erhöhen, tatsächlich nach einem Job zu suchen. Ifo-Chef Sinn geht noch weiter und will zusätzlich die Sozialhilfe um etwa ein Viertel absenken. Und DIW-Leiter Zimmermann möchte die Bezieher staatlicher Stütze zu einer Art staatlichem Arbeitsdienst verpflichten; auch das, so seine Hoffnung, werde sie am Ende dazu bewegen, einen regulären Job anzunehmen - jeden Job.
Würden sich Arbeitslose oder Menschen auf Sozialhilfe nur billig genug verdingen, würden diese Jobs auch geschaffen, sind die Therapeuten überzeugt. „Tankwarte, Parkplatzwächter, Tüten-Einpacker, Türöffner am Kaufhaus“, zählt Hilmar Schneider vom Forschungsinstitut Zukunft der Arbeit in Bonn auf. Oder auch Haushaltshilfen, Kinderbetreuer, Pfleger und Pizza-Lieferanten. „Potenziell rentable Arbeitsplätze gibt es in den Köpfen der Arbeitgeber genug“, glaubt Hans-Werner Sinn.
Wirklich?
So bestechend die Erfahrungen mit Billiglöhnern im Ausland auch sein mögen, als Blaupause für Deutschland taugen sie nur bedingt. Denn Deutschlands ökonomisches Dilemma ist der Osten. Dort fehlt es nicht an Druck auf Arbeitslose, dort fehlt es an Jobs - ganz gleich, wie günstig die Arbeitskräfte sind.
Die Vorstellung, in den neuen Bundesländern könne ein noch höheres und noch billigeres Angebot an Arbeitskräften quasi automatisch auch eine starke, Zehntausende Arbeitsplätze schaffende Nachfrage nach ihnen in Gang setzen, „ist absurd“, sagt Burkhard Lutz, Professor am Zentrum für Sozialforschung in Halle. In der gewerblichen Wirtschaft, berichtet die DGB-Frau Zimmermann, seien längst Absetzbewegungen der Betriebe in Niedrigstlohnländer wie Tschechien und Polen im Gange, wo Bandarbeiter weniger als zwei Euro die Stunde verdienen. Und bei den Dienstleistungen fehlt schlicht die Nachfrage derer, die sie bezahlen müssten - der privaten Haushalte also. „Man möchte die Kunden manchmal fast nötigen, einen Strauß Blumen zu kaufen“, sagt die Floristin Kaslak. „Aber man weiß eben auch, dass ihnen die Tüte Semmeln wichtiger ist.“
Und im Westen? Die Küchenhilfe Doris Malert bekommt einen Tariflohn von unter sieben Euro. „Allein kann ich davon leben“, sagt sie, „man richtet sich ein.“ Urlaub ist nicht drin, und auch der Kauf von teuren Gesundheitsschuhen nicht, die sie eigentlich nötig hätte. Wenn nun aber Malerts Lohn auf sechs oder sogar fünf Euro sänke oder die Lohnnebenkosten fielen - würden dann sofort mehr Küchenhilfen eingestellt? Kaum, sagt Hans Detlef Rahr, Betriebsratschef und Aufsichtsrat in dem Unternehmen, das die Spülerin beschäftigt. Auch Ingrid Hartges, Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, verspricht alles andere als massenhaft neue Jobs: „Wenn kein Geschäft da ist, werden keine Arbeitskräfte benötigt.“
Wenig Chancen für Einpackhelfer oder Tütenschlepper
Im Einzelhandel wiederum sind „die Niedriglohnjobs bereits besetzt“, sagt Heribert Jöris, Tarifexperte beim Einzelhandelsverband HDE. Ganz gering entlohnte Tätigkeiten wie die von „Regalpflegern“ - Beschäftigte, die Dosen und Kartons nachlegen - werden überdies meist von Minijobbern erledigt, und die sind in der Regel nicht ehemalige Arbeitslose, sondern Hausfrauen oder Studenten. Die Schaffung weiterer Billigjobs, etwa für Einpackhelfer oder Tütenschlepper, scheitert nach Jöris’ Worten zudem an der Unwilligkeit der Kundschaft, diesen Service mit einem kleinen Aufschlag auf die Warenpreise zu honorieren. Wenn es aber schon solche Jobs kaum gibt, dann bleibt wohl auch die Hoffnung, dass künftig Tausende Türöffner, Tankwarte oder Parkwächter neu eingestellt werden, genau das: die reine Hoffnung.
Selbst dort, wo auch Kritiker einer Niedriglohnstrategie noch die größten Chancen sehen, viele Arbeitsplätze zu schaffen und Schwarzarbeiter in die Legalität zu bringen, ist Vorsicht angebracht. 500000 neue Stellen könnten in privaten Haushalten für Putzhilfen eingerichtet werden, lautet die Vision von DIW-Chef Zimmermann. Viel zu optimistisch, nennt das Claudia Weinkopf, die für das Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen die bisherigen Erfahrungen in dieser Branche untersucht hat. Ihr Fazit: Auch dann, wenn professionelle und legale Putzarbeiten vom Staat hoch subventioniert werden - in einem Versuch in Rheinland-Pfalz zum Beispiel mit 50 Prozent -, liegen die Kosten für den Arbeitgeber oft deutlich über den üblichen Schwarzmarktpreisen. Keiner der mit viel Tamtam eingerichteten und staatlich bezuschussten „Dienstleistungspools“, in denen Reinigungskräfte für Privathaushalte ähnlich wie in Zeitarbeitsfirmen beschäftigt werden, konnte bislang Kostendeckung erreichen. „Wer eine halbe Million Putzjobs erwartet“, sagt Weinkopf, „geht von völlig unrealistischen Annahmen aus.“
Ohne Nachfrage kein Wachstum - und auch keine neuen Jobs
Das alles heißt nicht, dass es überhaupt keine zusätzlichen Stellen für Arbeitnehmer geben wird, die mit fünf Euro pro Stunde zufrieden sein müssen. Wer es sich leisten kann, lässt sich Bier und Butter von einem Online-Supermarkt frei Haus liefern und zahlt dafür den Menschen, der die Kisten und Tüten auch in den fünften Stock schleppt. Wer genügend Geld hat, wird einen Kinderbetreuer oder eine Pflegerin für seine Eltern beschäftigen. Man braucht also Besserverdienende, die die schlechter Verdienenden bezahlen können. Ã-konomisch formuliert heißt das: Man braucht Wachstum.
Selbst DIW-Chef Zimmermann räumt ein, dass ein Billigjobwunder à la Amerika zwei Dinge benötige: mehr Anreize für die Arbeitgeber, diese Jobs zu schaffen - und gleichzeitig eine starke Nachfrage. Aber die fehlt in Deutschland. Tatsächlich halten sich die Menschen mit Ausgaben zurück, die Sparquote ist so hoch wie lange nicht mehr, die Wirtschaft stagniert. Nur um 0,5 Prozent, schätzen Konjunkturforscher, wird Deutschlands Wirtschaft in diesem Jahr wachsen; doch um auch nur ein paar hunderttausend Jobs für die zwei Millionen niedrig qualifizierten Arbeitslosen und arbeitsfähigen Sozialhilfebezieher zu schaffen, braucht es schon ein Wachstum von drei oder vier Prozent. Und auch dann sind es zunächst nicht die gering Qualifizierten, die als Erste eingestellt werden. Call-Center beispielsweise, hat Claudia Weinkopf herausgefunden, rekrutieren ihre Angestellten vornehmlich aus den inzwischen ebenfalls massenhaft zur Verfügung stehenden Arbeitslosen mit Ausbildung und Vorkenntnissen.
Mit alldem ist die Debatte um die Ausweitung des Niedriglohnsektors viel mehr als ein rein ökonomisches oder arbeitsmarktpolitisches Thema. Es geht auch um die Frage, „wie sehr viele arbeitende Menschen in Deutschland künftig leben sollen“, sagt Gerhard Bäcker, Sozialexperte der Universität Duisburg-Essen. Gibt es ein massenhaftes Angebot an Billig-Arbeitskräften, würden selbst jene geringen Tariflöhne unter Druck geraten, die schon jetzt nur ein Einkommen unter, an oder knapp über der Armutsgrenze ermöglichen. Würde das passieren, wäre die Gesellschaft von morgen eine andere als die von heute. Das ist kein Argument gegen Billigjobs. Bloß ein Hinweis, darauf, dass es dann noch mehr Menschen geben wird, die so leben wie Schwab, Kaslak, Malert und Möller - oder noch ein bisschen schlechter.
Michael Möller sagt, es sei ein Glück, dass er sich noch zu DDR-Zeiten ein kleines Häuschen gebaut habe, neun mal neun Meter Grundfläche. Das kostet nur die 100 Euro Kreditrate pro Monat, nötige Renovierungen mache er eben nach und nach. Als der ehemalige Elektriker noch als Zeitarbeiter unterwegs war, brachte er immerhin zwischen 800 und 1200 Euro im Monat nach Hause. Das habe gereicht, zusammen mit dem Arbeitslosengeld der Frau. Vier-, fünfmal im Jahr seien sie sogar essen gegangen.
Jetzt hat Möller keine Arbeit mehr. Die Frau bezieht nur noch Arbeitslosenhilfe, 3,90 Euro am Tag. Auch die Tochter lebt wieder zu Hause, nachdem ihre Stelle in einem Restaurant gestrichen wurde. Vor ein paar Tagen war Möller zum ersten Mal in seinem Leben auf dem Sozialamt, um Wohngeld zu beantragen. Befragt, was wäre, wenn er einen Job für 5 Euro annehmen müsste, nachdem in elf Monaten das Arbeitslosengeld ausläuft und die Arbeitslosenhilfe zum Leben nicht reicht, schaut der 48-Jährige nach unten, knetet die Hände. „Ich bin doch Familienvater, ich muss für meine Familie sorgen“, sagt er. Aber wenn er mit 5 Euro brutto heimkomme, dann sei das unwürdig. „Dann bin ich kein Versorger mehr.“
Mitarbeit: Fritz Vorholz
*Die Namen der betroffenen
„Billiglöhner“ sind geändert
<ul> ~ Arbeit für 4,90 Euro </ul>
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zucchero
23.05.2003, 23:19
@ vladtepes
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Re: Blutspenden frischen die Haushaltskasse auf |
-->Ein bischen Kritik soll erlaubt sein - nicht an der Situation von Frau Schwab, sondern an der Stimmungsmache.
Frau Schwab hängt sich rein, und das muss der Normalzustand in unserer Gesellschaft sein! Frau Schwab sollte nicht bemitleidet, sondern für Ihren Einsatz gelobt werden! 4,90 ist keine Ausbeutung!
Gruß
>Arbeit für 4,90 Euro
>Erwerbslose sollen Billigjobs annehmen, fordert der Kanzler. Wie sehen diese Jobs aus, und wie kann man davon leben?
>Von Christian Tenbrock
>Bis zu zwölf Stunden steht Susanne Schwab* auf den Beinen, schaut, prüft, kontrolliert. Zwölf Stunden täglich, von morgens sechs bis abends sechs, sechs Tage in der Woche, dann hat sie drei Tage frei. Schwab steht an einem Eingang des Berliner Reichstags an der Röntgen-Schleuse, dort, wo die Touristen und Bundestags-Besucher hereinkommen. Manchmal auch die Politiker. Friedrich Merz von der CDU hat sie schon mal gesehen, auch Guido Westerwelle von der FDP.
>Für jede Stunde Arbeit bekommt Susanne Schwab vier Euro neunzig Cent. Etwa 240 Stunden kommen im Monat zusammen, das macht dann rund 1175 Euro - brutto. Netto bleiben ihr weniger als 1000. Dafür steht sie morgens um halb fünf auf und nimmt um fünf den Bus und die S-Bahn, um von ihrer Wohnung weit draußen im Berliner Osten rechtzeitig zum Reichstag zu kommen. Abends die gleiche Tour zurück. Zwei der fünf Kinder leben noch zu Hause.
>Sie komme hin, sagt Schwab, gerade so eben, und nur, weil der Lebensgefährte Arbeitslosengeld beziehe. Fleisch gibt es einmal die Woche, das Bierchen mit den Kollegen einmal im Monat, neue Kleidung einmal im Jahr, und den Besuch im Kino oder im Restaurant nie. Im Urlaub war die 46-Jährige zuletzt 1988. Zwei Wochen an der Ostsee.
>Susanne Schwab ist das, was in Deutschland „Billiglöhner“ heißt. Einer jener Menschen, von denen es nach Meinung vieler Politiker und Ã-konomen mehr geben sollte. Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, fordern sie, müsse der Niedriglohnsektor in Deutschland ausgeweitet werden. Es müssten mehr Jobs her mit einem Verdienst, der irgendwo zwischen der Sozialhilfe und dem niedrigsten Tariflohn liegt. Und um die Menschen zu bewegen, solche Jobs anzunehmen, müssten sie dazu gezwungen werden - durch weniger Arbeitslosengeld und weniger Arbeitslosenhilfe. So will es auch der Kanzler mit seiner Agenda 2010.
>Blutspenden frischen die Haushaltskasse auf
>Dabei gibt es in Deutschland schon jetzt Millionen Beschäftigte wie Susanne Schwab. Doris Malert zum Beispiel: In einem Kaufhaus-Restaurant in Kiel spült sie und putzt die Tische ab. 836 Euro bleiben ihr am Monatsende, 400 nach Abzug von Miete, Telefon und Versicherungen. Oder Annelie Kaslak, die für 5 Euro in der Stunde Blumen in einem Geschäft in der Nähe von Zwickau verkauft; ohne den Verdienst ihres Freundes, der Rasen mäht und Hauswartsarbeiten erledigt, könnte sie nicht überleben. Oder Michael Möller, 48, ausgebildeter Elektriker, ein schmaler Mann mit kräftigen Händen: 6,90 Euro verdiente Möller als Zeitarbeiter in Plauen, bevor er vor wenigen Wochen auch diese Arbeit verlor.
>In Amerika würde man Schwab, Kaslak, Malert oder Möller „arbeitende Arme“ nennen - Beschäftigte, die am Monatsende so wenig Geld nach Hause bringen, dass sie unter die Armutsgrenze fallen. Die liegt in Deutschland bei etwas mehr als 1200 Euro brutto, der Hälfte eines deutschen Durchschnittseinkommens. Nimmt man diese Grenze als Maßstab, dann arbeiten allein im Westen der Republik 12 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten zum Armutslohn, sagt Claus Schäfer vom gewerkschaftsnahen Forschungsinstitut WSI in Düsseldorf. Das wären 2,2 Millionen Menschen nur in den alten Bundesländern. Im Osten ist der Anteil der Billiglöhner weitaus höher.
>Im Vogtlandkreis bei Zwickau beispielsweise verdienten im Jahr 2001 - neuere Statistiken gibt es nicht - 56 Prozent aller Beschäftigten weniger als 910 Euro netto im Monat. „Über Niedriglöhne muss man mir nichts mehr erzählen“, sagt Sabine Zimmermann, DGB-Chefin in Zwickau. Der Floristin Annelie Kaslak auch nicht. 27 Euro bleiben ihr von ihrem Monatslohn, nachdem sie die Miete, die Versicherungen und die Kosten für das Auto bezahlt hat, das sie braucht, um zum Job zu kommen. Zwölfmal hat sie in den letzten Monaten Blut gespendet, pro Spende gibt es 15 Euro extra. Der größte Luxus im letzten Jahr? „Eine neue Brille.“ Markenjeans? „Niemals.“ Ein anderer, besser bezahlter Job? „Wo denn?“
>44935 Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk Zwickau standen im April nur 2520 offene Stellen gegenüber. In Plauen kamen auf 24697 Menschen ohne Arbeit gerade mal 1158 freie Stellen. Dabei müsste das der Theorie nach ganz anders sein. Theoretisch müsste die Zahl der Arbeitsplätze steigen, wenn die Löhne niedrig sind. So sagen es zumindest all jene Ã-konomen, die einen größeren Niedriglohnsektor in Deutschland fordern. Hans-Werner Sinn etwa, der Chef des Münchner Ifo-Instituts, spricht von 2,3 Millionen zusätzlicher Jobs, wenn die Löhne gering genug wären und Menschen ohne Arbeit zu ihrem Arbeitsglück gezwungen würden. Auch Klaus Zimmermann, der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, hält zahllose neue Billig-Arbeitsplätze für möglich: „Potenziell 2 Millionen.“
>Hinter den Modellen der Theoretiker stehen ein paar simple Annahmen und der Blick ins Ausland: Erstens seien einfachere Jobs in Deutschland dank zu hoher Tariflöhne auch im untersten Bereich zu teuer geworden, also wurden sie wegrationalisiert und Hilfsarbeiter aufs Arbeitsamt geschickt. Zweitens sei die bisherige Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu hoch, deshalb gebe es für die Empfänger staatlicher Leistungen nicht genügend „Anreize“, einen auch gering entlohnten Job anzunehmen. Und drittens existiere in Deutschland eine „Dienstleistungslücke“: Während zum Beispiel in den USA die in der Industrie verlorenen Stellen durch zahlreiche neue Arbeitsplätze ersetzt worden seien - im Handel, in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen -, sei dies hierzulande nur unterdurchschnittlich geschehen. Wiederum auch deshalb, weil die Löhne in solchen Jobs angeblich zu hoch sind.
>Die Therapie: Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes einerseits, Reduzierung der Arbeitslosenhilfe auf Sozialhilfeniveau andererseits. So steht es in der Agenda 2010, so will der Kanzler den Druck auf die Arbeitsfähigen erhöhen, tatsächlich nach einem Job zu suchen. Ifo-Chef Sinn geht noch weiter und will zusätzlich die Sozialhilfe um etwa ein Viertel absenken. Und DIW-Leiter Zimmermann möchte die Bezieher staatlicher Stütze zu einer Art staatlichem Arbeitsdienst verpflichten; auch das, so seine Hoffnung, werde sie am Ende dazu bewegen, einen regulären Job anzunehmen - jeden Job.
>Würden sich Arbeitslose oder Menschen auf Sozialhilfe nur billig genug verdingen, würden diese Jobs auch geschaffen, sind die Therapeuten überzeugt. „Tankwarte, Parkplatzwächter, Tüten-Einpacker, Türöffner am Kaufhaus“, zählt Hilmar Schneider vom Forschungsinstitut Zukunft der Arbeit in Bonn auf. Oder auch Haushaltshilfen, Kinderbetreuer, Pfleger und Pizza-Lieferanten. „Potenziell rentable Arbeitsplätze gibt es in den Köpfen der Arbeitgeber genug“, glaubt Hans-Werner Sinn.
>Wirklich?
>So bestechend die Erfahrungen mit Billiglöhnern im Ausland auch sein mögen, als Blaupause für Deutschland taugen sie nur bedingt. Denn Deutschlands ökonomisches Dilemma ist der Osten. Dort fehlt es nicht an Druck auf Arbeitslose, dort fehlt es an Jobs - ganz gleich, wie günstig die Arbeitskräfte sind.
>Die Vorstellung, in den neuen Bundesländern könne ein noch höheres und noch billigeres Angebot an Arbeitskräften quasi automatisch auch eine starke, Zehntausende Arbeitsplätze schaffende Nachfrage nach ihnen in Gang setzen, „ist absurd“, sagt Burkhard Lutz, Professor am Zentrum für Sozialforschung in Halle. In der gewerblichen Wirtschaft, berichtet die DGB-Frau Zimmermann, seien längst Absetzbewegungen der Betriebe in Niedrigstlohnländer wie Tschechien und Polen im Gange, wo Bandarbeiter weniger als zwei Euro die Stunde verdienen. Und bei den Dienstleistungen fehlt schlicht die Nachfrage derer, die sie bezahlen müssten - der privaten Haushalte also. „Man möchte die Kunden manchmal fast nötigen, einen Strauß Blumen zu kaufen“, sagt die Floristin Kaslak. „Aber man weiß eben auch, dass ihnen die Tüte Semmeln wichtiger ist.“
>Und im Westen? Die Küchenhilfe Doris Malert bekommt einen Tariflohn von unter sieben Euro. „Allein kann ich davon leben“, sagt sie, „man richtet sich ein.“ Urlaub ist nicht drin, und auch der Kauf von teuren Gesundheitsschuhen nicht, die sie eigentlich nötig hätte. Wenn nun aber Malerts Lohn auf sechs oder sogar fünf Euro sänke oder die Lohnnebenkosten fielen - würden dann sofort mehr Küchenhilfen eingestellt? Kaum, sagt Hans Detlef Rahr, Betriebsratschef und Aufsichtsrat in dem Unternehmen, das die Spülerin beschäftigt. Auch Ingrid Hartges, Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, verspricht alles andere als massenhaft neue Jobs: „Wenn kein Geschäft da ist, werden keine Arbeitskräfte benötigt.“
>Wenig Chancen für Einpackhelfer oder Tütenschlepper
>Im Einzelhandel wiederum sind „die Niedriglohnjobs bereits besetzt“, sagt Heribert Jöris, Tarifexperte beim Einzelhandelsverband HDE. Ganz gering entlohnte Tätigkeiten wie die von „Regalpflegern“ - Beschäftigte, die Dosen und Kartons nachlegen - werden überdies meist von Minijobbern erledigt, und die sind in der Regel nicht ehemalige Arbeitslose, sondern Hausfrauen oder Studenten. Die Schaffung weiterer Billigjobs, etwa für Einpackhelfer oder Tütenschlepper, scheitert nach Jöris’ Worten zudem an der Unwilligkeit der Kundschaft, diesen Service mit einem kleinen Aufschlag auf die Warenpreise zu honorieren. Wenn es aber schon solche Jobs kaum gibt, dann bleibt wohl auch die Hoffnung, dass künftig Tausende Türöffner, Tankwarte oder Parkwächter neu eingestellt werden, genau das: die reine Hoffnung.
>Selbst dort, wo auch Kritiker einer Niedriglohnstrategie noch die größten Chancen sehen, viele Arbeitsplätze zu schaffen und Schwarzarbeiter in die Legalität zu bringen, ist Vorsicht angebracht. 500000 neue Stellen könnten in privaten Haushalten für Putzhilfen eingerichtet werden, lautet die Vision von DIW-Chef Zimmermann. Viel zu optimistisch, nennt das Claudia Weinkopf, die für das Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen die bisherigen Erfahrungen in dieser Branche untersucht hat. Ihr Fazit: Auch dann, wenn professionelle und legale Putzarbeiten vom Staat hoch subventioniert werden - in einem Versuch in Rheinland-Pfalz zum Beispiel mit 50 Prozent -, liegen die Kosten für den Arbeitgeber oft deutlich über den üblichen Schwarzmarktpreisen. Keiner der mit viel Tamtam eingerichteten und staatlich bezuschussten „Dienstleistungspools“, in denen Reinigungskräfte für Privathaushalte ähnlich wie in Zeitarbeitsfirmen beschäftigt werden, konnte bislang Kostendeckung erreichen. „Wer eine halbe Million Putzjobs erwartet“, sagt Weinkopf, „geht von völlig unrealistischen Annahmen aus.“
>Ohne Nachfrage kein Wachstum - und auch keine neuen Jobs
>Das alles heißt nicht, dass es überhaupt keine zusätzlichen Stellen für Arbeitnehmer geben wird, die mit fünf Euro pro Stunde zufrieden sein müssen. Wer es sich leisten kann, lässt sich Bier und Butter von einem Online-Supermarkt frei Haus liefern und zahlt dafür den Menschen, der die Kisten und Tüten auch in den fünften Stock schleppt. Wer genügend Geld hat, wird einen Kinderbetreuer oder eine Pflegerin für seine Eltern beschäftigen. Man braucht also Besserverdienende, die die schlechter Verdienenden bezahlen können. Ã-konomisch formuliert heißt das: Man braucht Wachstum.
>Selbst DIW-Chef Zimmermann räumt ein, dass ein Billigjobwunder à la Amerika zwei Dinge benötige: mehr Anreize für die Arbeitgeber, diese Jobs zu schaffen - und gleichzeitig eine starke Nachfrage. Aber die fehlt in Deutschland. Tatsächlich halten sich die Menschen mit Ausgaben zurück, die Sparquote ist so hoch wie lange nicht mehr, die Wirtschaft stagniert. Nur um 0,5 Prozent, schätzen Konjunkturforscher, wird Deutschlands Wirtschaft in diesem Jahr wachsen; doch um auch nur ein paar hunderttausend Jobs für die zwei Millionen niedrig qualifizierten Arbeitslosen und arbeitsfähigen Sozialhilfebezieher zu schaffen, braucht es schon ein Wachstum von drei oder vier Prozent. Und auch dann sind es zunächst nicht die gering Qualifizierten, die als Erste eingestellt werden. Call-Center beispielsweise, hat Claudia Weinkopf herausgefunden, rekrutieren ihre Angestellten vornehmlich aus den inzwischen ebenfalls massenhaft zur Verfügung stehenden Arbeitslosen mit Ausbildung und Vorkenntnissen.
>Mit alldem ist die Debatte um die Ausweitung des Niedriglohnsektors viel mehr als ein rein ökonomisches oder arbeitsmarktpolitisches Thema. Es geht auch um die Frage, „wie sehr viele arbeitende Menschen in Deutschland künftig leben sollen“, sagt Gerhard Bäcker, Sozialexperte der Universität Duisburg-Essen. Gibt es ein massenhaftes Angebot an Billig-Arbeitskräften, würden selbst jene geringen Tariflöhne unter Druck geraten, die schon jetzt nur ein Einkommen unter, an oder knapp über der Armutsgrenze ermöglichen. Würde das passieren, wäre die Gesellschaft von morgen eine andere als die von heute. Das ist kein Argument gegen Billigjobs. Bloß ein Hinweis, darauf, dass es dann noch mehr Menschen geben wird, die so leben wie Schwab, Kaslak, Malert und Möller - oder noch ein bisschen schlechter.
>Michael Möller sagt, es sei ein Glück, dass er sich noch zu DDR-Zeiten ein kleines Häuschen gebaut habe, neun mal neun Meter Grundfläche. Das kostet nur die 100 Euro Kreditrate pro Monat, nötige Renovierungen mache er eben nach und nach. Als der ehemalige Elektriker noch als Zeitarbeiter unterwegs war, brachte er immerhin zwischen 800 und 1200 Euro im Monat nach Hause. Das habe gereicht, zusammen mit dem Arbeitslosengeld der Frau. Vier-, fünfmal im Jahr seien sie sogar essen gegangen.
>Jetzt hat Möller keine Arbeit mehr. Die Frau bezieht nur noch Arbeitslosenhilfe, 3,90 Euro am Tag. Auch die Tochter lebt wieder zu Hause, nachdem ihre Stelle in einem Restaurant gestrichen wurde. Vor ein paar Tagen war Möller zum ersten Mal in seinem Leben auf dem Sozialamt, um Wohngeld zu beantragen. Befragt, was wäre, wenn er einen Job für 5 Euro annehmen müsste, nachdem in elf Monaten das Arbeitslosengeld ausläuft und die Arbeitslosenhilfe zum Leben nicht reicht, schaut der 48-Jährige nach unten, knetet die Hände. „Ich bin doch Familienvater, ich muss für meine Familie sorgen“, sagt er. Aber wenn er mit 5 Euro brutto heimkomme, dann sei das unwürdig. „Dann bin ich kein Versorger mehr.“
>
>Mitarbeit: Fritz Vorholz
>
>*Die Namen der betroffenen
>„Billiglöhner“ sind geändert
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rocca
24.05.2003, 01:37
@ zucchero
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Re: Blutspenden frischen die Haushaltskasse auf |
-->>Ein bischen Kritik soll erlaubt sein - nicht an der Situation von Frau Schwab, sondern an der Stimmungsmache.
>Frau Schwab hängt sich rein, und das muss der Normalzustand in unserer Gesellschaft sein! Frau Schwab sollte nicht bemitleidet, sondern für Ihren Einsatz gelobt werden! 4,90 ist keine Ausbeutung!
>Gruß
Einer flog über die Hängematte
AGENDA 2010 (I): Die rot-grüne Regierung könnte eine Million Arbeitsplätze schaffen. Doch sie schikaniert die Langzeitarbeitslosen, statt eine umfassende Reform zu wagen
Kopfnicker seid ihr mit mir. Ja, ja! Bleibt in Bewegung und checkt den Shit hier.
Massive Töne
Aus der Sicht eines Personalchefs habe ich alles falsch gemacht. Zu lange studiert (19 Semester), das Falsche (Philosophie), kein Auslandsaufenthalt usw. Nach dem Studium kam die Quittung prompt:"… bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie unter den ca. 1.200 Mitbewerbern nicht in die engere Wahl ziehen konnten".
Was macht ein frisch gebackener Philosoph, um dem sozialen Todesurteil zu entgehen? Sozialhilfe beantragen? Nein. Er reduziert seine Ansprüche, er wird mobil und flexibel, er gründet eine Ich AG. Damals übrigens noch ganz ohne Fördergelder.
So arbeitete ich für 8 Euro brutto die Stunde als freiberuflicher Telefonist, schrieb Werbetexte für ein Honorar, das ich vor Gericht einklagen musste. In meiner Not stieg ich schließlich als freiberuflicher Verkäufer in ein Immobilienbüro ein, wo ich mich in bester Gesellschaft befand: mit einem früheren Abteilungsleiter, einer ehemaligen Geschäftsführerin und einer Architektin. Da ich in den ersten Monaten trotz einer 50-Stunden-Woche überhaupt nichts verdiente, half mir der Büroleiter mit zinslosen Darlehen aus, die mit"zu erwartenden Provisionseinkommen" verrechnet wurden. Ich zahlte also meine Miete, indem ich mich bei meinem Chef verschuldete. So konnte ich beim Abbau meiner Vollkaskomentalität gute Fortschritte erzielen. Zwar avancierte ich zuletzt doch noch zum"festen freien" Marketingleiter. Doch dann teilte mir der Bürochef mit, dass er mir ab sofort keine Aufträge mehr erteilen könne. Die Immobilienkonjunktur …
Das war das Ende meiner Ich AG. Ohne Honorar, ohne Rücklagen, ohne Vermögen war das Sozialamt mein letzter Rettungsanker vor der Schuldenfalle. So landete ich also doch noch da, wo nach dem Willen der Bundesregierung hunderttausende ältere Langzeitarbeitslose demnächst ebenfalls landen sollen.
Auf die Gefahr hin, dass Sie Ihren Job sofort an den Nagel hängen, möchte ich Ihnen die Ausstattung meiner Komfort-Hängematte nicht vorenthalten. Das Sozialamt übernahm: 1. meine Kaltmiete (209 €), 2. meinen Krankenversicherungsbeitrag (144 €), 3. den erweiterten Regelsatz zur Auszahlung (331 €). Von diesem Auszahlungsbetrag musste ich Strom- und Heizkosten sowie erhebliche Telefongebühren, etwa für Online-Bewerbungen, selbst tragen. Nach Abzug aller Kosten standen mir ca. 240 Euro im Monat oder 8 Euro täglich zur Verfügung. Und während sich halb Deutschland beim jährlichen Flug in die Sonne davon erholte, von mir ausgebeutet zu werden, stellte ich mir die Frage, ob ich mir ausnahmsweise die Büchse Linseneintopf mit Rauchspeck zu 59 Cent gönne oder doch wieder die Ravioli mit Tomatensoße zu 39 Cent.
Dieses Leben wie eine Made im Rauchspeck können wir uns natürlich nicht länger leisten. Heute, wo ich als 39-jähriger Angestellter zum ersten Mal ziemlich genau einen Durchschnittsverdienst erziele, sind mir die finanziellen Belastungen der Leistungsträger schmerzlich bewusst. So kostete mich die letzte Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge unverschämte 5 Euro pro Monat. Ich fühle mich als Melkkuh der Nation. Sogar der Dienstwagen wäre fast eine Nummer kleiner ausgefallen. Zwar müssen wir alle den Gürtel enger schnallen, aber doch bitte nicht bei den elementaren Dingen. Warum sollen ältere Langzeitarbeitslose Rauchspeck essen, wenn es auch Ravioli gibt? Höchste Zeit, das Arbeitslosengeld II einzuführen!
Aufgrund meiner Erfahrungen als Exfaulenzer und Arbeitsamtskunde möchte ich drei knallharten Forderungen formulieren:
Erstens fordere ich die Regierung auf, die Lohnnebenkosten weiterhin nicht radikal zu senken, sondern wie bisher symbolisch an der Zehntelprozentschraube zu drehen. Wie geplant, muss der organisierte Stillstand von denen bezahlt werden, die am wenigsten in der Tasche haben. Nur so kann eine Maßnahme, die erwiesenermaßen keinen Arbeitsplatz schafft, zum Kriterium der Reformfähigkeit aufgeblasen werden.
Früher war ich noch so naiv zu glauben, die rot-grüne Regierung würde einen echten Systemwechsel anstreben, also weg vom Auslaufmodell des beitragsfinanzierten Sozialsystems hin zu einer steuerfinanzierten Grundsicherung. Schließlich hat das DIW im Auftrag des Spiegel kürzlich berechnet, dass die Lohnnebenkosten, die heute 42 Prozent des Bruttolohns ausmachen, durch einen solchen Systemwechsel auf fantastische 5,5 Prozent abgesenkt werden könnten. Dieser Befreiungsschlag für alle Unternehmen würde laut DIW eine Million Vollzeitjobs bringen.
Statt eine immer kleinere Zahl von Beitragszahlern immer stärker zu belasten, könnte zudem die Finanzierung des Sozialstaats auf eine breite Grundlage gestellt werden, weil Beamte, Freiberufler und Vermögende ihren steuerlichen Beitrag leisten müssten. Doch angesichts der zu erwartenden Widerstände ist dies natürlich eine Schnapsidee. Es fällt viel leichter, sich mit der Union darauf zu einigen, dass man älteren Langzeitarbeitslosen finanziell in den Hintern treten muss. Schade, dass am Ende dieses Prozesses keine Fusion der beiden Volksparteien zur"Spezialdemokratischen Partei Deutschlands" geplant ist.
Zweitens fordere ich von den Grünen, die jährlich anfallenden 1,8 Milliarden Überstunden, die viel zu geringe Teilzeitquote und die grundsätzliche Reflexion auf die Zukunft der Erwerbsarbeit weiterhin konsequent aus der Diskussion herauszuhalten. Zwar bin ich Familienvätern begegnet, die ihren 70-Stunden-Job aufgegeben haben, um sich ihren Kindern widmen zu können. Zwar fühlen sich zahllose Ehefrauen in den Einfamilienhaussiedlungen als allein erziehende Mütter, weil die bessere Hälfte bis zum Umfallen schuftet, während sie selbst keinen qualifizierten Teilzeitjob finden. Zwar könnten die 60 Milliarden Euro, die uns die Finanzierung der Arbeitslosigkeit jährlich kostet, dazu verwendet werden, die vorhandene Arbeit kostenneutral auf mehr Köpfe zu verteilen. Doch: Warum sollten sich die Grünen bei diesem konfliktträchtigen Thema aus dem Fenster lehnen, wenn eine solide Außen- und Umweltpolitik zum Machterhalt völlig auszureichen scheint? Demnächst vielleicht sogar mit der Union. Da können sich alle Arbeitslosen jetzt schon freuen.
Zuletzt appelliere ich an die großen Unternehmen, Leuten wie mir auf gar keinen Fall eine Chance zu geben. Investieren Sie das Geld lieber in Kampagnen, in denen von Innovation, Mut und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, die Rede ist. Zur Ausarbeitung entsprechender Strategien stehe ich Ihnen als Account-Manager einer Werbeagentur gerne zur Verfügung. Auf einen geldwerten Vorteil müssen Sie allerdings verzichten: Arbeitsmarktexperten wie mich braucht man nicht mehr zwecks Selbsterfahrung zum Feuerlaufen nach Fuerteventura zu schicken.
LARS RIEBOLD
taz Nr. 7061 vom 23.5.2003, Seite 12, 241 Zeilen (Kommentar), LARS RIEBOLD,
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Sascha
24.05.2003, 02:38
@ vladtepes
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Es geht bergab Teil 9 / Ein Hauch Amerika... mkT |
--> Nicht zu glauben. Aber so etwas schreibt eine renomierte Zeitung wie"die Zeit". Der Artikel hat mich derart geschockt, daß ich ihn in meine Bergab-Postings mit aufnehmen wollte. Aber eigentlich ist er nur eine"schöne" Beschreibung dessen was man schon so beobachten kann.
Wenn ich mir die Hartz-Konzepte (Ich-AGs) anschaue oder auch die Abschaffung des Meisterzwangs und ähnliches läuft es letztendlich doch nur auf eines hinaus.
--> Die durchnschittlichen Reallöhne werden hier in diesem Land (gewaltig) sinken.
Sicher muß nicht für jeden Job der Meisterzwang her. In vielen Fällen ist er in der Tat einfach nur UNSINN. Aber zu was wird es wohl am Ende führen mit dem Fallenlassen des Meisterzwangs oder auch den Ich-AGs.
Zu insgesamt sinkenden Löhnen.
Ich argumentiere dabei immer und immer wieder mit dem Konkurrenzargument. In dem Moment in dem man Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger usw. dazu zwingt zu arbeiten oder ihnen mehr Feuer/Druck macht oder deren Arbeit bezuschusst oder auch ähnliches tut führt das dazu, daß sie als Konkurrenten zu den anderen noch in ordentlicher Arbeit befindlichen Menschen treten. Konkurrenz zwischen Arbeitnehmern führt geradewegs in niedrige Löhne. Die Regierung denkt sogar darüber nach diverse Gebührenordnungen wie die BRAGO, HOAI, StGebV usw. ganz oder teilweise einzustampfen oder zu"entschärfen".
Mehr Konkurrenz schaffen, den Arbeitslosen mehr Druck machen...sind die Forderungen in unserer Zeit.
Letztendlich ist das jedoch der Beginn des Desasters...
Es wird mehr und mehr deutlich, daß wir tatsächlich seit langem über unserer Verhältnisse gelebt haben. Wer das noch nicht merkt oder nicht einsehen will der muß wirklich auf dem Mond leben oder hat eben NOCH (wie lange?) das Glück einen vermeintlich sicheren Arbeitsplatz oder eine wirklich extrem exzellente Ausbildung zu haben oder aber hat Eltern mit 50 Millionen auf dem Konto.
Es gibt zwei Möglichkeiten das die Arbeit für den Arbeitgeber"attraktiver" wird.
1. Der Arbeitnehmer leistet mehr für gleiches Geld
2. Der Arbeitnehmer leistet gleich viel aber erhält weniger Geld (bzw. richtiger: kostet den Arbeitgeber weniger)
Theoretisch wäre sogar die"Horror"-Kombination (beides Punkt 1 + 2) möglich.
In den letzten Jahren (durchaus auch Jahrzehnten) - so mein persönlicher Eindruck - ist es eher Punkt 1 gewesen der in der Realität zu beobachten war.
Man kann es ganz einfach damit begründen, daß die Anforderungen in der Arbeitswelt gestiegen sind. Heute gehören PC-Kentnisse oder auch Fremdsprachenkentnisse selbst bei den gewöhnlichsten 0815-Berufen zum Standard. Flexibler soll man auch noch sein, belastbar und und und... Aber man erhält REAL nicht mehr Geld. Kurzum: In den letzten Jahren wurde immer mehr geleistet für gleiches Geld.
Der Quotient zwischen
"Was stecke ich rein" (Weiterbildung, Überstunden, Flexibilität, Engagement, Fremdsprachen erlernen, usw.) zu"Was bekomme ich raus" (Entlohnung) hat sich für die Arbeitnehmer schon in den meisten Berufen VERSCHLECHTERT.
Mittlerweile kommen aber immer mehr Arbeitnehmer durch die immer stärker werdende Konkurrenz (---> führt nebenbei erwähnt auch zu Egoismus und Mobbing am Arbeitsplatz) an ihre persönlichen LeistungsGRENZEN. Das Burn-Out-Syndrom und Herzinfarkte kommen in der Arbeitswelt immer häufiger vor.
Dadurch bleibt nur noch die Ausweichmöglichkeit die in Punkt 2 erwähnt wurde für die Arbeitnehmer übrig um gegen ihre Arbeitnehmer-Konkurrenz anzukommen. Weniger Ansprüche beim Lohn.
Die Statistik die ich hier vor kurzem als Bild eingestellt hatte sagte dazu eigentlich alles. Mittlerweile sind über 70% der Arbeitnehmer bereit aus Angst vor dem Arbeitsplatzverlust auf Teile des Lohns zu verzichten.
Wir sind an einem Punkt ab dem es für viele jetzt bitter wird.
Der Vater einer guten Freundin die ich vom Gymnasium her noch kenne und welcher in Hockenheim wohnt wurde arbeitslos. Der Mann ist so um die 50 Jahre. Er hat sich bei zig Firmen beworben und hätte sogar auf einen Teil des Lohns verzichtet nur um einen Arbeitsplatz zu bekommen. Aber in seinem Fall half nicht mal mehr das. Er wurde einfach abgestempelt mit"viel zu alt". Keine Chance!
Der Mann hat vor kurzem eine Ich-AG begründet und hat jetzt"das Glück" am Samstag und Sonntag zu arbeiten (Schlagwort Flexibilität) und kommt abends teilweise erst um 22 Uhr nach Hause. Schön ist sowas nicht aber er hat keine Wahl. Er muß seine Tochter ernähren.
Was ist das Fazit: Der Mann ist arm dran und schafft sehr viel mehr als vorher um seinen Stand gerade mal zu halten und gleichzeitig macht er den anderen Arbeitnehmern noch Konkurrenz durch seine Arbeit und gefährdert deren Löhne und Arbeitsplätze.
Es scheint mir als seien wir schon am Beginn der Entwicklung zu einer 2-Klassen-Gesellschaft wie in Amerika. Uns wird das gleiche Schicksal bevorstehen wie Amerika.
Denn in einem Punkt ist Amerika weiter und das ist die Rationalisierung von Arbeitsplätzen in vielen Branchen.
In Amerika herrscht die Hire & Fire-Mentalität. Mit dem Abbau des Kündigungsschutzes und den erwähnten Billiglöhnen aus dem Zeit-Artikel kommen wir diesem Zustand schon um einiges näher. Nebenbei stieg auch bei uns die Kriminalität im letzten Jahrzehnt eher an als das sie abnahm. Soziale Konflikte zwischen"Arbeitsbesitzern" und Arbeitlosen nehmen auch hierzulande zu.
Amerika hat scheinbar schon einen gewissen kleinen Teil in Richtung 20:80-Gesellschaft zurückgelegt.
Oft wird Amerika als"Land der Superlative" hervorgehoben. Grenzenloser Wohlstand würde dort herrschen. Konsum pur! Vom Tellerwäscher zum Millionär...
Doch die Realität ist anders. Jeder der Amerika lobt sollte sich eines zumindest vor Augen führen. Amerika ist ein Land der Kontraste. Man möge sich nur mal die Stadt New York ansehen. Glitzerfassaden, Wall Street, 5th Avenue, Broadway und die beeindruckenden Hochhäuser der Großbanken und Großkonzerne in Manhatten und nur ein paar Kilometer weiter...
Wohngebiete in Harlem die derart herungekommen sind das man glaubt man sei ins Sao Paulo im Gebiet der Favelas. Arme Menschen, hohe Kriminalität, vergammelte Häuser...
Amerika ist nur solange ein gutes Land zum Leben solange man Arbeit hat. Sobald man arbeitslos wird kann man auch ganz schön schnell von oben nach unten durchgereicht werden. Soziale Netze gibt es kaum, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe nur mit starker Beschränkung und meist nur auf Zeit, Krankenversicherung ist größtenteils Privatsache. In Amerika gibt es eine ziemlich breite Bevölerungsschicht die einfach nur noch zu bedauern ist. Sie besteht aus den Leuten die mit dem ganzen Technologiewahn und den immer mehr steigenden Anforderungen an ihre Qualifikation nicht mehr mithalten konnten. Es sind die Menschen die zwei Jobs machen und 12 Stunden-Tage haben und dennoch fast von der Mülltonne leben. Das Problem: Es handelt sich nicht nur um einzelne arme Schweine. Nein, es sind leider ziemlich viele dort. Und das wird oft übersehen. Es sind ganz einfach Menschen die wirklich viel arbeiten, machen was sie können und dennoch - egal was sie auch tun - kaum aus diesem Leben nochmal heraus können. Und das ist m.E. traurig für eine Gesellschaft. Wenn Menschen die engagiert sind, arbeitswillig sind und tun was sie können trotzdem gerade mal noch so leben können.
Viele Grüße
Sascha
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Tassie Devil
24.05.2003, 05:44
@ Sascha
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Re: @Sascha - was mir nicht schmeckt |
-->>Es wird mehr und mehr deutlich, daß wir tatsächlich seit langem über unserer Verhältnisse gelebt haben.
Hi Sascha,
Deine Ausdrucksweise behagt mir absolut nicht.
Haettest Du geschrieben:"Es wird mehr und mehr deutlich, dass wir tatsaechlich seit langem ueber unsere Verhaeltnisse gelebt wurden", dann wuerde das die Realitaet in voller Wahrheit aufzeigen. Eine andere Formulierungsweise waere natuerlich auch moeglich gewesen.
Ich reagiere sehr allergisch gegen Schuldzuweisungen jeder Art, die das Luegen, Handeln wider besseren Wissens, Handeln oder Unterlassen trotz sehr deutlicher Warnungen, Handeln oder Unterlassen mit der Strategie"und nach mir die Sintflut", und das hieraus unweigerlich folgende letztendliche Vollversagen dann den bedauerlichen Opfern per"ihr habt..." oder"wir haben..." malizioes unter die Jacken jubeln.
> Viele Grüße
>Sascha
Gruss
TD
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Tempranillo
24.05.2003, 11:13
@ Tassie Devil
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Re: So funktioniert Gehirnwäsche |
-->>>Es wird mehr und mehr deutlich, daß wir tatsächlich seit langem über unserer Verhältnisse gelebt haben.
>Hi Sascha,
>Deine Ausdrucksweise behagt mir absolut nicht.
>Haettest Du geschrieben:"Es wird mehr und mehr deutlich, dass wir tatsaechlich seit langem ueber unsere Verhaeltnisse gelebt wurden", dann wuerde das die Realitaet in voller Wahrheit aufzeigen. Eine andere Formulierungsweise waere natuerlich auch moeglich gewesen.
>Ich reagiere sehr allergisch gegen Schuldzuweisungen jeder Art, die das Luegen, Handeln wider besseren Wissens, Handeln oder Unterlassen trotz sehr deutlicher Warnungen, Handeln oder Unterlassen mit der Strategie"und nach mir die Sintflut", und das hieraus unweigerlich folgende letztendliche Vollversagen dann den bedauerlichen Opfern per"ihr habt..." oder"wir haben..." malizioes unter die Jacken jubeln.
Hi Sascha und Tassie,
die Anmerkung ist allererste Klasse! Sie zeigt, wie - vor allem wie subtil gelegentlich - Gehirnwäsche funktioniert. Unter der Hand werden die Verantwortlichkeiten auf den Kopf gestellt.
Ich habe mir das Gleiche gedacht wie Tassie, wollte aber nichts schreiben, erstens aus Faulheit und zweitens weil ich nicht den Eindruck erwecken wollte als würde ich in den gründlichen und durchdachten Beiträgen von Sascha das Haar in der Suppe suchen wollen.
Aber jetzt, wo ich schon mal dabei bin, möchte ich zu Saschas, Baldurs, Tassies, Euklids und den anderen Bildungspostings eine Anmerkung machen.
Obwohl ich die Diskussion nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit verfolgt habe, glaube ich, ein wesentliches Argument, vielleicht sogar das wichtigste überhaupt, um zu begründen, warum man sich gedanklich anstrengen sollte, habt ihr übersehen.
Erst der Gebrauch des Verstandes, die kritische Rationalität, gibt uns die Möglichkeit, uns von Dogmen zu befreien und so etwas wie Unabhängigkeit zu erreichen. So bescheiden und bedroht sich diese Unabhängigkeit im Alltag auch ausnehmen mag. Sie ist selbst dann schätzenswert, wenn sie eine bloß intellektuelle ist.
"Unverstand führt in die Sklaverei, Gefühlspolitik zu Vasallentum", um es mal in Form einer Schlagzeile zu bringen.
Daß der befreiende Aspekt der Rationalität, und die Bildungs-Motivation, die sich daraus ergeben könnte, in Eurer Diskussion völlig unter den Tisch gefallen ist, scheint mir auch ein Symptom. Wie die Tatsache, daß dieser zentrale Aspekt in meiner gesamten Schulzeit nicht einmal zur Sprache gekommen ist.
Klar doch, wer braucht schon eigenverantwortliche, ihre Leben selbst bestimmen wollende Bürger? Politik und Wirtschaft ganz sicher nicht! Was die wollen, sind Abhängige, die sich ihres Entmündigt-Seins nicht bewußt werden, und das Demokratie- und Freiheits-Geleier für bare Münze nehmen.
Weil wir gerade von Bildung reden, würde ich gerne Schiller zitierem:"Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten." Paßt doch vorzüglich auf die Vasallenstaaten des Imperium Americanum.
Tempranillo
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Baldur der Ketzer
24.05.2003, 12:09
@ Tempranillo
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Re: mehr Rationalität! |
-->Hallo, Tempranillo,
das bedeutet zwangsläufig, den Einfluß aller nichtrationalen Elemente konsequent draußen zu halten.
Kirchen.
Neidsäcke.
Klischeevorkauer.
Gewerkschafter.
Sozialfasler.
Kulturschwätzer.
Kunstschmierer.
Pazifisten.
Abrüster.
Schuldenmacher.
Multiunkulturpropagandisten.
usw.
Ich stimme voll damit überein.
Denn alle rationalen Erwägungen unter verantwortungsbewußter Führung reichen völlig aus, um alle auch durch emotionale Gründe erwünschte Ziele auf rationalem Wege, aber halt nachhaltig, zu erreichen.
Also:
Kirchen. ---------> ein Gemeinwesen funktioniert effizienter durch ethische Grundwerte (weniger Straftaten, besserer Zusammenhalt, besseres Klima), die Konfessionen bringen durch ihre jeweiligen Alleinwahrheitsansprüche wieder einen Störfaktor hinzu, außerdem ist die Mittelverwendung für die Gesamtheit ineffizient, da ein Muslim kaum die Renovierung einer Kirche mitzahlen will, das soll jeder selbst finanzieren. usw., Speden etc., und wenn sich dafür kein Interesse findet, sollen die Initiatoren das gefälligst akzepzieren, so daß halt keine zwangsumverteilten Abpreßgelder fließen
ergo: was keine Nachfrage findet, verschwindet
Neidsäcke. ------> statt destruktive negative Charakterbestandteile zu erheben, sollte man den Wettbewerb als Ansporn nehmen und positiv herausstellen, ist viel effizienter, und wenn die Triebfeder meinetwegen der Neid sein soll, Haupstache, die Umsetzung erfolgt produktiv
Klischeevorkauer.----------> ist alles von vorgestern und nicht zukunftstauglich. Was interessiert uns heute das Geschwätz von Kalle Murks oder Immanuel Kant, wenn wir uns heute mit Dingen herumschlagen müssen, von denen die alten damals null Dunst hatten; damit verschwinden auch die ganzen Andenkenverwahrfunktionäre, die allesamt unproduktiv sind
Gewerkschafter.----------->ein gutes Betriebsklima rechnet sich und ist produktiv, dazu braucht es keine externen Aufpasser mit Institutionsknüppel, alles kontraproduktiv, abschaffen bzw. Einfluß nehmen und Macht brechen
Sozialfasler.----------> was nicht bezahlbar ist, wird nicht gemacht, aus. Wenn darüberhinaus Bedarf erkannt wird, haben die Bedarfsträger für die nötige freiwillige Finanzierung (Spenden) zu sorgen, falls die nicht können, halt Sachwalter. Schluß mit dem Zwang, Schluß mit dem Gefasel aus Wolkenkuckuckstürmen, die fern ab der Realität sind.
Eine nachhaltige Staatsführung erkennt den Wert sozialer Ausgewogenheit und versucht sie allein aus rationalen Gründen zu erreichen.(Lebensumstände bedingen evtl. Krankheiten, diese Kosten etc.)
Kulturschwätzer.------->was keine Nachfrage findet, verschwindet. Gelingt es den protagonisten, für echte Nachfrage und Interesse zu sorgen, bildet sich ein Markt, der selbsttätig überleben kann und nicht alimentiert werden muß. Gelingt dies nicht, sind die Konsequenzen zu ziehen.
Kunstschmierer.---------> was alles an entartetem Wahnsinn als Kunst verkauft wird, geht doch auf keine Kuhhaut mehr. Was keine Nachfrage findet, verschwindet. Aus.
Pazifisten.------> kein Betrieb kann auf (Werks)Feuerwehr und Pförtner verzichten, auch wenn es schon länger kein Ereignis mehr gab. Um den Fortbestand zu sichern, braucht es Versicherungen und Aufsicht.
Abrüster.------> ditto.
Schuldenmacher.---------> was nicht freiwillig finanziert werden kann oder aus den Steuermitteln nicht rational gefördert wird, wird nicht umgesetzt, Ende der Durchsage.
Multiunkulturpropagandisten.-------> die Kosten übersteigen nachweislich den volkswirtschaftlichen Nutzen, daher ist schon aus dieser rationalen Erwägung dem entgegenzutreten.
usw.
Es wäre so einfach.
Aber erzähle mal den Affen im Zoo, daß sie ins WC gehen sollen und nicht einfach auf den Boden pissen.
Da kannst Du genau so lange gut zureden, wie Rationalität in der Parteiendeppokratie einzufordern.......
beste Grüße vom Baldur
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alberich
24.05.2003, 13:24
@ Tassie Devil
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Wir sind 'Opfer' aber auch zugleich 'Täter' |
-->Hallo Tassi Devil,
ich glaube, es ist zu einfach daß wir uns jetzt als bedauernswerte Opfer darstellen, denen jetzt jetzt zu allem Überfluß noch am Kittel geflickt wird: Na, biste selbst schuld, wa!
Die Fakten liegen seit langem auf dem Tisch, wir (und da nehme ich mich nicht aus) richteten uns trotzdem behaglich in unserer Oase BRD ein, wählten den bräsigen Kohl (geistig-moralische Wende aber bitte alles beim Alten lassen) den Schröder (regieren macht Spaß mit einem Tsunami an Problemen im Rücken).
Und wir profitierten alle beim Schuldenmachen durch das in den Wirtschaftskreislauf eingespritzte Geld. Sei es als 'Leistungsempfänger', abhängig Beschäftigter oder Selbständiger. Alle wurden zufrieden gestellt und darum funktionierte der ganze Laden.
Bezahlt wird später (bald).
Übrigens: hätte denn jemand nur den Hauch einer Chance gehabt gewählt zu werden, in den 70er, 80er, 90er der die jetzt immer offensichtlicheren Schieflagen thematisiert und gar ein 'Gürtel engeschnallen' auf seine Fahnen geschrieben hätte. NEVER EVER!!
Es ist ein 'Konstruktionsfehler' der Demokratie, daß beim Heraufdräuen schwerer Zeiten erst (wenn überhaupt) gehandelt wird, wenn das Wasser am Hals steht.
grüße
alberich
P.S: viele grüße an das herrliche Tasmanien, bin schon auf Deinen Bericht gespannt.
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PuppetMaster
24.05.2003, 13:56
@ alberich
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Re: Wir sind 'Opfer' aber auch zugleich 'Täter' |
-->>Es ist ein 'Konstruktionsfehler' der Demokratie, daß beim Heraufdräuen schwerer Zeiten erst (wenn überhaupt) gehandelt wird, wenn das Wasser am Hals steht.
meiner meinung nach handelt es sich um etwas grundlegenderes: ein
konstruktionsfehler des menschen.
zur demokratie halte ich mich an den satz:"demokratie ist der triumph der
quantität über die qualität", was bei den heutigen komplexen problemstellungen
recht problematisch ist.
gruss
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Pulpo
24.05.2003, 14:27
@ Sascha
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Re: Es geht bergab Teil 9 / Ein Hauch Amerika... mkT |
-->Hallo Sascha,
Das bedrueckende an dieser sog. 2-Klassengesellschaft ist ja, dass es keiner der beiden Klassen wirklich gut geht in ihrer Position. Die Arbeitslosen, die staendig Geldmangel haben und oft auch arbeiten wollen, aber nix vernueftiges finden, beneiden die gutausgebildeten Leute mit Anstellung, die meist einen ziemlich guten Lohn mit nach Hause bringen. Nur ist deren Leben auch nicht das Gelbe vom Ei.
Heutzutage als Ingeneur oder als anderer Hochschulabschlussinhaber in kleineren oder mittleren Firmen zu arbeiten, bedeutet wie du schon gesagt hast unbezahlte Ueberstunden, Stress, sehr oft mehr Arbeit zu haben, als ueberhaupt zu schaffen ist, usw.... Der einzige Vorteil ist, dass man sich ums monetaere nicht soviele Sorgen machen muss (wenn schlau genug war nicht am Neuen Markt auf Kredit spekuliert zu haben ;). Aber ansonsten... ich kenne NIEMANDEN aus meinem Umfeld (alle um die 30, vor 4-6 Jahren fertigstudiert [Ingeneurs- oder Wirtschaftsdiploma] und seitdem groesstenteils arbeitend), der mit seinen Angestelltendasein zufrieden waere und das gerne bis zur Rente so weitertreiben wuerde. Der Hauptgrund warum man es mit sich machen laesst, ist dass man nicht in die andere Klasse abrutschen will. Alternativen zwischen beidem scheint es nur sehr risikoreiche und muehevollere zu geben (Selbststaendigmachen mit kleiner Firma geht nicht so recht, bei den Steuergesetzen, den ganzen Geldabzwackern wie IHK, Berufsgenossenschaften, Pflichtversicherungen..., dazu Konkurrenzdruck, rasch fallender Konsum). Daneben gab es natuerlich auch haeufig so Gedanken, dass man ja mal fuer eine Weile ins Ausland koennte... jetzt bekommen aber fast alle Kionder und damit war es das dann auch damit. Also erstmal weitermachen.
Worauf ich aber eigentlich hinauswill, ist dass diese ganze Situation fuer mich ganz gewaltig nach dem alten Divide-et-Impera-Prinzip riecht. Teile und Herrsche, da dachte ich immer an das British Empire und wie listig die doch Indien unter ihre Kontrolle gebracht haben. Sind ja auch schoen doof gewesen die Inder, lassen sich ueber ihre 2 Religionen so schoen auseinander dividieren, dass sie die Nutzniesser im Hintergrund gar nicht bemerken, sondern teils noch froh sind, dass die Englaender im Land sind...
Irgendwie ist es doch hier dasselbe. Die Angestellten in stressigen aber gutbezahlten Jobs oder auch die Geschaeftsfuehrer kleinerer Firmen (in meiner letzten Firma waren die 5 Geschaeftsfuehrer die aermsten Schlucker ueberhaupt, man konnte nur staunen, wie sie unter der steigenden Last ihrer persoenlichen Haftung fuer wahrscheinlich nie zurueckzahlbare Firmenkredite immer mehr abbauten) verteidigen dieses Gesellschaftssystem teilweise bis auf die Knochen und merken gar nicht, dass sie nicht wirklich von ihrer bis zur totalen Erschoepfung getriebenen Arbeit profitieren. Aber monetaer und darauf kommt es ja den meisten an, geht es ihnen besser als der anderen Gruppe...
Jetzt fragt sich nur noch wer der Nutzniesser des Ganzen ist...
gruss,
Pulpo
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Sascha
24.05.2003, 14:48
@ alberich
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Wir sind 'Opfer' aber auch zugleich 'Täter' |
--> > Es ist ein 'Konstruktionsfehler' der Demokratie, daß beim Heraufdräuen > schwerer Zeiten erst (wenn überhaupt) gehandelt wird, wenn das Wasser am Hals > steht.
[b] Ich gebe euch beiden irgendwo Recht. Dir Tassie Devil und dir Alberich. Natürlich sind wir nicht nur die Täter, aber auch nicht nur die Opfer.
Vieles hätten wir selbst vielleicht anders gemacht aber für vieles was uns der Staat bot und für das er Schulden machte um uns zufriedenzustellen haben wir uns auch gefreut.
Und es wäre wohl auch früher schon so gewesen als man die ersten Staatsschulden machte, daß Einsparer, Sparkanzler, Nichtinvestierer und dadurch Zukunftsverspieler, Nicht-Keynesianer, Wohlstandsvernichter und wie man sie wohl bezeichnet hätte immer bei der Mehrzahl der Bürger die Buhmänner gewesen wären.
Ich denke teilweise sind wir auch Täter weil wir eben wirklich nicht so naiv sein können um anzunehmen, daß es"Aufwärts ohne Ende" geht. Scheinbar war dieser Glaube noch vor 15 Jahren sehr weit verbreitet. Mittlerweile aber verfliegt er immer mehr.
Ich denke es ist einerseits wirklich ein Konstruktionsfehler des Systems, auf der anderen Seite aber auch ein Problem des Menschen (zumindest vieler um es nicht zu pauschalisieren) an sich. Viele Menschen verdrängen Probleme oder denken nicht an morgen, leben in den Tag hinein, wollen Spaß, Action, Konsum und Fun immer sofort und denken dabei oft nicht an später.
Viele Grüße
Sascha
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Sascha
24.05.2003, 15:03
@ Pulpo
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Weniger ist Mehr mkT |
--> > Das bedrueckende an dieser sog. 2-Klassengesellschaft ist ja, dass es > keiner der beiden Klassen wirklich gut geht in ihrer Position. Die > Arbeitslosen, die staendig Geldmangel haben und oft auch arbeiten wollen, > aber nix vernueftiges finden, beneiden die gutausgebildeten Leute mit > Anstellung, die meist einen ziemlich guten Lohn mit nach Hause bringen. Nur > ist deren Leben auch nicht das Gelbe vom Ei.
Du sagst es. Mal abgesehen von einer kleinen Gruppe die definitiv nicht arbeiten will teilt sich die Gesellschaft immer mehr in zwei Lager.
Es gibt die engagierten, arbeitswilligen Menschen die immer mehr in eine Art"Billig- und Billigstjobs","Hilfsarbeiten" und was weiß ich alles gedrückt werden für einen einfach nur noch erbärmlichen Hungerlohn und es gibt auf der anderen Seite auch Leistungsträger die teilweise 50 bis 70 Stunden die Woche jahrelang arbeiten, unter Druck stehen, in der Verantwortung stehen, Stress haben bis zum Abwinken, sich dauern weiterbilden müssen, immer auf dem laufenden sein müssen, flexibel sein müssen, durch die Gegend auf Konferenzen fahren und fliegen müssen und dadurch etwas mehr Geld haben.
Doch die Leistungsträger von heute sind wirklich nicht zu beneiden. Oft entsteht in ihnen schon ein persönlicher Druck immer weiterzumachen aus Angst - wie du richtig sagst - abrutschen zu können.
DENN das geht heute sehr schnell und das ist für die Psyche wohl so ziemlich das Schlimmste: Wenn man viel mehr in jungen Jahren gearbeitet hat als manch' anderer und dafür auf vieles - was andere hatten - verzichtet hat (sei es Geld oder Freizeit) und dann binnen kürzester Zeit auf deren Niveau abrutscht nur weil man mal nicht mehr kann für eine kurze Zeit bei dem ganzen Stress und der Hektik und dem Druck dann geht man schnell daran kaputt.
Wenn man alles abwiegt bin ich mir ehrlich gesagt manchmal nicht sicher wem es IM GESAMTEN besser geht. Jemandem der eine normale Ausbildung hat und schaut wie er über die Runden kommt und es GEWÃ-HNT ist oder jemand der jeden Tag reinhaut wie ein Irrer, mit 40 einen Nervenzusammenbruch oder Herzinfarkt erleidet und den dreifachen Urlaub brauch um sich überhaupt erst mal von den Stress-Strapazen der Arbeit zu erholen.
Es ist festgestellt worden, daß immer mehr Menschen (gerade in stressigen Jobs und Akademikerjobs) am Burn-Out-Syndrom leiden. Diese Menschen haben zwar selten monetäre/fianzielle Probleme weil sie halt doch noch mehr verdienen als andere. Aber sie leiden oft unter Depressionen, Angst die Position zu verlieren und abzurutschen (wer höher steigt kann TIEFER fallen...), Angst vor Wohlstandsverlusten (auch hier sind sie oft höher gestiegen und können tiefer fallen...) oder sind einfach körperlich auch ausgebrannt. Menschen die am Burn-Out-Syndrom leiden bemerken das - hat mir mal jemand gesagt - meist daran, daß praktisch nicht mal mehr das Wochenende reicht um richtig auszuschlafen. Sie stehen ständig unter Strom, sind in Gedanken dauernd bei der Arbeit, reden zuhause schon wie im Büro und sind (sehr) leicht reizbar, sind lustlos und müde. Und um diesen Zustand zu erreichen haben sie dann meist noch in jungen Jahren (den oft genannten"besten Jahren") auf vieles verzichtet um überhaupt dahin zu kommen wo sie sind.
Da fragt man sich dann oft wenn man alles abwägt ob sich der Aufwand für dieses"SCHEISS" Geld wirklich lohnt. Man macht sich ja teilweise auch stark seine Gesundheit kaputt wenn man jahrelang 50, 60, 70 Stunden am Stück arbeitet, ständig im Stress steht, ständig unter Druck und ständig zuwenig Schlaf hat. Und oft leidet darunter auch nicht unerheblich das Privatleben.
Da könnte man durchaus auf die Idee, daß WENIGER manchmal doch MEHR IST!
Viele Grüße
Sascha
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Tempranillo
24.05.2003, 15:28
@ Baldur der Ketzer
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Re: Baldur, Nein! Kapitales Mißverständnis |
-->>Hallo, Tempranillo,
>das bedeutet zwangsläufig, den Einfluß aller nichtrationalen Elemente konsequent draußen zu halten.
Baldur, Nein!
Das ist der kapitalste aller kapitalen Fehler! Diese drastische Formulierung gebrauche ich nur deshalb, weil sie selbstverständlich auch für mich selbst gilt, zumindest gegolten hat; EHRENWORT!
Da ich nicht einen so mühelos arbeitenden Verstand habe wie Du, hat es bei mir Jahrzehnte gedauert, bis der Groschen gefallen ist. Mir hat die Lektüre von Karl R. Popper geholfen.
Es geht doch gar nicht darum, das Irrationale, das Gefühlsbetonte, die Ahnungen, alles Intuitive auszumerzen - um Gottes willen, bloß das nicht.
Das Metaphysiche vertilgen, so wie man mit Ungeziefer verfährt, wäre eine Barbarei sondergleichen. Damit würden wir ja auch die gesamte Sphäre der Kunst vernichten! Oh nein, Baldur, im Leben, im Leben, geht mancher Schuß daneben...
(Das schreibe ich nur, weil Du Jäger bist und einen Spaß verstehst)
Wir müßten uns, wieder in Anlehnung an Popper, klar machen, daß die Wissenschaften aus irrationalen, metaphysischen Anfängen herausgewachsen sind. Die Astronomie aus der Astrologie, die Chemie aus der Alchimie (Gold aus Blei!) uws. usf.
Sogar die aufsehenerregendsten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts waren manchmal in ihren Anfängen intuitive Eingebungen, Träume und Wahnvorstellungen vielleicht. Niels Bohr soll das Atom-Modell geträumt haben, desgleichen Kekule die Benzol-Formel und bei der Doppelhelix-Struktur der DNS war etwas Ähnliches im Busch.
Das Kriterium, was wissenschaftliche Erkenntnis von intuitiver Eingebung unterscheidet, ist nicht die Art und Weise, wie sie zustande kommt, sonndern die Frage, ob sie verifizierbar ist, d.h. nicht widerlegt werden kann.
Man muß also zwischen beidem, zwischen empirischer Wirklichkeitsaussage (=Wissenschaft im weitesten Sinne) und Metaphysik zu unterscheiden, mehr nicht, und sich darüber im Klaren sein, daß jeweils unterschiedliche"Reichweiten" gelten.
Emprische Wirklichkeitsaussagen, sofern sie verifiziert (d.h. noch nicht widerlegt sind) sind für alle, für die gesamte Menschheit verpflichtend. Anders im Fall des Irrationalen, der subjektiven, wenn Du so willst, willkürlichen Komponente, wo jeder im Grunde machen kann, was er will, wo er entscheiden kann, ob er sich an astrologischen Konstellationen, an Hellsehereien, an intuitiven Eingebungen orientiert, oder nicht.
Die Frage, ob man sich an ethische Prinziopien gebunden fühlt, ist wieder eine andere. Niemand wird uns schlüssig beweisen können, weshalb es gut ist, einen Konkurrenten nicht tot zu schlagen, wenn wir daraus einen Vorteil ziehen können.
Zurück zum Thema: Ich finde, man muß einfach Wissenschaft und Metaphysik auseinanderhalten, mehr nicht. Von Ausmerzen, Unterdrücken, Vertilgen kann überhaupt keine Rede sein. Für mich sind das die zwei Seiten ein- und derselben Medaille, die da lautet, Wirklichkeitsbeschreibung.
Da Du Dich in Fragen der Bildung schwer engagiert hast, wirst Du bitte Verständnis haben, wenn ich jemanden zitiere, der auf intuitive, d.h. nicht-wissenschaftliche Weise, die Essenz dessen, was ich sagen will, und vielleicht auch dessen, was Karl R. Popper gechrieben hat, in einem Satz zusammenfaßt, und den Unterschied zwischen Wissenschaft und Metaphysik, Verpflichtendem und subjektiver Willkür, auf den Punkt bringt.
"Die Wissenschaft ist allen Nationen gemeinsam, die Künste müssen den ihnen eigentümlichen Charakte wahren." (G. Verdi)
Tempranillo
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Baldur der Ketzer
24.05.2003, 15:41
@ Tempranillo
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Kapitales Mißverständnis - oder doch nicht? Reales zählt.+zahlt! |
-->Hallo, Tempranillo,
klar bleiben irrationale Elemente das beherrschende der menschlichen Psyche, aber für einen Haushalt, für eine Unternehmung, für einen Staat dürfen sie nicht gelten.
Anders ausgedrückt, an Board soll Frohsinn herrschen, Highlife, Stimmung, aber der Kapitän muß nüchtern bleiben, sonst saust der Dampfer gegen den Eisberg.
Oder gegen die augelegte Seemine mit dem Dingensauge drauf.,
Das mit den intuitiven Eingaben ist das eine, das mit emotionalen Forderungen in barer Münze das andere - es kann alles nur in dem Rahmen gelten, daß man nicht hernehmen kann, was nicht da ist.
Daß man nicht machen soll, was keinen Nutzen, sondern Schaden bringt.
Ist was nicht da, muß man dafür sorgen, daß es freiwillig geschaffen wird.
>"Die Wissenschaft ist allen Nationen gemeinsam, die Künste müssen den ihnen eigentümlichen Charakte wahren." (G. Verdi)
Klar, unbestritten.
Aber, mit Verlaub, bitte nicht auf meine Kosten!
Wer eine Fettecke auf einen Gipskarton kleben und mit Filz drappieren will, soll meinetwegen auch in die Ecke einen Haufen setzen, aber nicht auf meine Kosten.
Wer ein wenig mit dem Pinsel auf eine Leinwand schmiert, soll das Dingens interpretieren, wie er will, er kann in einen schwarzen Strich meinetwegen den ganzen Himmel reininterpretieren, aber nicht auf meine Kosten.
Kann er fressen Kitt von Fenster raus. Aber nicht auf meine Kosten.
Es darf nicht mehr einen Naturschutzpark für Ausgeflippte und Spinner geben, die unter der Flagge *Kunstschaffende* sich auf Kosten der Werktätigen durchs Dasein schmarotzen.
Faschistoid? Egal. Aber rational.
Ich hoffe, Du trägst mir meine Offenheit nicht nach.
In einer Zeit, in der man bei Medikamenten sparen muß, aber Mahnmale wie die Schwammerl aus dem Boden sprießen, und Künstler immer noch meinen, sie müßten von der Allgemeinheit um der Kunst willen unterhalten werden, hab ich einen error 404.
Beste Grüße vom Baldur, und nix für ungut
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Tempranillo
24.05.2003, 16:11
@ Baldur der Ketzer
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Re: Reales zählt.+zahlt! Was ist real? |
-->>Hallo, Tempranillo,
>klar bleiben irrationale Elemente das beherrschende der menschlichen Psyche, aber für einen Haushalt, für eine Unternehmung, für einen Staat dürfen sie nicht gelten.
Hallo Baldur,
so schnell wie Du antwortest, komme ich mit dem Schreiben nicht nach. Gerade habe ich ein OvB-Zitat gesucht, mit dem ich nachweisen wollte, daß Brzesinski OvB-Politik betreibt, und folglich die US-amerikanische anti-deutsche Propaganda nach der"Haltet-den-Dieb-Methode" verfährt, sehe ich auch schon Deine Antwort.
>>"Die Wissenschaft ist allen Nationen gemeinsam, die Künste müssen den ihnen eigentümlichen Charakter wahren." (G. Verdi)
>
>Klar, unbestritten.
Den Satz müßte man sich an die Wand nageln, weil er klar macht, was Willkür ist, und was verpflichtend.
>Aber, mit Verlaub, bitte nicht auf meine Kosten!
Ob und inwiefern etwas zu Lasten der Gemeinschaft geht, ist von A-Z eine Willkürentscheidung. Kann man auf die eine Art beamtworten, vielleicht auch auf die andere.
>Wer eine Fettecke auf einen Gipskarton kleben und mit Filz drappieren will, soll meinetwegen auch in die Ecke einen Haufen setzen, aber nicht auf meine Kosten.
Beuys ist wirklich ein Grenzfall. Aber nicht uninteressant, was alles herauskommt, wenn man den Definitionsbereich -"erweiterter Kunstbegriff" - entsprechend ausdehnt.
>Wer ein wenig mit dem Pinsel auf eine Leinwand schmiert, soll das Dingens interpretieren, wie er will, er kann in einen schwarzen Strich meinetwegen den ganzen Himmel reininterpretieren, aber nicht auf meine Kosten.
Verständnis. Ich glaube aber, die Situation ist nicht ganz so simpel. Wie hoch sind denn die Aufwendungen zur Förderung zeitgenössischer Kunst? Im Zehntelprozentbereich, oder? Das von Dir formulierte Unbehagen, der Verdacht es handle sich um reine Scharlatanerie (Fettecke
>Es darf nicht mehr einen Naturschutzpark für Ausgeflippte und Spinner geben, die unter der Flagge *Kunstschaffende* sich auf Kosten der Werktätigen durchs Dasein schmarotzen.
Ich glaube, Du überschätzt die Kosten.
>Faschistoid? Egal. Aber rational.
Sorry, weder noch.
>Ich hoffe, Du trägst mir meine Offenheit nicht nach.
Niemals. Offenheit hat bei mir immer einen RIESENPLUSPUNKT
>In einer Zeit, in der man bei Medikamenten sparen muß, aber Mahnmale wie die Schwammerl aus dem Boden sprießen, und Künstler immer noch meinen, sie müßten von der Allgemeinheit um der Kunst willen unterhalten werden, hab ich einen error 404.
Ich glaub´ ich höre meine alten Freunde. Aber die haben mich schon vor Jahren nicht aus den Schuhen gehauen. Es wird jetzt nicht anders sein.
Tempranillo
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Tassie Devil
24.05.2003, 16:17
@ alberich
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Re: Wir sind 'Opfer' aber auch zugleich 'Täter' |
-->>Hallo Tassi Devil,
Hi alberich,
hmmm, bei Deinem nick koennte man ja direkt auf dumme Gedanken kommen!
>Es ist ein 'Konstruktionsfehler' der Demokratie, daß beim Heraufdräuen schwerer Zeiten erst (wenn überhaupt) gehandelt wird, wenn das Wasser am Hals steht.
Nein. Es ist ein systemimanenter Konstruktionsfehler der parlamentarischen Demokratie, schwere Zeiten heranzuzuechten. Die gewollte Unfaehigkeit zur Loesung der Probleme beginnt bereits im unteren Drittel zur high watermark, das ist jedoch kein Fehler, sondern"works as designed".
>grüße
>alberich
Gruss
TD
>P.S: viele grüße an das herrliche Tasmanien, bin schon auf Deinen Bericht gespannt.
Ich werde nicht speziell auf Tassie eingehen, Aussiland will be the topic.
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Tassie Devil
24.05.2003, 16:59
@ Tempranillo
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Re: So funktioniert Gehirnwäsche |
-->>Hi Sascha und Tassie,
Rehi Tempranillo,
>die Anmerkung ist allererste Klasse! Sie zeigt, wie - vor allem wie subtil gelegentlich - Gehirnwäsche funktioniert. Unter der Hand werden die Verantwortlichkeiten auf den Kopf gestellt.
Wie schrieb ich neulich? Edel sei der Mensch, trickreich sozial und gut.
Es fehlt mir z.Zt. leider diesselbe und auch die Muse, um diese Themen angemessen angehen zu koennen.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
>Klar doch, wer braucht schon eigenverantwortliche, ihre Leben selbst bestimmen wollende Bürger? Politik und Wirtschaft ganz sicher nicht! Was die wollen, sind Abhängige, die sich ihres Entmündigt-Seins nicht bewußt werden, und das Demokratie- und Freiheits-Geleier für bare Münze nehmen.
Ita est.
>Weil wir gerade von Bildung reden, würde ich gerne Schiller zitierem:"Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten." Paßt doch vorzüglich auf die Vasallenstaaten des Imperium Americanum.
Also, ich geniieeese diesen Abschluss mal wieder, fully openminded, full awareness.
Es ist ein Genuusss, Dich hier zu haben. Really.
>Tempranillo
Gruss
TD
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alberich
24.05.2003, 18:11
@ Tassie Devil
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Re: Wir sind 'Opfer' aber auch zugleich 'Täter' |
-->Hallo Tassi Devil,
zuerst, Du irrst, ich ruhe nicht auf meinem Goldschatz irgendwo unter'm Rhein sondern gehöre seit geraumer Zeit der leider nicht herrschenden Klasse der Selbstausbeuter an. (365/10-12 produzierendes Gewerbe, daher ist mir ARBEIT nicht unbekannt)
Nebenbei bemerkt, die 'dummen Gedanken' bzgl. Nick würden mich schon interessieren...
Bzgl. Profitieren der Allgemeinheit (wir)
Es haben alle vom 'Schuldenmachen' profitiert: z.B. Subventionen: wie viele Arbeitsplätze wurden (und werden) gesponsort in Landwirtschaft, Bergbau, Industrie, die es sonst nicht mehr gäbe. (Die Rechnung wird später fällig).
Dieses Geld ist ja nicht bei den Lohnabhängigen verdampft sondern wurde ausgegeben. Andere Bereiche der Wirtschaft profitierten (und damit auch die Mitarbeiter)
Wieviele Leute sind unproduktiv in jeglicher Art öffentlicher Verwaltung beschäfigt (ein Arbeitsbeschaffungsprogramm Roosevelt'schen Ausmaßes erreicht durch unsinnige Bürokratie).
Wieviel Geld wurde vorzeitig ausgegeben durch die Plünderung von Rentenkassen und Krankenversicherungen. Die Rentner haben das Geld auch ausgegeben, wieviele Kuren haben Arbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen.
Aber alles nur geklaut.
>Aha, die Nebelwerfer arbeiten bereits auf Hochtouren: man macht es sich zu einfach, wenn sich das bedauernswerte Raubopfer, dem standardmaessig am Kittel geflickt wird (denn es koennte ja sein, dass das Opfer den Taeter irgendwie zu seiner Tat provoziert hat), darueber beschwert, ihm moeglichst ein Alleinverschulden konstruierend nachzuweisen.
Das ist etwas kryptisch, bitte Klartext. Wer ist Opfer, wer ist Täter?
>>Die Fakten liegen seit langem auf dem Tisch, wir (und da nehme ich mich nicht aus)...
>Wir - das ist mainstream. Ohne Ausnahme.
>>...richteten uns trotzdem behaglich in unserer Oase BRD ein,
>Davon kann bei mir und einigen anderen, die ich ganz gut kenne/kannte, keine Rede sein. 3 von Ihnen, teilweise im Alter von knapp unter 50 Jahren, alle Familienvaeter mit 2 Kindern, alle beruflich sehr angespannt, haben es sich inzwischen bahaglich in ausserirdischen Oasen bequem gemacht. Alle 3 verabschiedeten sich mit Gehirn-/Herz-/Kreislaufproblemen. Mein bester Freund darunter. Die Jungs haben in ihren Leben eine Menge Holz gestemmt, ich habe es mit eigenen Augen dabeiseiend erblickt!
Solche Fälle kenne ich auch aus meiner Umgebung, ich will deswegen die 'OASE' BRD nicht in Abrede stellen.
Möglicherweise ist mein Blickfeld etwas eingeschränkt; stammend aus Arbeiterhaushalt (Traditionssozen), lebend früher im Südwesten jetzt Nordwesten Deutschlands.
>>wählten den bräsigen Kohl (geistig-moralische Wende aber bitte alles beim Alten lassen)
>Das ist diffamierend. Nicht, dass ich Sultan Kohl jetzt das Wort reden moechte, aber dessen Regierung hat im Zeitraum Ende 1982 bis ca. Ende 1986 (nicht Wahlperiodenkongruent) einiges positiv gewendet, leider blieb dabei wichtiges liegen (u.a. Subventionsabbau). Ab 1987 wendete er seine Politik. Ich konnte das im Jahre 1991 auch statistisch nachvollziehen.
Allein auf die Schulden bezogen wurde da nichts gewendet siehe Sascha's Artikel vor ein paar Tagen
http://www.f17.parsimony.net/forum30434/messages/191109.htm
>>Und wir profitierten alle beim Schuldenmachen durch das in den Wirtschaftskreislauf eingespritzte Geld.
>Wiederum - wer ist wir? Wer ist wir alle?
>Mainstream differenziert nicht gern, man scheut sich aus transparenten Gruenden davor.
Wer hat Deiner Meinung nach (hauptsächlich) profitiert?
>Oder ist das Entrinnen vor dem Hungertode bei gleichzeitigem Vorwaertspruegeln des Unternehmens der eigenen sozialistischen Broetchengeber bereits ein Profit per se?
Bitte erläutern, verstehe ich nicht.
>>Alle wurden zufrieden gestellt...
>Moeglich. Aber Deine Frage ist nicht nur rein hypothetisch, sie grenzt an Rhetorik. [img][/img]
Du hast recht, sie ist rhetorisch, da es keinen gab.
Zur Demokratie später noch was (hab noch zu tun)
grüße
Alberich
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CRASH_GURU
25.05.2003, 00:07
@ Sascha
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Re: Es geht bergab Teil 9 / Ein Hauch Amerika... mkT |
-->Ich würde gerne mal verstehen was dieses vorwurfsvolle, subtile Gejammere und die Beschreibung amerikanischer Zustände, ob falsch oder richtig, eigentlich soll!? Jeder bekommt meistens genau das was er will, von sogenannten Schicksalsschlägen wie Blitzschlag mal abgesehen und da bin ich mir auch nicht sicher.
Eure ZB finanziert den Amis ihren Lebensstandard! Ich erwarte ja keine Demos aber hat einer von der Klagepartei dem Welteke schon mal ein Email geschickt?
Das deutsche Volk hat diejenigen Politiker, die das schönste Paradies versprochen haben, immer und immer wieder gewählt. Und jetzt ist die Party vorbei und jemand muß die Zeche bezahlen. Der Freizeitpark wird für einige Zeit mit kürzeren Ã-ffnungszeiten über die Runden kommen müssen.
Ich mag mich ja hoffentlich täuschen, aber ich spüre hier schon zwischen den Zeilen die kommende,´in D. besonders beliebte Suche nach den Schuldigen. Auch die Kritik von T.D. deutet daraufhin."Wir sind über unsere Verhältnisse gelebt worden" Klar, wurden alle gezwungen auf den letzten Korallen rumzulatschen, die Alpen in einen Skizirkus zu verwandeln und in den entlegensten Gebieten dieser Erde seine Spur zu hinterlassen, von den Autos, HiFi und anderem Spielzeug gar nicht zu reden.
Die Masse der Menschen möchte bekanntlich nicht die Verantwortung für das eigene Geschick übernehmen und trotz höherem Bildungsniveau in diesem Forum gilt offensichtlich auch hier in dieser Beziehung die Gaussche Verteilungskurve.
Tempranillo:" Erst der Gebrauch des Verstandes, die kritische Rationalität, gibt uns die Möglichkeit, uns von Dogmen zu befreien und so etwas wie Unabhängigkeit zu erreichen." aber dann kommt es:"Klar doch, wer braucht schon eigenverantwortliche, ihre Leben selbst bestimmen wollende Bürger?"
Klar, der Staat hat Euch alle dumm gehalten und ihr seid deshalb leider nicht in der Lage gewesen, die Politiker zu wählen, die Euch die Wahrheit gesagt hätten.
Wunderschön formuliert, nur - diese Art von Heuchelei findet man besser nur noch in den USA, womit wir ja dann wieder beim Thema wären.
Das hatten wir alles schon mal in D., ist aber leider zwei Generationen früher gewesen. Diesmal ist der Nationalsozialismus wenigstens in ganz Europa auf dem Vormarsch. Leider merken die meisten es nicht, weil er diesmal keine braunen Hemden trägt.
Einige Eurer Postings verstärken meine Befürchtungen. Statt mehr Eigenverantwortung und Demokratie ohne korrupte Politiker werdet ihr in der Krise wieder einen Rattenfänger wählen, wahrscheinlich mit eingebauter Fernsteuerung aus den USA und die Schuldigen sind diesmal die bösen Kleinunternehmer.
Stehe für Kritik gerne zu Verfügung...
gruss
cg
PS J.Fischer, der beliebteste deutsche Politiker, steht für nichts als sich selbst, aber er ist halt so nett und menschlich in seiner Fressucht und das macht ihn symphatisch, ODER?
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CRASH_GURU
25.05.2003, 00:18
@ Sascha
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Re: Es geht bergab Teil 9 / Ein Hauch Amerika... mkT |
-->Ich würde gerne mal verstehen was dieses vorwurfsvolle, subtile Gejammere und die Beschreibung amerikanischer Zustände, ob falsch oder richtig, eigentlich soll!? Jeder bekommt meistens genau das was er will, von sogenannten Schicksalsschlägen wie Blitzschlag mal abgesehen und da bin ich mir auch nicht sicher.
Eure ZB finanziert den Amis ihren Lebensstandard! Ich erwarte ja keine Demos aber hat einer von der Klagepartei dem Welteke schon mal ein Email geschickt?
Das deutsche Volk hat diejenigen Politiker, die das schönste Paradies versprochen haben, immer und immer wieder gewählt. Und jetzt ist die Party vorbei und jemand muß die Zeche bezahlen. Der Freizeitpark wird für einige Zeit mit kürzeren Ã-ffnungszeiten über die Runden kommen müssen.
Ich mag mich ja hoffentlich täuschen, aber ich spüre hier schon zwischen den Zeilen die kommende,´in D. besonders beliebte Suche nach den Schuldigen. Auch die Kritik von T.D. deutet daraufhin."Wir sind über unsere Verhältnisse gelebt worden" Klar, wurden alle gezwungen auf den letzten Korallen rumzulatschen, die Alpen in einen Skizirkus zu verwandeln und in den entlegensten Gebieten dieser Erde seine Spur zu hinterlassen, von den Autos, HiFi und anderem Spielzeug gar nicht zu reden.
Die Masse der Menschen möchte bekanntlich nicht die Verantwortung für das eigene Geschick übernehmen und trotz höherem Bildungsniveau in diesem Forum gilt offensichtlich auch hier in dieser Beziehung die Gaussche Verteilungskurve.
Tempranillo:" Erst der Gebrauch des Verstandes, die kritische Rationalität, gibt uns die Möglichkeit, uns von Dogmen zu befreien und so etwas wie Unabhängigkeit zu erreichen." aber dann kommt es:"Klar doch, wer braucht schon eigenverantwortliche, ihre Leben selbst bestimmen wollende Bürger?"
Klar, der Staat hat Euch alle dumm gehalten und ihr seid deshalb leider nicht in der Lage gewesen, die Politiker zu wählen, die Euch die Wahrheit gesagt hätten.
Wunderschön formuliert, nur - diese Art von Heuchelei findet man besser nur noch in den USA, womit wir ja dann wieder beim Thema wären.
Das hatten wir alles schon mal in D., ist aber leider zwei Generationen früher gewesen. Diesmal ist der Nationalsozialismus wenigstens in ganz Europa auf dem Vormarsch. Leider merken die meisten es nicht, weil er diesmal keine braunen Hemden trägt.
Einige Eurer Postings verstärken meine Befürchtungen. Statt mehr Eigenverantwortung und Demokratie ohne korrupte Politiker werdet ihr in der Krise wieder einen Rattenfänger wählen, wahrscheinlich mit eingebauter Fernsteuerung aus den USA und die Schuldigen sind diesmal die bösen Kleinunternehmer.
Stehe für Kritik gerne zu Verfügung...
gruss
cg
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Tassie Devil
25.05.2003, 03:32
@ CRASH_GURU
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Re: A touch of America |
-->>Ich mag mich ja hoffentlich täuschen, aber ich spüre hier schon zwischen den Zeilen die kommende,´in D. besonders beliebte Suche nach den Schuldigen. Auch die Kritik von T.D. deutet daraufhin."Wir sind über unsere Verhältnisse gelebt worden"
Trotz Deiner Hoffnung, es waere schlecht, wenn Du Dich taeuschen wuerdest.
Schwamm drueber ist kein Lernprogramm.
>Klar, wurden alle gezwungen auf den letzten Korallen rumzulatschen, die Alpen in einen Skizirkus zu verwandeln und in den entlegensten Gebieten dieser Erde seine Spur zu hinterlassen, von den Autos, HiFi und anderem Spielzeug gar nicht zu reden.
Mich hat niemand zu etwas gezwungen, schon garnicht zu solchem Firlefanz, den Du hier aufzaehlst. Mit Ausnahme eines PKW der Mittelklasse, naechtliche Fussmaersche sind zuweilen zeitraubend und ungemuetlich.
>Die Masse der Menschen möchte bekanntlich nicht die Verantwortung für das eigene Geschick übernehmen und trotz höherem Bildungsniveau in diesem Forum gilt offensichtlich auch hier in dieser Beziehung die Gaussche Verteilungskurve.
Damit hast Du Dich eindeutig ueberhoben.
>Tempranillo:" Erst der Gebrauch des Verstandes, die kritische Rationalität, gibt uns die Möglichkeit, uns von Dogmen zu befreien und so etwas wie Unabhängigkeit zu erreichen." aber dann kommt es:"Klar doch, wer braucht schon eigenverantwortliche, ihre Leben selbst bestimmen wollende Bürger?"
>Klar, der Staat hat Euch alle dumm gehalten und ihr seid deshalb leider nicht in der Lage gewesen, die Politiker zu wählen, die Euch die Wahrheit gesagt hätten.
Auch von Dir lasse ich mir nicht die Schuhe anderer anziehen, schon garnicht im nachhinein.
>Wunderschön formuliert, nur - diese Art von Heuchelei findet man besser nur noch in den USA, womit wir ja dann wieder beim Thema wären.
Du musst Dich dort ja bestens auskennen.
>Das hatten wir alles schon mal in D., ist aber leider zwei Generationen früher gewesen. Diesmal ist der Nationalsozialismus wenigstens in ganz Europa auf dem Vormarsch. Leider merken die meisten es nicht, weil er diesmal keine braunen Hemden trägt.
Wieso leider? Es ist doch ein Fortschritt, wenn ganz Europa die Welt durch Braun- und Rotfilter sieht. Diese Filterkombination verstaerkt den spaeteren allgemeinen Lerneffekt ungemein.
>Einige Eurer Postings verstärken meine Befürchtungen. Statt mehr Eigenverantwortung und Demokratie ohne korrupte Politiker werdet ihr in der Krise wieder einen Rattenfänger wählen, wahrscheinlich mit eingebauter Fernsteuerung aus den USA und die Schuldigen sind diesmal die bösen Kleinunternehmer.
Die Rattenfaenger wurde laengst gewaehlt, die Akkus der US-Fernsteuerung sind leer, und die Kleinunternehmer werden nicht in Nuernberg anreisen muessen.
>Stehe für Kritik gerne zu Verfügung...
>gruss
>cg
>PS J.Fischer, der beliebteste deutsche Politiker, steht für nichts als sich selbst, aber er ist halt so nett und menschlich in seiner Fressucht und das macht ihn symphatisch, ODER?
[img][/img]
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CRASH_GURU
25.05.2003, 09:55
@ Tassie Devil
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Re: A touch of America |
-->>>Ich mag mich ja hoffentlich täuschen, aber ich spüre hier schon zwischen den Zeilen die kommende,´in D. besonders beliebte Suche nach den Schuldigen. Auch die Kritik von T.D. deutet daraufhin."Wir sind über unsere Verhältnisse gelebt worden"
>Trotz Deiner Hoffnung, es waere schlecht, wenn Du Dich taeuschen wuerdest.
>Schwamm drueber ist kein Lernprogramm.
Es geht nicht um Schwamm drüber, sondern um ehrliche Analyse ohne Selbsttäuschung! Der Staat sind WIR!
>>Klar, wurden alle gezwungen auf den letzten Korallen rumzulatschen, die Alpen in einen Skizirkus zu verwandeln und in den entlegensten Gebieten dieser Erde seine Spur zu hinterlassen, von den Autos, HiFi und anderem Spielzeug gar nicht zu reden.
>Mich hat niemand zu etwas gezwungen, schon garnicht zu solchem Firlefanz, den Du hier aufzaehlst. Mit Ausnahme eines PKW der Mittelklasse, naechtliche Fussmaersche sind zuweilen zeitraubend und ungemuetlich.
>>Die Masse der Menschen möchte bekanntlich nicht die Verantwortung für das eigene Geschick übernehmen und trotz höherem Bildungsniveau in diesem Forum gilt offensichtlich auch hier in dieser Beziehung die Gaussche Verteilungskurve.
>Damit hast Du Dich eindeutig ueberhoben.> Sorry, aber das ist nur Geschwafel.
>Tempranillo:" Erst der Gebrauch des Verstandes, die kritische Rationalität, gibt uns die Möglichkeit, uns von Dogmen zu befreien und so etwas wie Unabhängigkeit zu erreichen." aber dann kommt es:"Klar doch, wer braucht schon eigenverantwortliche, ihre Leben selbst bestimmen wollende Bürger?"
>>Klar, der Staat hat Euch alle dumm gehalten und ihr seid deshalb leider nicht in der Lage gewesen, die Politiker zu wählen, die Euch die Wahrheit gesagt hätten.
>Auch von Dir lasse ich mir nicht die Schuhe anderer anziehen, schon garnicht im nachhinein. > Siehe OBEN!
>>Wunderschön formuliert, nur - diese Art von Heuchelei findet man besser nur noch in den USA, womit wir ja dann wieder beim Thema wären.
>Du musst Dich dort ja bestens auskennen.
Na ja, zumindest habe ich dort ein Jahr gelebt und poste und lese fast nur in US sites.
>>Das hatten wir alles schon mal in D., ist aber leider zwei Generationen früher gewesen. Diesmal ist der Nationalsozialismus wenigstens in ganz Europa auf dem Vormarsch. Leider merken die meisten es nicht, weil er diesmal keine braunen Hemden trägt.
>Wieso leider? Es ist doch ein Fortschritt, wenn ganz Europa die Welt durch Braun- und Rotfilter sieht. Diese Filterkombination verstaerkt den spaeteren allgemeinen Lerneffekt ungemein.>
Du glaubst ein 4. Weltkrieg bringt einen Lerneffekt?
>>Einige Eurer Postings verstärken meine Befürchtungen. Statt mehr Eigenverantwortung und Demokratie ohne korrupte Politiker werdet ihr in der Krise wieder einen Rattenfänger wählen, wahrscheinlich mit eingebauter Fernsteuerung aus den USA und die Schuldigen sind diesmal die bösen Kleinunternehmer.
>Die Rattenfaenger wurde laengst gewaehlt, die Akkus der US-Fernsteuerung sind leer, NOCH LANGE NICHT! Stoiber leckte als erster die Schuhe von Bush, bis er merkte daß das nicht mehr so populär ist, Merkel ist schlicht dämlich und Schröder ein unberechenbarer Taktiker, Sensibelchen Metzger schreibt lieber Bücher und die EU ist gespalten, warum wohl?
und die Kleinunternehmer werden nicht in Nuernberg anreisen muessen. >???
>>Stehe für Kritik gerne zu Verfügung...
>>gruss
>>cg
>>PS J.Fischer, der beliebteste deutsche Politiker, steht für nichts als sich selbst, aber er ist halt so nett und menschlich in seiner Fressucht und das macht ihn symphatisch, ODER?
>[img][/img]
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Euklid
25.05.2003, 10:46
@ CRASH_GURU
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Re: A touch of America |
-->>>>Ich mag mich ja hoffentlich täuschen, aber ich spüre hier schon zwischen den Zeilen die kommende,´in D. besonders beliebte Suche nach den Schuldigen. Auch die Kritik von T.D. deutet daraufhin."Wir sind über unsere Verhältnisse gelebt worden"
>>Trotz Deiner Hoffnung, es waere schlecht, wenn Du Dich taeuschen wuerdest.
>>Schwamm drueber ist kein Lernprogramm.
>Es geht nicht um Schwamm drüber, sondern um ehrliche Analyse ohne Selbsttäuschung! Der Staat sind WIR!
Es ist wohl eher Selbsttäuschung zu glauben daß die Bürger der Staat sind.
Dieser Slogan hat was für sich.Damit kann man die Hirne der Bürger vernebeln.
Wie war das mit dem Staat sind wir als es um den Euro ging? Volksabstimmung?
Wie ist das gerade jetzt da alleine in den letzten Monaten ungeheure 10 Milliarden Euro von der Bundesrepublik an ausländische Schuldner erlassen wurden?
Warum hetzt gerade jetzt die Bild am Sonntag mit diesem Kapitel?
Es wird um den Generationenvertrag der Rentenversicherung gestritten während man weiterhin den großen Generationenvertrag (scheinbar gibt es den irgendwo) pflegt.
De besagt scheinbar daß Schuldenerlasse und Spenden an Amerika und insbesondere Israel gute Spenden sind,während Schuldenerlasse und Spenden an andere Nationen grundsätzlich bad Spenden sind.
Die Spendiererlaune ist ungebrochen und es gibt Leute die tatsächlich der Meinung sind daß die Bürger Deutschlands über ihre Verhältnisse gelebt haben.
Über ihre Kasse haben bis dato nur die Politiker gelebt.
Mich würde mal die gesamte Summe an Schuldenerlassen und Spenden verzinst interessieren.
Wetten daß diese die Summe der internen Staatsschulden überschreitet?
Dann wäre klar wer wohl über die Verhältnisse gelebt hat.
Aber das Kartell der Meinungspropaganda betäubt die Hirne noch immer.
Frei denken kann man scheinbar nur noch wenn man Fernseher und Presseerzeugnisse auf den Müll wirft und sich die Faktenlage ungeschminkt anschaut.
Noch nie wurde soviel gelogen wie im Moment.
Und das sind untrügliche Zeichen an der Wand die auf einen weiteren Supergau schließen lassen.Dazu paßt die Meldung der CDU und FDP in Bild am Sonntag daß Deutschland seine riesigen Auslandsguthaben bei vielen Staaten endlich eintreiben soll.
Nichts als Phärisäer und Lumpen egal ob SPD,CDU oder FDP.
Die große Krankheit Deutschlands ist der alles überwuchernde Parteienstaat.
Gruß EUKLID
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Tempranillo
25.05.2003, 10:58
@ Euklid
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Re @Euklid: Danke, Du hast meine Antwort geschrieben (owT) |
-->
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alberich
25.05.2003, 15:21
@ Euklid
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Die große Krankheit Deutschlands sind die Deutschen! |
-->Soviel Larmoyanz und Opfermentalität auf einem Fleck: der alles überwuchernde Parteienstaat, der über uns gekommen ist wie Sodom und Gomera.
Wo warst Du, EUKLID??, als sich das Monster in Bewegung setzte um Deutschland zu verschlingen??? ihm Einhalt zu gebieten???
Es steht J E D E M frei sich politisch zu engagieren, Gleichgesinnte um sich zu scharen und den entsprechenden Druck aufzubauen, für seine Vorstellungen Mehrheiten zu finden.
Für mich sind die Auswüchse in der politischen Landschaft nur das Spiegelbild der Gesellschaft.
Und ganz nebenbei: was wäre denn die Alternative zur Parteien-Demokratie?
Bei allem Schwachsinn der passiert, ist es die beste Regierungsform, die ich mir denken kann. Die Agierenden sind Menschen mit allen Vorzügen und Fehlern, keine Engel.
Oder willst Du eine Elitenregierung, einen reanimierten OvB, gar einen Kaiser (wie wärs mit Barbarossa oder der letzte Staufenkaiser wär auch nicht schlecht)(gg)
die starke Hand, die ausmistet??
EUKLID, nicht soviel Statik ein bisschen mehr Konstruktion, oder?
sonntägliche Grüße
Alberich
"Nicht an ihren Worten, an ihren Taten werdet ihr sie erkennen."
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Sascha
25.05.2003, 15:28
@ Sascha
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Es geht bergab - Erste kleine Übersicht |
-->Die"Bergab-Artikel"
~ Hauptartikel: Zehn Gründe und/oder Indizien warum es in Deutschland bergab geht...
(Alternative Quelle: http://www.saschajakobi.de/20030507bergab.htm
~ Es geht bergab Teil 9 / Ein Hauch Amerika... mkT
~ Es geht bergab Teil 8 / Nun sind Beamte, Renter und Subventionen an der Reihe
~ Statistik des Grauens Teil 2 / Es geht bergab Teil 7
~ Es geht bergab / Teil 6 - Private Verschuldung in Deutschland (einige Fakten!)
~ Es geht bergab / Teil 5 - Lieber Lohnkürzung als Kündigung...
~ Es geht bergab - Teil 4 / Der Offenbarungseid (aus dem Spiegel)
~ Es geht bergab / Teil 3
~ Es geht bergab / Teil 2
~ Es geht bergab / Teil 1
Artikel zum Postindustrialismus / 20:80-Gesellschaft
~ Das Ende der Arbeit / Postindustrialismus / weiterführende Informationen
~ Jeremy Rifkin: Das Ende der Arbeit
~ Die 20:80-Gesellschaft / Nr. 2 / Das Gesetz der Wölfe ( Fortsetzung)
~ Die 20:80-Gesellschaft (langer und interessanter Text) + Kommentar
Andere Artikel
~ "Die Schuldenfalle" - Die Zeit läuft vom 20.05.2001
~ "Das Ende des Haussemarktes - Das Spiel ist zuende" vom 19.04.2000
~ Kleine Übersicht
~ "Arbeit für 4,90 Euro" aus"Die Zeit", Nr. 22 vom 22.05.2003
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Euklid
25.05.2003, 15:33
@ alberich
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Re: Die große Krankheit Deutschlands sind die Deutschen! |
-->>Soviel Larmoyanz und Opfermentalität auf einem Fleck: der alles überwuchernde Parteienstaat, der über uns gekommen ist wie Sodom und Gomera.
>Wo warst Du, EUKLID??, als sich das Monster in Bewegung setzte um Deutschland zu verschlingen??? ihm Einhalt zu gebieten??? >
>Es steht J E D E M frei sich politisch zu engagieren, Gleichgesinnte um sich zu scharen und den entsprechenden Druck aufzubauen, für seine Vorstellungen Mehrheiten zu finden.
>Für mich sind die Auswüchse in der politischen Landschaft nur das Spiegelbild der Gesellschaft.
>Und ganz nebenbei: was wäre denn die Alternative zur Parteien-Demokratie?
>Bei allem Schwachsinn der passiert, ist es die beste Regierungsform, die ich mir denken kann. Die Agierenden sind Menschen mit allen Vorzügen und Fehlern, keine Engel.
>Oder willst Du eine Elitenregierung, einen reanimierten OvB, gar einen Kaiser (wie wärs mit Barbarossa oder der letzte Staufenkaiser wär auch nicht schlecht)(gg)
>die starke Hand, die ausmistet??
>EUKLID, nicht soviel Statik ein bisschen mehr Konstruktion, oder?
>sonntägliche Grüße
>Alberich
>"Nicht an ihren Worten, an ihren Taten werdet ihr sie erkennen."
Das haut mich aus dem Sessel daß dies die beste Regierungsform sein soll die Du dir denken kannst.
Parteien-Demokratie nennst Du das was hier abgeht?
Ich würde mal eher Parteien-Diktatur sagen.
Ha ha eine Demokratur soll das sein?
Die Gewalt geht vom Volke aus ha haha;-)))
Eines ist sicher daß die Gewalt am Schluß zum Finale vom Volk ausgeht,und zwar mit Instrumenten wie Strick,Karabiner,Messer,Totschläger usw.
Vielleicht hatten die Schöpfer dieser seltsamen Demokratur das gemeint.
wo ich war fragst Du?
Ich hatte anzuschaffen für diese Demokratur damit andere das Verdiente verdönen können.
Glaub ruhig weiter an den Weihnachtsmann.
Glaub mir daß Politiker bald gefährlich leben und Dein Posting scheint wie aus dem Munde der politischen Beschöniger.
Gruß EUKLID
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Baldur der Ketzer
25.05.2003, 15:44
@ alberich
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Re: Die große Krankheit Deutschlands sind die Deutschen? Hm, ja.... |
-->>Soviel Larmoyanz und Opfermentalität auf einem Fleck: der alles überwuchernde Parteienstaat, der über uns gekommen ist wie Sodom und Gomera.
>Wo warst Du, EUKLID??, als sich das Monster in Bewegung setzte um Deutschland zu verschlingen??? ihm Einhalt zu gebieten???
Hallo, alberich,
ich weiß wenigstens, wo der Baldur war.
Der hat auch schon einmal Unterschriften gesammelt und Stimmen geworben.
Ach, was war das für eine Unterstützung.
Aber, bloß nicht zu laut, daß es ja keiner hört.
Ach, wo kommt denn meine Unterschrift hin?
Prüft das wer? Schreibt das jemand auf?
Muß ich da was zahlen?
Bin ich da dann Mitglied?
Komme ich auf die Beobachtungsliste des Verfassungsschmutzes?
Wehe, wenn das meine Partei erfährt, daß ich da unterschrieben habe.
Worum es ging, damals?
Um die Frelassung von Heß?
Gegen den Nachrüstungsbeschluß und die Pershings?
NEIN, es ging einfach um die beibehaltung der D-Mark und gegen den Eurotz-Dreck.
Da konntste was lernen, sag ich Dir.
Megamäßige Unterstützung, solange es unverbindlich war, aber, nun ja, den Rest kennst du.
Es ist viel dran an der Feststellung, daß die leut alle das kriegen, was sie verdienen.
Nur als beispiel: ein Bekannter ist eingeschriebenes Mitglied einer am Rande des Spektrums stehenden Protestpartei. Rate mal, was er wählte? Die FDP, weil er alles andere als verlorene Stimme betrachtete, die eh nicht über 5% käme, und den Diggn wollte er nicht, und die Sozis auch nicht, und die Grünen auch nicht, also wählte der das aus seiner Sicht kleinste Übel.
Jetzt kannst Du Dir auch vorstellen, warum man als renitenter Geist dieses Affenland verlassen muß, um keinen Magendurchbruch zu kriegen.
Da ist Hopfen und Malz verdorben.
>
>Es steht J E D E M frei sich politisch zu engagieren, Gleichgesinnte um sich zu scharen und den entsprechenden Druck aufzubauen, für seine Vorstellungen Mehrheiten zu finden.
siehe oben - hinter den Kulissen spielten sich übrigens unglaubliche Intrigen ab, die niemand glauben würde - nur, um das Aufkommen eines Konkurrenten zu verunmöglichen - da sollten Leute gekauft werden, da wurde gefeilscht, geklüngelt, gedroht........wie am Bazar in Sonstwostan.
Was uns vorgespielt wird, ist nur ein Affentheater und eine miese Schmierenkomödie.
>Für mich sind die Auswüchse in der politischen Landschaft nur das Spiegelbild der Gesellschaft.
>Und ganz nebenbei: was wäre denn die Alternative zur Parteien-Demokratie?
eine direkte Demokratie nach Appenzeller Muster, und weil die nur kleinräumig geht, gehört hierzu ein maximaler Föderalismus bzw. eine Kleinstaaten-Welt
oder meinetwegen auch eine Monarchie, da denkt der Landesvater wenigstens über Dynastien hinweg und nicht nur bis zum nächsten Wahlsonntag
>Bei allem Schwachsinn der passiert, ist es die beste Regierungsform, die ich mir denken kann. Die Agierenden sind Menschen mit allen Vorzügen und Fehlern, keine Engel.
und deswegen sind sie strafrechtlich immun und politisch sakrosankt ;-(
die sollte man aburteilen wie verbrecherisch gewordene Treuhänder, mindestens. Statt dessen? na, siehst ja selber.
>Oder willst Du eine Elitenregierung, einen reanimierten OvB, gar einen Kaiser (wie wärs mit Barbarossa oder der letzte Staufenkaiser wär auch nicht schlecht)(gg)
wieso *gg*? Ist Dir etwa eine Figur wie der Digglisbblersaumagen, der Haarnichtfärber oder die US-Arschkriecherin lieber?
>die starke Hand, die ausmistet??
nur eine?
>"Nicht an ihren Worten, an ihren Taten werdet ihr sie erkennen."
Jawollja.
Ausgewandert. Ca. 23 Grad, sommerlich, bewölkt, vor Niederschlag. Und außen vor.
Beste Grüße vom Baldur
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Tassie Devil
25.05.2003, 18:52
@ alberich
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Re: Wir sind 'Opfer' aber auch zugleich 'Täter' |
-->>Hallo Tassi Devil,
Hi alberich,
>zuerst, Du irrst, ich ruhe nicht auf meinem Goldschatz irgendwo unter'm Rhein sondern gehöre seit geraumer Zeit der leider nicht herrschenden Klasse der Selbstausbeuter an. (365/10-12 produzierendes Gewerbe, daher ist mir ARBEIT nicht unbekannt)
Ich hatte bei Dir weder erstere noch letztere Variante vermutet.
Deshalb gleich die Frage: warum ziehst Du Dir Schuhe an, die Deiner Groesse nicht entsprechen?
Diese Frage hat jetzt nichts damit zu tun, dass man die Schuhgroessen anderer nicht respektiert oder akzeptiert, ganz allgemein Verstaendnis dafuer ausdrueckt.
Es geht aber m.E. viel zu weit, wenn dieses allgemeine Verstaendnis bzgl. anderer Schuhgroessen dazu fuehrt, sich entweder selbst diese unpassenden Schuhgroessen anzuziehen oder von anderen angepasst zu bekommen, frei nach dem Motto: wenn ein anderer mir zustimmt, dass mir meine Schuhe passen, dann muss meine Schuhgroesse auch dem anderen passen, denn er hat ja die Schuhgroesse als passend abgenickt.
>Nebenbei bemerkt, die 'dummen Gedanken' bzgl. Nick würden mich schon interessieren...
Vergiss es bitte, es ist nix Boeses dabei.
Hurra, ich lebe noch.
>Du hast recht, sie ist rhetorisch, da es keinen gab.
Na also. Deshalb ist deine diesbezuegliche Begruendung der Nichtwahl durch den deutschen Waehler, mit der Folge der Schuldzuteilung"WIR", absolut hinfaellig.
>Zur Demokratie später noch was (hab noch zu tun)
>grüße
>Alberich
Gruss
TD
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-- Elli --
25.05.2003, 21:00
@ Sascha
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Re: Es geht bergab - Erste kleine Übersicht / Danke, kommt in die Sammlung oT |
-->>Die"Bergab-Artikel" > ~ Hauptartikel: Zehn Gründe und/oder Indizien warum es in Deutschland bergab geht...
>(Alternative Quelle: http://www.saschajakobi.de/20030507bergab.htm > ~ Es geht bergab Teil 9 / Ein Hauch Amerika... mkT > ~ Es geht bergab Teil 8 / Nun sind Beamte, Renter und Subventionen an der Reihe > ~ Statistik des Grauens Teil 2 / Es geht bergab Teil 7 > ~ Es geht bergab / Teil 6 - Private Verschuldung in Deutschland (einige Fakten!) > ~ Es geht bergab / Teil 5 - Lieber Lohnkürzung als Kündigung... > ~ Es geht bergab - Teil 4 / Der Offenbarungseid (aus dem Spiegel) > ~ Es geht bergab / Teil 3 > ~ Es geht bergab / Teil 2 > ~ Es geht bergab / Teil 1
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