Popeye
22.11.2003, 12:03 |
Friedman, nein, nicht der.. auch nicht der, sondern David D., also der Sohn… Thread gesperrt |
--> „Eigentümlich frei“ eine Zeitschrift, die u.a. den „irren Randbereich“ (s.u.) des Liberalismus bedient, hat sich verdient gemacht: Unter der Regie des Verlages wurde ein libertärer Klassiker aus dem Jahr 1971 ins Deutsche übersetzt:
The Machinery of Freedom zuerst 1971 erschienen, (weitere englische Ausgaben 1978 und 1989) liegt nun in deutscher Übersetzung vor.
Das Buch wurde ein Kult-Buch, weil es provokativ ist und stellt somit ein hervorragendes Weihnachtsgeschenk mit viel Gesprächsstoff dar.
Ach ja, der Autor
Für die, die mehr wissen wollen, zwei Besprechungen:
Anarchie ist nicht Chaos
David Friedman stellt sich eine Gesellschaft ohne Staat vor
29. September 2003 David D. Friedman: Das Räderwerk der Freiheit. Für einen radikalen Kapitalismus. Edition Eigentümlich Frei, Lichtschlag, Grevenbroich 2003, 316 Seiten, 23,80 Euro.
Ein deutscher Liberaler, dem Querdenken durchaus nicht abhold, hat den sogenannten libertären Anarcho-Kapitalismus einmal im Scherz, aber mit Wohlwollen als"lunatic fringe" bezeichnet, als"irren Randbereich" des Liberalismus. Auch wenn"Kapitalismus" mittlerweile nicht mehr ausschließlich als sozialistischer Kampfbegriff gegen den Markt daherkommt, so weckt"Anarchie" immer noch wenig Sympathie, sondern wird unmittelbar mit Gefahr und Gewalt assoziiert. Doch es lohnt sich, hinter die Begriffsfassaden zu blicken.
David Friedman, Sohn des Ã-konomie-Nobelpreisträgers Milton Friedman, gehört der Bewegung des Anarcho-Kapitalismus an, die in den Vereinigten Staaten deutlich mehr Anhänger zählt als hierzulande. Sein 1973 verfaßtes Buch"The Machinery of Freedom" ist Kult. Als wissenschaftliches Werk läßt es sich kaum bezeichnen, eher als ein populäres, aber in Philosophie und Ã-konomie wohlverankertes Erklärstück, in dem Friedman die Argumente für und wider seine extreme Position sauber abwägt. Der kleine Verlag Lichtschlag hat das Buch jetzt neu herausgebracht, mit Aktualisierungen. Zu wünschen wäre indessen ein Minimum an Professionalität bei dieser Erstübersetzung gewesen. Die Sprache ist holprig, und nachdem er über"zähes Glück" statt"Pech","Drogen" statt"Medikamente" und"Diät" statt"Ernährung" gestolpert ist, fragt sich der Leser, wie vielen sinnentstellenden Übersetzungsfehlern er unbemerkt schon auf den Leim gegangen ist.
David Friedman ist hochbegabt und von überbordender Kreativität. Sein Werdegang spricht für sich: Erst an Harvard, dann an der University of Chicago hat er Chemie und Physik studiert, als Physiker wurde er promoviert. Nach einigen Jahren wechselte er die Disziplin - und wurde Assistant Professor of Economics am Virginia Polytechnic Institute. Er arbeitete sich zum Associate Professor an der UCLA hoch - und tingelte weiter durch die Hochschulen des Landes, wobei er sich als Missionar für die anarcho-kapitalistische Sache zu profilieren begann. Zunehmend setzte er sich dabei mit Rechtsfragen auseinander - und bekam einen Jura-Lehrstuhl an der Santa Clara University, den er noch heute innehat.
"Ein Anarchist ist keiner, der das Chaos befürwortet", klärt der wandlungsfähige Denker in seinem Buch auf. Das Besondere sei ein klares Bekenntnis zur individuellen Freiheit - und die Konsequenz, daß der Anarchist auf das Gewaltmonopol des Staates und der Regierung verzichten wolle und stattdessen auf eine Ordnung setze, die auf freiwilliger Interaktion freier Individuen nach dem Tauschparadigma des Markts fuße, gestützt von den Institutionen des Privateigentums. Es reiche nicht, den Staat durch Verfassungsvorschriften zu beschränken. Getrieben von den Interessen der Menschen, die innerhalb des Apparats ihren Platz fänden, dehne sich die staatliche Macht unausweichlich aus.
Den Nutzen einer Gesellschaft ohne hoheitliches Diktat zeigt Friedman anhand einer Fülle von Beispielen, von der Konkurrenz privater Währungen bis hin zu privatisierten Schulen. Mit erfrischender Phantasie malt er sich aus, wie beispielsweise mit dem Problem"öffentlicher Güter" umzugehen wäre oder wie Haftungsfragen auch in einem System konkurrierender, privat aufgestellter und durch private Schlichter durchgesetzter Rechtsregeln gelöst werden könnten. Es ist durchaus kein Wahnsinn. Und es hat Methode.
KAREN HORN Quelle
Handelsblatt-Besprechung vom 19. 11. 2003
Was passiert, wenn wir den Staat verkaufen? Diese Frage versucht David Friedman, Sohn des großen Ã-konomen Milton Friedman, in seinem Buch „Das Räderwerk der Freiheit" zu beantworten. Die übliche Antwort ist: Es entsteht notwendigerweise Chaos, es herrscht das Recht des Stärkeren. Friedmans Antwort dagegen • lautet: Es ist zumindest möglich, dass eine durchaus nicht ungeordnete freie Gesellschaft entsteht. Freiwillige Vereinbarungen würden an die Stelle staatlichen Zwangs treten. Das Buch, das jetzt 30 Jahre nach seinem erstmaligen Erscheinen in deutscher Übersetzung vorliegt, wird Zweifel an dieser Zukunftsvorstellung nicht gänzlich ausräumen können. Doch das beeinträchtigt nicht den Gewinn, den man aus der Lektüre dieses Klassikers der libertären Bewegung in den USA ziehen kann. Schon die Darstellung der s Grundlagen einer freien Gesell- J Schaft öffnet den Blick für Vieles, | was gewöhnlich hinter den Staats-"" gläubigen Wahrnehmungsmustern verborgen bleibt.
Friedman beginnt mit einer Verteidigung des Privateigentums als Basis jeder wirtschaftlich erfolgreichen Gesellschaft. Er zeigt plastisch, dass diese Institution nicht nur ökonomisch, sondern vor allem moralisch dem öffentlichen, genauer: dem Staatseigentum, überlegen ist. Sie ermöglicht es den Menschen, ihre eigenen. Pläne zu verfolgen. Gleichzeitig schützt sie aber die Menschen davor, für die Bedürfnisse anderer Menschen zu bezahlen, wenn sie mit deren Plänen nicht sympathisieren.
Das deckt die Unsinnigkeit des bis heute weit verbreiteten Vorurteils auf, Privateigentum bringe „Ausbeutung" mit sich. Staatliches Eingreifen in wirtschaftliche Abläufe bedeutet dagegen stets die Vielen zu Gunsten einer kleinen Mindert] aus. Das gilt für Agrarsubvention, ebenso wie für staatliche Universitäten.
Das „Räderwerk der Freiheil bleibt nicht bei der Fundamentalkritik staatlichen Handelns stehen Friedman zeigt Wege auf, wie die existierenden staatlichen Behörden -und Regelsysteme durch private Organisationen ersetzt werden könnten. Dabei erklärt er die ökonomischen Zusammenhänge mit jener Präzision und Anschaulichkeit, die den deutschen Lesern vor allem aus seinem Bestseller „Der ökonomische Code" bekannt ist. Das fasziniert besonders dort, wo er für die Privatisierung von Bereichen eintritt, die bis heute als geradezu unantastbare Kompetenzen des Staates gelten. Wer von vornherein anzweifelt, dass ein Rechtssystem ohne zentralisierte staatliche Zwangsgewalt funktionieren kann, wird nach der Lektüre der entsprechenden Kapitel vielleicht zum Nachdenken gezwungen.
In dieser Form der Provokation liegt wohl auch der größte Wert dieses Buches: Verteidiger staatlicher Handlungen können sich nicht mehr einfach darauf berufen, dass diese selbstverständlich und Alternativen praktisch undenkbar seien. Sie müssen Argumente dafür finden, warum der Staat irgendetwas besser kann als private Organisationen.
Bei der äußeren Sicherheit und beim Rechtssystem, das gesteht auch Friedman zu, lassen sich viele sinnvolle und möglicherweise entscheidende Einwände gegen seine Position finden. Das staatliche Bildungswesen allerdings, Infrastruktur in Staatseigentum oder umweltpolitischer Interventionismus lassen sich schon bedeutend schwerer verteidigen. Für all diese Politikbereiche wird.gezeigt, dass sie unter der Abwesenheit von Privateigentum und damit von Verantwortung und Wettbewerb leiden. Sie gehorchen stattdessen den - wieder ökonomisch zu erklärenden - Gesetzen politischer Willensbildung.
Friedman erliegt in seiner Darstellung privater Institutionen nicht der Versuchung, eine freie Gesellschaft der Zukunft sogleich in vielen Details zu beschreiben. Andere Libertäre tun das - und machen den gleichen Fehler wie totalitäre Utopisten.
Friedman will, wie er in der Überschrift zum zweiten Teil des Buches ankündigt, den Staat „stückweise" verkaufen. Er bewahrt sich damit ein gesundes Maß an Skepsis gegenüber der Anmaßung, die Zukunft voraussehen und radikale Umwälzungen auf „revolutionärem" Weg erreichen zu können.
Die Übersetzung ist im Allgemeinen gut lesbar, im zweiten Teil wäre allerdings stellenweise etwas mehr Sorgfalt angebracht gewesen. Vor allem die immer gleich bleibende Übersetzung von „government" mit „Regierung", wo in den meisten Fällen „Staat" angebracht wäre, trägt zur Verwirrung bei. Sehr hilfreich sind dagegen die Aktualisierungen, die in Zusammenarbeit mit dem Autor eingefügt wurden. Gleiches gilt für die Erläuterungen spezifisch amerikanischer Begriffe und Organisationen, die sich nicht-amerikanischen Lesern schwer erschließen.
Friedmans Buch kann auch heute noch, und auch in der deutschen Fassung, ein intellektuelles Vergnügen bereiten - auch wenn man seinen Positionen skeptisch gegenübersteht. Weniger erfreulich ist: Friedmans Feststellung, Staaten seien unfähig, eine langfristige und an den Rechten und Interessen der Bürger ausgerichtete Politik zu betreiben, hat sich in den 30 Jahren seit dem ersten Erscheinen des Buches immer wieder bestätigt.
Sascha Tamm (Mitarbeiter am Liberalen Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung).
David D. Friedman: Das Räderwerk der Freiheit. Für einen radikalen Kapitalismus. Übersetzt von Marc-Felix Otto. Edition eigentümlich frei, Lichtschlag Medien, Grevenbroich 2003, 316 S., 23,80 Euro. ISBN 3-8330-0529-7
Bestellung z.B. hier(Nr. 3) oder antiquarisch hier
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Taktiker
22.11.2003, 14:15
@ Popeye
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Sehr interessant. Hab mir das Buch schon bestellt. |
-->Der Gedanke an eine entfesselte Marktwirtschaft hat viel Charme. Ich trete energisch dafür ein und glaube auch, dass wir in diese Richtung gehen werden.
Der Staat, wie wir ihn heute kennen, wird sich selbst abschaffen, nein, nicht verschwinden, sondern marginalisieren. Es wird diesen Staat weiter geben, aber er wird für unser Leben zunehmend unwichtiger werden. All die Institutionen werden weiter existieren, aber bald nur mehr ein Schattendasein fristen.
Ich bin damit nur unmerklich über meinen eigenen Schatten gesprungen, denn die Gesellschaft als soziale, gegenseitig verantwortliche Gemeinschaft bleibt weiterhin mein Ziel. Das ist sicher nicht das, was dieser Friedman oder die anderen 'Libertären' mit ihren Vorstellungen von der entfesselten Marktwirtschaft im Sinn haben. Denen geht es eher um Prozessoptimierung zur Sicherung von Margen, logischerweise, denn sie beten weiterhin das Privateigentum an. Solange es dieses aber gibt, wuchert das Krebsgeschwür der Gier fröhlich weiter.
Worauf niemand der libertären Marktenfessler kommt: Eine aufs Äußerste getriebene Marktwirtschaft, aber faktisch ohne Privateigentum. "Imagine no possession, I wonder if you can" sang John Lennon, oder?! Kann auch ohne Eigentum eine Marktwirtschaft existieren? Na klar, vermutlich die effizienteste."Effizienz" ist ja unsere neue Gottheit.
Wo kein Staat, König oder Kaiser, dort keine Garantie des Privateigentums. Ich lade also alle libertären Geister zu dieser Reise ein. Gut, dass sie nicht ahnen, wo diese Fahrt hinführt, aber mir soll es recht sein. Kernpunkt meiner Überzeugungen ist ohnehin, dass sich der derzeitige Kapitalismus in seiner Gier die eigenen Beine weghaut. So war und ist es immer, wenn eine Kreatur Boden verliert und daraufhin Amok läuft. Dieser Friedman, Maxeiner/Miersch und all deren Mitstreiter wollen ja keine faire Gesellschaft, sondern lediglich eine Perfektion von Ausbeutungsprinzipien. Das mehr an Markt werden sie mit dem Verlust des Privateigentums bezahlen. Darauf verwette ich meine Birne.
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Euklid
22.11.2003, 14:38
@ Taktiker
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Re: Sehr interessant. Hab mir das Buch schon bestellt. |
-->Dieses rein klassenkämpferische Pamphlet könnte von Sarah Wagenknecht stammen.
Tut mir wirlich leid Taktiker,aber deswegen schätze ich dich totzdem als Mensch.
Hier stehe ich und kann nicht anders.
Stammt das aus den Nachlässen der DDR? [img][/img]
Gruß EUKLID
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silvereagle
22.11.2003, 14:59
@ Taktiker
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Re: entfesselte Marktwirtschaft |
-->Hallo Taktiker,
ich wusste, wir würden wieder einander begegnen. ;-) Schön, dass Du wieder da bist.
> Der Gedanke an eine entfesselte Marktwirtschaft hat viel Charme. Ich trete energisch dafür ein und glaube auch, dass wir in diese Richtung gehen werden.
So weit keine Einwände. ;-)
> Der Staat, wie wir ihn heute kennen, wird sich selbst abschaffen, nein, nicht verschwinden, sondern marginalisieren. Es wird diesen Staat weiter geben, aber er wird für unser Leben zunehmend unwichtiger werden.
Eine interessante Perspektive. Warum eigentlich nicht?
> All die Institutionen werden weiter existieren, aber bald nur mehr ein Schattendasein fristen. > Ich bin damit nur unmerklich über meinen eigenen Schatten gesprungen, denn die Gesellschaft als soziale, gegenseitig verantwortliche Gemeinschaft bleibt weiterhin mein Ziel.
Nicht nur Deines.
> Das ist sicher nicht das, was dieser Friedman oder die anderen 'Libertären' mit ihren Vorstellungen von der entfesselten Marktwirtschaft im Sinn haben.
Ich weiss zwar nicht, was F. und andere Libertäre genau wollen, aber so"sicher" wäre ich mir da trotzdem nicht.
> Denen geht es eher um Prozessoptimierung zur Sicherung von Margen,
Dass man in einem Austauschprozess (subjektiv) mehr herausbekommt, als man reisteckt, darin kann ich nichts Negatives erkennen. Tatsächlich wird man dies nur dann erreichen, wenn man ausreichend vielen, anderen Individuen mit dem eigenhändig Angebotenen das gleiche Gefühl über ausreichend lange Zeit vermitteln kann. Man wird eben für andere etwas leisten müssen.
> logischerweise, denn sie beten weiterhin das Privateigentum an.
Vielleicht beten sie es ja nur deshalb an, als es in der gegenwärtigen Situation unumgämglich ist, um positiv weiterzukommen. Der Staat ist nun mal (in den Köpfen der überbreiten Mehrheit) unzweifelhafte Realität.
> Solange es dieses aber gibt, wuchert das Krebsgeschwür der Gier fröhlich weiter.
Du meinst also: Kein Privateigentum - keine Gier. Da bin ich aber anderer Ansicht. Die Gier ist (grundsätzlich) unerschöpflich, es sei denn, man konzentriert sich auf etwas anderes. Wenn man das Privateigentum abschafft, wird sie sich einfach andere Gebiete suchen, um sich zu manifestieren. Das wäre also reine Sypmtombekämpfung. Andersrum wird ein Schuh draus: Wer keine besondere Neigung zur Gier hat, den wird auch das Privateigentum nicht dazu verleiten können. Aber was kümmern uns solche Nebensächlichkeiten wie Privateigentum... ;-)
> Worauf niemand der libertären Marktenfessler kommt: Eine aufs Äußerste getriebene Marktwirtschaft, aber faktisch ohne Privateigentum.
Ist im Moment aber - eben unter den gegebenen Umständen - schwer vorstellbar, oder? Wie soll ein effizienter Austausch von Waren und Dienstleistungen von statten gehen, wenn keine eindeutigen Zuordnungen möglich sind? Vielleicht fehlt mir einfach nur die Phantasie, aber das scheint mir gegenwärtig schlicht unmöglich.
> "Imagine no possession, I wonder if you can" sang John Lennon, oder?!
Richtig. Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang ist z.B. die Wirtschaftsverfassung im StarTrek-Universum, wo es scheinbar weder Geld noch Privateigentum gibt - ohne, dass auf der anderen Seite der Staat seine Bürger einkerkern würde oder Handel mit Aussenstehenden verbieten würde.
Ich will damit sagen: Es ist ja wirklich keinesfalls ausgeschlossen, dass eines Tages niemand mehr ein großes Bedürfnis hat, bloße Dinge und illusionäre"Macht" anzuhäufen. So wie irgendwann z.B. das Bedürfnis des Briefmarkensammelns einfach uninteressant wird. Das wird es aber mit Sicherheit nicht, wenn es verboten wird... ;-)
Für eine positive Entwicklung sehe ich zu einer Stärkung des marktwirtschaftlichen Prinzips, gerade im herrschenden System, keinerlei Alternative. Nichts schafft es besser, das Potential jedes Einzelnen besser zu entfalten, als die Anwendung der eigenen Entscheidungsfreiheit auf dem Markt der Möglichkeiten.
> Kann auch ohne Eigentum eine Marktwirtschaft existieren? Na klar, vermutlich die effizienteste."Effizienz" ist ja unsere neue Gottheit. > Wo kein Staat, König oder Kaiser, dort keine Garantie des Privateigentums.
Auch andere Personenmehrheiten könnten sich zum Schutz von Güterzuordnungen bekennen und ihn auch umsetzen.
> Ich lade also alle libertären Geister zu dieser Reise ein. Gut, dass sie nicht ahnen, wo diese Fahrt hinführt, aber mir soll es recht sein.
Ich glaube, letztlich kann das sowieso niemand genau wissen. ;-)
> Kernpunkt meiner Überzeugungen ist ohnehin, dass sich der derzeitige Kapitalismus in seiner Gier die eigenen Beine weghaut. > So war und ist es immer, wenn eine Kreatur Boden verliert und daraufhin Amok läuft.
Eine neue Passion neigt dazu, immer weiter getrieben zu werden, bis sie irgendwann uninteressant wird. Aber nur dann, wenn man sie auch lässt... ;-)
> Dieser Friedman, Maxeiner/Miersch und all deren Mitstreiter wollen ja keine faire Gesellschaft, sondern lediglich eine Perfektion von Ausbeutungsprinzipien.
Lieber Taktiker, diesen Faux-pas sehe ich Dir gerne nach, da das mit dem Über-den-eigenen-Schatten-springen sicher nicht so leicht ist. Abgesehen davon, dass das höchstens eine ziemlich böswillige Unterstellung Deinerseits ist: Es wird sicher nicht gut rüberkommen, potentiellen Partnern so ziemlich den Gipfel dessen vorzuwerfen, was man aus eigener Sicht nur falsch machen kann. Ein impulsiver Taktiker sollte mE vielleicht eher dort seine Neigungen ausleben, wo zu freiem Austausch und Handel die allergeringste positive Einstellung besteht: Also z.B. bei Fidel Castro oder Kim-Yong-Il.
> Das mehr an Markt werden sie mit dem Verlust des Privateigentums bezahlen. Darauf verwette ich meine Birne.
Wenn das dazu dient, uns weiterzuentwickeln, habe ich kein Problem damit. Die bisherigen Versuche, allesamt schwer vom Marxismus beeinflusst, verliefen jedoch nicht allzusehr erfolgreich. Das waren alles schwere Rückschritte und Fortschrittsbremsen, totaliter gesehen.
Gruß, silvereagle
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Popeye
22.11.2003, 16:16
@ Taktiker
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Spezielle Buchempfehlung (nicht nur) für @Taktiker … Dein Paradies ist gefunden… |
-->Marshall Sahlins, Stone Age Economics, 348 S., New York, 1972.
(Erhältlich hier und anderswo.)
Auszüge aus dem ersten Kapitel: The original Affluent Society
In this relation of hunters to worldly goods there is a neat and important point. From the internal perspective of the economy, it seems wrong to say that wants are"restricted", desires"restrained", or even that the notion of wealth is"limited". Such phrasings imply in advance an Economic Man and a struggle of the hunter against his own worse nature, which is finally then subdued by a cultural vow of poverty. The words imply the renunciation of an acquisitiveness that in reality was never developed, a suppression of desires that were never broached. Economic Man is a bourgeois construction- as Marcel Mauss said,"not behind us, but before, like the moral man". It is not that hunters and gatherers have curbed their materialistic"impulses"; they simply never made an institution of them."Moreover, if it is a great blessing to be free from a great evil, our (Montagnais) Savages are happy; for the two tyrants who provide hell and torture for many of our Europeans, do not reign in their great forests, I mean ambition and avarice... as they are contented with a mere living, not one of them gives himself to the Devil to acquire wealth."(12)….
The hunter, one is tempted to say, is"uneconomic man". At least as concerns non subsistence goods, he is the reverse of that standard caricature immortalised in any General Principles of Economics, page one. His wants are scarce and his means (in relation) plentiful. Consequently he is"comparatively free of material pressures", has"no sense of possession", shows"an undeveloped sense of property", is"completely indifferent to any material pressures", manifests a"lack of interest" in developing his technological equipment….
Reports on hunters and gatherers of the ethnological present-specifically on those in marginal environments suggest a mean of three to five hours per adult worker per day in food production….
Despite a low annual rainfall (6 to 10 inches), Lee found in the Dobe area a"surprising abundance of vegetation". Food resources were"both varied and abundant", particularly the energy rich mangetti nut-"so abundant that millions of the nuts rotted on the ground each year for want of picking".15 The Bushman figures imply that one man's labour in hunting and gathering will support four or five people. Taken at face value, Bushman food collecting is more efficient than French farming in the period up to World War II, when more than 20 per cent of the population were engaged in feeding the rest.
Quelle
Sahlins beendet sein Buch mit folgender Bemerkung (S. 230):
„But there is a curiosity worth remarking. Here has been given a discourse on economics in which “economizing” appears mainly as an exogenous factor! The organzing principles of economy have been sought elsewhere.
Grübel, grübel… vielleicht, na,ja,… ich will die Diskusion um @dottores Thesen nicht neu entfachen.
Popeye
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kingsolomon
22.11.2003, 17:49
@ Taktiker
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lieber das Buch erst mal lesen, bevor man über dessen fantasierten Inhalt |
-->herfällt.
Im Gegensatz dir kenne ich Friedman und was du oben geschrieben hast ist
schlicht Unfug.
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