LenzHannover
21.10.2003, 02:50 |
Der neueste von Fredmund Malik: Und dann erfanden die Assyrer das Team Thread gesperrt |
-->manager-magazin.de, 20.10.2003, 16:24 Uhr
http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,270551,00.html
D I E M A L I K - K O L U M N E
"Und dann erfanden die Assyrer das Team"
Von Fredmund Malik
Die Entwicklung der"Teamarbeit" wird in Managementseminaren oft zu einer Leistung von historischem Ausmaß erhoben - eine Mode. Tatsächlich sind teamfähige Mitmenschen der Normalfall. Wer Einzelleistungen unnötig in das Team-Korsett zwängt, verspielt das Potential seiner Mitarbeiter.
Zu den aktuellen Modewörtern gehören Team und Teamarbeit, und wer besonders zeitgeistkonform sein will, stellt sie in einen polaren Gegensatz zur Einzelleistung, die alles verkörpert, was schlecht und"out" ist, während Teamarbeit gut und"in" ist.
Teamarbeit ist einer der am häufigsten verwendeten Begriffe im Management. Fast ausnahmslos ist das Wort positiv gemeint: Teams und Teamarbeit werden nicht nur als unter gewissen Umständen notwendige Form des Arbeitens angesehen, als eine von mehreren möglichen, sondern als einzig wünschenswerte. Teams gelten ganz grundsätzlich und generell als dem Einzelnen überlegen. Das Team wird per se als gut, effizient, kreativ und erfolgreich angesehen. Das klingt alles ganz schön; die Richtigkeit dieser These steht aber auf brüchigem Grund.
Nicht, dass Teamarbeit nicht gebraucht würde. Das war aber schon immer so. Was ist daran so neu, dass es besonderer Betonung bedarf; und was ist daran so schwierig, dass es besonders zu lernen und zu üben ist? Und wie lässt sich der damit verbundene, fast mittelalterliche Dogmatismus begründen, der darin die einzige Form brauchbaren Arbeitens zu erblicken beliebt?
Prähistorische Jagdrudel waren Teamarbeiter
Seit es Menschen gibt, gehört Zusammenarbeit zu den Selbstverständlichkeiten des täglichen Lebens. Was heute Team genannt wird, ist die Grundeinheit jeglichen Sozialgebildes schlechthin. Es ist nachgerade das konstitutive Element des Sozialen, nämlich die Kooperation von Menschen in unterschiedlichen Variationen zur Bewältigung des Lebens, seien es die verschiedenen Formen der Familie, das prähistorische Jagdrudel, die Stammesgemeinschaft, die bäuerliche Hofgemeinschaft, der Handwerksbetrieb und die Dorfgemeinschaft. Niemand hätte ohne Kooperation überleben können; Robinson gibt es nur im Roman.
Aus diesem Grunde war es auch für niemanden ein Problem, im und als Team mit anderen zusammenzuarbeiten. Niemandem musste das gelehrt werden; niemand musste es besonders lernen. Das Leben als solches spielte sich im Team ab; Leben war Teamarbeit. Daher ist Teamarbeit und das, was neuerdings als soziale Kompetenz bezeichnet wird, auch den Historikern keinerlei Erwähnung wert. Ich bin noch nie auf Passagen gestossen wie:"...und dann erfanden die Assyrer das Team...".
Was also sind die Änderungen, die es notwendig zu machen scheinen, dass die banalste Selbstverständlichkeit der letzten Jahrtausende plötzlich als so wichtig und vor allem als so schwierig erscheint, dass man sie besonders lernen muss, und dass sie als Kriterium für Karriere, ja für berufliche Brauchbarkeit schlechthin angesehen wird? Sind die Menschen plötzlich soziale Analphabeten und kommunikative Crétins geworden? Oder haben wir ein Übermaß an Autisten? Kaum.
Unsinnige Lern- und Organisationsformen
Vielleicht haben wir heute, als Folge jahrzehntelanger Schulversuche, eine größere Zahl von Leuten in den Organisationen, die nicht gelernt haben, etwas alleine zu Ende zu bringen, weil sie sich zu oft in einer Lern- oder Erfahrungsgruppe verstecken konnten. Vielleicht haben wir auch mehr von denen, die in der Schule den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg zu wenig deutlich verspürt haben, weil sie nie richtig beurteilt wurden, und daher bloßes Durchkommen schon als besondere Leistung betrachten. Pädagogische Fehlentwicklungen haben Spuren hinterlassen, und Menschen, die dadurch geschädigt wurden, müssen heute mühsam dazulernen. Aber sie sind eine Minderheit.
Foto - Kommunikationsort Team: Geniales jedoch entsteht meist im stillen Kämmerlein
Was ganz sicher zugenommen hat, sind unsinnige Organisationsformen und Arten der Arbeitsteilung, die fast jedes produktive Arbeiten verhindern oder jedenfalls unmenschlich erschweren. Wer zum Beispiel in einer - meistens viel zu schnell und unüberlegt eingeführten und nicht zu Ende gedachten - Matrixorganisation zu arbeiten hat, muss ein Übermass an Teamfähigkeit haben, wie es nur selten anzutreffen ist und in der Regel auch durch noch so viel Ausbildung nicht geschaffen werden kann. Es ist daher viel besser, effektiver und wirtschaftlicher, die Organisation zu ändern. Organisation hat nicht den Zweck, die Arbeit den Menschen schwierig zu machen. Im Gegenteil.
Wenn man Menschen nicht leistungsbehindernde Organisationen zumutet, wird man schnell feststellen, dass die meisten ohne größere Probleme recht gut zusammenarbeiten können - eben weil das zu den ganz normalen Fähigkeiten gewöhnlicher Leute zählt - und gar keine besondere Notwendigkeit besteht, Teamarbeit zu trainieren.
Niemand fährt Auto im Team
Niemand käme auf die unsinnige Idee zu verlangen, dass Menschen im Team Auto fahren, ein Musikinstrument oder Schach spielen sollen. Man weiss, dass Aufgaben dieser Art mit Aussicht auf Erfolg und Effizienz - gar Brillanz - nur von Einzelpersonen erfüllt werden können, und auch noch so viel Teamtraining nicht einmal zu mittelmässigen Leistungen führen würde. Dass die Aufführung einer Symphonie Teamarbeit erfordert, ist klar und muss keinem Musiker erklärt werden. Daraus folgt aber nicht, dass die Trompete von einem Team geblasen wird. Selbst das schwierigste und anspruchsvollste Instrument, die Orgel, ist - mit gutem Grunde - so gebaut, dass sie von einem Organisten allein gespielt werden kann. Das gilt, notabene, für alle Arten von Musik.
Würde man im Management mit derselben Sorgfalt die Stellen und Aufgaben gestalten, wie die guten Komponisten die einzelnen Stimmen anlegen, wäre Teamarbeit kein Thema, oder - präziser - man dürfte sich darauf verlassen, dass gewöhnliche Menschen all das ganz selbstverständlich schon mitbringen, was sie brauchen, um zusammenzuarbeiten. Teamarbeit wäre kein Problem. Auch mit noch so viel Ausbildung wird man aber das Gegenteil nicht schaffen: die Fehler im Job-Design und in der Organisation durch Teamtraining zu kompensieren.
Was Menschen also im Allgemeinen können müssen um zusammenzuarbeiten, darf unter vernünftig gestalteten Bedingungen weitgehend vorausgesetzt werden. Wie sieht es aber mit der wirklich herausragenden Leistung aus? Ist nicht die echte Spitzenleistung - der grosse kreative Wurf - Sache des Teams, und würde dort noch immer die gewöhnliche Teamfähigkeit gewöhnlicher Menschen genügen? Oder muss nicht hier nun die besondere Ausbildung ansetzen?
Und die wirklich große Leistung?
Dieser Gedanke ist faszinierend genug, um seine Gültigkeit zu prüfen. Ob man das Ergebnis als überraschend ansieht oder nicht, hängt davon ab, wie sehr man sich mit dem Wirken und den Leistungen so genannter"großer" Menschen befasst hat.
Foto: Fahrradsport: Das Team schafft die Voraussetzungen für große Einzelleistungen
Praktisch alle großen Leistungen, vor allem das, was man Durchbrüche zu nennen pflegt, waren die Leistungen einzelner Menschen, manchmal Einzelner mit Helfern, aber so gut wie nie von Teams. Das gilt für sämtliche Kunstrichtungen: weder gibt es in der Musik Teamkompositionen noch Werke der Weltliteratur, die in Teams entstanden wären; weder ist Teammalerei bekannt noch haben die grossen Bildhauer im Team gearbeitet.
Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Meinung gilt das auch in so hohem Maße für die Wissenschaft, dass man es ernst nehmen sollte. Die bedeutenden Werke der Philosphie, der Mathematik, der Natur- und der Geisteswissenschaften sind, von ganz wenigen Ausnahmefällen abgesehen, von Einzelnen geschaffen worden. Was äußerlich wie Teamarbeit aussieht und durch Gemeinschaftspublikationen scheinbar dokumentiert ist, erweist sich bei genauer Prüfung so häufig als Einzelleistung, dass der Teamgedanke auch hier fragwürdig wird.
Das Team ist ein Tool unter vielen
Teams sind Tools, genauso wie die Einzelarbeit. Weder darf man eine dieser Arbeitsformen einseitig ausklammern, noch darf man sie heroisieren. Wie man zu arbeiten hat, welches die optimale Form ist, muss von der Aufgabe bestimmt werden und nicht von Dogmen. Aufgaben müssen in der Welt der Organisationen so gestaltet werden, dass sie von gewöhnlichen Menschen (weil es andere nicht gibt), die gewöhnliche Fähigkeiten haben (weil sie keine anderen mitbringen), erfüllt werden können.
Wer Ergebnisse erzielen will, muss beides beherrschen: Teamarbeit und Einzelleistung, jedes dort, wo es passt. Wer Karriere machen will - oder vielleicht besser: nachhaltig Leistung erbringen will, und wer als Führungskraft auf das Vertrauen und die Achtung anderer Menschen angewiesen ist, muss es sich versagen, mit Schlagwörtern zu operieren und auf Modewellen hereinzufallen.
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Mehr zum Thema · Die Malik-Kolumne: Beyond which limits? (06.10.2003)
http://www.manager-magazin.de/koepfe/mzsg/0,2828,268490,00.html
· Essay: Der Traum vom Team [€] (HBm 7/2003)
http://www.manager-magazin.de/harvard/0,2828,253890,00.html
· Teamarbeit: Lernen kann gefährlich sein [€] (HBm 5/2003)
http://www.manager-magazin.de/harvard/0,2828,246572,00.html
· Kolumnist: Alle Malik-Kolumnen I Link auf Kategorienübersicht bei mm.de
http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,k-2004,00.html
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prinz_eisenherz
21.10.2003, 06:54
@ LenzHannover
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Re: Der neueste von Fredmund Malik: Und dann erfanden die Assyrer das Team |
-->Vielen Dank für den Beitrag.
Wenn man ähnliche Gedanken hegt und um ein herum alle völlig verständnislos, ungläubig und mit so einem typischen, überlegenen Lächeln reagieren ist man nicht mehr weit davon entfernt einen Psychiater aufzusuchen.
Wenn der gute Fredmund Malik noch den blödsinnigen Ausdruck „Tool“ weggelassen hätte und dafür den mindestens genauso aussagekräftigen Begriff „Werkzeug“ benutzt hätte, wäre aus meiner Sicht an den Feststellungen nicht viel auszusetzen.
Sollte er diese Bezeichnung jedoch als Verstärkung seiner Ansichten und als Ausdruck einer ach so modernen Handlungsweise benutzt haben, dann sollte er sich die Aussagen in dem Artikel besser selber noch einmal durchlesen.
Denn etwas anderes als eine selbstverschuldete Anpassung an der von ihm beklagten, auferzwungenen Massenhysterie (=Teamgeist, für Ostfriesen) ist diese Wortwahl auch nicht.
Bis denne
Prinz_eisenherz
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Pudelbirne
21.10.2003, 07:34
@ prinz_eisenherz
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Re: Sind entlehnte Fremdwoerter immer zu meiden? |
-->Hallo Prinz Eisenherz,
wenn einer der Deutschen Grammatik maechtig ist und insgesamt einen wohlgefaelligen Stil pflegt, wenn einer also Sprachgefuehl entwickelt hat, dann sind entlehnte Woerter meist eine Bereicherung seines Stils und helfen die Dinge auf den Punkt zu bringen. Auch Du schreibst von Hysterie, ein urspruenglich Griechisches Wort, wobei ich das nicht als wahnsinnig undeutsch empfinde. Auch mag man einen Psychiater fuer die Pflege der Psyche aufsuchen, ob es dem Geiste hilft, mag dahingestellt sein.
So bitte ich Dich denn zu ueberdenken, ob Herr Malik nicht vielleicht eine bestimmte Intention (oder besser Absicht?) bei der Wahl des Ausdrucks"Tool" hatte? Auch ich stolperte ueber den Ausdruck, als ich den Text las. Da ich selbst in einer Branche (einem Gewerbe? einem Wirtschaftszweig?) arbeite, in der nicht redselig mit Sprache umgegangen wird und im Zweifel der englische Fachterminus (Begriff?) bevorzugt wird, habe ich eine gewisse Sensibilitaet (Empfindsamkeit?) gegenueber Anglizismen entwickelt. Aber ich glaube, dass in gutem Masse und in den richtigen Haenden Fremdwoerter die Deutsche Sprache immer schon bereichert haben. Ich bin sogar der Ueberzeugung, dass die Faehigkeit fremde Woerter einfach zu assimilieren (zu vereinnahmen?) eine der Staerken der Deutschen Sprache ist.
Deshalb bitte ich noch einmal zu ueberdenken, ob nicht vielleicht gute Gruende fuer das"Tool" sprechen. In manchen Augen mag ein Werkzeug und ein Tool dasselbe sein, aber ich denke ein Tool ist genau so sehr Hilfsmittel wie Werkzeug.
Viele Gruesse
Pudelbirne
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prinz_eisenherz
21.10.2003, 08:28
@ Pudelbirne
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Hat mir gefallen und trotzdem haarscharf daneben. |
-->Wenn du mit deinem Beitrag versucht hast, dass leidige Thema von der komischen Seite zu betrachten, dann akzeptiere ich es ohne Probleme und gratuliere dir zu deiner Geschmeidigkeit im Umgang mit dem was wir Sprache nennen.
Solltest du jedoch bei mir eine latente Deutschtümmelei hervorlocken oder provozieren wollen dann muß ich dich leider enttäuschen.
Wenn dem jedoch so sein sollte, dann hast du meinem Beitrag nur benutzt, ohne den Sinn verstehen zu wollen, um auf meine Kosten über zwei Banden zu spielen, um dir dann selber eine Steilvorlage zu schießen.
"Auch gut", sagte dazu der Schneider als er mit dem Bügeleisen nach seinem Lehrling warf, der sich aber duckte und er seine Frau traf.
Ich spreche hier die unerträglichen Auswüchse an, wie zum Beispiel die Firma Tchibo mit ihrer"Umhängetasche", die sie als"Body Bag" anspries.
Und ob wir es nun wahr haben wollen oder nicht, der"Body Bag" wird nun einmal in England als Begriff für den"Leichensack" benutzt.
Oder ist der Hintersinn dieser speziellen Verwendung sehr viel tieferliegend, frei nach Hegel: These, Antithese, Synthese?
Warum bezeichnen eigentlich viele Engländer uns Deutsche als"Papageien"?
Unser Freund Fredmund Malik zeigt sehr schön die Folgen und Widersinnigkeiten einer überzogenen Anpassung an Modeerscheinungen, hier insbesondere den sogn. Teamgeist auf, der allemal auch in eine selbstverschuldete Blödheit, im unüberlegten Nachplappern und in ein"so tun als ob" enden kann und genau dieser Zeiterscheinung unterliegt er mit der Verwendung des Wortes"Tool" wenn er eigentlich Werkzeug meint.
Aber offensichtlich bin ich jeder Hinsicht nicht mehr Teil der angesprochenen Zielgruppe, darum:
"Auch gut", sagte der......s.o.
Wir werden sehen.
bis denne
prinz_eisenherz
PS,
ein kleiner, gut gemeinter Hinweis:
Im Bücherschrank, ganz hinten hervorholen, mal wieder den Herrmann Hesse lesen.
Wenn du älter bist, fast schon alt dann"Das Glasperlenspiel"; wenn du jünger bist und deine erste Sinnkrise beginnt dann den"Steppenwolf" lesen.
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Albrecht
21.10.2003, 09:00
@ Pudelbirne
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Die deutsche Sprache ist präzieser... |
-->Hallo Pudelbirne,
Du schreibst:"Aber ich glaube, dass in gutem Masse und in den richtigen Haenden Fremdwoerter die Deutsche Sprache immer schon bereichert haben. Ich bin sogar der Ueberzeugung, dass die Faehigkeit fremde Woerter einfach zu assimilieren (zu vereinnahmen?) eine der Staerken der Deutschen Sprache ist."
Ich denke genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die ständige Übernahme alberner Fremdwörter in Sachverhalten, die man meist treffender mit einem deutschen Wort ausdrücken kann, verspielen wir die Mögichkeit, das was wir sagen wollen präziese auszudrücken. Die englische Sprache unterscheidet viel weniger als beispielsweise unsere Sprache.
Unsere Kinder kennen oft schon gar nicht mehr die deutschen Wörter für oft gebrauchte Fremdwörter.
Dein Text mit den in Klammerm gesetzten deutschen Worten spricht doch Bände.
Es ist in meinen Augen keine gute Eigenschaft der Deutschen ständig auf der Suche zu sein wie man ein ganz normales Wort mit einem Fremdwort (meistens in englisch) zu ersetzen.
Ich kann auch bis heute nicht verstehen, wie wir uns in der EU so über den Tisch ziehen lassen, daß Deutsch, obwohl sie die meist gesprochene Muttersprache! in der EU ist, nicht als eine von mehreren Verhandlungssprachen gesprochen werden darf. Meiner Meinung nach hat das System. Keiner kann in einer Fremdsprache besser verhandeln als in seiner Muttersprache. Vielleicht ist es so zu erklären, daß aus deutscher Sicht EU-Verträge unterzeichnet wurden, die die Leistungsfähigkeit dieses Landes übersteigen.
Ich warte nur noch darauf bis Berlin nicht mehr Berlin ausgesprochen wird, sondern BÃ-RLIN, es würde zu uns Deutschen passen.
Gruß
Albrecht
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Pudelbirne
21.10.2003, 09:06
@ prinz_eisenherz
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Re: Neuer Versuch, es besser darzustellen |
-->Hallo Prinz,
>Wenn du mit deinem Beitrag versucht hast, dass leidige Thema von der komischen Seite zu betrachten, dann akzeptiere ich es ohne Probleme und gratuliere dir zu deiner Geschmeidigkeit im Umgang mit dem was wir Sprache nennen.
>Solltest du jedoch bei mir eine latente Deutschtümmelei hervorlocken oder provozieren wollen dann muß ich dich leider enttäuschen.
Nein, ich wollte nicht provozieren und ich wollte auch nicht locken. (Das Geklaeffe eines Koeters wird einen Prinzen doch nicht loecken?) ;-) Ich wollte nur <k>das</k> leidige Thema ein wenig ins rechte Licht ruecken. Leider sind haeufig diejenigen, die am lautstaerksten fuer die Deutsche Sprache eintreten, die am wenigsten dazu Berufenen. Ich selber habe zum Beispiel grosse Probleme mit der Rechtschreibung und der Interpunktion, und will mich deshalb nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ich will auch niemanden mit seinen eigenen Massstaeben messen, das sei Anderen ueberlassen.
Ich moechte Dich nur darauf aufmerksam machen, dass nicht alles, was Deutsch scheint, Deutsch ist (und umgekehrt) und das manches Fremdwort eine Bereicherung fuer unsere Sprache darstellt. Daher bitte ich von Fall zu Fall genau zu unterscheiden. Auch mir stossen"body bags" und Apostrophen, Handys und Actionplaene sauer auf.
Aber in dem von Dir aufgegriffenen Fall des Tools im Beitrag von Herrn Malik scheint das Fremdwort mit einer gewissen Absicht gewaehlt. Ich mag mich irren und bitte deshalb Herrn Malik zu befragen.
Danke fuer den Literaturhinweis; da ich allerdings heutzutage kaum Zeit mehr habe Buecher zu lesen (Ausnahme Fachliteratur und Koreanischen Grammatiken), und ich schon als Schueler eine starke Abneigung gegen Hesses"Steppenwolf" entwickelt habe, werde ich dem nicht nachkommen. Wenn es erlaubt ist, so lege ich andererseits eine Lektuere von Karl Kraus"Die Sprache" nahe; insbesondere, falls Interesse an einer weitergehenden Beschaeftigung mit der Deutschen Sprache besteht.
Viele Gruesse
Pudelbirne
PS: Und wenn Du, weil Du das Kaempfen nicht unterlassen hast, einer Zeiterscheinung nicht unterlegen bist, so erlasse anderen doch die Schuld einer Zeiterscheinung erlegen zu sein.
:-)
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Pudelbirne
21.10.2003, 09:30
@ Albrecht
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Re: Die deutsche Sprache ist flexibler als manche glauben |
-->>Hallo Pudelbirne,
Hallo Albrecht,
>Du schreibst:"Aber ich glaube, dass in gutem Masse und in den richtigen Haenden Fremdwoerter die Deutsche Sprache immer schon bereichert haben. Ich bin sogar der Ueberzeugung, dass die Faehigkeit fremde Woerter einfach zu assimilieren (zu vereinnahmen?) eine der Staerken der Deutschen Sprache ist."
>Ich denke genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die ständige Übernahme alberner Fremdwörter in Sachverhalten, die man meist treffender mit einem deutschen Wort ausdrücken kann, verspielen wir die Mögichkeit, das was wir sagen wollen präziese auszudrücken. Die englische Sprache unterscheidet viel weniger als beispielsweise unsere Sprache.
Wenn Du Dich praezise ausgedrueckt haettest, dann waere hier eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Dingen getroffen worden, aber so kann ich Dich nicht verstehen.
>Unsere Kinder kennen oft schon gar nicht mehr die deutschen Wörter für oft gebrauchte Fremdwörter.
Ich kenne Deine Kinder nicht und bin auch noch nicht alt genug, um selber Nachwuchs gezeugt zu haben, der sich fliessend ausdruecken koennte. Allerdings ist das Jammern ueber die jeweilig juengere Generation, die nicht die Sprache der Aelteren spraeche, seit Zeiten wohl dokumentiert. Daraus schliesse ich aber nicht, dass unsere heutige Deutsche Sprache das jaemmerliche Abfallsprodukt eines staendigen Zerfalls der Deutschen Sprache ist. Im Gegenteil moechte ich annehmen, dass immer nur ein kleiner elitaerer Prozentsatz der Deutschen ueberhaupt je der Deutschen Sprache maechtig war und ist.
>Dein Text mit den in Klammerm gesetzten deutschen Worten spricht doch Bände.
>Es ist in meinen Augen keine gute Eigenschaft der Deutschen ständig auf der Suche zu sein wie man ein ganz normales Wort mit einem Fremdwort (meistens in englisch) zu ersetzen.
Woerter lassen sich nicht immer eins zu eins von einer Sprache in eine andere uebersetzen, weil es zu viele Nuancen gibt. Manchmal kann man mit einem Fremdwort einen Sachverhalt viel genauer beschreiben. Es gibt im Chinesischen Worte, die nur einmal in der Literatur benutzt wurden. Diese kann man nicht uebersetzen!
>Ich kann auch bis heute nicht verstehen, wie wir uns in der EU so über den Tisch ziehen lassen, daß Deutsch, obwohl sie die meist gesprochene Muttersprache! in der EU ist, nicht als eine von mehreren Verhandlungssprachen gesprochen werden darf. Meiner Meinung nach hat das System. Keiner kann in einer Fremdsprache besser verhandeln als in seiner Muttersprache.
Das ist Quatsch mit Sosse, ich verhandele taeglich in mir fremden Sprachen (Englisch, Koreanisch, frueher auch Franzoesisch). Im Gegenteil, es kann sogar einen Vorteil darstellen.
>Vielleicht ist es so zu erklären, daß aus deutscher Sicht EU-Verträge unterzeichnet wurden, die die Leistungsfähigkeit dieses Landes übersteigen.
>Ich warte nur noch darauf bis Berlin nicht mehr Berlin ausgesprochen wird, sondern BÃ-RLIN, es würde zu uns Deutschen passen.
>Gruß
>Albrecht
Gruss
Pudelbirne
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Albrecht
21.10.2003, 10:01
@ Pudelbirne
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Re: Die deutsche Sprache ist flexibler als manche glauben |
-->>Woerter lassen sich nicht immer eins zu eins von einer Sprache in eine andere uebersetzen, weil es zu viele Nuancen gibt. Manchmal kann man mit einem Fremdwort einen Sachverhalt viel genauer beschreiben. Es gibt im Chinesischen Worte, die nur einmal in der Literatur benutzt wurden. Diese kann man nicht uebersetzen!
Wenn ich mich in Deutsch unterhalte, gebrauche ich keine chinesischen Wort, die in China eine ganz bestimmte Bedeutung haben, was soll das?
Natürlich macht es hier und da Sinn ein Fremdwort zu benutzen, wenn ich dadurch einen Sachverhalt präzieser ausdrücken kann.
>>Keiner kann in einer Fremdsprache besser verhandeln, als in seiner Muttersprache.
>Das ist Quatsch mit Sosse, ich verhandele taeglich in mir fremden Sprachen (Englisch, Koreanisch, frueher auch Franzoesisch).
Mag ja sein, daß Du die große Ausnahme bist. Ich kenne die Ergebnisse Deiner Verhandlungen nicht, wenn sie ausgewogen sind, dann ziehe ich den Hut.
Gruß
Albrecht
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apoll
21.10.2003, 12:21
@ Albrecht
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Re: Die deutsche Sprache ist präzieser... |
-->>Hallo Pudelbirne,
>Du schreibst:"Aber ich glaube, dass in gutem Masse und in den richtigen Haenden Fremdwoerter die Deutsche Sprache immer schon bereichert haben. Ich bin sogar der Ueberzeugung, dass die Faehigkeit fremde Woerter einfach zu assimilieren (zu vereinnahmen?) eine der Staerken der Deutschen Sprache ist."
>Ich denke genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die ständige Übernahme alberner Fremdwörter in Sachverhalten, die man meist treffender mit einem deutschen Wort ausdrücken kann, verspielen wir die Mögichkeit, das was wir sagen wollen präziese auszudrücken. Die englische Sprache unterscheidet viel weniger als beispielsweise unsere Sprache.
>Unsere Kinder kennen oft schon gar nicht mehr die deutschen Wörter für oft gebrauchte Fremdwörter.
>Dein Text mit den in Klammerm gesetzten deutschen Worten spricht doch Bände.
>Es ist in meinen Augen keine gute Eigenschaft der Deutschen ständig auf der Suche zu sein wie man ein ganz normales Wort mit einem Fremdwort (meistens in englisch) zu ersetzen.
>Ich kann auch bis heute nicht verstehen, wie wir uns in der EU so über den Tisch ziehen lassen, daß Deutsch, obwohl sie die meist gesprochene Muttersprache! in der EU ist, nicht als eine von mehreren Verhandlungssprachen gesprochen werden darf. Meiner Meinung nach hat das System. Keiner kann in einer Fremdsprache besser verhandeln als in seiner Muttersprache. Vielleicht ist es so zu erklären, daß aus deutscher Sicht EU-Verträge unterzeichnet wurden, die die Leistungsfähigkeit dieses Landes übersteigen.
>Ich warte nur noch darauf bis Berlin nicht mehr Berlin ausgesprochen wird, sondern BÃ-RLIN, es würde zu uns Deutschen passen.
>Gruß
>Albrecht
Absolut richtig, die deutsche Sprache präziser,die englische nur der Versuch
einer Sprache.Sprache verbindet und schafft Kultur und Eigenheit.Mit dem ver-
ordneten denglisch wird unsere Eigenheit zerstört,-warum nur merken das so we-
nige?
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Bob
21.10.2003, 12:29
@ LenzHannover
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Innovation und Arbeit schließen sich gegenseitig aus |
-->Hallo,
Innovation und Arbeit schließen sich gegenseitig aus
Nun könnte man ja die Erfindertätigkeit als Arbeit bezeichnen. Das ist natürlich nicht gemeint. Sondern - wie professore ausführt: Arbeiten in einem sozialen Beziehungsgeflecht also Arbeitsteilung. In einem arbeitsteiligen Umfeld kommt es auf Funktionieren, Effizienz und Rentabilität an. Das Funktionieren orientiert sich an einem VORGEGEBENEN Zweck. Da ist wenig Raum für Innovation. Wir erkennen: Innovation und Arbeit schließen sich gegenseitig aus. Die Innovation gehört vielmehr der Freizeitklasse (F-Klasse) an.
Dementsprechend schließen sich auch Shareholder-Value und Innovation gegenseitig aus. Der manager ist den Aktionären gegenüber rechenschaftspflichtig, er muß begründen, wofür er das Geld der Eigentümer ausgibt. Die Begründung orientiert sich an nachprüfbaren Zwecken, also an Dingen, die bereits bekannt sind - das ist nunmal nicht innovativ.
Die Amerikaner haben daher zwei Klassen von Firmen:
A-Klasse: Die große etablierte Firma, die nach bürokratischen Grundsätzen geführt wird
F-Klasse: Die kleine, forschende, experimentelle Firma ohne greifbare finanziellen Erfolg
Jeder Firma heftet gewissermaßen ein Etikett an, zu welcher Klasse sie gehören will. Der Investor-Spekulant weiß ziemlich genau, woran er ist. Er rechnet damit, daß die Investition in F-Klasse-Firmen scheitert. Er kann es sich leisten, denn er gehört als Person selbst der F-Klasse an. Seine Zielfunktion ist der Unterhaltungswert, der mit solchen Firmen verbunden ist.
Im Vergleich dazu Deutschland: In Deutschland sieht man immer noch das Großunternehmen als Träger der Innovation. Ganz richtig, jedenfalls in der Vergangenheit. Nun sind aber die deutschen Großunternehmen dabei, den Shareholder-Value-Gedanken anzunehmen. Damit büßt das deutsche Großunternehmen seine Innovationskraft ein, es mutiert zur A-Klasse.
Wie kam es, daß in der Vergangenheit deutsche Unternehmen sehr wohl innovationsfreudig waren? Das lag daran, daß die manager eben den Aktionären nicht in demselben Umfang rechenschaftspflichtig waren wie heute. Die manager glichen eher dem was man als Unternehmer bezeichnen könnte. Die Forschungsabteilungen der Firmen wurden in verschwenderischer Weise mit Geld ausgestattet. Die Firmenchefs bezahlten die Forschung wegen dem damit verbundenen Prestige (Ihr wißt schon: auf dem Golfplatz).
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prinz_eisenherz
21.10.2003, 13:32
@ Pudelbirne
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Ich weiß nicht was Willi Birgel empfiehlt aber bei koreanischer.... |
-->Grammatik kann ich dir vielleicht insofern weiterhelfen, als dass (pures Barok, oder?)ich in meiner Verwandtschaft mehere Koreaner habe.
Ein Teil der Sippe im Raum Frankfurt a. Main und ein anderer Teil des Clans (so besser?)im Raum München.
Wenn Bedarf besteht, versuche ich dich zu vermitteln.
Meine Schwägerin jedoch, eine Koreanerin, liebt Hermann Hesse über alles.
Also, Vorsicht!
bis denne
prinz_eisenherz
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