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Ein Mann mit Prinzipien.
Ärger über US-Visabestimmungen
Seit dem 5. Jänner ist in den USA die digitale Erfassung aller mit Visum Einreisenden vorgesehen.
Paris- Der als Experte für Auschwitz-Fragen renommierte italienische Philosoph Giorgio Agamben, Professor an den Universitäten von Venedig und New York, will nicht mehr in den USA unterrichten, um nicht die von den Amerikanern geforderte"politische Tätowierung" erleiden zu müssen. In einem von der Pariser Tageszeitung"Le Monde" veröffentlichten Appell fordert Agamben die europäischen Intellektuellen dazu auf, sich den jüngst von den USA beschlossenen Einreisebestimmungen zu widersetzen.
Seit dem 5. Jänner gilt in den USA die digitale Erfassung aller mit Visum Einreisenden, bei der auch die Erhebung der Fingerabdrücke vorgesehen ist."Persönlich habe ich in keiner Weise die Absicht, mich einer solchen Vorgangsweise zu unterwerfen. Daher habe ich ohne zu zögern die Vorlesungen abgesagt, die ich im März an der Universität von New York halten sollte", schreibt Agamben, der sich in seiner akademischen Laufbahn eingehend mit der"Biopolitik" der Nazis befasst hat.
Biopolitische Tätowierung
"Ich möchte darauf hinweisen, dass die Tätowierung in Auschwitz ohne Zweifel als die normalste und billigste Weise erschienen war, um die Einschreibung und Verzeichnung der Deportierten in den Konzentrationslagern zu regeln", schreibt der italienische Philosoph und fügt hinzu:"Die biopolitische Tätowierung, die uns nun die Vereinigten Staaten vorschreiben, um in ihr Staatsgebiet einzureisen, könnte durchaus die Vorwarnung dafür sein, was man künftig von uns verlangen wird, wie etwa die Einschreibung der Identität eines guten Bürgers in die Mechanismen und das Räderwerk des Staates."
"Daher muss man sich dem widersetzen", betonte der italienische Universitätsprofessor abschließend. Er äußerte auch den Wunsch, dass sich möglichst viele europäische Intellektuelle und Dozenten seiner Entscheidung anschließen und nicht mehr in den USA unterrichten.
<ul> ~ Biopolitik</ul>
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