Otto_Ludwig_Piffel
20.10.2003, 13:24 |
Was sagt ihr zum Wahlausgang in der Schweiz?! Bringt es wirtschaftlich was? (owT) Thread gesperrt |
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Emerald
20.10.2003, 13:44
@ Otto_Ludwig_Piffel
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Re: Was sagt ihr zum Wahlausgang in der Schweiz?! |
-->Der Wahlausgang hat die Mitte-Parteien zu Verlierern gestempelt.
Es wird mit links und viel rechts weiterregiert.
Interessant werden die Bundesrats-Wahlen von anfang Dezember d.J.
(gleich Minister in Deutschland).
Das Polit-Kabarett wird dannzumal seine Einmaligkeiten i.S. polit.
Fairness und Kollegialitäten dem Opfer-Altar zum Verbrennen reichen.
Wirtschaftlich sehe ich weder Stärken noch Schwächen aufsteigen kommen.
Etwas mehr Eigenständigkeit der Schweizer tut sehr not, denn die vergangenen
Jahre waren gekennzeichnet durch Re-Aktions-Politik auf die sonderbarsten
und arrogantesten Angriffe aus Brussel, USA und der OECD.
Der Franken wird eher schwächer tendieren, was der Export-Industrie 2004 und
2005 förderlich sein dürfte, vorausgesetzt es kommt nicht zum Chaos, wenn
Rentenklau und Arbeitlosen-Quote neue Highs erreichen sollten.
Emerald.
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BillyGoatGruff
20.10.2003, 13:53
@ Otto_Ludwig_Piffel
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Die Veränderung ist ja nicht gross.... |
-->... und fast alle Schweizer im Forum gehören zu den Gewinnern (SP und SVP).
Es war zum Jaulen, die Entrüstung fast aller Parteien über die, gemäss Wahlausgang begründeten, Ansprüche der SVP anzuhören....
Meines Erachtens wird wohl weiter"gezaubert" werden, wenn es im Dezember um die Bestätigung der Exekutive (7 Bundesräte) geht.
Veränderungen in der Schweizer Politszene brauchen ein halbes Jahrhundert! Soll ja auch ein stabiles Land sein.
Man kann (vielleicht) erwarten, dass es schwieriger sein wird im neuen Parlament, Deals a la Holzmann(BRD) oder Swissair (Schweiz) mit reiner Pleiteverzögerungs-Effekt auf dem Buckel des Volkes durchzubringen. Ich will es hoffen, als einer, der realtiv am härtesten besteuert wird. Die Attacken auf das Bankgeheimnis dürften es schwerer haben. Ein Bundesrat Blocher würde keinem deutschen Minister zu Kreuze kriechen (aber er wird wohl nicht Bundesrat).
Sicher ist in der SVP relativ viel geballter wirtschaftlicher Sachverstand vorhanden (wie auch in der FP), aber sie sind etwas weniger"sozialistisch" angekränkelt, als alle andern Parteien.
Meine Assistentin, selbst Kandidatin der SP gewesen, sieht es etwas anders ("grosser Rechtsrutsch")
Danke für das Interesse, hoffe es war nicht"zuviel" Politik!
BillyGoat
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bernor
20.10.2003, 18:30
@ Otto_Ludwig_Piffel
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Erinnert mich an China... |
-->... da is'n Sack Reis umgefallen.
Plumps!
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fridolin
20.10.2003, 19:46
@ BillyGoatGruff
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Mal nachgefragt... |
-->Hallo,
mal zu meiner Aufklärung: in der Schweiz existiert nach meiner Kenntnis doch bei der Regierungsbildung so eine Art"Einheitslisten-System" (oder wie immer man das nennen soll). Das heißt, es bildet sich keine Koalition mit einer rechnerisch möglichen Mehrheit, sondern es sind praktisch alle großen Parteien an der Regierung beteiligt. A lso eine"ganz große Koalition" mit einer nur kleinen Opposition.
Wie kann man da eigentlich erwarten, daß es größere Veränderungen gibt, wenn im wesentlichen dieselben Akteure immer wieder an der Regierung sind, wenn auch vielleicht mit gewissen Verschiebungen der relativen Gewichte?
Gibt es eigentlich so etwas wie eine traditionelle Rotation der Minister, also bei den vorigen Wahlen stellte Partei X den Finanzminister und bei den nächsten Wahlen hat dann Partei Y den Anspruch auf dieses Amt?
Gruß
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BillyGoatGruff
20.10.2003, 20:36
@ fridolin
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Au weia, in Politik bin ich dann aber gar nicht riesenstark |
-->>Hallo,
>mal zu meiner Aufklärung: in der Schweiz existiert nach meiner Kenntnis doch bei der Regierungsbildung so eine Art"Einheitslisten-System" (oder wie immer man das nennen soll). Das heißt, es bildet sich keine Koalition mit einer rechnerisch möglichen Mehrheit, sondern es sind praktisch alle großen Parteien an der Regierung beteiligt. A lso eine"ganz große Koalition" mit einer nur kleinen Opposition.
>Wie kann man da eigentlich erwarten, daß es größere Veränderungen gibt, wenn im wesentlichen dieselben Akteure immer wieder an der Regierung sind, wenn auch vielleicht mit gewissen Verschiebungen der relativen Gewichte?
>Gibt es eigentlich so etwas wie eine traditionelle Rotation der Minister, also bei den vorigen Wahlen stellte Partei X den Finanzminister und bei den nächsten Wahlen hat dann Partei Y den Anspruch auf dieses Amt?
>Gruß
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BillyGoatGruff
20.10.2003, 21:01
@ fridolin
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Antwort hier; unten war falsche Taste |
-->>Hallo,
>mal zu meiner Aufklärung: in der Schweiz existiert nach meiner Kenntnis doch bei der Regierungsbildung so eine Art"Einheitslisten-System" (oder wie immer man das nennen soll).
Seit ca. 1956 (oder 59) heisst das ganz schnuggelig "Zauberformel" (von andern auch"fauler Zauber" genannt".)
Die vereinigte Bundesversammlung (=beide Räte, der Nationalrat als proportionale Vertretung des Volkes der Kantone und der Ständerat mit einer fixen Anzahl Sitzen von 2 pro Kanton) wählt die Regierung; keine Volkswahl! Volkswahl der Regierung taucht immer mal wieder als Forderung auf.
Wie genau der"Zauber" zustande kam, entzieht sich meiner genauen Kenntnis, aber ziemlich viel Zufall muss auch noch eine Rolle gespielt haben. Gegenwärtig wird wie folgt"gezaubert": 2 FDP (mitte-rechts), 2 CVP (mitte-rechts, mit religiösem Unterton;"Weihwasser-SVP"), 2 SP (mitte-links), 1 SVP (rechts).
Die SP beugt sich dabei nach rückwärts vornüber, indem sie als Opposition doch in der Regierung mitmacht, und alle Entscheide mitträgt. Fast afrikanisch, wo traditionell der Ältestenrat solange diskutieren musste, bis alle einig waren.
>Das heißt, es bildet sich keine Koalition mit einer rechnerisch möglichen Mehrheit, sondern es sind praktisch alle großen Parteien an der Regierung beteiligt. A lso eine"ganz große Koalition" mit einer nur kleinen Opposition.
Richtig, eigentlich keine Opposition.
>Wie kann man da eigentlich erwarten, daß es größere Veränderungen gibt, wenn im wesentlichen dieselben Akteure immer wieder an der Regierung sind, wenn auch vielleicht mit gewissen Verschiebungen der relativen Gewichte?
Richtig. Man kann es nicht.
>Gibt es eigentlich so etwas wie eine traditionelle Rotation der Minister, also bei den vorigen Wahlen stellte Partei X den Finanzminister und bei den nächsten Wahlen hat dann Partei Y den Anspruch auf dieses Amt?
Da wird wiederum gezaubert! Der Bundesrat"konstituiert sich selbst". In Klausur wird das"ausgejasst" (gepokert, geskatet), wer welches Portfolio, d.h. Ministerium (schweizerisch"Departement") übernimmt.
>Gruß
Gruss zurück,
BillyGoat
"en cas des guerre sonnez deux fois" (im Kriegsfall zweimal läuten) soll mal der Bürotüre eines Bundesrates gestanden haben...
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