-->"Alle, die streiken, werden entlassen"
VW-Chef Pischetsrieder irritiert DGB und IG Metall
Matthias Loke
BERLIN, 23. September. Wenn in Deutschland über Beschäftigungssicherung gesprochen wird, kann das Modell Volkswagen nicht fehlen. Der VW-Konzern ist ein Symbol dafür, wie Konzernführung und Betriebsräte kooperativ und kompromissbereit Probleme zu lösen vermögen. Die Einführung der Vier-Tage-Woche vor einigen Jahren rettete tausenden Beschäftigten den Arbeitsplatz. Auch mit dem Projekt 5 000 mal 5 000 schuf der Wolfsburger Konzern ein spezielles Modell, das vor allem Arbeitslosen neue Beschäftigungschancen bietet. Umso mehr ist man jetzt offensichtlich bei der IG Metall und beim Deutschen Gewerkschaftsbund irritiert über Konzern-Chef Bernd Pischetsrieder.
Pischetsrieder hatte sich am Montagabend in Wolfsburg zum Konflikt in Brasilien zwischen Konzern und Gewerkschaften geäußert. VW will dort wegen anhaltender Absatzschwäche fast ein Fünftel der insgesamt 25 000 Arbeitsplätze streichen. Die Gewerkschaften wollen dagegen streiken. Der VW-Chef erklärte nun öffentlich:"Alle, die streiken, werden entlassen."
Empört reagierte der DGB. Bundesvorstandsmitglied Heinz Putzhammer sagte der Berliner Zeitung:"Gerade ein deutscher Firmenlenker sollte wissen, dass Streik das gute Recht jedes Beschäftigten ist und sich jeglicher Herr-im-Haus-Rhetorik enthalten." Putzhammer betonte in Richtung VW:"In Deutschland innovative Arbeitszeitmodelle, in Brasilien finstere Drohungen - das passt nicht zusammen." Ein wenig zurückhaltender kommentierte ein Sprecher der IG Metall in Niedersachsen Pischetsrieders Ankündigung:"Das ist in der Tat eine Veränderung der bisherigen Tonart und keine Hilfe in den Verhandlungen." VW sei eben nicht nur für gute Autos bekannt, sondern auch für die Art, wie man mit den Arbeitnehmern zusammenarbeitet. In Deutschland könne niemand wegen der Teilnahme an einem Streik entlassen werden, weil dies gegen"in der Verfassung festgelegtes Recht verstoßen" würde.
Der Streit um den Arbeitsplatzabbau in Brasilien schwelt bereits seit längerer Zeit. VW-Personalvorstand Peter Hartz war mehrfach in Brasilien, um mit den Gewerkschaften und der Regierung zu verhandeln. Dabei war auch die Bildung einer Auffanggesellschaft angeboten worden. Brasilianische Gewerkschafter sind von diesem Modell offenbar nicht überzeugt. VW-Sprecher Dirk Groß-Leege bestätigte am Dienstag die Entlassungspläne und legte die Betonung auf"illegale" Streiks. Die teilweise bis 2006 gegebene Beschäftigungsgarantie würde dann entfallen.
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Otto
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