-->Nationalbank auf dem Weg ins geldpolitische Kasino
Die SNB hat ein weiteres Mal bestätigt, dass sie ihre lockere Geldpolitik weiterführt, um die Wirtschaft zu unterstützen. Auf den ersten Blick scheint dies begrüssenswert, wird doch billiges Geld als Segen angesehen. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich jedoch um ein äusserst fragwürdiges Geschenk, welches uns die SNB da beschert.
Wie aggressiv die Geldpolitik der SNB mittlerweile geworden ist, zeigt sich daran, dass das monatliche auf das Jahr hochgerechnete Wachstum der Geldmenge M1 massiv über jenem der USA, der EWU und jenem Japans liegt. Mit 62 Prozent werden Werte erreicht, die nahe den Spitzenwerten um 70 bis 80 Prozent liegen, die die Bank of Japan vorgelegt hat. Wie forsch das Tempo geworden ist, lässt sich auch an den Bedingungen am Kapitalmarkt ablesen. Die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen liegen gerade noch bei 2,4 Prozent.
Diese monetären Bedingungen werfen Fragen auf. 1.: Ist es um die Schweizer Wirtschaft derart schlecht bestellt, dass sich die SNB genötigt sieht, das Geld billiger zu machen als in der Depression der dreissiger Jahre? Oder 2.: Gibt es Probleme innerhalb unseres Finanzsystems, welche sie veranlassen, das Geld so billig zu halten? Beide Fragen würde die SNB mit Nein beantworten. Aber man kann feststellen, dass, wenn man auf die Daten des IWF abstellt, die Refinanzierungskosten der Banken deutlich gefallen sind, während die Sätze für erstklassige Kunden nicht im gleichen Ausmass nachgegeben haben. Das heisst, die Margen der Banken haben sich ausgeweitet, sprich: Die Geldpolitik der SNB ist zumindest als Nebeneffekt Balsam für die Banken. Diese dafür zu tadeln, dass sie bei der Geldvergabe vorsichtiger sind, wäre voreilig, denn sie geben das Geld anderer Leute (u. a. der Einleger und Obligationäre) weiter.
Aber wird die Geldpolitik der SNB der Wirtschaft den Schwung verleihen, den man sich vom billigen Geld und der Wechselkurspolitik erhofft? Nein! Da wäre einmal die Erfahrung Japans. Die Bank of Japan gibt das Geld seit längerer Zeit gratis (!) ab, und die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen sind auf Werte um 0,5 Prozent gefallen. Der Effekt auf die Wirtschaft: Sie bewegt sich am Rande einer Rezession, und das Finanzsystem krankt weiterhin. Aber es sprechen auch ökonomische Überlegungen gegen die Hoffnung einer nachhaltigen Wirtschaftserholung. Schiesst eine Notenbank Geld in das System ein, dann entstehen gegen dieses Geld keine Güter oder Dienstleistungen, welche dazu dienen, den Kapitalstock einer Volkswirtschaft zu erweitern. Jedoch wird einem Konsum ohne vorherige Produktion Vorschub geleistet. Das bedeutet, dass langfristig die Volkswirtschaft geschwächt wird.
Somit gilt nicht einmal die Devise «Nützts nüt - schadts nüt». Mit der Behauptung, dass die aktuelle Geldpolitik keine inflationären Folgen habe, postuliert der SNB-Präsident, dass für Geldpolitik, so, wie sie geführt wird, die obige Devise gelte. Da das Geld nicht in nachfragewirksame Kredite fliesse und Überkapazitäten vorhanden seien, so Roth, seien keine inflationären Folgen zu gewärtigen. Damit unterliegt er einem Missverständnis. Richtig begriffen, ist Inflation die Ausweitung des Geldangebotes. Dieses kann, muss sich aber nicht in steigenden Preisen auswirken. Für die Schweiz muss nun befürchtet werden, dass diese aggressive Geldpolitik sich entweder in einer neuen Entfachung der Spekulation im Aktienmarkt (im Obligationenmarkt zeichnet sich schon jetzt klar eine Blase ab), höheren Immobilienpreisen oder verstärktem Kapitalexport entlädt. Die Investoren benützen z. B. das billige Schweizer Geld, um ausländische Anlagen zu kaufen und dann an der Zinsdifferenz zu verdienen. Werden sie von der Wechselpolitik der SNB unterstützt, umso besser für sie.
Die Folgen von all dem: neue Verzerrungen im Finanzsystem, neue spekulative Fehlschläge mit horrenden volkswirtschaftlichen Verlusten, möglicherweise eine Abwärtsspirale im Schweizer Franken, welche das Ende des Zinsbonus nach sich zieht und importierte Vorprodukte für die Schweizer Unternehmen verteuert, und zu schlechter Letzt: eine deutlich geschwächte Volkswirtschaft. Was die SNB richtigerweise machen müsste? Die Geldmengeexpansion stoppen, das Geldangebot stabil halten und den Rest der freien Wirtschaft überlassen.
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