Sascha
20.12.2003, 17:53 |
Rentenansprüche: Studentenwerk läuft Sturm Thread gesperrt |
-->RENTENANSPRÜCHE
<font size=5>Studentenwerk läuft Sturm</font>
Von Martin Dommer
Ausbildungszeiten an Hochschulen werden bei der Rentenbemessung künftig nur noch als Wartezeit anerkannt. Die Neuregelung, derzeit im Bundestag, wird vom Studentenwerk heftig kritisiert.
<font color="#FF0000">Auf der Internet-Seite des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale Sicherung heißt es zum neuen Gesetzentwurf:"Die zur Zeit bewerteten drei Jahre der schulischen Ausbildung nach Vollendung des 17. Lebensjahres (Schule, Fachschule, Hochschule, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme) werden mit einer vierjährigen Übergangsregelung zukünftig als unbewertete Anrechnungszeit ausgestaltet, soweit es sich um einen Schul- oder Hochschulbesuch handelt.</font>"
Im Klartext heißt das: Da Akademiker und Fachschüler in ihrer Ausbildungszeit regelmäßig keine Rentenbeiträge zahlen, soll ihnen diese Zeit künftig nur noch als Wartezeit auf den Rentenanspruch angerechnet werden. Bislang wirkte sich die Studienzeit auch positiv auf die Rentenhöhe aus. Für die ersten drei Jahre wurde der Student so behandelt, als habe er Rentenbeiträge entrichtet. Dies sollte Nachteile ausgleichen, die Akademiker beispielsweise gegenüber Lehrlingen haben, deren Ausbildungsbetriebe den Rentenversicherungsbeitrag für sie abführen. Während es für Fachschüler bei der alten Regelung bleiben wird, schauen Studierende bald in die Röhre. Rentenansprüche aus der Studienzeit wird es nicht mehr geben.
"Einzahlungsprinzip stärker beachten"
Das Ministerium begründet die geplante Neuregelung damit, dass man in Zeiten leerer Kassen stärker auf das einer jeden Versicherung zugrunde liegende"Einzahlungsprinzip" achten müsse."Die wohlwollende Regelung aus besseren Zeiten ist heute nicht mehr finanzierbar", sagte eine Ministeriums-Sprecherin gegenüber SPIEGEL-ONLINE.
<font color="#FF0000">Im Internet gibt sich das Ministerium diese Blöße weniger deutlich. Dort heißt es, die derzeitige Besserstellung sei"unverhältnismäßig", weil die Versicherten"bereits durch ihre akademische Ausbildung und die damit regelmäßig einhergehenden besseren Verdienstmöglichkeiten überdurchschnittliche Rentenanwartschaften aufbauen können." </font>
Das sieht man beim Deutschen Studentenwerk naturgemäß anders."Das Vorhaben muss gestoppt werden", fordert etwa der Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. Er fürchtet, dass eine Abschaffung der bewerteten Ausbildungszeiten bei der Rentenberechnung <font color="#FF0000">ein Studium in Deutschland noch unattraktiver machen wird, als es laut OECD-Vergleich ohnehin schon ist</font>."Wenn wir nicht bald steigende Akademikerzahlen vorweisen können, dann geht es mit der Wirtschaft und den Arbeitsplätzen weiter bergab". [Eigener Kommentar: Da hat er Recht!]
"Einkommen teilweise kaum höher als bei Facharbeitern"
Die Begründung der Bundesregierung, das Gesetz solle Privilegien für Akademiker abschaffen, hält Meyer auf der Heyde für"fadenscheinig"."Erstens gleichen sich diese vermeintlichen Privilegien durch <font color="#FF0000">die höheren und gesellschaftlich dringend benötigten Steuerabgaben der berufstätigen Akademiker aus</font>. <font color="#FF0000">Und zweitens hat sich ihr Einkommen in den vergangenen Jahren stark verringert und liegt in vielen Branchen kaum noch höher als bei einem Facharbeiter</font>." [Eigener Kommentar: Wieder einer der es erkannt hat, daß in Deutschland die Lohnstruktur durcheinandergewirbelt ist.]
Beim Ministerium sieht man das weniger dramatisch. Eine Sprecherin:"Sicher ist der Arbeitsmarkt für Akademiker schwieriger geworden. Dennoch haben sie bessere Aussichten, in gut bezahlte Positionen zu kommen, als Leute ohne (Fach)hochschulabschluss." [Eigener Kommentar: Ja warum haben sie denn bessere Aussichten. Bestimmt nicht vom Faulenzen.... Sie hatten vielleicht jahrelang auf Lehrlingsvergütungen verzichtet? Kann das sein? Oder sie hatten Kosten für ihr Studium? Kann das auch sein?? Wenn ich so einen Sch.... höre...]
Das Studentenwerk wirft der Regierung indes vor, nur einen möglichst späten Renteneintritt erzwingen zu wollen. Außerdem könne sich das Vorhaben gerade in einkommensschwachen Familien negativ auf die Studienentscheidung auswirken. Man brauche keine"Sozialdebatte", heißt es hier."Berufe mit akademischer Ausbildung sichern die gesellschaftlichen Systeme, und höhere Verdienste mit entsprechender Besteuerung finanzieren auch die Bildung nachfolgender Generationen", so Meyer auf der Heyde.
Das Argument von Bundessozialministerin Ulla Schmidt, <font color="#FF0000">niemand werde sich wegen schlechterer Rentenaussichten von einem Studium abhalten lassen</font>, hält er für <font color="#FF0000">blanken Zynismus</font>."Abiturienten aus einkommensschwächeren Elternhäusern werden es sich nun erst recht zweimal überlegen, ob sie spätere Einbußen durch ein Studium riskieren sollen."
Das Ministerium zeigt sich von diesem Argument ungerührt."Entscheidend für Studierende sind doch wohl eher die Qualität der Lehrinhalte und die Studienfinanzierung, die wir mit der Bafög-Reform bereits verbessern konnten", so eine Sprecherin."Welcher 20-Jährige interessiert sich denn bei der Wahl seines Fachs oder Studienorts schon für einen etwaigen Rentenanspruch?"
Quelle: http://www.spiegel.de/unispiegel/geld/0,1518,278992,00.html, Spiegel Online, 20.12.2003
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fridolin
20.12.2003, 18:27
@ Sascha
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Kommentar zum Kommentar |
-->Hallo Sascha,
es liegt mir doch auf der Zunge, hier einen Kommentar zu Deinen Kommentaren loszuwerden.
Dich stört es, daß die Lohnstrukturen so"durcheinandergewirbelt" seien, daß ein Akademiker mit langer Ausbildung teilweise nicht viel mehr verdiene als ein Facharbeiter. Wie bitte willst Du das begründen, daß es so zu sein hat? Eine akademische Ausbildung zum Sinologen, Professor für klassische Altertumskunde oder Diplom-Psychologen ist sicher langwieriger und schwieriger als die des Facharbeiters. Aber was leisten diese Leute in diesen"Orchideenfächern" denn für die Volkswirtschaft? Soll die Bezahlung nach Leistung (wie immer man sie nun messen will, ist ein anderes Thema) oder nach formalen Kriterien wie der Ausbildung bemessen werden? Der Ã-ffentliche Dienst läßt grüßen, wo die einzelnen Laufbahnen (einfacher, mittlerer, gehobener, höherer Dienst) im wesentlichen nach der Schul- und Berufsausbildung gehen.
Damit Du das nicht falsch verstehst: sicher brauchen wir auch Leute, die die wissenschaftliche Tradition in solchen eher exotischen Disziplinen aufrechterhalten (habe selbst ein - allerdings naturwissenschaftliches - Außenseiterfach studiert). Das ist nun halt ein Teil unserer Kultur. Allerdings zu sagen: ich habe mich im Studium angestrengt, auf manches verzichtet und fleißig studiert, jetzt habe ich gegenüber der Gesellschaft einen Anspruch auf jede Menge Kohle - das geht doch heutzutage wohl etwas an der Sache vorbei.
Und warum Akademiker oft bessere Aussichten haben als Nicht-Akademiker: ganz einfach deshalb, weil diese oft flexibler sind, ein breiteres Grundlagenwissen haben, vielfältiger einsetzbar sind, an ständige Fortbildung und selbständiges Arbeiten gewöhnt. Das ist nun sicher nicht immer so, aber doch von der Tendenz her.
Gruß
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Karl52
20.12.2003, 19:39
@ fridolin
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Re: Kommentar zum Kommentar |
-->Getz ma 'n Döntje s ausse Praxis, Fridolin! So richtig mittem ausem Leben gegriffen:
Das Druckmaschinenkombinat Plauen wurde nach der Wende von MAN Druckmaschinen übernommen. So weit, so alltäglich, wilde Zeiten damals.
Der installierte Vorsitzende des Vorstandes von MAN-Plauen hatte nix besseres zu tun, als mal eben 'n halbes Dutzend Sinologen unter Vertrag zu nehmen. Begründung:"Was die über Druckmaschinen wissen müssen, bringen wir denen in drei Monaten bei; was wir über China wissen müssen, lernen wir in drei Jahren nicht."
Im Ergebnis hat MAN den chinesischen Markt für Druckmaschinen heute quasi ein Monopol. Chinesen sind lieferantentreu.
Soviel zu Orchideenfächern an deutschen Universitäten. Treppenwitz der Geschichte oder nur Chuzpe?
Gruß Karl
PS: Ich kenne den (ehemaligen) Vorstandsvorsitzenden von MAN-Plauen persönlich, und wir haben im Vogtland schon so manches Bier miteinander getrunken.
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le chat
20.12.2003, 19:50
@ Karl52
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Dat is enne Visionär. Hut ab. So gehts. Klare Strategie un Power druff. (owT) |
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Karl52
20.12.2003, 19:54
@ le chat
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Re: Dat is enne Visionär. Hut ab. So gehts. Klare Strategie un Power druff. (owT |
-->so ischt das!
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Tierfreund
20.12.2003, 19:55
@ Sascha
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OT: @Sascha - check your GMX Mail - Danke! (owT) |
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Sascha
21.12.2003, 20:27
@ Tierfreund
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OT: @Sascha - check your GMX Mail - Danke! |
-->Hallo Tierfreund!
Habe deine Mail an Euklid weitergeleitet. Auch von mir für deine Familie und dich ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Beste Grüße,
Sascha
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Sascha
21.12.2003, 20:37
@ fridolin
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Re: Kommentar zum Kommentar |
-->Hallo fridolin!
Danke für deinen Kommentar. Keineswegs will ich per staatlichem Dekret erzwingen, daß die Lohnstruktur nach irgendeinem Muster X sein muß. Ich wollte jedoch mit einigen Beispielen in diese Richtung in den letzten Wochen zum generellen Nachdenken anregen. Es wird nicht so bleiben können, daß Facharbeiter und Industriearbeiter in Deutschland teilweise diese immens höheren Löhne einfahren als in anderen Staaten. Denn das Problem ist ja, daß die Löhne in diesen Bereichen in Deutschland häufig eben NICHT mehr nach dem Angebot/Nachfrageprinzip zustandekommen. Die Gewerkschaften sollten endlich aufhören mit ihren total überzogenen Forderungen. Es kann ja nicht angehen, daß IG Metall & Co. für ihre Gewerkschaftsmitglieder eine"Insel der Glückseligen" zu Lasten unserer Volkswirtschaft schaffen. Das schlimme ist dann, daß diese Gewerkschaftler sich dann noch wundern wenn die Industrie abwandert oder wenn die Arbeitgeber mal zurückschlagen. Natürlich braucht man Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter. Doch müßte so manche Gewerkschaft in Deutschland mal wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt werden. Sie zerstören mit ihren überzogenen Lohnforderungen Jahr für Jahr Zehntausende von Arbeitsplätzen und merken das scheinbar noch nicht mal oder suchen die Ursachen mit der Lupe irgendwo anders. Warum wandern so viele Arbeitsplätze wohl ab? Nichts passiert einfach so ohne irgendeinen Grund. Es kann an der schlechter werdenden Ausbildung in Deutschland liegen. Aber ein Hauptgrund liegt auch an den hohen Lohnforderungen der Gewerkschaften. Die Löhne sind selbst NETTO teilweise noch sehr hoch im internationalen Vergleich. Das immer wieder zu hörende Argument der Gewerkschaften, daß die hohen Löhne in Deutschland ja letzlich nur durch die hohen Sozialabgaben zustande kommen zieht so nämlich nicht. Die hohen Lohnnebenkosten kann man sozusagen lediglich als"Gipfel des Eisberges" betrachten.
Im Prinzip bin ich letztlich für WENIGER Regulierung (Staat, Gewerkschaften,...)
Viele Grüße,
Sascha[/b]
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