rocca
28.10.2003, 11:19 |
Ein Land mit Charakter Thread gesperrt |
-->Das kleine Land Liechtenstein entstand 1719 als Fürstentum und wurde 1806 mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unabhängig. Bis zum Wiener Kongress 1815 war das Land Mitglied des von Napoleon ins Leben gerufenen Rheinbundes und gehörte nach dessen Untergang bis 1866 dem von Preussen dominierten Deutschen Bund an. Nach dem preussisch-österreichischen Krieg, bei dem es um die Vorherrschaft Preussens beziehungsweise Habsburgs (kleindeutsche oder grossdeutsche Lösung) im Deutschen Bund ging, schloss sich Liechtenstein nach der Niederlage Ã-sterreichs der österreich-ungarischen Monarchie an. Das Ende des Ersten Weltkrieges und die Niederlage Ã-sterreich-Ungarns wirkte sich auch auf das Fürstentum Liechtenstein aus. Mit der Auflösung des Vielvölkerstaates Ã-sterreich-Ungarn und der Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg erhielt das Fürstentum Liechtenstein 1921 eine Verfassung und besteht nunmehr als parlamentarische Monarchie.
Seit 1923 bildet der kleine souveräne Staat mit der Schweiz eine Rechts-, Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft. Die EFTA (Europäische Freihandelsassoziation) trat Liechtenstein 1990 bei. Während die Schweiz 1992 den Beitritt zum EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) in einer Volksabstimmung ablehnte, stimmte die Liechtensteiner Bevölkerung in einem Referendum einem solchen Beitritt 1995 mit 56 Prozent zu. Somit gehören die Efta-Staaten Liechtenstein, Island, Norwegen und die 15 Mitgliedstaaten der EU dem EWR an.
Mit der angestrebten EU-Ost-Erweiterung, die auch den EWR betreffen wird, hat das Finanz- und Wirtschaftsabkommen Risse bekommen. Das kleine Liechtenstein verlangt von Tschechien und der Slowakei, die zu den Erweiterungsländern gehören, eine Entschädigung für die auf Grund der Benes-Dekrete 1945 vertriebenen 30 Liechtensteiner, die zusammen mit 2,9 Millionen Deutschen in der Tschechoslowakei enteignet und unter Missachtung des humanitären Völkerrechts aus dem Land gewiesen wurden. Da das heutige Tschechien und die Slowakei erst 1993 Liechtenstein als souveränen Staate anerkannt haben, sperrt sich die jetzige Regierung, auf die liechtensteinischen Forderungen nach Verhandlungen über dieses historische Erbe einzutreten. Auf Grund dieser Haltung verweigerte Liechtenstein am 14. Oktober seine Unterschrift unter die Ost-Erweiterung und wurde dabei von den EWR-Ländern Norwegen und Island unterstützt.
Mit diesem Schritt brüskierte das Fürstentum die 25 EU-Länder, deren Aussenminister den Ost-Erweiterungsvertrag bereits unterschrieben hatten. Sollte in dieser Frage keine Einigung erzielt werden und Liechtenstein bei seiner Haltung bleiben, ist die weitere Existenz des EWR in Frage gestellt. Die EU hatte immer klargemacht, dass sie nur bei einer Erweiterung um die 10 Oststaaten ein Interesse am Erhalt des EWR habe.
Inwieweit die Benes-Dekrete der Hauptgrund dieser Weigerung sind, lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn die gewichtigste Veränderung, die durch den Erweiterungsvertrag entstünde, betrifft den finanziellen Beitrag der drei EWR-Länder an die EU-Regionalpolitik. Mussten sie bisher 25 Millionen Euro zahlen, würde sich der Betrag nach der Erweiterung auf 230 Millionen Euro erhöhen. Die Hauptlast hätte Norwegen zu tragen. Der Schweiz sollte das gleiche blühen. Obwohl sie weder EU- noch EWR-Mitglied ist, verlangt die EU einen ähnlichen Beitrag mit der Begründung, dass die Schweiz indirekt von der EU-Ost-Erweiterung profitieren würde.
Das Veto Liechtensteins und die Unterstützung Norwegens und Islands sind ein Dämpfer für die EU und geben der Schweiz mehr Verhandlungsspielraum. Gerade in der Frage der Personenfreizügigkeit besteht die EU darauf, dass die Schweiz diese auch auf die 10 Erweiterungsstaaten ausdehnen soll. Doch hat die EU immer unmissverständlich klargemacht, dass sie erst mit dem EWR zu einer Einigung kommen, bevor sie eine Regelung mit der Schweiz treffen wolle.
Durch das Veto der drei EWR-Mitgliedstaaten wurde die EU in ihrer Erweiterungspolitik ziemlich abrupt gebremst. Das kleine Fürstentum Liechtenstein bot mit seiner Haltung Tschechien, der Slowakei und der gesamten EU die Stirn. Die häufig zu beobachtende Selbstherrlichkeit der EU muss hier vor der staatlichen Souveränität zurückstecken. Ein Vorgang, der den Herren in Brüssel zu denken geben sollte und unserem Land Vorbild sein könnte.
Da kann man nur hoffen dass sie stark bleiben.
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rocca
28.10.2003, 11:21
@ rocca
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Quelle: |
-->Jaja, zu früh gedrückt.
<ul> ~ hier</ul>
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Toby0909
28.10.2003, 11:30
@ rocca
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Jim Rogers dazu |
-->Kann mich noch dran erinnern - in seinem neuen Buch erwähnt Jim Rogers, als er gerade durch die russische Tundra tourt, daß er die ganzen Mafiosi und Halsabschneider später wieder in Lichtenstein getroffen hat. Bei der Frage, was sie da machen, weichen sie schnell aus.
Liechtenstein ist ein Land, daß nur aus Banken besteht und wo sich demenstprechend auch nur Kriminelle, Volksverhetzer, Ausbeuter, Steuerhinterzieher und Politiker treffen.
Das ist jetzt nicht so ganz wörtlich, weil ich da jetzt stundenland blättern müsste, aber das war zumindest in etwa die Meinung von Rogers....
Toby
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Galiani
28.10.2003, 19:21
@ Toby0909
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So ein Blödsinn: Bei einer Bevölkerung von 30000 arbeiten 8000 in der Industrie! (owT) |
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Karl52
28.10.2003, 19:44
@ Galiani
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Re: So ein Blödsinn: Bei einer Bevölkerung von 30000 arbeiten 8000 in der Indust |
-->Aber diese Industrie ist vom Allerfeinsten! Da stimmen die Renditen, da ist buchstäblich Sachverstand auf allerhöchtem Niveau zusammengeballt. Hat seinen Preis, das Beste am Markt zu beschaffen, aber das schöne Wort"preiswert" feiert fröhliche Urständ.
Wenn ich 'ne UV-Lampe brauche für 'ne Desinfektionsanlage, gibbet nur Liechtenstein, alles andere kannste direkt an den nächsten Hydranten hauen.
Anderes Beispiel Hilti: Wie ich mir vor zwanzig Jahren mein Haus gebaut hab, hab ich mir erstmal 'ne Hilti gekauft, sauteuer, hat richtig weh getan! Aber sowas von angenehmer Knochenarbeit habe ich nie wieder erlebt. Hier mal 'n Loch bohren, da mal 'ne Wand einreißen, die hingestellt worden war, obschon im Plan nicht vorgesehen (ich hab dann die Maurerkolonne selber zusammengestellt und den Unternehmer auf Schadenersatz verklagt, erfolglos übrigens, war halt meine"grüne Zeit").
Also nix gegen Liechtenstein, Jungens!
Gruß Karl
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