le chat
29.10.2000, 19:52 |
Lieferung in geschriebene Optionen. Frage an die Experten im Board. Thread gesperrt |
Hi Freunde,
seit langer Zeit beschäftigen mich die aufgelaufenen Optionspositionen
auf Gold die überall diskutiert werden. Bisher dachte ich immer eine
offene Position im Gold hat nur zwei Möglichkeiten entweder sie
verfällt oder es musss geliefert werden. Nun werden aber seit 20.3.2000
auslaufende Goldoptionen an der Amsterdam Exchange nicht mehr in physischen
Gold sondern in Bargeld beglichen. Diese Meldung habe ich eigentlich schon
lange gelesen aber offensichtlich nicht richtig begriffen.
Dies scheint nun aber die Krux zu sein warum der Goldpreis nicht steigt.
Wenn ich eine Option eingehe und dann letztendlich diese Ware nicht liefern
muss kann sich doch auch über Angebot und Nachfrage keine Auswirkung auf
Goldpreis ergeben. Die berühmte Shortpanik kann überhaupt nicht entstehen
und diese Spiel geht solange weiter bis irgendwann aus dem physischen Markt Angebot und Nachfrage den Preis verändern. Das bedeutet im Klartext die
Höhe der Shortpositonen der Banken etc. ist völlig schnurzpiepegal solange
in Bargeld ausgeglichen werden kann. Es kann also lustig verkauft werden
der Preis kann völlig den Bach runter gehen. Es ist null Risiko vorhanden
solange die breite Masse der Goldfans Optionen kauft und kein physisches
Gold oder eventuell die Produzenten den Nacschub verknappen wie die Opec.
Sehe ich hier etwas falsch? Wer hat noch eine Idee dazu?
Gruss
le chat
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Sascha
29.10.2000, 20:57
@ le chat
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An die Experten |
Hallo le chat!
Wenn das stimmen würde, so müßte es ja tatsächlich nicht zu dieser oft Goldpreisexplosion aufgrund der gigantischen Shortpositionen im Goldmarkt kommen. Wo liegt mein Denkfehler?
le chat, meinst Du die EOE-Goldoptionen an der Amsterdamer Börse?
Gruß
<font color="#0000FF"> Sascha </font>
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le chat
29.10.2000, 21:09
@ Sascha
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Re: An die Experten |
> Hallo le chat!
> Wenn das stimmen würde, so müßte es ja tatsächlich nicht zu dieser oft Goldpreisexplosion aufgrund der gigantischen Shortpositionen im Goldmarkt kommen. Wo liegt mein Denkfehler?
>le chat, meinst Du die EOE-Goldoptionen an der Amsterdamer Börse?
> Gruß
> <font color="#0000FF"> Sascha </font>
Hallo Sascha
es ist offensichlich kein Denkfehler, die meisten Deriwate haben auf Grund
des Geldausgleichs null Effekt auf den Basispreis. Es ist, wie ich schon
oft gepostet habe, für die beteiligten Bank eine Lizenz zu Gelddrucken.
Nichts weiter. Die Banken verdienen sich dumm und dämlich an jeder
verkauften Option. Welche Sorte auch immer, Hauptsache lt. Bedingungen
ist Barausgleich möglich.
Jedenfalls solange wie auf dem physischen Markt nicht etwas passiert
was das Gleichgewicht von Angebot und Nachfage verändert.
gruss
le chat
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Sascha
29.10.2000, 22:56
@ le chat
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An die Goldbugs, Albrecht, dottore und alle anderen Experten hier... |
Hallo!
In den letzten Stunden ist hier die Diskussion aufgeflammt, inwieweit bestehende Short-Positionen im Goldmarkt (Futures, Optionen usw. usw.) im Falle eines Falles per Barausgleich bedient werden können. JüKü hat vermutet, daß dies bei Futures nicht geht. Ich selbst weiß es nicht. Aber es wäre sehr interessant der Sache mal nachzugehen.
> Die Banken verdienen sich dumm und dämlich an jeder > verkauften Option. Welche Sorte auch immer, Hauptsache lt. Bedingungen > ist Barausgleich möglich.
Wäre ein Großteil der Shortpositionen im"Katastrophenfall" tatsächlich mit Barausgleich bedienbar so hätten viele Banken gar nicht das Risiko mit den katastrophalen Folgen über das wir im Forum schon oft diskutiert haben. Vielleicht steht das mit dem Barausgleich tatsächlich bei vielen Emittenten von Optionsscheinen in den Bedingungen.
<font color="#FF0000"> Wer weiß hier mehr??? </font>
Gruß
<font color="#0000FF"> Sascha </font>
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Albrecht
29.10.2000, 23:16
@ Sascha
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Re: An die Goldbugs, Albrecht, dottore und alle anderen Experten hier... |
> Wäre ein Großteil der Shortpositionen im"Katastrophenfall" tatsächlich mit Barausgleich bedienbar so hätten viele Banken gar nicht das Risiko mit den katastrophalen Folgen über das wir im Forum schon oft diskutiert haben. Vielleicht steht das mit dem Barausgleich tatsächlich bei vielen Emittenten von Optionsscheinen in den Bedingungen.
> <font color="#FF0000"> Wer weiß hier mehr??? </font>
> Gruß
> <font color="#0000FF"> Sascha </font>
Hallo Sascha,
im Falle von Goldoptionsscheinen wird es mit Sicherheit zu einem Barausgleich kommen (aus bekannten Gründen).
Hier ein Auszug aus den Optionsscheinbedingungen der Deutschen Bank:
2.2. Ausstattungsmerkmale und preisbestimmende Faktoren
Grundlegendes Ausstattungsmerkmal eines Optionsscheins ist der Basiswert. Neben den schon angesprochenen Aktienoptionsscheinen gibt es noch andere Arten von Basiswerten. Bei Basket-Optionsscheinen
werden mehrere Aktien in einen Korb gepackt und ein Optionsrecht darauf ausgegeben. Index-Optionsscheine können sich auf alle gängigen Indizes (DAX, MDAX, CDAX, etc.), Devisen-Optionsscheine auf
verschiedene Währungen beziehen. Zins-Optionsscheine richten sich auf den Kurs einer Anleihe, also auf steigende oder fallende Zinsen.
Der Basispreis beziffert den Preis, zu dem das dem Optionsschein zugrundeliegende Basisinstrument gekauft bzw. verkauft werden kann.
Die Laufzeit ist der Zeitraum vom Tag der Begebung des Optionsscheins bis zu dem Tag, an dem das Optionsrecht erlischt und der Schein wertlos wird. Das Bezugsverhältnis legt die Einheiten des Basiswerts
fest, die der Inhaber des Optionsscheins durch Ausübung der Option kaufen bzw. verkaufen kann. Ein Bezugsverhältnis von 1:5 bedeutet zum Beispiel, daß mit einem Optionsschein fünf Aktien bezogen werden
können, ein Verhältnis von 5:1 heißt, daß fünf Optionsscheine für den Bezug einer Aktie nötig sind.
WICHTIG!!!!!!!!!!
Bei Ausübung der Option kann statt des Bezugs/Verkaufs des Basiswerts auch ein Barausgleich stattfinden (cash settlement). Der Differenzbetrag zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswerts und dem Basispreis
wird bar ausgezahlt. Erfolgt ein Barausgleich, ist dies in den Emissionsbedingungen festgelegt. Ein Barausgleich findet auch immer dann statt, wenn eine Übertragung des Basiswerts nicht möglich ist, wie zum
Beispiel bei Indexoptionsscheinen.
Der Preis eines Optionsscheins wird von mehreren Faktoren bestimmt, wobei diese Faktoren auf das Wertverhalten von Calls und Puts meistens unterschiedliche Wirkungen haben. Aussagen zum Einfluß der
Faktoren gelten immer ceteris paribus, also unter der Bedingung, daß bei Betrachtung eines Faktors alle anderen gleich bleiben.
Laufzeit und Volatilität haben auf den Preis eines Call den gleichen Einfluß wie auf einen Put. Je länger die Laufzeit, desto wertvoller ist der Optionsschein, da vorteilhafte Kursentwicklungen um so
wahrscheinlicher sind. Die Volatilität ist ein Maß für die Schwankungsbreite des Bezugswerts. Die leicht zu ermittelnde historische Volatilität ist die Grundlage für eine daraus abzuleitende zukünftig erwartete
Volatilität. Die Annahmen über die Höhe dieser impliziten Volatilität schlagen sich im Preis des Optionsscheins nieder. Je höher die implizite Volatilität ist, desto höher ist auch der Optionsscheinpreis, da die
Chance, daß das Kursziel erreicht wird, steigt. Dies gilt für Call und Put gleichermaßen.
Bei allen anderen Faktoren verhalten sich Call und Put in bezug auf ihren Wert in genau entgegengesetzter Weise. Je höher der Kurs des Basiswerts ist, desto höher ist der Wert eines Call, da die Gewinnchancen
steigen. Beim Put dagegen erhöht ein niedriger Kurs des Basiswerts den Wert des Put. Daraus abzuleitenden ist der Einfluß von Dividendenzahlungen bei Aktienoptionsscheinen, denn diese führen zu einer
Reduktion des Kurses. Je höher die Aktiendividende ist, desto geringer der Wert eines Call und desto höher der eines Put. Ähnliches gilt für die Höhe des Basispreises: je niedriger dieser ist, um so höher der Preis
des Call und um so niedriger der des Put. Weiterhin Einfluß auf den Optionspreis haben die Höhe der Zinsen: je höher der Zinssatz, desto höher der Wert des Call. Der Wert des Put fällt hingegen bei steigenden
Zinsen, da der Barwert potentieller Gewinne, die durch eine Ausübung des Put entstehen könnten, sinkt.
Diese Faktoren dienen zur Orientierung der Marktteilnehmer bei der Preisbildung. Preise werden jedoch auch bei Optionsscheinen durch das allgemeine Angebot und die Nachfrage bestimmt.
Gruß
Albrecht
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Sascha
30.10.2000, 01:20
@ Albrecht
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An Alle, v.a. dottore und Albrecht - Barausgleich, Short-Positionen bei Gold |
Hallo Albrecht!
Danke für die sehr ausführlichen Infos mit dem Barausgleich (cash settlement). Weißt Du auch noch wie das mit Goldfutures aussieht?
Weiß jemand ob die gigantischen Short-Positionen hauptsächlich auf Futures, auf Optionen... bestehen?
Gruß
<font color="#0000FF"> Sascha </font>
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Diogenes
30.10.2000, 18:24
@ Sascha
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Re: An die Goldbugs - Goldshorts sind nur kleine (Gold)fische - Gruselstund |
> Wäre ein Großteil der Shortpositionen im"Katastrophenfall" tatsächlich mit Barausgleich bedienbar so hätten viele Banken gar nicht das Risiko mit den katastrophalen Folgen über das wir im Forum schon oft diskutiert haben. Vielleicht steht das mit dem Barausgleich tatsächlich bei vielen Emittenten von Optionsscheinen in den Bedingungen.
> <font color="#FF0000"> Wer weiß hier mehr??? </font>
> Gruß
> <font color="#0000FF"> Sascha </font>
Hi Sascha,
Für die katastrophalen Folgen brauchen wir die Goldshorts gar nicht. Es sind weltweit Derivate aus allen Bereichen zu einem Nominale von ca. 70-100 Billionen Dollar(deutsche Billionen nicht englische) offen. Diese muß irgend jemand deltahedgen.
Deltahedging folgt dem Trend (=kaufen bei steigenden Kursen, verkaufen bei fallenden), daher mein Verdacht, daß die gestiegene Volatilität auf den Märkten von den Derivaten herrührt. Die Voraussetuzung für das Funktionieren des Black-Scholes Modell sind Kontinuität (= keine aprupten Kurssprünge) und Liquidität des Marktes - wehe, wenn diese nicht gegeben sind.
Szenario: bei fallenden Kursen, werden von den hedgern Papiere verkauft, wodurch die Kurse weiter fallen, wodurch noch mehr Pariere verkauft werden müssen,...
Die Kurse sinken immer schneller (Kurssprünge, keine Kontinuität mehr, Voraussetzung 1 adieu!) -> immer weniger wollen noch kaufen -> der Markt wird illiquid (Voraussetzung 2 auch futsch) -> freier Fall, lauter Knall -> alle Stillhalter mit Schieflagen in Milliardenhöhe. Die Grenze zwischen"too big to fail" und"too big to catch" ist schmal, besonders wenn auch noch auf Kredit spekuliert wird.
DAS ist die wahre Bombe, die Goldshorts sind das kleinere Problem, LCTM war da nur ein kleines Licht.
Ironie daran: Was zur Begrenzung des Kursrisikos gedacht wurde, wird selber zum Risiko für Kurse & Märkte.
Grüße
Diogenes
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