Jagg
09.10.2003, 15:08 |
Weiteres zum Wirtschafts-Nobelpreis für die (ARCH-) Analyse von Time Series Thread gesperrt |
-->Hier ein (in die entsprechende Mathematik) einführendes Skript in Deutsch:
http://www.quantlet.com/mdstat/scripts/sfm/html/
und hier eine ganz kurzer Überblick zum Merken:
Preis für Wirtschaftswissenschaften für Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen [08.10.2003]
Robert Engle von der New York University und Clive Granger von der University of California in San Diego werden mit dem diesjährigen Preis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Mit dem von der Schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preis honoriert die Königlich Schwedische Akademie die Arbeiten der Forscher aus den achtziger Jahren, in denen sie neue statistische Verfahren für die Auswertung von ökonomischen Zeitreihen entwickelten.
Robert Engle (geb. 1942) beschäftigte sich mit zufälligen Schwankungen über die Zeit - der Volatilität - auf Finanzmärkten. Er fand heraus, dass der Begriff"autoregressive bedingte Heteroskedastizität" (ARCH) die Eigenschaften vieler Zeitreihen einfängt und entwickelte daraus Methoden, mit denen sich die zeitlich variierende Volatilität modellieren lässt. Diese so genannten ARCH-Modelle seien zu unverzichtbaren Werkzeugen sowohl für Wissenschaftler als auch für Finanzanalysten geworden, die sie unter anderem zur Risikobewertung einsetzen.
Clive Granger (geb. 1934) beschäftigte sich mit dem Wachstum makroökonomischer Variablen, die meist einem unsystematischen Trend folgen, sodass zufällige Störungen langfristig erhalten bleiben. Die dabei entstehenden so genannten nicht-stationären Zeitreihen sind für viele statistische Verfahren nicht geeignet. Granger entdeckte allerdings den Zusammenhang der Kointegration, wonach bestimmte Kombinationen von nicht-stationären Zeitreihen stationär auftreten können und somit statistische Schlussfolgerungen zulassen. Er entwickelte daraus Methoden, die sich als besonders wichtig in Systemen zeigen, in denen die kurzfristige Dynamik von großen, unsystematischen Störungen beeinflusst wird, während gleichzeitig die langfristigen Variationen durch ökonomische Gleichgewichtsbeziehungen beschränkt werden - wie beim Zusammenhang von Vermögen und Konsum, Wechselkursen und Preisniveau oder kurzfristigen und langfristigen Zinssätzen.
© wissenschaft-online
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fridolin
09.10.2003, 15:53
@ Jagg
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Genau lesen bitte |
-->> Robert Engle von der New York University und Clive Granger von der University of California in San Diego werden mit dem diesjährigen Preis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Mit dem von der Schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preis honoriert die Königlich Schwedische Akademie die Arbeiten der Forscher aus den achtziger Jahren,...
<font color=#0000FF>Bitte genau lesen (wie in der Meldung selbst, aber nicht der Überschrift korrekt dargestellt): der"Wirtschafts-Nobelpreis" ist kein von Alfred Nobel gestifteter Preis, sondern ein viel später (ich glaube um 1968 oder so) von der Schwedischen Reichsbank ausgesetzter Preis. Geschickterweise mit dem Zusatz"zur Erinnerung an Alfred Nobel" versehen und von einer staatlichen Akademie vergeben, so daß eben solche Fehlschlüsse in der Berichterstattung vorprogrammiert sind. So kamen die Wirtschaftswissenschatler auch zu einem"Nobelpreis". ;-)</font>
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dottore
09.10.2003, 16:33
@ fridolin
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Re: Richtig, wird also vom schwedischen Steuerzahler (ex ZB-'Gewinn') berappt |
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Jagg
09.10.2003, 17:13
@ dottore
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Re: Richtig und man will auch noch weitere"moderne" 'Nobel'-Preise einführen (owT) |
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nereus
09.10.2003, 17:16
@ dottore
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Re: Richtig, wird vom schwedischen Steuerzahler berappt - falls es interessiert |
-->Hallo dottore und Forum!
Habe ich soeben gefunden unter telepolis, ist zwar schon etwas ältlich - macht aber nichts ;-)
Wirtschaft nicht mehr nobelpreiswürdig?
Nick Lüthi 27.11.2001
Nachfahren von Alfred Nobel sprechen dem Wirtschaftsnobelpreis die Legitimation ab, den Namen ihres Vorfahren zu tragen
Vier Mitglieder der Familie Nobel sind mit der Forderung an die Ã-ffentlichkeit getreten, den Wirtschaftsnobelpreis künftig als Preis der Schwedischen Reichsbank zu deklarieren. Tatsächlich hat Alfred Nobel nie eine Auszeichnung für die Wirtschaftswissenschaften vorgesehen. Erst 1968 wurde der Preis von der Schwedischen Reichsbank anlässlich ihres 300-jährigen Jubiläums gestiftet und mit dem illustren Namen geschmückt.
Im Testament von Alfred Nobel ist nirgends von einem Wirtschaftspreis die Rede. Trotzdem ist die erst 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftete Auszeichnung weltweit als Wirtschaftsnobelpreis bekannt. Unter dem entsprechenden Suchwort sind etwa im Internet über tausend Einträge zu finden. (z.B. Google Search) Die korrekte Bezeichnung indes lautet"Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Erinnerung an Alfred Nobel".
An diesen verwirrenden Umständen stören sich nun öffentlich vier namhafte Mitglieder der Familie Nobel. In einem Gastbeitrag am letzten Mittwoch in der Tageszeitung Svenska Dagbladet fordern sie eine Umbenennung und Klarstellung des Verhältnisses zwischen dem Preis und seinem Stifter. Gegenüber der Presse sprach Peter Nobel, ehemaliger Direktor des Schwedischen Roten Kreuzes, Klartext:
"Hört damit auf den Wirtschaftspreis Nobelpreis zu nennen. Teilt den Preis nicht mehr gemeinsam mit den anderen Auszeichnungen aus; das beschmutzt und schadet dem Ruf der Nobelpreise."
Die Kritik stört sich nicht nur an der Formalität der korrekten Bezeichnungen, auch inhaltlich greifen die Nachkommen Nobels den Wirtschaftspreis an. Gemäß dem letzten Willen von Alfred Nobel soll ausgezeichnet werden,"wer im Verlauf des vergangenen Jahrs der Menschheit den größten Nutzen gebracht hat." Peter Nobel sieht diesem Anspruch in der Praxis alles andere als nachgelebt. Insbesondere stört sich der Wortführer der Kritiker, dass seit 1968 die Auszeichnung mit zwei Ausnahmen an Ã-konomen aus dem westlichen Kulturkreis gegangen sind; eine Frau wurde noch nie geehrt. Auf diesen Vorwurf angesprochen, meint Villy Bergström, stellvertretender Direktor der Reichsbank lapidar:"Die Preisträger kommen oft aus westlichen Ländern und den USA, weil dort die ökonomische Forschung am stärksten vorangetrieben wird."
Außerdem handle es sich beim aktuellen Knatsch um Missverständnisse, so Bergström weiter. Die aktuellen Diskussionen werden kaum einen direkten Einfluss auf die Preisverleihungszeremonie vom kommenden 10. Dezember haben. George Akerlof, Micheal Spence und Joseph Stiglitz werden dann gemäß der landläufigen Meinung als Wirtschaftsnobelpreisträger für ihre Forschung auf dem Gebiet"Märkte mit asymmetrischen Informationen" geehrt.
Die Kontroverse um den Wirtschaftsnobelpreis ist nicht neu. In den vergangen rund dreißig Jahren seit seiner Stiftung wurde die Auszeichnung bei verschiedenen Gelegenheiten attackiert. Das letze Mal vor vier Jahren, als der Stockholmer Wirtschaftswissenschaftler Carl Hamilton gar dessen Abschaffung forderte. Sukkurs erhielt Hamilton von Mitgliedern der Schwedischen Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt. Der Philosoph Torgny Segerstedt, selbst Mitglied der Akademie, verwies auch damals auf den letzten Willen Nobels, der keine Auszeichnung für Ã-konomen vorsah.
Bereits anlässlich der Stiftung des umstrittenen Preises durch die Reichsbank machte Marta Nobel-Oleinikoff, die einzige überlebende Nachfahrin von Alfred Nobels Bruder Ludwig klar, dass eine Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaftler nicht als Nobelpreis bezeichnet werden dürfe - vergeblich. Zwar wird beim Preisverleihungszeremoniell die korrekte Bezeichnung verwendet, in der Ã-ffentlichkeit wird diese Unterscheidung allerdings äusserst selten gemacht.
Sollte der Wirtschaftsnobelpreis in Zukunft tatsächlich irgendwann nur noch Reichsbankpreis heißen, würde damit ein enormer Prestigeverlust einher gehen. Ein Ruf, so ein Kommentar in der Washington Post anlässlich der Debatte vor vier Jahren, der kaum noch etwas mit der tatsächlich erbrachten Leistung zu tun habe.
mfG
nereus
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