-->Die Spanier sind beim Wachstum Europas Musterknaben
Budget mit Überschuss - Bauboom hält an
Madrid - Ungewöhnlich scharf kritisierten sowohl EU-Währungskommissar Pedro Solbes als auch Ministerpräsident José MarÃa Aznar die Aufweichung des Stabilitätspakts, der ursprünglich als disziplinierende Maßnahme für die vermeintlich laxen Südländer gedacht war. Das selbstbewusste Auftreten der Iberer gründet hauptsächlich auf ihrer weiterhin boomenden Wirtschaft und einer straffen Budgetpolitik. Ebenso wie letztes Jahr soll auch 2003 ein leichter Haushaltsüberschuss erzielt werden.
Die Regierung hat in den letzten Jahren konsequent ihren Spielraum genutzt, den Konsum mit Steuersenkungen anzukurbeln. Als Folge davon konnte die spanische Volkswirtschaft im dritten Quartal erneut kräftig zulegen, das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts erreichte mit 2,4 Prozent den höchsten Stand seit Ende 2001. Einzig und allein Griechenland steht derzeit noch besser da."Wir liegen damit einmal mehr deutlich über dem EU-Durchschnitt" jubelte Wirtschaftsminister Rodrigo Rato.
Die Kritik, das Wirtschaftswachstum beruhe in viel zu hohem Maße auf der Bauwirtschaft, wischte Rato einfach beiseite."Seit 1996 (dem Amtsantritt der Regierung der Volkspartei) haben wir vier Millionen Menschen mehr in Brot und Arbeit gebracht, auf ihrem Vertrauen in eine glänzende Zukunft beruht die auch hohe Nachfrage nach neuen Immobilien". Tatsächlich lagen seit dem Ende der Franco-Zeit bis 1995, also 20 Jahre lang, die Beschäftigtenzahlen fast unverändert bei 12,5 Millionen, mittlerweile sind es 16,8 Millionen. In den letzten Jahren ist jeder zweite neue Arbeitsplatz in der Europäischen Union allein in Spanien geschaffen worden. Der Beschäftigungsschub und das Ende der Hochzinsphase sorgten für kräftige Konjunkturimpulse auf der Iberischen Halbinsel.
Doch der neue Wohlstand - mittlerweile ist das Pro-Kopf-Einkommen in Spanien auf 85 Prozent des EU-Durchschnitts gestiegen - kam nicht bei allen an. Die Gewerkschaften kritisieren, dass immer mehr Stellen nur mit Zeitverträgen ausgestattet sind. Mit einem gesetzlichen Mindestlohn von 450 Euro im Monat bilden die Spanier zudem zusammen mit den Portugiesen das Schlusslicht in Europa.
Supranationale Organisationen wie der Internationale Währungsfonds hingegen sehen hauptsächlich beim Immobilienboom Handlungsbedarf. In den letzten Jahren ist die Verschuldung der privaten Haushalte rasant gestiegen. Grund dafür sind die hohen Wohnungspreise, die allein im letzten Jahr um 17 Prozent anzogen. Dank der niedrigen Zinsen und Hypothekenkrediten mit bis zu 30jähriger Laufzeit scheint die Bereitschaft der Iberer sich für das Eigenheim zu verschulden ungebrochen. Doch ein möglicher Zinsanstieg und ein Verfall der Wohnungspreise würden schwerwiegende Folgen für die Konjunktur haben, warnen deshalb auch Volkswirte.
Um neue Wachstumsimpulse zu schaffen, will die Regierung deshalb nun mehr öffentliche Mittel für Forschung und Entwicklung bereitstellen.
<ul> ~ hier das Original</ul>
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