Tempranillo
06.11.2003, 14:07 |
Im SPIEGEL: Irak-Krieg ist Angriffskrieg. Saddam wollte Last-Minute-Frieden. Thread gesperrt |
-->Hallo,
laßt bitte mal den SPIEGEL-Artikel, den ich reinkopiert habe, in Euch nachwirken.
Es dürfte immer schwerer werden, die eine oder andere, bis heute tabuisierte historische Parallele von der Schwelle des Bewußtseins zu weisen.
Man müßte nur Saddam durch jemand anderen ersetzten, der in der US-Schmierenpropaganda und der deutschen Systempresse als Lieblings-Popanz dient, dann rastet etwas ein - und hinterher vielleicht aus.
Wenn wir davon ausgehen, daß die amerikanische Politik seit über 100 Jahren im wesentlichen nach den immer gleichen Strickmustern verläuft, dann müßte jedem dämmern, wo die wahren Verursacher für zwei Weltkriege und allem, was dazugehört zu suchen sind.
Ceterum censeo...
Auf SPIEGEL-Online:
GEHEIMVERHANDLUNGEN
Saddam wollte Last-Minute-Frieden
Es ging um demokratische Wahlen, Waffenkontrollen und die Auslieferung eines Terroristen. In Geheimverhandlungen mit dem Pentagon wollte Saddam Hussein US-Medienberichten zufolge den Irak-Krieg in letzter Minute verhindern. Doch der Deal platzte. Kongressabgeordnete prüfen nun, ob Bush den Frieden leichtfertig aufs Spiel setzte.
War eingeweiht: Saddam Hussein
Hamburg - Von dem mysteriösen Treffen zwischen Jaymie Durnan, dem engen Vertrauten des stellvertretenden Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, und Imad al-Hage, einem reichen libanesisch-amerikanischen Geschäftsmann, berichten"Newsweek" und die"New York Times". Als US-Truppen im März bereits massiv an der irakischen Grenze aufmarschierten, soll der Pentagon-Berater eine Geheimbotschaft von al-Hage erhalten haben: Saddam Hussein biete eine Deal an.
Der Halb-Libanese war angeblich von höchster Stelle beauftragt worden. Der Chef des irakischen Geheimdiensts hatte ihn den Angaben zufolge instruiert, den Amerikanern mit dem Einverständnis Saddam Husseins mitzuteilen, dass der Irak keine Massenvernichtungsmittel besitze. Um dies zu untermauern, bot die irakische Führung amerikanischen Truppen und Wissenschaftlern an, sich selbst vor Ort auf die Suche zu machen.
Als besondere Offerte ans Weiße Haus, so der Geschäftsmann, sei der Irak bereit gewesen, einen Mann auszuliefern, der beschuldigt wird, am Anschlag auf das World Trade Center im Jahre 1993 beteiligt gewesen zu sein. Das Angebot sei sogar so weit gegangen, Wahlen im Irak zu versprechen, die den Namen auch verdienten.
Der vom Irak beauftragte Geschäftsmann soll auch mit dem Büro von Douglas J. Feith, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Kontakt aufgenommen haben mit dem Anliegen, über geheime Kanäle noch einmal alles zu versuchen, um einen Krieg zu vermeiden. Die Angebote aus dem Irak weckten immerhin genügend Interesse, dass kein Geringerer als der einflussreiche Pentagon-Berater und Kriegsbefürworter Richard Perle al-Hage Anfang März in London traf.
Bei dem Treffen unterbreitete al-Hage Perle die irakische Position und schlug ein Treffen Perles oder eines hochrangigen US-Regierungsmitglieds mit der irakischen Führung vor."Ich hatte große Zweifel, dass dies zu etwas führen würde", wird Perle in der"New York Times" zitiert. Er sicherte immerhin zu,"mit Leuten in Washington zu reden".
Doch enttäuscht von einer Reihe von gebrochenen Versprechungen und Täuschungen verpuffte das Anliegen al-Hages in Washington.
Unmittelbar nach dem von einem Geheimdienstmitarbeiter der Bush-Regierung vermittelten Gespräch zwischen al-Hage und dem Wolfowitz-Vertrauten Durnan kam es statt eines irakisch-amerikanischen Gipfeltreffens zu einem Zwischenfall am Washingtoner Dulles-Airport. Dort wurde al-Hage festgenommen, weil er eine halbautomatische Feuerwaffe vom Kaliber.45 bei sich hatte und vier Betäubungswaffen. Nachdem er vom FBI verhört worden war, ließ man ihn - wohl weil er einen Diplomatenpass bei sich hatte - in den Libanon ausreisen, wo er später einem Mordanschlag entging.
Das Pentagon wird unterdessen nicht müde, die Annahme als puren Unsinn abzutun, al-Hages Vorschläge hätten den Irak-Krieg verhindern können. Trotzdem stoßen die Vorgänge bei Mitgliedern des Kongresses, wo sich gerade ein Geheimdienstausschuss mit dem Entscheidungsprozess für den Irak-Krieg beschäftigt, auf großes Interesse. Sie wollen der Frage nachgehen, ob das Weiße Haus eine Gelegenheit versäumte, den Krieg gegen den Irak doch noch abzuwenden.
Und sie wollen wissen, ob es geheime Verhandlungen der Regierung gegeben hat - vorbei an der CIA und am Kongress. Die Bush-Regierung verteidigt weiterhin die Aufstellung eines dem Weißen Haus zugeordneten Sonder-Geheimdienstes. Dieser sei eine gute Einrichtung, um Politikern Informationen zukommen zu lassen, die von der CIA oder anderen Geheimdiensten ignoriert würden.
Alexander Schwabe
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Tempranillo
06.11.2003, 14:46
@ Tempranillo
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Re: Damit so etwas nie wieder geschieht (m.L) |
-->Hallo,
da uns Tag für Tag, und das mehrfach, auf den verschiedensten TV-Kloaken, pardon, -Kanälen, der olle Adi auf´s Abendbrot geschmiert wird, erlaube ich mir, noch einmal aufzuwärmen, was man früher mit Leuten gemacht hat, die Angriffskriege losgetreten haben.
Bin gespannt, ob von unseren ParlamentarierInnen, bei denen immer klarer wird, in wessen Auftrag und Interesse sie ihren A... verhökern, es wagen wird zu sagen, welche Krawatte oder Halskrause man Bush und seiner Kamarilla um die Gurgel legen sollte.
Weil ich mich gerade mit den deutschen Politikern befasse, fällt mir ein Schlager aus finsteren Zeiten ein. Ich stelle mir vor, wie Angie M., Guido Westerwelle und andere Condoleezza Rice und Madeleine Albright ein Ständchen bringen.
Bei Guido Westerwelle und Matthias Wissmann kann man sich die Sympathiebekundungen gerne an Bush, Rumsfeld, Wolfowitz und Perle gerichtet denken. Da funktioniert es auch andersrum...
"Ich küsse Ihren A..., Madame, und denk´, es wär´ Ihr Mund, Madame".
Nie vergessen: Die Angriffskriege der USA sind bei weitem besser belegt als diejenigen D-Lands, und überdies erheblich zahlreicher.
Tempranillo
<ul> ~ Aug´ um Auge, Zahn um Zahn</ul>
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stocksorcerer
06.11.2003, 15:24
@ Tempranillo
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Du weißt doch, wie so etwas läuft: |
-->Huhu Tempranillo,
im Ansatz ein netter Versuch. Deckungsgleich und kein wesentlicher Unterschied in Zielen und Methoden auszumachen. So weit so gut. Also müßten alle Anklagepunkte abgedeckt sein....
1. Verschwörung gegen den Weltfrieden
2. Planung, Entfesselung und Durchführung eines Angriffskrieges
3. Verbrechen und Verstöße gegen das Kriegsrecht
4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
.... und wir wissen ja alle, wie die Prozesse damals ausgegangen sind.
D´rauf geschissen, Siegerrecht! Genau das ist der Unterschied und kein anderer. Und auch alles, was daraus ableitbar ist und war.
Ich denke derzeit bei den massiven Geschichtsverfälschungen (auch der aktuellen Fälschungen, Verdrehungen und Fehlinterpretationen der Aussagen Hohmanns) immer wieder, wie akribisch wir als Schüler im Geschichtsunterricht das leidige Bildchen mit erhobenem Zeigefinger zu sehen bekamen, auf dem Leo Trotzki so wunderbar hinter Lenin wegretouchiert worden war.
Bei dem Untersuchen unserer eigenen Geschichte oder gar beim Brandmarken von Aktionen gewisser Administrationen oder Staatenlenker wird uns aber an markanten Punkten immer und immer wieder die Lupe aus der Hand geschlagen.
winkääää
stocksorcerer
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Tempranillo
06.11.2003, 15:55
@ stocksorcerer
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Re: Wichtig ist, Unrecht als solches zu erkennen und zu benennen |
-->Hallo Stocki und Gruß in´s schöne Freiburg,
mit Deinem Hinweis auf´s Siegerrecht möchte ich Dir überhaupt nicht widersprechen.
Mir geht es eher darum, das Unrecht als solches kenntlich zu machen und zu bennenen; sehr bescheiden, würde ich meinen.
Weshalb ich den Eindruck habe, in einem Land zu leben, das ein schwer zu übersteigendes Maß an Verkommenheit zur Staatsreligion erhoben hat, liegt daran, daß uns die für eine Zivilgesellschaft fundamentale Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht verlorengegangen ist.
Bush und seine Mordbrenner sind dafür genauso ein Beispiel wie der doppelmoralgeschwängerte Umgang mit P. Spiegel, M. Friedmann, J. W. Möllemann und zuletzt Hohmann.
Daß wir bestimmte Formen von Unrecht nicht beseitigen können, erst Recht nicht die, die nichts anderes sind als die Ausgeburt von Siegerjustiz, Besatzungsmacht und Fremdherrschaft, kann uns doch - noch nicht - daran hindern, sie als solche zu benennen.
An dieser Unterscheidung festzuhalten, halte ich, Verzeihung, wenn ich pathetisch werde, für eine zivilisatorische Leistung.
Gerade daran scheint es mir hierzulande gewaltig zu fehlen. Deutsche Kontinuitäten eben.
Nur die Maske, das Gewand wechselt mit dem Lauf der Zeiten. Mal Mönchskutte, Pickelhaube, Hakenkreuzuniform wie in früheren Zeiten, oder in Latzhose, Schlabberpulli und dreiteiligem Anzug.
Tempranillo
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Tempranillo
06.11.2003, 18:07
@ stocksorcerer
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Re: Systempresse unter Volldampf |
-->Hallo Stocki,
was würden wir bloß ohne unsere unabhängige Presse machen? Fabelhaft, wie sie ihre Aufgabe erfüllt, den Lesern ein realitätsnahes Bild der politischen Wirklichkeit zu vermitteln. Ein kurzer Blick in die Inhaltsverzeichnisse zweier Nachrichtenmagazine - schade, daß Stoffwechselendprodukt-Smiley fehlt - zeigt, daß wir in der demokratischsten aller möglichen Welten leben:
Auf Spiegel-Online:
3 Beiträge über Hohmann, Tendenz klar (Interview mit dem isr. Botschafter, Auschlußforderung durch CDU-Granden)
1 Beitrag (Brauner Heimatdichter) bebildert mit dem krakeelenden Hitler im Profil
1 Beitrag über Dubbya:"Nur durch Unterwerfung unter den US Hegemonieanspruch, können Staaten unabhängig werden."
Auf Locus-online im Prinzip das gleiche Bild, wenn auch diesmal nicht so massiert wie im Spiegel. Nur ein Artikel über Merkels Halbherzigkeit und Ausschlußforderungen gegen Hohmann.
Man müßte mal prüfen, ob es bei CDU, SPD und den anderen parlamentarischen Puff-Beatzungen zu größeren Austritten gekommen ist.
Tempranillo
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Josef
06.11.2003, 18:51
@ Tempranillo
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Habe heute eine Ausnahme entdeckt: Frankfurter Neue Presse! Lesenswert! |
-->Da schreibt ein junger CDU-Stadtverordneter mit Namen Patrick Schenk einen
laengeren Leserbrief, worin er bei Hohmann von =Hexenjagd= schreibt und er habe
den Ausfuehrungen Hohmann nichts hinzuzufuegen. Die Diskussion um die Rede von
Hohmann sei =unertraeglich=.
Den Mut diese CDU-Mannes finde ich bemerkenswert.
Bin gespannt wie die restliche Systempresse jetzt reagiert.
Koennte es sein, dass Ministerpraesident Koch hinter ihm steht?
Auf Seite 5 der =Neuen Frankfurter Presse= heute ein langer Artikel mit dem
Titel =Auf dem Glatteis deutscher Geschichte= mit grossem, sympatischen Bild
von Hohmann und 9 Photos von anderen wie Nolte, Jenninger, Geissler, Walser,
Moellemann sowie Roland Koch.
Scheint spannender zu werden
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stocksorcerer
06.11.2003, 21:03
@ Josef
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Das freut doch ;-) So ein Mist, da will man deckeln und dat klappt nich! ;-) (owT) |
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stocksorcerer
06.11.2003, 21:16
@ Tempranillo
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Wichtig ist, Unrecht als solches zu erkennen und zu benennen. Jawollja! |
-->Hallo Tempranillo, [img][/img]
...und der Kaaansssler steht vor einer Truppe schwachsinnig wirkender Offiziersanwärter...
(habe nur einen rhetorisch völlig ungeschulten und äußerst schlecht informierten Feldwebel OA Fähnrich oder so, ne? Weiß nicht mehr genau.... ist zu lange her gehört und wollte gleich irre loskichern)
...und forderte von den Soldaten, das Grundgesetz zu schützen und - vor allem - sich die Fähigkeiten zu kritischer Auseinandersetzung zu bewahren. Er meinte damit natürlich, vermeintlich braunen Ideologien nicht zu verfallen und forderte - mit Blick auf Themenschwerpunkt Günzel - eben genau das Gegenteil ein, nämlich gemäß Befehl und Gehorsam möglichst blind durch die Gegend zu laufen und bloß keine Kritik am System aufkommen zu lassen.
winkääää
stocksorcerer
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