-->Hab da was aus Ã-si-Land:
Macht und Ohnmacht der Medien
Medientage Bischofshofen / 20. 11. 2002
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3. Wer steuert die [Medien-]Inhalte?
Innerhalb des Mediums: Interessen, Selbstverständnis
Außerhalb des Mediums: Politik, Wirtschaft, Freundschaft
Ein Prinzip der PR-Profis im Umgang mit Journalisten heißt:"Never let them hungry!" Das Füttern mit News kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Neben der reinen Übermittlung von Nachrichten und Neuigkeiten gibt es neue Methoden: Spin-Doctors, Spin-Masters, Whistleblowing, Leaking, Negative Campaigning, Inszenierung...
Spin-Doctors: Ein Begriff der 1984 von der New York Times erstmals eingeführt wurde, wurde kurz darauf von der Washington Post definiert:"The advisers who talk to reporters and try to put their spin or analysis on the story."
Spin-Doctors sind aber keineswegs eine rein amerikanische Erscheinung. Auch wenn in Ã-sterreich dieser neue Beruf nach der Wahlniederlage der SPÃ- in ein schiefes Licht geraten ist, trotz Spin-Doctor Andreas Rudas und einem Büro als War-Room.
In Deutschland weiß man diese Aufgaben durchaus zu schätzen. Einer von ihnen, Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, erzählte kürzlich in einem Interview, mit welcher Taktik er in Deutschland das Ende der Absetzbarkeit der Bewirtungsspesen bewerkstelligte. Er habe als Test dem Spiegel den Plan gesteckt, dieser habe erwartungsgemäß darüber geschrieben. Es folgte ein Aufschrei der Gastronomie mit Plakaten und Handzetteln in den Gasthäusern gegen den Finanzminister. Dadurch wäre zu diesem Zeitpunkt eine Positiv- Berichterstattung über die Haushaltspolitik nicht möglich gewesen. Als nächster
Schritt wurde eine Positivmeldung erzeugt: Die Steuerentlastung wurde von 2002 auf 2001 vorgezogen. Die Positive Resonanz überdeckte die vorherige Stimmung."Denn alles andere war Ende Dezember schon bekannt. Und nichts langweilt Journalisten mehr, als Tatbestände, über die sie schon einmal berichtet haben." Die Stimmung war also durch bewusste Einflussnahme positiv. - Der Spin-Doctor hatte seine Arbeit getan.
Leaking: Gerüchte streuen, oft Off-the-records. Ein gezieltes Durchsickern-Lassen von Informationen. Etwa jetzt die alte Geschichte vom Präsidentschafts-Kandidaten George Bush, der wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden war.
Negative Campaigning: Gezieltes Herabsetzendes politischen Gegners. Provokante Aussagen wie etwa durch Jörg Haider:"Der Verfassungsgerichtshof hat Sie verurteilt, weil Sie den Familien Geld weggenommen haben." Zum damaligen Finanzminister Edlinger. Dabei kann der Verfassungsgerichtshof nicht verurteilen, nur urteilen.
Inszenierung: Abgeschwächte Form der Aktivitäten von Born, der Laiendarsteller erfundene Szenen spielen ließ.
TV-Media schickte während der Olympiade 1998 einen Fotografen zum Bundeskanzler, der in St. Anton Urlaub machte. Da das Rennen mit Hermann Maier erst um 3 Uhr morgens stattfand, posierte Klima am Nachmittag im Trainingsanzug vor dem Fernseher einmal jubelnd und einmal traurig. Durch den spektakulären Sturz Maiers passten beide Bilder nicht und einen erschrockenen Ausdruck hatte man nicht fotografiert.
Ein frühes Beispiel von Inszenierung stammt aus den 70er Jahren: der"Kordel-Trick". Dabei wird das Volk während der Rede durch eine Kordel auf Abstand gehalten. Wenn sich der Politiker dem Volk zuwendet und auf die Leute zugeht, wird die Kordel fallen gelassen, das Volk strömt kamerawirksam auf den Politiker zu.
Inszenierung heißt aber auch, sich den Lifstye-Clusters anzupassen. Die Grünen zeigen das etwa vor, indem sie beim letzten Wahlkampf in Wien ihre Termine mit Fahrrädern, den diversen Bikes, absolvierten, beim nächten Wahlkampf mit Rollerblades kamen und dann auf die neuen Tretroller, Kickboard genannt, umstiegen.
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Nach welchem Muster wurde denn jetzt der Gerster-"Skandal" inszeniert?:)
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