-->Anmerkung vom Baldur: die Schwefelbar war, wie der Name schon sagt, eine Bar, in der es zwar Snacks und Kleinigkeiten wie Toasts gab etc.u.a. auch ein Schwefelbier angeboten wurde, ein extra für das Lokal gebrautes Mondscheinbier, etc. - nachdem der Schwung irgendwann raus war, kam der Umstieg auf ein elegantes italienisches Lokal mit klassischer Küche
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«Mit Pizzen können wir uns stärker im Familiensegment positionieren»
Restaurant Luce: Ein original italienischer Pizzaofen vervollständigt im kommenden Jahr das Angebot
Vor einem Jahr wurde das Restaurant Luce in Vaduz neu eröffnet. Im Interview blickt Inhaber Alfred Lampert auf die ersten zwölf Geschäfts- monate zurück.
mit alfred lampert sprach anja büchel
Herr Lampert, das «Luce» feiert am 21. November sein einjähriges Bestehen. Sind Sie mit dem ersten Geschäftsjahr zufrieden?
Alfred Lampert: Wenn man das momentane wirtschaftliche Umfeld im Allgemeinen und jenes in der Gastronomie speziell anschaut, muss ich zufrieden sein. Für Jammern bleibt keine Zeit. Neue Ideen sind gefragt. Aber auch das Schwefel brauchte 20 Monate, bis es richtig auf Touren kam, und wir hatten damals Hochkonjunktur.
Was war das grösste Problem?
Alfred Lampert: Ich muss ehrlich sagen, der schöne Sommer mit den Monaten Juli, August und September machte uns sehr zu schaffen und wird unseren Jahresumsatz um einiges in die Tiefe drücken. Ob ein Garten diese Umsatzeinbussen ausgeglichen hätte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Es hat sich aber gezeigt, dass es den anderen Gastronomen auch nicht besser ergangen ist.
Wieso wissen Sie das so genau?
Alfred Lampert: Eine neutrale Person besucht für mich von Zeit zu Zeit andere Lokale in Vaduz und kann mir dann Auskunft geben, wie viele Leute um welche Zeit in welchem Lokal sitzen. Diese Infos zeigen mir ganz klar, dass das «Beat» und das «Nexus» zurzeit von Gästen am meisten frequentiert wird. Aber diese beiden Lokale haben ein anderes Konzept als zum Beispiel wir. Natürlich sind diese Infos auch für mein Personal wichtig, denn diese Zahlen sind absolut ehrlich und man weiss, wo man in Vaduz steht - ohne Wenn und Aber.
Wie steht das «Luce» im Vergleich zur direkten Konkurrenz?
Alfred Lampert: Ich rede nie gern von Konkurrenz, sondern von Mitanbietern. Zu mehreren pflege ich einen guten Kontakt und bekomme auch Hilfe, wenn ich sie benötige. Anhand der vorliegenden Zahlen können wir bei der Tischbelegung mithalten. Aber es stimmt schon nachdenklich, wenn man bedenkt, dass in gewissen Restaurants, die früher absolute Spitzenreiter waren, heute nur noch wenig los ist.
Besser als diejenigen zu sein, denen es gar nicht läuft, ist aber auch nicht wirklich beruhigend.
Alfred Lampert: Das ist natürlich richtig. Mich damit zu begnügen, dass es den anderen auch nicht besser gegangen ist, ist auch nicht meine Philosophie. Es ist ganz klar, wenn man zurzeit keine finanziellen Reserven hat und das wirtschaftliche Tief hält noch einige Zeit an, dann könnte es für solche, welche in so einer Situation sind, noch ungemütlich werden. Ich habe Einblick in einige Gastrobetriebe. Wenn der Küchenbursche längere Zeit mehr in der Lohntüte hat als der Chef, dann ist Handeln angesagt. Bei uns läuft das Mittagsgeschäft ausgezeichnet. Im Durchschnitt verkaufen wir 52 Mittagessen pro Tag, aber es ist ziemlich unberechenbar. Das Restaurant kann an einem schönen Tag brechend voll sein, dass wir Gäste abweisen müssen, und an einem anderen Tag wieder ganz normal belegt.
Und der Abend?
Alfred Lampert: Die Zahlen sind auch hier unterschiedlich. Aber der Abend ist sicher noch ausbaufähig. Wir sind fleissig daran, neue Konzepte zu suchen, welche zu unserem Ambiente passen. Das Ziel ist, eine Gästezahl wie am Mittag zu erreichen.
Glauben Sie, dass die momentane Zurückhaltung im Gastronomie-konsum an der schlechten Wirtschaftslage liegt oder gibt es noch andere Gründe?
Alfred Lampert: Die Rezession ist sicher der Hauptgrund. Den Hunger kann man auf verschiedene Arten stillen. Es ist aber auch zum Trend geworden, öfter zu Hause zu sein. Es wird wieder vermehrt daheim gekocht. Das gilt auch für Einladungen. Sogar Geschäfts-essen werden heute im privaten Rahmen abgehalten. Zu Hause kann man offener reden und eine persönlichere Beziehung zum Gast aufbauen. Früher war es unumgänglich, gute Kunden als Dankeschön in ein Nobelrestaurant einzuladen. Die vermehrten Polizeikontrollen in letzter Zeit tragen sicher auch das ihre dazu.
Sie haben den Schritt von einer Bar (Schwefel) zu einem Restaurant (Luce) gewagt. Würden Sie dies heute wieder tun?
Alfred Lampert: Dieser Schritt war unumgänglich. Das Schwefel war nach zehn Jahren totgelaufen. Welches Lokal kann sich über acht Jahre zu den In-Lokalen zählen wie wir damals? Das sind Ausnahmen und die Zeit hat mitgespielt. Ich und das Personal wurden um zehn Jahre älter. Bei einem Barkonzept müssen Junge ans Werk, die die gleiche Sprache sprechen wie die Gäste. Bis vor fünf Jahren waren wir gemeinsam mit dem Vanini das führende Lokal in Liechtenstein. Dann hat es immer mehr Lokale mit unserem Konzept gegeben. Auch über dem Rhein sind grosse Unterhaltungslokaleentstanden. Wenn das «Ausgangsvolk» irgendwo nicht mehr hingeht, ist es vorbei mit dem Geschäft. Im Nachhinein müsste ich sogar sagen, dass wir den Schritt vom Schwefel zum Luce schon ein Jahr früher hätten tun müssen.
Hat sich auch das Ausgang- verhalten der Jugendlichen gewandelt?
Alfred Lampert: Ja, ganz klar. Heute fahren die Jungen nach Zürich zu einer Party. Einer fährt und die anderen trinken. Vielleicht essen sie noch hier, aber danach fahren sie weg. 100 Kilometer zu fahren ist für sie kein Prob-lem. Da beginnt alles viel später und dauert bis in den Morgen. Auch die verschiedenen grossen Events wäh-rend des Jahres in Liechtenstein haben zugenommen. Der Jugendliche kann wählen oder sucht an einem Abend mehrere Veranstaltungen auf.
Das Ausgabenbewusstsein der Leute ist im Moment hoch. War das auch ein Grund dafür, dass das Luce neu Mittagsteller für weniger als zehn Franken anbietet?
Alfred Lampert: Ja, ganz klar, das war der Wunsch mehrerer Mittagsgäste, et-was Kleineres einzunehmen am Mittag.
Verdient man mit so einem Teller überhaupt noch etwas?
Alfred Lampert: Ja, das Preis-Leis-tungs-Verhältnis und die Marge stimmen. Es gibt zum Beispiel Kartoffeln und verschiedene Arten von Pasta; einfache, aber gute Gerichte. Und die laufen sehr gut. Was überraschend auch sehr gut läuft, ist der Fitness-Teller mit Pouletfleisch und Salat. Die Leute achten auf ihre Linie und essen gerne mal was Leichtes.
Hat das Luce viele Stammkunden?
Alfred Lampert: Ja, es werden immer mehr, wir sind noch im Aufbau. Aber zu zweit oder bei einer Firmen- oder Privatfeier einen gemütlichen Abend mit einem mediterranen Essen und einem guten Wein auf unserer Terrasse zu verbringen, wird immer häufiger gebucht.
Sie sind selber kein Koch. Ist das kein Nachteil, wenn man ein Restaurant betreibt?
Alfred Lampert: Nein, ich mache ja nur das Marketing und die Kontrollstelle für den Einkauf. Hier habe ich unter der Führung von Diego Remonato, welcher vorher 20 Jahre den «Adler» in Triesen geführt hat, einen erfahrenen Geschäftsführer, welcher mir viel Arbeit gegenüber vorher abnimmt. Das ist für einen Inhaber beruhigend, wenn man sich 100 Prozent auf jemanden verlassen kann. Hier habe ich ein super Team gefunden. Das bestätigen mir auch die Gäste immer wieder.
Hat sich die Restaurantstruktur in den letzten Jahren gewandelt?
Alfred Lampert: Meiner Ansicht nach schon. Früher gab es einfache, mittlere und sehr gute Lokale. Heute gibt es nur noch mittlere und sehr gute. Dazu kommen die Schnellimbisse.
Soll die italienische Küche im Luce Schwerpunkt bleiben?
Alfred Lampert: Wir möchten eher ein bisschen vom italienischen Essen wegkommen und auch gutbürgerliche Gerichte anbieten. Das Luce soll ein Treffpunkt für alle sein und in jeder Preisklasse etwas anbieten.
Wie wichtig ist der schnelle Service in diesem Konzept?
Alfred Lampert: Sehr wichtig. Am Mittag wollen die Leute in 50 Minuten gegessen haben.
Wie können Sie so schnell sein?
Alfred Lampert: Mit einem speziellen System. Alles wird vorher frisch zubereitet, damit es rasch serviert werden kann. Die Leute haben wenig Zeit und wollen dementsprechend schnell wieder draussen sein. Wichtig ist für uns auch die grosse Zahl an Parkplätzen. Wenn die Leute nicht direkt neben dem Restaurant parkieren können, kommen sie nicht gerne.
Das Schwefel war früher ein In-Lokal. Gilt das jetzt auch für das Luce?
Alfred Lampert: Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich erschrecke manchmal, wenn ich sehe, wie jemand einen neuen Betrieb aufmacht und sich selber gleich als In- oder Trendlokal bezeichnet. Das ist etwas, das man aufbauen muss. Das beste Beispiel war die Shuttle-Bus-Aktion im Oktober. Da wurden sechs Trend- und In-Lokale in Liechtenstein angefahren, wovon die Hälfte diese Bezeichnung nicht verdient hat. Der Erfolg bei diesen Lokalen war auch dementsprechend. Die junge Generation stellt sich darunter etwas vor. Da kann man nicht einfach ein «In»-Schild vor die Tür hängen. Das Beat und das Nexus sind momentan sicher In-Lokale. Das Schwefel wurde 1995 vom Schweizer Fernsehen zu den 30 besten In- und Trendlokalen ausgewählt. Das hat uns na-türlich die Türen geöffnet.
Das Luce will nicht auf den «Trend-Zug» aufspringen?
Alfred Lampert: Nein. Essen und Trendlokal lässt sich von mir aus nur bei genügend Platz kombinieren. Und eher in einer Stadt. Auf einem Raum wie bei uns ist es nicht möglich. Entweder hat man Rambazamba oder man bietet den Platz, die Ruhe und die Atmosphäre für ein entspanntes Essen an.
Ist ein Restaurant finanziell lukrativer als eine Bar?
Alfred Lampert: Nein. Der Schwefel war diesbezüglich schon interessanter. Aber das war eben zur Zeit der Hochkonjunktur. Das darf man nicht mehr vergleichen. Aber auch das Schwefel hatte seine Schattenseiten. Ich hatte fast täglich ein schlechtes Gewissen meinen Nachbarn gegenüber, weil es oft laut zu und her ging bis in die Früh und wild parkiert wurde. Aber das war eben bei bis zu 300 Gästen an einem Freitagabend so. Da musste etwas darunter leiden.
Wie sieht das Zielpublikum des Luce aus?
Alfred Lampert: Ganz verschieden. Von jung bis ins Pensionsalter, von jeder Schicht etwas.
Es heisst, die Konjunktur befände sich langsam im Aufschwung. Merken Sie schon was davon?
Alfred Lampert: Nein. Ich bin kein Pessimist, aber ich bin davon überzeugt, dass die Konjunktur nicht vor 2005 anziehen wird. Das bestätigen mir verschiedene Gespräche mit Unternehmern im In- und Ausland. Ich wäre aber froh, wenn der Aufschwung in allen Branchen früher eintrifft.
Sie haben gesagt, die abendliche Auslastung im Luce wäre noch steigerungsfähig. Gibt es konkrete Projekte dazu?
Alfred Lampert: Wir werden zusätzlich ab Januar eine Pizzeria einrichten. Nachdem das Leonardo in Balzers keine Pizzen mehr anbietet und sich sonst noch etwas in der Pizzalandschaft verändern wird, ist dieser Wunsch an uns herangetragen worden. Das italienische Flair haben wir ja bereits im Lokal. Wir sehen darin eine Chance, die wir im richtigen Moment anpacken möchten. Als Pizzeria können wir uns auch stärker im Familiensegment positionieren.
<ul> ~ Quelle (unter Rubrik Wirtschaft)</ul>
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