Tempranillo
26.05.2003, 20:19 |
Helmut Schmidt:"EU kann auseinanderbrechen" Thread gesperrt |
-->Hallo,
Altkanzler Schmidt hebt mahnend den Zeigefinger. Seit Einführung des Euro habe die europäische Integration keine Fortschritte mehr gemacht. Das kann doch wirklich keinen überraschen, es muß doch dem letzten Idealisten klar sein, was die EU von Anfang an war: ein raffiniertes Instrument zum Niederhalten und Ausbeuten D-Lands. So lange die integrativen"Fortschritte" immer von politischen und ökonomischen Nachteilen für D-Land verbunden waren, lief der Motor rund. Das ist jetzt zu Ende, damit auch die EU insgesamt? Für mich ein Zeichen der Hoffnung.
In der WELT:
Schmidt warnt vor Zerbrechen der EU
Alt-Bundeskanzler: Stillstand im europäischen Integrationsprozess befördert Dominanz der Amerikaner
von Peter Michael Wolf
Hamburg - Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hat die Regierungen in Europa vor einem Auseinanderbrechen der Union und einer noch stärkeren Dominanz der USA gewarnt. Bei einem Vortrag in der Hamburger Handelskammer sagte er am Montag:"Der Irak-Krieg hat gezeigt, dass die Gefahr, dass Europa auseinander bricht, nicht klein ist."
Mit ernsten Worten mahnte er eine Fortführung des europäischen Integrationsprozesses an. Seit 1992, als in Maastricht der Euro beschlossen wurde, sei Stillstand eingetreten. Zwar seien immer wieder neue Mitglieder aufgenommen worden, die in erster Linie aus ökonomischen Motiven der EU beitraten, niemand habe aber die Integration vorangetrieben. Stattdessen werde"mit Blick auf nationale Vorteile auf kleinliche Weise gegeneinander taktiert".
Die Probleme der Zukunft lassen sich nach Einschätzung des Alt-Bundeskanzlers aber nur gemeinsam lösen. Selbst die großen Staaten Nordeuropas könnten allein nicht den globalen Herausforderungen widerstehen, sagte er. Das gelte zum einen für den zunehmenden Wanderungsdruck durch Überbevölkerung, der sich entscheidend auf die Wohlstandsgebiete Nordamerikas und Westeuropas ausrichte aber auch für transnationale Verbrechen, transnationalen Seuchen, organiseirten Waffenhandel oder den Terrorismus.
Neue, bisher nicht gekannte Gefahren drohten etwa auch durch die globale Erwärmung oder die Globalisierung der Finanzmärkte mit ihren neuen Risiken."Diese Risiken hat keine der Zentralbanken im Griff, weder in Europa noch in den USA." Im Augenblick steht den Europäern nicht nur die finanazpolitische Dominanz der USA, sondern auch deren politisch-strategische Dominaz gegenüber.
Offenbar sei sich aber zuzeit keiner der europäischen Staatslenker darüber im Klaren, dass die europäischen Nationen vor einer schicksalhaften Alternative stehe:"Entweder sie entwickeln die Fähigkeit zur Selbstbehauptung und halten fest am Ziel einer handlungsfähigen Europäischen Union, oder sie geben sich der Dominanz der USA anheim."
Damit begnüge sich Europa dann mit einem Funktionieren der gemeinsamen Währung und des gemeinsamen Marktes und überließe den Rest stillschweigend den Amerikanern.
Nun sei im EU-Konvent der frühere französische Präsident Valéry Giscard d'Estaing gefordert, die Arbeit zu leisten, die von den Regierungen seit 1992 nicht zu Stande gebracht worden sei. Schmidt:"Ob dies im Endergebnis erfolgreich sein wird, ist offen, um mich neutral auszudrücken." Wenn die EU nicht zur Gemeinsamkeit Fähig sein sollte, werde sie sich nicht behaupten. Die Gefahr eines Auseindanderfallens sei vielmehr deutlich erkennbar.
"Aber vielleicht darf man ja ein Quäntchen Hoffnung auf die Bürger setzen, die vielleicht der gleichen Meinung sind wie ich", sagte der Alt-Bundeskanzler,"und die ich aufrufen möchte, sich einzumischen, um den europäischen Integrationsprozess voranzubringen. Machen Sie Druck auf die Regierungen, oder auf gut hamburgisch: Macht ihnen Feuer unterm Hintern."
Artikel erschienen am 27. Mai 2003
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Emerald
26.05.2003, 20:40
@ Tempranillo
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Re: Helmut Schmidt:"EU kann auseinanderbrechen" |
-->mit der gewollten Dollar-Abwertung vis-a-vis des Euros gelingt es den
Amerikanern ohne weiteres und auf die absolut einfachste Weise die
Euro-Länder nicht nur in Schwierigkeiten, sondern in eine Auflösungs-
Gemeinschaft zu verstricken: Gewinner die USA.
Was die EZB mit ihrem erstarkenden Euro noch als Wonnegefühl empfindet,
könnte sich in kürzester Zeit zum Damokles-Schwert für ganz Euroland
mutieren. Die Notenbanker mit ihren einschläfernden Statements der
Freude und Geruhsamkeit werden möglicherweis vollends aus ihrem Bett
fallen, meint
Emerald.
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Jacques
26.05.2003, 20:44
@ Tempranillo
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Re: Helmut Schmidt:"EU kann auseinanderbrechen" |
-->Hr. Schmidt ist in seinen Jahren ein Scharfdenker
und prägnanter Formulierer geworden.
So gesehen wäre es an der Zeit, dass ein kluger,
durch Lebenserfahrungen geprägter Mann und feiner Beobachter,
trotz oder vielmeher wegen seinen Jahren, in der Politik eine tragende Rolle zugewiesen bekäme.
Es wird wohl Wunschdenken bleiben.
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Emerald
26.05.2003, 20:49
@ Jacques
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Ausgerechnet Schmidt fehlt im Bürger-Konvent! (owT) |
-->
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Euklid
26.05.2003, 20:50
@ Emerald
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Re: Helmut Schmidt:"EU kann auseinanderbrechen" |
-->>mit der gewollten Dollar-Abwertung vis-a-vis des Euros gelingt es den
>Amerikanern ohne weiteres und auf die absolut einfachste Weise die
>Euro-Länder nicht nur in Schwierigkeiten, sondern in eine Auflösungs-
>Gemeinschaft zu verstricken: Gewinner die USA.
>Was die EZB mit ihrem erstarkenden Euro noch als Wonnegefühl empfindet,
>könnte sich in kürzester Zeit zum Damokles-Schwert für ganz Euroland
>mutieren. Die Notenbanker mit ihren einschläfernden Statements der
>Freude und Geruhsamkeit werden möglicherweis vollends aus ihrem Bett
>fallen, meint
>Emerald. >
Ich glaube daß ein französischer EZB - Präsident das Spiel nicht mitspielt und exakt den Euro im Gleichlauf mit dem Dollar plumpsen läßt.
Warum soll sich Europa auf das Spiel der Amerikaner einlassen?
Die meinen wohl sie alleine können dem Rest der Welt ihre Zettel unterjubeln.
Das wird sich als Fehlrechnung erweisen.
Wer sagt denn überhaupt daß im Austausch mit anderen Ländern unbedingt die Dollar-Parität gelten muß?
Malaysia hat sehr erfolgreich der amerikanischen Übernahme a la Korea getrotzt.
Und darum sind sie scheinbar auf die Terroristenliste gekommen.
Amerika wird sich von ganz alleine totrüsten weil es auf der Hut sein muß.
Man hat gerade sein wahres Gesicht mit den Erpressungen der UNO gezeigt.
Wo sind denn die Massenvernichtungswaffen des Irak?
Meint hier irgend jemand daß diese Sprache in der Welt ankommt?
Bekommt man dadurch Freunde oder Feinde?
Amerika wird abwirtschaften und seine Vormachtsstellung ganz alleine einbüßen.
Das ist nichts ungewöhnliches und der Lauf der Dinge in der Geschichte schon immer gewesen.
Gruß EUKLID
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Jacques
26.05.2003, 20:52
@ Emerald
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Re: Ausgerechnet Schmidt fehlt im Bürger-Konvent! na ja |
-->Hr. Schröder hätte ansonsten Anrecht,die
Dolchstosslegende zu zitieren.
:-)
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Josef
26.05.2003, 21:00
@ Euklid
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Was passiert denn nun wenn die EU auseinanderbricht? Warum stehen dann alle |
-->unter dem beherrschenden Einfluss von USA? Muss das sein? Die einzelnen
Nationen koennen sich doch dann verbuenden und miteinander kooperieren.
Z.B. Deutschland mit Frankreich und dazu dann noch Russland usw.
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Tempranillo
26.05.2003, 21:03
@ Emerald
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Re: Helmut Schmidt:"EU kann auseinanderbrechen" |
-->>mit der gewollten Dollar-Abwertung vis-a-vis des Euros gelingt es den
>Amerikanern ohne weiteres und auf die absolut einfachste Weise die
>Euro-Länder nicht nur in Schwierigkeiten, sondern in eine Auflösungs-
>Gemeinschaft zu verstricken: Gewinner die USA.
Hi Emerald,
zu Deinem Argument würde ich gerne ein paar Einwände machen.
Ohne die USA würde es vermutlich keine EU geben und auch keine Nato. Die treibende Kraft hinter der Tendenz, die Nationalstaaten zu größeren Einheiten zusammenzufassen, dürfte Amerika sein. Das lese ich nicht etwa nur in der einschlägigen Verschwörungsliteratur, ich finde ähnliches auch bei A. v. Bülow (Im Namen des Staates). Bülow schreibt, daß die USA auf Frankreich Druck ausgeübt hätten, damit das Land in Sachen EU und Nato Zugeständisse mache. Das Attentat auf Charles de Gaulle, so Bülow, müsse im Zusammenhang mit Frankreichs beabsichtigtem Rückzug aus der Nato gesehen werden, und sei wie so viele andere Anschläge von der CIA gefingert weorden.
Für mich auch schwer vorstellbar, daß der Euro ohne amerikanische Pressionen zustandegekommen sein soll, wo sich doch Brzesinski und Kissinger unverhohlen zur Politik des"Teile und Herrsche" bekennen.
Weshalb sollten die USA eine Gemeinschaft in Auflösung stürzen wollen, an deren Weiterbestehen sie doch ein elementares Interesse haben müßten. Stichworte: Türkei, Osterweiterung, dauerhafte Schwächung/Lähmung des Alten Kontinents?
Wären die USA bei einer Auflösung der EU nicht langfristig der eigentliche Verlierer?
Tempranillo
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Miesespeter
26.05.2003, 21:10
@ Tempranillo
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Das waere in der Tat zu wuenschen |
-->>Schmidt warnt vor Zerbrechen der EU
>Alt-Bundeskanzler: Stillstand im europäischen Integrationsprozess befördert Dominanz der Amerikaner
>Die Probleme der Zukunft lassen sich nach Einschätzung des Alt-Bundeskanzlers aber nur gemeinsam lösen. Selbst die großen Staaten Nordeuropas könnten allein nicht den globalen Herausforderungen widerstehen, sagte er. Das gelte zum einen für den zunehmenden Wanderungsdruck durch Überbevölkerung, der sich entscheidend auf die Wohlstandsgebiete Nordamerikas und Westeuropas ausrichte aber auch für transnationale Verbrechen, transnationalen Seuchen, organiseirten Waffenhandel oder den Terrorismus.
Helmut Schmidt bleibt ganz der ueberzeugte Zentralisierer, Harmonisierer, und Moechtegernpokerer im grossen Spiel.
Dabei stellt sich die Frage, wer denn wohl mit Globalisierung, Ueberbevoelkerung und Seuchen besser klarkommt: Grosseuropa oder ein Kleinstaat a la FL?
Nein, aber um Himmels willen, dann wuerden ja die USA die Dominanz in der grossen weiten Welt behalten, und um was sollten dann die Schmidts und Kohls der Zukunft pokern? Man will sich schliesslich nicht mit der Bedeutungslosigkeit eines Provinzfuersten versehen.
Buergernaehe, Vielfalt und Selbstverantwortung, die Grundlagen allen wirklichen gemeinsamen Handelns sind dem Helmut als alten Parteikader verstaendlicherweise fremd.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Visionen eines von oben 'harmonisierten' Europas samt seinen weltpolitischen Ambitionen einmal ein Ende haben.
War es nicht Helmut schmidt selbst, der sagte: 'Wenn ich Visionen habe, gehe ich zum Arzt'?
Es waere wieder einmal eine Sprechstunde faellig........
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Miesespeter
26.05.2003, 21:18
@ Tempranillo
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Sehr interessante Spekulation |
-->>Weshalb sollten die USA eine Gemeinschaft in Auflösung stürzen wollen, an deren Weiterbestehen sie doch ein elementares Interesse haben müßten. Stichworte: Türkei, Osterweiterung, dauerhafte Schwächung/Lähmung des Alten Kontinents?
>Wären die USA bei einer Auflösung der EU nicht langfristig der eigentliche Verlierer?
>Tempranillo
Das ist doch die viel interessante Ueberlegung! Waere es wirklich im Interesse der USA, wenn sich in Europa ein buntes Bild von Staaten zeigen wuerde, die ihre eigenen Wege gehen wuerde? Einige vielleicht wie Jugoslawien, andere wie die Schweiz oder Holland? Dies wuerde das hegemoniale Ordnen doch vielleicht eher etwas komplizierter machen.....?
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- Elli -
26.05.2003, 21:30
@ Miesespeter
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Re: Sehr interessante Spekulation / ja, wirklich! thx für den Gedanken! (owT) |
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Euklid
26.05.2003, 21:45
@ Josef
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Re: Was passiert denn nun wenn die EU auseinanderbricht? Warum stehen dann alle |
-->>unter dem beherrschenden Einfluss von USA? Muss das sein? Die einzelnen
>Nationen koennen sich doch dann verbuenden und miteinander kooperieren.
>Z.B. Deutschland mit Frankreich und dazu dann noch Russland usw.
Das passiert ja auch schon denn die ganze Welt läßt sich nicht auf Dauer auf den Kopf scheißen.
Es gilt ruhig Blut zu bewahren.
Amerika wird sich totrüsten genau wie die UdSSR
Ich weiß gar nicht wer in Wirklichkeit außer England noch als USA freundlich gelten soll.
Rußland,Frankreich und China bestimmt nicht.
Deutschland ist ein Wackelkandidat abhängig von der jeweiligen Partei die am Ruder ist.
Gruß EUKLID
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Tempranillo
26.05.2003, 21:56
@ Miesespeter
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Re: Sehr interessante Spekulation |
-->>>Weshalb sollten die USA eine Gemeinschaft in Auflösung stürzen wollen, an deren Weiterbestehen sie doch ein elementares Interesse haben müßten. Stichworte: Türkei, Osterweiterung, dauerhafte Schwächung/Lähmung des Alten Kontinents?
>>Wären die USA bei einer Auflösung der EU nicht langfristig der eigentliche Verlierer?
>>Tempranillo
>Das ist doch die viel interessante Ueberlegung! Waere es wirklich im Interesse der USA, wenn sich in Europa ein buntes Bild von Staaten zeigen wuerde, die ihre eigenen Wege gehen wuerde? Einige vielleicht wie Jugoslawien, andere wie die Schweiz oder Holland? Dies wuerde das hegemoniale Ordnen doch vielleicht eher etwas komplizierter machen.....?
Hi,
Ja, das hegemoniale Ordnen wäre sicher komplizierter, darauf wollte ich hinaus. Aber ob das Bild so bunt wäre wie Du schreibst, da bin ich mir nicht so sicher.
In Anlehnung an Henry K., Helmut K. und nicht zuletzt Helmut Schmidt gibt es doch nach wie vor das Schreckgespenst einer deutschen Dominanz, gegen die, ich zitiere wieder Henry K., zwei Weltkriege geführt wurden.
Und nicht zu vergessen Länder wie Großbritannien, Frankreich und Rußland, samt den sich daraus ergebenden Möglichkeiten von Bündnissen und Koalitionen, die ja nicht immer und in jedem Fall pro-amerikanisch sein müssen.
Tempranillo
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Miesespeter
26.05.2003, 22:04
@ Tempranillo
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Vorbild UdSSR |
-->>Und nicht zu vergessen Länder wie Großbritannien, Frankreich und Rußland, samt den sich daraus ergebenden Möglichkeiten von Bündnissen und Koalitionen, die ja nicht immer und in jedem Fall pro-amerikanisch sein müssen.
>Tempranillo
Russland ist ja heute schon eine ganze Nummer kleiner als vor kurzem. Stattdessen gibts jetzt so Kleinod wie Estland und ich weiss nicht wie viele andere Ableger. Das hat dem russischen Hegemonialstreben auch einen kleinen Daempfer verpasst.
Grossbritanien ist auch nicht mehr was es mal war, und die Franzosen haben mit den Korsen alle Haende voll zu tun....:)
Das kann alles auch sehr schnell noch viel bunter werden, als es selbst Freunden der Dezentralisation heuer ist.....:)...vor allem weil der Uebergang doch manchmal etwas unesthetisch ist.....
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silvereagle
27.05.2003, 00:00
@ Tempranillo
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Re: Sehr interessante Spekulation / @Tempranillo |
-->Hallo Tempranillo,
auch ich möchte Deinem Gedankengang bzw. jenem von Miesespeter beipflichten: Je größer der Staat (oder"Staatenbund"), desto mächtiger die Zentrale. Das ist doch eigentlich ganz klar. Das ständige Gerede von"Integration" unter den herrschenden (EU)-Voraussetzungen ist also durchwegs als weiterer Brainwash zu qualifizieren.
Allerdings wäre das nicht der Silberadler, wenn nicht auch noch der Widerspruch kommt... ;-) Du hast geschrieben von einem"Angstbild: Starkes Deutschland". Schon mal auf die Idee gekommen, dass man"DIE" Deutschen am besten KOLLEKTIV schädigt, wenn sie (möglichst) alle"vereint" sind? Ich erinnere daran, wie (vergleichsweise) friedlich die Zeit der"100 Fürstentümer" war, im Vergleich zur Zeit 1870 fortfolgende...
Will damit sagen: Das beste wäre mE eine Entwicklung zu maximalem Förderalismus, mit dem Status Quo der Schweiz als Mindestorientierung.
Gruß, silvereagle
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Tempranillo
27.05.2003, 00:30
@ silvereagle
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Re: Sehr interessante Spekulation / @Tempranillo |
-->Hallo Silberadler,
Deine Zustimmung läßt mich Deine kritischen Anmerkungen fast vergessen. Und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht noch eine Antwort versuchen würde.
>Allerdings wäre das nicht der Silberadler, wenn nicht auch noch der Widerspruch kommt... ;-) Du hast geschrieben von einem"Angstbild: Starkes Deutschland". Schon mal auf die Idee gekommen, dass man"DIE" Deutschen am besten KOLLEKTIV schädigt, wenn sie (möglichst) alle"vereint" sind? Ich erinnere daran, wie (vergleichsweise) friedlich die Zeit der"100 Fürstentümer" war, im Vergleich zur Zeit 1870 fortfolgende...
Wer uns schaden will, wird immer einen Weg finden. Aber an Deiner Feststellung ist schon ein spürbares Korn Wahrheit. Als nächstes wäre zu fragen, warum relativer Frieden geherrscht hat?
Vielleicht deswegen, weil D-Land in jeder Hinsicht, auch wirtschaftlich, kein Machtfaktor war, und weil die verschiedenen Fürstentümer von ausländichen Mächten - Ã-sterreich, Frankreich, Rußland - fast beliebig für die eigenen Interessen eingespannt und gegeneinander ausgespielt werden konnten?
Deine Annahme wäre noch stichhaltiger, wenn mit einem zerstückelten D-Land gleichzeitig in anderen Ländern jede Neigung, an uns Ansprüche zu stellen, erlöschen würde. Eher unwahrscheinlich, wenn man mal an die Napoleonischen Kriege, oder die Raubzüge, die Ludwig der 14. in der Rheinpfalz veranstaltet hat (lese ich gerade bei Saint-Simon).
Für die gegenteilige Behauptung, erst ein machtvolles, geeintes D-Land sorgt für Frieden in Mitteleuropa, ließen sich ebenfalls eindrucksvolle Belege finden, in den Jahren 1870-1914.
Vielleicht muß man es so auflösen: Wenn D-Land keine politische Rolle spielt und es nichts mehr zu holen gibt, werden wir in Ruhe gelassen, es wird relativer Frieden herrschen. In diese Richtung geht die Reise ja ohnehin.
Nur wird auch dieser Ausflug, eher eine Fahrt in den Abgrund, seinen Preis haben: das Versinken in Bedeutungslosigkeit und (relativer) Verarmung.
Ein wenig erinnert mich Dein Beispiel an jemanden, der aus Angst vor dem Sterben Selbstmord begeht. Oder einer, der aus Angst vor Verarmung und sozialem Abstieg sein ganzes Vermögen verschenkt.
>Will damit sagen: Das beste wäre mE eine Entwicklung zu maximalem Förderalismus, mit dem Status Quo der Schweiz als Mindestorientierung.
Ja, vor allem die plebiszitären Elemente üben auf mich eine erhebliche Faszination aus.
Tempranillo
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