Ricoletto
30.10.2000, 09:48 |
Theorie, wieso sich die Geschichte nicht wiederholt (ich will nicht hetzen!) Thread gesperrt |
Also, ich betone es, bis ich aufgrund einer klar erkennbaren Erkenntnissteigerung mehr Selbstbewußtsein für solche Diskussionen habe, immer wieder. Ich beschäftige mich erst seit relativ kurzer Zeit mit dem"Marktgeschen" außerhalb der Zockergilde (ich dachte eben auch nur an das schnelle Reichwerden an den Börsen - bis es PENG gemacht hat)
Aber was mir so durch meinen recht großen Schädel schwirrte, war folgendes:
Können wir das Anwachsen der Derivateprodukte in den exotischsten Formen, die stärkere Verquickung von day/shortterm- und longterm-trades in der heutigen Form, die Erhöhung der Risikobereitschaft der"Billionen-Erbengemeinschaft" und der exponential explodierten Superreichen sowie durch"vermeintliche Verbesserung der Informationsmöglichkeiten" (obwohl filtern, aufnehmen, verarbeiten und bewerten nicht mehr möglich sind - m. E. zumindest mit einem normalen menschlichen Gehirn!) mit geschichtlichen Entwicklungen vor dem 29er Crash oder wegen mir auch anderen crash's vergleichen.
Bin für Eure Kritik gern zu haben ;-)
R.
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Bernd Niquet
30.10.2000, 10:40
@ Ricoletto
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Geschichte kann sich gar nicht wiederholen |
Lieber Ricoletto,
als trockener Theoretiker kann ich dazu nur sagen: Wenn wir wissen könnten, dass Geschichte sich wiederholt, dann müssten wir heute bereits wissen können, was wir offensichtlich erst morgen wissen können. Und das ist offensichtlich unmöglich.
Die Unfälle von 1929, 1987 etc. wirken natürlich auf unsere Entscheidungen ein. Doch in welcher Richtung? Grundsätzlich denke ich, dass die Fundamentalien der Börse sich im Zeitablauf nicht großartig ändern (Einkommensverteilung ist schon immer ungerecht, hohe Margins in beide Richtungen gibt es schon immer etc.) Neu ist immer nur die Reaktion der Masse. Wobei es glücklicherweise nur drei Richtungen gibt. Süden, Norden, Osten. Das vereinfacht die Sache natürlich kolossal. Denn nach Westen ist noch nie ein Kurs gegangen.
Mit den besten Grüßen
BN
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JüKü
30.10.2000, 11:09
@ Bernd Niquet
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Re: Geschichte kann sich gar nicht wiederholen / Und Frage an Bernd Niquet |
>Lieber Ricoletto,
>als trockener Theoretiker kann ich dazu nur sagen: Wenn wir wissen könnten, dass Geschichte sich wiederholt, dann müssten wir heute bereits wissen können, was wir offensichtlich erst morgen wissen können. Und das ist offensichtlich unmöglich.
>Die Unfälle von 1929, 1987 etc. wirken natürlich auf unsere Entscheidungen ein. Doch in welcher Richtung? Grundsätzlich denke ich, dass die Fundamentalien der Börse sich im Zeitablauf nicht großartig ändern (Einkommensverteilung ist schon immer ungerecht, hohe Margins in beide Richtungen gibt es schon immer etc.) Neu ist immer nur die Reaktion der Masse. Wobei es glücklicherweise nur drei Richtungen gibt. Süden, Norden, Osten. Das vereinfacht die Sache natürlich kolossal. Denn nach Westen ist noch nie ein Kurs gegangen.
>Mit den besten Grüßen
>BN
Hallo Bernd,
ich muss - natürlich - in ein paar Punkten widersprechen.
~ Die Einkommensverteilung mag schon immer subjektiv ungerecht gewesen sein, aber man sollte doch besser mit Zahlen aufwarten. Die Kluft zwischen den"oberen 20 %" und den"unteren 20 %" war nie höher als heute; ähnlich war es Ende der 20er Jahre. Weitere Beispiele hier: clickme
~ Die"Unfälle von 1929, 1987 etc." waren keine Unfälle, sondern logische Konsequenz der voran gegangenen Entwicklungen!
~ Deinen Hinweis mit den Reaktionen der Masse finde ich klasse, denn das ist der Kern der Sache!
~ Natürlich wissen wir nicht genau, WIE und WANN etwas eintritt, aber die Abfolge von Wirtschafts- und Börsenzyklen war immer die gleiche (Infla, Disinfla, Finanzhausse, Baisse - dazu hat dottore noch und nöcher Beispiele geliefert). Uns so lange es Menschen mit Emotionen gibt, wird sich das nicht ändern.
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Und jetzt noch meine konkrete Frage an dich: Bist du grundsätzlich bereit, bei einem"Elliott-Treffen" (vermutlich nächstes Frühjahr) einen kleinen Vortrag aus deinem unerschöpflichen Repertoire zu halten? Würde mich, und alle, sehr freuen.
Dottore und Herr Deutsch haben ebenfalls schon JA gesagt.
Gruß,
Jürgen
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Bernd Niquet
30.10.2000, 11:29
@ JüKü
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Antworten |
Lieber Jükü,
deine Widersprüche können natürlich ebenfalls nicht unwidersprochen bleiben, deswegen los:
>Die Einkommensverteilung mag schon immer subjektiv ungerecht gewesen sein, aber man sollte doch besser mit Zahlen aufwarten. Die Kluft zwischen den"oberen 20 %" und den"unteren 20 %" war nie höher als heute; ähnlich war es Ende der 20er Jahre. Weitere Beispiele hier: clickme
Das entspricht auch exakt meinem Wissensstand und erfüllt mich mit großer Sorge. Doch andererseits kann man daraus, glaube ich, nichts in Hinsicht auf die zukünftige Marktentwicklung schließen.
> ~ Die"Unfälle von 1929, 1987 etc." waren keine Unfälle, sondern logische Konsequenz der voran gegangenen Entwicklungen!
Nein, hier bin ich völlig anderer Meinung. Es gibt keine historische Logik und es gibt auch keine Gesetze im Geschichtsablauf. Hinterher sieht alles natürlich immer so aus. Doch das verführt nur. Warum hat es denn in folgenden Jahren keine Crashs gegeben 1926, 1927, 1928, 1991, 1992, 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1999 um nur einige zu nennen?
> ~ Deinen Hinweis mit den Reaktionen der Masse finde ich klasse, denn das ist der Kern der Sache! > ~ Natürlich wissen wir nicht genau, WIE und WANN etwas eintritt, aber die Abfolge von Wirtschafts- und Börsenzyklen war immer die gleiche (Infla, Disinfla, Finanzhausse, Baisse - dazu hat dottore noch und nöcher Beispiele geliefert). Uns so lange es Menschen mit Emotionen gibt, wird sich das nicht ändern.
Eines können wir hier ganz sicher konstatieren: Der letzte Akt scheint sich wie Kaugummi zu ziehen, denn bereits seit Anfang der 80er Jahre reden wir davon. Das ist jetzt zwanzig Jahre her. Natürlich kann es jetzt eine Krise geben. Es kann aber auch sein, dass das nicht passiert.
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>Und jetzt noch meine konkrete Frage an dich: Bist du grundsätzlich bereit, bei einem"Elliott-Treffen" (vermutlich nächstes Frühjahr) einen kleinen Vortrag aus deinem unerschöpflichen Repertoire zu halten? Würde mich, und alle, sehr freuen.
Ja, natürlich, vielen Dank für die Einladung. Ich nehme dankend an!
Viele Grüße
BN
>Dottore und Herr Deutsch haben ebenfalls schon JA gesagt.
>Gruß,
>Jürgen[/b]
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R.Deutsch
30.10.2000, 12:22
@ Ricoletto
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natürlich wiederholt sich die Geschichte |
es läßt sich nachweisen, daß nahezu alle großen Wirtschaftskrisen letztlich auf die Produktion von Falschgeld zurückgehen. Die Tricks, mit denen Falschgeld produziert wird, sind zwar immer raffinierter geworden, aber am Grundprinzip hat sich seit 2000 Jahren kaum etwas geändert (Gelderzeugung ohne Leistung). Also wird auch die jetzt anstehende Falschgeldkrise genauso ablaufen wie alle vorangehenden - Hyperinflation mit anschliesendem Neubeginn.
Gruß
R.Deutsch
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