--> ~ Die EZB wird in ihrem Monatsbericht heute deutlich revidierte Wachstums- und
Inflationsprojektionen vorstellen. Nach Vorabinformationen von Reuters soll
das Wachstum im laufenden Jahr nur noch zwischen 0,4% und 1,0% liegen.
(Im Dezember war die EZB noch von 1,1% bis 2,1% ausgegangen). Für 2004
lautet die BIP-Projektion jetzt 1,1% bis 2,1% nach zuvor 1,9% bis 2,9%. Die
Inflation werde im laufenden Jahr mit 2% höher als noch im Dezember (1,8%)
erwartet ausfallen. Dafür kommt es in 2004 zu einem merklichen Rückgang
auf 0,7% bis 1,9%. Die offiziellen Zahlen werden heute um 10h vorgelegt (bereits erfolgt).
~ EZB-Präsident Wim Duisenberg hat gestern in einem Interview mit Bloomberg-TV kurzfristige Zinssenkungshoffnungen
gedämpft. Bezüglich des weiteren Zinstrends sagte er, dass er nicht wisse, ob die EZB
noch Zinssenkungsspielraum habe und dass es zu früh sei, um über weitere Zinssenkungen zu sprechen.
Allerdings konzedierte Duisenberg, dass die Inflationsaussichten sehr positiv seien, was die jüngste Zinssenkung
um 50 Bp. ermöglicht hätte. Diese Äußerungen stehen in gewissem Widerspruch zu zuvor von der
Zeitung ‚Die Welt‘ zitierten Aussagen. Hier hatte Duisenberg noch Zinssenkungsspielraum gesehen.
Ähnlich äußerte sich auch die Präsidenten der Bundesbank und der griechischen Zentralbank,
Welteke und Garganas.
~ Mit einem Rückgang um 1,0% gg. Vm. fiel die deutsche Industrieproduktion im April schlechter aus als
vom Konsensus erwartet. Der Outputrückgang beruhte im April vor allem auf Produktionseinbußen
im Investitionsgüterbereich (-2,8% gg. Vm.), wo die Erzeugung bereits im Vormonat um über 3%
gefallen war. Zwar war auch die Bauproduktion negativ (-0,6%), angesichts des starken Anstiegs im Vormonat
(um fast 7%) überraschte dies jedoch nicht. Die positive Seite des Berichtes war, dass die Erzeugung
im Konsumgütersektor um 1,2% gg. Vm. gestiegen ist. Alles in allem ist die Industrieproduktion allerdings
schwach ins zweite Quartal gestartet, und insbesondere die Schwäche im Investitionsgütersektor ist
ein schlechtes Vorzeichen für die Konjunkturentwicklung.
~ In Großbritannien ist die Arbeitslosigkeit im Mai im vierten Monat in Folge angestiegen, nämlich um
9.700 Personen, was der stärkste Anstieg seit 10½ Jahren war. Die Arbeitslosenquote blieb aber dennoch
nach nationaler Definition im 17. Monat in Folge unverändert bei 3,1%. Nichtsdestotrotz dürfte sich der Anstieg
der Arbeitslosigkeit dämpfend auf den privaten Konsum auswirken. Beim Lohnwachstum war zuletzt
ein Rückgang von 3,4% auf 3,2% gg. Vj. zu beobachten, was die Anschaffungsneigung der privaten Haushalte
beeinträchtigen dürfte.
~ Der jüngste Kursrückgang des US-Dollars ist nach Einschätzung von US-Finanzminister
Snow in Form einer „ordentlichen Anpassung“ erfolgt. Der
schwächere Dollar gebe keinen Anlass alarmiert zu sein. Er verfolge weiterhin
eine Politik des starken Dollar, so Snow. Es gebe auch keine Differenzen zwischen
ihm und dem Präsidialamt.
~ Das Risiko einer Deflation in den USA ist nach den Worten von Fed-
Gouverneur Ferguson gering, auch wenn die kurzfristigen Aussichten für die
US-Wirtschaft unsicher blieben. Die jüngsten US-Produktions- und Arbeitsmarktdaten
seien enttäuschend, allerdings hätten die nachlassende Unsicherheit
nach dem Irak-Krieg und gute Unternehmensergebnisse die Finanzmärkte
gestärkt. Ob diese Verbesserung ein Vorbote einer anhaltenden Erholung der
Gesamtwirtschaft ist, sei noch unklar.
~ In ihrem „Beige Book“ bezeichnet die US-Notenbank die Konjunkturentwicklung
von April bis Mai in den meisten Regionen als schleppend, auch wenn es
einige Anzeichen für eine verstärkte Aktivität gebe. In keinem der Distrikte
wurde eine Verschlechterung der Lage gegenüber April gemeldet. Das Ende
des Irak-Krieges habe das Vertrauen von Unternehmen und Privaten zwar gestärkt,
aber nicht genug, um die Wirtschaft aus der Windstille zu führen.
~ Fed-Gouverneur McTeer (nicht-stimmberechtigt) rechnet im zweiten Quartal
mit einem Wachstum der US-Wirtschaft von 2%. Die Gefahr einer Deflation sei
gering, aber seitdem die Inflation niedriger sei, sei man über die Möglichkeit
einer Abwärtsspirale sinkender Preise besorgt.
~ Angesichts der Tatsache, dass die Ã-lpreise mit USD 28/Barrel (Brent) derzeit am oberen Rand ihres Zielkorridors
notieren, hat die OPEC auf ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, die Quoten nicht zu senken, sondern
beizubehalten. Es herrscht jedoch nach wie vor Sorge bei den Teilnehmerstaaten, dass die Preise bei
einer Wiederaufnahme irakischer Exporte unter Druck geraten könnten. Daher wurde beschlossen, sich
nicht erst wieder - wie regulär - im September zu treffen, sondern bereits am 31. Juli die Angemessenheit
der derzeitigen Förderquoten erneut zu prüfen. Die Ã-lpreisnotierungen zogen vor diesem Hintergrund weiter
leicht an.
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