Tempranillo
06.08.2003, 19:33 |
Hans Blix:"USA begingen Bruch des Völerrechts" Thread gesperrt |
-->Hallo,
gerade gefunden:
Blix: USA beging Völkerrechtsbruch
Ex-UNO-Chefinspektor: Washington nannte keine wahren Kriegsgründe - Saddam habe keine unmittelbare Bedrohung dargestellt
Stockholm - Ungewöhnlich scharf hat der frühere UNO-Chefinspektor Hans Blix am Mittwoch das Vorgehen der US-Regierung gegen den Irak kritisiert. In einer Radiosendung des Schwedischen Rundfunks warf Blix US-Präsident George W. Bush Völkerrechtsbruch vor und zog dessen offizielle Kriegsbegründung in Zweifel.
"Ich sehe nicht, dass das Vorgehen und seine Rechtfertigung in Einklang mit der UN-Charta standen", sagte der 75 Jahre alte Schwede. Die USA hätten zudem die Autorität des Weltsicherheitsrates beschädigt. Saddam Hussein habe keine unmittelbare Bedrohung für die Nachbarstaaten des Irak oder gar die USA dargestellt.
Die Bush-Regierung müsse daher andere Gründe für die Invasion gehabt haben,"neben dem offen erklärten Ziel, Massenvernichtungswaffen zu finden und zu zerstören". Ein wichtiges Element sei mit Sicherheit das Bedürfnis der USA gewesen, nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Schlagkraft zu demonstrieren.
Abfällig äußerte sich Blix besonders über das amerikanische Verteidigungsministerium."Ich fand es befremdlich, dass diejenigen, die für ein militärisches Eingreifen waren, hundertprozentige Gewissheit über die irakischen Massenvernichtungswaffen hatten. Zugleich stellte sich heraus, dass sie null Prozent Kenntnisse darüber hatten, wo die Waffen sein sollten."
Der Sicherheitsrat hätte womöglich einer Intervention zugestimmt, sagte Blix weiter, wenn die irakische Regierung die UN-Inspektionen weiterhin verhindert hätte.
Die Waffenkontrolleure der Vereinten Nationen durften im Irak nur dreieinhalb Monate arbeiten und wurden am 18. März abgezogen - zwei Tage vor den ersten Angriffen auf Bagdad. Nach Ansicht von Blix ist es zunehmend unwahrscheinlich, dass britische oder amerikanische Truppen noch verbotene Waffen im Irak finden. Sie seien nun schon länger auf der Suche als die UN-Inspektoren, sagte Blix. (APA/AP) ENDE
Eigener Kommentar:
Darf man jetzt endlich laut sagen, daß man Bush und seine Kamarilla wie weiland andere Herrschaften unverzüglich aufhängen sollte, und daß das für den zivilisierten Teil der Menschheit ein großer Fortschritt wäre?
<ul> ~ http://derstandard.at/Text/?id=1382944&</ul>
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Tempranillo
06.08.2003, 20:22
@ Tempranillo
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Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen |
-->Hallo,
Das waren 1945 die Anklagepunkte des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals:
1. Verschwörung gegen den Weltfrieden
2. Planung, Entfesselung und Durchführung eines Angriffskrieges
3. Verbrechen und Verstöße gegen das Kriegsrecht
4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Bis auf Punkt 4 scheinen mir sämtliche Vorwürfe zutreffend.
Interessant, daß man die Seiten der Kriegsverbrecherprozesse findet, wenn man das Oberlandesgericht Nürnberg aufruft. Wer´s nicht glaubt, soll bitte den Link aktivieren.
Wer regiert eigentlich in diesem Land, in dem das Besatzungsregime von Tag zu Tag offenkundiger wird?
Volkssouveränität und Demokratie habe ich mir anders vorgestellt. Ich lerne aber jeden Tag hinzu.
Elli, noch NIEEE war der Kotz-Smiley so bitternötig wie jetzt.
Tempranillo
<ul> ~ Zum Kriegsverbrechertribunal</ul>
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Bob
06.08.2003, 21:43
@ Tempranillo
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Auf dem Bild fehlt Schacht. Freigesprochen in allen Anklagepunkten. (owT) |
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Bob
06.08.2003, 21:47
@ Bob
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Re: Nein, er ist doch da! Ganz rechts, im Nacken des GI. (owT) |
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Tempranillo
06.08.2003, 21:47
@ Bob
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Re: In der Kolumne rechts, ziemlich weit unten, findest Du ihn (owT) |
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prinz_eisenherz
06.08.2003, 22:37
@ Tempranillo
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Schon wieder ein Verschwörungstheoretiker, Spiegel übernehmen sie! |
-->>Hallo,
>gerade gefunden:
>Blix: USA beging Völkerrechtsbruch
>Ex-UNO-Chefinspektor: Washington nannte keine wahren Kriegsgründe - Saddam habe keine unmittelbare Bedrohung dargestellt
>Stockholm - Ungewöhnlich scharf hat der frühere UNO-Chefinspektor Hans Blix am Mittwoch das Vorgehen der US-Regierung gegen den Irak kritisiert. In einer Radiosendung des Schwedischen Rundfunks warf Blix US-Präsident George W. Bush Völkerrechtsbruch vor und zog dessen offizielle Kriegsbegründung in Zweifel.
>"Ich sehe nicht, dass das Vorgehen und seine Rechtfertigung in Einklang mit der UN-Charta standen", sagte der 75 Jahre alte Schwede. Die USA hätten zudem die Autorität des Weltsicherheitsrates beschädigt. Saddam Hussein habe keine unmittelbare Bedrohung für die Nachbarstaaten des Irak oder gar die USA dargestellt.
>Die Bush-Regierung müsse daher andere Gründe für die Invasion gehabt haben,"neben dem offen erklärten Ziel, Massenvernichtungswaffen zu finden und zu zerstören". Ein wichtiges Element sei mit Sicherheit das Bedürfnis der USA gewesen, nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Schlagkraft zu demonstrieren.
>Abfällig äußerte sich Blix besonders über das amerikanische Verteidigungsministerium."Ich fand es befremdlich, dass diejenigen, die für ein militärisches Eingreifen waren, hundertprozentige Gewissheit über die irakischen Massenvernichtungswaffen hatten. Zugleich stellte sich heraus, dass sie null Prozent Kenntnisse darüber hatten, wo die Waffen sein sollten."
>Der Sicherheitsrat hätte womöglich einer Intervention zugestimmt, sagte Blix weiter, wenn die irakische Regierung die UN-Inspektionen weiterhin verhindert hätte.
>Die Waffenkontrolleure der Vereinten Nationen durften im Irak nur dreieinhalb Monate arbeiten und wurden am 18. März abgezogen - zwei Tage vor den ersten Angriffen auf Bagdad. Nach Ansicht von Blix ist es zunehmend unwahrscheinlich, dass britische oder amerikanische Truppen noch verbotene Waffen im Irak finden. Sie seien nun schon länger auf der Suche als die UN-Inspektoren, sagte Blix. (APA/AP) ENDE
>Eigener Kommentar:
>Darf man jetzt endlich laut sagen, daß man Bush und seine Kamarilla wie weiland andere Herrschaften unverzüglich aufhängen sollte, und daß das für den zivilisierten Teil der Menschheit ein großer Fortschritt wäre?
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chiron
06.08.2003, 23:00
@ Tempranillo
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Re: Hans Blix:"USA begingen Bruch des Völerrechts" |
-->Hallo Tempranillo
Macht ist stärker als das Gesetz. Das betet uns Dottore fast täglich vor. Ich bin jetzt seit mehr als einem Jahr hier am Mitlesen und seit ca. 6 Monaten am Mitschreiben. Am Anfang stand ich vielen Aeusserungen seinerseits skeptisch gegenüber...inzwischen unterschreibe ich fast alles. Nur in einem Punkt bin ich mir nicht ganz sicher, habe aber wohl eine andere Auffassung als Du.
Macht wird einem gegeben. Je stärker wir Bush und seine Regierung verurteilen, desto mächtiger machen wir sie, denn Verurteilungen führen zu einer Polarisierung, welche der Ursprung für Krieg ist. Bush konnte seine Soldaten nur in den Krieg schicken, weil sie ihm glaubten, dass Saddam der"Böse" sei. Bush kann und konnte niemanden dazu zwingen, in den Krieg zu gehen. Nur der Glaube an seine Kompetenz führte dazu.
Gruss Chiron
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Cujo
06.08.2003, 23:35
@ Tempranillo
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Re: Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen |
-->>Hallo,
>Das waren 1945 die Anklagepunkte des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals:
>1. Verschwörung gegen den Weltfrieden
>2. Planung, Entfesselung und Durchführung eines Angriffskrieges
>3. Verbrechen und Verstöße gegen das Kriegsrecht
>4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
>Bis auf Punkt 4 scheinen mir sämtliche Vorwürfe zutreffend.
>Interessant, daß man die Seiten der Kriegsverbrecherprozesse findet, wenn man das Oberlandesgericht Nürnberg aufruft. Wer´s nicht glaubt, soll bitte den Link aktivieren.
>Wer regiert eigentlich in diesem Land, in dem das Besatzungsregime von Tag zu Tag offenkundiger wird?
>Volkssouveränität und Demokratie habe ich mir anders vorgestellt. Ich lerne aber jeden Tag hinzu.
>Elli, noch NIEEE war der Kotz-Smiley so bitternötig wie jetzt.
>Tempranillo
warum nicht auch punkt 4?
4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
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CRASH_GURU
06.08.2003, 23:51
@ Tempranillo
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Re: Hans Blix: - der nächste Selbstmordkandidat?? (owT) |
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Tempranillo
07.08.2003, 00:19
@ Cujo
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Re: Es würde reichen, ein Mal zu hängen |
-->Hallo Cujo,
>warum nicht auch punkt 4?
>4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Weil ich geglaubt hätte, daß dieses Delikt vor allem einen Genozid-Aspekt erfordert.
Im Netz habe ich unter dem einschlägigen Suchbegriff folgendes gefunden:
"Verbrechen gegen die Menschlichkeit, einer der vier Hauptanklagepunkte im Nürnberger Prozeß nannte als abzuurteilende Straftaten gemäß Kontrollratsgesetz Nr. 10 vom 20.12.1945: 'Mord, Ausrottung, Versklavung, Deportation oder andere unmenschliche Handlungen, begangen an irgendeiner Zivilbevölkerung vor oder während des Krieges, Verfolgung aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen', zusammengefaßt als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Eine andere, allgemeinere Definition verstand darunter Taten, die der unterschiedslosen und systematischen Zerstörung von Leben und Freiheit dienen (Urteil des Militärgerichtshofs II der USA vom 10.4.48)."
Paßt das auf den Irak-Krieg? Ich glaube nicht.
Ob dieser Punkt auf Bush und Co. anzuwenden wäre, scheint mir auch nicht so wichtig. Es würde reichen, die Verbrecher ein Mal zu hängen.
Für das blutrünstige Vokabular bitte ich um Verständnis, aber erstens gilt, oder sollte gelten,"Gleiches Recht für alle", und zweitens ist die Todesstrafe in God´s own Country nach wie vor in Gebrauch. Die Herren werden doch das, was sie auf andere jederzeit bereit sind anzuwenden, auch für sich selbst gelten lassen?
Tempranillo
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Tempranillo
07.08.2003, 00:53
@ chiron
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Re: Ist Macht gleich Recht? |
-->Hallo Chiron,
>Macht ist stärker als das Gesetz.
Und Äpfel sind runder als Birnen.[img][/img]
Darin liegt auch nicht das Problem, in der Frage wer oder was stärker ist. Wer wollte da widersprechen?
Ich meine nur, man müßte die Frage anders stellen: Schafft Macht aus sich selbst heraus schon Recht? Und da ist meine Antwort kanz klar NEIN! Macht ist Macht und Recht ist Recht. Deine und dottores Argumentation zu Ende geführt, bringt uns auf direktem Weg wieder zurück in die freie Wildbahn, zum schrankenlosen"Recht" des Stärkeren.
>Das betet uns Dottore fast täglich vor. Ich bin jetzt seit mehr als einem Jahr hier am Mitlesen und seit ca. 6 Monaten am Mitschreiben. Am Anfang stand ich vielen Aeusserungen seinerseits skeptisch gegenüber...inzwischen unterschreibe ich fast alles.
Ich unterschreibe mit. Nur gehe ich nicht so weit, aus der Tatsache, daß die Macht noch die elementarsten Rechte, etwa das auf Leben, tagtäglich ausser Kraft setzt, der Macht ihrerseits normative Kraft zuzuerkennen.
Daß etwas so ist, heißt noch lange nicht, daß wir es akzeptieren und gut heissen müssen. Wir alle werden eines Tages krank sein und sterben. Sollen wir jetzt aufhören, gegen Krankheit und Tod anzukämpfen?
>Macht wird einem gegeben.
Würde jetzt dagegenhalten und sagen, Macht wird geraubt, usurpiert in unseren Zeiten eher erschlichen. Aber ich glaube, ich weiß, was Du meinst, Machtausübung ist ohne die, teils freiwillige, teils erzwungene Unterwerfung der Beherrschten schwer vorstellbar.
>Je stärker wir Bush und seine Regierung verurteilen, desto mächtiger machen wir sie, denn Verurteilungen führen zu einer Polarisierung, welche der Ursprung für Krieg ist.
Wenn der Silberadler das liest, freut er sich bestimmt. Mir wäre diese Aussage etwas zu esoterisch angehaucht, was Du jetzt bitte nicht abwertend verstehst, ich will nur versuchen, die Unterschiede herauszubringen.
Auf der praktischen, vordergründigen, also politischen Ebene fällt es mir schwer, das widerspruchslos hinzunehmen.
Ich werde mal Deinen Satz variieren und statt Bush einen anderen Bösewicht nennen:"Je stärker wir Adolf und seine Regierung verurteilen, desto mächtiger machen wir sie..."
Dürfte durch den Ausgang von WKII mitsamt seinen Folgen, an denen noch Abergenerationen zu tragen haben werden, widerlegt sein.
Der zweite Teil"Polarisierungen führen zum Krieg" ist selbstverständlich zustimmungsfähig, nur habe ich starke Zweifel, daß die Vermeidung der Polarisierung durch fortlaufende Unterwerfungs- und Beschwichtigungsgesten eine tragfähige Lösung sein kann. Damit läßt sich vermutlich der Krieg vermeiden - selbst da wäre ich mir nicht so sicher, weil nämlich die vasallenhafte Kriecherei nichts anderes heißt als im Dienste fremder Mächte in die Schlacht zu ziehen - aber nur um den Preis der restlosen Selbstaufgabe.
Tempranillo
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chiron
07.08.2003, 01:14
@ Tempranillo
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Re: Ist Macht gleich Recht? |
-->>Hallo Chiron,
>>Macht ist stärker als das Gesetz.
>Und Äpfel sind runder als Birnen.[img][/img]
>Darin liegt auch nicht das Problem, in der Frage wer oder was stärker ist. Wer wollte da widersprechen?
>Ich meine nur, man müßte die Frage anders stellen: Schafft Macht aus sich selbst heraus schon Recht? Und da ist meine Antwort kanz klar NEIN! Macht ist Macht und Recht ist Recht. Deine und dottores Argumentation zu Ende geführt, bringt uns auf direktem Weg wieder zurück in die freie Wildbahn, zum schrankenlosen"Recht" des Stärkeren.
Nein, das führt zur Selbstverantwortung. Wir haben Krankenkassen, weil wir glauben, dass irgendein System Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen soll. Statt Krankenkassen kannst Du auch Politiker, Zentralbanken, Altersvorsorge einsetzen. Und sag jetzt bitte nicht, dass das Volk das nicht so gewollt hat. >
>>Das betet uns Dottore fast täglich vor. Ich bin jetzt seit mehr als einem Jahr hier am Mitlesen und seit ca. 6 Monaten am Mitschreiben. Am Anfang stand ich vielen Aeusserungen seinerseits skeptisch gegenüber...inzwischen unterschreibe ich fast alles.
>Ich unterschreibe mit. Nur gehe ich nicht so weit, aus der Tatsache, daß die Macht noch die elementarsten Rechte, etwa das auf Leben, tagtäglich ausser Kraft setzt, der Macht ihrerseits normative Kraft zuzuerkennen.
>Daß etwas so ist, heißt noch lange nicht, daß wir es akzeptieren und gut heissen müssen. Wir alle werden eines Tages krank sein und sterben. Sollen wir jetzt aufhören, gegen Krankheit und Tod anzukämpfen?
Nein, gerade nicht. Wir sollen uns darum kümmern und das nicht irgend jemandem überlassen. Macht entsteht durch das Abgeben der Verantwortung.
>>Macht wird einem gegeben.
>Würde jetzt dagegenhalten und sagen, Macht wird geraubt, usurpiert in unseren Zeiten eher erschlichen.
Erschleichen setzt die Dummheit des Gegenübers voraus. Jeder ist auch für sein Nicht-Wissen verantwortlich...steht schon im Gesetzbuch so.
Aber ich glaube, ich weiß, was Du meinst, Machtausübung ist ohne die, teils freiwillige, teils erzwungene Unterwerfung der Beherrschten schwer vorstellbar.
NICHT VORSTELLBAR! Der Zwang kommt immer nachdem man die Dummheit erkannt hat und sie rückgängig machen möchte.
>>Je stärker wir Bush und seine Regierung verurteilen, desto mächtiger machen wir sie, denn Verurteilungen führen zu einer Polarisierung, welche der Ursprung für Krieg ist.
>Wenn der Silberadler das liest, freut er sich bestimmt. Mir wäre diese Aussage etwas zu esoterisch angehaucht, was Du jetzt bitte nicht abwertend verstehst, ich will nur versuchen, die Unterschiede herauszubringen.
>Auf der praktischen, vordergründigen, also politischen Ebene fällt es mir schwer, das widerspruchslos hinzunehmen.
>Ich werde mal Deinen Satz variieren und statt Bush einen anderen Bösewicht nennen:"Je stärker wir Adolf und seine Regierung verurteilen, desto mächtiger machen wir sie..."
>Dürfte durch den Ausgang von WKII mitsamt seinen Folgen, an denen noch Abergenerationen zu tragen haben werden, widerlegt sein.
Nein, der Krieg hätte nicht stattgefunden, wenn das Volk nicht auf Hitlers Polarisierungen eingegangen wäre...Oder hat Hitler irgendjemanden persönlich umgebracht? Judenhasser gibt es auch heute, nur steigt das Volk nicht darauf ein.
>Der zweite Teil"Polarisierungen führen zum Krieg" ist selbstverständlich zustimmungsfähig, nur habe ich starke Zweifel, daß die Vermeidung der Polarisierung durch fortlaufende Unterwerfungs- und Beschwichtigungsgesten eine tragfähige Lösung sein kann.
Vermeidung von Polarisierung und Unterwerfung hat nichts miteinander zu tun!
Wenn niemand auf eine Polarisierung einsteigt, wer geht dann in den Krieg? Hass oder eben Polarisierung ist doch die Grundvoraussetzung.
Damit läßt sich vermutlich der Krieg vermeiden - selbst da wäre ich mir nicht so sicher, weil nämlich die vasallenhafte Kriecherei nichts anderes heißt als im Dienste fremder Mächte in die Schlacht zu ziehen - aber nur um den Preis der restlosen Selbstaufgabe.
Wer kriecht, unterschätzt seine Stärke.
>Tempranillo
Gruss Chiron
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Baldur der Ketzer
07.08.2003, 01:35
@ Tempranillo
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Re: Ist Macht gleich Recht? |
-->Hallo, Tempranillo und Chiron,
>Schafft Macht aus sich selbst heraus schon Recht? Macht ist Macht und Recht ist Recht. Deine und dottores Argumentation zu Ende geführt, bringt uns auf direktem Weg wieder zurück in die freie Wildbahn, zum schrankenlosen"Recht" des Stärkeren.
vielleicht wäre das fairer als das Kasperltheater, das wir jetzt haben, nämlich ein Volk, in dessen Namen Recht gesprochen wird, das ansonsten per definitionem aber nicht existent ist, nur eine Bevölkerung. Dazu der unsägliche sogenannte Gesetzgeber, über dessen Bewertung ich mich besser nicht auslasse - ihr könnt Euch meine Meinung sicher denken......Da wird Unsinn im Namen anderer legitimiert, statt im echten Namen des Auftraggebers...
>
>> Nur gehe ich nicht so weit, aus der Tatsache, daß die Macht noch die elementarsten Rechte, etwa das auf Leben, tagtäglich ausser Kraft setzt, der Macht ihrerseits normative Kraft zuzuerkennen.
Das kodifizierte Recht, die Landesgesetze, bei uns samt EU-Erbrochenes, hat dann keine normative Kraft mehr, wenn es getrost von vernünftigen leuten anhand eines beliebigen Beispiels als abstrus und geisteskrank verspottet werden kann und es zudem nicht mehr als dieses Gespött verdient.
Dann lieber eine berechenbare Macht (a Watschn, mit Chance auf Revanche), als die Illusion, in geordneten Verhältnissen zu leben.
>Daß etwas so ist, heißt noch lange nicht, daß wir es akzeptieren und gut heissen müssen. Wir alle werden eines Tages krank sein und sterben. Sollen wir jetzt aufhören, gegen Krankheit und Tod anzukämpfen?
Manchmal kann dies segensreicher sein, als den Kampf um des Kampfes willen zu fechten
>>Macht wird einem gegeben.
>Würde jetzt dagegenhalten und sagen, Macht wird geraubt, usurpiert in unseren Zeiten eher erschlichen. Aber ich glaube, ich weiß, was Du meinst, Machtausübung ist ohne die, teils freiwillige, teils erzwungene Unterwerfung der Beherrschten schwer vorstellbar.
das geht im kleinen los, in dem vor Wahlen praktisch jeder schömpft und mosert, aber niemand wählt Protest außer Baldur und ein paar anderen wenigen.....also kanns so schlömm doch nicht sein, odr, hä?.....
>Der zweite Teil"Polarisierungen führen zum Krieg" ist selbstverständlich zustimmungsfähig, nur habe ich starke Zweifel, daß die Vermeidung der Polarisierung durch fortlaufende Unterwerfungs- und Beschwichtigungsgesten eine tragfähige Lösung sein kann. Damit läßt sich vermutlich der Krieg vermeiden - selbst da wäre ich mir nicht so sicher, weil nämlich die vasallenhafte Kriecherei nichts anderes heißt als im Dienste fremder Mächte in die Schlacht zu ziehen - aber nur um den Preis der restlosen Selbstaufgabe.
Grandios. Danke!
Fast immer ist schleimige Duldung von als falsch beurteiltem Geschehen durch Duckmäusertum verheerender, zumindest ist es niederträchtiger und verabscheuenswürdiger, als 1) einerseits sogenanntes feiges Verpissen oder 2) andererseits renitente Dickschädeligkeit bzw. fühlbarer Widerstand.
wenn die illegitime ordnungswidrige Macht zu stark wird, bietet sich Variante 1 als erträglicher an, weil man es abwarten kann, bis das Krebsgeschwür den Wirt selbst und sich damit gleichzeitig ebenso getötet hat.
Wie neulich beim Berlusconi-Beispiel ausgeführt, denke ich, daß zuviel Recht-Lastigkeit dazu führen kann, den Blick für die Realität zu verlieren, die sich eben empirisch nicht nach Recht richtet, sondern nach Macht.
Zuviel schöngeistige Abwägung ist bei gnadenlosen Gewaltverbrechern ohne Gewissen fehl am Platz, einfach unangemessen.
Dann ist ein recht-lastiges gemeinwesen irgendwann unfähig geworden, sich gegen eine entschlossene Fraktion der Macht durchzusetzen, der Ausgang liegt auf der Hand (Türken vor Wien?).
Das höchste Sittengesetz, Du sollst nicht töten, versagt dann eklatant, Betschwester setzt.
Man muß also immer auf dem Teppich der faktischen Zwänge bleiben. Und dazu gehört auch eine gewisse Portion Pragmatismus, in Bayern flapsig die bayerische Art genannt, die immerhin den Sinn erfüllt und ERfolge vorweist im Vergleich zu Abwägungsländern, die dann immer die 1.-Mai-Kreuzbergrandale abkriegen........
Immer mit Maß. In alle Richtungen.
Beste Grüße vom Baldur
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Uwe
07.08.2003, 01:36
@ Tempranillo
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Re: Ist Macht gleich Recht? |
-->Hallo, Tempranillo,
Du lenkst gleich zum Beginn Deiner Ausführung das Thema auf die wichtige Frage: "...man müßte die Frage anders stellen: Schafft Macht aus sich selbst heraus schon Recht?". Für dich beantwortest Du diese Frage mit Nein.
Doch wenn ich dann die Begründung lese, warum Du ein Ja ablehnst, nämlich weil dies,"zu Ende gedacht, uns auf den direktem Weg wieder zurück in die freie Wildbahn, zum schrankenlosen"Recht" des Stärkeren" bringen würde, lieferst Du m.E. genau den Grund wie Recht entstanden ist. Recht sei hier im Sinne von juristischem und/oder von instutionellem Recht gemeint.
Gegenseitige Verflechtungen könnten außerhalb eines Rechts praktikable Formen des Zusammenlebens ermöglichen, wenn es das Recht nicht gibt. Sobald es Recht gibt, um ein urbanes Leben zu ermöglichen/zu gewährleisten, wird dieses Recht ausgebaut wohl nicht von Teilen, die nicht die Macht haben. Von diesem Ansatz her, meine ich, das das ausufernde Recht, hinter dem die Macht steht, den Staat (den Status der Bevölkerung) ausnutzt und zerstört.
Gruß,
Uwe
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trixh0
07.08.2003, 02:00
@ Tempranillo
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Re: Es würde reichen, ein Mal zu hängen |
-->Moin, moin
> Die Herren werden doch das, was sie auf andere jederzeit > bereit sind anzuwenden, auch für sich selbst gelten lassen?
Sicher?
Gruss Jens
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Silberfuchs
07.08.2003, 02:16
@ CRASH_GURU
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Re: Hans Blix: - sammelt emsig Punkte für sein goldebnes Buch... (owT) |
-->
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stocksorcerer
07.08.2003, 08:31
@ Tempranillo
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Hallo Tempranillo, i |
-->Echt klasse, dass Blix die Dinge benennt. Er hätte das bloß viel früher tun müssen. Vermutlich fühlte er sich zu dem Zeitpunkt damals noch zu unsicher oder zu ängstlich. Wer weiß das schon.
Was mich beunruhigt ist, dass sich in den USA die von der Administration"ermutigten" und vom Volk"selbst verordneten" Knebel immer enger werden.
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Sshhhh, someone may hear you exercising free speech
Is free speech the latest casualty of the war in Iraq?
Date published: 8/3/2003
THESE ARE troubling times for Americans who cherish their freedom.
A few days ago, a public official called me over to his car to discuss his displeasure with the war in Iraq and the way the Bush administration is handling the nation's economy. This well-respected man would talk only from his vehicle, saying he was fearful of criticizing the president or his policies in public.
Before our conversation ended, the man told me of other public officials who also are fearful of speaking out."You have to be careful what you say in public these days," he added.
I instinctively looked around to see if anyone was hiding in the gathering twilight. For a moment, I felt like I was in Nazi Germany or the Soviet Union under Joseph Stalin. Never did I think I would live to see the day when an honest man was afraid to speak his mind on political issues in America.
These days, it happens all the time. For the first time in my life, I see concerned Americans who are afraid to criticize Washington.
Almost daily, someone informs me that he is scared of openly expressing his views. Even those who do dare to speak out do so in hushed tones, fearful of what ears might overhear.
In the politically charged atmosphere that exists in America today, having the wrong person hear criticism of the government can lead to trouble.
That became evident recently when an entertainer who innocently joked that President Bush had"chicken legs" was banned from performing further at Borders Books and Music in Fredericksburg.
Again, this seems to be a story from behind the Iron Curtain. But it happened right here in Fredericksburg. We are past the point where we can even joke openly.
America is now living the AM radio talk-show mentality. Those who would give the government unlimited powers are having a field day, and they never fail to try and intimidate those who would argue that our rights are being stolen away.
Not since the Joseph McCarthy communist witch hunts of the early 1950s have Americans been so afraid of speaking out. Now, as in those troubling days, criticism of the government is viewed as anti-American.
During the preparation for and America's actual invasion of Iraq there were newspaper columnists who were fired because they dared write critical essays on the political situation. Others had columns censored by editors. Even the press is not immune to political pressure.
We try to tell ourselves that America is not heading where we think it is heading. Then we look at the front page of the July 24 Free Lance-Star and see a photo of a screaming U.S. soldier prepared to blow away an unarmed Iraqi civilian who allegedly tried to flee a battle zone.
This one single photo explains why the rest of the world hates us. This is the portrait of love we send to the people of other nations.
Two days later, government officials proudly display gruesome photos showing the dead bodies of two of Saddam Hussein's sons. It is a grisly scene right out of the Middle Ages, and I am amazed that the two men were not beheaded and their heads hung on posts in Baghdad to rot.
We suddenly begin to wonder whether we might be looking down the barrel of a government gun if we continue to question Washington's actions and policies. It could happen, as it has in hundreds of other countries over the course of history.
As the Iraqi people vent their anger against the American invasion and our soldiers become little more than targets, those in Washington play the blame game concerning the claims of weapons of mass destruction that abounded before the invasion.
If the military situation in Iraq is reminiscent of Vietnam, the shifting of responsibility for WMD claims reeks of Watergate. Everybody did it, nobody did it and if we keep shifting the blame everyone will get confused and the whole issue will go away. Where are Woodward and Bernstein when we need them?
In the middle of all this finger-pointing, former United Nations weapons inspector David Kelly, at the center of a WMD leak controversy, has turned up dead. Early reports say he was a victim of suicide, but no matter how he died, the British citizen is now silenced forever.
Iraq, it seems, is an unhealthy issue for everyone.
Meanwhile, the American economy remains in disarray, the jobless rate is at a 10-year high and consumer confidence, according to the last poll, is falling sharply.
A $334 billion federal government surplus that was forecast two years ago has turned into a $455 billion deficit. That doesn't even take into account the money we will spend doing whatever it is we are now doing in Iraq.
At least we are still allowed to talk about the economy in public. Perhaps Washington feels that if our minds are on our financial troubles, we will forget that American boys are being killed in Iraq.
If all this weren't disconcerting enough, Republicans are accused of calling the police on Democrats during a July 18 House Ways and Means Committee altercation. Reportedly, free speech was at the center of the controversy.
Those of us who value our American rights are worried, and rightly so. We are fast becoming a closed society in which what you say can get you into big trouble, where intimidation and fear are governmental bywords.
If we are not allowed to speak out, to voice our political opinions without fear of retribution, then our fight against world oppression is already lost. We have become what we set out to destroy.
Ask the singer who joked about"chicken legs."
DONNIE JOHNSTON covers the Culpeper area for The Free Lance-Star. Write him at The Free Lance-Star, 616 Amelia St., Fredericksburg, Va. 22401; or by fax at 540/373-8455.
Date published: 8/3/2003
http://www.freelancestar.com/News/FLS/2003/082003/08032003/1053101
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Du fragst:
Darf man jetzt endlich laut sagen, daß man Bush und seine Kamarilla wie weiland andere Herrschaften unverzüglich aufhängen sollte, und daß das für den zivilisierten Teil der Menschheit ein großer Fortschritt wäre?
Das ist die Frage. Ich denke da auch sofort an Kelly oder an Flugzeugabstürze mit Bush-Gegnern an Bord. Ich denke aber auch, dass in Amerika längst die Phase eingesetzt hat, bei der das Versteckspiel aufhört. Man kann ja längst Dinge zugeben, weil man nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Die Machtfülle der Administration hat einen Grat erreicht, die selbst die politische, demokratische Opposision in seichtes Fahrwasser zwingt. Die Regierung kann zunehmend machen, was sie will, und gleichzeitig wird der Bürger nach einer ihm aufgezwungenen Rollenerwartung immer leiser und kleinlauter. Und das ausgerechnet in einem vermeintlich demokratischen Land, dass mit seinem riesigen Militärapparat die ganze Welt im Clinch hält.
winkääää
stocksorcerer
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dottore
07.08.2003, 10:19
@ Uwe
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Re: Ist Macht gleich Recht? |
-->Hi,
das Machtphänomen ist in der Tat das Medusenhaupt der Geschichte.
Dazu:
>Gegenseitige Verflechtungen könnten außerhalb eines Rechts praktikable Formen des Zusammenlebens ermöglichen, wenn es das Recht nicht gibt.
Zustimmung. Allerdings nur in ziemlich kleinen Zirkeln. Dort, wo man aus Erfahrung weiß, dass man aufeinander angewiesen ist (Stamm, Familie). Daher auch die Sehnsucht nach einem"Zusammengehörigkeitsgefühl", wenn die Zeiten eindunkeln (Teamwork, Firma als"Familie", Mannschaftssport wie Fussball kommt gerade jetzt wieder groß raus, usw.).
>Sobald es Recht gibt, um ein urbanes Leben zu ermöglichen/zu gewährleisten, wird dieses Recht ausgebaut wohl nicht von Teilen, die nicht die Macht haben.
Wichtiger Hinweis. Die"Urbanität" war früher ein Vertigungsphänomen (gegen die Macht"draußen", daher Mauern, Bürgerrecht,"civis Romanus sum"-Phänomen, auch noch"Ich bin ein Berliner"). Heute ist das beliebig geworden, das"städtiche" Gefühl ist nur noch ein"Lebensgefühl", nicht mehr ein aus der Defensiv-Position erwachsenes - die Stadtkämmerer jaulen, Frau Roth vorneweg, und den Bürgern der Kommunen, die ausgeplündert dastehen, kümmert's kaum.
Fast alle"Heilslehren", auch in der Ã-konomie, appellieren an"Zusamengehörigkeitsgefühle" ("Wir sind doch Kollegen", usw.) und die richten sich gegen"Mächtige". Der Marxismus geht auch noch davon aus, dass es"eigentlich" ohnehin zur Aufgabe der Macht durch die Kapitalisten kommen müssen, weil sie a) per"Gesetzmäßigkeit" untergehen und b) auch noch in der Minderheit sind.
Heilslehren müssen ohnehin Erfolg versprechen und das Beste ist, dazu an die Mehrheit zu appellieren (warum lassen sich so viele vom"Zinskapital" ausbeuten?) oder die Erfüllung der Träume in die mit Sicherheit eintreffende Zukunft zu verlagern (Ankunft des"Messias", des"Heilers", second coming of Christ, usw.) und, um das Warten abzukürzen, aufs"Jenseits", wo dann per"Jüngstem Gericht" endlich die Mehrheit zum Zuge kommt.
>Von diesem Ansatz her, meine ich, das das ausufernde Recht, hinter dem die Macht steht, den Staat (den Status der Bevölkerung) ausnutzt und zerstört.
Genau so ist es. Das immer und durchgehend existierende"Recht des Stärkeren" wird wird ganz einfach zum"Recht aller" (auf Solidarität, Umverteilung, Arbeit, usw.) umfunktioniert. Gesetz türmt sich auf Gesetz. Es ist wie eine Zwiebel und im Kern hockt immer das Selbe - der bewaffnete Zwang.
On top dann: Das haben doch alle gewollt, sie haben doch so gewählt, usw.
Recht ist immer ein Macht-Derivat. Auf ein"Entmächtigungsgesetz" (der Macht) werden wir für immer warten. Sorry for that.
Gruß! |
R.Deutsch
07.08.2003, 12:10
@ dottore
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Die Mächtigen kochen auch nur mit Wasser |
-->
Warum sind Staaten wie die DDR oder die Sowjetunion sehr rasch untergegangen, obwohl sie uneingeschränkt über alle modernen Machtmittel auf ihrem Territorium verfügten?
Gewiss - ihre Führer waren wohl nicht die Allerschlausten, aber es hatte immerhin genügt, um an die Macht zu kommen. Doch dann zeigte sich, dass die eben nicht schlau genug waren, die Macht zu halten. Offenbar genügt Macht alleine nicht, auch einen blühenden, machtvollen Staat zu erzeugen. Dazu gehört eben vielfältiges Wissen, wie man die freiwillige oder gar begeisterte Kooperation der Bürger erhält. Herrschaftswissen (Unterdrückung) und das Wissen darum, wie man einen mächtigen Staat organisiert, sind zwei verschiedene Dinge. Das vielfältige Wissen einer arbeitsteiligen Gesellschaft können sich die Mächtigen allenfalls anmaßen (einbilden) aber es steht ihnen nicht zur Verfügung, wenn sie nicht eine freiwillige Gesellschaft organisieren. Um ein konkretes Beispiel zu nehmen.
Der Staat kann zwar bestimmen, was gesetzliches Zahlungsmittel sein soll, aber er muss dann mit den Folgen seiner Entscheidung leben, die durch die Anpassung der Bevölkerung an diese Entscheidung sich entwickeln. An entscheidender Stelle legen die Mächtigen durch Anmaßung von Wissen die Saat für ihren eigenen Untergang aus. Durch Abschaffung des Eigentums und aller Eigeninitiative haben die sozialistischen Staaten die Saat für ihren eigenen Untergang gelegt.
Mit der Durchsetzung des Dollar als ungedeckter Weltleitwährung hat Amerika die Saat für den Untergang des Dollar und der Macht Amerikas gelegt. Die Entscheidung, jetzt durch einen inszenierten Krieg der Kulturen die Macht Amerikas zu erhalten, ist die typische Anmaßung von Führungswissen, die schon viele Mächtige in den Untergang geführt hat.
Amerika kann diesen Kampf der Kulturen nicht gewinnen. Nicht nur, weil es keine Kultur hat, sondern weil auch eine Kampfreligion fehlt und diese nicht auf die Schnelle von Hollywood erzeugt werden kann.
Was will ich damit sagen? Napoleon hat zum ersten Mal im großen Stil die sog. Volksseele mobilisiert. Es haben nicht mehr Söldner für die Mächtigen gegen Bezahlung gekämpft sondern alle Franzosen freiwillig für die Idee der Grande Nation - ohne Bezahlung. Das hat ungeheure Kräfte freigesetzt, mit denen Napoleon ganz Europa unterwerfen konnte. Den gleichen billigen Trick haben dann Hitler und Stalin angewandt.
Amerika will jetzt wieder mit Söldnern gegen Bezahlung für Mächtige kämpfen lassen. Wie soll das gehen? Bei den Soldaten im Irak handelt es sich ja überwiegend um Arbeitslose, die wegen der Bezahlung zur Armee gegangen sind. Ihnen ist nur schwer zu erklären, wofür sie auf Dauer bei 45 Grad im Irak mit Begeisterung kämpfen sollen. Anders als bei den Irakern, dürfte ihnen ihre Religion kaum eine Hilfe sein. Die amerikanischen Religionssekten sind als business entwickelt worden. Das Geschäft besteht darin, Gläubige zur Zahlung von Beiträgen zu veranlassen und nicht der Stammeshorde unter Einsatz des eigenen Lebens zum Überleben zu verhelfen, wie es Zweck der orientalischen Kampfreligionen (Offenbarungsreligionen) war. Ich glaube nicht, dass man den Amerikanern auf Dauer erzählen kann, sie müssten für die Wiederkehr des Messias kämpfen. (aber vielleicht irre ich mich da:-))
Kurz - Macht als bloße Unterdrückungsmaschine funktioniert nicht. Wenn es der Macht nicht gelingt, die freiwillige oder gar begeistere Kooperation der Massen zu erreichen, ist sie zum Untergang verurteilt. Das ist die (kleine) Chance der Freiheit. Wir sind nicht so ohnmächtig wie dottore uns suggerieren will. Ein mächtiger Staat ist heute ohne freiwillige Kooperation nicht mehr zu machen. Schlampig inszenierte WTC Anschläge werden die Kooperation nicht lange tragen können.
Ja - der Staat hat die Macht Abgaben festzulegen - aber jetzt bleiben die Zahlungen aus - die Bürger melden Konkurs an und nun? Was macht die Macht? Sie muss Steuern senken und mühsam versuchen, die Bürger wieder zur Kooperation zu bewegen, sonst droht ihr Untergang, wie in der DDR und der Sowjetunion.
Gruß
RD
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dottore
07.08.2003, 14:42
@ R.Deutsch
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Re: Der Traum vom"mächtigen Staat" - autsch! |
-->>Warum sind Staaten wie die DDR oder die Sowjetunion sehr rasch untergegangen, obwohl sie uneingeschränkt über alle modernen Machtmittel auf ihrem Territorium verfügten?
Weil es mächtigere Staaten gab. Die SU wurde totgerüstet und das wars. Hätte es nur die SU gegeben (Alleinweltstaat): Sie gäbs immer noch.
>Gewiss - ihre Führer waren wohl nicht die Allerschlausten, aber es hatte immerhin genügt, um an die Macht zu kommen.
Damals waren Lenin, Trotzky und die Roten stärker als die Weißen.
>Doch dann zeigte sich, dass die eben nicht schlau genug waren, die Macht zu halten. Offenbar genügt Macht alleine nicht, auch einen blühenden, machtvollen Staat zu erzeugen.
Wie Tilly in seinem brillanten Buch zeigt, hat die Macht dazu gelernt: Sie tut alles, um das Maximale aus den Untertanen herauszukitzeln (die dies ganz toll finden, jedenfalls jene, die zunächst was von dem Prozess haben). Das führt zu den bekannten Ungleichgewichten, Verrentung, usw. und der Staat schmiert just so ab wie aktuell.
Es gibt keinen"blühenden" Staat auf Dauer und es hat einen solchen noch nie gegeben.
>Dazu gehört eben vielfältiges Wissen, wie man die freiwillige oder gar begeisterte Kooperation der Bürger erhält.
Soll ich weinen oder lachen? BEGEISTERT?
>Herrschaftswissen (Unterdrückung) und das Wissen darum, wie man einen mächtigen Staat organisiert, sind zwei verschiedene Dinge.
Jeder Staat ist immer nur so mächtig wie seine Verschuldungsfähigkeit. Geht diese nieder - AUS!
>Das vielfältige Wissen einer arbeitsteiligen Gesellschaft können sich die Mächtigen allenfalls anmaßen (einbilden) aber es steht ihnen nicht zur Verfügung, wenn sie nicht eine freiwillige Gesellschaft organisieren.
Das mit der"freiwilligen" Gesellschaft kaufe ich nicht ab. Das beginnt doch schon damit, dass niemand freiwillig dieser Gesellschaft beitreten oder sie verlassen kann. Er muss immer irgendeiner dieser Gesellschaften angehören.
>Um ein konkretes Beispiel zu nehmen.
>Der Staat kann zwar bestimmen, was gesetzliches Zahlungsmittel sein soll, aber er muss dann mit den Folgen seiner Entscheidung leben, die durch die Anpassung der Bevölkerung an diese Entscheidung sich entwickeln.
Die Bevölkerung muss sich anpassen: Sie muss in GZ als erstes schon mal die Steuern zahlen.
>An entscheidender Stelle legen die Mächtigen durch Anmaßung von Wissen die Saat für ihren eigenen Untergang aus.
Sie sind viel schlauer geworden. Aber selbst wenns so wäre: Dann kommen andere Mächtige (die Macht bleibt immer und wartet nur darauf, bestiegen zu werden), die etwas schlauer sind. Mächtige gehen unter, aber die Macht selbst NIEMALS.
>Durch Abschaffung des Eigentums und aller Eigeninitiative haben die sozialistischen Staaten die Saat für ihren eigenen Untergang gelegt.
Schon richtig. Nur: Sind diese Territorien heute"machtfreie Zonen"?
>Mit der Durchsetzung des Dollar als ungedeckter Weltleitwährung hat Amerika die Saat für den Untergang des Dollar und der Macht Amerikas gelegt.
Das hat mit dem Dollar oder wie dat Dingen heißt gar nichts zu tun. Amerika geht unter, wenn es nicht mehr glaubhaft auf künftige Zwangsabgaben ziehen kann. Worauf die lauten, ist völlig wurscht.
>Die Entscheidung, jetzt durch einen inszenierten Krieg der Kulturen die Macht Amerikas zu erhalten, ist die typische Anmaßung von Führungswissen, die schon viele Mächtige in den Untergang geführt hat.
Solche Schlußphasen können sich sehr lange hinziehen, siehe den Untergang anderer Weltreiche / Weltmächte.
>Amerika kann diesen Kampf der Kulturen nicht gewinnen. Nicht nur, weil es keine Kultur hat, sondern weil auch eine Kampfreligion fehlt und diese nicht auf die Schnelle von Hollywood erzeugt werden kann.
Ob Kampfeswille besteht oder nicht, wirst Du am Kurs der US-Govs ablesen. Und an sonst garnichts.
>Was will ich damit sagen? Napoleon hat zum ersten Mal im großen Stil die sog. Volksseele mobilisiert. Es haben nicht mehr Söldner für die Mächtigen gegen Bezahlung gekämpft sondern alle Franzosen freiwillig für die Idee der Grande Nation - ohne Bezahlung. Das hat ungeheure Kräfte freigesetzt, mit denen Napoleon ganz Europa unterwerfen konnte. Den gleichen billigen Trick haben dann Hitler und Stalin angewandt.
Trick hin, Trick her, mal funktionierts, zumindest über Zeit, mal nicht.
>Amerika will jetzt wieder mit Söldnern gegen Bezahlung für Mächtige kämpfen lassen. Wie soll das gehen?
Indem sie gekauft werden. Der Söldner ist der älteste Beruf der Welt.
>Bei den Soldaten im Irak handelt es sich ja überwiegend um Arbeitslose, die wegen der Bezahlung zur Armee gegangen sind. Ihnen ist nur schwer zu erklären, wofür sie auf Dauer bei 45 Grad im Irak mit Begeisterung kämpfen sollen. Anders als bei den Irakern, dürfte ihnen ihre Religion kaum eine Hilfe sein. Die amerikanischen Religionssekten sind als business entwickelt worden. Das Geschäft besteht darin, Gläubige zur Zahlung von Beiträgen zu veranlassen und nicht der Stammeshorde unter Einsatz des eigenen Lebens zum Überleben zu verhelfen, wie es Zweck der orientalischen Kampfreligionen (Offenbarungsreligionen) war. Ich glaube nicht, dass man den Amerikanern auf Dauer erzählen kann, sie müssten für die Wiederkehr des Messias kämpfen. (aber vielleicht irre ich mich da:-))
>Kurz - Macht als bloße Unterdrückungsmaschine funktioniert nicht.
Die Macht unterdrückt nicht, sie ist das Mittel zur Unterdrückung.
>Wenn es der Macht nicht gelingt, die freiwillige oder gar begeistere Kooperation der Massen zu erreichen, ist sie zum Untergang verurteilt.
Die jeweils Mächtigen, jene"in charge". Aber dann kommen halt andere. Um es à la Pareto auszudrücken:
Es gibt die Persistenz des Aggregats (MACHT). Und den Kreislauf der Eliten (jeweilige MACHTHALTER).
>Das ist die (kleine) Chance der Freiheit. Wir sind nicht so ohnmächtig wie dottore uns suggerieren will.
Freiheit vs. Macht. Also Nicht-Macht vs. Macht. Also Ohnmacht vs. Macht. Es gibt nur Macht oder Nicht-Macht. Ein bischen weniger Nicht-Macht ("so ohnmächtig sind wir doch nicht...") gibt es nicht. Es gibt nur Machthalter in spe, die kommen und immer mehr von der Macht (Persistenz!) ergreifen und jene, die Machthalter in actu, die immer mehr davon verlieren.
>Ein mächtiger Staat ist heute ohne freiwillige Kooperation nicht mehr zu machen.
Na, das fehlt noch. Der Appell der Vereinigten Staatsoberhäupter der Welt, die"Bürger" sollten endlich freiwillig kooperieren (mit dem"Staat", der Steuerfahndung, den Bombarderos, Geheimdiensten, usw. usw.), damit dieser endlich wieder"mächtig" wird.
Dein Traum vom mächtigen Staat (autsch!) hat Dich entlarvt.
>Schlampig inszenierte WTC Anschläge werden die Kooperation nicht lange tragen können.
>Ja - der Staat hat die Macht Abgaben festzulegen - aber jetzt bleiben die Zahlungen aus - die Bürger melden Konkurs an und nun? Was macht die Macht? Sie muss Steuern senken und mühsam versuchen, die Bürger wieder zur Kooperation zu bewegen, sonst droht ihr Untergang, wie in der DDR und der Sowjetunion.
Na der kommt sowieso. Ob wir nun so intensiv mit dem Staat kooperieren (autsch!), dass wir schon jetzt alles Gut & Geld ablegen und - kooperationsbereit wie wir sind - an den Staat transferieren oder erst später, spielt da keine Rolle.
Gruß!
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wiwo
07.08.2003, 15:49
@ dottore
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Was denn nun: Äpfel oder Birnen? |
-->Hi dottore,
bin schon einigermaßen erstaunt über den Diskussionsverlauf zw. Deutsch und Dir. Ist das nun Mangel an intellektueller Redlichkeit oder fällt Dir tatsächlich nicht auf, dass ihr zwar über das Gleiche, nicht aber über Dasselbe sprecht?
Deinem Vorredner ging es doch wohl eindeutig um"Machterhaltungsstrategien". Und da äußert er durchaus kluge Gedanken, wie ich finde. Natürlich sind hier Kategorien wie das"Legitimitätsprinzip" oder das"Loyalitätsprinzip" nicht nur relevant sondern unabdingbar (eben im Sinne des Machterhalts).
Schwuppdiwupp transponierst Du nun aber deinerseits das Anliegen von R. Deutsch auf eine völlig andere Ebene und dozierst wacker über das Thema"Macht an sich". Und, natürlich auch hier: kluge, stimmige Gedanken, wie ich finde.
Was aber soll der künstlich konstruierte Gegensatz zu deinem"Widerpart"? Ich vermag beim besten Willen keinen sachlich begründeten Widerspruch zu erkennen.
Nichts für ungut, aber schärfere Begrifflichkeiten und sauber abgegrenzte Themenbereiche wären mitunter zielführender als intellektuelles Geplänkel.
Sonnige Grüße
wiwo
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dottore
07.08.2003, 19:09
@ wiwo
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Re: Was denn nun: Äpfel oder Birnen? |
-->>Hi dottore,
>bin schon einigermaßen erstaunt über den Diskussionsverlauf zw. Deutsch und Dir. Ist das nun Mangel an intellektueller Redlichkeit oder fällt Dir tatsächlich nicht auf, dass ihr zwar über das Gleiche, nicht aber über Dasselbe sprecht?
Hi wiwo,
manchmal fällt einem das erst während der Diskussion auf. Sorry.
Um es nochmals ganz klar und unmissverständlich zu formulieren, was mein Punkt ist:
Macht ist einfach da (so etwas wie"Nicht-Macht" gibt es nicht) und nicht weiter zu bewerten - weder mit"gut" noch mit"böse". Die Macht fällt immer einem oder mehreren Machthaltern zu. Das Ausüben von Macht ist die produktivste Form des Wirtschaftens: Input = Waffe, Output = Leistung anderer.
Output/Input nur zu maximieren, ist für die jeweiligen Machthalter riskant. Sie müssen also optimieren. Besser z.B. Privat- statt Staatseigentum, freie statt regulierte Märkte, usw.
Das alles löst das Grundproblem nicht: Kosten für Input fallen früher an als Output anfallen kann ("Erst Steuern, dann Einkommen").
Auch Verschiebungen im Output-Bereich helfen nicht ("Umverteilung" usw.). Dito"Zuschüsse" zur Outputerstellung bzw. deren Beginn (Subventionen aller Art).
Jeder Machthalter (jede Macht-Clique usw.) scheitert auf Dauer daran, dass er (sie) auf den Output ziehen muss, bevor der erscheint (Schulden).
Problem unlösbar. Der offene Ausbruch lässt sich immer nur vertagen, z.B. das Stretching in derzeitigen Demokratie.
R.Deutsch und viele andere (ich früher selbstverständlich auch) waren / sind der Ansicht, es gäbe Lösungen (liberale, libertäre, minimalistic-government-Modelle usw.). Dass dort brillant argumentiert und formuliert wird (Rand, Nozick, Ben Friedman, Buchanan, usw. siehe aktuell Timothy Roth, Diskussion oben im Sonder-Forum, usw.), wird überhaupt nicht bestritten.
Nur leider: Jede Form der Machterhaltung und der Machtbegrenzung reitet die Nummer tiefer in die Grütze. Die eine erst schnell, dann langsam, die andere erst langsam, dann schnell.
Gelobe Besserung + grüße!
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