-->Wir stehen heute bei unseren Anlageentscheidungen vor dem Dilemma,
dass wir nicht genau wissen wann oder was auf uns zukommt (Infla od. Defla).
Nun habe ich erfahren (über den untenstehenden Artikel), dass es inflations
geschützte Bonds gibt.
Was ist davon zu halten? Weiss jemand mehr oder hat jemand diesbezüglich
bereits selber erfahrungen gemacht?
Für einige Meinungen bin ich dankbar.
Gruss
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28. Juli 2003, 02:08, Neue Zürcher Zeitung
Die Vorzüge von Inflation-linked Bonds
Steigendes Interesse an Inflationsschutz bei Obligationen
Inflation-linked Bonds geniessen ein wachsendes Interesse bei Schuldnern und Anlegern. Dem Investor bieten sie einen stabilen Realertrag und einen effektiven Schutz vor Inflations-Überraschungen. Der Schutz wird erreicht, indem entweder der Coupon oder das Kapital an den Konsumentenpreis angepasst wird. Gerade weil im Markt Deflationsängste herrschen, lohnt sich jetzt ein genauerer Blick auf diese Anlageklasse.
Über die letzten Monate war auf den Kapitalmärkten ein interessantes Phänomen zu beobachten: die unterschiedliche Performance von nominalen und inflationsgeschützten Anleihen. Inflation-linked Bonds (IL Bonds) profitierten vor und während des Krieges im Irak von Befürchtungen, hohe Rohstoffpreise könnten auf das allgemeine Preisniveau durchschlagen. Seither ist die Angst vor Deflation in den Mittelpunkt gerückt. IL Bonds gerieten dadurch wieder unter Druck. Nur wenige Marktteilnehmer glauben gegenwärtig an die Möglichkeit steigender Inflationsraten. Gerade deshalb lohnt sich allerdings ein genauerer Blick auf diese Anlageklasse.
Schutz vor Inflations-Überraschungen
Wer eine Obligation kauft, erhält ein Versprechen auf Zahlungen in der Zukunft. Die nominale Rendite auf Verfall steht im Voraus fest. Sie entschädigt den Anleger für zwei Dinge: den Zeitwert des Geldes (reale Rendite) und die erwartete Inflationsrate. Fällt nun im Nachhinein die Inflation höher aus als erwartet, erleidet der Anleger einen realen Verlust. Nominal erhält er zwar immer noch denselben Coupon und das Kapital, das gestiegene Preisniveau reduziert jedoch seine Kaufkraft.
IL Bonds schützen den Anleger vor diesem Risiko der Inflations-Überraschungen. Der Schutz wird erreicht, indem entweder der Coupon oder das Kapital an den Konsumentenpreis angepasst wird. Solche Instrumente existieren seit 1780, als der amerikanische Gliedstaat Massachusetts einen an Rohstoffpreise gekoppelten Bond herausgab. Der moderne Markt wurde 1981 vom britischen Schatzamt in einer Periode akuter Preisinstabilität ins Leben gerufen. Index-linked Gilts decken auch heute noch rund einen Drittel des 500 Mrd. Fr. grossen Marktes ab. Grösster Emittent ist jedoch das amerikanische Finanzministerium, dessen Treasury Inflation Protected Securities (TIPS) knapp 45% des weltweiten Angebots ausmachen. In Kontinentaleuropa ist Frankreich (OATi und OATe) der wichtigste Schuldner. Frankreich emittiert rund 10% seiner Obligationen in inflationsgeschütztem Format.
Wachsendes Interesse der Anleger
Vor zwei Jahren haben die Franzosen mit der Emission der ersten OATe einen Markt geschaffen, der die gesamteuropäische Inflation berücksichtigt. Gleichzeitig drängen auch nichtstaatliche Schuldner auf den Markt. Bis jetzt handelt es sich hauptsächlich um Agenturen und internationale Organisationen, aber auch vereinzelte Banken, Brokerhäuser und Unternehmen haben inflationsgeschützte Obligationen ausstehend. Einzelne deutsche Bundesländer und Landesbanken begannen letztes Jahr mit der Ausgabe von IL Bonds, nachdem Deutschland bisher aus rechtlichen Gründen abseits gestanden war. Höhere Liquidität und Diversifikation führten zu einer Verbreiterung auf der Nachfrageseite. Während früher vor allem Versicherungen IL Bonds kauften, interessieren sich in jüngerer Zeit vermehrt auch andere institutionelle und private Anleger dafür. - Zum gestiegenen Interesse hat auch die Einsicht beigetragen, dass sich die relativ schwache Performance der Vergangenheit kaum wiederholen dürfte. Über die letzten Jahrzehnte hinkten beispielsweise TIPS den nominalen US-Treasuries hinterher. Das schlechte relative Abschneiden der IL Bonds muss aber im wirtschaftlichen Zusammenhang gesehen werden. Nach den geldpolitischen Turbulenzen der siebziger Jahre waren die Achtziger und Neunziger durch eine Stabilisierung der Geldpolitik gekennzeichnet. Traditionelle Anleihen profitierten in diesem Umfeld von verminderten Inflationserwartungen. Tatsächlich haben die Notenbanken den Obligationären mit der Preisstabilität ein (reales) Geschenk gemacht. IL Bonds sind auch gegen positive Inflations- Überraschungen immun und gingen somit bei der Bescherung leer aus. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte dürfte sich jedoch auf absehbare Zeit kaum wiederholen.
Es ist umstritten, ob IL Bonds langfristig relativ schwach rentieren müssen. Eine verbreitete Ansicht lautet, dass Anleger in nominalen Anleihen neben den Inflationserwartungen auch für das Inflationsrisiko entschädigt werden möchten. Die zusätzliche Risikoprämie führe langfristig zu einer Zusatz-Rendite gegenüber Instrumenten ohne dieses Risiko. Diese Sichtweise lässt jedoch ausser acht, dass die Schuldner einem umgekehrten Inflationsrisiko ausgesetzt sind. Für sie bedeutet fallende Inflation eine höhere reale Schuldenlast. Theoretisch lässt sich deshalb eine systematisch positive Risikoprämie kaum rechtfertigen. Auch empirisch ist bisher kein schlüssiger Beweis für eine solche Prämie erbracht worden.
Gute Gründe für einen Einstieg
Nur wenige Marktteilnehmer fürchten sich gegenwärtig vor Inflation. Gerade deshalb sind IL Bonds im Vergleich mit nominalen Obligationen attraktiv bewertet. Das derzeitige Umfeld bietet also einen guten Moment, in diese Anlageklasse einzusteigen. Neben dieser Timing-Überlegung steht vor allem die langfristige Absicherung des Inflationsrisikos im Vordergrund. IL Bonds schützen private Anleger vor der Gefahr, dass Inflations-Überraschungen ihre Kaufkraft erodieren. Für institutionelle Investoren ergibt ein Einstieg vor allem aus der Sicht des Asset-Liability- Managements Sinn. So lässt sich beispielsweise argumentieren, dass die Verbindlichkeiten unserer Pensionskassen durch die Flexibilisierung des Mindestzinssatzes künftig realer statt nominaler Art sind.
Das Fehlen eines Schweizer Marktes für IL Bonds ist für heimische Anleger eine überwindbare Komplikation. Ein Schutz gegen die Inflation von Schweizer Konsumentenpreisen lässt sich bereits heute mit innovativen Portfolio-Konzepten erreichen. In der Vergangenheit gab es übrigens auch hierzulande solche Obligationen - die Berner und die Luzerner Kantonalbank hatten 1990 zehnjährige inflationsgeschützte Anleihen herausgegeben.
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