Theo Stuss
12.11.2003, 10:52 |
Moshe Pülz nimmt Hohmann in Schutz Thread gesperrt |
-->Pro & Kontra: Ist die Hohmann-Rede antisemitisch?
Die Aufregung um die Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann (Fulda) schlägt immer höhere Wellen. Zwei Kommentare (Pro & Kontra) von Prof. Berndt Schaller (Göttingen) und den Judenchrist Klaus Mosche Pülz (Herzliya/Israel)
Deutschland (kath.net/idea)
Der Präsident der Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, nannte die Rede den “schlimmsten Fall von Antisemitismus”, der neue EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber forderte den Ausschluß Hohmanns aus dem Bundestag. Auch der Evangelische Präsident des Dachverbandes der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Prof Berndt Schaller (Göttingen), hält die Rede für “antisemitisch”. Der Judenchrist Klaus Mosche Pülz (Herzliya/Israel), Leiter der “Messianischen Bekenntnisgemeinschaft” (ZeLeM), fordert dagegen eine Würdigung der lauteren Absichten Hohmanns.
Pro: Antisemitismus im Gewand des Biedermanns - Von Berndt Schaller
Der Vorwurf des Antisemitismus trifft den Bundestagsabgeordneten für den Landkreis Fulda und das (Noch-)Mitglied der CDU/CSU Fraktion des Bundestags gewiß schwer. Damit möchte er nichts zu tun haben. Als treuer Sohn seiner römisch-katholischen Kirche, der sich als gewählter Volksvertreter “für christliche Werte einsetzt”, darf, kann er kein Antisemit sein. Er ist gegen den “Versuch..., deutsche Geschichte weiß zu waschen”, er leugnet den Holocaust nicht. Gewiß, gewiß, er will kein Antisemit sein! Er fordert bloß “Gerechtigkeit für Deutschland”, wehrt sich dagegen, die Deutschen pauschal als “Tätervolk” abzustempeln. Also ein harmloser, ja aufrechter, für “Klarheit und Wahrheit” einstehender Mann, der zu Unrecht gegenwärtig - natürlich vor allem von einer linken Meinungsmafia - mit der ‚Keule’ des Antisemitismus-Vorwurfs überzogen wird? Mitnichten! Seine - ausgerechnet zum Tag der Deutschen Einheit gehaltene - Rede ist eines der übelsten Beispiele für die Aufnahme und Verbreitung klassischer antisemitischer Klischees. Selbst die alte Rassentheorie läßt grüßen. Sie spielt zwar keine tragende Rolle, aber im Hintergrund schimmert sie durch, wenn argumentativ auf die jüdische Abstammung z. B. von Karl Marx, Ferdinand Lassalle und Rosa Luxemburg abgehoben wird. Im Vordergrund steht die in antisemitischen Kreisen, nicht zuletzt auch im NS-Staat gern kolportierte Verquickung, ja sogar Gleichsetzung von Juden und Bolschewismus bzw. Sozialismus. Als erster Zeuge wird dafür ausgerechnet Henry Ford angeführt mit seinem Buch “Der internationale Jude”, einem Hauptwerk des politischen Antisemitismus der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Und in dessen Gefolge wird dann penibel aufgelistet, “wie stark und nachhaltig Juden die revolutionäre Bewegung in Rußland und mitteleuropäischen Staaten geprägt haben” und wie viele dabei an den bolschewistischen Greueltaten beteiligt waren. Das liegt ganz auf der Linie der antijüdischen Propaganda von Goebbels und Konsorten. Zu den antisemitischen Klischees gehört im übrigen dann auch der Verweis auf die ‚guten’, in diesem Fall die religiösen Juden.
Hier werden mit dem Ziel, die deutsche Schuld am Holocaust zu relativieren, antisemitische Stereotypen aufgewärmt und salonfähig gemacht und damit zugleich unterschwellig antijüdische Ressentiments geweckt bzw. befördert. Ob letzteres gewollt ist, sei dahin gestellt. Es wird in jedem Fall in Kauf genommen. Hier spielt ein politischer Biedermann mit dem Feuer. Er zündelt mit kruden Assoziationen, historischen Halbwahrheiten und Unterstellungen herum und versucht damit, die Volksseele aufzuheizen. Und dabei kann er sich mancherorts des Beifalls sogar sicher sein. Umso mehr ist es nötig, ihn in die Schranken zu weisen. Seine Fraktion und wohl auch seine Partei sind hier gefordert.
Kontra: Juden nicht unter Denkmalschutz stellen - Von Klaus Mosche Pülz
Nicht nur in Deutschland, auch in Israel schlagen die Wellen hoch über die Rede des CDU-Politikers. Zunächst muß man sich die Frage nach dem Menschen Hohmann stellen. Er ist bekennender Christ und verurteilt in seiner Rede ausdrücklich die Unrechtstaten eines unmenschlichen NS-Regimes. Hitler ist für ihn ein “Vollstrecker des Bösen”. Ebenso verurteilt er zu Recht antideutsche Filme und Literatur in England und in den USA, wo noch immer antideutsche Bücher mit SS-Schergen auf den Titelblättern reißenden Absatz finden. Deutschland leidet unter dem Minderwertigkeitskomplex, noch immer ein Tätervolk zu sein, auch wenn es mit über 45 Milliarden Euro Wiedergutmachungsgeldern einen Teil seiner Verbrechen ungeschehen zu machen versuchte. Aber Hohmann sagt selbst auch, daß dies gar nicht möglich wäre. Seine Gegenrechnung mit Napoleons Eroberungsfeldzügen und dem gewalttätigen Bolschewismus des Sowjetkommunismus “jüdischer Prägung” erinnert an die antisemitischen “Protokolle der Weisen von Zion”. Die Aufrechnung deutscher Unrechtstaten in der NS-Zeit mit denen des Sowjetkommunismus ist auch nicht stimmig. Aber ist es besonders jüdischerseits klug, nun noch immer auf “die” Deutschen einzuschlagen und nun auch der jungen Generation gegenüber diese “schlimme” Vergangenheit anzulasten? Schafft man mit einer solchen unversöhnlichen Haltung nicht erst recht einen neuen Antisemitismus? Will man mit Strafaktionen gegen Hohmann und den Brigadegeneral Günzel ein Zeichen setzen, daß jedwede Kritik an jüdischstämmigen Agitatoren im sowjetischen Kommunismus, die schließlich historisch beweisbar sind, “Antisemitismus” bedeuten? Erst wenn es möglich ist, Juden auch Ungerechtigkeiten vorwerfen zu können, ist das bisherige Mißverhältnis in den Beziehungen zu den Juden aufgehoben. Hohmann ist nicht der Unmensch, zu dem er in den Medien und bei den linkslastigen Politikern und durch den neuen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber abgestempelt wird. Ihm geht es um den Gottesbezug in der europäischen Verfassung, um eine christlich-messianische Zukunft für Europa und um “eine gute Zukunft für unser deutsches Vaterland”. Haben die Medienmacher die hehren Wünsche überlesen? Juden sollte man nicht unter Denkmalschutz stellen, und dieses sollten sie auch zugeben. Im Talmud steht als Zielsetzung, daß das rechte Judentum nach dem Prinzip des “tikun ha-olam” verfahren sollte, d.h. die Welt zum Besseren zu führen. Möge Israel diese Herausforderungen annehmen, anstatt sich ständig die Meriten der Menschheit zuzuschreiben und sich als Mustervolk darzustellen. Gott adelt den Demütigen, nicht den Stolzen! (idea)
kat.net
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Taktiker
12.11.2003, 11:14
@ Theo Stuss
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Minderwertigkeitskomplex? |
-->"Deutschland leidet unter dem Minderwertigkeitskomplex, noch immer ein Tätervolk zu sein"
Genau da liegt das Mißverständnis! Ich bin außerordentlich gern ein Täter und finde nichts Schlimmes dabei, als solcher bezeichnet zu werden. Dass uns Deutschen diesbezüglich ein Minderwertigkeitskomplex angehängt werden soll, ja, das hätten einige wohl gerne. Ich bin lieber Täter als Untäter und drum will ich mich sogleich auch wieder meiner Arbeit zuwenden, anstelle untätig rumzusülzen. Diese Art von Untäterschaft überlasse ich gern den zuständigen Politikern und Presseorganen.
Statt uns auf die Sprache der Ankläger einzulassen und wütend zurückzukeifen, sollten wir ihre Klagebegriffe lieber vereinnahmen. Dies ist nicht nur gesundheitsschonend, sondern auch effektiv. Klaut Ihre Begriffe und Phrasen anstelle nach ihren Regeln ein Spiel auszutragen, welches sich nicht gewinnen läßt.
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Theo Stuss
12.11.2003, 12:11
@ Taktiker
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Re: Stimmt genau! |
-->Ich war gerade dabei, mich als religiösen Antisemiten zu bezeichnen. Da ich überzeugt katholisch bin, kann ich ja nicht für die anderen Religionen sein, zumal ich ökumenistische Vermengungen ablehne. Kann ich es einem Protestanten verübeln, wenn er antikatholisch ist? War es zumindest früher nicht normal, daß ein CSU-Mitglied Anti-SPD war?
Reinhard als Erzliberaler ist antichristlich. Reden wir etwa nicht gemeinsam? Früher fand man es normal, daß viele Begegnungen über Abgründen stattfinden, heute muß über alles eine Einheits-BRDDR-Soße gegossen werden.
Ich wehre mich allerdings gegen rassenideologische Verunglimpfung der Juden, schon deshalb, weil Jesus Christus dem Stamm Juda angehörte. Menschen sind nicht nur körperliche, sondern auch geistige Wesen. Geistige Wesen werden durch Ideen geprägt und nicht nur durch körperliche Gene. Ideen verbinden, oder trennen. Was mich von religiösen Juden eindeutig trennt bleibt der von mir erhobene Anspruch, daß der Messias erschienen ist und ihre vormessianische Religion also überflüssig.
Wenn ein Jude das ablehnt, also weiter auf den Messias warten will, darf ich mich nicht wundern, daß er gegen meine Religion ist, eben auch antichristlich, einen größeren Konflikt kann es ja nicht geben und wenn die Diskussion nicht mehr weitergeht, dann grüßt man sich höflich auf der Straße und läßt es dabei bewenden.
Bin ich jetzt gemeingefährlich?
Theo
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Baldur der Ketzer
12.11.2003, 12:38
@ Theo Stuss
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Re: Stimmt genau!die ewigen Anfeindungen bleiben nicht wirkungslos |
-->Hallo, Theo,
als Ketzer bin ich ja auch generell antireligiös, d.h. ich verwahre mich gegen jeden erhobenen Anspruch auf Innehaben irgendeiner höheren Wahrheit durch irgendeine Priesterkaste.
Vielmehr steht für mich fest, daß die nicht um einen Fitzel mehr wissen als jeder von uns auch. Sie behaupten es nur. Wer es dann glaubt, soll das meinetwegen, so lange er mich dadurch nicht nur als halt minderwertig ansieht (was mir wurscht ist), sondern mich benachteiligt.
>Ich wehre mich allerdings gegen rassenideologische Verunglimpfung der Juden, schon deshalb, weil Jesus Christus dem Stamm Juda angehörte.
Kannst Du Dir vorstellen, daß ich vor allem aus dieser Überlegung heraus kein Christ (mehr) sein kann?
Wieso soll der Nabel der ganzen Welt ausgerechnet in einem kleinen Landstrich im nahen Osten liegen? Über die Erwähltheit eines Volkes lasse ich mich besser nicht aus. Das muß ein komischer Gott sein, den ich nicht zum Vater haben möchte.......
Beste Grüße vom Baldur
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chiron
12.11.2003, 14:11
@ Baldur der Ketzer
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Re: Stimmt genau!die ewigen Anfeindungen bleiben nicht wirkungslos |
-->Hallo Baldur
Ist nicht jeder, der einer Religion angehört, obrigkeitsgläubig und dementsprechend fremdbestimmt? Nun, die Antwort habe ich mir bereits selbst gegeben und bin aus dem christlichen Verein ausgetreten.
War das jetzt ketzerisch? Was meint der Experte dazu?
Gruss chiron
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Baldur der Ketzer
12.11.2003, 15:35
@ chiron
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Re: Ketzerei und Obrigkeitsgläubigkeit |
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>Ist nicht jeder, der einer Religion angehört, obrigkeitsgläubig und dementsprechend fremdbestimmt?
>War das jetzt ketzerisch? Was meint der Experte dazu?
Hallo, chiron,
ich definiere Ketzerei als ungeniertes und offenes Wissen-Wollen, ein Hinterfragen von aufgestellten Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt indes von den Behauptern als offenkundig definiert wird und die die Beweisführung schuldig bleiben (müssen).
Weil sie also ihren frei in den Raum gestellten Anspruch auf elitäre Erwähltheit, auf Bessersein, auf Höherwertigkeit (*Hochwürden, Eure Eminenz, Eure Heiligkeit*) nicht nach prozessverfahrenstechnischen Maßstäben belegen können, weil sie ihren Anspruch durch nichts, aber auch gar nichts legitimieren können, verfallen sie auf einen Allgemeingeltungsanspruch, auf die Schaffung von Dogmata und Tabus, und sie brauchen MACHT, um ihren Anspruch gegen die Zweifler zu halten.
Ob dies nun militärische, faktische, geheimpolizeiliche oder Pressemacht ist, spielt keine große Rolle, was die jeweils identischen Wirkungsmechanismen betrifft - die der Repression des billig und gerecht denkenden außenstehenden objektiven Berachters.
Wer nun dieses als normal, als sinnvoll, als gottgegeben oder sonstwie verbrämte Machtsystem hinterfrägt (wer von uns hat den Bundestagsfossibär gewählt, wer von uns will Angela Merkel als Bundeskanzlerkandidatin), gar es als ganzes in Frage stellt, erkennt das inhaltsleere Erklärungsgefasel der Machtverteidiger nicht an, spielt nicht nach deren Regeln.
Du kannst das auf alle Lebensbereiche übertragen.
Wenn Du Deiner Ehefrau nicht glaubst, daß sie abends um 23.42 noch schnell für vier Stunden beim Einkaufen war, obwohl sie dies selbstverständlich behauptet und sie Deine Frage gar nicht hören will, ohne hysterisch loszukeifen, dann hat das was ketzerisches.
Wenn Du denkst, daß ein Gesetz noch lange nicht legitim ist, nur weil es von einem unsichtbaren, postulierten Gesetzgeber auf einem vorgeschriebenem fast lithurgischen Ritus angeblich in Kraft gesetzt wurde, dann ist das sehr ketzerisch.
Wenn Du denkst, daß ein Mitmensch, nur weil er eine geradezu affige Kleidung trägt, Dir Deine Sünden vergeben kann, dann ist das nicht mal ketzerisch, sondern schon nur noch vernünftig.
Jedes Hinterfragen von Status-Quo-Sachverhalten, die nicht jederzeit Legitimation und objektiv nachprüfbare Konformität mit grundlegenden Menschenrechten und Wirklichkeit anbieten, ist gerechtfertigt, wird aber von den angegriffenen Machtmitgliedern mit der Ketzerkeule abgewehrt (mangels anderer Möglichkeiten).
(man denke sich hier wieder das Foto von Donald Sutherland als quiekender Körperfresser, der mit dem Finger auf die noch nicht unterworfenen Freigeister zeigt).
Soweit ich weiß, hat jede Religion so etwas wie eine grundlegende Beschreibung der angeblichen göttlichen Wahrheit, die man in toto zu glauben hat.
Wer sich das antun will, ist m.E. selber schuld.
Vielleicht brauchen viele Menschen so etwas wie Halt, wenn sie mit ihren Lebensfragen nicht zurechtkommen und jemand bietet sich an, ihnen Zweifel und Orientierungslosigekeit abzunehmen - gegen Obulus, natürlich, und was viele übersehen, auf eigene Gefahr, natürlich.
Deswegen sind für mich alle Religionen, Konfessionen etc. befremdlich, und nicht nachempfindbar.
Jeder kann und soll sogar einen Glauben, ein Weltbild haben, aber doch bitteschön nach eigener Facon.
Gern bin ich Ketzer, nichts anderes könnt ich je sein.
Beste Grüße vom Ketzer an den Ketzer
P.S.: eigentlich ist jeder ein Ketzer.
Wenn jemand sich zum katholischen Glauben bekennt, ist er für einen Muslim jemand, der einen falschen Glauben hat, insofern ketzerisch zum eigenen Glauben.
Wer den Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden nicht anerkennt, sondern denkt, daß das nur ein politisches Amt an der Spitze einer sehr großen Bank ist, ist für Katholiken ein Ketzer. Usw.
Und wer denkt, daß Johannes Rau kein Präsident des ganzen deutschen Volkes ist (nur weil er sich so nennt), sondern ein belangloser Schwätzer, der Phrasen drischt, ein peinliches Bild abgibt, und nichts, aber auch rein gar nichts legitimerweise im Namen eines Volkszugehörigen abzugeben vermag, ist natürlich ein Ketzer. Ein ganz schlimmer dazu.
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