-->Achtung - langes Posting - Leser die keine Zeit haben, bitte übersehen ;)
Dieter - Du schreibst:
"...seit ca. 35 Jahren kenne ich diese Stundenkontingente, wobei es durchaus vorkommt daß mal 400 Stunden zu Gunsten des Mitarbeiters oder der Firma zu Buche schlagen, das ganze bei geringer Fluktuation...."
Nur dass es sicher festgestellt wird: natürlich ist es so, daß in einer guter Firma mit einem gutem, nicht zerstörten Arbeitsklima die Mitarbeiter
gewillt sind, sich mit dem Chef zu verständigen. Es gibt aber zwei Sorten von Unternehmern - und leider wird so ein Modell wie Du es zeigst und womöglich bei Dir auch funktioniert - nicht unbedingt auf Mercedes/VW übertragbar sein.
In der Hnsicht muß Differenzierung ganz groß geschrieben werden, Dieter. Solange zwischenmenschliche Kontakte zwischen Chef und Belegschaft in Ordnung sind, ist sehr Vieles möglich.
Ob allerdings in Großunternehmen auf die humane Arbeitsweise noch einigermaßen
geachtet wird, das kann ich Dir definitv verneinen. VW ist die einzige Firma
als Großunternehmen die mir zu seiner Zeit positiv aufgefallen ist (allerdings nur Teilbereiche).
Alle anderen die ich direkt oder indirekt kennengelernt habe, haben als Firmenmodelle völlig zerstörtes Unternehmensdialog. Das nur als Anmerkung.
Es gibt durchaus Unternehmen die auf diesen Dialog wert legen, und da ist die Kompromissbereitschaft natürlich nicht nur vorgespielt.
"...Es wird 1x pro Jahr abgerechnet, muß aber nicht ausgeglichen werden (Saldo kann beliebig vorgetragen werden, es sei denn der Arbeitnehmer wünscht eine Abrechnung). Das ganze funktioniert ohne schriftliche Verträge darüber..."
Einer meiner ehemaligen Angestellten, erzählte mir daß in der Firma in der er davor gearbeitet hat, Überstunden von seinem Abteilungsleiter, am Ende der Woche unterschrieben werden mußten, damit sie überhaupt zur Auszahlung kommen (oder auf das Stundenkonto). Das Unternehmen beschäftigte insgesamt
20 Leute. 10 in der Produktion, 3 Produktentwickler, 7 Leute zu mehr weniger Kaffee kochen. Und sie kamen offenbar damit nicht klar dieser Stunden unbürokratisch abzurechnen (Zettelwirtschaft, Person die unterschreiben hat am Freitag um 12 Uhr Schluß gehabt, es gab extrem viel Streit deswegen, mitunter auch Leistungsverweigerung.
"...alles läuft nach Treu und Glauben per Handschlag zumal es ohnehin keine schriftlichen Arbeitsverträge gibt. Ich kenne es nur so, wie ich es beschrieben hatte...."
Ich kann nur von Erfahrungen der letzten 12-14 Jahren sprechen - wovon die letzten vor etwa 7 Jahren zu Ende gingen. Seit dieser Zeit hat sich vieles abrupt geändert, es herrscht Mobbing, zum Teil auch noch Unterdrückung und
psychische Vernichtung der Nerven der Belegschaft.
Wenn ich heute mal den Siemens Spinner höre, wie er sich denn das vorstellt,
frage ich mich - welche neue Drogen auf dem Markt es zu kaufen gibt. Natürlich ist das Ziel der Unternehmen die Arbeitskostenverbilligung - aber ich kann nur unendlich oft meine Meinung betonen: wer tatsächlich glaubt, er erreiche mit Lohnkostensenkung die Gewinnschwelle, ohne gleichzeitiger Mehrbeschäftigung,
der irrt und das gewaltig. Es gibt paar Ausnahmen, zum Beispiel während einer Aufschwungsphase. Die führenden Zeitungen erzählen dann einem - die Unternehmen haben die sozialistischen Zöpfe abgeschnitten, und machen plötzlich wieder Gewinne.
es handelt sich hierbei nur um sehr kurzfristige, manchmal kaum tatsächlich messbaren Erfolge, die als Indikator dafür angesehen werden, daß was heute offenbar von erfolg gekrönt ist, morgen noch mehr Erfolg bringen wird. Am besten wird es eben durch die Insolvenzzahlen belegt. Möglicherweise ein anderes Thema hat aber schon sehr wohl was damit zu tun.
Daß aber genau das Gegenteil davon eher wahrscheinlich ist, werde ich noch zu späteren
Zeitpunkt darlegen.
Wir kommen nicht darum herum heute richtig zu rechnen und längere Geschäftsperioden zu betrachten, und anbei die steuerliche Belastung und Entwicklung auf Unternehmensentwicklung zur Rate zu ziehen, um den tatsächlichen Erfolg dieser Maßnahmen zu beziffern.
Der Arbeitsplatzabbau in Deutschland beträgt seit 1994 etwa 30.000 Stellen
pro Monat. Dieser Vorgang ist offensichtlich nicht gestoppt worden, weder durch Kohl, noch durch Schröder. Gleichzeitig stiegen die Erwartungen der Regierung in Hinblick auf Steuern und Abgaben (man möge nur insgesamt prüfen, wo der Rentenbeitragssatz heute ist und wo er vor 10 Jahren war). Oder steuerliche Belastung. Ohne der Schaffung von neuen Stellen ist es gänzlich auszuschließen, daß diese Abgaben jemals eine Chance haben werden gesenkt zu werden.
Es wird auch nichts nützen mehr Verantwortung auf die Bürger und Arbeiter abzuwälzen, oder auch ihre Lohneinbußen hinzunehmen, was denen gekürzt wird
holt die Regierung durch Einführung von Extrabelastungen (Bürgerversicherung,
Autobahngebühren, Solizuschlag, Schwachsinnsabgabe, Heirats- und Kinderpflegesteuer, Spritsteuer, Parkgebühren an der Zapfsäule, erneut wieder ein.
Im Prinzip - je mehr die Arbeitgeber auf eigene Vorteile pochen - desto mehr beschneidet man die Arbeitnehmer in der Kaufkraft. Am Ende werden beide entsprechend zur Kasse gebeten - und Niemand hat tatsächlich gewonnen - höchstens der Staat - und der gewinnt um alles wieder zu verjubeln.
Am Ende stehen alle noch viel schlechter da.
Das ist das einzige, was bis heute tatsächlich als Ergebnis der Anpassungen eindeutig zu sehen ist, und wohlgemerkt wurde immer den Arbeitnehmer Lohn entzogen, es folgte kurze Phase der Verbesserung der Unternehmenslage, und dann ging es wieder rapide bergab.
"...Regelungen müssen immer für beide Seiten günstig und sinnvoll sein. Wir stellen es übrigens den Mitarbeitern frei, sich an diesem Modell zu beteiligen. Die meisten Arbeiter möchten monatlich über das gleiche Einkommen verfügen und wählen die von mir beschriebene Variante...."
Offensichtlich deswegen, weil die meisten bei Dir gerne arbeiten - aber das hängt ausschließlich von der Qualität und Humanität der Unternehmensführung,
oder entsprechender Mitarbeiterwahl in Führungspositionen. Dazu muß man Riecher haben - und heute ist es schon lange vorbei, daß ein Betriebswirt der scheinbar
unter den besten 1000 des Jahrgangs gehört, überhaupt solche Qualitäten tatsächlich hat. Heutige Betriebswirte werden in übrigen nicht etwa aufgrund der Studienleistungen auserwählt, sondern: sie laufen Testreihen durch (Assessment Center). Es sollte Niemandem überraschen - auch Dich nicht - das dieser Art des Auswahlsverfahrens zuerst in der amerikanischer Armee eingesetzt wurde, und weiterentwickelt auch nach Deutschland gekommen ist. Alleine der Ursprung dieser Auswahlsmethode ist genauer Abbild dessen, was heute
in gewöhnlicher Firma passiert. Bedingungsloser Leistungsdruck - als wäre man in einem Krieg. Heute interessiert es keine Sau in den Führungsetagen, ob ein Mitarbeiter in seiner 60-zigster Stunde pro Woche in die Maschinenpresse reinfällt - weil er nicht mehr kann.
Und ich bin der letzte auf diesem Planeten, der einen Absolventen eines Assessment Centers (der von dort eine gute Empfehlung hatte) einstellen würde - und wenn doch dann höchstens als Pförtner. Diese Leute verstehen nur was von regieren im Betrieb, Argumentation nehmen sie nicht wahr insofern es Ihnen nicht ins Bild paßt. Es sind völlig verkappte, egozentrische Pseudomilitärs - die zu allem Übel nicht in der Lage sind einzuschätzen, ob die Schlacht die sie schlagen überhaupt zu gewinnen ist. Sie gehen zwar davon aus, denn man zieht nicht in eine Schlacht, wenn man sicher ist diese nicht gewinnen zu können.
Und hier offenbart sich in übrigen eine weitere gravierende Lücke: da ein Unternehmen, so wie Du sagst: partnerschaftliche Vorgehensweise fördern sollte -gemeinsam einen Ziel zu erreichen - ist Egozentrik der Firmenchefs, Sturheit der Entscheidungsträger, permanentes Überhören der Forderungen der Arbeitnehmer in Hinblick auf Arbeitsorganisation, absolut völlig falsches Verhalten.
Es ist heutzutage die traurige Wahrheit: in den Firmen haben nur die Leute was zu sagen, die bestenfalls mit einer logistischer Organisation einer Armee klar kommen könnten - (die größte Bürokratie) - aber sie sind nicht in der Lage Gewinne zu erzielen, weil sie nun mal nicht nur gegen Mitarbeiter sondern zu Not auch gegen Kundschaft kämpfen.
Meistens sind solche Leute leider sehr selbstverliebte Egozentriker, verstecken sich sowohl vor der Belegschaft hinter schicker Krawatte, Aktenbergen und sorgen in voraus dafür, daß man nicht unnötig gestört wird. Daraus entwickelt sich daraus richtige betriebliche Trennung - und nach eigener Feststellung - ein Jahr solcher Sitten haben Konsequenzen auch noch 10 und 15 Jahre später.
Das ist ziemlich vernichtender Urteil, allerdings entspricht er nun mal der Wahrheit. Man kriegt heute schwer Leute in Deutschland, die ihrem Ex-Arbeitgeber wahrhaftig loben können - weder mit den Worten, noch durch die Einstellung. Und genau dorthin ist der Vorwurf der Mißwirtschaft und Unfähigkeit, wahre Probleme des Unternehmens zu entrichten.
Ein Krieg zu führen ist nicht das selbe wie ein Unternehmen zu führen.
Wie Du schon jedoch sagtest: Unternehmen die begriffen haben (von der Spitze bis zur Putzfrau, daß man sich im eigenen Haus nicht bekämpfen sollte) -
erwirtschaften auch heute noch satte Gewinne, die Mitarbeiter sind damit zufrieden mal abbummeln zu können, und sind partnerschaftlich orientiert.
In vielen Unternehmen dagegen, wird genau das gar nicht erst sichtbar:
als die 10A Regel erfunden wurde, war wohl Sorge um die innere verfassung
mancher Unternehmen sofort vom Tisch.
"...Teil der Regelung ist natürlich auch, daß wir seit eh und je nur über Jahresarbeitsstunden reden. Ich kenne keine Überstunden, da es keinerlei festgeschriebene Regelungen über Wochen- oder Monatsarbeitszeiten gibt mit Ausnahme der ehemaligen Auszubildenden. Und so wie es keine Überstunden gibt, so gibt es auch keine Unterstunden..."
Insofern diese Regelung nicht als Gesetz anzusehen ist, und die Mitarbeiter
es auf Freiwilligkeitsbasis gedanklich als sinnvoll ansehen, ist es was ganz Anderes als das was ich befürchte, daß es nämlich flächendeckend eingeführt wird, um anschließend auch mißbraucht zu werden.
In Übrigen: wenn Du das Unternehmen so führst - so ist offenbar sichtbar, daß
Deine Methode bei weitem nicht an eine Militärdiktatur und ihre Struktur erinnert. Ganz im Gegensatz zu den meisten Betrieben.
"...Wenn Mitarbeiter etliche Monate im Jahr eine 60 Std. Woche haben und zu anderen Zeiten einfach 2 Monate Urlaub machen, finde ich das ok. Wer frei haben möchte, bekommt frei usw. Wer mal für 3-4 Monate eine Weltreise machen möchte, kann das.Es ist und bleibt ein Geben und Nehmen. Es muß partnerschaftlich ablaufen. Aber das läßt sich regeln und mehr Flexibilität hilft allen!!!!!..."
Klar keine Frage - es gibt aber eben eine Unzahl von Betrieben, die grenzenlose Flexibilität einfordern, und als Gegenleistung notorisch inkonsequent, nicht mal 1% davon wieder zurückgeben. Und wenn - dann muß geprüft, und genehmigt etc. werden. Daß es mal im Unternehmen mal schlechter und mal besser geht, ist klar, anderseits aber ist es schon eine Frechheit 4 Leute zum Beispiel zu entlassen, obwohl man weiß, daß im nächsten Monat Auftragsspitze zu erwarten ist, dann vom Rest Überstundenleistung zu verlangen, und anschließend zum Weihnachten wieder paar zu feuern.
Daß der Geschäftsführer hier natürlich völlig inkompetent war, ist natürlich
sofort ersichtlich, aber mal ehrlich - wieviele Betriebe gibt es heute, die
sich genau so aufführen?
"...Und wer sich für die Firma einsetzt, merkt das auch in Form von freiwilligen unberechenbaren Leistungen...."
Ich möchte immer noch mal betonen: die neue Generation hat leider weniger an echten Unternehmertum, aber dafür mehr Unternehmeroffiziere hervorgebracht.
Man kann eben nicht alle Unternehmer nach Dir bewerten, und ebenfalls sollte man es nicht wagen, vom schwarzen Schaf auszugehen, aber allgemein ist der Druck auf die Arbeitnehmer bereits bei Stellenangeboten sofort spürbar.
"...Ich halte viel von Partnerschaft und je unverkrampfter das läuft und je weniger es reglementiert ist um so besser. Es sind die gemeinsamen Aufgaben, die die Meßlatte bestimmen. Wenn ein Arbeitnehmer nicht kapieren sollte, daß er auch im Eigeninteresse für best. Aufgaben arbeitet, dann ist etwas faul...."
Klar - erkläre das aber einem Abteilungsleiter bei Daimler - oder sagen wir
irgendjemandem der hier nicht gerade besonders arbeiterfreundlich sei. Die meisten die ich zumindest kenne, spielen sich in ihrer Macht fast so auf als wären sie unersetzliche und untastbare Beamte, die immer richtig liegen. Das ist leider nun mal die Realität.
"...Von daher sehe ich jegliche Einmischung von Außenstehenden, sei es Berufsverbände, Gewerkschaften, staatliche Behörden usw. extrem negativ, zumindest in Bezug auf Klein- und Mittelbetriebe. Bei Großbetrieben mag die Situation anders sein...."
Wie schon gesagt: sobald ein Unternehmen nicht innerlich erkrankt ist,
und Machtspielchen zwischen Belegschaft und Unternehmensführung nicht existent sind - ist ein Unternehmen innerlich kerngesund und hat nutzbare Potentiale - das ist auch meine Meinung. Nur - ohne zu überteiben: es sind die wenigsten die das so sehen.
"...In diesem Sinne kann ich nur sagen, daß mich auch Tarifverträge noch nie interessiert haben obwohl ich eigentlich tarifgebunden bin zumindest lt. Ministererlaß...."
Die Tarifverträge spielen eigentlich nur eine nebensächliche Rolle, und mögen als Last empfunden werden. Ich sah in den Tarifverträgen dennoch immer eine ökonomische Richtlinie zum Schutze der Volkswirtschaft in Hinblick auf die Binnenmarktverfassung. Anders als die meisten FDP-ler meine ich - es ist notwendig und sehr wohl die Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, daß in einem Land eben die Absatzwirtschaft in dem Binnenmarkt nicht derart stark nachläßt, wie es in deutschland in den letzten 20 Jahren passiert ist. Und das genau das passiert ist - ist mitunter darauf zurückzuführen, daß seit 20 Jahren der Arbeitsplatzabbau vorangetrieben wurde - und das ganz klar flächendeckend.
Einerseits ist natürlich der Staat daran schuld - denn mit immer mehr Last auf dem Unternehmertum und Belastung der Arbeitnehmer ein Zustand fabriziert wurde,
in dem Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit zu einem verloren hat, und zum anderen, natürlich durch Arbeitsplatzabbau und sehr überzogene Lohnforderungen der Gewerkschaften in den frühen 90-zigern mitunter auch Rende ab 55 - die Belastung nur noch gegen Himmel zeigte.
Um das zu rekompensieren wurde dann Zeitarbeit die Waxchstumsbranche Nr.1, die
so gefallen hat, daß Großunternehmen von nun an selbst solche Unternehmen
als Tochtergesellschaften gegründet haben, um die Tarife zu umgehen.
Nur mal ein Beispiel: VW gründete GIZ (Gründung und Innovationszentrum GmbH)
ein Unternehmen das im Prinzip nur Arbeitskräfte verliehen hat, und das an Volkswagen. Lohn 21 DM die Stunde. Ein Jahr später wurde aus GIZ die Wolfsburg AG. Diese vermietete Arbeitskräfte an alle, aber nur für Volkswagen wurden die 21 DM bezahlt. Für alle anderen Entleiher bekam der Arbeitnehmer 14 DM die Stunde.
Heute sind das Löhne, die in dem Helfersektor nahezu als Großverdienerlöhne
gelten.
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Es ist sehr einfach zu berechnen, wie sich diese radikale Senkung des Lohnniveaus auf Steuereinnahmen, Krankenkassenbeiträge und Rentenbeiträge
ausgewirkt hat. Zu selben Zeit fanden überhaupt keine Einstellungen mehr
statt, aber es reichte um heute Arbeitnehmern Lohn von unter 5,50 Euro anzubieten, ohne Auslagenerstattung etc.
Genau das ist in übrigen der Grund, (Der Grund Nr.1 schlechthin) warum
deutsche Binnenmarktnachfrage kontinuerlich gesunken ist - die Steuerbelastung weiter angezogen und gesplittert worden ist, und daraus ergibt sich letztendlich auch der gravierende Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, deutscher Unternehmen. Aus dem Grunde auch wandern aus Deutschland die Unternehmen aus.
Es ist bittere Realität: durch betriebliche Einsparungen sieht sich der Staat damit konfrontiert, Haushaltslöcher jedes Jahr neu zu stopfen. Es führt direkt zu Steuererhöhungen, und Abgabenlasterhöhungen. Die letzten sind sogar vom Unternehmern
radikal selbst verschuldet worden - und löste weitere Kettenreaktion aus, die bis heute andauert. Staat hat Haushaltslöcher und nimmt schulden auf, anschließend erhöht er
die Steuern um Zinsen, und freigewordene Arbeitskräfte zu finanzieren.
Binnenmarktnachfrageschutz ist für sie nun mal nebensächlich geworden. Daß dieses Modell der"Sanierung" der Wirtschaft nicht funktioniert, dafür liefert Amerika den besten Beispiel schlechthin.
In USA geisterte ein Spruch zu Zeiten Clintons (als Stolpe noch die amerikanische Jobmaschine bewundert hat). Der lautete:"...Unter Clinton
wurden 8 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Ich selbst habe drei davon...". Es ist auch ganz klar doch womit diese 8 Millionen Jobs entstanden sind: Schuldenmacherei und latente Hausse an den Aktienmärkten. Heute ist die Hausse quasi nicht mehr da, das Geld wurde massivst verbraten, und etliche Unternehmen haben nur noch faule Kredite. Darüber sind sich auch die Banken bewußt - und vergeben auch keine neuen.
Dazu führt nun mal eine Politik, die sich zum Ziel gesetzt hat die Freiheiten
für Wenige auszudehnen, die im Gegenzug, die Einschränkung der Freiheit der Masse durch Lohnsenkungen permanent eingefordert haben.
Daher: ich kann Dir bei vielen beipflichten. Die regulierende Einmischung
des Staates in die freie Wirtschaft sollte definitv Ausnahmefall bleiben.
Der Staat muß aber sicher stellen können (ohne Subventionen), daß der freie Wettbewerb - so im Gang gehalten wird, daß es für eigene Volkswirtschaft und eigenes Volk - trotz dem Schatten der Regulierung - kein Schaden entsteht. Daß dazu aber Politiker erster Güte notwendig sind, und keine Lobbystenlaufburschen wie Kohl, Schröder, und ihre Banden ist wohl auch klar.
Und dieser Schaden entsteht nun mal zum Beispiel: wenn ein deutscher Patent sieben Jahre in einem Großkonzern auf Verwirklichung wartet, und schließlich in China umgesetzt wird, weil es dort so schön billig ist, nützt es weder dem Steuerzahler, weder noch der Volkswirtschaft - und hat einen sehr faden Nachgeschmack:
Deutsche Steuerzahler haben einem Tüftler hervorgebracht, der durch Fördergelder womöglich gelernt und ein neues Produkt entwickelt hat. Durch die Egozentrik der Kapitalisten aber wurde dieses Projekt für Lau gekauft, und sichert heute plötzlich nicht deutsche, sondern chinesische Arbeitsplätze. Dieser Werdegang schädigt andere Unternehmer, zerstört Arbeitsplätze und am Schluß noch vernichtet die Gleichgewichte in einem Wirtschaftsraum.
Das größte Irrtum der meisten FDP-ler ist der unendliche Glaube, daß sich Märkte selbst regeln. Sogenannte selbstreinigende Heilungskräfte. Nach meiner
persönlicher Einschätzung sind die selbstreinigende Heilungskräfte des Marktes zwar richtig, nur leider wird die sog. Selbstheilung auf die eine oder andere Weise immer auf Kosten der Arbeitnehmer ausgetragen - denn es ist logisch doch, daß es das Anliegen eines Unternehmens ist - sich in erster Linie selbst zu heilen.
Dabei wird nun mal generell übersehen, daß es einem Unternehmen - das sich selbst heilt, ohne auf die äußeren Einflüsse zu achten, der Gefahr hineinläuft,
von bald ganz anderer Gefahr geplagt zu werden. (Bestes Beispiel: Telekom/Voicestream Fusion, oder die Fusion Daimler/Chrysler.)
Was ich damit sagen will: auch eine Selbstheilung ist ein zwanghaftes Versuch der Regulierung, genauso wie die Forderungen der Unternehmerverbände, nach Samstagsarbeit, etc. Es ist ein Eingriff in die Volkswirtschaft; das übersehen leider sehr viele betriebswirtschaftorientierte Wiwi´s - mitunter ein Grund dafür, warum die Dinge so laufen wie sie laufen.
Wie Du schon sagtest: ein Miteinander muß es geben - aber es ist die Frage,
welches Miteinander man den meint: Unternehmerlieblinge mit Unternehmern,
Belegschaft und der Unternehmer, oder das Volk und die Unternehmen als ganzheitliches Gebilde.
Erst wenn die erste, und die zweite Schicht, aber auch die dritte, aneinander denkt, kommt man zu einer Jobmaschine. Wenn jeder nur an sich selbst denkt, ist es früher oder später vorbei mit dem Wirtschaften, es ist so als würde man sich quasi selbst Fesseln anlegen.
Gruß von T.
P.S.: Die Forderung des Siemenschefs - ist damit wieder mal eine Märchenstunde, für 1-2 Jahre würde es zwar ausreichen, um den Verfall zu stoppen, aber es würde erneut potentiale aufmachen, wo man die Fertigungsprozesse optimiert, Stellen streicht, und damit die Volkswirtschaft erneut weiter schädigt.
Und was dessen Folge ist - ist am USA definitv zu sehen: Amerika hat in den letzten 50 Jahren, die meisten Schlüsselindustrien verloren. Neue Produkte und neue Projekte wurden selten in Amerika in Angriff genommen - die Verwirklichung der Ideen wurde in den meisten Fällen sofort in Tigerstaaten umgesetzt - und Branchen die früher mal am eigenen Binnenmarkt sowohl Beschäftigung sicherten, wurden verkauft und ausgegliedert. Der Musterknabbe und bestes Beispiel dafür ist das Unternehmen IBM.
IBM hat die Konkurrenzfähigkeit zum Beispiel bei Herstellung von Festplatten eingebüßt, offensichtlich uneinholbar, und verkaufte die Sparte kurzerhand an Hitachi. Daß IBM früher die besten Festplatten baute ist im Moment vielleicht unklar - aber jetzt macht es nun mal Samsung (kann als Produkt wärmstens empfehlen übrigens: leise und extrem schnell). Das ist das endgültige Ergebnis der umgesetzten Einsparungen.
Ein anderes krisenerschüttertes Land, daß ebenfalls keine Weltmacht mehr ist, aber dennoch Schlüsselinustrien um jeden Preis behalten wollte, ist Japan. Das japanische Modell ist mit Sicherheit auch nicht das gelbe von Ei - denn auch mit Lug und Trug und Heuchelei gesichert.
Aber: gravierende Arbeitslosigkeit ist in Japan nicht zu sehen. Die Menschen sind hochgebildet, und die Arbeitsstätten und moderne Technologie verfügbar. Genau das ist eher als Schlüssel zu Wohlstandsicherung anzusehen (daß es Phasen geben wird, wo Nullwachstum herrscht ist auf diesem Niveau verzeihlich - wenn man akzeptiert, daß es dem Wohlstand nicht zerstört, wenn die Zuwächse im Promillebereich liegen).
Für deutsche Politiker und deutsche Unternehmen ist aber das Wachstum von Minimum 2% gleichzeitig wie ein warmer Geldsegen.
Und letzte Anmerkung noch: man kann es getrost vergessen, daß die nächsten 20 Jahre reales Wachstum bringen werden. Das heutige und vorgegangene Wachstum ist inflationsbereinigt, und um den Anteil der auf Pump gekauften Gegenstände auch nicht mehr existent. Da selbst die Zinsen die die Bundesregierung an Haushaltskredite zu zahlen hat, eigentlich wachstumsfördend (so wie wir es rechnen) kann selbst in den letzten 20 Jahren nicht von Wachstum gesprochen werden. Das wird offensichtlich, wenn man sich genauer anschaut, wie deutsche Straßen aussehen, welche Autos heute bevorzugt werden (möglichst
kleine EU Autos). Und zuletzt auch die Entwicklung der Löhne, des Arbeitsmarktes etc. In Wahrheit haben wir bereits jahrelange Stagnierung.
In kurzen Worten (da dieser Posting wieder mal eine Klolektüre wird):
wer ein Haus hat, und seine Lebensweise durch ständige Verkäufe der Hausgegenstände finanziert weil laufende Einnahmen dafür nicht ausreichen - soll sich nicht wundern, daß die nächste Adresse unter der man wohnen wird"Unter der Brücke 131313" lauten wird, mit nicht näher definierter Postleizahl.
Aber offensichtlich kannst Du - so wie ich zu Not auch in einem Camp leben. ;)
LG. Turon
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