R1
16.06.2003, 19:27 |
eben 19:15 auf RTL gesehen: live Klitoris Piercing Thread gesperrt |
-->natürlich wurde der Schaambereich net direkt gezeigt, sondern nur bis 1cm über der Piercingstelle, besonders nett war ihr Schmerzschrei beim Durchstechen und ihr Gang in die Brückenstellung,
also nix gegen falsche Moral, oder gegen Pericings, oder gegen Klitorispiercings, ich stell nur fest: Eurolands TV wird immer freizügiger und realer, besonders wenn mans mit dem Großteil des ach so übertrieben prüden Amerikas vergleicht, von der streng religösen Welt im nahen Osten ganz zu schweigen
vielleich hat das Alles doch was Gutes, vielleicht das, falsche Moral zu verwerfen, aber eins musste wirklich nicht sein, daß sie vorher ihre Mamma fragte ob sie das Klitorispiercing machen darf, naja eh brav, aber eins musste wirklich nicht sein, daß sie es dann auch noch live vor der Kamera ihrer Mutter zeigte *g*
musste ich einfach loswerden, was sagt ihr dazu?
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- Elli -
16.06.2003, 19:30
@ R1
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Re: eben 19:15 auf RTL gesehen: / falsches Forum! (owT) |
-->
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vladtepes
16.06.2003, 19:45
@ - Elli -
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Re: eben 19:15 auf RTL gesehen: / falsches Forum! (owT) |
-->für diesen"ausrutscher" hätte ich schon die gelbe karte rausgeholt wenn ich du wäre!
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rocca
16.06.2003, 19:49
@ R1
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Ich will das eigentlich gar nicht bewerten, mir ist |
-->dazu nur blitzartig
Sodom und G.
Sparta
Rom
usw. eingefallen.
Nicht wegen der Moral. Historisch betrachtet scheint der Mensch (Staat, Nation) eine strenge Disziplin und Moral zu brauchen um zu existieren. ALLE Gemeinwesen mit lockerer Disziplin und Moral sind irgendwann untergegangen.
Aber die Deutschen scheinen das ja zu wissen bei der Geburtenrate.
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-- Elli --
16.06.2003, 19:52
@ vladtepes
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Re: eben 19:15 auf RTL gesehen: / Ich hoffe, er fasst es so auf... |
-->>für diesen"ausrutscher" hätte ich schon die gelbe karte rausgeholt wenn ich du wäre!
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silvereagle
16.06.2003, 20:30
@ rocca
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nachdem es somit wieder zumindest in Richtung 'Forumsthema' geht... |
-->... juckt's mich doch auch ein wenig, was loszuwerden... ;-)
> ALLE Gemeinwesen mit lockerer Disziplin und Moral sind irgendwann untergegangen.
Hättest Du die Wortfolge"mit lockerer Disziplin und Moral" weggelassen, würde es immer noch stimmen... ;-) Zumindest, wenn man reine Stammesordnungen ausnimmt.
> Aber die Deutschen scheinen das ja zu wissen bei der Geburtenrate.
Es ist immer wieder amüsant, solche Sätze zu lesen. Wer soll sich mit "die" Deutschen eigentlich angesprochen fühlen? Der dort drüben? Die da hinten? Du? Ich?
"Ordnungen", sofern per Gewalt installiert (also wiederum: alles ausser Stammesordnungen), dienen letztlich immer konkreten, individuellen Interessen, die jedoch von Anfang verborgen bleiben (müssen). Das dokumentiert nicht zuletzt die Bibel:
> Sodom und G.
Ein klassischer Fall von"SEHT, was passiert, wenn ihr nicht gehorcht!" ;-)
> Rom
Wiederum ein klassisches Beispiel, dass eine nicht auf reiner Stammeszugehörigkeit basierende Ordnung nicht allzu lange Bestand haben kann (aber lange genug, je nach Sichtweise).
> dazu nur blitzartig
Ja, ein untrügliches Zeichen für den HERRN des AT... ;-) Nebenbei auch für Jupiter und Zeus...
> Nicht wegen der Moral. Historisch betrachtet scheint der Mensch (Staat, Nation) eine strenge Disziplin und Moral zu brauchen um zu existieren.
ME zu kurz gedacht. Es braucht (bis dato, mangels sichtbarer Alternative) eine strenge Disziplin, um nicht-stammliche"Gemeinwesen" zusammenzuhalten. Nachdem die jeweiligen Regeln, und wenn sie noch so einfach formuliert sind wie die 10 Gebote, mangels universell-einsehbarer Gültigkeit bzw. aufgrund des bekannten"Gleicher als gleich"-Phänomens bereits mit Aufstellen ihr Verfalldatum in sich tragen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie immer weiter spezifiziert werden müssen, solange, bis sie kaum noch jemand überblickt...
Wer also annimmt, der Verlust an"klaren Regeln","harter Moral" usw. sei der Weg in die Auflösung des"Gemeinwesens", der vertauscht schlichtweg Ursache und Wirkung: In Wahrheit ist dieser Verlust nur ein Symptom (von vielen, dottore beleuchtet gern ein anderes) der beginnenden Erosion der"Macht".
Es ist mE auch Humbug, zu glauben, Machtordnungen entstünden"einfach so","von selbst". Irgendwer muss es schon wollen, das (zentrale) Kommando... ;-) Alles andere sind die von Hayek sehr gut beschriebenen, spontanen, herrschaftslosen Ordnungen.
Nachvollziehbare Sichtweise?
Gruß, silvereagle
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rocca
16.06.2003, 20:43
@ silvereagle
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Das wäre wirklich ein Thema das zu diskutieren wäre, |
-->leider bin ich dazu mit meinem 1 Finger Suchsystem nicht in der Lage.
Ich bitte mir das nachzusehen.
Ich versuche schon immer was ich schreibe stark zu komprimieren, aber hier wäre es möglich dass ich mich dann selbst ausheble.
Also: s.o.
MfG
>... juckt's mich doch auch ein wenig, was loszuwerden... ;-)
>> ALLE Gemeinwesen mit lockerer Disziplin und Moral sind irgendwann untergegangen.
>Hättest Du die Wortfolge"mit lockerer Disziplin und Moral" weggelassen, würde es immer noch stimmen... ;-) Zumindest, wenn man reine Stammesordnungen ausnimmt.
>> Aber die Deutschen scheinen das ja zu wissen bei der Geburtenrate.
>Es ist immer wieder amüsant, solche Sätze zu lesen. Wer soll sich mit "die" Deutschen eigentlich angesprochen fühlen? Der dort drüben? Die da hinten? Du? Ich?
>"Ordnungen", sofern per Gewalt installiert (also wiederum: alles ausser Stammesordnungen), dienen letztlich immer konkreten, individuellen Interessen, die jedoch von Anfang verborgen bleiben (müssen). Das dokumentiert nicht zuletzt die Bibel:
>> Sodom und G.
>Ein klassischer Fall von"SEHT, was passiert, wenn ihr nicht gehorcht!" ;-)
>> Rom
>Wiederum ein klassisches Beispiel, dass eine nicht auf reiner Stammeszugehörigkeit basierende Ordnung nicht allzu lange Bestand haben kann (aber lange genug, je nach Sichtweise).
>> dazu nur blitzartig
>Ja, ein untrügliches Zeichen für den HERRN des AT... ;-) Nebenbei auch für Jupiter und Zeus...
>> Nicht wegen der Moral. Historisch betrachtet scheint der Mensch (Staat, Nation) eine strenge Disziplin und Moral zu brauchen um zu existieren.
>ME zu kurz gedacht. Es braucht (bis dato, mangels sichtbarer Alternative) eine strenge Disziplin, um nicht-stammliche"Gemeinwesen" zusammenzuhalten. Nachdem die jeweiligen Regeln, und wenn sie noch so einfach formuliert sind wie die 10 Gebote, mangels universell-einsehbarer Gültigkeit bzw. aufgrund des bekannten"Gleicher als gleich"-Phänomens bereits mit Aufstellen ihr Verfalldatum in sich tragen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie immer weiter spezifiziert werden müssen, solange, bis sie kaum noch jemand überblickt...
>Wer also annimmt, der Verlust an"klaren Regeln","harter Moral" usw. sei der Weg in die Auflösung des"Gemeinwesens", der vertauscht schlichtweg Ursache und Wirkung: In Wahrheit ist dieser Verlust nur ein Symptom (von vielen, dottore beleuchtet gern ein anderes) der beginnenden Erosion der"Macht".
>Es ist mE auch Humbug, zu glauben, Machtordnungen entstünden"einfach so","von selbst". Irgendwer muss es schon wollen, das (zentrale) Kommando... ;-) Alles andere sind die von Hayek sehr gut beschriebenen, spontanen, herrschaftslosen Ordnungen.
>Nachvollziehbare Sichtweise?
>Gruß, silvereagle
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Tempranillo
16.06.2003, 21:20
@ rocca
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Re: Pornographie als Teil der Gehirnwäsche |
-->>dazu nur blitzartig
>Sodom und G.
>Sparta
>Rom
>usw. eingefallen.
>Nicht wegen der Moral. Historisch betrachtet scheint der Mensch (Staat, Nation) eine strenge Disziplin und Moral zu brauchen um zu existieren. ALLE Gemeinwesen mit lockerer Disziplin und Moral sind irgendwann untergegangen.
>Aber die Deutschen scheinen das ja zu wissen bei der Geburtenrate.
Hallo Rocca,
im Hinblick auf die RTL-Sendung und den großen Rest des Fernsehprogramms hätte ich einen anderen Akzent gesetzt.
Meiner Meinung nach ist die überhandnehmende Pornographisierung, Sexualisierung, die Ver-Privatisierung selbst der kompliziertesten Themen Teil einer umfassenden Gehirnwäsche.
Nicht mehr das Allgemeine rücken die Medien in den Blickpunkt, sondern das Private, und ich würde jetzt am liebsten die ganze Seite mit dem tollen Kotz-Smiley zukleistern, wenn ich daran denke, was ich sehe, wenn ich durch die Glotze zappe oder an einem Zeitungskiosk vorbeigehe; die Zeiten, wo ich mir Zeitungen gekauft habe, sind schon lange vorbei:
Nur mal so ein paar Zufallsbeispiele, was uns medial serviert wird:
- Die erotischen Eskapaden britischer Prinzen
- Die Oberweite von Anna Kournikowa
- Die Familienplanung von Steffi Graf und Andre Agassi
- Die fortschreitende Demenzerkrankung von Inge Meysel
- Der Obduktionsbefund von Günter Pfitzmann
- Die Drogen- und Eheprobleme von Christoph Daum.
- Seitensprünge deutscher Frauen (SZ-online)
Die Berichterstattung zum Fall M.F. fügt sich nahtlos in dieses Raster ein, weil anstelle dessen, was wirklich wichtig wäre - z.B. seine Rolle im ZDF-Fernsehrat, gleichzeitig eine ARD-Talkshow, sein Verständnis von Lobbyarbeit, liegengebliebene Strafverfahren - das Thema von vorne bis hinten auf die private Ebene hinuntergedrückt wird.
Im Bundestagswahlkampf war doch das Gleiche zu beobachten: Gerd mit Doris, aber wo war der Gerd als Problemlöser?
Was ich seit einigen Jahren beobachte, oder zu beobachten glaube, ist eine durchgreifende Entpolitisierung und Sentimentalisierung - auf das Gefüüühl kommt es an, die gute Gesinnung - des politischen Diskurses und Lebens.
Diese Tendenz greift sogar auf das Theater über. In Stuttgart wurde Wagners Nibelungenring als eine Art Kasperl- oder Kindertheater inszeniert, bei diesem mythologisch überfrachteten Werk ein Kunststück der besonderen Art, und die Wiener Festwochen scheinen für Verdis Aida etwas Ähnliches vorzuhaben.
Wo früher die Regisseure die große Triumphszene als eine Art ägyptischen Reichsparteitag auf die Bühne brachten, verlegt Franz (?) Konwitschny alles ins rein Private. Der Chor singt HINTER der Szene, wo ansonsten große Massenszenen mit Ballet die Bühne beherrschen, steht nur ein Sofa, auf dem der Tenor (Radames) - irgendwie muß das fehlende Ballett ersetzt werden -, die Mezzo-Sopranistin (Amneris) rhythmische Beckenbewegungen affektierend, ein Glas Schampus in der Hand, vernascht.
Weiter geht es, wo in den Noten"Tanz der Mohrensklaven" steht, mit einem emanzipierten (?) Rollentausch: Jetzt reitet die Sängerin, eine Peitsche schwingend, den armen Tenor über die Bühne.
Unabhängig von der Frage, ob man derartige"Regieeinfälle" goutiert oder nicht, stört mich am meisten, und damit wären wir wieder bei RTL, SAT1, Pro7, BILD, BUNTE, Playboy, dem Goldenen Blatt etc. und der seltsamen Werbung aus dem Nachtprogramm angelangt, daß durch das Überhandnehmen des Privaten die Wirklichkeit auf eine nur schwer erträgliche Art verkürzt und banalisiert wird.
Wenn ich die Absicht hätte, ein Volk restlos zu verblöden, ich würde es genauso anstellen. In etwa so wie man einen Wachhund mit einer läufigen Hündin außer Gefecht setzt.
Tempranillo
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LenzHannover
16.06.2003, 21:27
@ -- Elli --
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Nicht ganz falsch hier. Wenn sich das entzündet zahlt die Behandlung |
-->natürlich die Krankenkasse, wobei dieser Aspekt wohl nicht im Vordergrund stand.
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silvereagle
16.06.2003, 21:35
@ Tempranillo
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Alles schön und gut... |
-->... aber Du vergisst, dass der Wachhund vielleicht nichts lieber hat, als die vorbei-läufige Hündin... [img][/img]
Es kann sowieso nur gespielt werden, was auch gerne gesehen wird. Die"Volksverblödung" ist eine Illusion - oder hattest Du jemals das Gefühl,"dümmer" geworden zu sein? Kennst Du irgendwen, der im Laufe seines Lebens"dümmer" geworden ist? Ausschweifender - ja, hemmungsloser - ja, rücksichtsloser - ja; aber"dümmer"? Eher im Gegenteil!
Take it easy... ;-)
Gruß, silvereagle
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stocksorcerer
16.06.2003, 22:26
@ silvereagle
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Dummheit ist machbar |
-->Hallo silvereagle, Die Präsentation würde aber glaubwürdiger. Unterhaltung halt. Das Wetter? Schön wohl morgen. Wenn nicht, einfach mal den Regenschirm einpacken. Schadet ja nicht. Amis im Irak? Na wenn´s da so schön ist und es denen so viel Spaß macht?
Der Intellekt des Zuschauers wird immer weniger gefordert. Fernsehen ist zunehmend Berieselung geworden. Und fünf Minuten nach den Nachtrichten kann kaum jemand fünf Themen aufzählen, die in den Nachrichten einen Sendeplatz hatten.
Hirnzellen sterben, wenn das Hirn nicht trainiert wird. Also kann man dümmer werden. Schätze ich als Nicht-Mediziner. Docs an die Front und belehrt mich, wenn ich irre.
Schönen Abend & winkääää
stocksorcerer
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Uwe
16.06.2003, 23:15
@ Tempranillo
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Re: Pornographie als Teil der Gehirnwäsche |
--> Tempranillo::[i] Meiner Meinung nach ist die überhandnehmende Pornographisierung, Sexualisierung, die Ver-Privatisierung selbst der kompliziertesten Themen Teil einer umfassenden Gehirnwäsche.
...
Unabhängig von der Frage, ob man derartige"Regieeinfälle" goutiert oder nicht, stört mich am meisten, und damit wären wir wieder bei RTL, SAT1, Pro7, BILD, BUNTE, Playboy, dem Goldenen Blatt etc. und der seltsamen Werbung aus dem Nachtprogramm angelangt, daß durch das Überhandnehmen des Privaten die Wirklichkeit auf eine nur schwer erträgliche Art verkürzt und banalisiert wird.
Wenn ich die Absicht hätte, ein Volk restlos zu verblöden, ich würde es genauso anstellen.[/i]
In wesentlichen Teilen deines Beitrags, Tempranillo,
schreibst du das, was auch ich so sehe, und da muss ich unwillkürlich an einen Fernsehauftritt von G. Kreissler denken, der letzte Woche im Fernsehen mit seinem Können anlässlich einer Ehrung seiner Person, zu sehen war. Er beschrieb eine zeitgerechte Inszenierung eines fiktiven Stückes, an dessen Ende es reale Froschschenkel auf die Bühne regnet. Von seinen Kollegen auf die doch immensen Kosten eines solchen Spektakels angesprochen, antwortet der Regisseur:"Gutes Theater muss teuer sein!"
Doch es ist m.E. eben genau dieser Punkt der Kosten, die bei der Auswahl der Themen und ihre Darstellung eine derart übermächtige Rolle spielen, sodass es m.E. nicht einer gezielten Steuerung bedarf, um derartige Programme hervorzubringen. Ja, und in diesem Punkt kann ich mich deinen Ausführungen nicht anschließen, ich bin der Meinung, dass es nicht einmal möglich ist, derartige"Vorgaben" (...nun"verblöden wir maldas Volk) auf Dauer aufrecht zu erhalten (meine Begründung siehe unten, wenn es um die Riskobereitschaft des Unternehmens geht).
Es sind, so meine ich, ausschließlich wirtschaftliche Gründe, die die Nachfrage von der Senderseite her nach"billig" zu erlangende bzw. herzustellende Massenware und zumeist platten"Informationssendungen" steigert.
Wie weit die Wünsche der Zuschauer in diesem"Entscheidungsprozess" eingebunden sind, weiß ich nicht zu bewerten, ich habe jedoch den Eindruck, dass wohl da das Verfahren"Schau'n wir mal, wie die Resonanz ist" eine große Rolle spielt (Zuschauerquote). Die Verkürzung und Banalisierung ist da dann schon ehe ein"Eingehen" auf Zuschauer-"wünsche", denn diese Art hat Tradition, die weit, weit vor den"Privaten" praktiziert wurde und auch noch wird.
Jeden Tag Neuigkeiten verkaufen zu müssen, da bleibt wenig Zeit/Platz für ein Nachfragen oder Aufgreifen komplexer Zusammenhänge. Kann man denn als Redakteur davon ausgehen, dass das Zielpublikum die"einleitenden" Informationen aufgenommen hat? Ergebnis wird sein, dass der Redakteur für den vermeintlich bekannten Kenntnisstand des"Konsumenten" formulieren wird, über den das Zielpublikum nach Einschätzung der Verlags-/Fernsehleitung verfügt. Das Risiko, dass sich die Zielgruppe vom Produkt abwendet, da es vom Produkthersteller über-/unterfordert wird, wird wohl von einem wirtschaftlich handelnden Unternehmen versucht werden, so gering wie möglich zu halten.
Somit glaube ich, dass da wohl nicht mehr und auch nicht weniger die Absicht dahinter steckt, als das Produkt so oft wie möglich zu verkaufen. Wenn du allerdings nun auf die"Viehekelfunktion" des Produktes zu sprechen kommst, dessen sich die Werbung (im weitesten Sinn) bedient, dann kann man durchaus sehr schnell auch auf Interessenkonflikte stoßen, die nicht unbedingt im Sinne eines freien Journalismus gelöst werden.
Gruß
Uwe
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silvereagle
17.06.2003, 00:09
@ stocksorcerer
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Re: Dummheit ist machbar / Nein, sie kann nur schmackhaft gemacht werden! |
-->Hallo stocksorcerer,
zunächst ein bisschen Grundsätzliches:
> Die Gesellschaft wird dümmer!
Mal sehen, ob Dir der Beweis dafür gelingt.
> Wenn man von der Gesellschaft als etwas abstraktem überhaupt reden kann, wenn man die"Masse" meint. Aber ich denke, es stimmt so.
Die"Masse" ist - etwa im Sinne Le Bon's - IMMER das Dümmste, was man sich nur vorstellen kann."Sie" lernt nicht, sondern befindet sich sozusagen stets im geradezu paradiesisch-jungfräulichen Zustand des absoluten Anti-Intellekts... ;-) Wie sollte sie dann jemals"dümmer" werden? ;-)
> Diese Gesellschaft - bis auf Ausnahmen, die die Regel bestätigen - gibt sich zufrieden mit Küblböck auf RTL und der wunderschönen yellow press, die Tempranillo so wunderbar beschrieben hat.
Wieso"zufrieden geben"? Die meisten Leute wollen das so - die Alternativangebote fristen seit jeher ein Randdasein. Nicht erst seit gestern oder heute.
> Der Mensch als solcher ist nämlich mitterweile vom aktiven Erlebenden zunehmend zum passiven Zuschauer degradiert worden.
Eine eher platte Bemerkung, die ich zunächst mal ganz sicher nicht auf mich beziehen will. Und ich kann mir niemand vorstellen, der das wollte! Des weiteren glaube ich kaum, dass im Jahr 1959 die Mehrheit der Fernshnutzer (halt weniger als heute, aber durchaus eine"Masse")"aktiver" die Sendungen erlebt hätte, aös heute. Warum auch? Dafür ist Fernsehen auch denkbar ungeeignet.
> Der Fernsehgarten hat Mega-Quoten, Wetten dass ist super cool. Talkshows am laufenden Meter, in denen hochgradig Perverse um den Thron der Irren miteinander wetteifern und in ganz extremen Fällen von"Moderatoren" oder sagen wir lieber Zirkusclowns ausgebremst und als"Irre gebrandmarkt" werden, obwohl das Casting der Show im Vorfeld ohnehin bloß Irre zuließ. Mit welchem Recht distanziert sich dann der Moderator von seinen"Gästen"?
Diese Probleme kann wohl nur jemand erkennen, der sich die entsprechenden Shows zumindest gelegentlich reinzieht... ;-) Mir sind diese Sendungen völlig schnuppe. Anderen aber nicht, sie ziehen verschiedentliche Vorteile daraus, sonst würden sie sie sich nicht antun... ;-) Alternativen gibt's mehr als je zuvor.
> Zuschauer genießen heute nämlich nur noch"Unterhaltung". Und zwar schlechte.
Da scheinst Du einer ziemlichen Mindermeinung anzuhängen.
> Selbst Nachrichtensendungen und Magazine haben scheint´s keinen Auftrag mehr, sondern bloß noch Quoten.
Ja, und? Sollten ihnen Deiner Meinung nach die Interessen der Zuseher egal sein?
> Fernsehen in Deutschland manipuliert, wie das bis dato noch nie dagewesen ist. (Aber hey, don´t worry, Amiland ist uns meilenweit voraus... da gibt´s noch viel zu tun).
Was sonst als zu beeinflussen soll ein so einseitig funktionierendes Medium sonst bewirken? ;-)
> Meinungen werden vorgekaut und stilistisch höchst fragwürdig als Nachricht verkauft. Danke Seibert. Danke Klöppel. Danke vor allem Christiansen. Alles ist austauschbar geworden.
Tja, immer noch keine Alternativen sichtbar?
> Man könnte auch die"Gerichtstussis" als Moderatorinnen in die Nachrichtensendungen setzen. Würde das etwas and er Berichterstattung verschlechtern? Wie soll das noch gehen? Die Präsentation würde aber glaubwürdiger. Unterhaltung halt. Das Wetter? Schön wohl morgen. Wenn nicht, einfach mal den Regenschirm einpacken. Schadet ja nicht. Amis im Irak? Na wenn´s da so schön ist und es denen so viel Spaß macht?
Ich verstehe es wirklich gut, wie schmerzhaft es ist, die eigens für soooo wichtig befundenen Themen nicht dem bösen Quotendruck standhalten zu sehen... ;-) Aber nimms leicht, es gibt eben auch noch andere Menschen auf der Welt... ;-)
> Der Intellekt des Zuschauers wird immer weniger gefordert.
Ach was. Wie lange habe ich ferngesehen, es hat mir definitiv nicht geschadet. Im Gegenteil, irgendwann kam ich wohl unbewusst zur Erkenntnis, dass ich für meine offenen Fragen andere Plattformen suchen muss...
> Fernsehen ist zunehmend Berieselung geworden. Und fünf Minuten nach den Nachtrichten kann kaum jemand fünf Themen aufzählen, die in den Nachrichten einen Sendeplatz hatten.
Wer sich WIRKLICH informieren will, sollte dies halt nicht NUR RTL oder Christiansen überlassen...
> Hirnzellen sterben, wenn das Hirn nicht trainiert wird. Also kann man dümmer werden. Schätze ich als Nicht-Mediziner. Docs an die Front und belehrt mich, wenn ich irre.
Und wenn schon: Wer hirnmäßig einrostet, ist wohl daran nicht ganz unschuldig.
Fazit: Im Grunde ist alles bestens. Von"Verdummung" kann ich spätestens seit Auftritt des Internets keine Spur erkennen - im Gegenteil. Wer sich für die Hintergründe interessiert, hatte nie so fantastische Möglichkeiten, diesen nachzuforschen.
Gruß, silvereagle
P.S.: Dass ich keinen Fernseher (mehr) habe, ist vielleicht schon bekannt.
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Tempranillo
17.06.2003, 00:21
@ Uwe
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Re:"Jede Zeitung findet heute mehr Verbreitung..." Ja, durch was wohl? |
-->Hallo Uwe,
>In wesentlichen Teilen deines Beitrags, Tempranillo,
>schreibst du das, was auch ich so sehe,...
Freut mich natürlich. Liest sich immer angenehmer als ein Verriß.
Kubicki war zu Gast und Reinhold - soll ja auch Probleme mit der Nasenscheidewand gehabt haben - versuchte natürlich permanent, die Selbstmordthese unter´s Volk zu bringen. Keine Rede vom Mossad und seiner Drohung ("Den Kopf von Möllemann"), statt desssen, traniges, klebriges Waten in körperwarmer Sentimentalität, und zwar wiederholt:"Müssen Sie sich nicht fragen, Herr Kubicki, ob Sie Ihren Freund Jürgen W. Möllemann wirklich so gut gekannt haben, wenn Sie von seinem Selbstmord so überrascht waren?"
Das alte Spielchen: was interessant und wichtig ist, wird totgeschwiegen, der Rest ersäuft im süßen Seim verständnisheuchelnder Sentimentalität.
Das soll keine Absicht sein? Wenn Anstandstanten Kindern das Interessanteste vorenthalten, mag das ja noch zu erwarten sein, aber im Falle Medien, die davon leben - würde man zumindest denken - die heissesten Neuigkeiten auf den Markt zu bringen, kann ich mir schwer vorstellen, daß sie sich ins Bein schießen, ohne dafür einen triftigen Grund zu haben.
>Jeden Tag Neuigkeiten verkaufen zu müssen, da bleibt wenig Zeit/Platz für ein Nachfragen oder Aufgreifen komplexer Zusammenhänge. Kann man denn als Redakteur davon ausgehen, dass das Zielpublikum die"einleitenden" Informationen aufgenommen hat?
Das ist doch die Aufgabe der Journalisten, Verständlichkeit herzustellen. Im übrigen ging es mir noch gar nicht so sehr um das Aufgreifen komplexer Zusammenhänge, nein, ich war viel, viel bescheidener: mir fehlen die wirklich wichtigen Themen samt einer halbwegs zutreffenden Wiedergabe des Meinungsspektrums ("Volkes Stimme").
Was heute abgeht, scheint ja geradezu von der Absicht bestimmt, maximale Verwirrung herzustellen.
"In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrtum und ein wenig Wahrheit,
So wird der beste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut." (Goethe über deutsche Medien)
>Ergebnis wird sein, dass der Redakteur für den vermeintlich bekannten Kenntnisstand des"Konsumenten" formulieren wird, über den das Zielpublikum nach Einschätzung der Verlags-/Fernsehleitung verfügt. Das Risiko, dass sich die Zielgruppe vom Produkt abwendet, da es vom Produkthersteller über-/unterfordert wird, wird wohl von einem wirtschaftlich handelnden Unternehmen versucht werden, so gering wie möglich zu halten.
So blöd sind die Leute nun auch wieder nicht. Millionen haben eine höhere Schule oder ein Studium abgeschlossen. Die Abwendung, das zeigen die Auflagenzahlen, ist doch bereits erfolgt. Ich kaufe ja auch keine Zeitungen mehr, die Abos für Spiegel und SZ wurden vor Jahren gekündigt.
>Somit glaube ich, dass da wohl nicht mehr und auch nicht weniger die Absicht dahinter steckt, als das Produkt so oft wie möglich zu verkaufen.
Vielleicht. Aber die Auflage/Quote ist nur ein Aspekt. Nicht zu vergessen ist die Leser-Struktur (Einkommen, Bildung, Beruf etc.), ein sehr wichtiger Faktor beim Verkauf von Anzeigen/Werbezeiten.
Irgendwas ist faul, sagt mein Bauch. In ein paar Jahren wissen wir vielleicht mehr. Es soll ja einen geheimen Staatsvertrag geben, der den Siegermächten bis 2049 (?) die Oberhoheit über alle Medien garantiert.
Tempranillo
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Sascha
17.06.2003, 00:49
@ rocca
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Vermutung: Korrelation von Moralverfall und Wohlstand |
--> Hallo rocca!
> Nicht wegen der Moral. Historisch betrachtet scheint der Mensch (Staat, > Nation) eine strenge Disziplin und Moral zu brauchen um zu existieren. ALLE > Gemeinwesen mit lockerer Disziplin und Moral sind irgendwann untergegangen.
Interessanter Aspekt bei dem ich dir zustimme. Spekulationsmanien und Hypes haben so den Nebeneffekt, daß in der Gesellschaft viele den Boden zur Realität verlieren. Das war in den ROARING (!) twenties so und ist auch in den neunziger Jahren mit Sicherheit so gewesen und teilweise noch heute so.
Scheinbar korrelieren Wohlstand und Moralverfall irgendwie miteinander so scheint es mir. In den letzten Jahrzehnten ist es dann auch nicht verwunderlich, daß mehr und mehr Pflichtwerte (Treue, Zusammenhalt, Ehrlichkeit, Disziplin, Gehorsam,...) ihre Wichtigkeit verloren haben während sich die Wertvorstellungen der Gesellschaft mehr hin zu Selbstverwirklichungswerten (Unabhängigkeit, Tun und Lassen was man will, Freizügigkeit, Emanzipation, Status- und Prestigedenken,...) verlagert haben.
Die Folgen sind weitreichend: sinkende Geburtenraten, Exzesse aller Art (von Daniel Kübelböck, Millionengehältern im Fußball und anderen Sportarten, Action- und Eventgesellschaft bis Spaßgesellschaft, Saufen und Rauchen bei immer jüngeren Jugendlichen, Autoritätsverluste der Eltern einhergehend mit einer Bildungsmisere), übertriebenes Anspruchsdenken, Egoismus, Prestigedenken und Statusdenken (es zählt mehr was man hat und nicht mehr was man ist, bestes Beispiel: es zählt mehr der Showeffekt und der ganze Stars & Sternchen-Wahn als noch echte Leistung, Folge: viele wollen heute nur noch Star, Model oder Schauspieler werden!!!!),...
Viele Grüße
Sascha
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Tassie Devil
17.06.2003, 04:34
@ Sascha
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Re: Vermutung: Korrelation von Moralverfall und Wohlstand |
-->>Scheinbar korrelieren Wohlstand und Moralverfall irgendwie miteinander so scheint es mir.
Hi Sascha,
das hast Du gut beobachtet, es scheint nicht nur so, es ist auch so.
Das liegt aber nun nicht daran, dass der Moralverfall wie ein Unwetter unwiederstehlich auf eine Wohlstandsgesellschaft faellt, wie quasi ein Naturgesetz oder eine Naturerscheinung, nein, der Moralverfall, wenn er denn eintritt, ist immer machttechnisch gesteuert.
>In den letzten Jahrzehnten ist es dann auch nicht verwunderlich, daß mehr und mehr Pflichtwerte (Treue, Zusammenhalt, Ehrlichkeit, Disziplin, Gehorsam,...) ihre Wichtigkeit verloren haben während sich die Wertvorstellungen der Gesellschaft mehr hin zu Selbstverwirklichungswerten (Unabhängigkeit, Tun und Lassen was man will, Freizügigkeit, Emanzipation, Status- und Prestigedenken,...) verlagert haben.
Vorsicht, ein gewisser Massgrad an Selbstverwirklichung gehoert nicht in die Schublade von Moralverfall und Dekadenz.
Erst dann, wenn das haeufige oder permanente Ueberschreiten der gesunden Grenzen zu Lasten der Pflichtenhefte stattfindet, erst dann oeffnen sich die Tore zur Dekadenz.
Abschliessend mache ich noch darauf aufmerksam, dass Dekadenz jeder Art in einer Gesellschaft im Notstand zu deren schnellem Untergang fuehrt, eine Wohlstandsgesellschaft jedoch braucht dazu viel laenger, weil zunaechst durch strenge Beachtung der Pflichtenhefte Wohlstand als solcher ueberhaupt erst geschaffen werden muss, bevor er machtinduziert in Dekadenz umgewandelt werden KANN, jedoch nicht zwangsweise MUSS.
>Viele Grüße
>Sascha[/b]
Gruss
TD
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stocksorcerer
17.06.2003, 08:33
@ silvereagle
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Re: Dummheit ist machbar / Nein, sie kann nur schmackhaft gemacht werden! |
-->Huhu silvereagle,
Du bist auch nicht das Maß aller Dinge. Genausowenig wie ich. Und dass Du den Fernseher rausgeworfen hast und Dich im Internet schlau machst, das spricht ganz sicher nicht gegen Dich.
Der Punkt ist doch, dass man vor langer Zeit noch nicht die Wahl zwischen zwanzig quotengetriebenen Programmen hatte, was heute zu Auswüchsen führt wie strippende Nachrichtensprecherinnen.
Und wenn das Angebot knapper ist, dann sieht man vielleicht auch mal - wenn man sich berieseln läßt - Dinge, die man aus eigenem Antrieb nicht gesucht hätte. Und es kann vorkommen, dass man genau aus diesen Programmteilen am meisten für sich und sein Leben mitnimmt.
Heute wird das schwerlich gehen, weil ein Soap-Süchtiger aus einem satten Überangebot wählen kann.... dabei aber aufpassen muß, dass er Folge 5906 von Reich und Schön nicht wegen San Tropez 2011 verpaßt oder gar beim Zappen den Vorgucker von GZSZ verpennt.
Man lebt nicht mehr, man schaut sich an, wie man leben kann oder sollte oder vielleicht wie man es auch nicht sollte. Aber man schaut eben nur. Und ich spreche hier nicht von Dir und mir, aber doch von Leuten, die ich persönlich kenne und von denen ich zunehmend enttäuscht werde, weil sie sich immer mehr als"unkritische Mitschwimmer" entpuppen.
Die Bevölkerung ist satt und träge und ich denke, dass das zu einem großen Teil am Angebot des"Kabels" oder der"Schüssel" liegt, in den den Zuschauern Werte vorgelebt werden, die größtenteils für den Allerwertesten sind. Man wird brav im System gehalten von Nachrichtensprechern und Moderatoren und Programmdirektoren, die das zum Teil selbst nicht mehr merken, weil sie von Rundfunkräten und Lobbyworkshops längst zu hypnotisierten, willenlosen Erfüllungsgehilfen verkommen sind.
Das hält mich aber nicht davon ab, die Herrschaften, die mitbeteiligt daran sind, dass die Bevölkerung für dumm verkauft wird, an den Pranger zu stellen. Was mich ärgert ist die andere Mentalität, die ja von irgendwo kommen muß. Während die Franzosen wenigstens mit echten Demos auf die Straße gehen und für ihre Rechte kämpfen, gehen in Hamburg mal 150 Autonome auf die Straße, die das in der Ã-ffentlichkeit stattfindende Gelöbnis torpedieren. Ich finde das albern. Es gibt so viel mehr, das die Aufmerksamkeit der Bürger fesseln und sie auf die Straße treiben sollte. Und das nicht nur, wenn Ver.di oder sonstwer, die alten Gewerkschaftsfahnen auspacken.
"Alternativen gibt's mehr als je zuvor", sagst Du.
Das finde ich nicht. Ich sehe das von der vermeintlich qualitativen Seite und habe das Gefühl, dass nur die Masse der Angebots sich potenziert hat. Quantität führt aber meist eher dazu, dass Qualität verdrängt wird.
Du schreibst:"Ich verstehe es wirklich gut, wie schmerzhaft es ist, die eigens für soooo wichtig befundenen Themen nicht dem bösen Quotendruck standhalten zu sehen... ;-) Aber nimms leicht, es gibt eben auch noch andere Menschen auf der Welt... ;-)"
Ich ärgere mich ab und an darüber, dass andere Dinge zu kurz kommen. Das ist schon wahr. Aber am meisten ärgert mich doch, dass die Katastrophenbeiträge in Magazinen - wie Baldur auch schon mal erwähnt hat - sich häufen. Dass die Quote zum Maß aller Dinge gemacht wird und zweitklassige Themen auf die Rampe gehoben werden, weil der Journalismus von heute mangels Qualität einfach keine besseren mehr aufbereiten kann.
Sushicat hat gestern abend aus der Frankfurter Rundschau einen Beitrag hier hereingestellt, der mir aus der Seele spricht. Ich weiß nicht, ob Du ihn gelesen hast. Unten der Link.
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winkääää
stocksorcerer
<ul> ~ http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/198670.htm</ul>
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JLL
17.06.2003, 08:36
@ Tassie Devil
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Re: Habe heute Morgen eine Viertelstunde durch's TV gezappt... |
-->Und das waren die Highlights:
- öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr in Hamburg mit Krawallen und UdSSR-Fahnen. Die Panzerbrigade wird im Frühjahr 2004 ohnehin aufgelöst. Fühlte mich irgendwie an die Prophezeihungen zur Zukunft Europas erinnert...
- Tuntenolympiade ebendort ohne Krawalle und UdSSR-Fahnen. Fasching jetzt ganzjährig, Hochkultur in den Medien - man kann ja nicht immer nur Sport senden. Wird wahrscheinlich aber auch bezuschusst...
- Ein Bericht von der Streikfront in Neufünfland. Dort hielt ein IGM-Funktionärsfuzzi namens Schulz(e) seine Rübe in die Kamera. Auf die Frage, warum man denn auch einen kurzarbeitenden Betrieb bestreike, faselte er etwas von Lieferschwierigkeiten bzw. Absatzschwierigkeiten dieses Betriebes, was für ihn wohl in etwa dasselbe war. Also ein waschechter Gewerkschafter. ;-)
Dann wendete ich mich mit Grausen.
JLL
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silvereagle
17.06.2003, 13:45
@ stocksorcerer
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Re: Dummheit ist machbar / Nein, sie kann nur schmackhaft gemacht werden! |
-->Hallo stocksorcerer,
> Du bist auch nicht das Maß aller Dinge. Genausowenig wie ich. Und dass Du den Fernseher rausgeworfen hast und Dich im Internet schlau machst, das spricht ganz sicher nicht gegen Dich.
Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich gar keine besondere Motivation habe, etwas zu verteidigen, was mir gar nichts bedeutet. Sollte morgen das Fernsehen abgeschafft werden, werde ich darüber keine Tränen vergiessen... ;-)
> Der Punkt ist doch, dass man vor langer Zeit noch nicht die Wahl zwischen zwanzig quotengetriebenen Programmen hatte, was heute zu Auswüchsen führt wie strippende Nachrichtensprecherinnen.
Tja: Wer die Wahl hat, hat die Qual... ;-) Von"Verdummung" kann ich nach wie vor nichts entdecken, lediglich eine gewisse Abstumpfung mancher Zeitgenossen...
> Und wenn das Angebot knapper ist, dann sieht man vielleicht auch mal - wenn man sich berieseln läßt - Dinge, die man aus eigenem Antrieb nicht gesucht hätte. Und es kann vorkommen, dass man genau aus diesen Programmteilen am meisten für sich und sein Leben mitnimmt.
Jeder nach seiner Facon eben.
> Heute wird das schwerlich gehen, weil ein Soap-Süchtiger aus einem satten Überangebot wählen kann.... dabei aber aufpassen muß, dass er Folge 5906 von Reich und Schön nicht wegen San Tropez 2011 verpaßt oder gar beim Zappen den Vorgucker von GZSZ verpennt.
Siehste, Fernsehen kann sogar die logistischen Fähigkeiten der Zuseher anregen! [img][/img]
> Man lebt nicht mehr, man schaut sich an, wie man leben kann oder sollte oder vielleicht wie man es auch nicht sollte. Aber man schaut eben nur. Und ich spreche hier nicht von Dir und mir, aber doch von Leuten, die ich persönlich kenne und von denen ich zunehmend enttäuscht werde, weil sie sich immer mehr als"unkritische Mitschwimmer" entpuppen.
Nun ja, wenn sie sich als dieses und jenes entpuppen, dann waren sie dieses und jenes doch schon die ganze Zeit! ;-) Man konnte es bloß noch nicht sehen! Es ist nun mal (leider) Mainstream-gewordener (marxistischer) Schwachsinn, die Umwelt würde aus dem Individuum"etwas machen". Im Gegenteil, sie befördert nur bereits Vorhandenes ans Tageslicht!
Im übrigen ist es völlig aussichtslos, gegen den Strom zu schwimmen: Probier's doch mal aus! ;-) Z.B. mit einer Gegenschwimmanlage (kennst Du sicher). Ich prophezeie Dir, dass da die Gegenstromanlage gewinnt! ;-) Hingegen, mit der Strömung schwimmen, das ist nicht nur viel einfacher, sondern macht auch viel mehr Spass! ;-)
Man kann ja auch mal raus aus dem Wasser...
> Die Bevölkerung ist satt und träge und ich denke, dass das zu einem großen Teil am Angebot des"Kabels" oder der"Schüssel" liegt, in den den Zuschauern Werte vorgelebt werden, die größtenteils für den Allerwertesten sind. Man wird brav im System gehalten von Nachrichtensprechern und Moderatoren und Programmdirektoren, die das zum Teil selbst nicht mehr merken, weil sie von Rundfunkräten und Lobbyworkshops längst zu hypnotisierten, willenlosen Erfüllungsgehilfen verkommen sind.
Ja, und Leute wie Du und ich merken das auch, und versuchen sich eben ein wenig zu entziehen. Warum tun das die anderen nicht? Zu"dumm"? Oder"verdummt"?
> Das hält mich aber nicht davon ab, die Herrschaften, die mitbeteiligt daran sind, dass die Bevölkerung für dumm verkauft wird, an den Pranger zu stellen. Was mich ärgert ist die andere Mentalität, die ja von irgendwo kommen muß.
Richtig, sie kommt aus unserem Innersten. Sie ist bei praktisch allen da, auch bei mir. Aber ich kann und will es nicht die ganze Zeit unterdrücken. Da verleugne ich mich höchstens selbst!
> Während die Franzosen wenigstens mit echten Demos auf die Straße gehen und für ihre Rechte kämpfen, gehen in Hamburg mal 150 Autonome auf die Straße, die das in der Ã-ffentlichkeit stattfindende Gelöbnis torpedieren. Ich finde das albern. Es gibt so viel mehr, das die Aufmerksamkeit der Bürger fesseln und sie auf die Straße treiben sollte. Und das nicht nur, wenn Ver.di oder sonstwer, die alten Gewerkschaftsfahnen auspacken.
Tja, als Revoluzzer hat man's hierzulande wirklich nicht leicht; als verhinderter aber umso leichter! ;-) Die entsprechenden Wehklagen und Bestätigungen kannst Du Dir als Balsam für Dein Ego überall reinziehen... ;-)
>"Alternativen gibt's mehr als je zuvor", sagst Du.
>Das finde ich nicht. Ich sehe das von der vermeintlich qualitativen Seite und habe das Gefühl, dass nur die Masse der Angebots sich potenziert hat. Quantität führt aber meist eher dazu, dass Qualität verdrängt wird.
Wer soll das beurteilen? Jedem das seine.
> Ich ärgere mich ab und an darüber, dass andere Dinge zu kurz kommen. Das ist schon wahr. Aber am meisten ärgert mich doch, dass die Katastrophenbeiträge in Magazinen - wie Baldur auch schon mal erwähnt hat - sich häufen. Dass die Quote zum Maß aller Dinge gemacht wird und zweitklassige Themen auf die Rampe gehoben werden, weil der Journalismus von heute mangels Qualität einfach keine besseren mehr aufbereiten kann.
Wahrscheinlich hat man einfach erkannt, dass was einfach-gestricktes für die"Massen" bereits gut genug ist. Das hat eine Zeit gedauert, aber irgendwann hat man es doch einsehen müssen. Auch ich war mal ein Träumer (und bin es teilweise heute noch), aber ich kann nichts Schlechtes daran entdecken, dass produziert wird, was nachgefragt wird. Die Nischen und Alternstiven sind ja vorhanden - warum nutzen sie so wenige? Weil sie für die Meisten ganz einfach uninteressant sind. Das kann man zur Kenntnis nehmen - oder aber zum Weltveränderer in spe mutieren... ;-)
> Sushicat hat gestern abend aus der Frankfurter Rundschau einen Beitrag hier hereingestellt, der mir aus der Seele spricht. Ich weiß nicht, ob Du ihn gelesen hast.
Ja, hab ich gelesen. Is ja - siehe auch meine Ausführungen - durchaus was dran. Den Untergang des Abendlandes wird es aber weder auslösen, noch verhindern! ;-) Hier handelt es sich bestenfalls um Symptome, keine essentiellen Ursachen für weitreichende Veränderungen. Mir scheint, den wahren Ursachen ist z.B. dottore sehr dicht auf den Fersen mit seiner Machttheorie.
Gruß, silvereagle
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Uwe
17.06.2003, 17:48
@ Tempranillo
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Aber was für Tiker ist ein Politiker,... /@Tempranillo |
--> Tempranillo: [i]Meinst Du den Chansonier, der mit"Geh´n ma Taubenvergiften im Park","Wie schön wäre Wien ohne Wiener" und dem"Musikkritiker"?[/i]
Genau, Tempranillo,
diesen Georg Kreisler meine ich, der sich auch schon früh fragte, was für ein Tiker eigenlich ein Politiker sei.
Da ich leider nun nicht zur vollständigen Beanwortung deiner Anmerkung gelange (wo es sich um die vermeintlichen wirtschaftlichen Notwendigkeiten handelt, gibt es in der Feststellung derselben auch keine wesentlichen Diskrepanzen), möge dieser folgende Verweis darüber hinweghelfen:
(Quelle: http://cips02.physik.uni-bonn.de/~kilbinge/kreisler/kreisler.html#ticker)
<center><table border=1><tr><th>Was für ein Ticker ist ein Politiker</th></tr><tr><td align=center>
Ja, die Welt ist eine Ansammlung von komischen Tieren,
Die sich an das Leben klammern und nur selten amüsieren.
Um gleich alle zu beschreiben fehlt die Zeit mir momentan,
Und so führe ich nur einige als Beispiel an:
Ja, ein Dramatiker ist ein Stückeschreiber,
Und ein Fanatiker ist ein Übertreiber,
Und ein Botaniker ist ein Blumengießer,
Und ein Romantiker ist ein Frauengenießer,
Ein Philharmoniker ist ein Staatsmusiker,
Der Pension kriegt, wenn er nicht mehr gut gefällt -
Aber was für Ticker ist ein Politiker,
Woher kommt er und was will er von der Welt?
Aber was für Ticker ist ein Politiker,
Woher kommt er und was will er von der Welt?
Die Amerikaner sind die Haupttouristen,
Die Lilliputaner sind die Zwergkopisten,
Und der Persianer ist der Abgewetzte,
Und der Mohikaner ist der Allerletzte,
Ein Alkoholiker ist ein Exzentriker,
Der sich selber seines Lebensglück beraubt -
Aber was für Ticker ist ein Politiker,
Ist er wirklich so von Nöten, wie er glaubt?
Aber was für Ticker ist ein Politiker,
Ist er wirklich so von Nöten, wie er glaubt?
Man braucht Kesselflicker und Autobuslenker,
Elektrotechniker und Serviettenschwenker,
Vor Gericht braucht jeder einen Verteidiger,
Dieser Verteidiger ist Akademiker,
Ich bin kein Zyniker und kein Polemiker,
Ich verehre diese Leute wirklich sehr -
Aber was für Ticker ist ein Politiker,
Eines Tages gibt's den sicherlich nicht mehr!
Aber was für Ticker ist ein Politiker,
Eines Tages gibt's den sicherlich nicht mehr!</tr></table></center>
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