McShorty
03.10.2003, 18:03 |
Re: Sorry, aber die ZBs kaufen nichts selber- Womit kauf BoJ? - mkF Thread gesperrt |
-->Hallo Dottore,
Danke für die feiertägliche Erklärungsarbeit. Ich habe mal wieder 2 kurze Fragen.
> Was passiert nun auf dem Kapitalmarkt? Um dort Titel zu kaufen (BoJ kauft US-Papiere), muss der Käufer Cash hinlegen. Diesen muss er sich am Devisenmarkt beschaffen, was logischerweise den Kurs der"Devise", mit deren Hilfe man kaufen will, in die Höhe treibt. Die jeweilige ZB muss also erstmal über den Geldmarkt des anderen Landes (mit den bekannten Folgen für die Wechselkurse).
> Nun hat die BoJ den US-Cash (der Dollar ist dadurch gestiegen) und kauft also US-Titel. Damit treibt sie zunächst deren Kurs in die Höhe, was die Renditen senkt und was dann nach"Zinssenkung" ausschaut.
Ich gehe mal davon aus, dass die BoJ Yen-Cash gg. USD tauscht. Aber woher nimmt sie die Yen? Druckt/schafft sie es selbst sozusagen aus dem Nichts und erhöht damit die umlaufende"Geldmenge"? Oder nimmt sie die zur BoJ zurückkommenden Yen-Cash?
Mal wieder ´ne wirre Fragestellung, bitte um kurze Aufklärung.
Wie sieht es jetzt aus, wenn diese"Währungsreserven" (US-Anleihen) kursmäßig ins Minus laufen, über die Zinszahlungen hinaus. Wer bezahlt dann die Verluste (Steuerzahler?)?
Wenn eine ZB Verlust macht, ist dann der Eigentümer (meist Staat) zum Ausgleich gezwungen und müßte quasi Cash an ZB zahlen (wenns doll brenzlig wird)?
Feiertags- und WE-Gruß
McShorty
P.S. Ist von Ihnen nicht noch eine Studie zur Lage der japan. Banken in der Pipeline?
|
dottore
03.10.2003, 18:34
@ McShorty
|
Re: Sorry, aber die ZBs kaufen nichts selber- Womit kauf BoJ? - mkF |
-->Hi McShorty!
>Ich gehe mal davon aus, dass die BoJ Yen-Cash gg. USD tauscht.
Nein, sie kauft straight. Das ist etwas komplizierter als dargestellt: Sie kauft ganz kurzlaufende Bills (gegen nothing, kann sie als ZB machen), die dann am US-Markt in ihrem Namen in tägliche Fälligkeit gewechselt wird.
>Aber woher nimmt sie die Yen?
Braucht sie nicht.
>Druckt/schafft sie es selbst sozusagen aus dem Nichts und erhöht damit die umlaufende"Geldmenge"?
Nein, nicht in Japan, es sei denn sie kauft die Titel japanischen Haltern ab, dann hat das auch zunächst keine Wirkung auf den Wechselkurs. Dann verwandelt sie in Japan auch nur z.B. M2 in MZM. Das bringt natürlich Richtung USA gar nix.
>Oder nimmt sie die zur BoJ zurückkommenden Yen-Cash?
Nein. Der ist sofort wieder wertloses Papier. Die BoJ zieht, siehe oben, auf eine Korrespondenzbank in den USA oder eine jap. Bank mit US-Konten und kauft so die Bills, die dann zu Cash werden, mit dem dann von US-Haltern US-Titel"zur Kasse" abgekauft werden.
>Mal wieder ´ne wirre Fragestellung, bitte um kurze Aufklärung.
>Wie sieht es jetzt aus, wenn diese"Währungsreserven" (US-Anleihen) kursmäßig ins Minus laufen, über die Zinszahlungen hinaus. Wer bezahlt dann die Verluste (Steuerzahler?)?
Ja. Zumindest kommt erst kein ZB-Gewinn (Geld-Steuer) mehr an den Staat. Dann rutscht die ZB-Bilanz ins Minus (Verlust auf Aktivseite). Das BoJ-Kapital ist winzig - der BoJ droht formal die Insolvenz. Dann muss der jap. Staat eine Kapitalerhöhung (oder Verlustausgleich) veranstalten. Via zusätzliche Staatsschulden ist dies eine kommende Steuererhöhung.
Ansonsten: Bankrott der BoJ oder/und von Jap-Gov.
>Wenn eine ZB Verlust macht, ist dann der Eigentümer (meist Staat) zum Ausgleich gezwungen und müßte quasi Cash an ZB zahlen (wenns doll brenzlig wird)?
Ja. Da dies noch nicht vorgekommen ist (Insolvenz = Überschuldung = Passiva > Aktiva in eigener Währung, nicht in"Devisen") darf man gespannt sein, wie das abgewickelt wird.
>Feiertags- und WE-Gruß
>McShorty
>P.S. Ist von Ihnen nicht noch eine Studie zur Lage der japan. Banken in der Pipeline?
Das lohnt nicht. Die sind so oder so oder auch so kaputt.
Gruß!
|