Pups
26.05.2003, 11:00 |
........in Deutschland keine Zukunft mehr? Thread gesperrt |
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Immer mehr Deutsche wandern aus, so auch Stefan Linnhoff:"Mein Leben muss jetzt beginnen, ich kann nicht noch fünf Jahre warten"
Wenig Hoffnung, noch weniger Jobangebote und häufig auch ein Schuss Verzweiflung - viele Menschen sehen in Deutschland keine Zukunft mehr
Von Christian Seidl - Süddeutsche Zeitung vom 02.04.2003
Dortmund, Ende März
Vielleicht war es keine gute Idee, noch mal hierher zu kommen, an diesen kleinen Weiher im Romberg-Park im äußersten Süden von Dortmund. Für einen Moment lang jedenfalls scheint Stefan Linnhoff ein heftiger Anflug von Wehmut zu ereilen, diesen zaunlangen Typ, bei dem schon die Statur jede Form von Wanken im Grunde ausschließt. Er macht zumindest einen ziemlich mitgenommenen Eindruck, tiefgründig wie er im Wortsinn blickt, die Zweimetersechs in bedenklichem Winkel über das Holzgeländer am Ufer gekrümmt. Als Junge war er oft hier, um Steine übers Wasser hüpfen zu lassen, während der Vater die Enten fütterte. In der Gaststätte am Parkeingang gab's hinterher Tee und Kuchen und einmal im Jahr ein großes Familienfest. Später kam er noch manchmal her, um sich mit einem Mädchen zu treffen oder während längerer Spaziergänge seine Gedanken zu ordnen. Stefan Linnhoff weiß, dass er diesen Ort so bald nicht wieder sehen wird. Und er weiß auch, dass es eine glatte Lüge ist, wenn er sagt:"Ich werde nichts vermissen."
Stefan Linnhoff wird bald ein Flugzeug in die USA besteigen, um nicht wieder zurückzukehren. Er wandert aus. Und nichts an diesem jungen Mann, der dem Nieselwetter in blauem Loden entgegentritt, beim Grüßen den Hut hebt und es trotzdem schafft, die tadellose Fasson seines Seitenscheitels nicht zu gefährden, nichts lässt die Vermutung zu, dass ihn bei diesem Vorhaben eine besonders tiefsitzende Abenteuerlust treibt.
Plötzlich das Glückslos
Die Umstände hätten ihm keine Wahl gelassen, sagt er. Und dass er alles versucht habe, sich in Deutschland eine Perspektive zu erarbeiten. Obwohl in seinem Lebenslauf eine Banklehre steht, ein vorbildlich abgeschlossenes Jurastudium und ein halbes Dutzend erlesener Praktika mit beigefügten Empfehlungsschreiben, wohnte er noch immer"in studentischen Verhältnissen", konnte sich das Benzin für seinen acht Jahre alten Audi kaum leisten und musste zuletzt froh sein, wenn die im Dreimonatstakt durchs Kreiskrankenhaus Recklinghausen wogenden Kündigungswellen an seinem bescheidenen Job in der dortigen Verwaltungsabteilung vorbeigingen. Linnhoff ist 33, und er sagt:"Mein Leben muss jetzt beginnen, ich kann nicht noch fünf Jahre warten, bis sich hier vielleicht mal was tut."
In fünf Jahren wird er amerikanischer Staatsbürger sein, denn just als Stefan Linnhoffs Ungeduld in eine handfeste Sinnkrise auszuarten drohte, erhielt er die Nachricht, dass er aus dem Bewerber-Topf um eine Green Card in den USA gezogen wurde. Ein Glückslos, das jährlich etwa 800 Deutschen beschert wird, bei weltweit zehn Millionen Konkurrenten. Und welches er dankend annahm. Um so mehr, da er nur 14 Tage brauchte, um sich zu versichern,"dass ich nicht bei McDonald-s landen würde". Er machte sich umgehend auf die Reise nach Rome in Georgia, wo er während eines Auslandsjahrs am örtlichen Berry College einige äußerst haltbare Freundschaften geknüpft hatte, ließ seinen Charme und ein paar Beziehungen spielen - und nahm die Zusage für eine Assistentenstelle an der Uni und eine Wohnung auf dem Campus sowie das Gefühl mit nach Hause:"Ich gelte als uneingeschränkt qualifiziert."
Die Entscheidung stand, und sie war endgültig. Auch Martina Lüdeke konnte sie"nur zu gut nachvollziehen". Die Diplom-Pädagogin betreut im Dienste des zur katholischen Caritas gehörenden Raphaelswerks Auswanderungswillige aus dem Großraum Essen/Dortmund, sie hat auch Stefan Linnhoff beraten und bei den Formalien geholfen. So wie sie es bei rund tausend Männern und Frauen tat, die sie in den letzten zwölf Monaten in ihrem kleinen Büro in der Essener Innenstadt aufgesucht und um Unterstützung gebeten haben. Und auch wenn bestimmt die gewohnte Reihe notorischer Träumer dabei war, jene unverbesserlich vom Leben jenseits der zivilisatorischen Normen phantasierenden Aussteiger, so registriert sie unter den Ratsuchenden doch zunehmend"eine neue Qualität": In der Mehrheit, sagt sie, seien das hochqualifizierte Leute zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig, mit abgeschlossenem Studium und besten Referenzen, aber eben auch"dem irgendwie verloren gegangenen Glauben an Deutschland".
Weil auch sie den zur Zeit nicht im Angebot hat, rät Martina Lüdeke im Zweifelsfall zu. Und behält es für sich, dass sie hinter jedem Auswanderer im Grunde eine Tragödie sieht, dass sie es für eine Schande hält, wenn diese Leute hierzulande keine Chance bekommen, dass hier eine ganze Generation für immer verloren geht. Die Pinnwand hinter ihrem Schreibtisch lässt den Schluss zu, dass sie dabei viel richtig macht: Um die fünfzig Postkarten hängen dort, künden von Glück und Wohlbefinden in Perth und Melbourne, San Francisco und San Diego, Recife und Rio de Janeiro. Mehr als die Hälfte der Menschen, die zu Frau Lüdeke kommt, geht am Ende wirklich fort aus Deutschland. Sie sagt:"Ich mache das seit 15 Jahren, doch in letzter Zeit, speziell nach der letzten Bundestagswahl, spüre ich so etwas wie Endzeitstimmung."
Grenzen des Zumutbaren
Warum sollte man sie also aufhalten? Den Mediziner aus Dresden zum Beispiel, der nicht warten will, bis die immer neuen Reformideen der Regierung endgültig die Grenzen des Zumutbaren überschritten haben, und stattdessen nach Paraguay zieht,"wo einem mit meinem Know-how Tür und Tor offenstehen?" Oder die Naturwissenschaftlerin aus Berlin, der erst die Fachzeitschriften-Abos gestrichen wurden, dann ein Forschungsprojekt, und die jetzt nach Kanada übersiedelt,"wo ich voll loslegen kann und nicht vielleicht erst wieder in drei Jahren". Sie wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen, wie die meisten, die sich zu diesem Schritt genötigt fühlen. Denn Auswandern hat noch immer den Ruch des Vaterlandsverrats. Viele weihen deshalb nur die engsten Vertrauten in ihre Entscheidung ein; die Internetforen, auf denen sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, ähneln konspirativen Zirkeln, die Außenstehende wie Eindringlinge in eine finstere Verschwörung begegnen."Die Frage nach der Loyalität birgt in der Tat massive Konflikte", sagt Stefan Linnhoff in der ihm eigenen zurückhaltenden Art. Mit der Umwelt und dem eigenen Gewissen gleichermaßen.
Zumal bei ihm, der sich nun obendrein mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, dem friedensbewegten Deutschland von der Fahne zu gehen und ins Lager der Kriegstreiber überzuwechseln. Er sagt, er werde sich mit Amerika arrangieren, mit der dortigen Regierung eher nicht,"aber das kann ja nicht das Maß sein" - solange das Land ihm eine Zukunft bietet,"eine Nische, die es hier für mich nicht gibt". Er klingt dabei alles andere als euphorisch, aber doch voller Zuversicht. Und Zuversicht ist ein Gefühl, das er lange nicht hatte. Stefan Linnhoff erfüllt sich keinen Traum, er folgt einer Notwenigkeit. Er sagt:"Ich bin kein Aussteiger, ich will endlich einsteigen."
Auch Ulla Frohberg aus Kiel scheut sich, ihren echten Namen zu nennen, weil sie"neben allem anderen nicht auch noch Gerede" haben will. Sie ist 33 wie Linnhoff, gelernte Bauzeichnerin, und auch sie ist gerade dabei,"mein Leben aufzulösen". Von Mai an wird sie die spanische Atlantikinsel Fuerteventura ihr Zuhause nennen. Sie sagt:"Ich habe dort mehr zu gewinnen als hier noch zu verlieren." Und sie meint damit nicht weniger als:"Alles, was man haben sollte in meinem Alter, nennen Sie es Existenz." Das, was Ulla Frohberg bislang hatte, ließ sich zugegebenermaßen eine Weile dafür halten. Sie hatte nach dem Abitur begonnen, Kunstgeschichte zu studieren, was sie aber gerne aufgab, als sie eine Lehrstelle in einem Architektenbüro fand, von dem sie anschließend auch übernommen wurde. Die Geschäfte waren jahrelang bestens und die Bezüge entsprechend, und Ulla Frohberg war ja eine,"die da voll mitmischt und noch mit 39Grad Fieber reingeht, wenn's brennt." Doch dann wurden die Aufträge weniger, es war auf einmal kein Geld mehr da für einen wichtigen Fortbildungskurs, auch die neuesten Graphikprogramme wollte man sich nicht mehr leisten. Am Ende empfand man auch Ulla Frohberg als unbezahlbaren Luxus.
Seit Anfang des Jahres ist sie arbeitslos. Steht nach Abzug aller Festkosten mit 50 Euro im Monat da, mit denen noch nicht mal die Investitionen in sinnlos verschickte Bewerbungsmappen gedeckt sind. Und plötzlich stellt sich die Frage:"Bin ich hier eigentlich noch konkurrenzfähig?" Ulla Frohberg musste sie mit einem entschiedenen Nein beantworten, wandte sich an Bekannte auf Fuerteventura, die ihr schon während des letzten Urlaubs versichert hatten, dass eine wie sie dort keine Probleme hätte, kündigte ihre Wohnung, um sich selbst unter Druck zu setzen - und nun ist die Sache unabwendbar. Sie sagt:"Ich sehe wieder Boden unter den Füßen." Für ein Mädchen von der Ostseeküste hat so ein Satz was wahrhaft Existenzielles.
Vorerst gibt es nur Schätzungen darüber, wie viele Menschen angesichts der anhaltenden Misere derzeit nur noch einen Weg für sich sehen: Raus aus Deutschland! Fest steht, dass mehr Leute abwandern als immigrieren. Vieles deutet gar auf einen mittleren Exodus hin. Die letzten verlässlichen Zahlen stammen noch aus dem Jahr 2001, da verließen knapp 110000 Deutsche auf Dauer ihr Land. Das Raphaelswerk geht davon aus, dass es im vergangenen Jahr bereits um fünfzig Prozent mehr gewesen sind. Ende 2003, befürchten Experten wie der Journalist und Autor Peter Thul, könnte sich das Ganze sogar noch mal verdoppelt haben. Ohne ein augenblicklich verabschiedetes großzügiges Zuwanderungsgesetz würde dann neben der sowieso verlorenen Menge an Können und Wissen ungefähr die Einwohnerschaft einer Großstadt wie Augsburg oder Münster aus Deutschland verschwunden sein. Thul, der zur Zeit mit den Recherchen für einen Ende Mai erscheinenden Ratgeber mit dem Titel"Auswandern - Nix wie weg" befasst ist, findet vor allem die Motive auffallend. Er sagt:"Früher war es der Drang nach der Ferne. Heute ist es die Verdrossenheit über die Heimat."
Kurze Gefühlsattacke
Womit erst wenig gesagt ist über das wahre Drama, das der Entscheidung gegen seine eigene Heimat vorausgeht. Es klingt an, wenn Ulla Frohberg sagt:"Ich bin Holsteinerin durch und durch, es fehlt mir was, wenn's im Sommer nicht hagelt." Oder wenn Stefan Linnhoff sagt:"Heimat ist immer das, was man daraus macht, und das ist mir hier nicht gelungen." Auswandern lässt sich ja keineswegs auf die Phrase reduzieren: arbeiten, wo andere Leute Urlaub machen. Auswandern heißt: keinen Platz mehr finden im eigenen Land. Keine Verwendung mehr sehen für das eigene Leben. Es muss schmerzhaft sein, das zu akzeptieren. Doch man muss es tun, um beides hinter sich zu lassen."Man muss", sagt Ulla Frohberg,"das Herz ausschalten und den Verstand an, und der meint: Geh!" -"Man muss", sagt Stefan Linnhoff,"irgendwann soweit sein, dass man allem, was man lieb gewonnen hat, und sogar seinen besten Freunden mit der Einstellung begegnet: Sentimentalität verschafft mir keine Perspektive."
Dass sie einen dennoch schubweise heimsucht, lässt sich natürlich nicht vermeiden. Dann muss man sich an kleinen Dingen aufrichten. Und angesichts einer Gruppe harmlos johlender Pappnasen den Umstand zum wichtigen Lebensfaktor erheben,"dass dem Amerikaner so was wie Fasching fremd ist". Oder das heimelige Regenwetter in Dortmund zur dauerhaften Bedrohung erklären, der man sich besser mit sofortiger Flucht entzieht,"in ein Klima, das sicher auch meiner Gesundheit gut tut".
Stefan Linnhoff erholt sich jedenfalls ziemlich schnell von der kurzen Gefühlsattacke. Und dann zeigt er Fotos von seiner neuen Heimat. Von Rome, vom Berry College mit seinen ausladenden Campusanlagen, vom Hinterland in Georgia, wo alles großzügig ist und weitläufig. Er sagt:"Die Gegend spricht mir sehr zu." Und er tut dies, als wollte er eigentlich sagen: Wo man täglich weit in die Ferne blicken kann, hat bestimmt auch die Seele wieder eine Perspektive.
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rodex
26.05.2003, 11:21
@ Pups
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Re:........in Deutschland keine Zukunft mehr? |
-->>Auswandern heißt: keinen Platz mehr finden im eigenen Land. Keine Verwendung mehr sehen für das eigene Leben. Es muss schmerzhaft sein, das zu akzeptieren. Doch man muss es tun, um beides hinter sich zu lassen.
Eigentlich sollte man es staatlich fördern, dass Leute, die hier nicht mehr gebraucht werden, ihr Glück woanders suchen, statt hier die Sozialkassen zu belasten. Eine Win-Win-Situation für die betroffene Person und Deutschland. Leider ist das aber eine Option vorallem für höherqualifizierte und junge Leute. Eine langzeitarbeitslose 45jährige Kassiererin wird in der Regel eher Sozialhilfe beziehen, als flexibel in den USA oder Australien nach einer Verwendung zu suchen.
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Euklid
26.05.2003, 11:31
@ Pups
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Re:........in Deutschland keine Zukunft mehr? |
-->> > >
>Immer mehr Deutsche wandern aus, so auch Stefan Linnhoff:"Mein Leben muss jetzt beginnen, ich kann nicht noch fünf Jahre warten"
>Wenig Hoffnung, noch weniger Jobangebote und häufig auch ein Schuss Verzweiflung - viele Menschen sehen in Deutschland keine Zukunft mehr
>Von Christian Seidl - Süddeutsche Zeitung vom 02.04.2003 >
>Dortmund, Ende März
>Vielleicht war es keine gute Idee, noch mal hierher zu kommen, an diesen kleinen Weiher im Romberg-Park im äußersten Süden von Dortmund. Für einen Moment lang jedenfalls scheint Stefan Linnhoff ein heftiger Anflug von Wehmut zu ereilen, diesen zaunlangen Typ, bei dem schon die Statur jede Form von Wanken im Grunde ausschließt. Er macht zumindest einen ziemlich mitgenommenen Eindruck, tiefgründig wie er im Wortsinn blickt, die Zweimetersechs in bedenklichem Winkel über das Holzgeländer am Ufer gekrümmt. Als Junge war er oft hier, um Steine übers Wasser hüpfen zu lassen, während der Vater die Enten fütterte. In der Gaststätte am Parkeingang gab's hinterher Tee und Kuchen und einmal im Jahr ein großes Familienfest. Später kam er noch manchmal her, um sich mit einem Mädchen zu treffen oder während längerer Spaziergänge seine Gedanken zu ordnen. Stefan Linnhoff weiß, dass er diesen Ort so bald nicht wieder sehen wird. Und er weiß auch, dass es eine glatte Lüge ist, wenn er sagt:"Ich werde nichts vermissen."
>Stefan Linnhoff wird bald ein Flugzeug in die USA besteigen, um nicht wieder zurückzukehren. Er wandert aus. Und nichts an diesem jungen Mann, der dem Nieselwetter in blauem Loden entgegentritt, beim Grüßen den Hut hebt und es trotzdem schafft, die tadellose Fasson seines Seitenscheitels nicht zu gefährden, nichts lässt die Vermutung zu, dass ihn bei diesem Vorhaben eine besonders tiefsitzende Abenteuerlust treibt. >
>Plötzlich das Glückslos
>Die Umstände hätten ihm keine Wahl gelassen, sagt er. Und dass er alles versucht habe, sich in Deutschland eine Perspektive zu erarbeiten. Obwohl in seinem Lebenslauf eine Banklehre steht, ein vorbildlich abgeschlossenes Jurastudium und ein halbes Dutzend erlesener Praktika mit beigefügten Empfehlungsschreiben, wohnte er noch immer"in studentischen Verhältnissen", konnte sich das Benzin für seinen acht Jahre alten Audi kaum leisten und musste zuletzt froh sein, wenn die im Dreimonatstakt durchs Kreiskrankenhaus Recklinghausen wogenden Kündigungswellen an seinem bescheidenen Job in der dortigen Verwaltungsabteilung vorbeigingen. Linnhoff ist 33, und er sagt:"Mein Leben muss jetzt beginnen, ich kann nicht noch fünf Jahre warten, bis sich hier vielleicht mal was tut."
>In fünf Jahren wird er amerikanischer Staatsbürger sein, denn just als Stefan Linnhoffs Ungeduld in eine handfeste Sinnkrise auszuarten drohte, erhielt er die Nachricht, dass er aus dem Bewerber-Topf um eine Green Card in den USA gezogen wurde. Ein Glückslos, das jährlich etwa 800 Deutschen beschert wird, bei weltweit zehn Millionen Konkurrenten. Und welches er dankend annahm. Um so mehr, da er nur 14 Tage brauchte, um sich zu versichern,"dass ich nicht bei McDonald-s landen würde". Er machte sich umgehend auf die Reise nach Rome in Georgia, wo er während eines Auslandsjahrs am örtlichen Berry College einige äußerst haltbare Freundschaften geknüpft hatte, ließ seinen Charme und ein paar Beziehungen spielen - und nahm die Zusage für eine Assistentenstelle an der Uni und eine Wohnung auf dem Campus sowie das Gefühl mit nach Hause:"Ich gelte als uneingeschränkt qualifiziert."
>Die Entscheidung stand, und sie war endgültig. Auch Martina Lüdeke konnte sie"nur zu gut nachvollziehen". Die Diplom-Pädagogin betreut im Dienste des zur katholischen Caritas gehörenden Raphaelswerks Auswanderungswillige aus dem Großraum Essen/Dortmund, sie hat auch Stefan Linnhoff beraten und bei den Formalien geholfen. So wie sie es bei rund tausend Männern und Frauen tat, die sie in den letzten zwölf Monaten in ihrem kleinen Büro in der Essener Innenstadt aufgesucht und um Unterstützung gebeten haben. Und auch wenn bestimmt die gewohnte Reihe notorischer Träumer dabei war, jene unverbesserlich vom Leben jenseits der zivilisatorischen Normen phantasierenden Aussteiger, so registriert sie unter den Ratsuchenden doch zunehmend"eine neue Qualität": In der Mehrheit, sagt sie, seien das hochqualifizierte Leute zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig, mit abgeschlossenem Studium und besten Referenzen, aber eben auch"dem irgendwie verloren gegangenen Glauben an Deutschland".
>Weil auch sie den zur Zeit nicht im Angebot hat, rät Martina Lüdeke im Zweifelsfall zu. Und behält es für sich, dass sie hinter jedem Auswanderer im Grunde eine Tragödie sieht, dass sie es für eine Schande hält, wenn diese Leute hierzulande keine Chance bekommen, dass hier eine ganze Generation für immer verloren geht. Die Pinnwand hinter ihrem Schreibtisch lässt den Schluss zu, dass sie dabei viel richtig macht: Um die fünfzig Postkarten hängen dort, künden von Glück und Wohlbefinden in Perth und Melbourne, San Francisco und San Diego, Recife und Rio de Janeiro. Mehr als die Hälfte der Menschen, die zu Frau Lüdeke kommt, geht am Ende wirklich fort aus Deutschland. Sie sagt:"Ich mache das seit 15 Jahren, doch in letzter Zeit, speziell nach der letzten Bundestagswahl, spüre ich so etwas wie Endzeitstimmung." >
>Grenzen des Zumutbaren
>Warum sollte man sie also aufhalten? Den Mediziner aus Dresden zum Beispiel, der nicht warten will, bis die immer neuen Reformideen der Regierung endgültig die Grenzen des Zumutbaren überschritten haben, und stattdessen nach Paraguay zieht,"wo einem mit meinem Know-how Tür und Tor offenstehen?" Oder die Naturwissenschaftlerin aus Berlin, der erst die Fachzeitschriften-Abos gestrichen wurden, dann ein Forschungsprojekt, und die jetzt nach Kanada übersiedelt,"wo ich voll loslegen kann und nicht vielleicht erst wieder in drei Jahren". Sie wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen, wie die meisten, die sich zu diesem Schritt genötigt fühlen. Denn Auswandern hat noch immer den Ruch des Vaterlandsverrats. Viele weihen deshalb nur die engsten Vertrauten in ihre Entscheidung ein; die Internetforen, auf denen sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, ähneln konspirativen Zirkeln, die Außenstehende wie Eindringlinge in eine finstere Verschwörung begegnen."Die Frage nach der Loyalität birgt in der Tat massive Konflikte", sagt Stefan Linnhoff in der ihm eigenen zurückhaltenden Art. Mit der Umwelt und dem eigenen Gewissen gleichermaßen.
>Zumal bei ihm, der sich nun obendrein mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, dem friedensbewegten Deutschland von der Fahne zu gehen und ins Lager der Kriegstreiber überzuwechseln. Er sagt, er werde sich mit Amerika arrangieren, mit der dortigen Regierung eher nicht,"aber das kann ja nicht das Maß sein" - solange das Land ihm eine Zukunft bietet,"eine Nische, die es hier für mich nicht gibt". Er klingt dabei alles andere als euphorisch, aber doch voller Zuversicht. Und Zuversicht ist ein Gefühl, das er lange nicht hatte. Stefan Linnhoff erfüllt sich keinen Traum, er folgt einer Notwenigkeit. Er sagt:"Ich bin kein Aussteiger, ich will endlich einsteigen." >
>Auch Ulla Frohberg aus Kiel scheut sich, ihren echten Namen zu nennen, weil sie"neben allem anderen nicht auch noch Gerede" haben will. Sie ist 33 wie Linnhoff, gelernte Bauzeichnerin, und auch sie ist gerade dabei,"mein Leben aufzulösen". Von Mai an wird sie die spanische Atlantikinsel Fuerteventura ihr Zuhause nennen. Sie sagt:"Ich habe dort mehr zu gewinnen als hier noch zu verlieren." Und sie meint damit nicht weniger als:"Alles, was man haben sollte in meinem Alter, nennen Sie es Existenz." Das, was Ulla Frohberg bislang hatte, ließ sich zugegebenermaßen eine Weile dafür halten. Sie hatte nach dem Abitur begonnen, Kunstgeschichte zu studieren, was sie aber gerne aufgab, als sie eine Lehrstelle in einem Architektenbüro fand, von dem sie anschließend auch übernommen wurde. Die Geschäfte waren jahrelang bestens und die Bezüge entsprechend, und Ulla Frohberg war ja eine,"die da voll mitmischt und noch mit 39Grad Fieber reingeht, wenn's brennt." Doch dann wurden die Aufträge weniger, es war auf einmal kein Geld mehr da für einen wichtigen Fortbildungskurs, auch die neuesten Graphikprogramme wollte man sich nicht mehr leisten. Am Ende empfand man auch Ulla Frohberg als unbezahlbaren Luxus.
>Seit Anfang des Jahres ist sie arbeitslos. Steht nach Abzug aller Festkosten mit 50 Euro im Monat da, mit denen noch nicht mal die Investitionen in sinnlos verschickte Bewerbungsmappen gedeckt sind. Und plötzlich stellt sich die Frage:"Bin ich hier eigentlich noch konkurrenzfähig?" Ulla Frohberg musste sie mit einem entschiedenen Nein beantworten, wandte sich an Bekannte auf Fuerteventura, die ihr schon während des letzten Urlaubs versichert hatten, dass eine wie sie dort keine Probleme hätte, kündigte ihre Wohnung, um sich selbst unter Druck zu setzen - und nun ist die Sache unabwendbar. Sie sagt:"Ich sehe wieder Boden unter den Füßen." Für ein Mädchen von der Ostseeküste hat so ein Satz was wahrhaft Existenzielles.
>Vorerst gibt es nur Schätzungen darüber, wie viele Menschen angesichts der anhaltenden Misere derzeit nur noch einen Weg für sich sehen: Raus aus Deutschland! Fest steht, dass mehr Leute abwandern als immigrieren. Vieles deutet gar auf einen mittleren Exodus hin. Die letzten verlässlichen Zahlen stammen noch aus dem Jahr 2001, da verließen knapp 110000 Deutsche auf Dauer ihr Land. Das Raphaelswerk geht davon aus, dass es im vergangenen Jahr bereits um fünfzig Prozent mehr gewesen sind. Ende 2003, befürchten Experten wie der Journalist und Autor Peter Thul, könnte sich das Ganze sogar noch mal verdoppelt haben.
Wenn der letzte Satz die Wahrheit sein sollte daß die Auswanderer um 50% zunehmen und es vor allem gut ausgebildete junge Menschen betrifft dann kann man nicht nur der Regierung die Schuld geben.
Es ist auch das Werk von Lobbyverbänden die das Zuwanderungsgesetz mit allerlei Finten von der Regierung gefordert haben ohne ihre Hausaufgaben der Bewältigung der Arbeitslosigkeit gemacht zu haben.
Und die Regierung ist auch noch so blöd das zu unterstützen.
In diesem Land hat sich ein ganzes Bündel an Institutionen gegen die Arbeitslosen verschworen.
Sage ja keiner daß dies alles faule Säcke wären.
Die faulen Säcke ohne Visionen sitzen hochbezahlt an den Schaltstellen des Managements.
Ihnen sind kurzfristige Gewinne wichtig um ihre Provisionen zu sichern und die Denke nach mir die Sinfflut ist weit verbreitet.
Der Fisch stinkt immer ganz am Kopf.
Es ist ja auch bequemer immer wieder mit Forderungen nach Billigsteinwanderern aufzuwarten deren soziale Kosten auf die Gesellschaft übergestülpt werden.
Unsere Kinder sollen jetzt auch die Zeche für die Millionen Gastarbeiter aus den 60er Jahren zahlen die selbstverständlich mitgeholfen haben die hohen Renten der jetzigen deutschen Pensionäre zu sichern.
Natürlich hat die Politik diese Gastarbeiterbeiträge nicht zurückgelegt wie ein ordentlicher Kaufmann das tun würde.
Und obwohl jetzt die Kinder auch noch diese Last plus Demographie schultern sollen ist es noch immer nicht genug.
Momentan arbeiten hunderttausende Gastarbeiter im Baugewerbe mit einer 6 Wochen-Regelung in Deutschland ohne Sozialbeiträge.
Dies wird teilweise ausgenutzt dadurch daß diese Arbeitskräfte an verschiedenen Arbeitsstellen in Deutschland mit einer 1 wöchigen Unterbrechung wieder an anderen Stellen eingesetzt werden.Dadurch läuft diese 6 Wochen-Frist immer wieder von Neuem an und die gesamten Arbeiten werden erledigt ohne Sozialkosten abführen zu müssen.
Das sind klare politische Fehlsteuerungen und somit durch nichts zu rechtfertigen.
Der deutsche Staat zahlt die arbeitslosen deutschen Fachkräfte während die ausländischen Bauarbeiter hier ohne Sozialabgaben werkeln können.
Dazu werden Scheinfirmen in den EU - Ländern gegründet (z.B Portugal) und diese Arbeitkräfte sozialversicherungsfrei in Deutschland arbeiten lassen.
Sauereien ohne Ende egal wo man hinblickt.
So wie Politik hier in Deutschland läuft geht es eben nicht.
Die Probleme sind sämtlich hausgemacht und scheinbar liegt der Wirtschaft auch nichts mehr an deutschen gut ausgebildeten Fachkräften weil Ausländer eben zumindest momentan günstiger im Lohn zu haben sind.
Daß dieses Geld allerdings im Ausland landet interressiert scheinbar auch keinen.
Gruß EUKLID
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Euklid
26.05.2003, 11:40
@ rodex
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Re:........in Deutschland keine Zukunft mehr? |
-->>>Auswandern heißt: keinen Platz mehr finden im eigenen Land. Keine Verwendung mehr sehen für das eigene Leben. Es muss schmerzhaft sein, das zu akzeptieren. Doch man muss es tun, um beides hinter sich zu lassen.
>Eigentlich sollte man es staatlich fördern, dass Leute, die hier nicht mehr gebraucht werden, ihr Glück woanders suchen, statt hier die Sozialkassen zu belasten. Eine Win-Win-Situation für die betroffene Person und Deutschland. Leider ist das aber eine Option vorallem für höherqualifizierte und junge Leute. Eine langzeitarbeitslose 45jährige Kassiererin wird in der Regel eher Sozialhilfe beziehen, als flexibel in den USA oder Australien nach einer Verwendung zu suchen.
Warum soll man es fördern daß junge deutsche Menschen fast zwangsweise ihr Glück woanders suchen sollen während man von Seiten der Industrie nach Greencards und ausländischen Arbeitskräften schreit?
Ich habe keinerlei Verständniss dafür daß die junge deutsche Generation hier ausgebildet wurde auf Kosten der Steuerzahler um sie laufen zu lassen während die Gesellschaft insgesamt auch noch die Kosten der Immigration schultern soll.
Irgendwo tickt es da doch nicht mehr richtig?
Wer seine Jugend aufgibt gibt das Land auf.
Dann schließen wir besser den gesamten Laden und hauen alle ab.
Ich erinnere an die Zustände der DDR als die jungen Menschen in den vollbesetzten Zügen auswanderten.Erst dies hat deren Eltern zur Revolution getrieben.
Gruß EUKLID
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Nachfrager
26.05.2003, 12:26
@ Euklid
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Eine Medaille, zwei Seiten. Wer nicht raus kann, tut eben weniger |
-->"Vieles deutet gar auf einen mittleren Exodus hin. Die letzten verlässlichen Zahlen stammen noch aus dem Jahr 2001, da verließen knapp 110000 Deutsche auf Dauer ihr Land. Das Raphaelswerk geht davon aus, dass es im vergangenen Jahr bereits um fünfzig Prozent mehr gewesen sind. Ende 2003, befürchten Experten wie der Journalist und Autor Peter Thul, könnte sich das Ganze sogar noch mal verdoppelt haben."
Mich wundert das alles überhaupt nicht. Denn zu denjenigen, die fliehen, weil man sie nichts leisten lässt, gehören auch diejenigen, die sich nicht mehr ausplündern lassen wollen und lieber im Ausland leben.
Was ist das für ein Land, in dem ab einem bestimmten Gehalt von einer 1000,- Euro Lohnerhöhung gerade mal 400,- netto übrig bleiben?
Mir reicht's im umgekehrten Sinne - ich habe die Schnauze gestrichen voll.
- Ich bin so gut wie nie krank. Trotzdem erhöhen sich meine Krankenkassenbeiträge regelmäßig.
- Ich werde keine ernstzunehmende gesetzliche Rente bekommen, was mir aber schon vor 10 Jahren klar war. Aber an dass, was ich zur Seite gelegt habe, will unbedingt das Finanzamt heran. Und parallel dazu steigen die Rentenzwangsbeiträge unaufhaltsam.
- Jeden Morgen hopple ich über ruinierte Straßen zur Arbeit, sehe aber immer wieder Autobahnbaustellen, an denen sich wochenlang gar nichts tut. Stau? Scheißegal! Ruinierte Fahrwerke? Wen kümmert's. Hauptsache, die Spritsteuer steigt regelmäßig.
Usw usf.
Leider kann ich nicht auswandern. Also können die mich mal kreuzweise mit"mehr Leistung".
Ich könnte einen lukrativen Nebenjob machen, in dem ich dank langjähriger Erfahrung sehr gut verdienen würde. Ich lasse es lieber sein und genieße meine Freizeit.
Ich könnte mir einen neuen Wagen zulegen - meiner ist schon fast 6 Jahre alt. Aber: wozu? Klimaanlage, Leder, Fensterheber, aller Schnickschnack ist bereits vorhanden. Also kommen ein regelmäßig neue Stoßdämpfer in die Karre und weiter gehts ;-). Wie lange hält ein Auto bei guter Pflege? 15 Jahre? Ich freue mich drauf!
Für mich ist der"Point of no return" längst überschritten. Es lohnen sich weder Leistung noch wirtschaftliches Engagement, weil man einem zu viele Blutegel an den Gelenken kleben.
Deshalb kann ich jeden verstehen, der auswandert. Sei es aus dem einen oder dem anderen Grund.
Gruß
Nachfrager
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Tassie Devil
26.05.2003, 12:40
@ rodex
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Re: oh jee oh jee - Geeee! |
-->>>Auswandern heißt: keinen Platz mehr finden im eigenen Land. Keine Verwendung mehr sehen für das eigene Leben. Es muss schmerzhaft sein, das zu akzeptieren. Doch man muss es tun, um beides hinter sich zu lassen.
>Eigentlich sollte man es staatlich fördern, dass Leute, die hier nicht mehr gebraucht werden, ihr Glück woanders suchen, statt hier die Sozialkassen zu belasten.
Oh jee, oh jee, oh jeeminee.
Du musst noch eine Menge lernen, rodex! Really!
>Eine Win-Win-Situation für die betroffene Person und Deutschland.
Win-Win-Promotion, ja ja. Es gibt kein Wini-Wini-Wana-Wana, rodex, Germany ist bereits heute voller looooooser, was die Leistungspunkte hergeben.
>Leider ist das aber eine Option vorallem für höherqualifizierte und junge Leute.
Ja, genau. Es ist fast egal, wohin die sich auf der Welt verteilen, sie werden alle winner of points werden, der eine mehr, der andere weniger. Und selbst diejenigen, die vielleicht schon nach ziemlich kurzer Zeit, maybe 3 or 5 yrs., zurueckkommen, sie alle haben fuer jeden Tag ihrer Selbstaendigkeit ausserhalb der BRDDR gepunktet, und wenn es ihnen noch so dreckig dabei ergangen ist. Denn ein gebuertiger Deutscher wird kein Land auf dieser Erde finden, das ihm ueberhaupt, und schon garnicht bereits nach einem abgestotterten"Assyyl", umgehend vom Puderzucker bis zur Toblerone Jumbo Family pack per kostenlosem Dauerfeuer die Darmwaende hochkatapultiert.
>Eine langzeitarbeitslose 45jährige Kassiererin wird in der Regel eher Sozialhilfe beziehen, als flexibel in den USA oder Australien nach einer Verwendung zu suchen.
Sweet dreams, baby!
Bevor eine langzeitarbeitslose deutsche Kassiererin flexibel in Aussieland nach Verwendung ersuchen darf, ist die reunification (Wiedervereinigung) mit den Phillipines und Honkers perfekt vollzogen, waehrendessen in Afrika alle Kamele bereits zum zweiten Male beim Wettbewerb"Marsch marsch durchs Nadeloehrchen" ihre Runden drehen.
Gruss
TD
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Euklid
26.05.2003, 12:45
@ Nachfrager
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Re: Eine Medaille, zwei Seiten. Wer nicht raus kann, tut eben weniger |
-->>"Vieles deutet gar auf einen mittleren Exodus hin. Die letzten verlässlichen Zahlen stammen noch aus dem Jahr 2001, da verließen knapp 110000 Deutsche auf Dauer ihr Land. Das Raphaelswerk geht davon aus, dass es im vergangenen Jahr bereits um fünfzig Prozent mehr gewesen sind. Ende 2003, befürchten Experten wie der Journalist und Autor Peter Thul, könnte sich das Ganze sogar noch mal verdoppelt haben."
>Mich wundert das alles überhaupt nicht. Denn zu denjenigen, die fliehen, weil man sie nichts leisten lässt, gehören auch diejenigen, die sich nicht mehr ausplündern lassen wollen und lieber im Ausland leben.
>Was ist das für ein Land, in dem ab einem bestimmten Gehalt von einer 1000,- Euro Lohnerhöhung gerade mal 400,- netto übrig bleiben?
>Mir reicht's im umgekehrten Sinne - ich habe die Schnauze gestrichen voll.
>- Ich bin so gut wie nie krank. Trotzdem erhöhen sich meine Krankenkassenbeiträge regelmäßig.
>- Ich werde keine ernstzunehmende gesetzliche Rente bekommen, was mir aber schon vor 10 Jahren klar war. Aber an dass, was ich zur Seite gelegt habe, will unbedingt das Finanzamt heran. Und parallel dazu steigen die Rentenzwangsbeiträge unaufhaltsam.
>- Jeden Morgen hopple ich über ruinierte Straßen zur Arbeit, sehe aber immer wieder Autobahnbaustellen, an denen sich wochenlang gar nichts tut. Stau? Scheißegal! Ruinierte Fahrwerke? Wen kümmert's. Hauptsache, die Spritsteuer steigt regelmäßig. >
>Usw usf.
>Leider kann ich nicht auswandern. Also können die mich mal kreuzweise mit"mehr Leistung".
>Ich könnte einen lukrativen Nebenjob machen, in dem ich dank langjähriger Erfahrung sehr gut verdienen würde. Ich lasse es lieber sein und genieße meine Freizeit.
>Ich könnte mir einen neuen Wagen zulegen - meiner ist schon fast 6 Jahre alt. Aber: wozu? Klimaanlage, Leder, Fensterheber, aller Schnickschnack ist bereits vorhanden. Also kommen ein regelmäßig neue Stoßdämpfer in die Karre und weiter gehts ;-). Wie lange hält ein Auto bei guter Pflege? 15 Jahre? Ich freue mich drauf!
>Für mich ist der"Point of no return" längst überschritten. Es lohnen sich weder Leistung noch wirtschaftliches Engagement, weil man einem zu viele Blutegel an den Gelenken kleben.
>Deshalb kann ich jeden verstehen, der auswandert. Sei es aus dem einen oder dem anderen Grund.
>Gruß
>Nachfrager
Ja deine Variante hat durchaus etwas für sich.Kann ich alles sauber nachvollziehen.
Die gewaltsamen Lohndrücker ernten die schlechtere Produktivität der Mini-Jobs mit.
Ob sie das in ihren Kalkulationen auch berücksichtigt haben?
Wir sind am Wendepunkt der Arbeitsverhältnisse angelangt.Bald wird jeder sagen die Firma kann mich mal kreuzweise.
Wer nur noch Mini-Jobs vergibt kann mit so etwas wie Firmentreue in Zukunft nicht mehr rechnen.
Das setzt aber vorheriges Denken voraus,wobei ja nicht die Firmen der Urheber sind sondern der geringe Nettolohn im Verhältniss zum Bruttolohn.
Gruß EUKLID
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Tassie Devil
26.05.2003, 13:25
@ Euklid
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Re: Kaeseschloss |
-->>Wenn der letzte Satz die Wahrheit sein sollte daß die Auswanderer um 50% zunehmen und es vor allem gut ausgebildete junge Menschen betrifft dann kann man nicht nur der Regierung die Schuld geben.
Sag mal, ist Dir das Wochenende nicht ganz bekommen?
>Es ist auch das Werk von Lobbyverbänden die das Zuwanderungsgesetz mit allerlei Finten von der Regierung gefordert haben ohne ihre Hausaufgaben der Bewältigung der Arbeitslosigkeit gemacht zu haben.
Aso? Naja, geklappert wird bei Ausuebung jedes Handwerks.
>Und die Regierung ist auch noch so blöd das zu unterstützen.
Jeeetzt liest sich das aber schon ganz anders.
Wer hat denn die gesamte Richtlinienkompetenz?
Der BUKA oder irgendwelche Lobbies irgendwo im LaMde?
>In diesem Land hat sich ein ganzes Bündel an Institutionen gegen die Arbeitslosen verschworen.
Nein, es ist umgekehrt. Ihr Pech ist nur ihre Existenz, ihr Sein, Dasein.
Pech ist immer Unvermoegen inkognito.
>Sage ja keiner daß dies alles faule Säcke wären.
>Die faulen Säcke ohne Visionen sitzen hochbezahlt an den Schaltstellen des Managements.
>Ihnen sind kurzfristige Gewinne wichtig um ihre Provisionen zu sichern und die Denke nach mir die Sinfflut ist weit verbreitet.
Ja, richtig. Fuer die staatsfuehrenden Richtlinienkompetenzler waere es nur ein Klacks, die Mostholstellen der Managementbartels wieder in die Dorfmitten umzuziehen.
>Der Fisch stinkt immer ganz am Kopf.
Fischers Joschi fischt frische Fische, frische Fische fischen Fischers Joschi. [img][/img]
>Es ist ja auch bequemer immer wieder mit Forderungen nach Billigsteinwanderern aufzuwarten deren soziale Kosten auf die Gesellschaft übergestülpt werden.
>Unsere Kinder sollen jetzt auch die Zeche für die Millionen Gastarbeiter aus den 60er Jahren zahlen die selbstverständlich mitgeholfen haben die hohen Renten der jetzigen deutschen Pensionäre zu sichern.
>Natürlich hat die Politik diese Gastarbeiterbeiträge nicht zurückgelegt wie ein ordentlicher Kaufmann das tun würde.
>Und obwohl jetzt die Kinder auch noch diese Last plus Demographie schultern sollen ist es noch immer nicht genug.
>Momentan arbeiten hunderttausende Gastarbeiter im Baugewerbe mit einer 6 Wochen-Regelung in Deutschland ohne Sozialbeiträge.
>Dies wird teilweise ausgenutzt dadurch daß diese Arbeitskräfte an verschiedenen Arbeitsstellen in Deutschland mit einer 1 wöchigen Unterbrechung wieder an anderen Stellen eingesetzt werden.Dadurch läuft diese 6 Wochen-Frist immer wieder von Neuem an und die gesamten Arbeiten werden erledigt ohne Sozialkosten abführen zu müssen.
>Das sind klare politische Fehlsteuerungen und somit durch nichts zu rechtfertigen.
Na also, nix Lobby-Hobby.
>Der deutsche Staat zahlt die arbeitslosen deutschen Fachkräfte während die ausländischen Bauarbeiter hier ohne Sozialabgaben werkeln können.
>Dazu werden Scheinfirmen in den EU - Ländern gegründet (z.B Portugal) und diese Arbeitkräfte sozialversicherungsfrei in Deutschland arbeiten lassen.
>Sauereien ohne Ende egal wo man hinblickt.
>So wie Politik hier in Deutschland läuft geht es eben nicht.
>Die Probleme sind sämtlich hausgemacht und scheinbar liegt der Wirtschaft auch nichts mehr an deutschen gut ausgebildeten Fachkräften weil Ausländer eben zumindest momentan günstiger im Lohn zu haben sind.
>Daß dieses Geld allerdings im Ausland landet interressiert scheinbar auch keinen.
Mein lieber Zahlenknuddler, Du kannst es drehen und wenden wie Du willst: schuld allein sind NUR die Regierungen der vergangenen 30 Jahre, weil ihnen vom Waehler alle Macht verliehen wurden. Ob diese Regierungen, trotz oder gerade wegen ihrer Machtfuelle, nun korrupt und/oder opportun und/oder inkompetent und/oder unfaehig und/oder schlicht dumm handelten, es spielt keine Rolle.
Jeder Familienvater muss spaetestens dann mal kraeftigst auf den Tisch hauen, wenn die erste Maus auf seinem Tisch tanzt. Das ist nicht nur normal, das ist sogar ueberlebenswichtig fuer die Firma Familie, jede Familie.
Und was macht Papa Deutschstaat seit 30 Jahren? Er baut in muehevoller Kleinarbeit ein Kaeseschloss auf seinem Tisch auf, reisst dabei alle Fenster und Tueren wegen angeblich unerwarteter Geruchsbildung auf und weiss erstaunt von nix, wenn alle Maeuse und Schmeissfliegen dieser Welt sein Kunstwerk bearbeiten, im Gegenzug seine Kinder und die Alte aus dem Haus fluechten.
Also bitte, letztendlich die Kirche immer in Dorfmitte stehen lassen!
>Gruß EUKLID
Gruss
TD
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Baldur der Ketzer
26.05.2003, 13:30
@ Pups
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Deutschland ohne Zukunft? Schon wieder diese verdrehenden Wieselworte |
-->Hallo,
selbst in diesem Text geht doch alles an der Realität vorbei.
>>>In der Mehrheit, sagt sie, seien das hochqualifizierte Leute zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig, mit abgeschlossenem Studium und besten Referenzen, aber eben auch"dem irgendwie verloren gegangenen Glauben an Deutschland".
doch nicht an Deutschland, nein, an die politische Saubande dort, und auch an die Vernunft der WählerInnen. Und an den Verstand der Besitzstandsfasler.
>>>speziell nach der letzten Bundestagswahl, spüre ich so etwas wie Endzeitstimmung."
DAS ist es, man hat fertig mit dem Pack, Geerd hat es nicht geschafft und schafft es nicht, und die von der anderen feldpostnummer haben den Dreck doch angerichtet, der gerade zum Himmel stinkt.
Kein Wunder, in hineingekrochenen Ärschen.....und Co. (Bundeswehr im Inneren einsetzen, Verteidigung abschaffen, Angriffskriege legitimieren)
>
>>>>Denn Auswandern hat noch immer den Ruch des Vaterlandsverrats.
Bloß das nicht - das ist eine Form von passiver Notwehr gegen ein schwachsinniges System, das in meinen Augen in etlichen Nischen ruhig verbrecherisch genannt werden kann - mit Vaterlandsliebe hat das sowenig zu tun wie ein Auswanderer aus Adolfs 1000jährigem Reich, der 1938 kommen sah, was kam.
>>>>Doch dann wurden die Aufträge weniger, es war auf einmal kein Geld mehr da für einen wichtigen Fortbildungskurs, auch die neuesten Graphikprogramme wollte man sich nicht mehr leisten.
wie bitte, man wollte nicht mehr? Man KONNTE nicht mehr!
Langt denn nicht mal mehr hierzu die Einsicht?
Hoffnungslos.
>>>>Am Ende empfand man auch Ulla Frohberg als unbezahlbaren Luxus.
Luxus??? Wenn der Lohn nicht erwirtschaftet werden kann, wird da von Luxus gefaselt?
Unglaublich. Eine Frechheit.
Wer baut denn noch, wenn die Banken klamm sind oder wegen Basel II nicht wollen, wer baut noch eine Fabrikhalle, wenn Gelbbauchunken sich dadurch gestört fühlen könnten und der betrieb eh nicht mehr konkurrenzfähig ist, wer baut noch eine Praxis, wenn die Gesundheitskatastrophenreform alles den Bach runtergehen läßt?
NIEMAND..........und wenn man sich den Irrsinn mit den kommunalen Satzungen überlegt, wie da Millionen in den Sumpf gesetzt werden und dann in Form von sogenannten Ausbaubeiträgen für Straßen oder Entwässerung auf die Eigentümer umgelegt werden, dann mag erst recht niemand mehr.
>>Ohne ein augenblicklich verabschiedetes großzügiges Zuwanderungsgesetz würde dann neben der sowieso verlorenen Menge an Können und Wissen ungefähr die Einwohnerschaft einer Großstadt wie Augsburg oder Münster aus Deutschland verschwunden sein.
Ja, suuuper, wenn man sich ansieht, wer so in den Durchgangslagern anzutreffen ist, dann trifft das mit dieser Notwendigkeit ja vollumfänglich zu, gell.....wann nix können, wann können sagen, was haben Rechte und Ahssühl.
Purer Irrsinn - fernjab jeglicher Restvernunft.
Ich bin mal einem jungen Tamilen begegnet, der arbeitete als Kellner in Köln. Fähig, umgänglich, perfektes Deutsch, er spare nur, bis er genug beisammen habe, um dieses schwachsinnig gewordene Land auch verlassen zu können, und zwar dahin, wohin auch die deutschen Auswanderer gehen!
SO schauts aus.
Wer Grips für ein Fünferl hat, macht sich vom Acker, unabhängig von der Nationalität.
Bloß wer in ABS mehr bekommt als zuhause ODER in den Einwanderungs-leistungs-ländern, sieht das anders. Assühhüül.
>>>Er sagt:"Früher war es der Drang nach der Ferne. Heute ist es die Verdrossenheit über die Heimat."
verdammtnochmal nein, es ist nicht die Heimat, es sind die Verhältnisse dort in der Staatsführung und in den Bonzenorganisationen. Habt ihr denn nicht mitgekriegt, was vor 60 Jahren ablief? Was hat das bitte mit Heimat zu tun?
>>> Wo man täglich weit in die Ferne blicken kann, hat bestimmt auch die Seele wieder eine Perspektive.
Vergessen wurde folgendes: wo man täglich die ganzen Dödel nur im Fernsehen ertragen muß und den ja abschalten kann, wo man von deren angerichtetem Schwachsinn nicht mehr tangiert und belästigt wird, da weit weg, nix mehr Parkknöllchen, nix mehr Steuerbescheid, nix mehr Straßenausbaubeitrag - erst da hat die Seele wieder eine Perspektive.
Hugh. Ende der Durchsage.
Beste Grüße vom Baldur
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Baldur der Ketzer
26.05.2003, 13:35
@ Tassie Devil
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Re: Kaeseschloss - TD, das war für mich der Beitrag des Monats! Danke! |
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>Und was macht Papa Deutschstaat seit 30 Jahren? Er baut in muehevoller Kleinarbeit ein Kaeseschloss auf seinem Tisch auf, reisst dabei alle Fenster und Tueren wegen angeblich unerwarteter Geruchsbildung auf und weiss erstaunt von nix, wenn alle Maeuse und Schmeissfliegen dieser Welt sein Kunstwerk bearbeiten, im Gegenzug seine Kinder und die Alte aus dem Haus fluechten.
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nasowas
26.05.2003, 14:07
@ Pups
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habe auch schon dran gedacht. |
-->Zu meiner Person
wie die eine Person im Text, habe ich eine abgeschl. Banklehre mit anschl. mehrjähriger Tätigkeit. Danach begann ich noch mal ein Studium und würde das Studium, obwohl schon fortgeschritten, sofort hinschmeißen und gehen, wenn meine Freundin mitgehen würde. Auch eine andere Sprache würde ich nochmal lernen, wenn nötig. Aber momentan halten mich halt Beziehungsbande und familiäre Kontakte in Deutschland. Dabei sehe ich absolut keine Zukunft hier (es sei denn es kracht mal so richtig, worauf ich weder warten noch hoffen möchte)
Was mir in den letzten Monaten/Jahren so übel aufstößt.
-In meinem Bekanntenkreis sind einige (und es wurden eher mehr) Studenten die ein zweites Studium beginnen, weil sie trotz guter Abschlüsse keine vernünftigen Jobs bekommen. Man studiert also sinnlos wegen günstiger Krankenversicherung etc. weiter und lebt von Minijobs wie Aushilfe in Tabak/Zeitschriftenläden, Tankstellen usw. und man weiß genau, dass nach Studiumabschluß die Jobchancen einfach übel aussehen. Perspektive gegen Null.
-Gleichzeitig werden an der Uni jedes Semester die Semesterzwangsbeiträge um über 5% angehoben (ohne Ausnahme in den letzten Jahren). Das Geld geht aber nicht in das Bücherangebot der Uni-Bibliotheken oder vergleichbares, sondern wird zur Subventionierung des Ã-PNV genutzt. Dabei redet man noch von der Einführung von Studiengebühren um die faulen, nicht arbeiten wollenden Studenten, zum schnelleren studieren zu bewegen. (Von den Politikern, die so reden, hat sich mit Sicherheit noch keiner Gedanken gemacht, ob es der Wunsch vieler Studenten ist, so lange zu studieren und ob es wirklich höhere Kosten verursacht. Wer eben nebenher arbeitet und deshalb länger studiert, der nimmt doch keinem den Platz im Hörsaal weg. Also wo entstehen bitte die Kosten?
-Und letztens in einer Soziologie-Vorlesung (Titel: Die Sozialstruktur Deutschlands)predigte uns der Dozent (bekennender 68er) dass Deutschland dringendst jedes Jahr 200.000-300.000 Einwanderer bräuchte. Er meinte weiter es sei Quatsch, dass es durch die Globalisierung weniger Jobs in Deutschland geben würde. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die Zahl der Beschäftigten stetig zunehme und unter vernünftigen Wissenschaftlern sei es konsens, dass es auch in Zukunft eine noch höhere Zahl an Beschäftigten gibt. Das ganze wird dann so mit schönen Graphiken unterlegt und als bewiesen dargestellt, dass man das Gefühl hat man lebt in einem anderen Land, als in dem von welchem der Dozent gerade schwärmt. So ähnlich stelle ich mir die EX-DDR vor. Die an den Freßnäpfen sitzen predigen wie schön die Zukunft sein wird und man weiß genau, dass sie nicht von der Zukunft der Mehrheit sprechen.
Und was an der Uni in kleinem so beschissen aussieht, dass kann man ja im großen auch beobachten.
Politiker die Milliarden in EU-Kassen versenken verbunden mit Lügen, wie solchen, dass unser Land mehr von der EU profitiere als andere und deshalb mehr zahlen muß. Die eine Osterweiterung der EU in Angriff nehmen, statt sich mit dem eigenen Land zu beschäftigen.
Was mich außerhalb des privaten in letzter Zeit am ehesten zum grinsen bringt, ist es mit anzusehen, wie dumm-dämlich unserer Berufspolitiker sich mit der EURO-Einführung und den Selbstbeschränkungen bei den Maastricht-Kriterien selbst in den Ast gehackt haben auf dem sie sitzen.
> > >
>Immer mehr Deutsche wandern aus, so auch Stefan Linnhoff:"Mein Leben muss jetzt beginnen, ich kann nicht noch fünf Jahre warten"
>Wenig Hoffnung, noch weniger Jobangebote und häufig auch ein Schuss Verzweiflung - viele Menschen sehen in Deutschland keine Zukunft mehr
>Von Christian Seidl - Süddeutsche Zeitung vom 02.04.2003 >
>Dortmund, Ende März
>Vielleicht war es keine gute Idee, noch mal hierher zu kommen, an diesen kleinen Weiher im Romberg-Park im äußersten Süden von Dortmund. Für einen Moment lang jedenfalls scheint Stefan Linnhoff ein heftiger Anflug von Wehmut zu ereilen, diesen zaunlangen Typ, bei dem schon die Statur jede Form von Wanken im Grunde ausschließt. Er macht zumindest einen ziemlich mitgenommenen Eindruck, tiefgründig wie er im Wortsinn blickt, die Zweimetersechs in bedenklichem Winkel über das Holzgeländer am Ufer gekrümmt. Als Junge war er oft hier, um Steine übers Wasser hüpfen zu lassen, während der Vater die Enten fütterte. In der Gaststätte am Parkeingang gab's hinterher Tee und Kuchen und einmal im Jahr ein großes Familienfest. Später kam er noch manchmal her, um sich mit einem Mädchen zu treffen oder während längerer Spaziergänge seine Gedanken zu ordnen. Stefan Linnhoff weiß, dass er diesen Ort so bald nicht wieder sehen wird. Und er weiß auch, dass es eine glatte Lüge ist, wenn er sagt:"Ich werde nichts vermissen."
>Stefan Linnhoff wird bald ein Flugzeug in die USA besteigen, um nicht wieder zurückzukehren. Er wandert aus. Und nichts an diesem jungen Mann, der dem Nieselwetter in blauem Loden entgegentritt, beim Grüßen den Hut hebt und es trotzdem schafft, die tadellose Fasson seines Seitenscheitels nicht zu gefährden, nichts lässt die Vermutung zu, dass ihn bei diesem Vorhaben eine besonders tiefsitzende Abenteuerlust treibt. >
>Plötzlich das Glückslos
>Die Umstände hätten ihm keine Wahl gelassen, sagt er. Und dass er alles versucht habe, sich in Deutschland eine Perspektive zu erarbeiten. Obwohl in seinem Lebenslauf eine Banklehre steht, ein vorbildlich abgeschlossenes Jurastudium und ein halbes Dutzend erlesener Praktika mit beigefügten Empfehlungsschreiben, wohnte er noch immer"in studentischen Verhältnissen", konnte sich das Benzin für seinen acht Jahre alten Audi kaum leisten und musste zuletzt froh sein, wenn die im Dreimonatstakt durchs Kreiskrankenhaus Recklinghausen wogenden Kündigungswellen an seinem bescheidenen Job in der dortigen Verwaltungsabteilung vorbeigingen. Linnhoff ist 33, und er sagt:"Mein Leben muss jetzt beginnen, ich kann nicht noch fünf Jahre warten, bis sich hier vielleicht mal was tut."
>In fünf Jahren wird er amerikanischer Staatsbürger sein, denn just als Stefan Linnhoffs Ungeduld in eine handfeste Sinnkrise auszuarten drohte, erhielt er die Nachricht, dass er aus dem Bewerber-Topf um eine Green Card in den USA gezogen wurde. Ein Glückslos, das jährlich etwa 800 Deutschen beschert wird, bei weltweit zehn Millionen Konkurrenten. Und welches er dankend annahm. Um so mehr, da er nur 14 Tage brauchte, um sich zu versichern,"dass ich nicht bei McDonald-s landen würde". Er machte sich umgehend auf die Reise nach Rome in Georgia, wo er während eines Auslandsjahrs am örtlichen Berry College einige äußerst haltbare Freundschaften geknüpft hatte, ließ seinen Charme und ein paar Beziehungen spielen - und nahm die Zusage für eine Assistentenstelle an der Uni und eine Wohnung auf dem Campus sowie das Gefühl mit nach Hause:"Ich gelte als uneingeschränkt qualifiziert."
>Die Entscheidung stand, und sie war endgültig. Auch Martina Lüdeke konnte sie"nur zu gut nachvollziehen". Die Diplom-Pädagogin betreut im Dienste des zur katholischen Caritas gehörenden Raphaelswerks Auswanderungswillige aus dem Großraum Essen/Dortmund, sie hat auch Stefan Linnhoff beraten und bei den Formalien geholfen. So wie sie es bei rund tausend Männern und Frauen tat, die sie in den letzten zwölf Monaten in ihrem kleinen Büro in der Essener Innenstadt aufgesucht und um Unterstützung gebeten haben. Und auch wenn bestimmt die gewohnte Reihe notorischer Träumer dabei war, jene unverbesserlich vom Leben jenseits der zivilisatorischen Normen phantasierenden Aussteiger, so registriert sie unter den Ratsuchenden doch zunehmend"eine neue Qualität": In der Mehrheit, sagt sie, seien das hochqualifizierte Leute zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig, mit abgeschlossenem Studium und besten Referenzen, aber eben auch"dem irgendwie verloren gegangenen Glauben an Deutschland".
>Weil auch sie den zur Zeit nicht im Angebot hat, rät Martina Lüdeke im Zweifelsfall zu. Und behält es für sich, dass sie hinter jedem Auswanderer im Grunde eine Tragödie sieht, dass sie es für eine Schande hält, wenn diese Leute hierzulande keine Chance bekommen, dass hier eine ganze Generation für immer verloren geht. Die Pinnwand hinter ihrem Schreibtisch lässt den Schluss zu, dass sie dabei viel richtig macht: Um die fünfzig Postkarten hängen dort, künden von Glück und Wohlbefinden in Perth und Melbourne, San Francisco und San Diego, Recife und Rio de Janeiro. Mehr als die Hälfte der Menschen, die zu Frau Lüdeke kommt, geht am Ende wirklich fort aus Deutschland. Sie sagt:"Ich mache das seit 15 Jahren, doch in letzter Zeit, speziell nach der letzten Bundestagswahl, spüre ich so etwas wie Endzeitstimmung." >
>Grenzen des Zumutbaren
>Warum sollte man sie also aufhalten? Den Mediziner aus Dresden zum Beispiel, der nicht warten will, bis die immer neuen Reformideen der Regierung endgültig die Grenzen des Zumutbaren überschritten haben, und stattdessen nach Paraguay zieht,"wo einem mit meinem Know-how Tür und Tor offenstehen?" Oder die Naturwissenschaftlerin aus Berlin, der erst die Fachzeitschriften-Abos gestrichen wurden, dann ein Forschungsprojekt, und die jetzt nach Kanada übersiedelt,"wo ich voll loslegen kann und nicht vielleicht erst wieder in drei Jahren". Sie wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen, wie die meisten, die sich zu diesem Schritt genötigt fühlen. Denn Auswandern hat noch immer den Ruch des Vaterlandsverrats. Viele weihen deshalb nur die engsten Vertrauten in ihre Entscheidung ein; die Internetforen, auf denen sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, ähneln konspirativen Zirkeln, die Außenstehende wie Eindringlinge in eine finstere Verschwörung begegnen."Die Frage nach der Loyalität birgt in der Tat massive Konflikte", sagt Stefan Linnhoff in der ihm eigenen zurückhaltenden Art. Mit der Umwelt und dem eigenen Gewissen gleichermaßen.
>Zumal bei ihm, der sich nun obendrein mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, dem friedensbewegten Deutschland von der Fahne zu gehen und ins Lager der Kriegstreiber überzuwechseln. Er sagt, er werde sich mit Amerika arrangieren, mit der dortigen Regierung eher nicht,"aber das kann ja nicht das Maß sein" - solange das Land ihm eine Zukunft bietet,"eine Nische, die es hier für mich nicht gibt". Er klingt dabei alles andere als euphorisch, aber doch voller Zuversicht. Und Zuversicht ist ein Gefühl, das er lange nicht hatte. Stefan Linnhoff erfüllt sich keinen Traum, er folgt einer Notwenigkeit. Er sagt:"Ich bin kein Aussteiger, ich will endlich einsteigen." >
>Auch Ulla Frohberg aus Kiel scheut sich, ihren echten Namen zu nennen, weil sie"neben allem anderen nicht auch noch Gerede" haben will. Sie ist 33 wie Linnhoff, gelernte Bauzeichnerin, und auch sie ist gerade dabei,"mein Leben aufzulösen". Von Mai an wird sie die spanische Atlantikinsel Fuerteventura ihr Zuhause nennen. Sie sagt:"Ich habe dort mehr zu gewinnen als hier noch zu verlieren." Und sie meint damit nicht weniger als:"Alles, was man haben sollte in meinem Alter, nennen Sie es Existenz." Das, was Ulla Frohberg bislang hatte, ließ sich zugegebenermaßen eine Weile dafür halten. Sie hatte nach dem Abitur begonnen, Kunstgeschichte zu studieren, was sie aber gerne aufgab, als sie eine Lehrstelle in einem Architektenbüro fand, von dem sie anschließend auch übernommen wurde. Die Geschäfte waren jahrelang bestens und die Bezüge entsprechend, und Ulla Frohberg war ja eine,"die da voll mitmischt und noch mit 39Grad Fieber reingeht, wenn's brennt." Doch dann wurden die Aufträge weniger, es war auf einmal kein Geld mehr da für einen wichtigen Fortbildungskurs, auch die neuesten Graphikprogramme wollte man sich nicht mehr leisten. Am Ende empfand man auch Ulla Frohberg als unbezahlbaren Luxus.
>Seit Anfang des Jahres ist sie arbeitslos. Steht nach Abzug aller Festkosten mit 50 Euro im Monat da, mit denen noch nicht mal die Investitionen in sinnlos verschickte Bewerbungsmappen gedeckt sind. Und plötzlich stellt sich die Frage:"Bin ich hier eigentlich noch konkurrenzfähig?" Ulla Frohberg musste sie mit einem entschiedenen Nein beantworten, wandte sich an Bekannte auf Fuerteventura, die ihr schon während des letzten Urlaubs versichert hatten, dass eine wie sie dort keine Probleme hätte, kündigte ihre Wohnung, um sich selbst unter Druck zu setzen - und nun ist die Sache unabwendbar. Sie sagt:"Ich sehe wieder Boden unter den Füßen." Für ein Mädchen von der Ostseeküste hat so ein Satz was wahrhaft Existenzielles.
>Vorerst gibt es nur Schätzungen darüber, wie viele Menschen angesichts der anhaltenden Misere derzeit nur noch einen Weg für sich sehen: Raus aus Deutschland! Fest steht, dass mehr Leute abwandern als immigrieren. Vieles deutet gar auf einen mittleren Exodus hin. Die letzten verlässlichen Zahlen stammen noch aus dem Jahr 2001, da verließen knapp 110000 Deutsche auf Dauer ihr Land. Das Raphaelswerk geht davon aus, dass es im vergangenen Jahr bereits um fünfzig Prozent mehr gewesen sind. Ende 2003, befürchten Experten wie der Journalist und Autor Peter Thul, könnte sich das Ganze sogar noch mal verdoppelt haben. Ohne ein augenblicklich verabschiedetes großzügiges Zuwanderungsgesetz würde dann neben der sowieso verlorenen Menge an Können und Wissen ungefähr die Einwohnerschaft einer Großstadt wie Augsburg oder Münster aus Deutschland verschwunden sein. Thul, der zur Zeit mit den Recherchen für einen Ende Mai erscheinenden Ratgeber mit dem Titel"Auswandern - Nix wie weg" befasst ist, findet vor allem die Motive auffallend. Er sagt:"Früher war es der Drang nach der Ferne. Heute ist es die Verdrossenheit über die Heimat." >
>Kurze Gefühlsattacke
>Womit erst wenig gesagt ist über das wahre Drama, das der Entscheidung gegen seine eigene Heimat vorausgeht. Es klingt an, wenn Ulla Frohberg sagt:"Ich bin Holsteinerin durch und durch, es fehlt mir was, wenn's im Sommer nicht hagelt." Oder wenn Stefan Linnhoff sagt:"Heimat ist immer das, was man daraus macht, und das ist mir hier nicht gelungen." Auswandern lässt sich ja keineswegs auf die Phrase reduzieren: arbeiten, wo andere Leute Urlaub machen. Auswandern heißt: keinen Platz mehr finden im eigenen Land. Keine Verwendung mehr sehen für das eigene Leben. Es muss schmerzhaft sein, das zu akzeptieren. Doch man muss es tun, um beides hinter sich zu lassen."Man muss", sagt Ulla Frohberg,"das Herz ausschalten und den Verstand an, und der meint: Geh!" -"Man muss", sagt Stefan Linnhoff,"irgendwann soweit sein, dass man allem, was man lieb gewonnen hat, und sogar seinen besten Freunden mit der Einstellung begegnet: Sentimentalität verschafft mir keine Perspektive."
>Dass sie einen dennoch schubweise heimsucht, lässt sich natürlich nicht vermeiden. Dann muss man sich an kleinen Dingen aufrichten. Und angesichts einer Gruppe harmlos johlender Pappnasen den Umstand zum wichtigen Lebensfaktor erheben,"dass dem Amerikaner so was wie Fasching fremd ist". Oder das heimelige Regenwetter in Dortmund zur dauerhaften Bedrohung erklären, der man sich besser mit sofortiger Flucht entzieht,"in ein Klima, das sicher auch meiner Gesundheit gut tut".
>Stefan Linnhoff erholt sich jedenfalls ziemlich schnell von der kurzen Gefühlsattacke. Und dann zeigt er Fotos von seiner neuen Heimat. Von Rome, vom Berry College mit seinen ausladenden Campusanlagen, vom Hinterland in Georgia, wo alles großzügig ist und weitläufig. Er sagt:"Die Gegend spricht mir sehr zu." Und er tut dies, als wollte er eigentlich sagen: Wo man täglich weit in die Ferne blicken kann, hat bestimmt auch die Seele wieder eine Perspektive.
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rodex
26.05.2003, 14:24
@ nasowas
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Re: habe auch schon dran gedacht. |
-->>-In meinem Bekanntenkreis sind einige (und es wurden eher mehr) Studenten die ein zweites Studium beginnen, weil sie trotz guter Abschlüsse keine vernünftigen Jobs bekommen. Man studiert also sinnlos wegen günstiger Krankenversicherung etc. weiter und lebt von Minijobs wie Aushilfe in Tabak/Zeitschriftenläden, Tankstellen usw. und man weiß genau, dass nach Studiumabschluß die Jobchancen einfach übel aussehen. Perspektive gegen Null.
Ein voreiliges Zweitstudium kann auch ein Fehler sein, wenn man dadurch den roten Faden im Lebenslauf verliert. Lieber einen 'unvernünftigen' Job innerhalb der eigenen Profession annehmen, damit man erstmal drin ist, und sich von dort weiterentwickeln. Und generell Nebenjobs nicht in der Tankstelle machen, sondern mit Bezug zum Studium. Als Jurist zum Beispiel als Aushilfe in einer Kanzlei o.ä. Mag sein, dass man in der Tankstelle mehr verdient, aber den Job in der Kanzlei kann man im Lebenslauf verwerten, und das ist langfristig mehr wert.
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chiron
26.05.2003, 14:35
@ Tassie Devil
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Das scheint mir jetzt aber doch ein wenig zu einfach |
-->Hi TD
Das scheint mir jetzt aber doch ein wenig zu einfach. Die Regierung ist an allem schuld und das Volk hatte halt ein wenig Pech, dass keine anderen wählbaren Politiker zur Verfügung standen? Nee, so einfach isses nicht. Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Ich kann ja verstehen, dass das in Deutschland nicht so gern gesehen wird, auch ein paar Amis dürften damit ihre Probleme haben. Nichtsdestotrotz, die Regierung ist immer ein Spiegel des Volkes, welches es repräsentiert. Muss ja nicht gleich für alle Bürger gelten.
Gruss von Chiron, der sich auch nicht von der Regierung repräsentiert fühlt, dessen Meinung aber auch immer quer zu der der Massen liegt.
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Euklid
26.05.2003, 14:56
@ rodex
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Re: habe auch schon dran gedacht. |
-->>>-In meinem Bekanntenkreis sind einige (und es wurden eher mehr) Studenten die ein zweites Studium beginnen, weil sie trotz guter Abschlüsse keine vernünftigen Jobs bekommen. Man studiert also sinnlos wegen günstiger Krankenversicherung etc. weiter und lebt von Minijobs wie Aushilfe in Tabak/Zeitschriftenläden, Tankstellen usw. und man weiß genau, dass nach Studiumabschluß die Jobchancen einfach übel aussehen. Perspektive gegen Null.
>Ein voreiliges Zweitstudium kann auch ein Fehler sein, wenn man dadurch den roten Faden im Lebenslauf verliert. Lieber einen 'unvernünftigen' Job innerhalb der eigenen Profession annehmen, damit man erstmal drin ist, und sich von dort weiterentwickeln. Und generell Nebenjobs nicht in der Tankstelle machen, sondern mit Bezug zum Studium. Als Jurist zum Beispiel als Aushilfe in einer Kanzlei o.ä. Mag sein, dass man in der Tankstelle mehr verdient, aber den Job in der Kanzlei kann man im Lebenslauf verwerten, und das ist langfristig mehr wert.
An der Tankstelle verdient man mehr?
Lese ich richtig?
Aushilfe als Jurist?
Nachdem man mehr als 100 000 DM für das Studium versenkt hat?
An der Tankstelle verdient man nicht mehr sondern wenns hochkommt den Sozialhilfesatz und oft noch nicht mal das.
Ich kenne genügend Leute die vor 20 Jahren auf den Lehrerberuf studiert haben und dann vor verschlossenenen Türen standen.
Manche von ihnen haben dann ein Zweitstudium angefangen und haben Fuß gefaßt.
Was ist davon zu halten daß die Industrie vor 4 Jahren lauthals über Informatikermangel geklagt hat und anschließend Green-Cards vergeben durfte?
Und genau die Leute die das relativ harte Informatik - Studium auf sich genommen haben stehen jetzt auf der Straße weil sie jetzt gerade fertig geworden sind.
Die gleiche Leier gabs damals bei den Lehrern.
Das Land Bundesrepublik muß endlich lernen das anzubieten an Studieninhalten was auch im eigenen Land nachgefragt wird.
Stattdessen wurde in irgend einem Stadtstaat ein Orgasmusforschungslehrstuhl eingerichtet.
Die haben doch alle etwas an der Waffel.
Die Vorgaben wieviel Studienplätze wo angeboten werden muß sich nach den Erfordernissen der Industrie richten und nicht nach den Wünschen der Politiker.
Und wer macht die Vorgaben derart daß diejenigen die studieren auch gebraucht werden?
Ist das nicht die Aufgabe der Politiker?
Für was werden die denn bezahlt?
Um Studienplätze anzubieten die keine Sau braucht?
Ja das ist aber Arbeit voraus zu denken und das kann man von der Politik wohl heute nicht mehr erwarten.
Die jungen Leute sind nicht schuld wenn diejenigen sie in falsche Studiengänge lotsen nur weil da gerade Kapazitäten frei sind während für diejenigen die gebraucht würden kein Geld mehr da ist um diese Studienplätze zu schaffen oder wegen Überfüllung kein Studienplatz zu finden ist.
Da schwelgt unsere Bildungsministerin lieber in aller Herren Ländern um ausländische Studenten anzuwerben weil sie sich Sorgen macht daß es zuwenige ausländische Studenten hier gäbe.
Da hängt der Hammer und nicht bei den jungen Leuten.
Es ist eine Schande was die jungen Leute hier für eine Unterstützung finden.
Man bejandelt sie hier wie den letzten Dreck.
Jeder darf sich mal die Füße abstreifen.
Aber wehe ein ausländischer Student bekommt kein Visa.Da steht ja gleich das halbe Land still und die Medien überschlagen sich.
da muß gleich die Ausländerbeauftragte in Aktion und zusammen mit der Bildungsministerin einen runden Tisch schaffen.
Gruß EUKLID
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Nachfrager
26.05.2003, 17:46
@ Euklid
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Es ging nicht um Minijobs... |
-->"Wir sind am Wendepunkt der Arbeitsverhältnisse angelangt.Bald wird jeder sagen die Firma kann mich mal kreuzweise. Wer nur noch Mini-Jobs vergibt kann mit so etwas wie Firmentreue in Zukunft nicht mehr rechnen."
...sondern um eine selbstständige Tätigkeit, die aus meiner 8jährigen Erfahrung als Freiberufler resultiert und mit meinem Vollzeitjob nichts zu tun hat. (Meine Firma hätte auch nichts dagegen).
Aber auch das schenke ich mir. Denn nicht meine Firma, sondern der Staat kann mich mal kreuzweise. Und jeder Euro, den ich als zusätzliche Steuer zahlen muss, tut mir in der Seele weh.
Dann lieber zufrieden sein mit dem, was man hat.
Gruß
Nachfrager
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Tempranillo
26.05.2003, 18:14
@ chiron
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Re: Es ist in der Tat ein wenig verzwickter |
-->>Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. (...) Nichtsdestotrotz, die Regierung ist immer ein Spiegel des Volkes, welches es repräsentiert. Muss ja nicht gleich für alle Bürger gelten. Gruss von Chiron, der sich auch nicht von der Regierung repräsentiert fühlt, dessen Meinung aber auch immer quer zu der der Massen liegt.
Hi Chiron,
Dein Posting hat es geschafft, daß ich jetzt doch noch was zu diesem Thema reinklopfe, gejuckt hat es mich schon vorher, als ich gelesen habe, was Baldur und andere geschrieben haben.
Die Aussage, jedes Volk hat die Regierung, die es verdient, hat schon was für sich. Wenn die rückgratlosen Katzbuckler alles schlucken, was ihnen vorgesetzt wird, und nicht einmal unter einen Anti-Eurotz-Aufruf ihren Kaiser Wilhelm setzen können, dann braucht man sich über nichts mehr zu wundern.
Bis dorthin gehe ich mit derartigen Ansichten konform.
Aber diese Argumentation hat ein paar nicht unwesentliche Schwachstellen.
1) Ist es wirklich die Aufgabe des Wählers, der regelmäßig in einer geradezu pseudoreligiösen Verpflichtung nicht gerade an Wallfahrten und Prozessionen teilnimmt, sondern sich ins Wahllokal begibt, anschließend Aufrufe und Aufstände anzuzetteln bzw. zu unterzeichen?
2) Das Argument gilt für jede Art von Regierung, sie mag so gut oder schlecht sein wie sie will, immer ist sie irgendwie verdient. So gesehen stellt sich die Frage, ob es sich dabei wirklich um ein Argument handelt, oder nicht um etwas anderes, eher eine subtile Diffamierung? Haben die Russen nicht"irgendwie" Stalin, Chrushtshow und Breshnew verdient, die Iraker Saddam, die Kambodschaner Pol Pot, die Ugander Idi Amin, die früheren Rumänen Vlad Tepes und, und, und? In anderen Worten, diese Aussage ist weniger ein Argument als vielmehr ein Glaubensbekenntnis."Gott hat alles recht gemacht auf dieser Erd."
3)Welche Möglichkeiten eine taugliche Regierung zu wählen gibt es denn in Wirklichkeit? Nach Hans Herbert v. Arnim zeichnen sich die westlichen"Demokratien" gerade darin aus, daß auf dem Wege einer alles überwuchernden Parteiendiktatur der Wählerwille auf allen politischen Ebenen neutralisiert, ja geradezu in sein Gegenteil verkehrt wird. Die vorenthaltenen Volksabstimmungen erledigen dann den Rest.
4)Was, wenn die wichtigsten Entscheidungen - Eurotz, EU-Finanzierung, Osterweiterung etc. - von einer stillen Großen Koalition getroffen werden, die nur deshalb zustande kommt, weil es unausgesprochenes Ziel ist, den Wählerwillen auszumanövrieren?
5) Was ist, wenn die maßgeblichen Entscheidungen gar nicht von der jeweiligen Regierung gefällt werden, sondern von anderen, beispielsweise der EU-Kommission oder den Siegermächten (geh. Staatsvertrag v. 1949)?
6)Was, wenn das fragliche Landes noch im De-Jure-Kriegszustand steckt (UN-Feindstaatenklausel)?
7)Was, wenn sogar die gesamte Medienlandschaft, die"Bewußtseinsindustrie", den Interessen der Besatzer verpflichtet ist?
8)Wenn diese Feststellungen auch für den gesamten Bereich von Bildung und Ausbildung gelten?
9)Wenn abweichende Ansichten mit Ausgrenzung (=Todesurteil im bürgerlichen Sinn) beantwortet werden? Beispiel Prof. Hankel, der nur noch in der Nationalzeitung zu Wort kommt. Von Frau Prof. Ohr, ebenfalls erklärte Euro-Gegnerin, habe ich schon seit Jahren nichts mehr gehört.
10)Jedes Volk wird, da hast Du Recht, in gewisser Weise von seiner Regierung repräsentiert. Es bleibt aber die Frage, ob die guten oder die schlechten Seiten zum Tragen kommen? Von George Dubbeljuh auf die Amerikaner insgesamt zurückzuschließen ist sogar mir zu viel der Kritik, desgleichen von Andreotti und Berlusconi auf die Italiener, von Stalin auf die Russen, von A.H. auf die Deutschen.
Soviel zur Entlastung. Ein Vorwurf trifft die politische Klasse dafür um so härter, der der Verlogenheit. Ich habe Verständnis, wenn jemand, wie Schröder oder Schily, wenn er unter brutalen Druck gesetzt wird, gegen seine Überzeugung handelt.
Aber warum schafft es keiner, selbst dann nicht, wenn er schon längst im Ruhestand ist, mit der Sprache herauszurücken?
Arnulf Baring wurde mal in einer Talk-Runde gefragt, was er als erstes tun würde, wenn er Bundeskanzler wäre?
"Dem Volk die Wahrheit sagen!"
Ob er damit wirklich nur die Finanzen gemeint hat?
Tempranillo
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Baldur der Ketzer
26.05.2003, 18:40
@ Tempranillo
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Re: Es ist in der Tat ein wenig verzwickter - klasse Beitrag, 1 a, danke! mfG (owT) |
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chiron
26.05.2003, 18:46
@ Tempranillo
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Re: Es ist in der Tat ein wenig verzwickter |
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>Die Aussage, jedes Volk hat die Regierung, die es verdient, hat schon was für sich. Wenn die rückgratlosen Katzbuckler alles schlucken, was ihnen vorgesetzt wird, und nicht einmal unter einen Anti-Eurotz-Aufruf ihren Kaiser Wilhelm setzen können, dann braucht man sich über nichts mehr zu wundern.
>Bis dorthin gehe ich mit derartigen Ansichten konform.
>Aber diese Argumentation hat ein paar nicht unwesentliche Schwachstellen.
>1) Ist es wirklich die Aufgabe des Wählers, der regelmäßig in einer geradezu pseudoreligiösen Verpflichtung nicht gerade an Wallfahrten und Prozessionen teilnimmt, sondern sich ins Wahllokal begibt, anschließend Aufrufe und Aufstände anzuzetteln bzw. zu unterzeichen?
Du gehst hier zu weit, es braucht keine Aufstände, damit Politiker ihr Verhalten ändern. Es reicht, wenn das Volk sein Verhalten ändert. Hitler ist schon eine Weile her und ich bin sicher kein Experte, was die Geschichte angeht. Aber die letzten paar Jahre sind uns allen noch in guter Erinnerung, um ein paar Beobachtungen dazu anstellen zu können. Bush repräsentiert die Mehrheit des Volkes, das zeigen sämtliche Umfrage-Ergebnisse und auch die wenigen direkten Meinungen, die mir zu Ohren kommen, bestätigen das Bild. Die Mehrheit ist für Bush, die Minderheit, die gegen ihn ist, hasst ihn, so die Aussage eines Amerikaners. Da scheint eine gewisse Aehnlichkeit zu den Anfängen Hitler's zu bestehen, aber wie gesagt, ich bin hier kein Experte...
Auch Schröder testet den Wählerwillen über die Journalisten, bevor er Beschlüsse fällt. Es würde jedesmal die Möglichkeit geben...einen anderen Willen kund zu tun.
>2) Das Argument gilt für jede Art von Regierung, sie mag so gut oder schlecht sein wie sie will, immer ist sie irgendwie verdient. So gesehen stellt sich die Frage, ob es sich dabei wirklich um ein Argument handelt, oder nicht um etwas anderes, eher eine subtile Diffamierung? Haben die Russen nicht"irgendwie" Stalin, Chrushtshow und Breshnew verdient, die Iraker Saddam, die Kambodschaner Pol Pot, die Ugander Idi Amin, die früheren Rumänen Vlad Tepes und, und, und? In anderen Worten, diese Aussage ist weniger ein Argument als vielmehr ein Glaubensbekenntnis."Gott hat alles recht gemacht auf dieser Erd."
Ich bekenne mich zu diesem Satz. Die Frage ist natürlich, wer Gott ist, aber das führt jetzt ein bisschen zu weit, vielleicht ein andermal. Nur ein Beispiel dazu...Ist es nicht sinnvoll, auf unserem Weg zur Erkenntnis, dass jetzt die Folgen der Verschuldung ans Tageslicht kommen, nachdem wir uns Jahrzehnte darum foutiert haben. Wenn wir den Unsinn des"Konsumiere heute, Zahle irgendwann" ins Bewusstsein der westlichen Völker holen wollen, braucht es vermutlich den bankrott der hiesigen Wirtschaft. Anders scheint es nicht zu gehen samt den leidvollen Erfahrungen, die dazu gehören. Würden wir schon heute erkennen, dass wir auf Pump gelebt haben, wären die Folgen nicht dramatisch - Staatsgläubigerverzicht, mehr brauchts nicht. Aber es macht keinen Sinn, wenn die Inhaber von Staatsanleihen auf die Kohle verzichten, wenn die Masse noch gar nicht begriffen hat, dass etwas falsch gelaufen ist und dass sie in Zunkunft ihr Verhalten ändern sollte.
>3)Welche Möglichkeiten eine taugliche Regierung zu wählen gibt es denn in Wirklichkeit? Nach Hans Herbert v. Arnim zeichnen sich die westlichen"Demokratien" gerade darin aus, daß auf dem Wege einer alles überwuchernden Parteiendiktatur der Wählerwille auf allen politischen Ebenen neutralisiert, ja geradezu in sein Gegenteil verkehrt wird. Die vorenthaltenen Volksabstimmungen erledigen dann den Rest.
Aus Deiner Sicht mag das so sein. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sich das Volk für Politik interessiert und seine Staatsaufgaben wahrnimmt. Solange die Sozial-Kohle auf dem Konto ist, ist alles andere egal...Von einem Wählerwillen der Massen merke ich nichts. Da müsste die Wählerbeteiligung weit über zwei Drittel sein, damit sich dieses Argument halten lässt.
>4)Was, wenn die wichtigsten Entscheidungen - Eurotz, EU-Finanzierung, Osterweiterung etc. - von einer stillen Großen Koalition getroffen werden, die nur deshalb zustande kommt, weil es unausgesprochenes Ziel ist, den Wählerwillen auszumanövrieren?
Den meisten wars und ists egal...nachwievor
>5) Was ist, wenn die maßgeblichen Entscheidungen gar nicht von der jeweiligen Regierung gefällt werden, sondern von anderen, beispielsweise der EU-Kommission oder den Siegermächten (geh. Staatsvertrag v. 1949)?
Ob der Staatsvertrag noch existiert oder nicht, ist nicht von Belang. Die USA haben gerade erst viel entscheidendere Verträge gebrochen, so what. Falls die deutschen Politiker wirklich nach diesen Verträgen politisieren, dann sagt das mehr über die deutsche Folgsamkeit aus. Die Verträge sind nicht entscheidend, nur Papier...
>6)Was, wenn das fragliche Landes noch im De-Jure-Kriegszustand steckt (UN-Feindstaatenklausel)?
Wie gesagt, Verträge sind dazu da, gebrochen zu werden, passiert jeden Tag.
>7)Was, wenn sogar die gesamte Medienlandschaft, die"Bewußtseinsindustrie", den Interessen der Besatzer verpflichtet ist?
Der Leser entscheidet, was publiziert wird und der Fersehzuschauer, was gesendet wird. Schau Dir mal an, welche Sendungen am meisten Zuschauer haben.
>8)Wenn diese Feststellungen auch für den gesamten Bereich von Bildung und Ausbildung gelten?
...
>9)Wenn abweichende Ansichten mit Ausgrenzung (=Todesurteil im bürgerlichen Sinn) beantwortet werden? Beispiel Prof. Hankel, der nur noch in der Nationalzeitung zu Wort kommt. Von Frau Prof. Ohr, ebenfalls erklärte Euro-Gegnerin, habe ich schon seit Jahren nichts mehr gehört.
>10)Jedes Volk wird, da hast Du Recht, in gewisser Weise von seiner Regierung repräsentiert. Es bleibt aber die Frage, ob die guten oder die schlechten Seiten zum Tragen kommen? Von George Dubbeljuh auf die Amerikaner insgesamt zurückzuschließen ist sogar mir zu viel der Kritik, desgleichen von Andreotti und Berlusconi auf die Italiener, von Stalin auf die Russen, von A.H. auf die Deutschen.
>Soviel zur Entlastung. Ein Vorwurf trifft die politische Klasse dafür um so härter, der der Verlogenheit. Ich habe Verständnis, wenn jemand, wie Schröder oder Schily, wenn er unter brutalen Druck gesetzt wird, gegen seine Überzeugung handelt.
>Aber warum schafft es keiner, selbst dann nicht, wenn er schon längst im Ruhestand ist, mit der Sprache herauszurücken?
>Arnulf Baring wurde mal in einer Talk-Runde gefragt, was er als erstes tun würde, wenn er Bundeskanzler wäre?
>"Dem Volk die Wahrheit sagen!"
Das Volk als Masse lügt selber ohne Unterbruch. In jeder zweiten Diskussion fällt der Spruch"ehrlich gesagt" oder"to be honest". Wenn das betont werden muss...
>Ob er damit wirklich nur die Finanzen gemeint hat?
>Tempranillo
Gruss Chiron >
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Tempranillo
26.05.2003, 19:41
@ chiron
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Re: Von Speisekarten und Demokratien |
-->Hi Chiron,
zu einigen Deiner Antworten, aus denen hervorgeht, daß Du Vieles aus einer anderen Warte betrachtest, andere Akzente setzt, was die Diskussion ja nur beleben kann, möchte ich jetzt nicht ausführlich eingehen; wir würden nur schwer auf einen tragfähigen Nenner kommen. Auf Deine Antwort würde ich was schreiben, Du wieder auf meine, ich wieder auf Deine, und wenn sie nicht gestorben sind, dann posten sie noch heute.
Nur auf ein paar Punkte möchte ich noch eingehen:
Deine Feststellung, Bush repräsentiere die Mehrheit der Amerikaner dürfte sachlich unanfechtbar sein. Ich wollte aber die Frage der Repräsentanz nicht so eng gefaßt, nur auf Mehrheiten/Minderheiten bezogen sehen. Wir sollten die Frage, welche Eigenschaften eines Volkes sich in seiner Führung widerspiegeln nicht so ohne weiteres über Bord werfen, weil wir doch diskutiert haben, ob ein Volk immer die Regierung hat, die es verdient. Es ging nicht darum, ob Bush rechtmäßig an die Macht gekommen ist, obwohl man dazu einiges anmerken könnte.
Es greit ein wenig zu kurz, nur auf Bush als Einzelperson abzuheben. Würdest Du die gesamte Regierung unter dem Blickwinkel betrachten, ob das amerikanische Volk insgesamt d.h. entsprechend seiner Bevölkerungsanteile dargestellt ist, erhieltest Du sehr schnell ein anderes Ergebnis. Die Regierung Bush scheint mir geradezu ein Paradebeispiel für eine, wenn auch mit Ach und Krach legitimierte Minderheitenherrschaft. ;-)))
>Aus Deiner Sicht mag das so sein. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sich das Volk für Politik interessiert und seine Staatsaufgaben wahrnimmt.
Das Volk geht zur Wahl, mehr wird von ihm nicht verlangt, darin, würde der Advocatus Diaboli sagen, artikuliert es sein politisches Interesse. Der Vorwurf, es lasse sich widerstandslos zum Stimmvieh degradieren, ist selbstverständich zutreffend und wird von mir seit Jahr und Tag bejammert und verflucht.
> Solange die Sozial-Kohle auf dem Konto ist, ist alles andere egal...Von einem Wählerwillen der Massen merke ich nichts. Da müsste die Wählerbeteiligung weit über zwei Drittel sein, damit sich dieses Argument halten lässt.
Bundestagswahlen, meist auch Landtagswahlen, haben eine Beteiligung zwischen 75 und 80 Prozent.
>Den meisten wars und ists egal...nachwievor
Schon klar, drei Farben, Schwarz, Rot, Gold, Fressen, Fi..., Fersehen. Auf RTL und SAT 1 ("Nur die Liebe zählt") alles zur gleichen Zeit.
>Ob der Staatsvertrag noch existiert oder nicht, ist nicht von Belang. Die USA haben gerade erst viel entscheidendere Verträge gebrochen, so what.
Der Stärkere braucht sich um Verträge nicht zu scheren, das ist wahr.
> Falls die deutschen Politiker wirklich nach diesen Verträgen politisieren, dann sagt das mehr über die deutsche Folgsamkeit aus. Die Verträge sind nicht entscheidend, nur Papier...
Entscheidend dürften die Atomraketen sein. Was einem passiert, wenn er aufmuckt, war doch im Irak zu beobachten. Ein möglicher Einsatz amerikanischer Atomwaffen auf europäischem Gebiet wurde von Ex-General Clark (?) ausdrücklich in den Raum gestellt. (War, glaub´ ich wieder eine Kostbarkeit aus dem hervorragend sortieren Giftschrank von Marsch)
>Wie gesagt, Verträge sind dazu da, gebrochen zu werden, passiert jeden Tag.
Wer sich´s leisten kann...
>Der Leser entscheidet, was publiziert wird und der Fersehzuschauer, was gesendet wird. Schau Dir mal an, welche Sendungen am meisten Zuschauer haben.
Der Leser entscheidet gar nix. Der hat nur die Auswahl unter verschiedenen Varianten des Medienmülls. Wenn bestimmte Informationen von der gesamten Medienlandschaft totgeschwiegen werden, ist der Konsument aufgeschmissen. Ein aktuelles Beispiel. Das jüngste Bilderberger-Treffen in Versailles wurde sogar in der Washington Post und in anderen angelsächsischen Medien besprochen. Bei uns in D-Land tote Hose. Eine Anfrage im britischen Unterhaus, gerichtet an Tony Blair, ob er an einem Bilderberger-Treffen in Sintra (Portugal) teilgenommen habe, war auf Sky-Channel live zu sehen. Bei uns? Die Schweigemauer. Derartige Beispiele gibt es in Mengen.
Immer besteht der Dreh darin, die Auswahl des Wählers/Konsumenten/Rezipienten schon vorab so weit einzuschränken, daß das Ergebnis vorhersagbar ist. Was soll ich mit einer Speisekarte auf der es nur Tofu, Körnerfraß und Müsli gibt, mir aber eher der Sinn nach einer Schweinshax´n steht. Natürlich ist es denkbar, daß ich so ausgehungert bin und mir ein Tofu-Steak bestelle. Und dann soll ich noch schlucken, daß ich als Kunde ja darüber entscheide, was auf den Tisch kommt. Also bitte!
>Das Volk als Masse lügt selber ohne Unterbruch. In jeder zweiten Diskussion fällt der Spruch"ehrlich gesagt" oder"to be honest". Wenn das betont werden muss...
Eine sehr feine Beobachtung, die man auspinnen könnte. Warum die Deutschen so gern ihren Mut und ihre Tapferkeit betonen (inzwischen nicht mehr so), die Franzosen ihr Demokratiebewußtsein (schon den Sonnenkönig vergessen?) und die Amis ihren Idealismus? Und warum es so oft heißt, mit angehobener Stimme, von einem Lächeln unterstrichen,"unsere Demokratie, unser Euro, unsere europäische Union, unsere Osterweiterung, unsere Befreier..."
Tempranillo
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Euklid
26.05.2003, 20:24
@ Nachfrager
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Re: Es ging nicht um Minijobs... |
-->>"Wir sind am Wendepunkt der Arbeitsverhältnisse angelangt.Bald wird jeder sagen die Firma kann mich mal kreuzweise. Wer nur noch Mini-Jobs vergibt kann mit so etwas wie Firmentreue in Zukunft nicht mehr rechnen."
>...sondern um eine selbstständige Tätigkeit, die aus meiner 8jährigen Erfahrung als Freiberufler resultiert und mit meinem Vollzeitjob nichts zu tun hat. (Meine Firma hätte auch nichts dagegen).
>Aber auch das schenke ich mir. Denn nicht meine Firma, sondern der Staat kann mich mal kreuzweise. Und jeder Euro, den ich als zusätzliche Steuer zahlen muss, tut mir in der Seele weh.
>Dann lieber zufrieden sein mit dem, was man hat.
>Gruß
>Nachfrager
Das tue ich gerade auch;-))
verdient wird nur noch soviel daß es reicht und keine Steuer anfällt.
Wobei keine Steuer auch mal 5 Euro pro Jahr sein können;-))
Hätte ich mich verrechnet;-) würde ich versuchen diese 5 Euro auch noch durch den Jahreseinkommensteuerausgleich zurückzuholen selbst wenn die Briefmarke dafür 10 Euro kosten würde;-))
Gruß EUKLID
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Sascha
26.05.2003, 22:45
@ nasowas
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habe auch schon dran gedacht / Auswandern |
--> Hallo nasowas!
> -In meinem Bekanntenkreis sind einige (und es wurden eher mehr) Studenten > die ein zweites Studium beginnen, weil sie trotz guter Abschlüsse keine > vernünftigen Jobs bekommen. Man studiert also sinnlos wegen günstiger > Krankenversicherung etc. weiter und lebt von Minijobs wie Aushilfe in > Tabak/Zeitschriftenläden, Tankstellen usw. und man weiß genau, dass nach > Studiumabschluß die Jobchancen einfach übel aussehen. Perspektive gegen Null.
Ich kann dies nur bestätigen. Ich selbst bin Student. So wie es aussieht werde ich ausgerechnet in diesem miesen Rezessionsjahr 2003, nämlich im September/Oktober fertig sein. Dann bin ich knapp 23 Jahre jung und schon heute darf ich mir die Frage stellen: Werde ich Arbeit haben?
Ich komme zwar aus Baden-Württemberg (Gegend: Mannheim-Heidelberg). Insgesamt sieht der Arbeitsmarkt hier zwar noch relativ gut im Gegensatz zu Gesamtdeutschland aus aber für die Berufe die ich machen könnte sieht er gerade hier sehr schlecht aus. Gerade hier wo ich wohne produziert die Universität Mannheim jedes Jahr Hunderte von Dipl.-Kaufleuten und die Stadt Frankfurt wo in den letzten drei Jahren Tausende Banker und Bankangestellte im Zuge des Abschwungs an den Aktienbörsen und zu Kosteneinsparungen"freigesetzt" wurden tut den Rest um das Angebot weiter zu erhöhen. Und wenn ich dann heute um 15 Uhr im Radio auf SWR1 höre, daß die Arbeitslosigkeit unter Akademikern drastisch steigt und dies dann vor kurzem in der FAZ gelesen habe denke ich mir auch meinen Teil.
Ich habe mir vom Rhein-Neckar-Kreis eine Broschüre zusenden lassen in welcher sozusagen die 200 bis 300 größten Unternehmen der Region mit Branche, Adresse, Mitarbeitern in der Region und auch weltweit kurz in einem Verzeichnis aufgeführt wurden. Ich habe mich da mal etwas erkundigt wie es denn so mit Einstellung von Personal aussieht. Viele waren wenigstens ehrlich und haben gemeint, daß man sich gar nicht groß bewerben braucht da momentan eher entlassen denn eingestellt wird.
Naja in Kürze wird sich für mich auch zeigen wohin der Weg mich führt. Drei Monate vor Ende des Studiums solle man sich bewerben so die meisten Unternehmen.
Zum Thema Auswandern: Ich habe mir auch schon meine Gedanken darüber gemacht. Kanada, USA, Australien. Ich habe mir das auch schon mehr oder weniger stark überlegt. Aber in vielen anderen Ländern ist es ja auch schon schlimm genug. Was bringt ein Auswandern in die USA die auch auf dem absteigenden Ast sind. Im Prinzip haben doch fast alle Industriestaaten die gleichen Probleme. Nur das jeder eine etwas andere Politik macht und andere Gruppen zuerst schröpft zu denen man dann vielleicht (noch) nicht gehört. Deutschland ist durch die Wiedervereinigung etwas weiter im Strudel nach unten und Schlusslicht im Wachstum aber in anderen Staaten sieht es mit den Finanzen häufig ähnlich schlecht aus. Und es läuft im Endeffekt in vielen Ländern auf das gleiche raus. Vielleicht mag es einige Ausnahmen geben aber ich glaube kaum, daß diese Länder dann zum Paradies mutieren oder zu eine"Insel der Glückseligen".
Auch weiß ich nicht so Recht ob man nur aus monetärem bzw. finanziellem Interesse auswandern sollte. Es ist ein guter Grund in Zeiten der hohen Belastungen seitens des Staates. Aber man muß auch dagegenhalten was man alles aufgeben müßte. Man muß ja auch alles hinschmeißen. Man zieht von sämtlichen Verwandten, Bekannten, Eltern, usw. weg, gibt praktisch alles auf nur um einer besseren Finanzsituation hinterherzurennen. Mir stellt sich da die Frage ob"weniger da nicht mehr ist". Soll heißen: Lieber wurschtle ich mich da auch irgendwie mit weniger durch. Dann gibt's halt keinen Urlaub und keinen Mittelklassewagen und auch kein Eigenheim. Kann man nix machen. Aber es hat auch seine Vorteile. Man hat wieder mehr Zeit für Freunde und evtl. Familie auch wenn man unter ärmlichen oder ärmlichsten Verhältnissen lebt.
Vor allem aber stellt sich für mich beim Auswandern die Frage: Wer garantiert mir denn das die Verhältnisse dort für fünf oder zehn Jahre so bleiben wie sie gerade sind und es dort nicht auch bergab geht. Es einfach zu glauben ist schön und fällt einem vielleicht leicht aber es könnte sich schnell als Irrtum herausstellen. Und dann hat man in den USA seine Existenz begonnen oder wohin man auch immer ausgewandert ist und kann das zweite mal dem"vermeintlichen" Wohlstand oder der Arbeit hinterherrennen. Dann wird man schnell zum Wanderer. Was aufbauen kann man sich da nie wirklich richtig. Dann lieber noch in der Heimat bleiben als von einem in die Krise rutschenden Staat in den nächsten.
Ich habe mir in der Frage"Auwandern und Lebensgestaltung" noch keine Meinung gebildet. Dies werde ich vermutlich auch erst dann wirklich können wenn ich dann im Arbeitsmarkt DRIN bin. Dann werde ich die Situation für mich selbst BEwerten anhand dessen was ich an Engagement in meine Bildung (Abitur, Studium usw.) INvestiert habe und täglich immer neu"investieren" muß (Überstundensituation, Streß, Druck, usw.) und was ich als sozusagen"Ertrag" herausbekomme. Und je nachdem wie DIESES Verhältnis ausfällt und je nachdem ob es in anderen Ländern WIRKLICH besser ist (denn man kann sich das oft auch einbilden) werde ich dann Konsequenzen ziehen, neue Überlegungen anstellen und evtl. danach auch handeln.
Viele Grüße
Sascha
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Sascha
26.05.2003, 23:01
@ Euklid
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habe auch schon dran gedacht. / Aushilfsjuristen |
--> > Aushilfe als Jurist? > Nachdem man mehr als 100 000 DM für das Studium versenkt hat?
Ja eine riesige Sauerei. Studenten haben leider kaum eine Lobby. Akademiker oft auch nicht da sie zahlenmäßig oft keinen Druck ausüben können. Die HOAI (Honorarordnung welche im Gesetz verankert ist) wird dauerhaft und in extremem Maße gebrochen und keinen Arsch interessierts. So muß man sich das vorstellen.
Studenten gehen von den Unis und wenn sie keinen Job bekommen sollen sie Aushilfsarbeiten machen? Naja man kann zwar Praxis sammeln aber jeder Student sollte sich in spätestens diesem Moment dann doch die Frage stellen: Wofür habe ich studiert?
Die Antwort: Eigentlich hat er studiert um genau dieser Sch.... auszuweichen irgendwann mal einen"Deppenjob" oder Aushilfshob für 6,90 Euro zu machen.
Ich will gar nicht daran denken wie sehr motivierend das doch für einen jungen Menschen sein muß wenn er voller Engagement ein doch relativ schwieriges und langwieriges Studium gemacht hat, jahrelang auf Ausbildungsvergütungen und Lohn und Unabhängigkeit verzichtet hat und evtl. schon seit Jahren nebenher (Doppelbelastung) gejobbt hat und dann nach dem Studium vorgeschlagen bekommt er könne sich als Aushilfe weiterbilden.
Naja aber leider ist es so, daß man dazu ja fast gezwungen wird.
Oft nur aus Angst nicht alles zu verspielen was man bis zur Beendigung des Jura-Studiums investiert bzw."drin zu bleiben im Arbeitsmarkt für Juristen" hat man gar keine andere Möglichkeit als sich als Aushilfe abspeisen zu lassen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Denn noch schlimmer wäre ein Absturz in die Langzeitarbeitslosigkeit oder Arbeitslosigkeit überhaupt als Akademiker.
Viele Grüße
Sascha
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Sascha
26.05.2003, 23:27
@ Nachfrager
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tut eben weniger / Weniger ist manchmal sogar Mehr mT |
--> > Leider kann ich nicht auswandern. Also können die mich mal kreuzweise > mit"mehr Leistung".
> Ich könnte einen lukrativen Nebenjob machen, in dem ich dank langjähriger > Erfahrung sehr gut verdienen würde. Ich lasse es lieber sein und genieße > meine Freizeit.
> [...]
> Für mich ist der"Point of no return" längst überschritten. Es lohnen sich > weder Leistung noch wirtschaftliches Engagement, weil man einem zu viele > Blutegel an den Gelenken kleben.
Ich sehe es ähnlich. Wenn sich meine Befürchtungen bewahrheiten und ich nach fast 23 Jahren Engagement und Weiterbildung nach Beendigung meines Studiums in die Arbeitslosigkeit gehe oder auch bemerke, daß man mich ausbeuten will werde ich den Nothebel ziehen.
<font color="#FF0000">Denn ich WERDE NACHRECHNEN</font> und dabei rigoros ALLES mit berücksichtigen (sowohl meine Opportunitätskosten die ich wiederhaben will für die Tatsache, daß ich viel später ins Berufsleben einsteige als auch die Überstunden die man in akademischen Berufen sozusagen leisten MUSS die aber oft unbezahlt bleiben). Wenn jemand meint in diesem Land er kann mir als BWL-Absolvent 400 Euro Brutto mehr geben als einem Standard-Azubi in der Metallindustrie dann sollen sich die Herren Arbeitgeber einen anderen Dummen suchen. Leider werden sie den sicher auch finden bei der Fülle. Aber ausbeuten lassen werde ich mich nicht. Zumindest nicht lange. Für eine gewisse Übergangszeit in schweren Zeiten vielleicht ja. Das bewegt sich aber im Bereich von Monaten bis wenigen Jahren</font>.
Vor kurzem schrieb ich in einem anderen Posting http://www.saschajakobi.de/20030507bergab.htm folgendes:
Nebenbei etwas zur Leistungsgerechtigkeit in Deutschland. Die ist nämlich auch nicht mehr gegeben. Folgendes schrieb ich vor kurzem in einem Posting:
In vielen Akademikerberufen (als Angestellter) wird nur noch auf dem Papier mehr verdient. Rechnet man genauer so fällt auf, daß dies häufig in Wirklichkeit nicht so ist.
a) Man muß immer sehen wie viel länger die Ausbildung eines Akademikers gegenüber gewöhnlichen Ausbildungsberufen dauert. Man steigt erst später ins Berufsleben ein. Andere sind schon weiter. Man muß die Opportunitätskosten sehen die einem enstehen durch jahrelangen Ausfall an Ausbildungsgehalt/Lohn oder - nach der Ausbildung - normalem Gehalt und Lohn.
b) Man muß die Studienkosten sehen (Kopien, Fahrtkosten, Bücher,...)
c) Man muß das Risiko sehen das man eingeht. Wer sagt denn, daß man später überhaupt mehr verdient oder die Karriere macht die man sich erwünscht. Zu welchem Preis?
d) Man muß Progression bei der Steuer beachten da man ja tendenziell doch mehr verdient später (aber auch mehr dafür getan hat und tut)
e) Man muß beachten, daß häufig (wenn auch nicht immer aber relativ oft) klassische Akademiker-Berufe (Ingenieure, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Architekten,...) längere Arbeitszeiten mit sich bringen. Bei vielen normale Ausbildungsberufen herrscht beispielsweise eine 35-Stunden-Woche. In Großbetrieben gibt es Schichtwechsel oder Zeitlohn. D.h. es wird oft das abgerechnet was auch wirklich (im Zeiteinsatz gesehen) geleistet wird. Ich kenne leider viele Akademiker die in Unternehmen arbeiten und ein Pauschalgehalt erhalten. Im Arbeitvertrag steht zwar was von einem offiziellen Feierabend von 16 Uhr aber vor halb sechs, sechs sind viele dieser Leute gar nicht zuhause. Das wird auch oft vergessen. Im Arbeitsrecht gibt es keine gesetzlichen Vorschriften für die Entlohnung der Mehrarbeit, sprich: Überstunden.
f) Man erhält durch sein"hohes" Einkommen viele staatlichen Leistungen nicht (Wohngeld, Bafög wenn es Kinder gibt die studieren, usw.). Auch das muß man beachten und auch dies wird häufig jedoch nicht(!) beachtet in diesen Rechnungen.
g) Man muß flexibler sein und muß sich tendenziell in diesen Berufen auch in seiner privaten Zeit (Freizeit) stärker weiterbilden. Es wird einfach von einem"heimlich" verlangt.
h) Häufig legen sich Akademiker Eigentum in Form von Immobilien o.ä. zu. Im Gegensatz zu denen die von der"Hand in den Mund" leben müssen sie bei Zahnersatz oder was weiß ich allem immer an ihr Gespartes gehen. Einmal ist es der Ausflug der Kinder von der Schule, dann eine teure Zahnbehandlung die nicht von der Kasse übernommen wird und sonst alles mögliche. Wenn man nix hat muß häufig der Staat einspringen.
i) Der Streßfaktor bei Akademikern ist oft höher. Da sich diese Personengruppe häufig Vermögen anspart und dafür auf Urlaub und anderweitigen Konsum ähnlicher Art sogar teilweise verzichtet muß immer das Vermögen"verteidigt" werden. Jemand der mal locker und lässig arbeitet und schön sein Geld verlebt und in Urlaub fliegt und dann mal arbeitslos wird kann sich i.d.R. wesentlich gemütlicher einen Job suchen wenn er keine Hypotheken zu zahlen hat und auch stärkere staatliche Förderung bekommt (weil er ja nix hat an Vermögen). Jemand der Vermögen hat bekommt weniger staatliche Förderung. Das Vermögen wird überall angerechnet. Selbst wenn der Sohn von Sozialhilfe lebt wird man als Eltern angeschrieben Angaben zum Vermögen zu machen. Hat man nix kann man nix geben. Dann zahlt die Gemeinschaft. Hat man was wird man auch hier mal wieder (wie immer) zur Kasse gebeten.
Festhalten kann man, daß Leistung in Deutschland häufig kaum noch belohnt wird. In einigen Fällen - die ich kenne - muß ich sogar davon ausgehen, daß man teilweise gar bestraft wird. Denn wenn man angesichts aller erwähnten Punkte auf dem Papier noch 350 Euro brutto mehr hat merkt man eigentlich, daß man in Wirklichkeit nur dann noch mehr hat wenn man eine wirklich sehr hohe Position hat. Und die erreicht man häufig nur noch wenn man gar nicht mehr aufhört 50 bis 60 Stunden pro Woche zu rudern bis man 50 ist.
Was kann man daraus als Fazit ableiten: Wenn ich also merke, daß man mich abzocken oder verarschen will werde ich ganz ganz schnell das gleiche tun wie du und entweder aus diesem Land ganz schnell verschwinden oder auch nur noch das nötigste tun. Schließlich verdient man dann <font color="#FF0000">genauso wenig</font. Nur: Man hat weniger Streß, geht pünktlicher (z.B. 35-Stunden-Woche, IG-Metall, Druckindustrie), macht nicht mehr so viel Überstunden und trägt weniger Verantwortung usw.
Viele Akademiker lassen sich heute LEIDER abzocken. Aber manchmal können sie LEIDER auch gar nicht anders als sich abzocken zu lassen weil sie nicht abstürzen wollen oder weil sie andere zu versorgen haben (z.B. Familienväter).</font>
Das allerschlimmste finde ich aber das manche nicht richtig nachrechnen. Sie glauben ein gutes Gehalt zu haben weil sie auf dem Papier 400 oder 500 Euro brutto mehr verdienen. Auf den ersten Blick scheint es ja VIEL mehr zu sein aber wie schon mal geschrieben vergißt man dabei oft, daß man eine höhere Verantwortung trägt, auch erst viel später als andere in den Beruf einsteigen konnte, auch Kosten für das Studium hatte die andere nicht hatten und das man gerade in diesen Berufen oft unbezahlte Überstunden leisten muß. Letztendlich muß man seinen persönlichen STUNDENLOHN ausrechnen. Denn nur der ist aussagekräftig. Und dann muß man auch alle Kosten beachten die man vor dem Eintritt in den Beruf schon hatte.
Und letztendlich muß man insgesamt das Verhältnis sehen.
Alles was man reinsteckt (Studiumskosten, Opportunitätskosten während des Studiums (entgangene Ausbildungsvergütungen und Gehälter/Löhne), Überstunden, mehr Verantwortung, größerer Streß/Druck,...) muß man ins Verhältnis setzen zu dem was man herausbekommt (welche Aufstiegsmöglichkeiten hat man noch?, wieviel Lohn/Gehalt bekommt man...)
Viele Grüße
Sascha
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