Sascha
29.07.2003, 21:44 |
Bildungs-Abbrecher: Ein bisschen Schwund ist immer (Spiegel) Thread gesperrt |
-->BILDUNGS-ABBRECHER
<font size=5>Ein bisschen Schwund ist immer</font>
<font color="#FF0000">Quer durch alle Bildungseinrichtungen geht erstaunlich vielen jungen Menschen die Puste aus. Sie lassen Schule, Ausbildung oder Studium sausen und verzichten auf den Abschluss</font>. Das zeigt eine neue Statistik des Instituts der deutschen Wirtschaft.
<font color="#FF0000">Knapp jeder sechste Jugendliche hat im Jahr 2001 das angestrebte Ausbildungsziel nicht erreicht</font>. <font color="#FF0000">Fast 430.000 beendeten die Schule, die Lehre oder das Studium, ohne ein Abschlusszeugnis, einen Gesellenbrief oder ein Diplom in der Tasche haben</font>. Das teilte das Institut der deutschen Wirtschaft mit, das sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des Hochschul-Informations-Systems beruft.
<font color="#FF0000">Insgesamt 88.500 Jugendliche verließen im Schuljahr 2000/2001 eine allgemein bildende Schule ohne Abschluss - fast ein Zehntel aller Schulabsolventen</font>. Jungen zeigen offenbar weniger Durchhaltevermögen: Zwei Drittel aller"Drop-outs" waren männlich.
Nach Angaben des Kölner Instituts ist die Abbrecherquote in Ostdeutschland mit zwölf Prozent besonders hoch, an westdeutschen Schulen liegt sie bei neun Prozent. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind erheblich: <font color="#FF0000">Knapp 18 Prozent brachten die Schule in Sachsen-Anhalt nicht zu Ende</font>, nur sieben Prozent in Nordrhein-Westfalen.
<font color="#FF0000">Bei den Auszubildenden wurde gut jeder vierte Lehrvertrag vorzeitig gelöst</font>. Besonders häufig geschah dies im Handwerk, seltener in kaufmännischen Berufen und beim Staat. Jeweils etwa ein Viertel der Abbrecher schmeißt die Lehre schon während der dreimontaigen Probezeit oder im Rest des ersten Jahres, die andere Hälfte erst später.
Jeder zweite Abbrecher setzt die Lehre allerdings in einem anderen Betrieb fort, nur etwa acht bis neun Prozent geben die Ausbildung komplett dran. <font color="#FF0000">Die meisten Azubis kündigen wegen Konflikten mit den Ausbildern, gesundheitlichen Problemen oder familiären Veränderungen</font>, so das arbeitgebernahe Kölner Institut.
Bei den Studienabbrechern hat das Hochschul-Informations-System schon seit Jahren immer wieder Daten ermittelt. <font color="#FF0000">Demnach verlässt etwa jeder vierte Studienanfänger die Hochschule ohne Examen</font>. In den Geisteswissenschaften ist die Drop-out-Quote am höchsten, <font color="#FF0000">in den stärker verschulten Ingenieur- und Naturwissenschaften niedriger, obwohl die Prüfungen schon während des Grundstudiums meist härter sind</font>.
Besonders angehende Ärzte beweisen Durchhaltevermögen. Sie sind zwar mit dem Studium sehr unzufrieden, wie andere Untersuchungen zeigen. Aber wenn die Jungmediziner die hohen Zulassungshürden erst einmal überwunden haben, beenden über 90 Prozent ihr Studium mit Erfolg.
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<IMG src="http://www.saschajakobi.de/forum/20030729abbrecherausbildung.jpeg" alt="http://www.saschajakobi.de/forum/20030729abbrecherausbildung.jpeg">
<IMG src="http://www.saschajakobi.de/forum/20030729abbrecherstudium.jpeg" alt="http://www.saschajakobi.de/forum/20030729abbrecherstudium.jpeg">
[b] Quelle: http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,258579,00.html, Spiegel-Online, 27.07.2003
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Emerald
29.07.2003, 21:58
@ Sascha
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Re: Bildungs-Abbrecher: Ein bisschen Schwund ist immer (Spiegel) |
-->ist es möglich, dass diese Entwicklung mit der Anstellungs-Misere für
Universitäts-und Fach-Hochschulen-Absolventen einhergeht?
Vor drei bis vier Jahren waren nur noch Universitäts-Degrees gefragt für
die New-Economy-Jobs. Da diese alle heute auf dem Arbeitslosen-Amt gelandet
sind, fragen sich viele junge Menschen vermutlich was es bringt, wenn jahrelang
auf den Unis gelernt, geschuftet und auf einen Job gehofft wird, um dann
quasi auf Halde zu gelangen und stempeln zu gehen.
Mit diesem Geld lassen sich möglicherweise gegenwärtig besser Ueberlebens-
Seminarien und -Kurse besuchen bzw. Anleitungen für Lebenshilfen für den
Tag (die Nacht) darnach.
Emerald.
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Sascha
29.07.2003, 22:20
@ Emerald
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Du hast wohl Recht, man fragt sich was es eigentlich noch bringt (auch ich) mkT |
--> > Vor drei bis vier Jahren waren nur noch Universitäts-Degrees gefragt für > die New-Economy-Jobs. Da diese alle heute auf dem Arbeitslosen-Amt gelandet > sind, fragen sich viele junge Menschen vermutlich was es bringt, wenn > jahrelang auf den Unis gelernt, geschuftet und auf einen Job gehofft wird, um > dann quasi auf Halde zu gelangen und stempeln zu gehen.
Hallo Emerald!
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Wenn ich alles(!) mit einbeziehe frage ich mich mittlerweile langsam auch ob sich mein Studium unterm Strich (wenn man alles gegeneinander stellt) rechnet. Ich denke es rechnet sich momentan auf jeden Fall noch. Aber wie lange noch bei immer schlimmer werdenden Arbeitsbedingungen, unbezahlten Überstunden, immer stärkeren Abweichungen vom Tarifvertrag, immer größeren Arbeitslosenquoten auch bei Akademikern,...???
Im Oktober bin ich voraussichtlich mit meinem BWL-Studium fertig. Ausgerechnet im Rezessionsjahr 2003. Naja ich glaube manchmal ich reite mitten in die ScheiXX rein denn als ich vor ein paar Jahren angefangen haben waren die Einstiegsgehälter noch höher aber vor allem auch die Arbeitsbedingungen noch besser und was überhaupt das wichtigste ist: Man bekam besser eine Stelle. Heute gibt's ja nur noch befristete Verträge und zugleich auch weniger offene Stellen.
Naja für Akademiker wird es auch immer schwerer. Vor allem weil sie um ihre Leistungen betrogen werden:
Ich schrieb vor ein paar Monaten mal hier im Forum:
<font color=#0000FF>In vielen Akademikerberufen (als Angestellter) wird nur noch auf dem Papier mehr verdient. Rechnet man genauer so fällt auf, daß dies häufig in Wirklichkeit nicht so ist. </font>
a) <font color=#0000FF>Längere Ausbildung:</font> Man muß immer sehen wie viel länger die Ausbildung eines Akademikers gegenüber gewöhnlichen Ausbildungsberufen dauert. Man steigt erst später ins Berufsleben ein. Andere sind schon weiter. Man muß die Opportunitätskosten sehen die einem enstehen durch jahrelangen Ausfall an Ausbildungsgehalt/Lohn oder - nach der Ausbildung - normalem Gehalt und Lohn.
b) <font color=#0000FF>Studienkosten: </font>Man muß die Studienkosten sehen (Kopien, Fahrtkosten, Bücher,...)
c) <font color=#0000FF>Risiko: </font>Man muß das Risiko sehen das man eingeht. Wer sagt denn, daß man später überhaupt mehr verdient oder die Karriere macht die man sich erwünscht. Zu welchem Preis?
d) <font color=#0000FF>Steuerprogression: </font>Man muß Progression bei der Steuer beachten da man ja tendenziell doch mehr verdient später (aber auch mehr dafür getan hat und tut)
e) <font color=#0000FF>Längere Arbeitszeit, Ist der Studenlohn überhaupt höher?</font>: Man muß beachten, daß häufig (wenn auch nicht immer aber relativ oft) klassische Akademiker-Berufe (Ingenieure, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Architekten,...) längere Arbeitszeiten mit sich bringen. Bei vielen normale Ausbildungsberufen herrscht beispielsweise eine 35-Stunden-Woche. In Großbetrieben gibt es Schichtwechsel oder Zeitlohn. D.h. es wird oft das abgerechnet was auch wirklich (im Zeiteinsatz gesehen) geleistet wird. Ich kenne leider viele Akademiker die in Unternehmen arbeiten und ein Pauschalgehalt erhalten. Im Arbeitvertrag steht zwar was von einem offiziellen Feierabend von 16 Uhr aber vor halb sechs, sechs sind viele dieser Leute gar nicht zuhause. Das wird auch oft vergessen. Im Arbeitsrecht gibt es keine gesetzlichen Vorschriften für die Entlohnung der Mehrarbeit, sprich: Überstunden.
f) <font color=#0000FF>Weniger staatliche Zuschüsse/Leistungen (man ist dauernd der sog. Besserverdiener)</font>: Man erhält durch sein"hohes" Einkommen viele staatlichen Leistungen nicht (Wohngeld, Bafög wenn es Kinder gibt die studieren, usw.). Auch das muß man beachten und auch dies wird häufig jedoch nicht(!) beachtet in diesen Rechnungen.
g) <font color=#0000FF>Erhöhte Flexibilität wird gefordert</font>: Man muß flexibler sein und muß sich tendenziell in diesen Berufen auch in seiner privaten Zeit (Freizeit) stärker weiterbilden. Es wird einfach von einem"heimlich" verlangt.
h) <font color=#0000FF>Vermögen kann sogar behindernd wirken bei Arbeitslosenhilfe usw. </font>:Häufig legen sich Akademiker Eigentum in Form von Immobilien o.ä. zu. Im Gegensatz zu denen die von der"Hand in den Mund" leben müssen sie bei Zahnersatz oder was weiß ich allem immer an ihr Gespartes gehen. Einmal ist es der Ausflug der Kinder von der Schule, dann eine teure Zahnbehandlung die nicht von der Kasse übernommen wird und sonst alles mögliche. Wenn man nix hat muß häufig der Staat einspringen.
i) <font color=#0000FF>Streßfaktor/Herzinfarkt/Burn-Out</font>: Der Streßfaktor bei Akademikern ist oft höher. Da sich diese Personengruppe häufig Vermögen anspart und dafür auf Urlaub und anderweitigen Konsum ähnlicher Art sogar teilweise verzichtet muß immer das Vermögen"verteidigt" werden. Jemand der mal locker und lässig arbeitet und schön sein Geld verlebt und in Urlaub fliegt und dann mal arbeitslos wird kann sich i.d.R. wesentlich gemütlicher einen Job suchen wenn er keine Hypotheken zu zahlen hat und auch stärkere staatliche Förderung bekommt (weil er ja nix hat an Vermögen). Jemand der Vermögen hat bekommt weniger staatliche Förderung. Das Vermögen wird überall angerechnet. Selbst wenn der Sohn von Sozialhilfe lebt wird man als Eltern angeschrieben Angaben zum Vermögen zu machen. Hat man nix kann man nix geben. Dann zahlt die Gemeinschaft. Hat man was wird man auch hier mal wieder (wie immer) zur Kasse gebeten.
Festhalten kann man, daß Leistung in Deutschland häufig kaum noch belohnt wird. In einigen Fällen - die ich kenne - muß ich sogar davon ausgehen, daß man teilweise gar bestraft wird. Denn wenn man angesichts aller erwähnten Punkte auf dem Papier noch 350 Euro brutto mehr hat merkt man eigentlich, daß man in Wirklichkeit nur dann noch mehr hat wenn man eine wirklich sehr hohe Position hat. Und die erreicht man häufig nur noch wenn man gar nicht mehr aufhört 50 bis 60 Stunden pro Woche zu rudern bis man 50 ist. [/i]
Insofern hast Du wohl Recht. Man fragt sich was es eigentlich noch bringt sich groß weiterzubilden wenn man sich die Realität anschaut... Viele in meinem Semester stellen sich die Frage aber auch andere junge Menschen die nicht studieren.
Viele Grüße
Sascha
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Euklid
29.07.2003, 22:25
@ Emerald
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Re: Bildungs-Abbrecher: Ein bisschen Schwund ist immer (Spiegel) |
-->Hallo Emerald
wenn mir jemand ein Angebot für 800 Euro im Monat mit 60 Wochenstunden unterbreiten würde gäbe es nichts mehr zu überlegen.
Der Stolz gebietet es dann bei der Müllabfuhr für 1500 Euro zu arbeiten.
Lieber 1500 bei der Müllabfuhr als für 800 Euro abzocken lassen.
Da spielt auch die Konjunktur keine Rolle mehr denn das ist absolute Ausbeuterei.
Ich bin auch Unternehmer aber da würde ich dem Mann glatt sagen ich hätte keine Arbeit bevor ich ihm diesen Job abverlangen würde.
das ist des Guten eindeutig zuviel.
Und damit hat es auch zu tun.
Hoffentlich weinen sie den gut erhaltenen 50 jährigen und denjenigen die jetzt sich gegen das Studium entscheiden noch hinterher.
Die Zeit wird kommen und dann schreien sie Mord und Zeter nach Greencards.
Und auch diesen Wunsch wird man ihnen erfüllen.
Gruß EUKLID
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Emerald
29.07.2003, 22:29
@ Sascha
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Re: Du hast wohl Recht, man fragt sich was es eigentlich noch bringt (auch ich) mkT |
-->Wenn es irgendwie geht, würde ich ein Jahr Ausland-Aufenthalt an einer
internat. Universität einschalten. Manchmal sind solche Aufenthalte verdammt
teuer, aber immerhin noch besser als sich zuhause in eine Depression hinein
-laufen lassen.
Einmal bringt ein solcher Aufenthalt eine maximale Horizont-Erweiterung und
zweitens lässt sich ein sehr gutes Network mit den andern Studierenden auf-
bauen (Verbindungs-Netz). Dieses hilft möglicherweise momentan auch nicht
viel weiter, aber ein Jahr nutzbringend zu investieren macht jedenfalls mehr
Sinn, wenn es zeitlich und finanziell planbar ist.
Länder welche in Frage kommen: Frankreich, Italien, England, Schottland,
Kanada, USA, Spanien: Barcelona, falls sprachlich vorbelastet, u.a.
Emerald.
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