--><font size="4">Dollar-Sturz sorgt für heftige Turbulenzen </font>
Aktienmärkte geben deutlich nach -
Gold steigt auf 400 Dollar -
Händler erwarten Euro-Kurse um 1,25 Dollar
von Karsten Seibel und Anja Struve
Frankfurt/Main - Carsten Fritsch gehörte gestern zu den gefragtesten Personen in der Commerzbank. Der Währungsanalyst hat seinen Platz direkt an den Tischen der Devisenhändler. Und die wollten vor allem eines wissen: Wie geht es nach dem Kurssprung des Euro um mehr als zwei Cent am Vortag nun weiter?"Der Euro wird sich bis Jahresende zwischen 1,20 und 1,22 Dollar bewegen", bekamen die Händler von Fritsch zu hören.
In der Nacht zum Mittwoch hatte der Euro mit einem Umtauschverhältnis von 1,1978 Dollar je Euro ein neues Allzeithoch erreicht. Die Dollar-Sturz belastete weltweit die Aktienmärkte. Der deutsche Aktienindex Dax verlor bis zum Nachmittag rund ein Prozent an Wert, der japanische Nikkei-Index war zuvor bereits um drei Prozent eingebrochen.
Auf der anderen Seite gehörten die vermeintlich sicheren Häfen wie Anleihen und Gold zu den Gewinnern der Währungsturbulenzen. Gold übersprang zum ersten Mal seit 1996 die Marke von 400 Dollar je Unze. An den Rentenmärkten stieg der Bund-Future zeitweise über die Marke von 113 Punkten.
Als Auslöser der Dollar- schwäche wurden zunehmende Zweifel an der Finanzierbarkeit des Leistungsbilanzdefizits in den USA, ein aufziehender Handelskrieg mit China, Zinsspekulationen und die wieder aufkommende Angst vor neuen Terroranschlägen als Grund für die Dollar-Schwäche genannt.
Ã-konomen zufolge könnte ein weiterer Anstieg des Euro die Wirtschaft in der Euro-Zone spürbar belasten.
Allerdings warnen sie auch vor verfrühter Panik."Bisher ist der Euro lediglich gegenüber dem Dollar stark gestiegen", sagt Devisenexperte Dieter Wermuth von Wermuth Asset Management. Handelsgewichtet, also gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner, bewege sich der Euro weiterhin auf dem soliden Durchschnittsniveau der vergangenen Jahre.
"Erst wenn der Euro auch noch gegenüber anderen Währungen wie dem britischen Pfund oder dem japanischen Yen aufwerten würde, bekämen wir ein großes Problem", so Wermuth.
Tatsächlich bewegt sich aber nicht nur der Euro gegenüber dem Dollar in ungewohnten Höhen. Auch der kanadische Dollar erreichte zuletzt ein Zehn-Jahreshoch, der Australische ein Sechs-Jahreshoch, das britische Pfund war zuletzt vor fünf Jahren so teuer gegenüber dem Dollar wie heute.
In Richtung 1,25 Dollar je Euro sieht WestLB-Analyst Michael Klawitter den Eurokurs 2004 steigen. Selbst wenn die US-Konjunktur nachhaltig anspringt, erwartet er nicht, dass wieder mehr Kapital in die USA fließt und damit den Dollar stützt. Seine Begründung: 95 Prozent der Dollaranlagen von Ausländern gehen in US-Anleihen.
Zieht die Konjunktur an und damit auch die Zinsen, steigt der Druck auf die Anleihen, was zu weiteren Kapitalabflüssen führen sollte.
Ab Kursen um 1,25 Dollar dürften deutsche Unternehmen mit Absicherungsgeschäften gegen einen weiter steigenden Euro den Dollar zusätzlich schwächen, erwartet Commerzbank-Devisenhändler Volker Noll. Auf den jüngsten Kurssprung hätten die Unternehmen noch nicht nervös reagiert.
<font size="4">Gold durchbricht wichtige Marke von 400 Dollar</font>
Preis des Edelmetalls erklimmt Achtjahreshoch
Berlin - Der Wertverfall des Dollar beflügelte gestern das als krisensichere Alternative geltende Gold. Der Preis pro Feinunze durchbrach erstmals seit knapp acht Jahren die psychologisch wichtige Marke von 400 Dollar, bröckelte danach aber wieder ab. Rohstoffexperten sehen den Preis des Metalls nun Kurs auf historische Widerstände bei 404 und 417 Dollar nehmen."Es ist das alte Spiel: Sinkt die Leitwährung Dollar steigt das Gold", sagt Pierre Martin, Rohstofffondsmanager bei der Investmentgesellschaft DWS.
Die Entwicklung des Goldpreises wird wohl auch weiterhin die Turbulenzen auf der Währungsseite widerspiegeln."Sollte der Euro tatsächlich auf 1,25 oder gar 1,30 zum Greenback schnellen, sehe ich Goldpreise von deutlich über 400 Dollar", meint Wolfgang Wrzesniok-Rossbach, Edelmetallhändler bei Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW).
Zugleich betont Wrzesniok-Rossbach jedoch, dass es keine fundamentalen Gründe für die derzeitige Goldhausse gibt. So ist die Nachfrage nach dem physischen Metall - etwa seitens der Schmuckindustrie - weiter schwach. Auch die Rückkäufe von Minengesellschaften, die sich dadurch von alten Lieferverpflichtungen zu niedrigeren Preisen befreien, laufen langsam aus."Entscheidend für den starken Anstieg der letzten Zeit waren spekulative Käufe durch Fonds", sagt ein Frankfurter Händler.
Derartige spekulative Bewegungen können jedoch schnell ins Gegenteil umschlagen - zumal die Luft oberhalb der 400-Dollar-Marke langsam dünn wird."In den vergangenen 14 Jahren lagen die Gold-Höchstpreise allesamt nur knapp über 400 Euro: 1996 bei rund 417 Dollar, 1993 bei 409 und 1990 bei 425 Dollar", erinnert sich Wrzesniok-Rossbach. An einem dieser Widerstände könnte der Goldpreis auch diesmal abprallen - vorausgesetzt, dass es zu keinem Dollar-Kollaps kommt.
Der DrKW-Mann hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass die Gold-Hausse in einem Crash endet. Dagegen sprächen"sehr starke Unterstützungen" bei 375 und 370 Dollar. Auch andere Analysten sehen den Goldpreis weiter fest. So glaubt Michael Lewis, Rohstoffexperte bei der Deutschen Bank in London, dass die Krisenwährung Gold solange gefragt bleibt, bis sich die Risikoprämien bei US-Aktien an langjährige Durchschnittsniveaus angepasst haben.
Dennoch rechnen nur die wenigsten Marktkenner damit, dass sich der Preis des Edelmetalls langfristig über der 400-Dollar Marke halten kann. In einer vom World Gold Council veröffentlichen Umfrage traute nur ein Analyst von 16 dem Rohstoff 2004 einen Durchschnittspreis von 400 Dollar zu. Im Schnitt sehen die Experten den Goldpreis kommendes Jahr bei 350 Dollar.
Wie das Beispiel Ã-l zeigt, sind Vorhersagen bei Rohstoffen allerdings von erheblichen Unsicherheiten gekennzeichnet. So prognostizierte die Mehrheit der Analysten nach dem Ende des Irak-Kriegs, der Brent-Preis werde auf 20 bis 22 Dollar pro Fass zurückgehen. Gestern notierte das Ã-l mit mehr als 30 Dollar fast auf Jahreshoch. dde
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