Morpheus
06.10.2003, 17:24 |
Über Verhaltenspsychologie und Börsen Thread gesperrt |
-->3. Oktober 2003
Über Verhaltenspsychologie und Börsen
von Marco Feiten
In einer seiner stets lesenwerten Kolumnen schrieb Marc Faber vor einigen Monaten über eine Kultur auf den abgelegenen und von der modernen Zivilisation unberührten südpazifischen Inseln. Während des Zweiten Weltkriegs landeten dort amerikanische Truppen und bauten innerhalb kürzester Zeit gewaltige Landepisten für ihre Luftwaffe. Man kann sich ungefähr vorstellen, mit welchem Staunen die einheimische Bevölkerung reagierte, als plötzlich am Himmel riesige drachenförmige und laute Maschinen auftauchten, die dann landeten und bisher unbekannte Güter wie Alkohol, Coca-Cola-Flaschen, Zigaretten, medizinische Mittel und allerlei Lebensmittel mitbrachten und unter den Einwohnern verteilten. Ganz unerwartet kam diese beinahe in der Steinzeit lebende Kultur in den Genuss der „modernen Welt“. Bei der Bevölkerung stellte sich eine Euphorie ein: Von nun an würden sie in alle Zukunft dank der Kriegswirtschaft und dem regelmäßig eingeflogenen, reichhaltigen Nachschubmaterial ein Luxusleben genießen. Allerdings, die Boomzeit dauerte nicht lange an. So, wie die großen fliegenden Drachen plötzlich erschienen waren, verschwanden sie beinahe über Nacht, als der Krieg 1945 zu Ende war. Mit dem Ende des Krieges verschwanden dann auch alle Güter, die diesen verarmten Inseln einen genussreichen Moment an der Sonne gebracht hatten, ebenso geheimnisvoll, wie sie gekommen waren. Nur was geschah danach? Die einheimischen Stämme, die auf diesen Inseln wohnten, glaubten fest daran, dass die großen Flugzeuge früher oder später wieder zurückkehren würden, und deshalb bauten sie landepisteähnliche Gebilde, zündeten in der Nacht Feuer auf der Seite dieser langen Grasstreifen und bauten sogar hohe Hütten, in denen jemand, mit Bambusstäben auf dem Kopf, welche Antennen darstellten, sitzen musste - der Flugverkehrskontrolleur -, und warteten geduldig auf das Wiederauftauchen der amerikanischen Flugwaffe und der vielen Geschenke. Auf der Insel Tammu gibt es sogar eine wöchentliche Cargo-Kult-Zeremonie, welche mit Tänzen und Gebeten gefeiert wird und unter der Aufsicht des Propheten"John From" (wie John from America) steht.
Was ist an dieser Darstellung nun so relevant, dass ich sie in dieser Kolumne aufgreife? Nun, ähnlich wie das beschriebene Volk einen „Boom“ erlebte der dann jäh endete und anschließend in Hoffnung auf eine Wiederkehr bestimmte Zeremonien durchführte, so sieht die heutige Börsenwelt aus. Auch hier kam es in den 90ern zu einem überwältigenden Boom, der dauerhaften Reichtum versprach. Wie aus dem Nichts kam plötzlich der IT-Boom zustande und die Kurse stiegen in Atem beraubenden Tempo. Die Massen, die daran partizipierten, konnten sich allerlei Güter leisten, sodass sich der Boom aus sich selbst heraus nährte („wealth effect“) und den Anschein der Unendlichkeit, eben der „new economy“ erweckte. Ähnlich wie die Amerikaner 1945 die südpazifischen Inseln verließen, so verließen ab März 2000 die Bullen nach und nach das Börsenparkett. Analysten schrieben dennoch Monat für Monat, dass der Aufschwung nicht mehr fern sei, denn Alan Greenspan senkte die Zinsen und die US-Wirtschaft sei fundamental stark - die Zeremonien wurden fortgesetzt. Doch während die beschriebene Kultur auf den südpazifischen Inseln noch heute auf die Rückkehr der amerikanischen Luftwaffe wartet, scheint der Traum von der neuen Hausse wahr zu werden. Seit März feiern die Börsen ein glorreiches Comeback, offenbar sogar so überzeugend, dass alte Verhaltensmuster wieder zurückkehren, von denen man angenommen hatte, sie seien nach 3 Jahren Baisse endgültig verschwunden: es werden wieder Aktien allein wegen ihres Momentums gekauft ohne die Unternehmen überhaupt zu kennen, geschweige denn auf Zahlen zu achten; speziell Technologie-Aktien erreichen Bewertungen wie zuletzt im März 2000 und die Nasdaq-Käufe auf Kredit haben sogar ein neues historisches Hoch erreicht. Zeremonienmeister Alan Greenspan hat es geschafft - die Börsen boomen wieder.
Ganz ohne Frage ist hier die Verhaltenspsychologie angesprochen, weshalb an dieser Stelle auf ein interessantes Experiment des Sozialpsychologen Burrhus Skinner aus den 40er Jahren aufmerksam gemacht werden soll. Skinner hatte seine Labortiere zuerst ausgehungert, um ihnen dann in festen Zeitintervallen von 15 Sekunden kleine Mengen Futter zu geben. Die Vögel glaubten daraufhin, dass ihr eigenes Verhalten die plötzliche Nahrungszufuhr ausgelöst habe. Eine Taube, die sich zu Beginn der Fütterung gerade umgedreht hatte, begann fortwährend zu rotieren, eine andere hackte auf einer bestimmten Stelle des Käfigs herum - im Glauben, das weitere Körnerangebot zu steuern. Interessant daran ist, dass die durch ihren Instinkt getriebenen Tiere und der intelligente, vom Verstand geleitete Mensch ähnliche Verhaltensmuster zeigen. Man könnte natürlich argumentieren, dass die eingangs beschriebene Kultur noch in der Steinzeit lebte und deshalb nicht mit dem modernen Menschen der „zivilisierten Welt“ gleichgesetzt werden kann, doch wenn man sich daran erinnert, wie die Analysten immer und immer wieder die gleichen Aufschwungsformeln proklamieren und die Anlegermassen nach wie vor gläubig-fasziniert an den Lippen des Zeremonienmeisters Alan Greenspans hängen, rückt das Bild des rationalen „homo oeconomicus“ in weite Ferne.
Womöglich ist die Börse deshalb so unberechenbar weil sie durch Menschen bestimmt ist, deren Verhalten trotz des Einflusses des Verstandes letztlich auf archaischen Instinkten und Verhaltesmustern basiert. Wenn dann auch noch versucht wird zu antizipieren, wie andere sich wohl verhalten werden, wird das ganze noch unberechenbarer. So erklärt sich auch, warum Sentimentindikatoren - wenn sie jeder kennt und nutzt - versagen müssen und warum Kurse trotz eines fundamental schwachen Umfeldes steigen können. Allerdings dürfte sich irgendwann der Verstand zurückmelden, spätestens dann, wenn trotz des „Aufschwungs“ der Arbeitsplatz des Nachbarn oder gar der eigene in Gefahr gerät. Man darf daher gespannt sein, wie lange die Anleger noch die Rückkehr der Hausse feiern werden. Interessanter erscheint mir allerdings die Frage, wann die Akteure an den Finanzmärkten ihre Zeremonien aufgeben werden, denn dann wäre wohl wirklich der Boden an den Aktienmärkten gefunden.
Marco Feiten
03.10.2003
© www.new-sense.net
http://www.new-sense.net/wirtschaft/artikel/feiten031003.htm
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-- Elli --
06.10.2003, 17:39
@ Morpheus
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Re: Über Verhaltenspsychologie und Börsen / so isses... |
-->>Womöglich ist die Börse deshalb so unberechenbar weil sie durch Menschen bestimmt ist, deren Verhalten trotz des Einflusses des Verstandes letztlich auf archaischen Instinkten und Verhaltensmustern basiert.
Fast richtig. Richtiger:
Womöglich ist die Börse deshalb so berechenbar weil sie durch Menschen bestimmt ist, deren Verhalten... auf... Verhaltensmustern basiert.
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RK
06.10.2003, 18:39
@ -- Elli --
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Apropos SKINNER!!! |
-->Noch viel bedeutender für das Börsen- wie auch Roulette-Verhalten ist sicherlich die sog."intermittierende Verstärkung". Diese liegt vor, wenn die Versuchsratte, oder auch der Börsianer, zwar immer mal wieder, aber leider nicht errechenbar wann, belohnt wird. Durch gutes Fressi-Fressi im einen oder fast schon oszöne Tageskurssteigerungen im anderen Fall.
Solchermaßen ankonditioniertes Verhalten ist am"löschungsresistentesten".
D.h. sie werden L A A A N G E beibehalten und werden so zur einer der wichtigsten Ursachen für Verspielen von Haus und Hof, oder eben auch (Nach-)Kaufen in ständig weiter fallende Messer und dann anschließendes Aussitzen als trauriger Bag-Holder.
Da sind die ehemaligen NM-Zocker richtig schlichte Konditionierungsopfer dagegen! Von diesen wurden ja viele ständig nur ganz primitiv verstärkt. In den späten 90ern bis Q1 2000 zumindest. Insofern sind Gold-Bugs sicher gefährdeter als EX-NEMAX-Kranke [img][/img]
RK
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Morpheus
06.10.2003, 18:52
@ -- Elli --
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Ist der Mensch als Spezies lernfähig, oder... |
-->sind wir in der Tat dazu verdammt, die gleichen Erfahrungen immer und immer wieder zu machen?
Wenn wir bestimmte Verhaltensmuster individuell wie kollektiv aufweisen, sind Zyklen die logische Folge, vielleicht sind jedoch die Verhaltensmuster auch die Folgen von Zyklen. Wie dem auch sei, stelle ich mir folgende Frage(n):
Es ist uns heute möglich, Wissen zu speichern. Diese Möglichkeit hat Jahrtausende gebraucht und es war somit nicht unbedingt überraschend, dass immer wieder die gleichen Muster auftraten."Vor der ewigen Wiederkehr des Gleichen" schrieb Nietsche. Nun aber haben wir die Möglichkeit, die großen Trends zu erkennen UND zukünftigen Generationen zu vermitteln. Was sonst wird hier in diesem Board gemacht als die Theorie der langen Wellen zu diskutieren? Wenn aber dieses Wissen allgemeine Verbreitung finden würde, müsste dies nicht zwangsläufig eine Änderung des Musters erzeugen? Könnten die Prechter-Bücher nicht gerade dazu führen, dass es eben nicht so kommt, wie es die langen Zyklen vorschreiben? Sind wir als Spezies lernfähig?
Da der Mensch antizipieren kann, müsste es möglich sein, sich Zyklen zumindest zu"widersetzen". Das machten schon die Ägypter, als sie sich in den 7 fetten Jahren auf die 7 Dürrejahre vorbereiteten. Der Mensch sorgt ständig vor, gerade in der heutigen Zeit.
Für mich geht die Diskussion um Elliott-Wellen schon ins Metaphorische, denn sie unterstellen eine gewisse Determination. Ich selbst glaube eher an Wahrscheinlichkeiten und dazu gehört eben auch die Überzeugung, dass sich Wahrscheinlichkeiten ändern können.
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
Ich denke, Zyklen sind die Natur der Natur und die EW-Theorie beschreibt eine dieser Regeln. Der Mensch kann jene jedoch antizipieren. Mehr noch: er kann dieses Wissen weitergeben. Letztlich läuft es dann auf die Frage hinaus: Kann der Mensch sein Wissen effizient nutzen? Und da ist das Problem: der Mensch ist eben ein Mantel für Milliarden von Individuen, Milliarden Geister, die alle verschiedene Zugänge zu Wissen haben, verschiedene Entscheidungen darüber fällen, welches Wissen sie nutzen wollen. Wollten die Menschen als ganzes den Zyklen begegen, bräuchte es eine Art Gesamtvertretung, einer übergeordneten Steuerung. Womöglich ist es das, was die Macht ausmacht: die Verlorenheit des Individuums, das erst in der Gruppe Stärke findet und somit von der Weisheit seiner Führung abhängig ist. Besser GZ leisten als allein zu kämpfen.
Werden unserer Führer erkennen, wo wir uns im Zyklus befinden? Werden sie einer Meinung sein? Oder werden nationale Führer nationale Interessen verfolgen und damit die Massen geradewegs dahin führen, wie es die Zyklen vorsehen?
Morpheus, die Welt in ihrer Komplexität bestaunend, sich in seinen Gedanken verlierend...
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kingsolomon
06.10.2003, 19:06
@ Morpheus
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wobei ich mich frage: haben Automaten eine Seele?! |
-->der volumenmässige Anteil der Automaten an der NYSE schwankt so um die
satten 40%; für die Nasdaq hab ich noch keine Zahlen gefunden.
Programmhandel gab es 1929 sicher noch nicht, und ich bezweifle, dass die
'Quants' in Japan in den 80igern/90igern schon so weit waren.
<ul> ~ NYSE Statistik</ul>
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-- Elli --
06.10.2003, 19:15
@ Morpheus
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Re: Ist der Mensch als Spezies lernfähig, oder... / klasse Beitrag... |
-->... das muss ich erst mal sacken lassen, habe auch im Moment wenig Zeit.
Es wäre schön, wenn das eine intentive Diskussion ergibt...
>sind wir in der Tat dazu verdammt, die gleichen Erfahrungen immer und immer wieder zu machen?
>Wenn wir bestimmte Verhaltensmuster individuell wie kollektiv aufweisen, sind Zyklen die logische Folge, vielleicht sind jedoch die Verhaltensmuster auch die Folgen von Zyklen. Wie dem auch sei, stelle ich mir folgende Frage(n):
>Es ist uns heute möglich, Wissen zu speichern. Diese Möglichkeit hat Jahrtausende gebraucht und es war somit nicht unbedingt überraschend, dass immer wieder die gleichen Muster auftraten."Vor der ewigen Wiederkehr des Gleichen" schrieb Nietsche. Nun aber haben wir die Möglichkeit, die großen Trends zu erkennen UND zukünftigen Generationen zu vermitteln. Was sonst wird hier in diesem Board gemacht als die Theorie der langen Wellen zu diskutieren? Wenn aber dieses Wissen allgemeine Verbreitung finden würde, müsste dies nicht zwangsläufig eine Änderung des Musters erzeugen? Könnten die Prechter-Bücher nicht gerade dazu führen, dass es eben nicht so kommt, wie es die langen Zyklen vorschreiben? Sind wir als Spezies lernfähig?
>Da der Mensch antizipieren kann, müsste es möglich sein, sich Zyklen zumindest zu"widersetzen". Das machten schon die Ägypter, als sie sich in den 7 fetten Jahren auf die 7 Dürrejahre vorbereiteten. Der Mensch sorgt ständig vor, gerade in der heutigen Zeit.
>Für mich geht die Diskussion um Elliott-Wellen schon ins Metaphorische, denn sie unterstellen eine gewisse Determination. Ich selbst glaube eher an Wahrscheinlichkeiten und dazu gehört eben auch die Überzeugung, dass sich Wahrscheinlichkeiten ändern können.
>Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
>Ich denke, Zyklen sind die Natur der Natur und die EW-Theorie beschreibt eine dieser Regeln. Der Mensch kann jene jedoch antizipieren. Mehr noch: er kann dieses Wissen weitergeben. Letztlich läuft es dann auf die Frage hinaus: Kann der Mensch sein Wissen effizient nutzen? Und da ist das Problem: der Mensch ist eben ein Mantel für Milliarden von Individuen, Milliarden Geister, die alle verschiedene Zugänge zu Wissen haben, verschiedene Entscheidungen darüber fällen, welches Wissen sie nutzen wollen. Wollten die Menschen als ganzes den Zyklen begegen, bräuchte es eine Art Gesamtvertretung, einer übergeordneten Steuerung. Womöglich ist es das, was die Macht ausmacht: die Verlorenheit des Individuums, das erst in der Gruppe Stärke findet und somit von der Weisheit seiner Führung abhängig ist. Besser GZ leisten als allein zu kämpfen.
>Werden unserer Führer erkennen, wo wir uns im Zyklus befinden? Werden sie einer Meinung sein? Oder werden nationale Führer nationale Interessen verfolgen und damit die Massen geradewegs dahin führen, wie es die Zyklen vorsehen?
>Morpheus, die Welt in ihrer Komplexität bestaunend, sich in seinen Gedanken verlierend...
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TESLA
06.10.2003, 19:36
@ RK
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Re: Apropos SKINNER!!! |
-->>Noch viel bedeutender für das Börsen- wie auch Roulette-Verhalten ist >Da sind die ehemaligen NM-Zocker richtig schlichte Konditionierungsopfer dagegen! Von diesen wurden ja viele ständig nur ganz primitiv verstärkt. In den späten 90ern bis Q1 2000 zumindest. Insofern sind Gold-Bugs sicher gefährdeter als EX-NEMAX-Kranke [img][/img]
>RK
Mhh, die Frage ist: Sind die EX-NEMAX-Kranken jetzt vielleicht die GoldBugs, auf der Suche die nächste"Blase" rechtzeitig zu erwischen?
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- Elli -
06.10.2003, 20:23
@ Morpheus
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Re: Ist der Mensch als Spezies lernfähig, oder... |
-->>sind wir in der Tat dazu verdammt, die gleichen Erfahrungen immer und immer wieder zu machen?
Ich meine ja.
>Wenn wir bestimmte Verhaltensmuster individuell wie kollektiv aufweisen, sind Zyklen die logische Folge, vielleicht sind jedoch die Verhaltensmuster auch die Folgen von Zyklen. Wie dem auch sei, stelle ich mir folgende Frage(n):
>Es ist uns heute möglich, Wissen zu speichern. Diese Möglichkeit hat Jahrtausende gebraucht und es war somit nicht unbedingt überraschend, dass immer wieder die gleichen Muster auftraten."Vor der ewigen Wiederkehr des Gleichen" schrieb Nietsche.
Wissen konnte schon immer gespeichert und weiter gegeben werden. Heute passt zwar mehr auf eine Festplatte, aber das Lesen und vor allem das Verstehen muss jeder immer noch selber.
>Nun aber haben wir die Möglichkeit, die großen Trends zu erkennen UND zukünftigen Generationen zu vermitteln. Was sonst wird hier in diesem Board gemacht als die Theorie der langen Wellen zu diskutieren? Wenn aber dieses Wissen allgemeine Verbreitung finden würde, müsste dies nicht zwangsläufig eine Änderung des Musters erzeugen? Könnten die Prechter-Bücher nicht gerade dazu führen, dass es eben nicht so kommt, wie es die langen Zyklen vorschreiben?
Auch die großen Zyklen sind m. E. lange bekannt (z. B. Kondratieff), aber was nützt es? Es sind m. E. zu wenige Menschen, die sich damit auseinandersetzen. Elliott würde auch nicht mehr funktionieren (jedenfalls die kleinen Wellen), wenn es zu viele anwenden würden. Aber bei den Jahrhundertzyklen sind wir wieder am Ausgangspunkt:
>Sind wir als Spezies lernfähig?
Wenn man technischen Fortschritt als Messlatte nimmt, dann sicherlich. Geht es aber um das langfristige Überleben und Weiterentwickeln der Menschheit, dann scheinen wir uns zurückzubilden. Ganz offenbar sind die Menschen eine Fehlentwicklung der Natur.
>Da der Mensch antizipieren kann, müsste es möglich sein, sich Zyklen zumindest zu"widersetzen". Das machten schon die Ägypter, als sie sich in den 7 fetten Jahren auf die 7 Dürrejahre vorbereiteten. Der Mensch sorgt ständig vor, gerade in der heutigen Zeit.
Jeder für sich, auch auf Kosten der anderen.
>Für mich geht die Diskussion um Elliott-Wellen schon ins Metaphorische, denn sie unterstellen eine gewisse Determination. Ich selbst glaube eher an Wahrscheinlichkeiten und dazu gehört eben auch die Überzeugung, dass sich Wahrscheinlichkeiten ändern können.
Das ist eben die Frage, ob es ein Naturgesetz ist oder nicht. Ich weiß es nicht.
>Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
>Ich denke, Zyklen sind die Natur der Natur und die EW-Theorie beschreibt eine dieser Regeln. Der Mensch kann jene jedoch antizipieren. Mehr noch: er kann dieses Wissen weitergeben.
Um bei EW zu bleiben: Seit 60 Jahen sind sie bekannt - und wie viele Menschen kennen sie, geschweige dass sie sie beherrschen und anwenden? Zum Glück immer noch wenige ;-)
>Letztlich läuft es dann auf die Frage hinaus: Kann der Mensch sein Wissen effizient nutzen? Und da ist das Problem: der Mensch ist eben ein Mantel für Milliarden von Individuen, Milliarden Geister, die alle verschiedene Zugänge zu Wissen haben, verschiedene Entscheidungen darüber fällen, welches Wissen sie nutzen wollen. Wollten die Menschen als ganzes den Zyklen begegen, bräuchte es eine Art Gesamtvertretung, einer übergeordneten Steuerung. Womöglich ist es das, was die Macht ausmacht: die Verlorenheit des Individuums, das erst in der Gruppe Stärke findet und somit von der Weisheit seiner Führung abhängig ist. Besser GZ leisten als allein zu kämpfen.
>Werden unserer Führer erkennen, wo wir uns im Zyklus befinden? Werden sie einer Meinung sein?
Ganz sicher nicht.
>Oder werden nationale Führer nationale Interessen verfolgen und damit die Massen geradewegs dahin führen, wie es die Zyklen vorsehen?
Genau das.
>Morpheus, die Welt in ihrer Komplexität bestaunend, sich in seinen Gedanken verlierend...
Danke für diese Gedankenanregungen.
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Josef
06.10.2003, 20:41
@ - Elli -
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@Elli: Selbstverstaendlich sind Elliott-Wellen Naturgesetze, denn es sind frak- |
-->tale Strukturen, die man ueberall in der Natur vorfindet. Elliott-Wellenmuster
sind untereinander aehnlich, ebenso wie jeder Kastanienbaum dem andern aehnelt
oder jeder Mensch dem andern aehnelt. (Zu beachten: Es heisst Aehnlichkeit und
nicht Gleichheit)
Es gibt sogar eine fraktale Mathematik. Allerdings verstehe ich davon nichts.
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