Loki
01.10.2003, 20:02 |
Merkels Bewerbungsrede Thread gesperrt |
-->Mit einer Grundsatzrede hat die CDU-Chefin Angela Merkel ihren Führungsanspruch in der Union unterstrichen. Sie stellt sich hinter grundlegende und auch für die Union schmerzhafte Reformprojekte, übt sich in Selbstkritik und vergisst auch nicht den Appell an die Emotionen.
Berlin - Eine bedeutsame Rede würde es werden, war zuvor den Journalisten aus der Union signalisiert worden. Es sei Zeit für den Versuch, einer"Ortbestimmung der Gegenwart", hob Bernhard Vogel, der Vorsitzende der gastgebenden Konrad-Adenauer-Stiftung, hervor. Die Erwartungen also waren hoch, als Angela Merkel unter dem Titel "Quo Vadis, Deutschland?" im Licht durchfluteten Saal des Zeughauses in Berlin zum Vortag anhob. Ursprünglich war in der Presseeinladung noch von"Deutschland fair ändern" die Rede - eine schmuck-saloppe Formulierung, die Merkel in ihrer Rede am Mittwoch nicht mehr erwähnte.
Vorneweg: Merkel gelang das Kunststück, gleich drei Dinge zusammenzubringen: ihre Autorität innerhalb des Unionslagers herauszustreichen, die ihr wichtigen zentralen Reformpunkte zu benennen und dabei zugleich nichts zu beschönigen, wo es nichts zu beschönigen gibt. Es war eine Art Kanzlerin-Programm - mit Selbstbewusstsein vorgebracht.
Merkel, so schien es, hat aus den Fehlern der Gegner gelernt. Wo Selbstkritik angebracht war, tat sie auch dies. Etwa als sie die langfristige Umstellung der Pflegeversicherung auf ein privatkapitalgedecktes Verfahren forderte und die unter Helmut Kohl und Norbert Blüm eingeführte jetzige Regelung für überholt erklärte."Das war gut gemeint, aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht." Die neue Ehrlichkeit - das war Merkels Grundton. Sie erwähnte die guten Umfrageergebnisse für CDU und CSU. Einerseits. Und vergaß nicht, dass"gut Zweidrittel der Befragten meinen, nein, die Union könne es eigentlich auch nicht wirklich besser."
"Jeder muss bei sich selber anfangen"
Merkels Credo am Mittwoch in Berlin, zwei Tage vor den 13. Einheitsfeierlichkeiten, lautete:"Wir müssen mehr für Deutschland tun. Jeder muss bei sich selber anfangen." Das tat sie dann auch - wenn auch in weiten Teilen in innerparteilicher Hinsicht. Denn noch ist auch der Prozess innerhalb der CDU, welche Reformen greifen sollen, durchaus nicht abgeschlossen. Deutlich stellte sich Merkel hinter Forderungen aus der CDU-Reformkommission, die unter Alt-Bundespräsident Roman Herzog mit ihren Vorschlägen in der Union Streit auslöste. Indem sie ihren Namen mit zentralen Vorschlägen der Kommission verband, engte sie den Spielraum der Gegner ein.
So plädierte sie für den Umbau der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Pflegeversicherung zu einem kapitalgedeckten System; das führe zu einer demografisch verlässlichen Vorsorge. Sie verband ihren Namen auch mit der Forderung, das Rentenniveau abzusenken, wobei ein Unterschreiten des Sozialhilfeniveaus durch einen steuerfinanzierten Zuschuss zu einer Mindestrente verhindert werden sollte. Und sie plädierte für eine Erhöhung des Renteneintrittsalters um mindestens vier Jahre auf 67 Jahre.
Da ging unter den Gästen im Deutschen Historischen Museum ein hörbares Grummeln durch die Reihen. Deutliche Worte, die Ausgang nahmen in Merkels Analyse:"Wir, das ist die Wahrheit, leben seit langem vor allem von der Substanz." In solchen Sätzen sprach unüberhörbar die Ostdeutsche, die den Niedergang der DDR noch allzu gut in Erinnerung hat und die die jetzige Krise nicht auf die Probleme nach der Vereinigung verkürzen lassen will.
Wichtige wirtschaftliche und soziale Strukturprobleme habe es schon vorher gegeben, meinte sie."Wenn wir unser Sozialsystem auf Dauer wetterfest machen wollen, müssen wir mit Reformen am System selbst beginnen", zitierte sie aus einer Rede des FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher 1982 zur Lage der Nation. Eine Anspielung, die im Saal verstanden und mit leisem Lachen quittiert wurde, hatte der Hinweis auf das Jahr 1982 doch einen doppelten Sinn. Zum einen erinnerte es daran, wie politische Prozesse sich wiederholen; zum anderen war es eine Spitze gegen den jetzigen Kanzler, der kürzlich seine Fraktion warnend an das schleichende Ende der sozialliberalen Koalition vor 21 Jahren erinnert hatte.
Biblische Worte
"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", kommentierte die Pfarrerstocher die Subventionskürzungen, die die Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) am Vortag vorgestellt hatten. Genau an dieser Stelle aber war Hinhören angebracht: Merkel lobte das Kürzungswerk zwar, vermied aber, was sie bei Herzogs zentralen Kommissionsplänen tat - sie stellte sich nicht ausdrücklich hinter die Vorschläge ihres innerparteilichen Widersachers Koch. Die Vorschläge sollten"unvoreingenommen diskutiert werden".
Unmissverständlich stellte sie klar, dass unter ihrer Führung ein Blockadekurs, wie sie 1998 der damalige SPD-Chef Oskar Lafontaine in der Endphase der Kohl-Regierung praktizierte, nicht zu machen sei: Das passe nicht zur Union. Sie habe keine"Angst vor der Konsensfalle", rief sie aus."Die Gleichung ist heute eine andere: Wenn die Vorteile die Nachteile überwiegen, dann muss der Kompromiss eingegangen werden, dann aber trägt er auch die Handschrift der Union und die Menschen werden das anerkennen", so Merkel. Kann sich Gerhard Schröder also auf die CDU-Chefin verlassen?
Wohl kaum. Die Merkelsche Formel bietet Auswege, um der rot-grünen Koalition am Ende doch den tödlichen Stoß zu versetzen. Erst wenn die Vorteile eines Kompromisses die Nachteile nicht mehr überwögen,"erst dann ist die Stunde der Ablehnung, erst dann ist die Stunde des Nein gekommen, und dann werden die Menschen aus das erkennen und verstehen", so Merkel. Abweichend vom Manuskript fügte sie warnend hinzu: Das gelte für jede Phase der Reformen, die nun anstünden.
Merkel verzichtet auf politische Schonkost
Es war eine Rede, die in der Summe erkennbar zu machen versuchte, welche Alternative die Union den Wählern bieten will: Eben keine Schonkost. Merkel wiederholte, womit sie sich vor Wochen Unmut zugezogen hatte. Nicht der Osten solle weniger, sondern der Westen mehr arbeiten. Um mindestens zwei Stunden müsse die tarifliche Wochenarbeitszeit verlängert werden. Sie plädierte für Staatssubventionen, wo sie sinnvoll seien - etwa beim Niedriglohnsektor. Faktisch sei die Sozialhilfe heute die untere Lohngrenze. Sie wirke wie ein Riegel. Um diesen zu beseitigen, will Merkel den Niedriglohnsektor mit staatlichen Lohnzuschüssen unterstützen.
In weiten Teilen war Merkels Rede sachlich. Nur an zwei Stellen erlaubte sie sich einen Ausflug in die Welt der Emotionen. Dafür erhielt sie dann prompt vom Auditorium längeren und kräftigeren Applaus. So tadelte sie das Denken des Vorsitzenden der Jungen Union, Philipp Mißfelder als"mut- und hoffnungslos". Der hatte, sehr zum Unmut vieler älterer Unionsmitglieder, angeregt, Senioren ab einer bestimmten Altersgrenze keine Hüftprothesen mehr zu finanzieren.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Kopftuch nannte sie schließlich"beklemmend unentschieden". Merkel tat das, indem sie ihre Kritik zugleich mit dem ethischen Anspruch der CDU verband. Ein gesetzliches Verbot in den Ländern, in öffentlichen Schulen Kopftuch zu tragen, dürfe sich nicht automatisch auch auf christliche Symbole erstrecken. Mit einer solchen Neutralität würde man das"Bekenntnis zu unseren ureigenen Wurzeln" aufgeben. An dieser Stelle applaudierte der Saal besonders lang.
[img][/img]
<ul> ~ http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,267982,00.html</ul>
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Euklid
01.10.2003, 21:15
@ Loki
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Re: Merkels Bewerbungsrede |
-->Uneingeschränkt einverstanden mit der Umstellung auf Kapitaldeckung,aber nicht im Zugriff der Wixgriffel von Politikerhänden.
Das erste steuerhinterlegte Abgabenzwangssystem haben sie ja an die Wand gefahren.
Und das kapitalgedeckte würden sie kurz vor dem Staatsbankrott ebenfalls plündern.
<font color=#FF0000>Darauf gebe ich mein Ehrenwort</font>
Nichts anderes als mit neuen Abgaben die Pleite zeitlich zu strecken.
<font color=#0000FF>Niemand möchte scheinbar erklären wie die 1,3 Billionen Euro getilgt werden sollen.Bis jetzt habe ich davon nichts vernehmen können.</font>
Rechnen wir mal nach welche Kraftanstrengung dafür erforderlich wäre.
Gehen wir im Schnitt von 30 Millionen Beschäftigten aus:
Tilgungszeit 25 Jahre 5% Zins,1% Tilgung.
Das ergibt ganz grob in etwa 7,5 Billionen Euro.
Dafür müßten die Bürger ca 250 000 Euro in 25 Jahren abdrücken.
Wohlgemerkt neben den jetzigen Steuern plus der KV,RV,AV und Pflegeversicherung.
Alleine die Tilgung der Staatsschuld würde 10 000 Euro im Jahr pro Bürger erfordern ohne jede Sozialversicherungen und Steuern.
Wer das für möglich hält soll den Schwachfug der Merkel ruhig glauben.
Die Sache ist längst gelaufen,nur der Termin des offiziellen Staatsbankrotts steht noch nicht fest.
Gruß EUKLID
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Euklid
01.10.2003, 21:54
@ Loki
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Was noch mehr aufregt |
-->Das saudumme Geschwätz der Merkel man müsse was für Deutschland tun ist so etwas von daneben bei mehr als 50% Abgaben daß sich die Fußnägel nach oben stellen.
Hätte sie gesagt das Volk muß etwas für den Irak-Krieg und andere Wunschzettel von auswärts tun hätte man das noch akzeptieren können.
Am laufenden Band werden hier Rechnungen eingereicht mit denen Deutschland nicht das geringste zu tun hat.
Mit den neuen vom Bürger abgepreßten Abgaben läßt sich ja noch nicht mal der Irak-Krieg und die Kriegs- Spiele am Hindukusch bezahlen.
Ich scheiß auf einen Staat mit lauter Oberruckern die sich die Diäten sogar im schlimmsten aller Fälle noch erhöhen und als leuchtendes Vorbild dienen wollen.
Daß diese abgehobene Gilde sich überhaut noch traut große Reden zu schwingen nachdem man schon heute den Bürgern das letzte Hemd auszieht ist eine große Geste der Bürger die noch besonnen sind.
Ich warte auf faule Eier bei den nächsten Wahlen.
Wann geht endlich niemand mehr hin damit sich die ganze Baggage selbst wählen kann.?
Gruß EUKLID
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Baldur der Ketzer
01.10.2003, 22:21
@ Euklid
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Re: Wer wählt eigentlich wirklich bei den Wahlen? |
-->>Das saudumme Geschwätz der Merkel man müsse was für Deutschland tun ist so etwas von daneben bei mehr als 50% Abgaben daß sich die Fußnägel nach oben stellen.
Hallo, Euklid,
die Tusse ist derart peinlich, daß ich nicht verstehe, wie man die überhaupt ans Rednerpult lassen kann. Es sei denn, es erfüllt einen wohl kalkulierten Zweck, ähem.
Genausogut könnte man Alice Schwarzer bei einer MissWahl mitmachen lassen, oder vom Finanzminister einen Gebrauchtwagen kaufen.
Offensichtlich stört es aber außerhalb des Forums niemanden, oder hast Du schon mal an einer demo Plakate gesehen mit Aufschriften * Merkel in die Wirklichkeit*?
*Schröder ans Fließband*
*Ulla in die Notaufnahme*
*Strukki in die erste Linie*
*Eichel mit Hut und Flöte an die U-Bahnstation*
?
>Ich warte auf faule Eier bei den nächsten Wahlen.
die fliegen so wenig wie vorher, wenn man mal von den paar HoffnungsÜ-Eiern auf den Diggn absieht, die ihn dazu bewogen, aggressiv gegen die Zaungäste loszupreschen ;-).........die auch nix geholfen haben.
>Wann geht endlich niemand mehr hin damit sich die ganze Baggage selbst wählen kann.?
Ich kenne Leute, die schon seit langem davon überzeugt sind, daß die Ergebnisse doch andernorts von einem, äh, Kommitee ausgeknobelt und nur noch veröffentlicht werden, so wie damals das mit Kennedy und der Australischen zeitung, ähem.
Das Urnengeplänkel ist für diese betreffenden reiner Dummenfang. Die meinen, das Bürgerabstimmungsverhalten sei genauso einflußgebend auf die veröffentlichten Wahlergebnisse wie das Lustgestöhne einer Asphaltschwalbe auf deren Lustempfinden..... oder so.
Obwohl, ich kenne genügend Lemminge, die ihre Schimpfkanonaden am Wahlsonntag unterbrachen, ihr Gekrakel bei der richtigen Krake hinkrakelten, dann rausgingen, und fortan wiederum 4 Jahre weiterschimpften.
Harndrang.............
Beste Grüße vom Baldur
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dottore
01.10.2003, 22:24
@ Euklid
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Re: BRAVO, EUKLID! Genau so ist es, nur der Bankrott-Termin fehlt noch (owT) |
-->
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Lichtenberg
02.10.2003, 00:15
@ Euklid
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Re: Merkels Bewerbungsrede |
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Hallo Euklid
Da ist Dir ein kleiner Fehler in der Rechnung.
Wir bräuchten 2 % Tilgung oder längere Laufzeit
Bei Deinen Konditionen, 25 Jahre, 5% Zins, 1Prozent Tilgung ergibt sich folgendes.
Tilgungsbegin 01.12.2003 Restschuld ca. 658 Milliarden EUR
Summe Zinsen ca. 1.300 Milliarden EUR
Summe Tilgung 641.504,98 EUR
Aber, wie man das bezahlen soll?, keine Ahnung.
Gruss
Lichtenberg
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Euklid
02.10.2003, 10:12
@ Lichtenberg
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Re: Merkels Bewerbungsrede |
-->>Hallo Euklid
>Da ist Dir ein kleiner Fehler in der Rechnung.
>Wir bräuchten 2 % Tilgung oder längere Laufzeit
>Bei Deinen Konditionen, 25 Jahre, 5% Zins, 1Prozent Tilgung ergibt sich folgendes.
>Tilgungsbegin 01.12.2003 Restschuld ca. 658 Milliarden EUR
>Summe Zinsen ca. 1.300 Milliarden EUR
>Summe Tilgung 641.504,98 EUR
>Aber, wie man das bezahlen soll?, keine Ahnung.
>Gruss
>Lichtenberg >
Warum nimmst Du nur eine Restschuld von 658 MRD Euro?
Die Summe Tilgung müßte doch die 1312 000 000 ergeben?
Prinzipiell hast Du Recht,denn je niedriger der Zins desto höher die Laufzeit,bei dann allerdings niedrigeren Annuitäten.
Ich habe da einen Kopfzuschlag für steigende Zinsen schon drin gehabt.(Verkürzt dann wieder die Laufzeit bei allerdings steigender Annuität)
Zusätzlich habe ich einen kräftigen Zuschlag für die Löcher in den Sozialversicherungen noch hinzugeschlagen was man an der Gesamtsumme von 7,5 Billionen sdehen kann die es auch noch zu tilgen gilt.
Wir haben im Moment doch"nur"eine Schuld von 1 312 xxx xxx xxx.[img][/img]
Die x sind ständig am rotieren?
Leider in die falsche Richtung;-))
Aber Du hast sehr gut aufgepaßt;-))
Gruß EUKLID
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CRASH_GURU
02.10.2003, 10:52
@ dottore
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Re: BRAVO, EUKLID! Genau so ist es, nur der Bankrott-Termin fehlt noch (owT) |
-->Ja klar, aber das"NUR" ist eben das entscheidende Wörtchen.
Die Prophezeiung des Staatsbankrots hat ungefähr den gleichen Informationswert, wie die Prophezeiung, daß ein Mensch sterben wird. Die wirklich interessante Vorhersage, der Termin, war bisher immer falsch und ich frage mich wieviel Geld das die naiv-gläubigen Anhänger der Katastrophenpropheten bisher gekostet hat. Vermutlich etwa soviel wie es dem Wahrsager gebracht hat.
Gruß!
cg
PS Wobei sich jeder Hilfsschüler ausrechnen kann, daß die BRDDR nicht vor 2012 Pleite sein wird. Immer wieder anzumerken wäre auch noch, daß ein Staat der sein eigenes Geld erzeugen kann, sowieso nicht Pleite machen muss.
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VictorX
02.10.2003, 11:01
@ CRASH_GURU
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Argentinien ist pleite gegangen. (owT) |
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Pudelbirne
02.10.2003, 11:04
@ CRASH_GURU
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Re: In welcher Waehrung haetten Sie's denn gern? (owT) |
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LenzHannover
03.10.2003, 01:10
@ VictorX
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:-( Nicht aufgepaßt |
-->Argentinien war in US Dollar verschuldet und hatte somit die gleichen Probleme, wie unsereins, wenn er bei einer Bank überschuldet ist.
Wir verschulden uns in eigener Währung / eigene Schuldscheinen; mehrfach durchgekaut
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