LOMITAS
09.09.2003, 12:16 |
frge an dottore Thread gesperrt |
-->hallo dottor,
iss nur ne kleine frage.
Also dax nach oben und anleihen gecrasht. was die banken und versicherungen - wenn sie denn am tiefpunkt gekauft haben statt ihr tafelsilber zu verscherbeln - beim dax gewonnen haben haben sie noch mehr bei den anleihen verloren. trotdem werden sie von den analos gepusht. streng genommen müssten sie WENIGER als im märz in den taschen haben ( ohne personalabbau usw. ) smit müsste im nächsten quartalsbericht die ganze schoose platzen??
apropo blanker, auf kante genähter hans. der hat doch auch den großteil der staatschulden auf den kurzen terminen umgeswitcht. das müsste ihm doch jetzt das kreuz brechen? ist damit nicht sein haushalt 2003 und der von 04 für`n arsch???? überschlägig berechnet ergibt sich daraus eine stramme 4,7% im defizit für 2003.
LOMITAS
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ocjm
09.09.2003, 14:00
@ LOMITAS
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Re: 09. September 2003 12:16:04 - LOMITAS |
-->ich bin zwar nicht dottore, aber erlaube mir hierzu meine gedanken darzulegen
>hallo dottor,
>iss nur ne kleine frage.
>Also dax nach oben und anleihen gecrasht. was die banken und versicherungen - wenn sie denn am tiefpunkt gekauft haben statt ihr tafelsilber zu verscherbeln - beim dax gewonnen haben haben sie noch mehr bei den anleihen verloren. trotdem werden sie von den analos gepusht. streng genommen müssten sie WENIGER als im märz in den taschen haben ( ohne personalabbau usw. ) smit müsste im nächsten quartalsbericht die ganze schoose platzen??
also die sache sehe ich grundsätzlich anders.
durch die internationalen bilanzierungsvorschriften haben die gesellschaften heute die möglichkeit, die wertansätze auf mittlere sicht zu verschleiern.
grundsätzlich sehe ich aber den ausstieg der versicherungen aus dem aktienmarkt als indiz, dass die märkte ihren boden noch nicht gefunden haben.
aktuell hat die assekuranz heute eine größere liquidität und ist voraussichtlich nicht mehr gezwungen, sich von ihren industrie-beteiligungen zu trennen.
dies gilt aber nur so lange, wie der immobilienmarkt relativ stabil bleibt.
>apropo blanker, auf kante genähter hans. der hat doch auch den großteil der staatschulden auf den kurzen terminen umgeswitcht. das müsste ihm doch jetzt das kreuz brechen? ist damit nicht sein haushalt 2003 und der von 04 für`n arsch???? überschlägig berechnet ergibt sich daraus eine stramme 4,7% im defizit für 2003.
>LOMITAS
das der blanke hans blank ist wissen wir doch nicht erst seit monaten.
die genannten zahlen sind doch nur die offiziellen.
zählt man auch noch die verbindlichkeiten von staatseigenen unternehmen wie kfw, bahn, post, telekom usw. dazu, dann sollte eine 6 vor dem komma stehen.
otto
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dottore
09.09.2003, 14:56
@ LOMITAS
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Re: Aktien, Anleihen, usw. - wer gewinnt, wer verliert? Interessant! |
-->Hi Lomitas,
die blanken Fakten (Stand Juno bzw. April):
1. Festverzinsliche inl. Emittenten Umlauf: 2 564 Mrd €. - Banken halten 996. Beide Male nominal.
2. Aktienumlauf (Kurswert!): 739 Mrd. - Banken halten (inkl. Investmentzertifikate): 178.
Demnach würde 10 % Kurs runter bei Rentenwerten, die stark haussiert waren, einen größeren Verlust ("auf dem Papier", da Niederstwertprinzip) als 10 % Gewinn bei Aktien bedeuten (dort sind die Kurswerte in der Statistik, wie die Papiere in den Bilanzen stehen, weiß niemand, ich jedenfalls nicht).
Tief bei den Aktien war - logo - im März mit 589, was bis Ende Juno (also noch ohne die erfreulichen Monate Juli u. August) schon mal insgesamt 150 Mrd. € mehr gebracht hat (auf die 739). Die Banken hatten (da sie flexibler bilanzieren können) im März 174 stehen. Summa: Die Banken haben sich in der Tendenz verbessert.
3. Interessanter wird es bei den Wertpapierfonds. Deren Vermögen bildet die aktuelle Kurslage besser ab.
Aktien: 196 (März: 169). Von inländischen Emittenten übrigens nur 52 (40,1).
Schuldverschreibungen: 402 (383), was bedeutet, dass aufgrund der Rentenhausse und wohl auch wg. Käufen in die Hausse hinein zugelegt wurde.
Nehmen wir bei den Aktien ein Plus seit März von im Schnitt 30 %, dann sind dort Vermögensgewinne von ca. 60 Mrd. entstanden.
Da bei den Festverzinslichen in den Fonds (Geldmarktpapiere lassen wir der Einfachheit halber weg) seit Juni von den 402 wohl ca. 30 Mrd. wieder weg sind (Währungskursverluste bzw. -gewinne lassen sich kaum ausrechnen) haben sich die Fonds, die insgesamt (Juno) 661 unter ihren Fittichen hatten, wohl (Zu- und Abflüsse natürlich nicht gerechnet) um netto 30 Mrd. verbessert und sollten insgesamt um ca. 5 % zugelegt haben.
4. Bei den Anleihen der öffentlichen Hand ist's sehr kompliziert, durchzusteigen.
Schuldarten (Ende 02) von den 1 277:
- U-Schätze: 31
- Oblis: 204
- Bobls: 137
- Schätze: 18
- Anleihen: 456
- Banken: 404
- Rest Sonstiges
Im Juno waren insgesamt 23 537 Mio fällig
Nach Laufzeiten:
Bis 1 Jahr: 4,7
2 - 3: 6,3
4 - 5: 6,4
7 - 8: 2,5
9 - 10: 1,1
10 - 15: 2,1
Rest dazwischen gemixt.
Im Juno begab die öff. Hand 23 545 Mio Anleihen (passt fast genau zu obiger Fälligkeitszahl = Es wurde aufgeschuldet).
Dies allerdings zu günstigeren Sätzen, da 6,3 Mrd unter 3 %, 6,8 zu 3 bis 3,25 %, 2 zu 3,25 bis 3,5 %, weitere 2 von 3,75 bis 4 %, 4,6 waren Nullkupon-Anleihen, was auf ein kluges Schuldenmanagement schließen lässt - allerdings schätze ich (zumal weitere 5 Mrd. nicht nach %-Sätzen aufgegliedert waren), dass Deine Vermutung, es wurde aus lang kurz gemacht durchaus zutreffen sollte.
Dass sich das bei (irgendwann wieder) steigenden Zinssätzen rächen muss, liegt auf der Hand.
Und noch etwas, da wir gerade beim Juno sind: Dort entdecke ich 350 Mio als neu aufgenommene "nicht in Euro denominierte Anleihen" der deutschen öff. Hand und im Mai (so Juli-Bericht) auch schon 480 Mio, und im April 811 Mio. (weiteres habe ich nicht nachgeschaut).
Das heißt: Die öff. Hände (wer?) legen doch auf Nicht-Landeswährung lautende Schulden auf, was mir - sorry for that! - gänzlich neu ist.
Die gesamte Position ist - wie ich weiter sehe - unter"sonstigen Darlehen" versteckt, die sich insgesamt Ultimo 02 auf 18,6 Mrd. (01: 13) belaufen.
Wir sind also auch in ausländischer Währung verschuldet (hoffentlich geht's mit dem Euro-Kurs gut), wenn auch nur im Bereich von ca. 1 bis 1,5 % der gesamten öffentlichen Verschuldung. Ein Aha-Effekt, immerhin!
Der Anfang wäre also gemacht. Mal sehen, wie es weitergeht.
Lehre: Den Einfallsreichtum des um seine finanzielle Existenz ringenden Staates darf man weder unterschätzen noch ihn jemals aus den Augen lassen.
Gruß!
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chiron
09.09.2003, 15:07
@ dottore
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@Dottore |
-->>[b]Das heißt: Die öff. Hände (wer?) legen doch auf Nicht-Landeswährung lautende Schulden auf, was mir - sorry for that! - gänzlich neu ist.
Hallo Dottore
In CHF gibt es ausstehende Anleihen von Bundesländer(n). Present ist mir gerade eine Anleihe von Baden-Württemberg. Falls KfW auch in dieses Segment gehört, davon gibt es gleich mehrere ausstehende Anleihen seit ein paar Jahren, früher auch von der Deutschen Ausgleichsbank.
Gruss Chiron
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Theo Stuss
09.09.2003, 16:12
@ dottore
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Re: Infla, Defla, also zur Zeit völlig offen? Zinsen vielleicht nach Norden? |
-->Höhere Zinsen wären nur mit Infla zu verkraften. Hohe Zinsen bei Defla wären die absolute Katastrophe.
Gleichzeitig könnte die Immo-Blase auf höherem Zinsniveau vor dem Platzen bewahrt werden.
Gold müsste dann auch in Euro abheben.
Dottore, meinen Sie denn wirklich, dass die bei der EZB so blöd sind und kennen ihren Inflationshebel nicht, den Sie in deren Bilanz entdeckt haben?
Ich kraule mir mein bartloses Kinn.
Theo
P.S.:
Gerade habe ich mit einem Freund aus Zypern telefoniert, der bei Endress & Hauser arbeitet. In den vergangenen Jahren hat der sich jeden Mist aufschwatzen lassen.
Jetzt rede ich ihm von Gold und Silber und ich renne offene Türen ein. Er will sofort bei der DreBa 30 Silberbarren ordern. Warum auf einmal so hektisch? Ja ganz einfach, weil die Hühnerhof-Analüsten davon zu quatschen anfangen. Auf einmal kann er gar nicht schnell genug Minenaktien ordern.
Ich fing an zu bremsen,"erst mal Goldseiten lesen pipapo,...informiere dich...frag' nach den Hedge-Büchern der Minen und ob die überhaupt ordentlich bilanziert sind, siehe Barrick...", aber alles vergeblich.
Wahrscheinlich rennt der so wild dahin, weil er eine Möglichkeit sucht seine Verluste, die von Dot.com herrühren, auszugleichen. Ob das man gut geht? Wenn es auf einmal"Minen, Minen, Minen" aus allen Hörnern blasen wird, wie wird das laufen?
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dottore
09.09.2003, 18:47
@ Theo Stuss
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Re: Ach geh! Notenbänker sind"illustre Trottel" (Franz Pick, Gold-Guru) |
-->>Höhere Zinsen wären nur mit Infla zu verkraften. Hohe Zinsen bei Defla wären die absolute Katastrophe.
Zinsen macht der Markt, der die Kurse für Papiere macht - sonst niemand.
>Gleichzeitig könnte die Immo-Blase auf höherem Zinsniveau vor dem Platzen bewahrt werden.
Nochmals: Es gibt niemanden, der Zinsen"machen" kann.
>Gold müsste dann auch in Euro abheben.
Müsste, könnte, würde, sollte. Ich weiß.
>Dottore, meinen Sie denn wirklich, dass die bei der EZB so blöd sind und kennen ihren Inflationshebel nicht, den Sie in deren Bilanz entdeckt haben?
Sie kannten ihn doch selber nicht, wie ich mir erlaubt hatte mitzuteilen. Alle halten Notenbänker für unheimlich schlau. Manche sehen sie sogar als gigantische Strategen, wie ich vorhin lesen durfte (Werner). Andere denken sogar, es seien geniale Verschwörer.
Ich nicht.*)
Gruß!
*) Beim kursorischen Nachzählen bin ich auf ca. 20 gekommen, die ich in längeren Gesprächen persönlich erleben durfte. Gesamthaft (Ausnahmen behalte ich für mich) stockkonservative Trottel, siehe schon Franz Pick. Derzeit jammern sie sich gegenseitig vor, ob sie überhaupt"Gewinne" an ihre Finanzminister abliefern werden und wie sehr sie dann von"ihren" Finanzministern zusammengestaucht werden. Mann, einer saß mir gerade erst vor 4 Wochen gegenüber. Der wusste weder, dass die"Ausgleichsforderung" fällig wird, wann das EZB-Fenster auf ist, wie hoch der Münzgewinn durch die Neuprägung entfällt, wenn 1-Euro-Noten kommen und was eine zum ZB-Satz verzinsliche Mindestreserve überhaupt soll.
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