Euklid
26.07.2003, 11:16 |
Seehoher geht Wette ein daß eine Bürgerversicherung kommt. Thread gesperrt |
-->Der Schlußsatz im spiegel online Bericht bläßt einem das Gehirn aus dem Kopf.
Die Einführung der Bürgerversicherung begründete wegen des Beitrags einen Anspruch der Bürger der nicht dem Sparskalpell zum Opfer fallen könnte.
Haben wir nicht 40 Jahre Beiträge in RV und KV und AV bezahlt die jetzt gerade aktuell dem Sparskalpell zum Opfer fallen?
Für wie blöd hält man eigentlich noch seine Bürger?
Diese ominnöse Versicherung ist nichts anderes als der Versuch die Sozialhilfekosten in Zukunft nicht ausufern zu lassen und diese Geltendmachung der Sozialhilfe schon im Vorfeld mit Beiträgen zu begründen.
In Wahrheit ist es quasi eine Sozialhilfeversicherung [img][/img]
Jetzt kommen nämlich bald langsam die Jahrgänge in Rente Die durch Arbeitslosigkeit perforierte Belegungszeiten in der Rentenversicherung haben.
Und deswegen werden die Ansprüche aus der normalen Rentenversicherung quasi chon im Vorfeld handstreichartig enteignet und damit zusätzliche Bürgerversicherungen abkassiert weil die Versprechungen der Politfuzzys de Räände ist sicher sich als Luftblase erwiesen hat.
Gruß EUKLID
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Stephan
26.07.2003, 11:50
@ Euklid
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Re: Seehoher geht Wette ein daß eine Bürgerversicherung kommt. |
-->Ja Euklid, es wird immer aberwitziger!
Niemand glaubt ernsthaft, daß Politiker eine weitere Umverteilung des Vermögens von unten nach oben zu ihrem Credo gemacht haben.
Tatsächlich betonen alle neuen Freunde der Bürgerversicherung von Fischer bis Seehofer, daß es ihnen nur um eins geht: Die Senkung der Löhne und Gehälter auf breiter Front und die Reduzierung der gesetzlichen Krankenversicherung auf einige Basisleistungen.
Dies ist auch völlig konform mit den Debatten in anderen Euro-Ländern. Es ist auch völlig konform mit den Anforderungen des EU-Konvents.
In der Tat schreibt der Konvent das Wettbewerbprinzip als höchste Norm des Europäischen Einigungsprozesses fest.
Selbst nichtmarktwirtschaftliche Dienstleistungen, wie Bildung, Gesundheit, soziale Sicherung und sozialer Wohnungsbau, wird formal keine Sonderstellung mehr eingeräumt.
Interssant wird hier auch noch ein Vergleich zu den Anforderungen von GATS und WTO. Die Frage ist doch IMHO, ob unsere Bundesdenker, eigenständig denken dürfen, oder ob sie nur im vorgegebenen Rahmen, ihre Sandkastenschlachten austragen dürfen, und dem Bürger ab und zu, ein Schäufelchen Sand in die Augen werfen...
Gruß
Stephan
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nasowas
26.07.2003, 13:28
@ Euklid
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Mal ne dumme Frage zur Bürgerversicherung |
-->Vielleicht weiß ja jemand wie sich das die Politikerhirne vorstellen.
In diese Versicherung sollen ja nicht nur die Selbständigen/Beamten mit einbezogen werden, sondern auch Einnahmen aus vermieteten Wohnungen und Zinsen (glaube ich).
Was ist eigentlich mit Mieteinnahmen/Zinseinnahmen von Personen die im Rentenalter sind? Sollen die dann auch mit Bürgerversicherungsbeiträgen belastet werden. Das wäre ja so, als wenn ein Rentner weiterhin Rentenbeiträge einzahlen würde.[img][/img]
Wenn man sie allerdings nicht belasten würde, dann würden aber wiederum ziemlich viele dieser Einnahmen nicht berücksichtigt.
In meinem Verwandtenkreis haben einige das ein oder andere Haus vermietet. Aber dieser Personen sind meist Mitte 50 und höher. D.h. entweder würden nur wenige Jahre Beiträge bis zur Bürgerrente eingezahlt oder es würden gar keine Beiträge eingezahlt, da die Personen schon im Rentenalter sind.
Gruß
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Diogenes
26.07.2003, 14:28
@ Euklid
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Re: Seehoher geht Wette ein daß eine Bürgerversicherung kommt. |
-->>Für wie blöd hält man eigentlich noch seine Bürger?
Für saublöd und das mit recht.
Wer hat 40 Jahre lang Brot und Spiele gewählt?
Wer hat das Märchen geglaubt, das Staatschulden kein Problem sind?
Wer hat das Geschwätz"ein bischen Inflation ist eine gute Sache" geglaubt?
Wer hat sich jahrelang dümmstes Gequassel bieten lassen und die Penner dafür wiedergewählt?
Wer hat sich mit Papiergeld abspeisen lassen?
Wer hat geglaubt, daß in Summe mehr an Sozialleistungen herauskommt, als eingezahlt wird?
Na, wer wohl? Es wird doch nicht der"Bürger" gewesen sein? Doch leider und ich fürchte, der"Bürger" wird sich noch viel mehr an Schwachsinn anbieten lassen. Bis ihm dann eines trüben Tages der Kragen platzt.
Aber das wird auch nichts wirklich ändern, denn dafür müßte er sich bilden und"Wirtschaft und (Wirtschafts)geschichte" anstelle von"Fernsehn und Saufen" wählen.
Gruß
Diogenes
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fridolin
26.07.2003, 14:44
@ Euklid
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Alternativen gefragt |
-->Nur zu schreiben, alles sei so schlecht, ist wenig hilfreich. Gleiches gilt für die Aussage, man könne sowieso nichts mehr machen oder der Staat müsse trotz Finanzkrise so weiterwirtschaften wie bisher. Konkrete Gegenvorschläge sind hingegen gefragt.
Mal angenommen, Du würdest morgen darum gebeten, der Regierung Vorschläge zur völligen Neugestaltung des Systems der Sozialversicherung (also Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) zu unterbreiten, die zukunftssicher und zugleich finanzierbar sein sollen.
Was würdest Du denen raten? Ich bin auf Alternativen gespannt.
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mguder
26.07.2003, 18:37
@ fridolin
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Ganz einfach: komplett abschaffen. (owT) |
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dottore
27.07.2003, 11:13
@ mguder
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Re: Richtig. Sozialversicherung = Widerspruch in sich |
-->Hi,
Du kannst nicht etwas versichern, d.h. andere ("alle") müssen zahlen, was Du selbst (als Teil von"allen") herbeiführst bzw. herbeiführen kannst bzw. dessen Herbeiführung (Eintritt des Versicherungsfalls) Du nicht verhindern kannst.
Beispiel LV: Sagt jeder bei Vertragsabschluss, dass er sich Tags darauf umbringen wird, ist die Prämie so hoch wie das, was ausgezahlt werden muss.
Sagt jeder bei Kasko-Versicherung, ich fahre Morgen mein Auto zu Schrott, ist die Prämie so hoch wie die anschließende Auszahlung.
Versichert werden können letztlich nur Risiken, auf deren Eintritt weder der Versicherte noch die Gemeinschaft der Versicherten einen Einfluss haben.
Rente: Alt wird jeder, also muss er selbst für das Alter vorsorgen.
Krankheit: Je höher die Prämien, desto höher der Wunsch, möglichst viel davon"zurückzuerhalten", was die Prämien immer höher schraubt.
Arbeitslosigkeit: Lass' die Versicherung"dagegen" wegfallen, muss jeder selbst vorsorgen, bzw. er muss mit seinen Forderungen solange herunter gehen, bis er wieder Einkünfte hat. Funktioniert das auch nicht, muss er sich wieder selbst, also ohne Arbeitsteilung versorgen.
Das ganze Gerede von"Grundsicherung" oder"Bürgerversicherung" verschiebt das Problem nur auf der Zeitachse.
Es muss immer zeitgleich bezahlt werden. Und da alle immer erst Einzahlungen haben können (Einkommen), bevor sie auszahlen können, ist die"Versicherung" von Einzahlungen an alle Mumpitz. Denn es müsste schon jemand da sein, der auszahlen kann, was aber wiederum Einzahlungen bei diesen voraussetzt, die diese nicht versichern können.
Das Problem der"Sozialversicherungen", die letztlich Einzahlungen versichern sollen, ist schlicht nicht zu lösen. Für Einzahlungen brauche ich Auszahlungen, die ich aber nur leisten kann, wenn ich vorher schon Einzahlungen hatte. Und so immer weiter zurück.
Alle Einzahlungen als solche lassen sich nicht versichern. Das"Sozialsystem" scheitert in sich selbst. Dieses Scheitern geht jetzt zügig voran. Bis zum Ende des Systems (i.e. dessen Abschaffung) wird nur noch von"Sozial- und Finanzreformen" die Rede sein.
Noch sehen das nicht alle, weil zunächst Teilbereiche behandelt werden (Seehofer/Schmidt die Gesundheit, Rürup die Renten, Eichel die Staatsfinanzen). Aber alles hängt zusammen und reist auf der selben Masche: Zu versuchen, Einzahlungen innerhalb der großen Blöcke zu verschieben, bis zum Schluss klar wird, dass alles beim Staat landet. Und der kann nicht funktionieren, weil der immer schon Auszahlungen leisten muss, bevor überhaupt jemand an ihn einzahlen kann. Es gibt keine Zwangszahlungen, die abgefordert werden können, bevor nicht irgendwer Einzahlungen hat und die Einzahlungen an den Staat zeitlich später erfolgen (siehe"Besteuerungsbasis"), aber der Staat zeitlich früher auszahlen muss.
Gruß!
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fridolin
27.07.2003, 17:51
@ dottore
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Umstellungsproblematik |
-->Ich glaube, die Abschaffung der gesetzlichen Sozialversicherung (die ja zu einem erheblichen Teil nur ein staatlich vorgeschriebener und kontrollierter Ansparvorgang mit ungewissem Resultat ist) ist theoretisch durchaus denkbar, gefolgt von ihrer Umstellung auf ein System der privaten Sicherung.
Nur ist da ein ganz großes Problem, nämlich das des Übergangs, vor allem in der Rentenversicherung. Die bisherigen Einzahler haben Ansprüche erworben, entweder bereits laufende Renten oder künftige Rentenansprüche. Diese müßte man nach versicherungsmathematischen Grundsätzen kapitalisieren und an die Betroffenen auszahlen, wenn keine teilweise Enteignung stattfinden soll.
Bloß ist die Größenordnung dieser Ansprüche schwindelerregend. Wenn ich mich recht entsinne, hat jemand mal deren aktuelle Höhe auf etwa 6 Billionen Euro geschätzt, also etwa das Dreifache des jährlichen deutschen BIPs. Wo soll dieses ganze Geld herkommen? Auch wenn die Abfindungszahlungen zeitlich gestaffelt erfolgen, ist es eine unvorstellbare Summe.
Gruß
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