-->Yom Kippur oder: Die Ruhe vor dem Ertragssturm
Markus Koch, Wall Street Correspondents
06. Oktober 2003
Es ist ruhig an diesem Montagmorgen an der Wall Street - fast scheint es, als wären die Märkte noch im Wochenende. Das Handelsvolumen ist so niedrig wie schon lange nicht mehr, und die großen Indizes wackeln in einer Handelsspanne von ein paar Zehntelprozenten um ihre Eröffnungskurse.
Doch es gibt gute Gründe dafür, dass die Wall Street nicht in die Gänge kommt. Das niedrige Volumen ist zunächst auf Yom Kippur zurückzuführen. Der jüdische Fastentag macht sich jedes Jahr sehr deutlich an der Wall Street bemerkbar, da viele Banker einfach das Wochenende verlängern und die Kauf- und Verkauforders entsprechend aufschieben.
Dass sich trotz einiger guter Nachrichten keine Gewinne abzeichnen, hat indes ganz andere Gründe. Immerhin hatten Unternehmen wie Motorola mit der Ausgliederung des Chip-Sektors und Analysten mit Aufstufungen für eine ganze Reihe von Hightechs und Industrie-Aktien zumindest das Fundament für eine kleine Kletterpartie gelegt. Und dass Unternehmen wie Peoplesoft und vor allem der wichtigste Marktmacher der Nasdaq, Knight Trading, die Prognosen heraufsetzen, hätte den Handel ebenfalls befeuern können.
Dass derlei nicht zu beobachten ist und Kursgewinne höchstens bei einzelnen Aktien feststellbar sind, liegt an einer allgemeinen Skepsis des Marktes - die nicht ganz unberechtigt ist. Drei Tage in Folge ging es zuletzt hoch für die großen US-Indizes, und so hat allein der Dow in dem noch recht jungen Oktober bereits satte 4 Prozent zugelegt. Einen Tag vor dem offiziellen Beginn der Ertragssaison zieht sich da mancher schüchtern zurück, und so gleichen Gewinnmitnahmen bei Disney und Boeing die Gewinne bei Caterpillar und den Optimismus bei Alcoa wieder aus.
Apropos Alcoa: Es weiß ja auch niemand, was einen ab dem morgigen Dienstag erwartet. Der Dow-notierte Alu-Konzern läutet eine Ertragssaison ein, die in den Augen der Analysten überraschend gut ausfallen soll. Und das Unternehmen selbst ist auch bekannt für seine realistischen Gewinnprognosen. Doch ist der S&P-500 gerade zu gespickt mit Unternehmen, hinter deren Ergebnisschätzungen ganz viele Fragezeichen stehen - bei einigen Analysten, und bei ganz vielen Investoren.
Das vor allem ist der Grund, warum sich an den US-Märkten auch im weiteren Verlauf des Montags nicht viel tun dürfte. Die Indizes werden bei magerem Volumen dem Handelsschluss entgegenzittern, und erst am Dienstag wird Bewegung in das Geschäft kommen.
<ul> ~ http://money.msn.de/investor/meinung/markuskoch/default.asp?item=01</ul>
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