Toby0909
29.09.2003, 13:30 |
HURRA Deflation! (jeder der schlecht drauf ist, der liest das lieber nicht) Thread gesperrt |
-->Hier wieder was aus meiner Lieblingsrubrik: Deflation aktuell.
Während man die Münchner"Wiesn" als typisches Beispiel für die ansonsten eher scherzhafte Rubrik hernehmen könnte (Bier: 6,90 Euro, 1/2 Ente mit NIX: 10,90 Euro, Mini-Fahrgeschäft 3,50 Euro - hier stellt sich nicht einmal die Frage ob es teurer oder billiger ist, als im Jahr vorher. Es ist einfach abartig und selbst eine echte Deflation in diesem Bereich wäre noch lange nicht ausreichend (und würde sicher auch keine Arbeitsplätze kosten, weil die"WiesnWirte" verdienen sich dumm und dämlich - obwohl alles zum NACHteil des Kunden ist - kein PLatz, Lärm, Gestank, 3 bis 4 Stunden Wartezeit (um in so ein Scheiss-Zelt reinzukommen....), kein Geschmck, freche Bedienung uswusw..... das alles geht nur zu Gunsten der WiesnWirte....
so - jetzt bin ich wieder aus dem Kontext gekommen. HAbe jetzt und heute wirklich keine Lust über Deflation und Inflation zu streiten, weder was kommt, noch was besser ist. Aber ich rate jedem einmal die Finanzgeschichte zu studieren UND NICHT IMMER NUR DIE 30ER JAHRE ALS DEFLATIONS-HORRORSZENARIO herzunehmen. (Übrigens gab es damals gewaltige technologisyche Fortschritte). Berachtet mal das GANZE 19. Jahrhundert - das war hoch deflationär - und die ganze Welt hat industrialisiert und geboomt. Oder China - könnte es einen größeren, deflationären Boom geben?
Egal. Interessiert mich heute nicht.
Ich habe vor rund 2 oder 3 Monaten hier reingestellt, daß hier in Büronähe seit 99 die Zahl der Bäckereien sich vervielfacht hat (von 2 auf jetzt 5 Bäckern (ohne die Supermarktbäcker). Und der letzte der eröffnet hat, das war eben so ein SB-Bäcker. Darauf hin habe ich mich natürlich sehr gefreut, weil man GUTE QUALITÄT zu einem billigeren Preis als bei ALDI, PLUS oder PENNY bekommen kann (Semmel: 0,15 - bei den drei angesprochenen Ketten: jeweils 0,25). Hier im Forum wurde ich natürlich gleich wieder fertig gemacht, weil euch das nicht recht war und weil ich nur warten muss, bis dann alle anderen Bäcker pleite gehen und und böse SB-Bäcker die Macht übernimmt.....
Aber was wäre denn so schlecht daran? Der billigere (und bessere) gewinnt. Das ist Kapitalismus und so soll es auch sein. Warum soll ich verkrustete Staatsbetriebe, die völlig unwirtschaftlich arbeiten mittels Subventionen oder ähnlichem mitfinanzieren? Das könnt ihr gerne tun. Dafür gibt es ja eine Lehre - eine"new economy, new era" - die schon lange gescheitert ist: Sozialismus und Kommis.....
Aber zurück zu den Bäckern:
Was ist jetzt geschehen in dieser kurzen Zeit?
1. Beim SB-Bäcker arbeiten anstatt anfangs 3 Leute (Familie - Eigenbesitz) inzwischen noch 1 Festangestellter und 3 (in Worten DREI) MiniJobber.
Die Produktqualität hat in keiner Weise abgenommen - der Chef der Bäckerei hat sogar im hohen Norden einen"Sandwichkurs" belegt, damit er noch mehr Vielfalt und Geschmackreichtum anbieten kann (wird übrigens alles per Hand belegt....).
2. Der Ober-Teuere-Wahnsinnsbäcker (ich berichtete von seinen abartigen Preiserhöhungen und immer schlechterer Qualität) (er liegt nur 2 Geschäfte nebenan) kann zwar an seiner Preisstruktur nichts - ändern, weil er zu einer mittelgroßen Regionalkette gehört ("Höflinger"), aber dafür hat er bei den Mittagsmenüs aufgerüstet: anstatt einem Menü (welches sich aus mehreren Preisen zusammenaddierte udn am Ende standen ex Getränk dann 7 Euro auf der Karte) wurde erweitert - inzwischen gibt es jeden Tag 2 Menüs + evtl. ein Special und in der Regel für weniger als 5 Euro.
3. Der verrotzte Drecksbäcker (über den habe ich immer nur sehr wenig geschrieben, weil es wirklich ein widerlicher Laden war) hat auch umdenken müssen. Inzwischen ist der Laden sauber und auch hier mussten sich die Besitzer Neues einfallen lassen: Inzwischen gibt es Leberkäöse-Semmeln für 1,50 Euro (lachhaft billig für die MünchnerCity) und Steinofenpizzas, die richtig gut schmecken (30 cm Pizza) für 4 Euro oder eben nur ein Viertel für 1 Euro.
Auch der verrotzte Drecksbäcker hat anscheinend neues Personal eingestellt (kann ich aber nicht genau sagen, weil ich den Chef nicht kenne).
4. Bei allen Bäckern hier in der Umgebung tut sich was: Happy-Hour, oder Cafe+Kuchen im Angebot oder Specials oder längere Ã-ffnungszeiten oder sonst was.
Und: Bei allen Bäckern sind die Schlangen tendenziell eher länger geworden, als kürzer.
Ich denke auch, daß das nur normal ist. Reine Größe (Müllerbrot, Kamps) ist halt nicht unbedingt gefragt. Beim Müller kannst du alles kaufen - aber alles schmeckt gleich. Und preislich kann der Müller mit fast keinem Bäcker mehr mithalten. Da sind sogar manche Privat-Familien-Mini-Bäckereien hier billiger!
Die Leute haben es satt diesen Dreck vom Supermarkt zu fressen!
Konkurrenz belebt das Geschäft.
Deflation ist produktiv. Schließlich werden die schlechten verbannt.
Guckt euch doch die High-Tech-Branche an - die blühendste Branche in den letzten 20 Jahren - höchst-deflationär.
Guckt euch dagegen auf der Wiesn um: Inflation bis zum Abwinken - und trotzdem ist alles ein einziger Beschiss und eine Verarschung (gut das gibts auch bei vielen High-Techs).
Nur dumm, daß wir keine echte Deflation bekommen werden.....
Toby
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Silver_Bullet
29.09.2003, 13:49
@ Toby0909
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In den Lankreisen TÃ-L/STA bei MUC fallen die Mieten:-) owT |
-->
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ottoasta
29.09.2003, 16:44
@ Toby0909
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Re: lieber Freund.. |
-->...ich gönne dir deine Billigbäcker, doch in einigen Jahren wirst du bei den Allergologen ein und ausgehen!
Schau dir doch mal in der Backstube die Grundzutaten an. Um so backen zu können, müssen Enzyme usw. rein. Aus was werden die gewonnen? Nun?
Aus Schimmelpilzen! In so einem Sack Fertigmischung mit 25 kg ist vielleicht noch 10 kg echtes Mehl drin, alles andere sog. Backzutaten!
Es kann nämlich sonst nicht eine Gärungsunterbrechung erfolgen, oder es kann der Teig nur frisch, aber nicht tiefgefroren bearbeitet werden!
Ich kenne einen Bäcker in Straubing, mittlerweilen BIO Bäcker. Der war, bevor er das Geschäft vom Vater übernommen hat, Aussendienstler bei einem Backzutatenhersteller, also Insider. Er hat nach Übernahme sofort alle Chemie rausgeschmissen, wird wohl seinen Grund haben!
Ich wünsche dir aber trotzdem Guten Appetit!
Gruss
Otto
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Emerald
29.09.2003, 16:55
@ ottoasta
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Was gut für den Menschen, ist noch wichtiger für das Tier..................... |
-->Ich komme darauf, weil gerade dieses Posting mich herausfordert.
Am Wochenende hatte ich eine interessante Diskussion mit Spezialisten
welche den Bio-Markt für Klein-Tiere (Schweine, Hühner, Kälber usw)
neu beleben.
Die Quelle ist die in der früheren DDR aktive Firma BioAktiv. Diese
Leute gewinnen aus Kreide, welche behandelt wird, einen Nahrungs-Zusatz
welcher angeblich einmalig ist. Inzwischen werden in Australien damit
25 Mio.Hennen gefüttert und der Aufbau in Europa ist im vollen Gange.
Landwirte, Gärtner und sogar industrielle Betriebe (Wasser-Aufbereitungs-
Anlagen und Klär-Anlagen) sind über die Resultate verblüfft. Die Tierhaltung
und -Mästung zeitigt maximal bessere Erfolge in dem jegliche chem. Push-
mittel vermieden werden.
Via Google sind alle relevanten Infos abrufbar.
Emerald.
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alberich
29.09.2003, 17:15
@ Toby0909
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GUTE QUALITÄT, was ist das Deiner Meinung nach??? (owT) |
-->
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Toby0909
29.09.2003, 17:55
@ alberich
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bei Gebäck ist das natürlich sehr subjektiv |
-->Aber Konsistenz sollte einem gefallen und natürlich der Geschmack.
Ganz einfach: Zwischen einem Sonnenblumenbrot, einer Semmel, einem Kartoffelbrot usw.... sollte 1. ein Unterschied zu schmecken sein und 2. sollte es auch nach 2 oder 3 Tagen evtl. noch essbar sein....
Das aber bei den Supermarktbäckern meistens nicht der Fall.
Was die"Wiesn" angeht kann man das klar abstecken: Hie und da mal den Tisch abwischen, Freundliche Bedienung, Volles Bier, Schmackhafte Speisen - kann ich aber auch alles nicht finden dort - naja, ist halt nur für Touris und Bekloppte Snobbiisten und Pseudokulturelle gedacht....
Toby
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Toby0909
29.09.2003, 18:00
@ ottoasta
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MOMENT OTTO!! |
-->Lieber Otto,
1. Ich habe selber mal eine ganze Zeit gebäckert (nur als Nacht-Hilfe) und weiß ganz grob, wie man gutes und schlechtes Brot unterscheidet.
2. ALle hier genannten Bäcker sind GLEICH. Alles Kettenbäckereien - kein einziger"Frischbäcker"
3."Frischbäcker" in der Münchner Innenstadt kenn ich leider keinen - ich kenne eigentlich in ganz München nur 4"Frischbäcker". Alles andere sind mehr oder weniger große Ketten.
4. VOn 45000 Bäckereien handelt es sich heute leider bei 30.000 Bäckern nur noch um Verkaufs- oder Aufback-und Verkaufsstellen.
5. Ich würde lieber mehr bezahlen, wenn es einen vernünftigen Bäcker gäbe.
6. Wenn ich schon"Dreck" fressen muss, dann muss der wenigstens schmecken und soll halbwegs frisch bleiben und wenn er dann noch billig ist, dann habe ich auch nichts dagegen.
Brezelige Grüße
Toby
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Helmut
29.09.2003, 18:01
@ ottoasta
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Enzyme in der Lebensmittelindustrie |
-->Hans-Ulrich Grimm schreibt dazu in"Aus Teufels Topf":
-----------------------------------------------------------------------------
...Die Enzyme müssen auch kein förmliches Zulassungs-
verfahren durchlaufen, bei dem die gesundheitliche Unbedenk-
lichkeit überprüft wird. In Deutschland sind alle Enzyme, auch
diejenigen, die künftig eingesetzt werden, pauschal zur Verwen-
dung bei der Lebensmittelproduktion zugelassen.
Dabei mehren sich die Hinweise, daß die neuen Wundermittel
durchaus Schaden anrichten können. Aus den Vereinigten Staa-
ten etwa wurde ein Fall bekannt, bei dem das Enzym Papain, das
als Zartmacher für Fleisch eingesetzt wird, schwere allergische
Schocks ausgelöst hat. Solche Berichte sind zwar, gemessen am
massenhaften Fleischkonsum, selten. Doch sie deuten auf eine
Problematik hin, die bislang zu wenig berücksichtigt wurde - vor
allem bei den Beschäftigten in Lebensmittelbetrieben: So fanden
sich bei einer Untersuchung von 38 Beschäftigten, unter anderem
aus Großküchen, 19, die auf Papain allergisch reagierten.
Auch in der Lebensmittelproduktion zeigen sich bei den Be-
schäftigten Enzym-Allergien: Vor allem bei den Bäckern, die die
Enyzme einsetzen, um den Teig maschinengängig und die Bröt-
chen hübsch braun und knusprig und schön voluminös zu
machen. Erstes Indiz war ein steiler Anstieg beim Bäckerasthma,
der auf das Mehl nicht zurückzuführen war. Es zeigte sich, daß die
Kurve beim Bäckerasthma parallel zur Verwendung der Backmit-
tel anstieg. Und von diesen nehmen die Bäcker reichlich: jährlich
160 000 Tonnen. Das entspricht zwei Kilo pro Jahr und Bundes-
bürger.
Der Bochumer Medizinprofessor Xaver Baur entdeckte, zu-
sammen mit Kollegen, daß in vielen Fällen nicht das Mehl, son-
dern die enzymhaltigen Backmittel für die massenhaften Asth-
mafälle bei Bäckern verantwortlich sind - für deren Behandlung
die Berufsgenossenschaften alljährlich 80 Millionen Mark auf-
wenden müssen. Zuerst identifizierten Baur und Kollegen die
Alpha-Amylase, ein Enzym, das von Schimmelpilzen der Sorte
Aspergillus oriyzae produziert wird. 1998 dann fand der Forscher
heraus, daß auch ein Enzym namens Xylanase bei Bäckern Aller-
gien hervorruft. Eine »sensationelle Entdeckung«, meldete Baurs
Team.
Es wäre also durchaus sinnvoll, auf die enzymhaltigen Mittel zu
verzichten. Doch das, sagen vor allem die Backindustriellen, ist
unter den Bedingungen der industriellen Brötchenproduktion
kaum möglich. Eher versuchen sie, mit neuen Lüftungsanlagen
die Staubbelastung in den Betrieben in Grenzen zu halten.
Zum Beispiel bei der Firma Stefansbäck. Stefansbäck gehört zu
Deutschlands größtem Bäckereikonzern, der Kamps AG. Die
Kamps AG ist besonders bei Investoren und Spekulanten beliebt:
Sie machte 1998 mit 900 Filialen einen Umsatz von 438 Millio-
nen Mark und gab weitere Expansionspläne bekannt, weswegen
die »Perspektiven weiterhin sehr günstig« seien, wie das Fachma-
gazin Börse online im Frühjahr 1999 schrieb. Das Magazin empfahl
die Kamps-Aktien nach dem Börsengang für »spekulative Anle-
ger«. Diese hatten auch große Freude an ihrem Investment: In
einem Jahr hat sich der Kurs der Aktie vervierfacht.
Die Beschäftigten in der Stefansbäckfabrik sehen nicht alle ganz
so glücklich aus, manche sind ein bißchen blaß, was aber auch an
ihren Arbeitszeiten liegen könnte: In der zentralen Backfabrik in
Freiberg bei Stuttgart beginnt die Arbeit um Mitternacht. Die
Arbeiter begrüßen sich dennoch mit einem mehr oder weniger
munteren »Guten Morgen«, das ist eine der letzten erhaltenen
Bäckertraditionen. Ansonsten ist alles ein bißchen größer, alles
geht auch ein bißchen schneller als bei einem normalen Bäcker.
Es muß auch schneller gehen, denn pro Nacht werden etwa
15000 Brote gebacken und bis zu 120000 Brötchen. Ab 4 Uhr
werden diese ausgeliefert an 100 Filialen von Stefansbäck. Von
Aalen bis Koblenz, von Nürnberg bis Ludwigshafen gibt es Ste-
fansbäck-Backwerk.
Gebacken wird in 12 großen Backöfen, hochmodernen, com-
putergesteuerten Geräten, von denen jedes 100000 Mark kostet.
Es gibt eine vollautomatische Brötchenmaschine, auf der die klei-
nen Teigklumpen geformt und weitertransportiert werden. Und
zwischen den verschiedenen Stationen eilen ständig weißgeklei-
dete Beschäftigte hin und her, befördern die Wagen mit den Roh-
lingen zum Ofen und die fertigen Brötchen in die roten Pla-
stikkisten, die der Lastwagen abholt.
Am beliebtesten sind die sogenannten »Bäckerbrötchen«, allein
von diesen werden pro Nacht 30 000 Stück erzeugt. Bäckerbröt-
chen, das klingt schön, aber selbstverständlich sind auch Zutaten
drin, die ein traditioneller Bäcker eigentlich nicht braucht. Denn
»es gibt eben gewisse Verfahrenstechniken, denen muß ich ge-
recht werden«, sagt der Produktionsleiter, Hans-Wolfgang Hüb-
ner. Dazu gehört das Tempo hier, die maschinelle Verarbeitung,
und auch die Notwendigkeit, einen standardisierten Teig zu berei-
ten. Nur mit Mehl geht das nicht, das ist ja ein Naturprodukt, lei-
der nicht angemessen standardisiert, bedauert Produktionsleiter
Hübner: »Der Herrgott läßt es nicht jedes Jahr gleich wachsen.«
Zum Mehl, zur Hefe und zum Schweineschmalz kippt der Mann,
der für die Teigbereitung zuständig ist, deshalb Zutaten aus zwei
Säcken dazu. »Grizzly« steht auf dem einen Sack, den ein Bären-
köpf ziert und eine Zutatenliste: »Malzmehl, Verdickungsmittel,
Dextrose, Emulgator, Zucker, Weizenmehl, Säuerungsmittel:
Phosphat, Ascorbinsäure, Lebensmittelenzyme«. Das reicht noch
nicht ganz fürs Bäckerbrötchen, also kommt noch das Pulver aus
dem anderen Sack dazu, eine Mixtur namens »Frosti«. Die ent-
hält: »Traubenzucker, Emulgator, verestertes Mono- und Digly-
cerid, Weizenmehl, Weizenkleber, Malzmehl, Mehlbehandlungs-
mittel, Ascorbinsäure, Enzyme.«
Die Kunden wollen das so, sagt Produktionsleiter Hübner, nur
mit diesen Zutaten sei das »Volumen« zu erzeugen, das die Kund-
schaft erwarte. Derjenige, der den Teig anrührt, müsse darunter
nicht leiden. Hübner sagt, daß Bäckerasthma bei seiner Firma
nicht vorkäme, »schon seit zehn Jahren« nicht mehr, dank ausge-
klügelter Lüftungsanlagen. Daß den Verbrauchern die Backmit-
telbrötchen in irgendeiner Weise schaden könnten, glaubt Hüb-
ner nicht, schließlich esse er sie auch: »Ich eß sie selber jeden Tag
sehr gerne. Ich beiß mit Genuß in jedes Brötchen rein.«
Es ist schön für einen Backfabrikangestellten, wenn er sich mit
seinen Produkten so identifizieren kann. Dabei sind die Er-
zeugnisse durchaus nicht jedermanns Geschmack, manche hin-
terlassen einen leicht brennenden Geschmack auf der Zunge,
jedenfalls bei Testessern, die an Industriebrötchen nicht gewöhnt
sind.
Nun müssen auch ausgefeilte Chemikalienmixturen nicht
gleich ungesund sein, nur weil sie ein leichtes Brennen hinterlas-
sen und chemische Fachbezeichnungen haben, die unverständ-
lich klingen. Es ist allerdings auch nicht zweifelsfrei bewiesen, daß
die Enzymbrötchen bedenkenlos verzehrt werden können.
Der Bochumer Allergologe Baur jedenfalls hat in seiner 1998
veröffentlichten Studie festgestellt, daß sich »Enzymreste auch
nach dem Backen noch finden« ließen. Dies hatten die Hersteller
bislang bezweifelt, denn angeblich würden die Enzyme durch die
Hitze beim Backen gestoppt. Wenn sie aber erhalten bleiben,
meint Baur, sei auch eine »Gefährdung des Verbrauchers möglich,
wenngleich das Risiko sehr gering erscheint«. Weitere Untersu-
chungen seien nötig, denn: »Das Restrisiko für den Verbraucher
ist bislang ungeklärt«.
Eigentlich, sollte man glauben, werden in ordentlichen Län-
dern derlei Fragen geklärt, bevor eine neue Substanz auf den
Markt kommt. Doch solche Innovationen werden hierzulande
vom Gesetz nicht angemessen erfaßt, bemängelt die »Verbraucher
Initiative«: »Was die Enzyme betrifft, so ist das Lebensmittelrecht
noch immer ein vorsintflutliches Gesetzeswerk.« In anderen
europäischen Ländern sind die wundersamen Helfer längst zulas-
sungspflichtig. Schön wäre es, wenn die Kunden wenigstens vom
Einsatz der Enzyme erführen. Doch eine Kennzeichnung an der
Ladentheke ist nicht vorgeschrieben, und gegen strengere Kenn-
zeichnungsvorschriften sträuben sich die Bäcker nach Kräften.
Die merkwürdige Begründung der Bäckerfunktionäre: Gesetzli-
che Vorschriften ließen die Informationsbereitschaft des Ver-
kaufspersonals schwinden.
Doch damit ist es ohnehin nicht weit her, wie ein Test der deut-
schen Verbraucherzentralen ergab: Nach einer Umfrage im März
1998 in 1000 deutschen Bäckereien konnte nur knapp die Hälfte
der testweise befragten Verkäuferinnen über die Inhaltsstoffe rich-
tig und vollständig Auskunft geben. Selbst die ausgebildeten
Bäcker, die in 150 Filialen angetroffen wurden, konnten oft nicht
weiterhelfen.
Vielleicht wäre es für die Beschäftigten ganz gut, wenn sie sich
intensiver mit den verkauften Waren auseinandersetzen würden
oder gar eine Schulung erhielten über die Zusammensetzung
ihrer Waren. Vielleicht würde es nicht nur den Kunden zu nütz-
lichen Informationen verhelfen, sondern auch das Befinden des
Verkaufspersonals befördern. Mit diesem scheint es nämlich nicht
zum besten bestellt, wie eine Untersuchung des Hauptverbandes
der gewerblichen Berufsgenossenschaften von 1995 bis 1998 bei
50 000 Beschäftigten in diversen Branchen ergab. Bei dem Ver-
kaufspersonal in der Lebensmittelbranche herrscht demnach der
größte Frust. Nur 35 Prozent von ihnen erfreuen sich nach eige-
ner Einschätzung guter Gesundheit. Das liegt vor allem an der
unbefriedigenden Arbeitssituation. Und dabei weniger an Streß
oder Hetze: »Viel schlimmer als Lärm oder körperliche Anstren-
gung«, sagt Fritz Bindzius vom Hauptverband der Berufsgenos-
senschaften, sei die »geistige Unterforderung«.
Inhalt
l. Wohlige Angst
Die Welt der neuen Leiden
9
Der schnelle Tod des kleinen Mädchens - Den Salat lieber nicht: Wie
eine Ärztin die Speisekarte liest - Ein Frühwarnsystem für die
Amerikaner - Mikroben und Milliarden: Warum sich kühle Manager
plötzlich um die Gesundheit ihrer Kunden sorgen
2. Alarm im Darm
Die unsichtbaren Risiken
29
Weshalb australische Air-Force-Bomber plötzlich vom Himmel gestürzt
sind - Als Aldi einmal ganz schnell den Räucherfisch aus dem Regal
räumte - Ein guter Freund ist gutför die Gesundheit - Was richtet
Pfanni-Püree im Verdauungstrakt an? - Die Folgen der Faulheit
3. Schnelle Nudel
Wie kommt der Keim in die Kantine?
51
Plötzlich kam Unruhe auf in dem reizenden Ort am See - Gasthof
Größenwahn: Die Rezepte der Giganten - Magengrimmen im
Altersheim - Billigessenfür Beamte, Feinkost für den Bundestag - Wie
ein Pfarrer versucht, Kindern Gesundes zu geben
4. Insel ohne Palmen
Die Invasion der Dicken
73
Glückliche Südsee: Wo der König beim Abspecken vorangeht- Die
Kinder lieben Nestle-Snacks aus Papua-Neuguinea - Weshalb
Schnarcher öfter Unfälle bauen - Blind im Paradies - Riskantes
Schlemmen: Ist Fettleibigkeit so gefährlich wie Rauchen?
5. Große Flut
Die neuen Bakterien
95
Ein trauriger Sommer - Leberkäse als Seuchenherd? - Ein Besuch im Büro
für Gegenmaßnahmen - Die dunkle Ahnung von Häuptling Großer Elch
- Monsanto und der Umbau der Natur - Gefährliche E.coli-Bakterien:
Warum dürfen Kühe eigentlich kein Gras fressen?
6. Strahlende Knochen
Was geht uns denn das Tierfutter an?
119
Eilends räumte der Filialleiter die Butter aus den Regalen - Der Bauer und
das Supergifi: Was steckt im Raiffeisen-Kraftfutter? - Weshalb die Fla-
den vom Vorjahr noch auf der Wiese liegen - Warum das Kälbchen meint,
Tiermehl schmeckt wie Milch von Muttern
7. Springende Gene
Wer haftet für die neuen Risiken?
145
Coca-Cola und der Knabe, der an Knochenschwund litt - Die Moral des
Geldes und das Verschwinden der Verantwortung - Monster-Auberginen
und der schnelle Sex der Bakterien: Die unerwarteten Folgen der Gentech-
nik - Popcornfür die Hungernden?
8. Milchkuh Erwin
Die Hormone im Essen
168
Die transsexuellen Fische in britischen Flüssen und das Busenwunder in
der Schweiz - Droht der Menschheit die »chemische Kastration«? -
Schnelle Entwarnung vom Industrieverband - Ein Mord auf freiem Feld
- Musterland Belgien?
9. Schwarze Pickel
Die Leiden der Beschäftigten
195
Weshalb der Mann aus Costa Rica ganz wehmütig wird, wenn er die Kin-
der spielen sieht - Chiquita ist sich keiner Schuld bewußt - Trübselige
Schafzüchter und melancholische Winzer- Der gefährliche Staub im Stall
- Der neue Schinkenkleber aus Dänemark
10. Hungrige Kämpfer
Nur die Verpackung zählt: Vom Wert der Industriekost
219
Es fault die Banane, es welkt der Salat: Warum Supermärkte das Frische
nicht sehr lieben - Wird Obst und Gemüse knapp? - Ein Notprogramm
der britischen Regierung gegen Lebensmittel-Wüsten - Wieviel Vitamine
sind im Landliebe-Fruchtjoghurt?
11. Peinliche Flecken
Die Zukunftsstrategien der Industrie
233
Begeisterte Verbraucher: Konservierungsstoffe sind doch eine tolle Sache -
Vom Segen des Atoms: Bestrahlung als Bakterienkiller - Ein Gen gegen
Salmonellen - Gesetze gegen den Mangel: Die Vitaminpflicht- Nur nicht
zuviel Schutz für die Verbraucher
12. Lug und Krug
Werbung und Wahrheit
250
Was frißt Florence? - Die Welt der Kreativen und die Suche nach dem ver-
lorenen Vertrauen - Ein Irrtum bei Schwartau - Phantasie bei Milupa:
Wie gesund ist Milupino Kindermilch? - Professor Pudel und der Phar-
makonzern: Wieviel ist das Wort eines Wissenschaftlers wen?
13. Sanfte Hände
Der Weg zum Guten
274
Die glücklichen Ratten von Wien - Weshalb der Bürgermeister gegen
Supermärkte kämpft - Warnhinweise auf Coca-Cola? - Der Teig braucht
seine Ruhe, und auch die Bäckersfrau bleibt gern länger im Bett- Pech für
Aldi - Lang lebe der Italiener
14. Literatur
294
15. Register
297
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alberich
29.09.2003, 18:33
@ Emerald
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Re: Was gut für den Menschen, ist noch wichtiger für das Tier..................... |
-->Hallo Emerald,
egal ob BIO-AKTIV, Plocher, Grantler-Wasser etc. pp.
Alle diese Produkte zeichnen sich dadurch aus, daß sie sehr geschickt ein Marktsegment bedienen, das ich als erweiterte Esotherik-Schiene bezeichne.
Sie nutzen geschickt den Wunsch des Anwenders nach ungefährlichen, im Einklang mit der Natur stehenden Verfahren zur Gesunderhaltung/Heilung von Mensch, Pflanze und Tier.
Die Wirkungsweise wird durch nicht weiter erklärbare 'Information' des Produktes mit Sauerstoff etc."erklärt". Mit herkömmlicher Wissenschaft sei das nicht erklärbar.
Es gibt keine Versuche, die die in Aussicht gestellte Wirkung verifizieren (Versuche mit wissenschaftlichem Standard wohlgemerkt).
Offenbar besteht im Menschen ein unstillbarer Drang nach Mystik, Unerklärbarem. 200 Jahre Aufklärung und Naturwissenschaft waren nicht ausreichend.
gruß
alberich
Übrigens, was sind chem. Push-Mittel?
>Ich komme darauf, weil gerade dieses Posting mich herausfordert.
>Am Wochenende hatte ich eine interessante Diskussion mit Spezialisten
>welche den Bio-Markt für Klein-Tiere (Schweine, Hühner, Kälber usw)
>neu beleben.
>Die Quelle ist die in der früheren DDR aktive Firma BioAktiv. Diese
>Leute gewinnen aus Kreide, welche behandelt wird, einen Nahrungs-Zusatz
>welcher angeblich einmalig ist. Inzwischen werden in Australien damit
>25 Mio.Hennen gefüttert und der Aufbau in Europa ist im vollen Gange.
>Landwirte, Gärtner und sogar industrielle Betriebe (Wasser-Aufbereitungs-
>Anlagen und Klär-Anlagen) sind über die Resultate verblüfft. Die Tierhaltung
>und -Mästung zeitigt maximal bessere Erfolge in dem jegliche chem. Push-
>mittel vermieden werden.
>Via Google sind alle relevanten Infos abrufbar.
>Emerald.
|
Emerald
29.09.2003, 18:44
@ alberich
|
Re: Was gut für den Menschen, ist noch wichtiger für das Tier..................... |
-->Alberich:
Ich bin in allen Dingen ein naiver Laie und verstehe dann nur Bahnhof.
Allerdings war mein Gesprächs-Partner ein Mittelsmann aus Italien, welcher
die Tests durchführen liess und die Resultate von Bio-Aktiv über Monate auf-
zeichnete. Da die fragliche Person alles andere als aus der Esotherik-Ecke
kommt, er führte über Jahrzehnte eine internat. tätige deutsche Firma auf
dem Weltmarkt, haben mich seine Feststellungen zu diesem Thema hellhörig
gemacht.
Da er mit den Kunden in der Schweiz und in Oesterreich gleich Dutzende
von erfolgreichen Anwendern vortragen konnte, wurde ich mindestens ein
interessierter Zuhörer, da mir diese Materie bis dato völlig unbekannt war
und eigentlich immer noch ist.
Zu Deiner Frage: Aufputsch-Mittel (pushing) in landw. Aufzuchten zählen
chemische und pharmaz. Produkte welche diversen Futtermitteln direkt bei-
gefügt sind oder, teilweise auch widerrechtlich, den Tieren ins Futter
geschüttet werden (Schweine-und Hühner-Mast).
Wenn das so weitergeht werde ich auch noch landw. Berater.
Emerald.
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ottoasta
29.09.2003, 20:44
@ Toby0909
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Re: MOMENT OTTO!! ja Toby?! |
-->ist ja schon gut, ich habe dir ja guten Appetit gewünscht! [img][/img]
Aber wenn du einigermassen gutes Brot willst in München, geh zur Hofpfisterei, ist zwar auch ein Grossbetrieb, doch der fördert den ökologischen Landbau und macht Brot aus Biogetreide! Immer noch besser, als das was Kamps und Konsorten machen!
Oder fahre in den Bayerwald zu uns. Hier gibt es noch Brot nach alter Tradition, natürlich nicht bei EDEKA oder beim KAUFLAND. Es gibt aber noch Bauern und Biobäcker, die ein reines Sauerteigbrot machen. Eine sehr mühsame Angelegenheit, kann bis zu 2 Tage dauern. Der Gärprozess braucht Ruhe!
Aber das Brot schmeckt dann aber ungemein gut! Mit frischer Butter von der Biokäserei, auch in meiner Nähe oder in München von der Molkerei Scheitz (Oberbayern); kriegst im Naturkostladen.
Nagst du so am Hungertuch, dass du dir zwar für dein Auto das beste Ã-l und die schönsten Reifen gönnst, aber das Happihappi für dich billigst vom Supermarkt kommt? Z.B. ein schönes Stück 'Vordersaftschinken'? Metzger weghören, ich weiss, Vorderschinken gibt es nicht! Nur eine Wortschöpfung.
Drin ist Abfallfleisch, das mit Enzymen verklebt wurde und in Wasser eingeweicht,d amit das Gewicht zunimmt. Schau mal auf eine Speisekarte in einem beliebigen Lokal. So ein 'Schinken' muss als solcher gekennzeichnet sein. Lass dann die Finger davon! Da gäbe es noch so manches, aber jeder möge nach seiner Facon selig werden! Ich jedenfalls kaufe hier in der Umgebung bei Biobauern (haben wir ja genug) und im Naturkostladen. Bei EDEKA nur Klopapier!
Gruss
Otto
|
ottoasta
29.09.2003, 20:53
@ alberich
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Re: hallo alberich.. |
-->...mit Urteilen bin ich etwas vorsichtiger, denn unser Wissen ist nur ein Bruchteil der Natur! Ich war (und bin) auch skeptisch bezüglich Grander Wasser, doch ich komme auf Grund meines Berufes mit etlichen Wasserwerken zusammen und denke, dass z.B. ein Stadtkämmerer mit Sicherheit für sein Schwimmbad keine Anlage bei Grander kauft (oder die wieder zurückgibt) wenn es nichts hilft. Tatsache ist, dass viele Schwimmbäder eine enorme Einsparung von Wasseraufbereitungsmitteln haben, ebenso Wäschereien, die grosse Einsparungen von Waschsubstanzen haben. Ich wusste bis dato nicht, dass Chlor oder Seife auf Esotherik reagiert! Also, erst kundig machen, auch wenn die Wissenschaft das Ganze nicht erklären kann!
Meine Nachbarwiese wird regelmässig mit Gülle gedüngt. Furchtbarer Gestank, daher vereinbart, dass der Bauer nur kurz vor einem regen düngt. Seit einiger Zeit riecht es nicht mehr! Was war los? der Bauer hat ein Grandergerät in seiner Güllegrube! Donnerwetter, Gülle ist Esotherikgläubig!
Gruss
Otto
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alberich
29.09.2003, 21:52
@ ottoasta
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Re: hallo alberich.. |
-->Hallo Otto,
ich habe prinzipiell nichts gegen Verfahren, die helfen den Einsatz problematischer Substanzen zu verringern oder gar überflüssig machen.
Aber: ich reagiere immer 'allergisch', wenn sich die Hersteller dieser Produkte einem wissenschaftlich angelegten Versuch entziehen. D.h. 3 Varianten mit mehreren Wiederholungen: ohne Behandlung, mit der 'Grundsubstanz', mit der 'informierten' Substanz.
Dann kann man weiter sehen.
Meines Wissens gibt es derartige Versuche nicht für BIO-AKTIV, Plocher und Grander.
Warum wohl?
Dein Beispiel bzgl. Wasseraufbereitung/Waschmittel: vielleicht wurde hier vorher einfach des Guten zuviel dosiert?
Gülle muß nicht unbedingt stinken.
Ich habe mit der Landwirtschaft zu tun und hier konnte ich die Mechanismen gut beobachten, wie derartige Produkte in den Markt 'gedrückt' werden. Hier läuft sehr viel auf der subjektiven Schiene.
gruß
alberich
>...mit Urteilen bin ich etwas vorsichtiger, denn unser Wissen ist nur ein Bruchteil der Natur! Ich war (und bin) auch skeptisch bezüglich Grander Wasser, doch ich komme auf Grund meines Berufes mit etlichen Wasserwerken zusammen und denke, dass z.B. ein Stadtkämmerer mit Sicherheit für sein Schwimmbad keine Anlage bei Grander kauft (oder die wieder zurückgibt) wenn es nichts hilft. Tatsache ist, dass viele Schwimmbäder eine enorme Einsparung von Wasseraufbereitungsmitteln haben, ebenso Wäschereien, die grosse Einsparungen von Waschsubstanzen haben. Ich wusste bis dato nicht, dass Chlor oder Seife auf Esotherik reagiert! Also, erst kundig machen, auch wenn die Wissenschaft das Ganze nicht erklären kann!
>Meine Nachbarwiese wird regelmässig mit Gülle gedüngt. Furchtbarer Gestank, daher vereinbart, dass der Bauer nur kurz vor einem regen düngt. Seit einiger Zeit riecht es nicht mehr! Was war los? der Bauer hat ein Grandergerät in seiner Güllegrube! Donnerwetter, Gülle ist Esotherikgläubig!
>Gruss
>Otto
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