-->Anleger gehen auf Schatzsuche
Experten: Kurspotenzial bei vielen Minen-Aktien ist längst noch nicht ausgereizt
Berlin - Die Rohstoffe gehören zu den überraschenden Aufsteigern des neuen Jahrzehnts. Litten vor allem Metalle wie Kupfer, Aluminium und Nickel in den späten 90er Jahren unter einem nachhaltigen Wertverfall, so sind die Preise vor allem 2003 steil angestiegen."Während der New Economy waren die Rohstoffe teilweise so billig, dass sich die Exploration neuer Vorkommen nicht mehr lohnte", erklärt Pierre Martin, Fondsmanager bei der DWS. Daraufhin habe die Produktion stagniert oder sei sogar zurückgegangen. Das funktioniert ähnlich wie beim Schweinebauchzyklus. Auf einen Verfall der Preise folgt eine Phase der Unterproduktion, die irgendwann zu schnell steigenden Preisen führt."Der Unterschied ist nur, dass es viel länger dauert, ein neues Bergwerk zu errichten als Schweine zu züchten - nämlich bis zu sieben Jahre", so Martin.
Trotz der bereits deutlich gestiegenen Preise sieht Martin daher auf mittlere Sicht weiter Potenzial, nicht zuletzt dank des China-Effekts:"Vor allem bei Industriemetallen wie Kupfer wird die Nachfrage aus dem Reich der Mitte die Preise weiter hoch treiben."
Auch Privatanleger erkennen den Trend zunehmend und sind auf der Suche nach aussichtsreichen Minen-Werten. Zwar sind viele Titel in letzter Zeit sehr gut gelaufen, so dass demnächst eine Verschnaufpause zu erwarten ist. Doch andererseits können sich in einer solchen Konsolidierungsphase interessante Einstiegsmöglichkeiten ergeben."Anders als bei vielen High-Tech-Unternehmen, stehen hinter dem Kursanstieg bei den Minenaktien fundamentale Daten, so dass ein scharfer Einbruch unwahrscheinlich ist", sagt Dit-Fondsmanagerin Petra Kühl. Bisher hätten sich Analysten außerdem mit Ergebnisprognosen eher noch zurückgehalten. Bei der nächsten Anhebungswelle sei daher ein neuer Kursschub möglich.
Zu den Favoriten der Rohstoff-Experten zählt derzeit Alcan. Durch die geplante Übernahme des französischen Konkurrenten Pechiney würde das Unternehmen zum größten Aluminium-Produzenten der Welt aufsteigen. Zwar muss die Fusion noch von der EU-Kommission genehmigt werden, doch stehen die Chancen dafür nicht schlecht."Verglichen mit Alcoa wäre das neue Unternehmen um 30 Prozent unterbewertet", sagt Martin.
Ein weiteres Lieblingsunternehmen der Rohstoffexperten ist die russische Minengesellschaft Norilsk Nickel. Der russische Edelmetall-Riese kontrolliert praktisch den Weltmarkt für Nickel und damit ein Metall, das für die Herstellung von Edelstahl unerlässlich ist. An diesem Koloss kommen Rohstoff-Optimisten daher kaum vorbei, zumal Norilsk nebenbei über die weltgrößten Palladium-Reserven verfügt.
Ebenfalls auf der Empfehlungsliste der Experten steht das thailändische Bergwerksunternehmen Banpu. Der Betreiber von Kohle-Minen profitiert von dem starken Wirtschaftwachstum in Thailand. Für zusätzliche Kursfantasie sorgen Banpus Expansionspläne in China. In dem asiatischen Riesenreich spielt Kohle bei der Energieproduktion noch eine große Rolle. Trotz eines starken Anstiegs von 90 Prozent seit Januar liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis des Banpu-Papiers noch immer unter zwölf. Dies und eine Dividendenrendite von über vier sollten Gewähr dafür sein, dass die Rückschlagsgefahr bei dem Wert begrenzt ist.
Wem Nickel und Kohle zu profan sind, kann auf Diamanten setzen. Martins Lieblingswert ist hier die kanadische Aber Diamonds. Das Unternehmen beginnt in diesem Jahr die Förderung der edlen Steine. Der Rohstoff-Experte schätzt, dass aber Diamonds Einnahmen von 850 Mio. Dollar erzielen kann, denen Kosten von lediglich 120 Mio. Dollar gegenüberstehen. Anleger, die genannte Aktien in Deutschland kaufen, sollten Aufträge auf jeden Fall limitieren, da bereits kleine Orders große Kursbewegungen auslösen können. Daniel Eckert
Artikel erschienen am 27. Sep 2003 (Welt-am-Sonntag).
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