EM-financial
26.10.2003, 03:12 |
Tagebuch eines"durchschnittlichen" Studenten ;-) Thread gesperrt |
-->1. Semester
05:30
Der Quarz-Uhr-Timer mit Digitalanzeige gibt ein zaghaftes"Piep-Piep"
von sich.
Bevor sich dieses zu energischem Gezwitscher entwickelt, sofort
ausgemacht, aus dem Bett gehüpft. Fünf Kilometer Jogging um den Aasee,
mit einem Besoffenen zusammengestoßen, anschließend eiskalt geduscht.
06:00
Beim Frühstück Wirtschaftsteil der Vortagszeitung repetiert und Keynes
interpretiert. Danach kritischer Blick in den Spiegel, Outfit genehmigt.
07:00
Zur Uni gehetzt. H1 erreicht. Pech gehabt: erste Reihe schon besetzt.
Niederschmetternd. Beschlossen, morgen doch noch eher aufzustehen.
07:30
Vorlesung, Mathe Kolberg. Keine Disziplin! Einige Kommilitonen lesen
Sportteil der Zeitung oder gehen zu Bölling frühstücken. Alles
mitgeschrieben.
Füller leer, aber über die Witzchen des Dozenten mitgelacht.
08:00
Vorlesung, Buchführung Issel. Verdammt! Extra neongrünen Pulli angezogen
und trotz eifrigem Fingerschnippens nicht drangekommen.
10:45
Nächste Vorlesung. Nachbar verläßt mit Bemerkung"Sinnlose
Veranstaltung" den Raum. Habe mich für ihn beim Prof entschuldigt.
12:00
Mensa Stammessen II. Nur unter größten Schwierigkeiten weitergearbeitet,
da in der Mensa zu laut.
12:45
In Fachschaft gewesen. Mathe Script immer noch nicht fertig. Wollte mich
beim Vorgesetzten beschweren. Keinen Termin bekommen. Daran geht die
Welt zugrunde.
13:00
Fünf Leute aus meiner 0-Gruppe getroffen. Gleich für drei AG's zur
Klausurvorbereitung verabredet.
13:30
Dreiviertelstunde im Copyshop gewesen und die Klausuren der letzten 10
Jahre mit Lösungen kopiert. Dann Tutorium: Ältere Semester haben keine
Ahnung.
15:30
In der Bibliothek mit den anderen gewesen. Durfte aber statt der
dringend benötigen 18 Bücher nur vier mitnehmen.
16:00
Proseminar. War gut vorbereitet. Hinterher den Assi über seine Irrtümer
aufgeklärt.
18:30
Anhand einschlägiger Quellen die Promotionsbedingungen eingesehen und
erste Kontakte geknüpft.
19:45
Abendessen. Verabredung im"Blauen Haus" abgesagt. Dafür Vorlesungen der
letzten paar Tage nachgearbeitet.
23:00
Videoaufzeichnung von WiSo" angesehen und im Bett noch das"Kapital"
gelesen.
Festgestellt, 18-Stunden-Tag zu kurz. Werde demnächst die Nacht
hinzunehmen.
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EM-financial
26.10.2003, 03:14
@ EM-financial
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und jetzt das Tagebuch eines"überdurchschnittlichen" Studenten ;-) |
-->13. Semester
10.30
Aufgewacht!! Ach, Kopfschmerzen, Übelkeit, zu deutsch: KATER!
10.45
Der linke große Zeh wird Freiwilliger bei der
Zimmertemperaturüberprüfung.
(Arrgh!) Zeh zurück. Rechts Wand, links kalt; Mist, bin gefangen.
11.00
Kampf mit dem inneren Schweinehund: Aufstehen oder nicht - das ist hier
die Frage.
11.30
Schweinehund schwer angeschlagen, wende Verzögerungstaktik an und
schalte Fernseher ein (inzwischen auch schon verkabelt).
12.05
Mittagsmagazin beginnt. Originalton Moderator:"Guten Tag liebe
Zuschauer - Guten MORGEN liebe Studenten." Auf die Provokation
hereingefallen und aufgestanden.
13.30
In der Cafetaria der Mensa am Aasee beim Skat mein Mittagessen
verspielt.
14.30
In Rick's Cafe hereingeschaut. Geld gepumpt und 'ne Kleinigkeit
gegessen: Bier schmeckt wieder! Kurze Diskussion mit ein paar Leuten
über die neuste Entwicklung des Dollar-Kurses.
15.45
Kurz in der Bibliothek gewesen. Nix wie raus, total von Erstsemestern
überfüllt.
16.00
Fünf Minuten im Seminar gewesen. Nichts los! Keine Zeitung, keine
Flugblätter -
nichts wie weg.
17.00
Stammkneipe hat immer noch nicht geöffnet.
18.15
Wichtiger Termin zuhause: BINGO!!
18:20
Mist! Kein BINGO!! Stattdessen Live-Übertragung von Stöhn-Seles. SAT 1
war auch schon besser...
19.10
Komme zu spät zum Date mit der blonden Erstsemesterin im Havanna.
Immer dieser Streß!
01.00
Die Kneipen schließen auch schon immer früher... Umzug ins Jovel.
04.20
Tagespensum erfüllt. Das Bett lockt.
05.35
Am Aasee von Erstsemester über'n Haufen gerannt worden. Hat mich gemein
beschimpft.
06.45
Bude mühevoll erreicht. Insgesamt 27,50DM ausgegeben. Mehr hatte die Kleine nicht dabei.
06.05
Schlucke schnell noch ein paar Alkas und schalte kurz das Radio ein.
Stimme des Sprechers:"Guten Morgen liebe Zuhörer, gute NACHT liebe Studenten."
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stocksorcerer
26.10.2003, 08:46
@ EM-financial
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Rückblickend sehe ich mich irgendwo dazwischen ;-) (owT) |
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Sushicat
26.10.2003, 08:47
@ EM-financial
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die sind gut!:-) |
-->Echt schön beschrieben.
Nebenbei bemerkt:
Ich habe keinen Erstsemestler gekannt, der seinen Ehrgeiz und seine Motivation über die Semester durchgehalten hat.
Schon sehr schnell machte sich Resignation und Frust breit, wenn wieder einmal Anstrengungen ins Leere liefen (an wichtige Bücher war nicht ranzukommen, Seminar überfüllt oder Prof keinen Bock usw.). Die Zähne bekamen schon leichte Sprünge, weil man sie ständig zusammenbeißen mußte. [img][/img]
Und wenn man dann noch mitbekam, daß fertige Kommilitonen aus der Fachschaft, die es wirklich drauf hatten, einfach nach der Uni nichts fanden, ja spätestens dann kam die große Sinnkrise.
Nur so nebenbei.....
^o.-^
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