JoBar
06.12.2003, 19:02 |
Was ist"Macht"? Thread gesperrt |
-->Wegen den Diskussionen zur Macht-Theorie:
Hat man sich schon mal im Forum auf einen Auslegung des Begriffs"Macht" im Hinblick auf MT geeinigt?
Gibt es eine Link dahin?
Oder wie findet man das mit dieser heimtückischen:) Suchfunktion?
TIA
J.
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dottore
06.12.2003, 19:18
@ JoBar
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Re: Versuch |
-->>Wegen den Diskussionen zur Macht-Theorie:
>Hat man sich schon mal im Forum auf einen Auslegung des Begriffs"Macht" im Hinblick auf MT geeinigt?
Einigung noch nicht.
Mein Vorschlag: Macht hält, wer bewaffneten Zwang sanktionsfrei ausüben kann, um sich damit Leistungen von anderen zuzuschanzen, die er selbst nicht erbringt, nicht zu erbringen in der Lage ist oder sie nicht erbringen will (sanktionsfrei = bis zum Ende als Machthalter, da sonst die Sanktion ex post daher kommt, siehe Guillotine).
Ich betone: Es geht mir aussschließlich um ökonomische Belange, nicht also etwa über die Macht, die ein Teufelskultianer hat und seine Follower springen vom Dach - oder siehe Reverend Jones und seine"potion" in Guyana.
Gruß!
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JoBar
06.12.2003, 20:13
@ dottore
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Re: Versuch.. Macht, mächtiger, am mächtigsten... |
-->>Mein Vorschlag: Macht hält, wer bewaffneten Zwang sanktionsfrei ausüben kann, um sich damit Leistungen von anderen zuzuschanzen, die er selbst nicht erbringt, nicht zu erbringen in der Lage ist oder sie nicht erbringen will (sanktionsfrei = bis zum Ende als Machthalter, da sonst die Sanktion ex post daher kommt, siehe Guillotine).
>Ich betone: Es geht mir aussschließlich um ökonomische Belange
[ Aus einem WebLog.. Ein Exkurs, weil die Jungen so schön skrupellos fragen:) ]
<h3>Macht, mächtiger, am mächtigsten... </h3>
Das Land mit der größten internationalen Macht sind wohl die USA. Wenn dort bestimmte Regeln gelten und von anderen Ländern nicht befolgt werden, dann finden sie Mittel und Wege ihre Ziele durchzusetzen...
Wie ist das hier bei uns in Deutschland? Wer hat hier bei uns die größte Macht?
Unser Bundeskanzler, Herr Schröder, der um seine Vorstellungen durchsetzen auch auf andere hören muß?
Die großen Firmen, die uns Arbeitsplätze sichern und damit dafür sorgen, daß wir eine gewisse Möglichkeit haben nicht am Rande der Armut zu leben?
Versandhäuser, die uns alles versprechen, was wir uns vorstellen können? Die, die uns mit allem versorgen, was wir garantiert nicht alles brauchen?
[ Skip }
Unsere Eltern, die früher die Macht besaßen uns ins Bett zu schaffen, den Typ mit dem mega-geilen Piercing zu verbieten oder die uns dazu erzogen zuhause anzurufen, wenn wir uns verspäteteten?
Freunde, deren Meinung uns wichtiger ist, als die Meinung unserer Eltern?
[ Continue ]
Das Geld, bei dem sogar die Freundschaft aufhört?
Hat Werbung Macht über uns? Oder beeinflusst sie uns nur?
Kaufen wie tatsächlich Dinge nur weil wir die Werbung toll finden? Auch wenn das Produkt schlecht ist? Oder kaufen wir es, probieren und entdecken, daß sie nicht das halten, was sie versprechen.
Oder sind es vielleicht ganz verschiedene Dinge, die Macht über uns haben?
Man müßte das Leben in verschiedene Bereiche aufteilen, um die Dinge, die Macht über uns haben genauer zu definieren, denn im Grunde sind alle oben aufgeführten Dinge Machtträger. Der eine mehr, der andere weniger. Je nachdem, wie sich der einzelne Mensch von den Dingen bemächtigen läßt...
Was bedeutet Macht zu haben? Wann kann man von Machtreden? Oder ist Macht etwas völlig anderes als Beeinflussung?
Eine Menschen oder ein etwas auszunutzen für die eigenen Zwecke? Z.B. das kleine Hündchen um unser Bedürfnis nach Zuneigung und Zärtlichkeit zu decken? Geld um einen Menschen zu kaufen?
Haben wie Frauen mehr Macht als Männer?
Beruflich gesehen, sitzen noch immer mehr Männer, in den Führungsetagen, obwohl wir Frauen mächtig zugelegt haben. In ein paar Jahren kommen wir vielleicht dazu eine weibliche Kanzlerin aufzustellen. Frauen in der Politik sind zwar selten aber nicht mehr unddenkbar.
Frauen entscheiden meist, was in den Haushalten gekauft wird, welches Klopapier, welche Möbel, welche Farben die Tapeten bekommen oder ob man zu der Party, die die Nachbarn geben, geht.
[ Skip? ]
Was ist mit Sex? Bedeutet Sex Macht über den anderen zu haben? Macht über eigene Gefühle und Bedürfnisse? Über des anderen Gefühle und Bedürfnisse? Sich selber durchzusetzen, indem man das bekommt, was man sich wünscht, worauf man mehr oder weniger lange hingearbeitet hat?
Bedeutet schöner Sex nicht eher Macht sein zu lassen? Wie schwer ist es sich zu entspannen und fallen zu lassen, wenn man nur daran denkt, jetzt ist es soweit, ich habe ihn (oder sie)da wo ich ihn haben will...
Spielen Frauen tatsächlich mit ihren Reizen um Macht über den Mann zu erlangen?
Bedeutet einen Mann sexuell im Griff zu haben, Macht über ihn zu haben?
Ist es nicht so, daß Männer dann auch schnell zur nächsten Machthaberin wandern, wenn sie das Gefühl bekommen es wäre zuviel der Macht?
[ Continue ]
Oder ist Macht nur ein völlig falscher Begriff für all diese Dinge, die ich beschrieb?
Geht es hier nicht um Macht sondern um Einfluß?
Was bedeutet Macht dann?
Braucht man Macht um glücklich zu werden?
Kann man Macht abgeben? Oder sein lassen und ohne Macht Leben?
Ich halte das Wort Macht für überbewertet. Jeder möchte eigene Ideen und Vorstellungen verwirklichen. Wir alle möchten, daß wir und unsere Wünsche ernstgenommen werden, und das man uns auch mal einen Wunsch erfüllt.
Macht haben heißt auch eine Menge Verantwortung haben, weil man meist über wichtige Dinge als Machthaber zu entscheiden hat.
[ Skip ]
Ich möchte diese große Verantwortung für Entscheidungen nicht haben,z.B. Machthaber in einer Firma oder in einem Land zu sein.
Jeder hat diese Art von Macht im kleinen. Die Macht seine Wünsche und Bedürfnisse durchzusetzen und zu verwirklichen.
Schöne und gute Macht ist die, die wir nutzen um die Dinge zu verändern. Wenn wir das Bedürfnis haben einen Menschen zu besitzen, über ihn und sein Leben zu entscheiden, nicht kompromissbereit sind und unsere Möglichkeit des Beeinflussens nutzen um unseren Vorteil zu erlangen, dann ist Macht etwas negatives, die wir schnellstens im Keim ersticken sollten.
Gebt Macht auch mal den Schwächeren,damit sie nicht Übermächtig wird!
Und als Machthaber seit auch mal schwach oder gebt nach, das ist auch eine Form von mächtig sein...
Eure Kleinmachthaberin Melanie
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Puuh, geschafft - sie hat eine sehr relaxte Rechtschreibung, hoffentlich habe ich nicht zuviel übersehen
J.
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JoBar
06.12.2003, 20:22
@ dottore
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Re: Versuch.. Noch ein Quer-Frager |
-->>Mein Vorschlag: Macht hält, wer bewaffneten Zwang sanktionsfrei ausüben kann, um sich damit Leistungen von anderen zuzuschanzen, die er selbst nicht erbringt, nicht zu erbringen in der Lage ist oder sie nicht erbringen will (sanktionsfrei = bis zum Ende als Machthalter, da sonst die Sanktion ex post daher kommt, siehe Guillotine).
>Ich betone: Es geht mir aussschließlich um ökonomische Belange
Aus einem Interview mit Scott Ritter zum Irak-Krieg
http://216.239.59.104/search?q=cache:LlkKyKSw3DsJ:www.shareinternational-de.org/hefte_2003/0304_ritter.htm+%22Was+ist+macht%22&hl=de&ie=UTF-8
Der Amerikaner Scott Ritter war von 1991 bis 1998 UN-Chefwaffeninspektor für den Irak..
....
SI: Würden Sie sagen, daß es bei diesem Krieg nicht um Massenvernichtungswaffen, nicht um einen Regimewechsel und nicht um Befreiung geht, und daß das alles nur Vorwände sind?
SR: Aber sicher! Das sind alles nur Verschleierungsversuche. Es geht hier um pure Aggression - der Griff nach der Macht, nach der Weltmacht. Hegemonie. Das können Sie in der Strategie zur nationalen Sicherheit wiederfinden, die letztes Jahr bekanntgegeben wurde und ihre Wurzeln in einer Doktrin hat, die 1997 im Rahmen des Projekts des neuen amerikanischen Jahrhunderts (PNAC) verbreitet wurde. Sie geht zurück auf eine Strategie, die 1992 von zwei Mitgliedern des PNAC entworfen wurde, von Dick Cheney und Paul Wolfowitz, zu der Zeit, als Cheney Verteidigungsminister war. Im Grunde entwickelte sich das alles aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Wunsch der USA, nie wieder in die Lage zu geraten, einen starken Gegenspieler zu haben. Demnach müssen wir sicherstellen, daß wir die einzige Supermacht bleiben..., und unsere enorme wirtschaftliche und militärische Macht dafür einsetzen.
SI: Da kommen also die amerikanischen Unternehmen ins Spiel...?
SR: Nun, was ist Macht? Macht bedeutet Wirtschaftsmacht. Wir haben das Ã-l schon angesprochen, aber es geht um mehr als um Ã-l: um die Unternehmen, jene Machtelite aufgrund der Firmenmacht - jene, die die Medien kontrollieren, jene, die einen übermächtigen Einfluß auf die Regierung haben, jene, die die Präsidentschaftswahlen finanzieren; sie gehören mit zu dieser Clique. Ich glaube an die Demokratie, und daher beunruhigt mich das. Was da stattfindet, ist eine Machtverschiebung, eine Übertragung der Macht von Individuen auf eine Handvoll Firmeneliten. Solange die Amerikaner sich mit ihrem Konsumentendasein identifizieren und es sich in ihrem Wohlstandskomfort gemütlich machen, haben die Unternehmenseliten und die, die an ihnen dranhängen, die Macht. Wir müssen aus dieser Konsumentenidentifikation ausbrechen. Wir müssen die Herrschaft über uns als Bürger, über unsere Demokratie wiedergewinnen.
Es gibt noch einen Teilaspekt dieser Cliquenwirtschaft, über den nicht gesprochen wird, der aber, denke ich, auch erwähnt werden muß. Ich sage das als jemand, der von dem Existenzrecht Israels überzeugt ist. Doch dieses Projekt PNAC trägt auch ein zionistisches Element in sich. Das auszusprechen, ist problematisch, weil man sofort als antisemitisch, als anti-israelisch beschuldigt wird. Aber ich glaube an Israel - nicht ein"Großisrael", sondern ein Land, das von den Vereinten Nationen und nach dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit definiert wird. Unter den PNAC-Mitgliedern gibt es Leute, die meinen, daß einige Aspekte der Macht Amerikas mit der Sicherheit des Staates Israel verknüpft sein müßten. Und das macht mir Sorgen.
...
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JoBar
06.12.2003, 20:57
@ JoBar
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Re: Die Idee der Macht oder die Macht der Idee?? |
--><h3>Die Idee der Macht oder die Macht der Idee??</h3>
von Reinhard K. Sprenger
Unter den Ideen, die das Geschäftsleben prägen, ist"Macht" wortwörtlich die mächtigste. Macht ist der Gott, dem alle dienen. Viele multinationale Unternehmen haben mehr Macht als die Nationen, in denen sie produzieren und ihre Waren verteilen. Die Macht der Nationen hängt wiederum ab von ihrer Wirtschaftskraft. Macht steht hinter unserer Angst vor Kontrollverlust und verheißt andererseits die größten Belohnungen. Und sie ist offenbar ungleich verteilt, sonst wäre nicht"Empowerment" eines der Heilsworte, mit denen man die Menschen in die Erholungsheime des betriebsinternen Therapiekarnevals jagt.
Aber was ist Macht? Man könnte ebenso fragen: Was ist Wahrheit? Entsprechend vielstimmig ist die Antwort:"Energie" sagen die Physiker,"Ursache" die Logiker,"Dynamik" die Psychologen,"Getting things done" mein amerikanischer Freund. Die einfachen Antworten des sogenannten gesunden Menschenverstandes lauten:"Geld ist Macht" oder Francis Bacons"Wissen ist Macht", mit dem noch mein Vater mir ein Studium nahe legte und das gegenwärtig zum"Information ist Macht" verkommt. Berühmt ist Max Webers Definition:"Macht ist die Fähigkeit, anderen gegen ihr eigentliches Streben den eigenen Willen aufzuzwingen." Dem hat später Mao Tse-tung indirekt zugestimmt:"Die Macht kommt aus den Gewehrläufen."
Macht durchzieht alle Lebensbereiche. Wenn zwei Menschen zusammenkommen, stellt sich reflexhaft eine Machtstruktur ein. Macht ist also keine feste Struktur, sondern wird zwischen Menschen in je spezifischen Situationen mit ihren Erfordernissen, Hindernissen, Spielern jedes Mal neu definiert. Sie trägt die Masken der Autorität, der Kontrolle, des Prestiges, des Einflusses, des Charismas, des Veto-Rechts. Wichtig ist: Die Akteure begründen ihr Handeln nie offen mit Unterdrückungsabsicht oder Machtgewinn, sondern immer mit den"besten" Intentionen der Problemlösung.
Macht kommt mithin nicht notwendig von"oben". Sondern Macht existiert im Verhältnis eines jeden Individuums zu einem anderen, sofern es frei ist, d. h. Handlungsmöglichkeiten hat. Unter Wirtschaftsbedingungen wird Macht im Zusammenspiel der Akteure wesentlich durch Angebot und Nachfrage definiert. Macht ist das, was der Markt als Macht bewertet. Wer also hat die Macht im Unternehmen? Der Chef, der Arbeitgeber, das System? Oder der Mitarbeiter, der Arbeitnehmer, der Markt? Dass Mitarbeiter mitunter erhebliche Macht haben, sah man an dem Schaden, den der Broker Nicholas Leeson 1995 der Londoner Barings Bank zufügte. Traditionell aber wird die Rolle des Mächtigen dem hierarchisch Höherstehenden zugesprochen, während die Rolle des Schwächeren dem Mitarbeiter zufällt. Aber passt das alte Herkules-Modell der Macht heute noch? Macht als Kapitaleignertum? Macht als die Fähigkeit, Leute zu entlassen? Macht als heroisches Sichdurchsetzenkönnen?
Was ist knapp: Kapital? Sicher nicht. Ideen? Allemal
Wirtschaft ist der zwischenmenschliche Austausch von knappen, für alternative Verwendungszwecke geeigneten Ressourcen. Die Machtfrage ist also letztlich eine Frage der Knappheit. Was ist knapp? Kapital? Sicher nicht. Menschen? Gut ausgebildete schon. Ideen? Allemal."Sagen Sie mir doch bitte, was mir Ihr Unternehmen bieten kann!" Was wie wirklichkeitsfremde Anfänger-Überheblichkeit klingt, ist schon Realität: Das gewohnte Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis hat sich an der Wende zum neuen Jahrtausend vielfach umgedreht.
Bei immer mehr Unternehmen wird Wachstum ausschließlich durch die Knappheit auf den Personalmärkten verhindert. Hatte man sich an die qualitativen Probleme schon gewöhnt, so kommen zunehmend quantitative Engpässe hinzu. Angesichts von vier Millionen Arbeitslosen stehen wir vor der einigermaßen paradoxen Situation, dass die Unternehmen händeringend versuchen, die Besten anzulocken - und zu halten. Speziell in der High-tech-Industrie liegt die jährliche Fluktuationsrate nicht selten bei unglaublich kostspieligen 30 Prozent. Unternehmen bewerben sich bei ihren Mitarbeitern: In den USA wurde aus dieser Not das"Management by Pampering" geboren.
Quelle http://www.brandeins.de/magazin/archiv/1999/ausgabe_01/redaktion/artikel2.html
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JoBar
06.12.2003, 21:38
@ JoBar
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Re: Was ist"Macht"? |
-->Definition nach Weber:
"Macht besitzt der, dem sich die Möglichkeit bietet, einen Willen oder ein Interesse innerhalb einer sozialen Beziehung durchzusetzen. Dabei ist es unerheblich, wie groß diese Möglichkeit ist und ob man auf Widerstand stößt."
Legalität - Legitimität
- Legalität: Setzt eine, wie auch immer, etablierte rechtliche Ordnung voraus, in deren Sinne gehandelt wird.
- Legitimität: Die macht der Anderen wird, aus welchen Gründen auch immer, annerkannt.
Grundlagen der Macht nach French und Raven
- Positionelle Macht
-- Die höher gestellte Person hat die Macht einer anderen Person, die rangmäßig unter ihr steht, etwas zu befehlen ( Militär, Firmen, Kirche )
-- Macht wird kenntlich gemacht: Militär - Rangabzeichen, Kirche - Ornat
- Sanktionelle Macht
-- Macht durch Belohnung: Höhergestellte Person hat etwas, was die Person darunter braucht oder haben will / Je abhängiger man con der Belohnung ist, desto größer ist die Macht des anderen zB Afrika -> Wasser, Kind -< Lutscher
-- Macht durch Bestrafung: Die höher gestellte Person hat die Macht die untergebene Person zu Bestrafen / Abwägen: Was ist schlimmer? ( Geforderte Tätigkeit ausführen oder die Dtrfe in Kauf nehmen? ) zB Wenn Du nicht Dein Ziommer aufräumst, dann darfst Du nicht fernsehen
- Expertenmacht: Wissen ist Macht!
-- Man führt das aus, was der Experte verlangt um schneller und besser an das gewünschte Ziel zu kommen zB Meister erklärt Lehrling wie er etwas schneller oder besser lösen kann / Oft wird Wissen nicht oder nur unvollständig weitergegeben
- Charismatische Macht
-- Glaube an die Herrlichkeit und Übermächtigkeit der Person. Die Untertanen sind glücklich die Befehle der Person auszuführen, weil sie die Person dadurch glücklich machen / Der Führer braucht Visionen die auch den Untergebenen gefallen zB Bundeskanzler, die dem Volk versprechen was sie hören wollen
- Identifikationsmacht
-- Der Versuch durch Nachahmung von erfolgreichen Personen selber auch etwas zu ereichen zB Ein Mitarbeiter versucht im Glauben auch so erfolgreich zuwerden, den Einstellungen und Handlungen des Vorgesetzten ähnlich zu sein, ihn zu imitieren
Diese Machtfaktoren werden oft kombiniert!
Wie kann man Macht verlieren?
- Wenn die Legitimität nicht mehr anerkannt wird
- Wenn die Macht zur Machtausübung nicht mehr vorhanden ist
(Positionelle Macht: Entmachtung / Sanktionelle Macht: Keine Belohnungen mehr vorhanden / Expertenmacht: Es gibt nichts mehr zu Lehren / Charismatische Macht: Visionen schlagen fehl / Identifikationsmacht: Vorbild ist nicht mehr erfolgreich )
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Fürst Luschi
06.12.2003, 22:27
@ dottore
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wo liegt der Mechanismus der Verelendung? |
-->wo liegt der Mechanismus der Verelendung?
Ich kann mir doch eine Mongolen- oder Wikingerhorde vorstellen, die eine Insel überfällt und Abgaben fordert. Wo ist da das Vorfinanzierungsproblem?
Die Ursache der steigenden Abgaben müssten woanders liegen. Im Wettbewerb der Mächte und den Kosten der Aufrüstung.
Ein Beispiel: 100 Inseln, die von 100 verschiedenen Mongolenhorden überfallen werden. Sagen wir einfach, eine Armada hat sich verirrt und ist zufällig auf ein Archipel gestossen. Kontakt nach Hause gibt es nicht mehr - die Inseln sind voneinander isoliert - kein navigatorisches Know-How - Modell Osterinsel mit Lang- und Kurzohren. Gäbe es jetzt einen Mechanismus, dann würde die jeweilige neue Herrscherkaste jede einzelne Insel in die Verelendung stürzen. Sowie wie eine Krankheit mit einer kürzeren oder längeren Inkubationszeit. Wenn die Verelendung in der Machtausübung angelegt ist, was ist dann der positive Verstärker der immer höhere Abgaben erzwingt? Gier? aus Langeweile geborener religiöser Irrsinn? eine durch die Machtausübung veränderte Demografie?
Ich kann mir vorstellen, dass einzelne Inseln aufgrund verfehlter Politik in die Grütze fahren. Aber einen Automatismus kann ich nicht erkennen. In dem Moment, in dem die Schiffahrt erfunden wird und auf einmal alle Inseln verbunden sind, entstehen neue Kosten aus dem Nichts. Verteidigungsausgaben - Sicherungskosten. Ein Gefangenendilemma. Man greift jetzt die Nachbarinseln an, um diese Ausgaben überzuwälzen. Nicht aus Machthunger, sondern weil man selber getrieben wird. An anderer Stelle vielleicht Präventivschläge: fremdes Angriffspotential zerstören um eigene Verteidigungsausgaben senken zu können. Die neu entstehenden Insel-Reiche wachsen dann bis in eine Grösse, die möglichst geringe Verteidigungsausgaben ermöglichen. Alles was zu klein und zu gross ist, ist zu teuer und geht früher zugrunde. Der Rest letztendlich auch, weil die Verteidigungskosten nun einmal in der Welt sind. Verteidigungskosten auch in ihren"inneren" Formen: Bestechung um das Überlaufen eigener Leute zu vermeiden, aufspüren fremder Spione, subventionierte Beschleunigung des"Fortschritts" usw.
Übertragen auf das Archipel-System: die Verelendung könnte nur gestoppt werden, wenn sich eine Macht durchsetzt. Zumindest solange, bis Kontakt zu einem Nachbararchipel hergestellt wird.
Das Ende der Geschichte wäre erst mit einer Weltdiktatur erreicht, in der nur die inneren Machtsicherungskosten übrigblieben, die im Vergleich zu den Verteidigungskosten lächerlich sind.
Der Grund für die Verelendung ist nicht die Macht, sondern die Mächte oder die Zersplitterung der Macht. Nicht der innere Zwang an sich, sondern ein von aussen erzwungenes Über-Zwingen.
Grüsse
FL
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vasile
06.12.2003, 22:31
@ dottore
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Re: Und was ist mit Terrorismus? Dann keine Sanktionsfreiheit, oder? |
-->
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vasile
06.12.2003, 22:37
@ JoBar
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Re: Das sagt der Brockhaus |
-->Macht.
Das Vermögen, seinen Willen auch gegen den Widerstand anderer durchzusetzen, ist in allen Bereichen des menschlichen Lebens, v.a. aber im staatlichen Bereich, festzustellen. Bei der Bestimmung des Begriffs Macht sind folgende Grundgedanken zu berücksichtigen: 1. Macht tritt nicht nur beim Menschen, sondern auch bei anderen Lebewesen auf (z.B. als Machtdemonstration durch Imponiergehabe; auch Machtstreben). 2. Macht ist auf individuelle physische und psychische Qualitäten einzelner Lebewesen (wie Alter, Körperkraft, Intelligenz usw.) und durch unterschiedliche Gruppen- und Gesellschaftsbeziehungen (z.B. Besitzunterschiede, Verfügung über Produktionsmittel) begründbar. 3. Die Attribute der Macht (wie Über- und Unterordnung, Führung und Gehorsam) sind, wie die Macht selbst, weitgehend aus verhaltensphysiologischen und gruppendynamischen Prozessen erklärbar. 4. Jeder Machtträger neigt zur Behauptung der einmal errungenen Stellung und, besonders bei ihrer Bedrohung, auch zur Anwendung zweckdienlicher Mittel bis hin zur Gewalt. Um Machtmissbrauch zu verhindern, sind Machtwechsel, Gewaltenteilung und Legitimation von Macht, überhaupt Machtbeschränkung und Machtkontrolle für eine humane Gesellschaft charakteristisch. 5. Alle Momente, die innerhalb einer Gruppe zur Differenzierung führen, erzeugen eine jeder Gruppe eigene Machtstruktur, die einerseits die Machtverhältnisse innerhalb der Gruppe widerspiegelt, andererseits aber auch den Sozialverband zusammenhält. 6. Nicht immer muss Macht zur Herrschaft werden, stets aber liegt Macht einer Herrschaft zugrunde, sodass v.a. dort Erscheinungsformen und Probleme der Macht zu berücksichtigen sind.
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2004
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JoBar
06.12.2003, 22:41
@ JoBar
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Re: Was ist"Macht"? Foucaults Machtdefinitionen |
--><h3>3. Was ist Macht? Foucaults Machtdefinitionen: </h3>
Michel Foucault richtet seinen Blick keineswegs auf eine Theorie der Macht (vgl. SM 243), sondern auf deren Analyse (vgl. SudW 1), denn ihn interessiert nicht das"Wesen der Macht". Daher muß die Fragestellung tatsächlich folgendermaßen lauten:"Wie funktioniert Macht (an welchem Ort, zu welcher Zeit und in welchem Kontext)?" Für den französischen Philosophen gibt es"die Macht" nicht (vgl. DdM 126, vgl. SM 251), sondern nur ein"offenes, mehr oder weniger [...] koordiniertes Bündel von Beziehungen" (DdM 126).
Außerdem ist sein Untersuchungsgegenstand keinesfalls die"Regierungsmacht" oder ein"allgemeines Herrschaftssystem". Er versteht unter Macht"die Vielfältigkeit von Kraftverhältnissen" (WzW 113, vgl. DdM 211). Der Staatsapparat spielt in Foucaults Analyse eine untergeordnete Rolle, wenngleich er anerkennt, daß dieser eine gewisse Wichtigkeit hat (vgl. MdM 110). Im wesentlichen ist die Pluralität der Macht aber nicht in staatlichen Apparaten und Institutionen lokalisiert (vgl. MdM 114, vgl. DdM 189), weil sie nur"Hilfsstrukturen" und lediglich ein Instrument in einem"System von Mächten" (MdM 115) sind. Ein Machttypus läßt sich kaum durch die Zerstörung oder Transformation eines Staatsapparats auslöschen. Das Leben außerhalb des Staats bedeutet nicht schon die Befreiung von der Macht (vgl. MdM 91). Die wirklichen Machtverhältnisse gehen über den Staat, der in der traditionellen französischen Linken noch als"Verkörperung der Macht" angesehen wurde, hinaus (vgl. DdM 39).
Es gibt demzufolge keine zentrale Machtinstanz und keinen isolierten Ort der Macht bei Foucault: Macht entsteht durch einen dynamischen Prozeß von polymorphen Kräfteverhältnissen, d. h. durch lokale, heterogene Kämpfe und Auseinandersetzungen.
Obwohl Foucault, wie er selbst zugibt, oft Marx´ Texte zitiert, ohne sie als Zitat auszuweisen (vgl. MdM 45), und seine historische Denkweise noch stark mit der marxistischen verknüpft ist (vgl. MdM 46), wendet er sich von dessen ökonomischer Machttheorie ab.
Die ökonomische Problematik verdeckte die eigentlichen Mechanismen des Machtnetzes (vgl. DdM 31). In der marxistischen Machtkonzeption hatte die repressive Macht die Funktion,"die Produktionsverhältnisse und die Klassenherrschaft aufrechtzuerhalten" (DdM 69). Nach Foucaults Auffassung ist aber die Macht nicht der Garant einer Produktionsweise, sondern konstituiert diese. Die Unterwerfung von Zeit und Zyklus der Produktion sowie das System der Verschuldung und der lokalen Kontrolle konstituieren" die Lebenszeit des Individuums als Arbeitszeit" (MdM 117). Der Genealoge faßt die Arbeit nicht - wie Marx - als"konkrete Existenz des Menschen" auf, denn das Leben und die Zeit des Menschen sind nicht von Natur aus Arbeit, sie sind Lust, Unstetigkeit, Fest, Ruhe, Bedürfnisse, Zufälle, Begierden, Gewalttätigkeiten, Räubereien etc. Und diese ganze explosive, augenblickhafte und diskontinuierliche Energie muß das Kapital in kontinuierliche und fortlaufend auf dem Markt angebotene Arbeitskraft transformieren. Das Kapital muß das Leben in Arbeitskraft synthetisieren, was Zwang impliziert: den des Systems der Beschlagnahme (MdM 117).
Die Machtverhältnisse werden folglich nicht durch eine Ã-konomie instrumentalisiert und zweckbestimmt, sondern sie konstituieren die Produktionsverhältnisse durch"die Disziplinierung der Menschen".
Konservativ-empirischen und orthodox-marxistischen Auffassungen, welche die Macht Eigentum einer Gruppe oder einer Person begreifen, hält Foucault entgegen, daß die Macht keinesfalls besessen wird (vgl. MdM 114). Seine"nicht-ökonomische Analyse" zeigt, daß die Macht keinen Gegenstand darstellt, der der Ware nachgeformt ist (DdM 70).
Denn Machtverhältnisse sind"keine Sache, die man innehat, kein Eigentum, das man überträgt; sondern eine Maschinerie, die funktioniert" (ÜuS 229). Die Macht durchzieht die gesamte Oberfläche eines sozialen Feldes durch ein"System von Relais, Konnexionen, Transmissionen, Distributionen etc." Die"Mikrophysik der Macht" wirkt durch kleinste Elemente (MdM 114); sie ist ein Netz, das die Familie, sexuelle Beziehungen, Wohnverhältnisse, Nachbarschaft, Schulen, Krankenhäuser, Gefängnisse, die Psychiatrie usw."durchläuft" und umspannt.
Demnach"gehört" die Macht nicht einer bestimmten Klasse - z. B. der Bourgeoisie. Vielmehr muß gefragt werden, warum und durch welche Machtverhältnisse es geschehen konnte, daß das Bürgertum zur herrschenden Klasse wurde (vgl. DdM 85). Welche Interessen hat die Bourgeoisie wirklich? Sie interessiert sich"nicht für die Irren, sondern für die Macht, sie interessiert sich nicht für die kindliche Sexualität, sondern für das Machtsystem, das diese kontrolliert" (DdM 87), sie kümmert sich auch nicht um den Delinquenten, sondern sucht nach Formen der Kontrolle, Bestrafung und Umformung. Sie nutzt die Delinquenz von Straftätern, um sie gegen die Arbeiterschaft einzusetzen. Das Bürgertum hat das Proletariat längst mit seiner Ideologie durchdrungen (vgl. MdM 61).
Daher läßt sich Macht nicht mit Reichtum gleichsetzen (vgl. MdM 115). Sie ist"niemals monolithisch" (ebd.) und wird von keinem einzelnen Punkt aus kontrolliert.
"Ideologie","Gewalt" und"Unterdrückung" beschreiben ebenfalls nicht die Wirkungsweise von Machtverhältnissen. Foucault kritisiert den Ideologiebegriff, da er immer"in einem potentiellen Gegensatz zu etwas [steht], was Wahrheit wäre" und sich zudem"zwangsläufig auf [...] ein Subjekt bezieht" (DdM 34, vgl. DdM 188). Statt dessen produziert die Macht Wissen vom Individuum. Im Gegensatz zur marxistischen Vorstellung von Ideologie gibt es für Foucault kein von der Macht abgetrenntes und mit einem Bewußtsein ausgestattetes Subjekt, welches diese sich unterwerfen will (vgl. MdM 108).
Macht läßt sich nicht in der Alternative Gewalt oder Ideologie (d. h."kalkulierte","subtile" Täuschung) begreifen, denn"jeder Punkt der Machtausübung [ist] zur gleichen Zeit ein Ort der Wissensbildung [...] und umgekehrt" (MdM 118, vgl. MdM 109).
Ein Gewaltverhältnis wirkt auf Körper und Dinge ein, indem es bricht und zerstört, es ist passiv und zwingt Widerstände nieder (vgl. SM 254). Machtverhältnisse brauchen hingegen die Anerkennung des"anderen" als Subjekt des Handelns, d. h. aber nicht, daß dies den Gebrauch von Gewalt gänzlich ausschließt. Als ein"Ensemble von Handlungen in Hinsicht auf andere Handlungen" (SM 255) ist die Machtausübung nicht passiv, und sie fordert auch keine Passivität. Die veränderlichen Machtbeziehungen werden durch die Freiheit der Individuen bestimmt:"Macht wird nur auf 'freie Subjekte' ausgeübt und nur
sofern diese 'frei' sind" (SM 255). Machtrelationen müssen beweglich bleiben, denn wenn der Mensch versklavt ist und in Ketten liegt, dann handelt es sich um ein starres Gewaltverhältnis. Macht und Freiheit schließen sich also keineswegs aus (vgl. SM 256). Allerdings gründet sich diese Freiheit auf Disziplin, und in der zweifelhaften Humanität bleibt das"Donnergrollen der Schlacht" (ÜuS 397) unüberhörbar.
Die Wirkungsweise der Macht äußert sich nicht in erster Linie als"Unterdrückung", obwohl manche Erscheinungen dazu zu passen scheinen. In der juristische Konzeption wird sie als das"Gesetz [...], das nein sagt" (DdM 35, vgl. DdM 207) und Verbote ausspricht betrachtet (vgl. WzW 75). Dabei verkennt man nach Foucaults Auffassung, daß die Macht nicht bloß negativ und einschränkend wirkt, sondern"Dinge produziert, Lust verursacht, Wissen hervorbringt, Diskurse produziert; man muß sie als ein produktives Netz auf-
fassen, das den ganzen sozialen Körper überzieht" (DdM 35)."Machtbeziehungen sind vor allem produktiv" (DdM 188, vgl. ÜuS 250), sie sind nicht reduzierbar auf das"Gesetz der Untersagung" (DdM 206). Wenn die Macht ausschließlich eine Unterdrückungsfunktion hätte, wäre sie sehr zerbrechlich und nicht akzeptabel für die Individuen. Der abendländische Mensch unterwirft sich dagegen"der Produktion der Wahrheit durch die Macht" und übt"Macht nur über die Produktion der Wahrheit" aus (DdM 76):
Eine Ausübung von Macht erscheint wie eine Affektion, da die Kraft sich selbst
durch ihr Vermögen [pouvoir] definiert, andere Kräfte zu affizieren (mit denen
sie in Beziehung steht) und von anderen Kräften affiziert zu werden. Anregen,
veranlassen, produzieren [...] sind aktive Affekte, und angeregt werden, veran-
laßt werden, zum Produzieren bestimmt werden und einen Nutzen bewirken sind
reaktive Effekte [...]: affizieren, affiziert werden. (Gilles Deleuze)
Der genealogische Analytiker setzt nun gegen ein juridisch-diskursives ein"strategisch-produktives Verständnis von Machtbeziehungen."
Foucault verabschiedet sich ebenfalls von der klassisch-juristischen Perspektive, welche die Macht als ein Recht betrachtet, das wie ein Gut über einen rechtsgründenden oder juristischen Akt in Form eines Vertrages oder einer Veräußerung abgetreten wird (vgl. WzW 108). Bei dieser Sichtweise"erfolgt die Konstituierung der politischen Macht [...] nach dem Vorbild einer juristischen Handlung in Form eines vertragsmäßigen Tausches" (DdM 71). Dieses Vertragsmodell beinhaltet, daß die Macht einigen per Vertrag vom Willen aller übertragen wird. Die Macht gehört für Foucault nicht in die"Ordnung der
Übereinkunft" (SM 254), und sie ist ferner kein"Ausdruck eines Konsenses" (ebd.). Sie wird keinem Souverän übereignet, sondern alle partizipieren in actu an ihr. In den modernen Gesellschaften kommt es an vielfältigen Orten zu lokalen und regionalen Konfrontationen: die Macht ist omnipräsent,"jeder von uns" (WzW 100) übt sie aus, sie ist überall (vgl. WzW 114), aber nie total.
Machtbeziehungen bilden nicht den Überbau einer Gesellschaft, denn die Macht kommt von unten. Sie bilden"ein ungleiches und relativ stabilisiertes Kräfteverhältnis" (DdM 129), in dem es allerdings Kräfteunterschiede gibt. Die Macht ist nicht die am besten verteilte Sache der Welt (vgl. TL 215):
Denn natürlich verfügen in konkreten sozialen Situationen Individuen relativ zu
ihrer Klasse oder sozialen Position in der Tat über mehr oder weniger Möglich-
keiten, also auch über mehr oder weniger Mittel der Beeinflussung allgemeiner
Prozesse oder der Strukturierung des Handelns von anderen. Doch keine dieser
Konstellationen [...] ist vor dem Zusammenbruch gefeit.
Damit"eine Bewegung von oben nach unten stattfinden kann, muß es notwendigerweise gleichzeitig ein kapillares Aufsteigen von unten nach oben geben" (DdM 129). So ist z. B. die Macht der Könige in Frankreich nur möglich durch die Verankerung der Machtverhältnisse in den Verhaltensweisen, den Körpern, den lokalen Machtbeziehungen. Sie sind die Voraussetzung, nicht die"simple Projektion" (DdM 130) der souveränen Zentralgewalt. Folglich gibt es auch keine binäre Einteilung in Herrschende und Beherrschte, denn die
Machtverhältnisse gehen durch alle Kräfte hindurch. Foucault geht weiterhin davon aus, daß"die vielfältigen Kräfteverhältnisse, die sich in den Produktionsapparaten, in den Familien, in den einzelnen Gruppen und Institutionen ausbilden und auswirken, als weitreichende und den gesamten Gesellschaftskörper durchlaufende Spaltungen dienen" (WzW 115). Die Machtverhältnisse werden nicht"von außen oder von einer bestimmten
Institution aufgezwungen", sondern die Mikro-Praktiken durchdringen die Beziehungen von innen und von unten her. Deshalb kann ein Staat oder die moderne Wirtschaftsordnung nur funktionieren, wenn es für diese die geeigneten Subjekte gibt. Machtverhältnisse sind der"permanente Kampf um Hegemonie", in dem um konkurrierende Standpunkte und Diskurse gerungen wird.
Damit das Verhältnis der Kräfte nicht erstarrt, braucht die Macht Widerstände und Gegenbewegungen, denn:
Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand. Und doch oder vielmehr gerade deswegen liegt der Widerstand niemals außerhalb der Macht (WzW 116, vgl. DdM 204).
[...] Machtverhältnisse [...] können nur kraft einer Vielfalt von Widerstandspunkten existieren. [...] Die Widerstände rühren nicht von ganz anderen Prinzipien her [...]. Sie sind in den Machtbeziehungen die andere Seite, das nicht wegzudenkende Gegenüber (WzW 117).
Widerstand geht einer Macht, die er bekämpft, nicht voraus, vielmehr ist er"absolut gleichzeitig" und"koextensiv" (DdM 195). Um überhaupt wirksam zu sein, muß er wie die Macht sein, d. h. ebenso"erfinderisch", produktiv und beweglich (vgl. ebd.). Denn die Macht"verfeinert ihre Strategie" (MdM 124) immer wieder, doch zeigt ein solches"Gegenmanöver der Macht" (MdM 125) nur, wie bedeutsam der Kampf ist. Der Widerstand soll die Kräfte der Gegenmacht für sich nutzen, ohne sich von ihr vereinnahmen zu lassen. Schließlich stecken die Widerstandsmöglichkeiten"nie völlig in der Falle der Macht" (DdM 196), denn unter bestimmten Voraussetzungen und mit einer gezielten Strategie kann man sich ihrer Bemächtigungen entziehen. In Individuen und Gruppen gibt es immer
"irgendetwas", das durchaus den Machtbeziehungen"entwischt" (vgl. DdM 204). Dieses"Entwischen", welches Foucault in einem Teil der Plebs verortet, ist"dasjenige, was auf jedes Vorrücken der Macht mit einer Bewegung antwortet, um von ihr sich selbst zu befreien; [es] ist also das, was jede neue Entwicklung von Machtnetzen motiviert" (DdM 205). Man kann sich"niemals außerhalb der Macht" (DdM 210) aufhalten, aber innerhalb des Machtnetzes sind noch genug"Spielräume" (ebd.) für einen wirkungsvollen Widerstand vorhanden.
Foucault denkt die Machtverhältnisse in militärischen Begriffen wie"Strategie" und"Taktik": sie sind eine Schlacht um die Wahrheit und ein Kampf um temporäre Vorherrschaft. Die Kräfteverhältnisse muß man sich, wenn man seiner Genealogie folgen mag, als Konfrontation und Krieg vorstellen. Demgemäß kehrt er Clausewitz´ Formel ("die Macht [...] ist der mit anderen Mitteln fortgesetzte Krieg") um und spricht von der Politik als der"Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln" (DdM 71, vgl. DdM 71f)."Politik [ist] also Sanktionierung und Erhaltung des Ungleichgewichts der Kräfte, wie es sich im Krieg manifestiert" (VdG 26). Es handelt sich dabei um einen"erbitterten Krieg aller gegen alle" (ÜuS 396, vgl. DdM 196, vgl. DdM 141, vgl. VdG 103), eine"strategische [...]
Intersubjektivität des Kampfes" in einer"horizontalen Herrschaftsordnung". Foucaults Strategie-Kategorie löst damit Thomas Hobbes´ Legitimitäts- und Rechtsbegriff ab. Letzterer sah in seiner"Theorie der Souveränität" (DdM 89) den Kriegszustand dadurch beendet, daß jedes Individuum sein natürliches Recht an eine souveräne Instanz (Leviathan) abtritt, die als Gegenleistung Schutz vor äußeren und inneren Feinden bietet (vgl. DdM 81f, DdM 88). Der Nicht-Krieg begründet für Hobbes den Staat und verleiht ihm seine Form (vgl. VdG 311). Der gegenwärtige Krieg ist allerdings keine reale und historische Schlacht im engen Sinn (vgl. ebd.), sondern er spielt sich in erster Linie auf diskursiver und institutioneller Ebene ab.
Die Macht wirkt nicht darauf hin, diesen Krieg zu beseitigen; weit mehr sollen diese Kämpfe immer wieder aufs neue aufgeheizt werden, damit er produktiv wird. Die politische Macht hat die Aufgabe, sich"beständig von neuem in die Institutionen, die ökonomischen Ungleichheiten, in die Sprache und [...] die Körper der Einzelnen einzumeißeln" (DdM 72). Letztlich gibt es selbst im Individuum immer etwas, das gegen etwas anderes in ihm kämpft: wir kämpfen mit uns selbst (vgl. DdM 141). Foucault gibt damit das"Modell Herrschaft-Unterdrückung" zugunsten eines"Kampf und Unterwerfung"-Modells auf (DdM 74). Die Macht wird gewonnen wie eine Schlacht und auf gleiche Weise verloren (vgl. MdM 114). Seine eigene Arbeit begreift Foucault, der sich selbst als"Waffen-
schmied" versteht, deshalb auch als einen"fröhlichen Kampf" (vgl. MdM 129), in dem seine Bücher die Wirkung von"Molotowcocktails" haben sollen
Quelle http://www.die-grenze.com/foucault/ff3.html
Ein Vorwort dazu http://www.die-grenze.com/warum1a.htm
J
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Burning_Heart
06.12.2003, 23:00
@ dottore
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Macht ist Angst |
-->>>Wegen den Diskussionen zur Macht-Theorie:
>>Hat man sich schon mal im Forum auf einen Auslegung des Begriffs"Macht" im Hinblick auf MT geeinigt?
>Einigung noch nicht.
>Mein Vorschlag: Macht hält, wer bewaffneten Zwang sanktionsfrei ausüben kann, um sich damit Leistungen von anderen zuzuschanzen, die er selbst nicht erbringt, nicht zu erbringen in der Lage ist oder sie nicht erbringen will (sanktionsfrei = bis zum Ende als Machthalter, da sonst die Sanktion ex post daher kommt, siehe Guillotine).
>Ich betone: Es geht mir aussschließlich um ökonomische Belange, nicht also etwa über die Macht, die ein Teufelskultianer hat und seine Follower springen vom Dach - oder siehe Reverend Jones und seine"potion" in Guyana.
>Gruß!
Hi
Ein kleiner Zwischengedanke. Macht könnte auch die Angst der anderen sein. Wenn die anderen keine Angst haben, hat die Macht keine Macht. Irgendeiner tritt aus der Menge heraus und nimmt sich einige Söldner um Abgaben zu erzwingen und seine Macht zu erhalten bzw auszubauen. Das wäre der erste Schritt. Wenn die anderen nun das gleiche tun, ist es wieder wie vorher. Tun sie nichts, wächst die klitzekleine Macht exponentiell weiter mit ihren ganzen Folgen.
Die anderen werden auch nie etwas tun, den sie halten die Macht für das Beste seit Pfannkuchenteig aus der Tube, denn alles blüht plötzlich so schön auf und das liegt bestimmt an der Macht die alles für uns reguliert. Im Schatten einer boomenden Wirtschaft wird sich die Macht deshalb immer weiter ausbreiten.
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MI
07.12.2003, 09:45
@ JoBar
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Was Macht ist |
-->Hallo!
Seit ich diesen Bericht zum ersten Mal gelesen habe, kann ich ihn nicht mehr vergessen. Wa er mir sagt? Die einzige Macht, die es gibt, ist ein reiner Geist.
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Husain ibn Mansur Al-Halladsch
geb. 858 al-Baida [Iran], gest. 922 Bagdad [Irak]
Al-Halladsch war ein eigenwilliger und unabhängiger Geist, der in mehrfacher
Hinsicht gegen die zu seiner Zeit gängigen Ansichten und Verhaltensnormen verstieß. Durch exzentrisches Benehmen und angreifbare Äußerungen machte er sich bei den politischen und religiösen Autoritäten verdächtig. Seine Worte zeigen, dass er über die eng gefassten Glaubensmeinungen der Orthodoxie weit hinausgelangt ist. Besonderen Anstoß erregte er mit der Preisgabe seiner mystischen Erfahrungen, die von Menschen ohne solche Erlebnisse missgedeutet werden konnten und missgedeutet werden mussten. Halladschs absolute Gottesliebe und seine Lehre von der liebenden Einigung des geschaffenen menschlichen und des ungeschaffenen göttlichen Geistes, die der Mensch in seltenen Augenblicken der Extase erfahren kann, erschien den Theologen und Gelehrten unerlaubt, ja unmöglich. Hinzu kamen Berichte über angebliche Wundertaten. 912 wurde Halladsch verhaftet und 922 trotz der Fürsprache hoch gestellter Persönlichkeiten zum Tode verurteilt. Das Urteil nahm er ungerührt entgegen, auf dem Wege zur Richtstätte lachte er und tanzte in seinen Fesseln. Fariduddin 'Attar gibt die folgende Beschreibung von der Hinrichtung:
»Sie sahen viele Wunder, die er bewirkte. Geschwätz ging um, und seine Reden wurden dem Kalifen hinterbracht. Schließlich war man sich darüber einig, dass er sterben müsse.
Der Kalif ließ ihn ins Gefängnis werfen. Sie schlugen ihn dreihundert Mal mit Stöcken. Dann führten sie ihn hinaus zur Hinrichtung.
Als sie ihn zum Galgen gebracht hatten, küsste er das Holz und setzte seinen Fuß auf die Leiter.
„Wie fühlst du dich?", verspotteten sie ihn.
„Der Aufstieg wahrer Menschen führt zur Spitze des Galgens", antwortete er.
Er wandte sich gegen Mekka, erhob die Hände und betete.
Dann hieben sie ihm die Hände ab. Er lachte.
Sie hackten seine Füße ab. Er sagte lächelnd: „Mit diesen Füßen machte ich eine Reise auf Erden. Ich habe andere Füße, die jetzt durch beide Welten wandern. Wenn ihr könnt, hackt diese Füße ab!"
Dann rieb er mit seinen blutigen Armstümpfen über sein Gesicht, so dass Arme und Gesicht blutig wurden.
„Warum hast du das getan?" fragten sie ihn. „Ich habe viel Blut verloren und glaube, dass mein Gesicht blass geworden ist. Ihr denkt, meine Blässe kommt aus Angst. Ich habe Blut auf mein Gesicht gewischt, damit ich in euren Augen rote Backen habe."
Dann stach man ihm die Augen aus.
Dann wollte man seine Zunge abschneiden. „Wartet noch ein wenig, gebt mir noch Zeit für ein Wort", bat er dringend. „O Gott", schrie er gen Himmel, „verstoße sie nicht wegen der Leiden, die sie mir um Deinetwillen antun, noch entziehe ihnen die Glückseligkeit. Gelobt sei Gott, denn sie haben meine Füße abgehackt, als ich auf dem Wege zu Dir war. Und wenn sie mir den Kopf abschlagen, so haben sie mich doch auf die Höhe des Galgens gebracht, wo ich Deine Majestät betrachte."
Dann schnitten sie ihm Nase und Ohren ab.
Die letzten Worte, die Halladsch sprach, waren: „Die Liebe zu dem Einen führt zur Einswerdung mit Ihm".
Nach diesen Worten schnitten sie seine Zunge ab. Zur Zeit des Abendgebetes schnitten sie seinen Kopf ab. Er lächelte, als sie das taten.
So starb Halladsch.«
<ul> ~ Quelle</ul>
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dottore
07.12.2003, 09:52
@ Burning_Heart
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Re: Macht ist Angst |
-->Hi,
>Ein kleiner Zwischengedanke. Macht könnte auch die Angst der anderen sein.
Ist sie immer, anders nicht definierbar. Angst hat man beim Erblicken des Sanktionskatalogs und bei der Vorstellung, dass die Sanktionen auch durchgesetzt werden können. Dabei geht es notabene nicht um das, was unter Reziprozität zu verstehen ist (Schadensersatz usw., siehe Popeye-Posting), also nachdem Du etwas getan hast. Sondern darum, dass Du in eine Sanktion kommst, weil Du nichts getan hast (also keine Abgaben leistest).
>Wenn die anderen keine Angst haben, hat die Macht keine Macht. Irgendeiner tritt aus der Menge heraus und nimmt sich einige Söldner um Abgaben zu erzwingen und seine Macht zu erhalten bzw auszubauen. Das wäre der erste Schritt. Wenn die anderen nun das gleiche tun, ist es wieder wie vorher.
Richtig. Daher auch in der frühen Antike die lange Zeit über stabilen 5"Großreiche" (Ägypten, Assyrien, Hethiter, Meder, Mitanni). Es gab nur ein Mal den berühmten Clash bei Kadesh zwischen Hethitern und Ägyptens Ramses (ging unentschieden aus). Dann traten von Osten her die neuen Metallwaffen-Fritzen auf und die"Seevölker" etc. und das Ganze zerbrach, siehe auch die Reichs-Gründer Gyges und Kroisos. Ägypten schließlich ging erst gegen Rom unter.
England wollte das"Machtgleichgewicht" am Kontinent, um sich in Ruhe überseeisch bedienen zu können.
>Tun sie nichts, wächst die klitzekleine Macht exponentiell weiter mit ihren ganzen Folgen.
Ohne Zweifel.
>Die anderen werden auch nie etwas tun, den sie halten die Macht für das Beste seit Pfannkuchenteig aus der Tube, denn alles blüht plötzlich so schön auf und das liegt bestimmt an der Macht die alles für uns reguliert. Im Schatten einer boomenden Wirtschaft wird sich die Macht deshalb immer weiter ausbreiten.
Sehr guter Gedanke, danke. Wobei der Boom interne Machtzessionen (Eigentum an Personen und Sachen usw.) voraussetzt: Der Eigentümer an sich selbst und an Sachen fühlt sich wie die Obermacht, die aber dadurch leider nicht verschwindet.
Gruß!
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dottore
07.12.2003, 09:57
@ vasile
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Re: Und was ist mit Terrorismus? Dann keine Sanktionsfreiheit, oder? |
-->Hi,
sehr wichtiger Aspekt. Der Terrorismus ist letztlich nicht zu packen, daher der Versuch, ihn zu"personalisieren" (Osama usw.), so dass man ein konkretes Angriffsziel hat.
Ganz aussichtslos ist es, wenn der Terrorist die Sanktion gleich an sich selbst vollstreckt (Suizid-Bomber). Tote kann man nicht nochmals töten.
Ähnlich, nur anders gestrickt, die frühen"Christen": Wenn die Sanktion heißt"Ab in die Arena zu den Löwen" und dies mit Freuden und Frohlocken angenommen wird - ist nichts zu machen.
Gruß!
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dottore
07.12.2003, 10:09
@ Fürst Luschi
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Re: wo liegt der Mechanismus der Verelendung? |
-->>wo liegt der Mechanismus der Verelendung?
>Ich kann mir doch eine Mongolen- oder Wikingerhorde vorstellen, die eine Insel überfällt und Abgaben fordert. Wo ist da das Vorfinanzierungsproblem?
Die haben Waffen vorfinanziert und müssen ihre Beutezüge ebenfalls vorfinanzieren, da sie nicht gleichzeitig den Acker bestellen und andere überfallen können. Vermutung: Ein youth-bulge-Problem (die überschüssigen Söhne, siehe Heinsohns neues Buch) und wie immer nicht zu lösen.
>Die Ursache der steigenden Abgaben müssten woanders liegen. Im Wettbewerb der Mächte und den Kosten der Aufrüstung.
Die steigenden Abgaben haben wir auch bei internalisierten Machterhaltungskosten eben, wenn nicht mehr externalisiert werden kann (verzweifelte US-Versuche im Irak).
>Ein Beispiel: 100 Inseln, die von 100 verschiedenen Mongolenhorden überfallen werden. Sagen wir einfach, eine Armada hat sich verirrt und ist zufällig auf ein Archipel gestossen.
Was wollte die Armada (Armada = bewaffnete Seestreitmacht)? Handel treiben sicherlich nicht.
>Kontakt nach Hause gibt es nicht mehr - die Inseln sind voneinander isoliert - kein navigatorisches Know-How - Modell Osterinsel mit Lang- und Kurzohren. Gäbe es jetzt einen Mechanismus, dann würde die jeweilige neue Herrscherkaste jede einzelne Insel in die Verelendung stürzen.
Ist auch so gelaufen. In den Osterinseln kam es dann zum großen finalen Bürgerkrieg und die Macht verschwand in sich selbst, da sich die Parteien fast vollständig ausrotteten.
>Sowie wie eine Krankheit mit einer kürzeren oder längeren Inkubationszeit. Wenn die Verelendung in der Machtausübung angelegt ist, was ist dann der positive Verstärker der immer höhere Abgaben erzwingt?
Der Machterhaltungstrieb. Der bewaffnete Zwang kann andere für Dich arbeiten lassen, wenn auch mit stetig abnehmenden Erträge. Das sieht Galiani völlig richtig.
>Gier? aus Langeweile geborener religiöser Irrsinn? eine durch die Machtausübung veränderte Demografie?
Demographie ist vermutlich das Wichtigste - das youth-bulge-Problem. Die"überschüssigen" Nachgeborenen ziehen los, vgl. a. das Ver-Sacrum-Phänomen.
>Ich kann mir vorstellen, dass einzelne Inseln aufgrund verfehlter Politik in die Grütze fahren. Aber einen Automatismus kann ich nicht erkennen. In dem Moment, in dem die Schiffahrt erfunden wird und auf einmal alle Inseln verbunden sind, entstehen neue Kosten aus dem Nichts. Verteidigungsausgaben - Sicherungskosten. Ein Gefangenendilemma. Man greift jetzt die Nachbarinseln an, um diese Ausgaben überzuwälzen. Nicht aus Machthunger, sondern weil man selber getrieben wird. An anderer Stelle vielleicht Präventivschläge: fremdes Angriffspotential zerstören um eigene Verteidigungsausgaben senken zu können.
Kriegsgeschichte through the ages, ja.
>Die neu entstehenden Insel-Reiche wachsen dann bis in eine Grösse, die möglichst geringe Verteidigungsausgaben ermöglichen. Alles was zu klein und zu gross ist, ist zu teuer und geht früher zugrunde. Der Rest letztendlich auch, weil die Verteidigungskosten nun einmal in der Welt sind. Verteidigungskosten auch in ihren"inneren" Formen: Bestechung um das Überlaufen eigener Leute zu vermeiden, aufspüren fremder Spione, subventionierte Beschleunigung des"Fortschritts" usw.
Richtig.
>Übertragen auf das Archipel-System: die Verelendung könnte nur gestoppt werden, wenn sich eine Macht durchsetzt. Zumindest solange, bis Kontakt zu einem Nachbararchipel hergestellt wird.
So sieht's aus. Daher der verzweifelte Versuch, die"Völkergemeinschaft2 (UNO) als Ein-Macht-System durchzusetzen, um wenigstens von den Angriffs- und Verteidigungskosten runterzukommen, die auch entstehen, wenn"Frieden" herrscht.
>Das Ende der Geschichte wäre erst mit einer Weltdiktatur erreicht, in der nur die inneren Machtsicherungskosten übrigblieben, die im Vergleich zu den Verteidigungskosten lächerlich sind.
Ja, die UNO würde dann zur Weltdiktatur.
>Der Grund für die Verelendung ist nicht die Macht, sondern die Mächte oder die Zersplitterung der Macht. Nicht der innere Zwang an sich, sondern ein von aussen erzwungenes Über-Zwingen.
Der bewaffnete Zwang verelendet immer, auch intern, sobald die Machterhaltungskosten nicht mehr durch Zessionen aufgefangen werden können. Das Überzwingen von außen spielt keine Rolle mehr, der letzte Versuch waren die Mega-Reparationszahlungen, die nicht mehr funktionieren, siehe BRD.
Danke + Gruß!
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dottore
07.12.2003, 10:18
@ JoBar
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Re: Versuch.. Noch ein Quer-Frager |
-->Hi,
das ist interessant, aber nicht ganz zu Ende gedacht vom Meister. Die Zession von Macht an"Großkonzerne" hilft nur vorübergehend. Wir sind zwar auch in einer solchen Phase, daher die Kritik an den Multis, aber die werden nicht als Machtderivat gesehen, sondern man denkt, sie hätten die Macht aus sich heraus.
Aber auch der fetteste Multi ist nicht bewaffnet und kann keinen bewaffneten Zwang einsetzen. Er muss immer noch über den Markt gehen - und der wird sich, mangels eigener ökonomischer Möglichkeiten open end (u.a. weitere Verschuldung, also Zession künftiger Umsätze usw.) spiralenförmig einwärts zusammenziehen.
Kurzum: Die Gesamtnachfrage muss schwächer und schwächer werden. Dabei werden die Starken noch die Schwachen vom Markt fegen, aber was haben wir am Schluss?
Monopole bzw. Oligopole. Die setzen die Preise (mal erwarteten Umsatz) weit über das, was sie an Faktorkosten (Löhne usw.) ausgezahlt haben. Womit soll dann auf Dauer der Umsatz getätigt werden? Der Kettenbrief ist dann zu Ende, das exponentielle Wachstum auswärts dreht einwärts, die Stagnation beginnt - Ende: Verlelendung (Massenarbeitslosigkeit, und der Staat, der noch"einspringen" könnte, kann es auch nicht mehr).
Gruß!
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dottore
07.12.2003, 10:25
@ JoBar
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Re: Klag mal gegen das Gesetz aller Gesetze, das Haushaltsgesetz! |
-->Hi Melanie,
Macht hat nur, wer zwingen kann. Dies kann er nur, wenn er Sanktionen festsetzen und mit Gewalt durchsetzen kann. Firmen können das nicht, weil sie jemand nicht erschießen können, der nicht bei ihnen kauft.
Anders der Staat... Die 7000 Zöllner, die jetzt in D ausschwärmen, um"Schwarzgeld" zu fassen, sind durch die Bank bewaffnet.
Die Macht an die"Schwächeren" übertragen - wie? Durch Einsicht?
Dann würden die demokratischen Politiker unschwer jeden Etat nicht selbst beschließen, sondern per Volksabstimmung absegnen lassen. Was dabei herauskäme, ist klar.
Gegen jedes Gesetz kann geklagt werden, aber Klagen gegen das Gesetz aller Gesetze, nämlich das jeweilige Haushaltsgesetz (Bund, Länder, Gemeinden) ist unzulässig.
Gruß!
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monopoly
07.12.2003, 10:38
@ dottore
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Re: Klag mal gegen das Haushaltsgesetz - nicht mal ein BVerfGUrteil |
-->>Hi Melanie,
>Macht hat nur, wer zwingen kann. Dies kann er nur, wenn er Sanktionen festsetzen und mit Gewalt durchsetzen kann. Firmen können das nicht, weil sie jemand nicht erschießen können, der nicht bei ihnen kauft.
>Anders der Staat... Die 7000 Zöllner, die jetzt in D ausschwärmen, um"Schwarzgeld" zu fassen, sind durch die Bank bewaffnet.
>Die Macht an die"Schwächeren" übertragen - wie? Durch Einsicht?
>Dann würden die demokratischen Politiker unschwer jeden Etat nicht selbst beschließen, sondern per Volksabstimmung absegnen lassen. Was dabei herauskäme, ist klar.
>Gegen jedes Gesetz kann geklagt werden, aber Klagen gegen das Gesetz aller Gesetze, nämlich das jeweilige Haushaltsgesetz (Bund, Länder, Gemeinden) ist unzulässig.
>Gruß!
wonach über 50% Abgabenquote quasi kommunistisch sind, könnte man sich nicht darauf berufen iVm Art. 14 GG(Eigentum).
Wir haben das mit der Klage schon mal diskutiert, man kann evtl. nicht gegen das Haushaltsgesetz klagen, aber gegen die Paragraphen die das Haushaltsgesetz als höchstpersönliches Recht des Parlaments vorsehen?
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Student
07.12.2003, 10:41
@ dottore
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Re:"Selbstmordattentäter" / Ganz richtig und warum genau? |
-->Hi,
>Ganz aussichtslos ist es, wenn der Terrorist die Sanktion gleich an sich selbst vollstreckt (Suizid-Bomber). Tote kann man nicht nochmals töten.
>Ähnlich, nur anders gestrickt, die frühen"Christen": Wenn die Sanktion heißt"Ab in die Arena zu den Löwen" und dies mit Freuden und Frohlocken angenommen wird - ist nichts zu machen.
>Gruß!
Weil man jemandem, der seine Urschuld nicht mehr akzeptiert (und damit nicht
mehr bedienen will), keine Schuld(en) aufhalsen kann.
Für den Selbstmordattentäter gilt, was für uns alle einmal gilt:
Und der Tod wird kommen und für dich bezahlen.
Der Tote hat halt keine Schulden mehr.
Interessante Aspekte ergeben sich, wenn die Macht sich in diesen Fällen
an die Nachkommen hält. Wird der Selbstmordattentäter noch ein solcher, wenn
er nicht nur über s e i n Leben disponiert, sondern wenn er genau weiß, daß durch
sein Selbstmordattentat seine Angehörigen Schreckliches erleiden werden.
Lb Gr
der Student
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VictorX
07.12.2003, 12:02
@ JoBar
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Finde es raus, indem Du..... |
-->-Dich im Auto nicht anschnallst, weil es schließlich Dein Leben ist das Du risikierst
- ein Haus baust, wie Du es Dir vorstellst
- Dich weigerst Steuern zu zahlen
- Du eine eigene Partei gründest und Die Wahrheit laut ausprichst
- Nackt durch Die Fussgängerzone spazierst
etc.etc.etc.
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Euklid
07.12.2003, 12:09
@ VictorX
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Bei Punkt 3 droht ganz sicher Steuerfahndung und anschließend Möllemanns Story (owT) |
-->
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sensortimecom
07.12.2003, 12:28
@ dottore
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Re: Und was ist mit Terrorismus? Dann keine Sanktionsfreiheit, oder? |
-->>Hi,
>sehr wichtiger Aspekt. Der Terrorismus ist letztlich nicht zu packen, daher der Versuch, ihn zu"personalisieren" (Osama usw.), so dass man ein konkretes Angriffsziel hat.
>Ganz aussichtslos ist es, wenn der Terrorist die Sanktion gleich an sich selbst vollstreckt (Suizid-Bomber). Tote kann man nicht nochmals töten.
>Ähnlich, nur anders gestrickt, die frühen"Christen": Wenn die Sanktion heißt"Ab in die Arena zu den Löwen" und dies mit Freuden und Frohlocken angenommen wird - ist nichts zu machen.
>Gruß!
[b]Hallo.
ABSOLUT RICHTIG.
Damit wird aber auch bereits das voraussichtliche ENDE dieses Systems SICHTBAR.
Es ist zwar globalisiert wie vor ihm noch keine imperiale Macht; es verfügt zwar über militärische, technologische und mediale Ressourcen seine Macht zu zementieren wie keine vor ihm - wenn es aber Leute gibt die bereit sind den Tod auf sich zu nehmen (und weder die Hölle noch den Teufel fürchten!) hat es KEINE ÜBERLEBENSCHANCE.
Die einzige noch reale theoretische Möglichkeit wäre die VOLLSTÄNDIGE ELEKTRONISCH/DIGITALE Kontrolle über den Menschen (die"Untertanen"). Daran WIRD GEARBEITET. Also im Klartext: Den freien Willen komplett ABSCHAFFEN. Ein System gegen das Orwells"1984" die reinste Studentenbude ist;-)
(So wie es in der Apokalypse heißt:"..dass nur mehr kauft und verkauft, der das Zeichen des Wilden Tieres auf seiner Stirn hat usw..")
Dies wird jedoch deshalb nicht durchgezogen werden können, weil dazu GELD notwendig ist. VIEL GELD. Und das impliziert neue Steuern, neue Staats-Einnahmen, neue Staatskredite, die niemand mehr aufbringen kann bzw. auch nicht mehr aufzubringen bereit ist.
mfg Erich B.
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dottore
07.12.2003, 12:52
@ monopoly
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Re: Steht im GG: das Parlament stellt den Haushalt auf |
-->Hi,
>wonach über 50% Abgabenquote quasi kommunistisch sind, könnte man sich nicht darauf berufen iVm Art. 14 GG(Eigentum).
>Wir haben das mit der Klage schon mal diskutiert, man kann evtl. nicht gegen das Haushaltsgesetz klagen, aber gegen die Paragraphen die das Haushaltsgesetz als höchstpersönliches Recht des Parlaments vorsehen?
Klagen nicht, da Klage gegen GG nicht möglich, nur auf andere Auslegung. Aber das Haushaltsrecht ist dort sonnenklar geregelt. 104 a ff., bes. 110 (Abs. 2: vor Beginn des Rechnungsjahres).
Das GG nur mit Zweidrittelmehrheit zu ändern. Da dieser Punkt das Parlament überflüssig machen würde (es gibt nur den einen Zwang, einmal im Jahr dieses Gesetz zu verabschieden, einen Zwang zur sonstigen Legislative gibt es nicht!), ist nicht vorstellbar, wie das laufen könnte.
Außer? Außer im Rahmen eines allgemeinen Umsturzes, der das Haushaltsrecht an das Volk gibt und demnach plebiszitär zu handhaben wäre.
Damit sind wir wieder bei der T.Roth-Aporie: Wie minimalistisch kann überhaupt ein"Staat" sein? Vor allem: Mit welchen Mehrheiten sollte operiert werden?
Minimum 1/2 aller Bürger, also auch der Kinder, da alle von Steuern bzw. daraus folgenden Staatsausgaben betroffen sind. Diese Mehrheit wird es niemals geben (1/2 der Stimmberechtigten, nicht der Abstimmenden).
Denn das würde darauf hinauslaufen, dass die Stimmbürger Geld in Höhe 100 abliefern, um es in Höhe 100 minus Hin- und Herkosten der diesbezüglichen Bürokratie wieder zurückzuerhalten.
Es kann niemand so blöd sein, 100 an X abzuliefern, um 90 von X zurückzubekommen, nur weil er die 100 abgeliefert hatte und X sich mit den 10 einen Lenz machen kann.
Gruß!
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Student
07.12.2003, 14:54
@ MI
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Re: Was Macht ist / Wie Macht funktioniert |
-->Hi MI!
>Seit ich diesen Bericht zum ersten Mal gelesen habe, kann ich ihn nicht mehr vergessen. Wa er mir sagt? Die einzige Macht, die es gibt, ist ein reiner Geist.
Der"reine" Geist?
Geist ist schon gut, nennen wir ihn"Bewußtsein", einverstanden?
Dieses ist aber nicht"rein" existent, sondern offensichtlich an den Körper
gebunden, wie es ausschaut an das Gehirn.
Dieses Bewußtsein schleppt seine Urschulden mit sich herum, es will am Leben bleiben. Dazu ist es notwendig, daß es dafür sorgt, daß"sein" Körper am Leben
bleibt. Und als"Werkzeug" steht ihm eben dieser Körper zur Verfügung und als
weiteres Mittel steht die"natürliche Umgebung" bereit. Noch ein weiteres Hilfs-
mittel ist das"Unterbewußtsein". Aber ich will es hier auch nicht zu sehr
komplizieren (und ich habe auch noch längst nicht alles"durchdacht").
Urschuld also: am Leben bleiben. Und zwar, unter gewissen Bedingungen, z.B.
"schmerzfrei". Gerade die Urschuld"schmerzfrei" ist, individuell verschieden,
noch stärker, als das"am Leben bleiben". Deshalb bitten Menschen, die unter
starken Schmerzen leiden, um den Tod (als den letzten"Zahlmeister" für die
Schulden; der unter Schmerzen Leidende kann eben keine Schuldenkette mehr
aufbauen, an deren Ende der Zustand"schmerzfrei" steht; er kann diese
Urschuld nicht mehr bedienen).
Die"Macht" muß nun immer in unsere"Schuldenketten" eingreifen, damit sie als
"Macht" überhaupt wirksam werden kann. Sie baut ihrerseits Schuldenketten auf,
welche dann in unsere Schuldenketten eingeklinkt werden. Erfüllen wir unsere
Schulden, die uns die Macht aufhalst nicht, so greifen die Sanktionen der
Macht in unsere Schuldenketten derart ein, die wir als leidvoll empfinden.
Dem Bedauernswerten in Deiner Geschichte ist es offensichtlich gelungen, seine
Urschulden"aufzulösen", sie quasi nicht mehr zu akzeptieren. Dadurch konnte
er trotz unvorstellbarer Tortour noch"guter Dinge bleiben", wenn man das
überhaupt so sagen kann.
Wer ist aber der Adressat dieser Tortour? Der Gefolterte offensichtlich nicht,
denn dessen Todesurteil scheint von Anbeginn festzustehen.
Vielmehr scheint das Publikum angesprochen zu sein:"Seht her, wenn Ihr nicht
macht, was die"Macht" von Euch will, dann kommt ähnliches auf Euch zu".
Zurück zum"reinen" Geist. Ob es den, losgelöst von aller Körperlichkeit gibt?
Lb Gr
der Student
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Zardoz
07.12.2003, 15:15
@ Student
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Reiner Geist? |
-->Drei Argumente gegen die Möglichkeit eines körperlosen reinen Geistes:
1. Beobachtet wurde bisher nur der körpergebundene (unreine?) Geist.
2. Würde nicht ein körpergebundener Geist genau diese Bindung als unerträglich empfinden und deshalb nur zu gern der Vorstellung eines reinen Geistes anhängen?
3. Wozu?
Nice weekend,
Zardoz
PS: Danke übrigens für die anregenden Ausführungen.
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MI
07.12.2003, 16:39
@ Student
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zum Begriff"reiner Geist" |
-->Hallo Student!
Ich danke für deine Antwort. Dazu ein paar Worte:
Die hier so oft erwähnte"Urschuld"-Theorie erinnert mich fatal an die"Ursünde", mit der die Kirche die Menschen vergiftet hat.
"Urschuld" ist ein Konzept. Ein Schuldkonzept. Ursache für Schuldkonzepte sind immer wieder falsche Identifizierungen. Natürlich will da"etwas" am leben bleiben. Aber bin wirklich Ich dieses"etwas"?
"Dieses Bewußtsein schleppt seine Urschulden mit sich herum, es will am Leben bleiben. Dazu ist es notwendig, daß es dafür sorgt, daß"sein" Körper am Leben bleibt."
Das ist das Mißverständnis. Denn Bewußtsein kann nicht sterben. Bewußtsein ist einfach nur.
Das einzige, was Angst vor dem Tod hat und sich daher in"Schuld" verstrickt, sind falsche Identifizierungen (das esoterische"Ego": ich bin der Körper, ich bin dieser da, ich bin Frau Müller, ich bin Akademiker, ich bin dies, ich bin das...). Diese müssen früher oder später sowieso sterben.
Meistens fallen Körpertod und Egotod zusammen. Plötzlich kommt dann die Erkenntnis:"Huch, ich BIN das alles ja gar nicht! Und ich WAR das auch nie!" Und alle Schuld fällt von dem Menschen ab.
Manchmal kommt der Egotod aber auch schon früher. Was dann bleibt ist das, was ich mit"reiner Geist" gemeint hatte. Ich könnte auch sagen: Gewahrsein, Bewußtsein, Sein, Reines Sein.
Ein"reiner Geist" ist frei von allen falschen Identifizierungen. Er ist frei von jeder Schuld.
Daher hat ein"reiner Geist" auch keine Angst vor dem Tod. Weil er weiß, daß er nicht sterben kann. Weil er weiß, daß er unsterbliches Bewußtsein ist.
Einem"reinen Geist" kann keiner Macht der Welt etwas anhaben. Und das genau ist seine Macht.
Und daher beeindruckt mich diese Geschichte immer wieder aufs Neue. Sie hat sich tief in mein Herz gegraben.
Was ist schon"weltliche Macht" gegen die absolute Erkenntnis, jenseits von Leben und Tod zu stehen und frei von jeder Schuld zu sein?
Freundliche Grüße,
Michael
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Student
07.12.2003, 18:17
@ MI
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Re: zum Begriff"reiner Geist" |
-->Hi Michael!
>Die hier so oft erwähnte"Urschuld"-Theorie erinnert mich fatal an die"Ursünde", mit der die Kirche die Menschen vergiftet hat.
>"Urschuld" ist ein Konzept. Ein Schuldkonzept. Ursache für Schuldkonzepte sind immer wieder falsche Identifizierungen. Natürlich will da"etwas" am leben bleiben. Aber bin wirklich Ich dieses"etwas"?
Nenne es Konzept. Ich finde, es funktioniert wunderbar. Was ich mir mit diesem
Konzept schon alles verdeutlichen konnte...
Bin ich wirklich ich? Ich für meinen Teil beantworte diese Frage mit ja.
>"Dieses Bewußtsein schleppt seine Urschulden mit sich herum, es will am Leben bleiben. Dazu ist es notwendig, daß es dafür sorgt, daß"sein" Körper am Leben bleibt."
>Das ist das Mißverständnis. Denn Bewußtsein kann nicht sterben. Bewußtsein ist einfach nur.
>Das einzige, was Angst vor dem Tod hat und sich daher in"Schuld" verstrickt, sind falsche Identifizierungen (das esoterische"Ego": ich bin der Körper, ich bin dieser da, ich bin Frau Müller, ich bin Akademiker, ich bin dies, ich bin das...). Diese müssen früher oder später sowieso sterben.
>Meistens fallen Körpertod und Egotod zusammen. Plötzlich kommt dann die Erkenntnis:"Huch, ich BIN das alles ja gar nicht! Und ich WAR das auch nie!" Und alle Schuld fällt von dem Menschen ab.
Zu einem Bewußtsein, daß einfach nur ist, habe ich noch keinen Kontakt auf-
nehmen können. Ich schließe es nicht völlig aus (ich hatte mein Posting ja
auch mit einer Frage beendet...).
Alle"Bewußtseins", die ich bisher"aufspüren" konnte, waren mit einem Körper
verbunden (mit einem lebendigen).
>Manchmal kommt der Egotod aber auch schon früher. Was dann bleibt ist das, was ich mit"reiner Geist" gemeint hatte. Ich könnte auch sagen: Gewahrsein, Bewußtsein, Sein, Reines Sein.
>Ein"reiner Geist" ist frei von allen falschen Identifizierungen. Er ist frei von jeder Schuld.
Jetzt wird´s spannend: Der Körper lebt noch, Ego ist tot, dafür hockt jetzt der
reine Geist im Körper. Frei von jeder Schuld.
Vor kurzem wurde hier im Forum über einen (ich glaube, es war ein Inder) berichtet, der nicht mehr essen und trinken muß. (Trifft das in etwa, was Du
meinst?).
Das der gute Mann nicht mehr atmen"mußte", wurde allerdings nicht erwähnt.
Und das Wort"muß" steht immer in Zusammenhang mit Schulden. So ganz frei
war er dann doch wohl nicht.
Das mit dem Essen und Trinken erlaube ich mir, nebenbei gesagt, anzuzweifeln.
>Daher hat ein"reiner Geist" auch keine Angst vor dem Tod. Weil er weiß, daß er nicht sterben kann. Weil er weiß, daß er unsterbliches Bewußtsein ist.
>Einem"reinen Geist" kann keiner Macht der Welt etwas anhaben. Und das genau ist seine Macht.
Über den reinen Geist will ich nicht weiter spekulieren. Wie gesagt, ich
schließe nichts aus...
>Und daher beeindruckt mich diese Geschichte immer wieder aufs Neue. Sie hat sich tief in mein Herz gegraben.
Ich finde die Geschichte auch gut.
>Was ist schon"weltliche Macht" gegen die absolute Erkenntnis, jenseits von Leben und Tod zu stehen und frei von jeder Schuld zu sein?
Allerdings, frei von jeder Schuld wäre nicht schlecht.
Solange wir aber"von dieser Welt sind", werden wir uns wohl oder übel
mit Schulden"herumschlagen" müssen (hoffentlich demnächst nicht wörtlich!).
Freundliche Grüße zurück
der Student
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Fürst Luschi
08.12.2003, 08:36
@ dottore
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Re: wo liegt der Mechanismus der Verelendung? |
-->Wenn der Verelendungs-Mechanismus im System der Herrschaft liegt, dann kann auch der weiseste Herrscher nur in den Abgrund führen. Aber wo liegt er konkret?
Beispiel: Wir stellen eine kleine Truppe zusammen (vorfinanziert durch 4 Wochen betteln am Bahnhof), überfallen eine Insel und erzwingen Abgaben. Wie gehts jetzt weiter?
Induzieren wir durch unser blosses Dasein Gegenmächte? Wecken wir den Wunsch in unseren Untertanen selber zu Machthabern zu werden. Das einzige Gedanke Isnoguds: Ich will Kalif anstelle des Kalifen werden.(Isnogud-Comics). Sind es deiner Meinung nach die Kosten, diese neuen aufstrebenden Gegenmächte niederzuhalten, die langfristig die Verelendung bewirken? Und sei es nur indem man wohlverdientem, loyalem Personal eine Karriereleiter bieten muss? Der Mechanismus bestünde dann darin, dass es immer mehr Häuptlinge und immer weniger Indianer gäbe.
Wenn es gelänge ein religiöses Kastenwesen zu installieren, dass selbst den Wunsch nach Aufstieg unmöglich macht(Vorsehung, Schicksal, Karma) und die dann vielleicht einzeln auftretenden Sektenbildungen durch drakonische Strafen gleich im Ansatz zerschlägt, dann käme es nicht zu diesem internen Zessions-Automatismus. Wenn Ägypten oder Indien, Inseln gewesen wären, dann wäre es dort nicht zu einer automatischen Verelendung durch Machtausübung gekommen. Oder etwa doch?
Grüsse
FL
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MI
08.12.2003, 09:10
@ Student
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Thx! (owT) |
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