-->Rom - Aufregung hat in Italien und im Ausland der Beschluss der amerikanischen Anti-Defamation League (ADL) ausgelöst, dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi den so genannten"Distinguished Statesman Award" zu verleihen. Dieser Preis wird von der ADL jährlich Persönlichkeiten verliehen, die sich aktiv gegen den Antisemitismus einsetzen. Den"Award" wird Berlusconi am Dienstagabend in New York für seinen konstruktiven Dialog mit dem israelischen Premierminister Ariel Sharon und der Unterstützung erhalten, die er seit seinem Amtsantritt Israel gegeben hat.
Die ADL ist eine ursprünglich jüdische US-Bürgerrechtsorganisation, die nicht nur gegen Antisemitismus, sondern gegen alle Verbrechen ankämpft, die als Hetze gegen Individuen oder Gruppen zu werten sind ("hate crimes")."Berlusconi hat den Preis wegen seiner mutigen Initiativen zur Unterstützung Israels, der USA im Irak-Krieg und im Einsatz gegen den Terrorismus verdient", betonte der ADL-Präsident Abraham Foxman, der dem italienischen Regierungschef den Preis im Hotel Plaza in New York vor 400 Gästen verleihen wird.
"Schockierend"
Der ADL-Beschluss, Berlusconi auszeichnen, löste hitzige Reaktionen aus. Sogar drei Nobelpreisträger, Paul Samuelson, Franco Modigliani und Robert Solow protestierten gegen die Preisverleihung. In einem Dokument, das von weiteren vier angesehenen Professoren des Massachussetts Institute of Technology (MIT) und von Harvard unterschrieben wurde, hieß es, Berlusconi sei unwürdig, den Preis zu erhalten."Für jeden, der die umstrittene Geschichte des Herrn Berlusconi kennt, ist der ADL-Beschluss schockierend", so im Dokument.
"Gutmütiger" Mussolini
Die in den USA lebenden Nobelpreisträger verwiesen unter anderem auf die jüngsten Worte Berlusconis, der vor drei Wochen in einem Aufsehen erregenden Interview mit dem britischen Wochenmagazin"The Spectator" das Regime des faschistischen Diktators Benito Mussolini gelobt hatte. Berlusconi hatte erklärt, dass Mussolinis Regime wesentlich"gutmütiger" als jenes des ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein gewesen war. Mussolini habe niemanden getötet, hatte Berlusconi behauptet und somit Wellen der Entrüstung ausgelöst.
Die Nobelpreisträger wiesen darauf hin, dass sich Berlusconi bei der jüdischen Gemeinschaft wegen seiner Aussagen entschuldigt habe. Dies genüge jedoch nicht. Der Ministerpräsident müsse bei allen Italienern um Verzeihung bitten. (APA)
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