-->BANKEN-STUDIE
<font size=5>100.000 Jobs gehen in Billiglohn-LĂ€nder</font>
Nach einer Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney werden europÀische Banken in den kommenden Jahren Zehntausende von ArbeitsplÀtzen <font color="#FF0000">in LÀnder mit niedrigen Lohnniveaus verlagern. Betroffen sein sollen vor allem IT-Mitarbeiter und BeschÀftigte in Call Centern</font>.
Frankfurt am Main - <font color="#FF0000">Es sei damit zu rechnen, dass die fĂŒhrenden Finanzinstitute in Deutschland, Ă-sterreich und der Schweiz bis zum Jahr 2008 rund 100.000 Stellen aus den Bereichen Datenverarbeitung, Informationstechnologie oder Call Center in so genannte BilliglohnlĂ€nder auslagern</font>, heiĂt es in der Studie. Die Banken könnten damit rund fĂŒnf Milliarden Euro einsparen. GrĂŒnde fĂŒr die Auslagerung der Stellen seien der Druck, die eigenen Verwaltungskosten weiter zu senken, und angesichts niedriger Börsenbewertungen auch die Furcht der KonzernfĂŒhrungen vor einer feindlichen Ăbernahme. Allein die deutschen GroĂbanken, der derzeit mit einer sehr schwachen Ertragslage bei gleichzeitig hohen Verwaltungskosten kĂ€mpfen, <font color="#FF0000">haben jĂŒngst schon Zehntausende ArbeitsplĂ€tze gestrichen</font>.
<font color="#FF0000">GroĂe US-Finanzkonzerne hĂ€tten bereits Tausende von ArbeitsplĂ€tzen nach Indien verlagert, wo die Personalkosten fĂŒr die Firmen nur einen Bruchteil im Vergleich zum Heimatland betragen</font>, erklĂ€rte der Autor der A.T. Kearney-Studie, Andreas Pratz. <font color="#FF0000">Diesem Trend werde sich auch der europĂ€ische Bankensektor nicht entziehen können</font>."Die Amerikaner sind den EuropĂ€ern aber fĂŒnf bis sieben Jahre voraus." Jobverlagerungen etwa nach Osteuropa - im Zuge der bevorstehenden Erweiterung der EuropĂ€ischen Union - <font color="#FF0000">könnten die Kosten der Institute um 30 Prozent reduzieren</font>, fĂŒgte Pratz hinzu.
Erst am Montag war bekannt geworden, dass die Deutsche Bank mögliche Ausgliederungen weiterer Arbeitsbereiche prĂŒft. Einem Zeitungsbericht zufolge will Deutschlands gröĂtes Geldhaus in der Sparte"Global Technology and Operations" (GTO) <font color="#FF0000">5500 ArbeitsplĂ€tze an externe Dienstleister abgeben oder in NiedriglohnlĂ€nder verlagern</font>. Ein Sprecher der Bank hatte den Bericht mit den Worten kommentiert:"Es gibt hierzu weder eine faktische Entscheidungsgrundlage, noch liegen konkrete Zahlen vor." Es gebe aber Ăberlegungen"prinzipieller Art".
Die US-Investmentbank Goldman Sachs will offenbar im nĂ€chsten Jahr einen"wesentlichen Teil" ihrer AktivitĂ€ten in GroĂbritannien nach Indien verlagern, heiĂt es in Medienberichten. Die US-GroĂbanken J.P. Morgan und Citigroup haben bereits vor einiger Zeit ArbeitsplĂ€tze aus dem Bereich der Unternehmensanalyse in NiedriglohnlĂ€nder verlegt.
[b] Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,259170,00.html, Spiegel-Online, 30.07.2003
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-->IT-ARBEITSMARKT IN DEN USA
<font size=5>Der groĂe Aderlass</font>
Von Marc Pitzke, New York
<font color="#FF0000">Die fortschreitende Globalisierung lehrt mittlerweile eine Gruppe von ArbeitskrĂ€ften das FĂŒrchten, die bisher als unangreifbar galt</font>. Die weltgröĂten Hightech-Konzerne - unter ihnen Microsoft und IBM - <font color="#FF0000">wollen groĂe Teile ihrer IT-ArbeitsplĂ€tze in Billiglohn-LĂ€nder verlagern</font>.
New York - Eric Poore hatte eine goldene Zukunft bei Microsoft. Der Computer-Ingenieur heuerte 1997 als Kundenberater bei dem Weltkonzern an. Kurz darauf wurde er zum Troubleshooting-Spezialisten fĂŒr E-Mail-Probleme befördert. <font color="#FF0000">Seine Karrierechancen, so lieĂ man ihn fröhlich wissen, seien unbegrenzt</font>.
Dann begann das Elend. Zuerst wurde Poores neuer Posten"ausgelagert", sprich: in LÀnder verlegt, in denen die Lohnkosten niedriger sind. <font color="#FF0000">Er landete wieder auf seinem Einstiegsjob</font>. Und jetzt steht seine gesamte Anstellung in Frage: <font color="#FF0000">Microsoft plant intern, im Lauf des Bilanzjahres 2004 mindestens 800 weitere ArbeitsplÀtze aus seiner Dependance im texanischen Las Colinas, wo Poore arbeitet, nach Indien und Kanada umzuschichten</font>.
Poores Schicksal ist ein Beispiel <font color="#FF0000">fĂŒr den neuen Trend in der amerikanischen IT-Branche</font>: Die lĂ€dierten Konzerne verlagern nicht mehr nur Produktions-Jobs ins Ausland, <font color="#FF0000">vor allem nach Fernost, SĂŒdamerika und Osteuropa</font>. <font color="#FF0000">Zunehmend sind hoch bezahlte"White-Collar"-Posten in Management, Verwaltung, Buchhaltung, Technik in Gefahr</font>. Outsourcing oder Offshore nennt sich das:"Ein fundamentaler Wandel der US-Wirtschaft", klagt Marcus Courtney, PrĂ€sident der Washington Alliance of Technology Workers (WATW), eines regionalen IT-Interessenverbands.
Kundenberatung aus Hyderabad
Anders als frĂŒhere Outsourcing-Wellen, <font color="#FF0000">die meist ungeschulte Arbeitnehmer betrafen, sind diesmal also die mit mehrfachen Uni-AbschlĂŒssen dekorierten IT-Wunderkinder der neunziger Jahre die Opfer</font>. <font color="#FF0000">Ganze Technik-, Buchhaltungs-, Ingenieur-, Computer- und Finanzabteilungen machen dicht</font>. Nach SchĂ€tzung der Consulting-Firma Forrester Research <font color="#FF0000">werden US-Arbeitgeber in den nĂ€chsten 15 Jahren mindestens 3,3 Millionen"White-Collar"-Jobs sowie GehĂ€lter im Wert von 136 Milliarden Dollar in Billiglohn-LĂ€nder verlagern, darunter China, Indien, Russland, Mexiko und die Philippinen. Also nicht nur in der IT-Sparte: 348.000 ArbeitsplĂ€tze in der Verwaltung, 288.000 im Management und 184.000 in der Architektur wĂŒrden ebenfalls auf gleiche Weise verloren gehen</font>.
Die Microsoft-Chefs in Las Colinas raten ihren Angestellten seit Monaten schon, sich anderswo Arbeit zu suchen. <font color="#FF0000">"Die Manager machen es uns sehr deutlich", sagt Poore."Zum Ende des Jahres 2004 werden alle unsere Jobs verschwunden sein."</font>
Es wĂ€re die gröĂte Massenentlassung in der Geschichte von Microsoft. Ăber 1300 Menschen sind in der Customer-Central-Abteilung in Las Colinas beschĂ€ftigt: telefonisch-virtuelle Kundenberater und erste Ansprechpartner fĂŒr technische Fragen, die die Verbraucher mit den Produkten haben. Ăhnliches Outsourcing plant Microsoft nach Angaben der WATW in seinen IT-Telefonzentralen in Charlotte (North Carolina) und Issaquah (Washington).
Offiziell dementiert Microsoft zwar, Entlassungen zu planen."Wir ersetzen keine US-Jobs, wir entlassen keine Leute", sagt Konzernsprecherin Stacy Drake. <font color="#FF0000">Eine interne Microsoft-PrĂ€sentation aber drĂ€ngte kĂŒrzlich alle lokalen Abteilungsleiter, fĂŒr eine"kurzfristige Projektliste" alsbald alle möglichen Posten"fĂŒr die Auslandsverlagerung auszuwĂ€hlen"</font>.
China im Blick
Viele dieser Posten wandern ins <font color="#FF0000">indische Hyderabad</font>, wo Microsoft seit 1999 ein Entwicklungszentrum unterhÀlt. Auf der Company-Website werden zurzeit Dutzende hochkarÀtige Jobs in Hyderabad annonciert.
Derweil reiste Microsoft-VizeprĂ€sidentin Lori Moore im April nach Las Colinas, um den Angestellten dort ihre missliche Lage persönlich zu verdeutlichen. Ihre Message, so erinnert sich Poore:"Es gebe keine ExpansionsplĂ€ne oder Weiterentwicklung fĂŒr uns. Microsoft setze all seine BemĂŒhungen auf Indien."
<font color="#FF0000">Damit steht Microsoft nicht alleine. General Electric will allein in diesem Jahr 20.000 Stellen, meist im Forschungs- und Entwicklungsbereich, nach Indien und China abschieben. Intel, das in Russland bereits 400 Software-Ingenieure und 200 Marketing- und Verkaufsmanager beschĂ€ftigt, lagert rund 3000 weitere ArbeitsplĂ€tze in Chip-Design und Technik-UnterstĂŒtzung nach Indien aus</font>. Auch Oracle hat Indien im Blick (4000 Jobs in Software-Design und Tech-Support), Philips dagegen China (700 im Bereich der Verbraucherelektronik). Ăhnliche PlĂ€ne gibt es bei IBM, Hewlett-Packard, Dell und Motorola.
<font color="#FF0000">"Unsere Konkurrenz tut es, und wir mĂŒssen es tun"</font> [Eigener Kommentar: Das ist DAS Problem; man kann sich dem Druck kaum entziehen. Selbst wenn man wollte], bekrĂ€ftigte IBM-Direktor Tom Lynch im MĂ€rz in einer vertraulichen Konferenzschaltung mit IBM-Managern in aller Welt, aus der die"New York Times" gestern pikante AuszĂŒge veröffentlichte.
80 Prozent Kosteneinsparung
<font color="#FF0000">"Das Internet hat diese Welt um vieles kleiner gemacht"</font> [Eigener Kommentar: Das ist sozusagen der Fluch der Technik den ich in der letzten Zeit versucht habe zu beschreiben und deutlich zu machen. Internet und all die modernen Kommunikations- und Fortbewegungsmittel haben auch Nachteile], sagt Paul Eurek, CEO von Xpanxion, einer Firma, die sich darauf spezialisiert hat, fĂŒr GroĂkunden wie Coca Cola Offshore-Dependancen zu schaffen. <font color="#FF0000">"Die Globalisierung des Arbeitsmarktes aufzuhalten ist zwecklos"</font>, sekundiert John Challenger, Chef der IT-Firma Challenger, Gray & Christmas in Illinois."Sie ist eine Naturgewalt."
Also trafen sich Ende Juni rund 125 US-Firmenchefs zu einer Tagung im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria, um ihre Outsourcing-Strategien zu beraten. In einer PrĂ€sentation lieĂen sie sich erlĂ€utern, <font color="#FF0000">dass sie rund 80 Prozent Kosten sparen könnten, indem sie Computer-Programmierer und Buchhalter nach Indien, China oder Malaysia abschöben</font>.
Kosten sind immer das erste Argument. Ein Programmierer in Indien verlangt nach Berechnungen der Consulting-Firma Cap Gemini Ernst & Young <font color="#FF0000">im Schnitt 20 Dollar Stundenlohn, sein US-Gegenpart mit 65 Dollar mehr als dreimal so viel</font>.
Aufs Jahr bezogen sehen diese Zahlen noch eindrucksvoller aus. So betrÀgt das <font color="#FF0000">durchschnittliche Jahresgehalt eines IT-Ingenieurs in den USA 70.000 Dollar, in China dagegen 15.120 Dollar, in Russland 14.420 Dollar und in Indien 13.580 Dollar</font>.
Tief greifende Folgen fĂŒr die WettbewerbsfĂ€higkeit
Eins der bizarrsten Beispiele fĂŒr IT-Outsourcing findet sich im US-Bundesstaat New Jersey. Da hatte die Regierung eine private Firma mit der Betreuung von EmpfĂ€ngern von Sozialhilfe und Essensmarken beauftragt. Es stellte sich jedoch heraus, dass die FachkrĂ€fte nicht in der Landeshauptstadt Trenton saĂen, sondern - im indischen Bombay. Um dies zu vertuschen, meldeten sich einige am Telefon sogar zur Tarnung mit falschen"amerikanischen" Namen.
"Offshore-IT", warnt der Soziologe Ron Hira von der New Yorker Columbia University, könne"tief greifende Folgen fĂŒr die Amerikaner und die Zukunft der WettbewerbsfĂ€higkeit der USA" haben."Sind diese Job einmal aus dem Lande, kommen sie nie mehr zurĂŒck", sekundiert Phil Friedman, CEO der Software-Firma Computer Generated Solutions.
<font color="#FF0000">So werde dieser Trend die derzeitige Rekord-Arbeitslosigkeit in den USA nur weiter anfachen</font>."Das Problem der Arbeitslosigkeit ist fĂŒr Elektronik-, Computer- und Software-Ingenieure schon jetzt schlimmer als fĂŒr die meisten anderen", sagt Hira. In der Tat liegt die Sparten-Quote hier derzeit mit 6,5 bis 7,5 Prozent ĂŒber dem nationalen Durchschnitt.
Billigster aller Arbeitnehmer
<font color="#FF0000">Die US-Dachgewerkschaft AFL-CIO erwartet durch IT-Outsourcing"noch weit dramatischere Arbeitsplatzverluste und Gehaltserosion" als bisher</font>. <font color="#FF0000">Betroffen sei vor allem die Mittelklasse. Schon jetzt sind StundensĂ€tze fĂŒr Computer-Berater nach Erhebungen der Independent Computer Consultants Association um 10 bis 40 Prozent zurĂŒckgegangen</font> [Eigener Kommentar: Das ist ja schon richtig extrem!].
<font color="#FF0000">Inzwischen formiert sich eine aktive Protestbewegung der Betroffenen</font>. Dutzende Arbeitnehmer demonstrierten im Juni vor dem Waldorf-Astoria. Einer von ihnen war der arbeitslose IT-Ingenieur John Bauman, PrÀsident der Organization for the Rights of American Workers."Ich finde keinen Job", sagt er. <font color="#FF0000">"Es gibt keine IT-Stellen mehr - sie gehen alle an auslÀndische Arbeitnehmer." </font>
Dem Kalifornier Christopher Kenton, dessen Marketing-Firma Cymbic selbst vom Outsourcing profitiert, bleibt die"traurige Ironie" der Geschichte nicht verborgen."Viele der Job, die jetzt ins Ausland gehen, sind dieselben Jobs, die das Outsourcing-System erst ermöglicht haben", sagt er.
<font color="#FF0000">Und das sei erst der Anfang: Eines Tages, orakelt Kenton, wĂŒrden die IT-Konzerne noch weitaus mehr Stellen kĂŒrzen können, indem sie die Arbeit ganz vom Menschen auf den billigsten aller Arbeitnehmer verschöben -"den Computer". [Eigener Kommentar: So könnte es sein. Schon jetzt verlieren wir zig tausend ArbeitsplĂ€tze Monat fĂŒr Monat nur durch Rationalisierung und technischen Fortschritt wo auf der anderen Seite weniger ArbeitsplĂ€tze durch den Fortschritt entstehen.</font>
[b] Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,258269,00.html, Spiegel-Online, 23.07.2003
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