vladtepes
26.07.2003, 12:42 |
Ausbilduingsmisere aktuell - Anzeige aus der Berliner Zeitung Thread gesperrt |
-->5.000,- € Belohnung für Lehrstelle als Kaufmann im Einzelhandel! Realschulabschluss Tel.: 1234567890
soweit ist es also schon gekommen....
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vladtepes
26.07.2003, 12:45
@ vladtepes
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Re: Ausbildungsmisere aktuell - Anzeige aus der Berliner Zeitung |
-->>5.000,- € Belohnung für Lehrstelle als Kaufmann im Einzelhandel! Realschulabschluss Tel.: 1234567890
>soweit ist es also schon gekommen....
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rodex
26.07.2003, 13:37
@ vladtepes
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Re: Ausbilduingsmisere aktuell - Anzeige aus der Berliner Zeitung |
-->In Berlin findet derzeit jeder Dritte keinen Ausbildungsplatz. Das ist eine Katastrophe mit unabsehbaren Folgen (Kriminalität, Extremismus, Hoffnungslosigkeit etc.). Und wenn wir bald mit den osteuropäischen Ländern bis hin zur russischen Grenze einen gemeinsamen Arbeitsmarkt haben, wird entweder nur noch jeder Zweite (wenn überhaupt) einen Ausbildungsplatz finden, und/oder unser Lebensstandard gleicht sich dem von Slowenien, Estland, Slowakei etc. an.
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rocca
26.07.2003, 14:51
@ vladtepes
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Grobe Kalkulation dazu: |
-->1 Nichte, 1 Neffe fangen am 1. September eine Lehrstelle an. Speditionskauffrau und Logistigdingsbums, also irgendwie ein neuer Zweig Lagerverwalter.
Mädchen 1. Lehrjahr 750.-
Junge 1." 680.-
beide haben 2 Tage Berufsschule die Woche.
Der Junge muss nach ca. 1 Jahr ne Zusatzausbildung in Metallurgie machen, Kostenpunkt 10.000.-
Jetzt überlege ich mal: beides 60% Kräfte. Beide beanspruchen eine Einrichtung eines Arbeitsplatzes. Beide greifen die Recoursen von bereits tätigen Mitarbeitern ab die dadurch weniger produktiv sind.
Wer ausbildet, muss schon ein hohes Mass an Idealismus und Geld mitbringen. Jeder der hart kalkulieren muss kann es sich gar nicht leisten jemanden auszubilden!!!
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vladtepes
26.07.2003, 14:55
@ rocca
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Re: Grobe Kalkulation dazu: |
-->>1 Nichte, 1 Neffe fangen am 1. September eine Lehrstelle an. Speditionskauffrau und Logistigdingsbums, also irgendwie ein neuer Zweig Lagerverwalter.
>Mädchen 1. Lehrjahr 750.-
>Junge 1." 680.-
>beide haben 2 Tage Berufsschule die Woche.
>Der Junge muss nach ca. 1 Jahr ne Zusatzausbildung in Metallurgie machen, Kostenpunkt 10.000.-
>Jetzt überlege ich mal: beides 60% Kräfte. Beide beanspruchen eine Einrichtung eines Arbeitsplatzes. Beide greifen die Recoursen von bereits tätigen Mitarbeitern ab die dadurch weniger produktiv sind.
>Wer ausbildet, muss schon ein hohes Mass an Idealismus und Geld mitbringen. Jeder der hart kalkulieren muss kann es sich gar nicht leisten jemanden auszubilden!!!
750€ im ersten lehrjahr?
ist das nicht zu hoch gegriffen?
machne betriebe zahlen nichts oder nur 250 bis 300€!
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rodex
26.07.2003, 15:40
@ rocca
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Re: Grobe Kalkulation dazu: |
-->>Wer ausbildet, muss schon ein hohes Mass an Idealismus und Geld mitbringen. Jeder der hart kalkulieren muss kann es sich gar nicht leisten jemanden auszubilden!!!
Das ist das traurige an diesem Land: Wir haben lauter hart kalkulierende Experten in Führungspositionen, die den Zahlen die Zukunft opfern. Man wird sich die gut ausgebildeten Fachkräfte schon importieren können, wenn das eigene Land keine mehr hergibt. Soweit so gut, nur wer finanziert dann die Millionen Sozialfälle im eigenen Land, die keine vernünftige Ausbildung mehr bekommen haben? Deshalb muß hier der Staat notfalls (wenn die Unternehmen nicht selbst in der Lage sind) mit Ausbildungsplatzabgabe korrigierend eingreifen, um die unternehmerische Kurzsichtigkeit auszugleichen!
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ottoasta
26.07.2003, 16:02
@ vladtepes
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Re: meine Lehrzeit.. |
-->hallo,
ich habe nach meiner Realschule (damals noch Mittelschule geheissen) 1955 im August meine Lehrstelle angetreten, als Elektriker.
Die Lehrstellenmisere war damals ähnlich wie heute. Ich habe mir die Stelle selbst gesucht (von wegen Arbeitsamt!)
Tägliche Arbeitszeit war von 8 Uhr bis 17 Uhr, doch habe ich Ende 17 Uhr fast nie erlebt. Wenn wir draussen auf Montage waren, wurde eben die Baustelle, wenn es sich nur um 1-2 Stunden handelte, fertig gemacht, um nicht nächsten Tag nochmals hinfahren zu müssen. Überstundenvergütung? Hä? Fremdwort damals! Ich lernte bei einem Betrieb in einer Kleinstadt, also war das Umland wichtig für uns. Die Kunden, meist Bauernhöfe, fuhren wir mit dem Fahrrad an, oft 25 km einfach! Mit Kabelrolle am Lenker, Gipsbüchse, Werkzeug usw.
Am Samstag kamen wir um 12 Uhr von der Baustelle, dann wurde das Lager und die Werkstatt aufgeräumt, die Strasse gekehrt (anteilig vor dem Betrieb) und um 15 Uhr war Feierabend!
Der Lohn:
Ich bekam im 1 Lehrjahr DM 25.- /Monat, 2. Jahr DM 35,- 3.Jahr DM 40,-!
Urlaub waren 12 Tage im Jahr.
Ich war, als ich die Lehre anfing, schon ein grosser Bastler und konnte Radios reparieren (noch mit Röhren!) Also habe ich das beim Chef auch gemacht, ohne einen Pfenning mehr zu bekommen. Jeden 2.Monat Blutspenden, das besserte meine Tasche auf, pro Termin gab es 25.- DM!
Trotzdem war ich zufrieden, mein Chef war in Ordnung, ich konnte viel lernen und er hat bei Fragen alles sehr gut erklärt und hat sich Zeit dafür genommen. Wir Lehrlinge hatten auch 1x pro Woche ab 19Uhr für 2 Stunden beim Chef Unterricht, Dinge, die in der Berufsschule zu kurz kamen.
Ich konnte, auch wegen meines guten Lehrmeisters, die Gehilfenprüfung als Bester abschliessen und meine spätere Meisterprüfung habe ich als Externer, ohne Meisterschule, unter den ersten 10 abgeschlossen.
Merke: Lehrjahre sind keine Herrenjahre!
Doch welcher Lehrling wäre heute bereit, so zu arbeiten?
Gruss
Otto
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Sascha
26.07.2003, 16:06
@ rocca
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Re: Grobe Kalkulation dazu: |
--> > Wer ausbildet, muss schon ein hohes Mass an Idealismus und Geld > mitbringen. Jeder der hart kalkulieren muss kann es sich gar nicht leisten > jemanden auszubilden!!!
[b] Diese Kalkulation kann ich nicht generell teilen. Es hängt immer von der Art des Betriebes und von vielen weiteren Faktoren ab.
Beispiel aus meiner Umgebung. Einer meiner engsten Freunde hat das Wirtschaftsabitur gemacht und danach hat er ein BWL-Studium an der Uni Mannheim begonnen. Leider hat er es nach rund 3 Jahren abgebrochen da er zweimal bei einer Klausur (ich glaube VWL) durchgefallen ist. Sonst war er soweit ich weiß ganz gut dabei das Studium zu schaffen.
Danach hat er eine Lehre als Steuerfachangestellter begonnen. Und zwar im letzten Jahr im September. Das Steuerberaterbüro hat fünf Mitarbeiter.
Er erhält Tarif und das sind etwa 480 Euro netto im Monat. Gut natürlich müssen wir das auf das Bruttogehalt heben und für den Arbeitgeber fallen ja auch Arbeitgeberanteile für Sozialversicherung an. Weiß nicht genau wieviel das dann letztendlich sind aber dürften so um die 700 Euro sein die der Arbeitgeber komplett zahlt.
Das mit dem extra Arbeitsplatz ist schon oft gar nicht gegeben. Die Arbeitsplätze von Auszubildenden sind oft keine wirklichen Arbeitsplätze sondern es werden sich teilweise PCs geteilt und Schreibtische und Schubladen geteilt. Oder halt ein extra Tisch hergestellt (der kostet auch nicht die Welt) wo der Azubi dann seine Arbeit machen kann. In meinem Beispiel ist es so, daß zwei Tage Berufsschule sind und drei Tage Arbeit im Steuerberaterbüro. Und an einem Tag an dem Berufsschule ist muß nachmittags auch noch ins Büro gekommen werden.
Daneben hatte mein Kollege aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation oder warum auch immer (vielleicht hat er sich auch breitklopfen lassen) sich einen Vertrag andrehen lassen in dem etwa 10 bis 15% mehr Arbeitszeit als nach Tarif enthalten sind. Ohne Lohnausgleich natürlich...
Doch damit noch nicht genug. Der Azubi spart dieser Firma auch viele Kosten ein. Denn das mit der Produktivität kann man auch andersherum sehen. Man kann sagen, daß ein Azubi die Ressourcen anderer Mitarbeiter erfordert weil diese von ihrer Arbeit manchmal abgelenkt sind aber man kann auch sagen, daß der Azubi Kosten einspart. Dann nämlich wenn er drei Stunden im Keller irgendwelche Ordner sucht so wie mein Kollege wo andere (mit höheren Löhnen) es sonst hätten tun müssen. Oder wenn mein Kollege (zur Hälfte auch noch auf seine Kosten!) Ordner und Akten zu Mandanten fährt (natürlich nach der Arbeitszeit als Extrabeilage).
Das mein Kollege T. auch noch gute fünf Überstunden pro Woche (ALS AZUBI!) leistet muß man schließlich in die Kalkulation der Kosten und des Nutzens noch mit einbeziehen. Außerdem arbeitet T. durch das Wirtschaftsabitur und das Studium (drei Jahre) und sein Alter von 23 ziemlich selbständig. Er telefoniert sowohl mit Mandaten, mit den Finanzämtern, macht Standardschreiben (und das ziemlich schnell), füllt Steuererklärungen aus und gießt nach der Arbeit sogar die Blumen weil er dafür auch noch zuständig ist.
Jetzt kommen aber noch weitere Vorteile von Ausbildung dazu wie u.a. geringere Kosten für Neueinstellungen (v.a. bei größeren Betrieben) oder geringere Fehlbesetzungskosten, geringere Einarbeitungskosten, besseres Image (da man ausbildet) und und und...
Ich stimme jedoch mit dir überein wenn du sagst, daß die Ausbildungsvergütungen zumindest von Seiten der Auszubildenden her teilweise zu hoch ist. Manche verdienen satte 600 bis 650 Euro netto im 1. Ausbildungsjahr und fast alle wohnen noch zuhause und da sind 600 Euro schon ein riesen Batzen Geld. Da könnte man m.E. etwas runterfahren. Es muß nicht jeder Azubi einen High-End-PC, die teuersten Klamotten und ein neues Auto fahren wenn er im 3. Berufsjahr ist.
Zumindest könnte man dadurch sicherlich Anreize schaffen für MEHR Ausbildung!
Mein Beispiel sollte nur zeigen, daß es nicht immer so ist, daß die Kosten für Ausbildung den Nutzen übersteigen. Oft ist es nicht so, oft ist es jedoch auch so wie du sagst, rocca. Es gibt leider mehr und mehr Azubis die weder den Dreisatz können noch ein paar richtige deutsche Sätze formulieren können oder gar schreiben können und bei denen man erst mal zwei Jahre lang die Fächer Deutsch und Mathematik Klasse 5 bis 9/10 wiederholen muß um überhaupt mit dem eigentlichen Teil der Ausbildung beginnen zu können. Außerdem gibt es auch viele Null-Bock-Jugendliche. Wenn Betriebe natürlich solche Erfahrungen machen (und das machen sie derzeit m.E. wohl immer häufiger angesichts PISA und TIMS als auch meiner eigenen Erfahrungen) schreckt das natürlich ab auch in Zukunft auszubilden.
Viele Grüße
Sascha
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Sascha
26.07.2003, 16:11
@ rodex
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Kurzfr. Kalkulation eines Betriebes vs. langfr. Kalkulation für die Branche |
--> Hi rodex!
In der Tat wäre die Kalkulation unter langfristigen Gesichtspunkten negativ.
Das Problem das hier zuschlägt ist, daß natürlich der einzelne Betrieb für sich kalkuliert, daß der Azubi ihn MEHR kostet als er ihm bringt. Soweit so gut.
Nur würden alle Betriebe gemeinsam kalkulieren dann würden sie merken, daß durch Nicht-Ausbilden (wenn es fast jeder so macht) ein enormer Fachkräftemangel entstehen könnte was zu Knappheit und steigenden Löhnen führen wird. War die Kalkulation bei der Ausbildung noch so, daß Betriebe 100 Euro eingespart haben wenn sie NICHT ausgebildet haben legen sie ein paar Jahre später bei akuter Knappheit auf dem Arbeitsmarkt für Facharbeiter das Dreifache drauf. Keiner wollte ausbilden, jeder wollte sparen und dann kommt die Rechnung dafür auf den Tisch wenn die Löhne für Facharbeiter anziehen.
Das Problem ist, daß für die Gesamtheit der Betriebe das Ausbilden sicher sinnvoll ist. Nur rechnet natürlich jeder FÜR SICH und keiner will ausgerechnet DER sein der die Ausbildungskosten übernimmt wovon später vielleicht(?) andere (evtl. sogar die Konkurrenz) profitiert.
Viele Grüße
Sascha
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Sascha
26.07.2003, 16:19
@ ottoasta
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Re: meine Lehrzeit.. |
--> > Merke: Lehrjahre sind keine Herrenjahre! > Doch welcher Lehrling wäre heute bereit, so zu arbeiten?
[b] Wohl kaum einer. Gut man dazu sagen, daß es natürlich damals auch in der gewöhnlichen Arbeitswelt (nach der Ausbildung) weniger Urlaub und weniger Geld gab und viele Überstunden und so weiter.
Ich bin dennoch der Meinung, daß die Ausbildungsvergütungen häufig definitiv viel zu hoch sind. Natürlich gibt es mittlerweile auch immer mehr Kleinbetriebe oder v.a. Handwerksbetriebe bei denen auch wieder Überstunden gemacht werden müssen und weit(!) unter Tarif bezahlt wird. D.h. es wird nur noch 200 Euro bezahlt.
Das Problem ist einfach, daß auch hier das Gehaltsgefüge durcheinander ist. Es gibt Großbetriebe die zahlen nach Tarif. Da erfüllt man per Zeiterfassungsgerät genau sein Soll und ja keine Stunde länger und erhält 700 Euro wo andere für genau den gleichen Ausbildungsberuf 440 Euro bekommen und dann noch Überstunden usw. leisten müssen.
Viele Grüße
Sascha
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Sascha
26.07.2003, 20:34
@ rodex
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Katastrophale Zustände |
--> > In Berlin findet derzeit jeder Dritte keinen Ausbildungsplatz. Das ist > eine Katastrophe mit unabsehbaren Folgen (Kriminalität, Extremismus, > Hoffnungslosigkeit etc.). Und wenn wir bald mit den osteuropäischen Ländern > bis hin zur russischen Grenze einen gemeinsamen Arbeitsmarkt haben, wird > entweder nur noch jeder Zweite (wenn überhaupt) einen Ausbildungsplatz > finden, und/oder unser Lebensstandard gleicht sich dem von Slowenien, > Estland, Slowakei etc. an.
[b] Du sagst es. Es artet aus in Kriminalität, Extremismus und Hoffnungslosigkeit. Ich kenne nicht wenige junge Leute die selbst hier in Baden-Württemberg schon den Kopf in den Sand stecken weil sie nach 150 Bewerbungen für die sie sich größte Mühe gegeben haben keinen Ausbildungsplatz finden.
Die Zustände sind einfach katastrophal.
Zwar haben wir heute einen höheren Wohlstand als noch vor dreißig oder vierzig Jahren aber während früher praktisch jeder wenigsten Arbeit hatte geht es heute so weit, daß lange nicht mal mehr alle Leute die sich engagieren oder was können Arbeit finden.
Es ist einfach ein katastrophaler Zustand wenn man doch arbeiten WILL und nicht darf. Häufig muß man ja regelrecht um ARBEIT BETTELN.
Schlimm!
Viel Zeit ist nicht mehr. Am 01.09. beginnt fast überall das neue Ausbildungsjahr. Die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt scheint immer noch extrem angespannt zu sein und es sind nur noch ein paar Wochen Zeit bis tausende von der Schule direkt in die Arbeitslosigkeit gehen. Vielen dieser gerade noch jungen Menschen nimmt man dadurch jedwede Motivation. Manche werden kämpfen, einige jedoch auf aufgeben oder die Welt als ungerecht empfinden oder sich fragen was hier eigentlich für ein Film läuft.
Viele Grüße
Sascha
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Karl52
26.07.2003, 22:47
@ Sascha
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Re: Katastrophale Zustände |
-->Als Prüfer in Sachen Kunsstoff-Formgeber im Auftrag der IHK zu Aachen muß ich feststellen, daß das Eingangsniveau der Lehrlinge in die Ausbildung von Jahr zu Jahr abnimmt (die relativ einheitlich standardisierte Einheitsprüfung spricht leider Bände).
Die Ursachen für Versager in der Zwischen-/Gesellenprüfung, was meist einhergeht, findet man in den allerseltensten Fällen in Schule und Betrieb, sondern im Elternhaus (!).
Hier gilt es anzusetzen, wenn wir unseren nicht bezweifelbaren Facharbeiter-Bedarf decken wollen.
Man beklage sich also nicht von keinster Seite, Baseballkappe und Schlabberhose allein garantieren noch keinen Ausbildungsplatz; Allgemeinbildung z. B. ist bisweilen gefragt.
Karl
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vladtepes
26.07.2003, 22:54
@ Karl52
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Jeder Zweite weiß nicht, dass Schröder Kanzler ist |
-->>Als Prüfer in Sachen Kunsstoff-Formgeber im Auftrag der IHK zu Aachen muß ich feststellen, daß das Eingangsniveau der Lehrlinge in die Ausbildung von Jahr zu Jahr abnimmt (die relativ einheitlich standardisierte Einheitsprüfung spricht leider Bände).
>Die Ursachen für Versager in der Zwischen-/Gesellenprüfung, was meist einhergeht, findet man in den allerseltensten Fällen in Schule und Betrieb, sondern im Elternhaus (!).
>Hier gilt es anzusetzen, wenn wir unseren nicht bezweifelbaren Facharbeiter-Bedarf decken wollen.
>Man beklage sich also nicht von keinster Seite, Baseballkappe und Schlabberhose allein garantieren noch keinen Ausbildungsplatz; Allgemeinbildung z. B. ist bisweilen gefragt.
>Karl
da fängt es doch schon an.
<ul> ~ Wer ist gleich noch mal Kanzler? Hier nachlesen! ;-)</ul>
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Baldur der Ketzer
26.07.2003, 23:45
@ Karl52
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Katastrophale Zustände - herzlichen Dank an Karl 52!...... Vaddä, i mou brunzn |
-->>Baseballkappe und Schlabberhose allein garantieren noch keinen Ausbildungsplatz; Allgemeinbildung z. B. ist bisweilen gefragt.
Hallo, Karl,
auch son Strebertyp, hä? Iss nich cool, ey, Alder, oder wie?
Eine kleine Anekdote aus Baldurs Umfeld:
Baldurs Steuerberater hatte eine Buchhalterin, die durchaus umgänglich, redegewandt, fähig und kundenorientiert war.
Sie lebte mit ihrem Mann bei den (Schwieger?- ) Eltern im ländlichen Vorland einer süddeutschen Großstadt.
Eines Tages begab es sich, daß der Baldur zu spät dran war mit der Mehrwertsteuerbuchhaltung, die Buchhalterin war schon weg aus dem Büro, aber sie wollte das Zeug daheim vorbereiten und kontieren, oder irgendwie so, jedenfalls mußte ich ihr die Ordner nach Hause bringen.
Als ich klingelte, öffnete, ja, ähem, jemand, nein, es war nicht jemand, sondern, etwas, nein, es öffnete sich die Tür, dahinter stand ein Mädchen im Alter von vielleicht dreizehn, vierzehn Jahren, und glotze den Baldur einfach an - es öffnete die Tür und - glotzte.
Stand da und glotze.
Ich fragte, ob ihre Mutter da sei, worauf es wortlos - verschwand.
Mal Guten Tag zu sagen, oder nach dem Grund des Besuches zu fragen, - Fehlanzeige. Glotz. Guckst Du.
Als dann Muttchen, leicht errötet ob der Scham, nach unten walzte, zur Haustür, ward sie begleitet von ihren beiden anderen Ablegern bzw. Ablegerinnen - auch glotzend, auch guckst-du-end.
Daß man Besucher evtl. grüßt, das haben die halt noch beigebracht bekommen.
Da guckste, echt.
Anderer Fall, der ehemalige Lagergeländevermieter, gerade an, umgänglich, gut drauf, war in seiner Jugend ein berüchtigter, wilder Hund, aber ist mittlerweile Meister und arbeitet wie zwei oder drei.
Damals war sein Sohn so zwischen elf (anfangs) und vierzehn (als das Lager aufgegeben wurde), aber denkt ihr, der Knabe hätte es gelernt, daß man fremde Erwachsene siezt?
Nee, der sagte zu allen Besuchern du.
Mir war das wurscht, so alt war ich damals nicht, und mein Kommentar beschränkte sich innerlich auf *armer Geist*, aber sechzigjährige Fremde duzen, na, ich weiß nicht.
Da guckst Du - bistDu schwul oder was?
Wieder ein anderer Fall, anderer Steuerberater, diesmal war es der Lehrling, den er - aus familiär-nachbarschaftlicher Freundschaft - nehmen mußte.
Der Typ war anständig, etwas übergroß gewachsen für sein Alter, dafür war, äh, ähem, na, so wie bei Arnold Schwoarznägger und Albert Einstein das mit Muskelmasse und Hirn, er war halt etwas, na, unbeholfen.
Er war, mit 15 Jahren, noch nicht darüber aufgeklärt worden, wie man eine Toilette so benutzt, daß auch jemand anders nachher diese Ã-rtlichkeit aufsuchen kann.
Er war - kein Blödsinn! - nicht in der LAge, Blätter zu lochen und abzuheften, entweder drete er sie um, oder die Löcher waren schief, oder wie auch immer, der Typ war unbrauchbar in Vollendung. Auf gut deutsch, zu dumm, um Löcher in Papier zu stanzen - und dafür sollte er dann Buchhalter lernen!!!
Was will ich da noch salonfähiges darauf sagen, wo hatten die eigentlich allesamt ihre Kinderstube?
In der Baumschule?
In der Hundeschule?
Muß man sich freuen, daß die Nachwuchseliten stubenrein sind?
Apropos, da fällt mir noch was ein, als Jäger traf der Baldur auch schon mal etwas, äh, naturbelassenere, urwüchsige Furchenadlige, die gar manch unglaubliches zu erzählen wußten, wie etwa von der wüsten Familie, die stets Besucher in der Küche empfing, was aber die Söhne nicht davon abhielt, mal schnell ihre Notdurft im Küchenspülbecken zu verrichten, mit der phonetischen Begleitung, *Vaddä, i mou brunzn*, wenn sie den entsprechenden Drang verspürten, zu urinieren.
Worauf er es laufen ließ, ins Spülbecken, vor Besuchern - ohne irgendetwas dabei als ungewöhnlich zu empfinden.
Tja, vielleicht haben wir noch viel mehr Kulturen im LAnd, die wir bisher zu wenig, äh, äh, integriert haben.
Und bereichert fühlen wir uns auch zuwenig.
Vielleicht sprach der Digge Oggersheimer ja nicht von blühenden Landschaften, sondern von brünzelnden Landschaften, und wir habbn ihn aufgrund seines SpraCHfhlrs nicht verstandn.
Auweia, und so was soll die künftige Generation sein in der Nachfolge von Siemens, Bosch, Krupp, Linde, Porsche, Daimerl, Benz, Quant, Flick, Sachs, Kekule, Liebig, Röntgen, und wie sie alle hießen.
Hans Castorp hat Recht, für solch einen Pisa- Sauhaufen brauchts keinen Morgenthau-Plan mehr, die werden automatisch darwinistisch entsorgt.
Meine Güte.
Beste Grüße vom Baldur
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Baldur der Ketzer
26.07.2003, 23:55
@ Baldur der Ketzer
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Vaddä, i mou brunzn - kindliche Azubis auf Haustierniveau - Nachtrag |
-->
>Baldurs Steuerberater hatte eine Buchhalterin,...
begleitet von ihren beiden anderen Ablegern bzw. Ablegerinnen - auch glotzend, auch guckst-du-end.
>Daß man Besucher evtl. grüßt, das haben die halt noch beigebracht bekommen.
Nachtrag:
als diese äh, angeblichen Kinder dann Lehrstellen brauchten - von höherer Schnullerbildung will ich nicht im entferntesten reden - gelang das nur durch enorme Anstrengungen über Vitamin B, weil die Eltern ja vollkommen kommunikativ sind, sympathisch, und alles drum und dran.
Die kriegten dann ein paar Bekannte rum, es halt zu versuchen, ein Haustier, nein, Kind sagen die dazu, versuchte es als Zahnarzthelferin, aber wurde nach zwei Wochen rausgeschmissen, fehlende Reife und überhaupt rein gar keine Eignung in irgendwelcher Hinsicht.
Die Basics fehlten, wie man neuhochdeutsch sagen würde. Null Sozialkompetenz.
Der kloversauende Schieflocher flog auch, als es betriebsintern nicht mehr zumutbar war, einen chaotischen Knallkopp von der menschlich-intellektuellen Ausformung eines vielleicht Dreijährigen durchzuziehen.
Der Furchenadel ist weit draußen am LAmde, da kommt kaum einer hin, und die paar machen halt einen Bogen um diesen Einödhof.
Aber irgendwie würde man den ganzen Berichten nicht glauben können, wenn man nicht durchs eigene Erleben mitkriegen würde, daß Evolution auch retrograd stattfinden kann.............zum eher einfach gestrickten Vorfahren, der im Dorf nur BONZO gerufen wurde und antlitzmäßig eher den Funden aus dem Neandertal glich als der Claudia Schiffer.........
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vladtepes
27.07.2003, 00:00
@ Baldur der Ketzer
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@ Baldur - auch wenn's traurig ist, lachen musste ich trotzdem! ;-) (owT) |
-->
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Sascha
27.07.2003, 03:29
@ Baldur der Ketzer
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kindliche Azubis auf Haustierniveau - Nachtrag |
--> Hallo Baldur!
[b] Leider sind deine Beispiele wahr und ich könnte die Liste sogar um einige Beispiele ergänzen.
Wohin das nur führt? Das Bildungsniveau ist zum Teil derart katastrophal, daß man endlich aufwachen sollte und die Ursachen erkennen muß. Es liegt nicht nur an den Lehrern und an der Zeit und es liegt auch nicht nur an den anderen Möglichkeiten die Jugendliche heute haben. Es liegt auch einfach an zu niedrigen Anforderungen und an zu lockerer Erziehung. Manche Kinder wachsen heute total überbehütet auf. Scheinchen von der Omi, Fondansparplan von den Eltern mit fünftausend bis fünfzehntausend Euro der zum achtzehnten ausgezahlt wird sind oft eher die Regel als die Ausnahme. Ich kenne da so manches Beispiel. Ich halte es ja nicht für schlecht wenn Eltern sowas tun nur können die es häufig selbst gerade mal so bezahlen und sehen dann wie der gerade"Erwachsen" gewordene Jugendliche von den 10.000 Euro erst mal 1000 auf den Kopf haut für Klamotten und ein neues Handy und dann gleich nochmal 7000 für ein Auto (das eigentlich viel zu groß ist).
Mehr als die Hälfte aller Kids bekommt nebenbei heute den Führerschein bezahlt! Ich kenne sogar Familien da sagen die Eltern ihrer Tochter oder ihrem Sohn, daß dieser ein kleines Auto bekommt wenn sie das Gymnasium weitermachen und nicht schon nach der zehnten Klasse mit mittlerer Reife abgehen. So versuchen Eltern heute die teilweise (nicht alle sind es ja, muß man immer fairerweise dazusagen!) Null-Bock-Jugendlichen zu motivieren. Wenn jemand ein Auto versprechen muß zeigt das m.E. einfach nur noch die Hilflosigkeit die da herrscht. Jugendliche bekommen heute einfach zu viel und tun zu wenig. Es wird häufig nichts mehr von ihnen gefordert. Weder muß man mal zuhause mit anpacken noch sonstwo was helfen. Manche Jugendliche ekeln sich davor mal nen Lappen in die Hand zu nehmen und den Tisch zu wischen. Da denke ich dann echt: Wie weit ist es eigentlich gekommen?
Die Eltern wischen dann den Tisch selbst und der gleiche Jugendliche hat ein 30 Quadratmeter Zimmer mit allem von der Stereoanlage bis hin zum Fernseher eingerichtet. Gleichzeitig gibt es Familien da hat der Sohn ein 30 Quadratmeter Zimmer, die Tochter auch 15 Quadratmeter und die Eltern schlafen im Wohnzimmer auf der Matraze oder Couch!!! (Kein Witz!)
Dann kenne ich zwei Mädels, eine aus Reilingen und eine aus Hockenheim. Die Familien sind nicht reich, ganz gewöhnliche Mittelklasse Familien die zur Miete leben. Aber beide haben das ganze Dachgeschoss (riesengroß) für sich. Neue Möbel, Fernseher, Stereoanlage, Bett und sogar eine geräumige Sitzgarnitur mit Glastisch.
Da frage ich mich manchmal. Wo bleibt die Realität?
Dann kenne ich noch zwei die sind 18 und die Eltern hatten schon mal nen Urlaub bezahlt und wollten es wieder machen. Dann hatten die einfach einen Urlaub für satte 1250 Euro (pro Person 625 Euro) in Spanien gebucht! Das einzige was die Eltern gemacht haben war, daß sie 150 Euro für's Weihnachtsgeschenk dann nicht ausgegeben haben. Aber selbst konnten sie nicht mal mehr in Urlaub fahren da das Geld nicht mehr reichte!
Alles Beispiele aus der Realität.
Dann kenne ich auch mehrere Eltern da wird die Handyrechnung von Sohn und/oder Tochter bezahlt die monatlich ins Haus flattert. Wenn die Rechnung höher als 60 Euro steigt dann gibt's zwar mal Ärger und ne Ermahnung, daß die nächste Rechnung selbst bezahlt werden muß aber mehr auch nicht. Erstens bleiben die Eltern meistens sowieso total inkonsequent und dann frage ich mich was sowas überhaupt soll, daß Eltern Handyrechnungen von 30 bis 40 Euro pro Monat einfach so mitbezahlen. Da frage ich mich dann für was eigentlich 50 bis 100 Euro Taschengeld im Monat fließen?
Naja die Jugendlichen bekommen m.E. zu viel ohne Gegenleistung. Sie leben dadurch in einer völlig realitätsfremden Welt und leben sich in dieser ein. Sie sehen alles locker & easy (wie sie es selbst nennen) und sobald sie mit einem echten Problem konfrontiert werden was mal nix mit Fun & Partys o.ä. zu tun hat wissen sie keinen Ausweg mehr und merken, daß sie eben doch noch nicht soooo erwachsen sind wie sie glauben, daß sie es sind.
M.E. muß einfach wieder mehr gefordert werden. Eltern müßten nicht streng aber konsequent sein und klarere Linien durchziehen. Die Schule müßte wieder anspruchsvoller werden und auch die Erziehung sollte wieder verbessert werden. Statt vollstopfen mit Geld sollten Eltern wieder mehr Zeit für die Vermittlung von Wertvorstellungen aufbringen oder auch mal wieder klare Schranken setzen. Es muß nicht sein, daß man am Wochenende auf Partys um 3 Uhr nachts noch hunderte von 13 bis 14-jährigen rumspringen sieht. Da stimmt dann irgendwas nicht mehr. Es muß auch nicht sein, daß rund die Hälfte aller 12-jährigen Jugendlichen schon raucht und mit 13 und 14 schon ziemlich viele ihren ersten Vollrausch erleben. Es muß auch die steigende Jugendkriminalität (die Zahl der Straftaten steigt und auch die Art der Taten verschiebt sich vom"einfachen" Ladendiebstahl hin zu Körperverletzung und brutaleren Taten und Vorgehensweisen).
Kurzum: Eltern müssen auch mal wieder lernen NEIN sagen zu können bevor sie selbst auf der Couch im Wohnzimmer schlafen, auf ihren Urlaub verzichten oder fast pleite gehen nur weil sie meinen unbedingt zum 18. Geburtstag ein Auto finanzieren zu müssen weil es die anderen Eltern ja auch so machen.
Problem: Als Einzelner (aus Sicht der Eltern) ist man hier sicherlich machtlos. Man gilt dann aus Sicht des Jugendlichen schnell als Geizhals oder Buhmann oder als Vater oder Mutter die zuviele Schranken setzen und/oder spießig sind. Die Elternschaft müßte in ihrer Gesamtheit hier mal durchgreifen und lernen wieder Nein zu sagen. Dann fällt es auch wieder leichter weil kaum noch einer kommen kann"Aber der oder die darf es doch auch oder hat es doch auch oder bekommt das und jenes doch auch..."
Viele Grüße
Sascha
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Cujo
27.07.2003, 11:11
@ Sascha
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Re: kindliche Azubis auf Haustierniveau - Nachtrag |
-->***Sie leben dadurch in einer völlig realitätsfremden Welt und leben sich in dieser ein. Sie sehen alles locker & easy (wie sie es selbst nennen) und sobald sie mit einem echten Problem konfrontiert werden was mal nix mit Fun & Partys o.ä. zu tun hat wissen sie keinen Ausweg mehr und merken, daß sie eben doch noch nicht soooo erwachsen sind wie sie glauben, daß sie es sind.
*
ich erlebe"die" jugendlichen bei uns diametral anders.....keins dieser beispiele kann ich bestäigen (und ich lebe in düsseldorf *ggg*)
gruss
Cujo
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Sascha
27.07.2003, 14:40
@ Cujo
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Die Arbeitslosigkeit ist ein sehr großes Problem [mkT] |
-->Hi Cujo!
Sei froh, daß es nicht überall so ist. Gestern habe ich auf einem Fest viele meiner alten Stufenkollegen und Kolleginen aus meinem Abiturjahrgang 2000 getroffen.
Etwa 2/3 von denen die ein Studium aufgenommen hatten haben es mittlerweile abgebrochen (darunter 2 x BWL Uni Mannheim, 1 x Jura Uni Mannheim, 1 x Medizin Heidelberg, 1 x Politik usw.)
Ein Freund von mir ist 23 und wird im August 24 und hat endlich eine Ausbildungsstelle als Steuerfachangestellter gefunden letztes Jahr und wird nun ausgebeutet. Er wohnt noch zuhause.
Ein anderer Freund von mir arbeitet fünf Tage in der Woche an der Tankstelle und macht sein Fernabitur nach und wird nächste Woche 24 und hat keine Ausbildungsstelle gefunden. Wohnt auch noch zuhause.
Mein Bruder machte seine Ausbildung bei der HDM. Er war NIE krank, hat Leistungszulage erhalten und sich wirklich angestrengt. Nicht übernommen. Konjunktur! Seine ganzen Kollegen - die ich ja teilweise auch kenne - erkennt man auf der Seite vom Arbeitsamt wieder.
Bei mir im Studium haben sich viele Leute zig mal beworben und x-fach Absagen erhalten trotz guter 2er-Schnitte usw. Einige werden nach dem Studium wohl auch erst mal arbeitslos sein.
Der Vater einer guten Freundin aus Hockenheim hat eine ICH-AG aufgemacht. An Aufträgen mangelt es nicht. Er macht alles nachdem er seinen Job verloren hat und mit über 50 kaum noch einen findet. Sein Glück: Er wohnt mit seiner Tochter in einem abbezahlten Haus mit der Oma zusammen. Hat also keine Kosten für Miete. Gewinn im letzten Monat bei seiner Ich-AG trotz fünf und sechs-Tage Woche: 50 (!) Euro. Demnächst ist Krisenrat.
Die Eltern meiner Freundin (zwei Kinder, Vater arbeitet bei BASF) denken darüber nach in eine kleinere Wohnung zu ziehen obwohl der Vater noch relativ gut(!) verdient und auch die Mutter arbeitstätig ist. Auch hier wird die finanzielle Belastung immer größer.
Ein anderer Freund von mir aus Hockenheim dessen Vater eine Bauunternehmung besitzt erzählte mir auch, daß die Auftragslage katastrophal ist.
Naja das sind zwar jetzt nicht nur Jugendliche die ich hier mal schnell aufgezählt habe aber es sieht schlecht aus in Deutschland. Ich kenn' noch mindestens 15 bis 20 weitere Beispiele wo Einzelpersonen oder ganze Familien in immer schwierigere Lagen kommen oder Richtung Hoffnungslosigkeit & Arbeitslosigkeit steuern.
Vor allem viele junge Menschen aus meinem Umfeld (ich bin ja selbst erst 22) haben teilweise echte Probleme eine Ausbildungsstelle oder Arbeit zu finden. Viele wohnen noch bei den Eltern oder sind gar wieder zu den Eltern zurückgezogen. Die aktuelle Lehrstellenmisere zeigt wie akut die Situation ist. 70.000 Jugendliche gehen den direkten Weg von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Selbst wenn es am Ende"nur" 50.000 oder etwas weniger sind ist das eine einzige Katastrophe.
<font color="#FF0000">Was gibt es schlimmeres wenn jemand arbeiten will und normalintelligent (nicht dumm!) und fleißig/engagiert ist und keine Arbeit findet. Er/sie sucht und sucht und sucht... Und trotzdem will keiner die angebotene Arbeitskraft. Das ist m.E. so das schlimmste was wir mit den jungen Menschen machen können. Kein Wunder wenn manche dann anfangen zu saufen, manche in ein Gammelleben fallen oder manche sich selbst aufgeben. </font>
Früher hatte man das Problem, daß der Wohlstand nicht so hoch war aber man sah, daß es aufwärts ging und man hatte wenigstens Arbeit und konnte seine Existenz damit irgendwie praktisch immer selbst sichern.
Heute gibt es häufig nur befristete Verträge, haufenweise Arbeitslose und keine Ausbildungsplätze mehr. Wie soll man davon leben? Man lebt ständig in einer Unsicherheit. Die Unsicherheit das man keine Arbeit findet, ständige Unsicherheit das man arbeitlos wird. Durch diese Unsicherheit unterbleiben häufig Investitionen wie z.B. in eine Eigentumswohnung usw. Die Leute können gar nicht mehr planen ohne sich extremen Risiken auszusetzen.
M.E. ist Arbeitslosigkeit DAS PROBLEM überhaupt und sie ist ein richtig großes Problem! Man wird von heute auf morgen gekündigt und arbeitslos. Tagtäglich passiert dieser Fall tausende Mal. Und das schlimme im Gegensatz zu früher: Man findet dann oft erst mal gar nichts und wie schnell kann man dann Rechnungen nicht mehr bezahlen und gerät in eine Abwärtsspirale!!!
Wenn das auf dem Arbeitsmarkt so(!) weitergeht brauchen wir uns nicht zu wundern wenn wir am Ende haufenweise gescheiterte Existenzen sehen, viele kein normales Leben mehr führen oder sich einfach aufgeben.
Was soll man als Eltern denn jungen Menschen sagen wenn sie nach der 110. Bewerbung immer noch keine Arbeit oder Ausbildungsstelle finden. Die Leute beginnen automatisch an sich selbst zu zweifeln und verstehen die Welt nicht mehr obwohl es häufig ja gar nicht mal an ihnen liegt.
Viele Grüße
Sascha
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Christian
27.07.2003, 21:27
@ ottoasta
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Re: meine Lehrzeit..jawoll!! |
-->Ich kann es wirklich kaum glauben.
Was möchtest du uns hier mitteilen?
Dass du ein toller Hecht warst?
Dass dein Chef ein toller Hecht war?
Dass Auszubildende wieder für 25 Mark im Monat arbeiten sollen?
Dass Auszubildende besser nicht zur Berufsschule gehen sollten?
Wie kannst du 1955 mit 2003 vergleichen? Hast du deine Toilette noch auf dem Hinterhof? Gehst du Kohlen schippen? Zahlst du 40 Mark Miete?
PS: Es ist schön, dass du wenigstens die Negermusik ausgelassen hast, die unsere Jugend verdirbt. [img][/img]
Gruß, Christian
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vladtepes
27.07.2003, 21:47
@ ottoasta
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Die Frage muss lauten... |
-->>hallo,
>ich habe nach meiner Realschule (damals noch Mittelschule geheissen) 1955 im August meine Lehrstelle angetreten, als Elektriker.
>Die Lehrstellenmisere war damals ähnlich wie heute. Ich habe mir die Stelle selbst gesucht (von wegen Arbeitsamt!)
lehrstellenmisere 1955? kann ich mir nur vorstellen!
nach dem krieg vor doch alles kaputt und musste aufgebaut werden; gebraucht wurde da alles und jeder!
>Tägliche Arbeitszeit war von 8 Uhr bis 17 Uhr, doch habe ich Ende 17 Uhr fast nie erlebt. Wenn wir draussen auf Montage waren, wurde eben die Baustelle, wenn es sich nur um 1-2 Stunden handelte, fertig gemacht, um nicht nächsten Tag nochmals hinfahren zu müssen.
ganz genau so ist es heute auch, nur noch schlimmer!
für lehrlinge gilt im allegemeinen kein arbeitsschutz, gestern und heut schon gar nicht!
Überstundenvergütung? Hä? Fremdwort damals! Ich lernte bei einem Betrieb in einer Kleinstadt, also war das Umland wichtig für uns. Die Kunden, meist Bauernhöfe, fuhren wir mit dem Fahrrad an, oft 25 km einfach! Mit Kabelrolle am Lenker, Gipsbüchse, Werkzeug usw.
überstundenvergütung gibts heute für lehrlige auch nicht!
und ich bin auch noch barfuß jeden tag zur schule gelaufen, mit der schiefertafel unterm arm; 25km hin UND zurück! ;-)
>Am Samstag kamen wir um 12 Uhr von der Baustelle, dann wurde das Lager und die Werkstatt aufgeräumt, die Strasse gekehrt (anteilig vor dem Betrieb) und um 15 Uhr war Feierabend!
lehrlinge im einzelhandel müssen auch am sonntag arbeiten; sieh konditorei, gastronmie und sich auch balde im einzelhandel...
>Der Lohn:
>Ich bekam im 1 Lehrjahr DM 25.- /Monat, 2. Jahr DM 35,- 3.Jahr DM 40,-!
häng heute ne 0 ran und das in euro!
>Urlaub waren 12 Tage im Jahr.
ok heute sind 30!
>Ich war, als ich die Lehre anfing, schon ein grosser Bastler und konnte Radios reparieren (noch mit Röhren!) Also habe ich das beim Chef auch gemacht, ohne einen Pfenning mehr zu bekommen. Jeden 2.Monat Blutspenden, das besserte meine Tasche auf, pro Termin gab es 25.- DM!
fürs blutspenden ein montsgehalt? holla!
>Trotzdem war ich zufrieden, mein Chef war in Ordnung, ich konnte viel lernen und er hat bei Fragen alles sehr gut erklärt und hat sich Zeit dafür genommen. Wir Lehrlinge hatten auch 1x pro Woche ab 19Uhr für 2 Stunden beim Chef Unterricht, Dinge, die in der Berufsschule zu kurz kamen.
>Ich konnte, auch wegen meines guten Lehrmeisters, die Gehilfenprüfung als Bester abschliessen und meine spätere Meisterprüfung habe ich als Externer, ohne Meisterschule, unter den ersten 10 abgeschlossen.
>Merke: Lehrjahre sind keine Herrenjahre!
>Doch welcher Lehrling wäre heute bereit, so zu arbeiten?
die frage muss lauten: welcher lehrling ist heute nicht bereit so zu arbeiten?
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Cujo
27.07.2003, 21:58
@ Christian
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Re: meine Lehrzeit..jawoll!! |
-->>Ich kann es wirklich kaum glauben.
>Was möchtest du uns hier mitteilen?
>Dass du ein toller Hecht warst?
>Dass dein Chef ein toller Hecht war?
>Dass Auszubildende wieder für 25 Mark im Monat arbeiten sollen?
>Dass Auszubildende besser nicht zur Berufsschule gehen sollten?
>Wie kannst du 1955 mit 2003 vergleichen? Hast du deine Toilette noch auf dem Hinterhof? Gehst du Kohlen schippen? Zahlst du 40 Mark Miete?
>PS: Es ist schön, dass du wenigstens die Negermusik ausgelassen hast, die unsere Jugend verdirbt. [img][/img]
>Gruß, Christian
*Was möchtest du uns hier mitteilen?*
Er möchte mitteilen dass sein Chef ein Ausbeuter war und seinen Profit mit Kinderarbeit ewirtschaftet hat unter dem Label *Lehre*.
Die Schule - Ein Frevel an der Jugend *g*
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