-->Anti-Kriegs-Rede: NYT-Reporter verursacht Tumult
26. Mai 14:05
In Illinois kam es bei einer Graduierung zum Eklat, als der Pulitzer-Preis-Träger Chris Hedges kritische Worte über den Irak-Krieg fand.
Die Volksseele muss gekocht haben. So jedenfalls liest sich ein Bericht des lokalen «Rockford Register Star» über die Graduierungsfeier am Rockford College, bei der der langjährige Kriegberichterstatter der New York Times, Chris Hedges, über die Politik von George Bush herzog und seinem Unmut über die amerikanische Haltung gegenüber dem Rest der Welt Luft verschaffte.
Hedges, hochangesehener Buchautor und mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, brandmarkte die US-Position in scharfen, wenngleich nicht herabsetzenden Worten. Er verglich Bush mit dem israelischen Präsidenten Ariel Scharon (und dessen Verhalten gegenüber den Palästinensern) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (und dessen brutalem Vorgehen in Tschetschenien). Er zeigte Sympathien mit den amerikanischen Soldaten, indem er sagte, diese würden in den Krieg geben, weil es eben keine anderen Jobs gebe.
Die anwesenden Besucher quittierten die Aussagen mit steigendem Unmut. Buhrufe und Pfiffe machten den Anfang, bereits nach drei Minuten wurde das Mikrofon herausgezogen. Einige Zuhörer wandten dem Redner ihren Rücken zu, als Zeichen des stillen Protests. Ein 66jähriger Mann, der zur Graduierung seiner Tochter gekommen war, legte sich auf den Boden - er protestiere überhaupt das erste Mal in seinem Leben gegen irgendetwas.
Einzelne Teilnehmer forderten den Präsidenten des College, Paul Pribbenow, auf, die Rede zu beenden. Er weigerte sich jedoch und verwies auf das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Ansinnen wurde von einigen Teilnehmern unterstützt, dennoch wurde das Mikrophon ein zweites Mal abgedreht. Pribbenow ermahnte die Zuhörer, dass es Tradition des College sei, andere Meinungen anzuhören. Der Unmut über die Veranstaltung soll jedenfalls noch Tage danach unvermindert gewesen sein. (nz)
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