-->Thema Georgien:
Enthüllungen
Nach Baku kam Saakashvili von Kiew aus, wo er einst die Universität absolvierte und wo er nun erwartungsgemäß den aufsteigenden politischen Stern der Ukraine traf, Viktor Juschtschenko, der im Kiewer Establishment ebenso unerwünscht ist wie Saakashvili vorher seitens Schewardnadses Umgebung. Er verhehlte nicht, daß seine Mission darin bestand, ukrainische Oppositionspolitiker der Unterstützung"gemeinsamer amerikanischer Freunde" zu versichern.
Das erklärte er wörtlich gegenüber einem ehemaligen Kommilitonen namens Rewas in einem Restaurant, und das in seiner typisch"leutseligen Art" mit seinem"bubenhaften Lächeln". Bei dem Gespräch, das heimlich mitgehört und in der Internetseite kompromat.ru veröffentlicht wurde, entschlüpften ihm noch mehr enthüllende Bemerkungen, die auch seinen Hintermännern zusätzliche Kopfschmerzen hinsichtlich Georgiens Zukunft unter seiner Herrschaft bereiten könnten. Es folgt abschließend ein Auszug daraus:
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S: Tatsächlich habe ich sogar erklärt, daß ich heute privat hierherkomme, daß ich nur ein Wochenende hier verbringen werde. Ich werde keinen sonst [außer Viktor Juschtschenko] treffen - das reicht für's erste Mal. Chmara, Jaworiwkij, Gorbal wollten mich sehen, aber wir haben allen gesagt, daß der Besuch privat ist. Und das ist wahr.
R: Stimmt es, daß Juschtschenko dich persönlich eingeladen hat?
S: Rewas, denk doch mal nach: Wer ist dieser Juschtschenko? Wer auf Erden braucht ihn? Meine amerikanischen Freunde haben mich gebeten, diesem Idioten Juschtschenko zu helfen. Um sozusagen vor der Weltgemeinschaft die Gemeinsamkeit der Interessen und die gemeinsame Unterstützung der Kandidaten der demokratischen Kräfte zu bekräftigen.
R: Du hältst ihn wirklich für einen Idioten?
S: Naja, kein Idiot, aber so ein Waschlappen. Ich habe ihn mir angesehen. Er ist sehr weich und ganz anders - Rewas, er kann allein nicht an die Macht kommen. Deshalb braucht er Unterstützung. Obwohl ich sicher bin, daß er gewählt wird. Und das ist nett, denn er wird keinen stören. Und das wird für die Ukraine nur gut sein.
R: (Unverständlich) hat in letzter Zeit angefangen, Kutschma zu kritisieren, und erwartete natürlich, daß du mir hilfst. Etwa, indem du Kutschma mit Schewardnadse vergleichst und dich mit ihm...
S: Rewas, das hat man mir nicht aufgetragen. Weder meine Freunde, deren Bitte ich auf jeden Fall erfüllt habe, noch Juschtschenko selbst, den ich (obszöner Ausdruck), wenn er mich von sich aus darum gebeten hätte. Du weißt, ich liebe die Ukraine, und ihre inneren Angelegenheiten sind für mich ihre inneren Angelegenheiten. Und als Leonid Danilowitsch [Kutschma] uns [die georgische Opposition] eine Räuberbande nannte, hatte er recht. Damals war es genau das. Jetzt ist die Lage anders. Da ist Nino, da bin ich, da ist der Rücktritt des Präsidenten. Warum also sollte ich ihn angreifen? In einem Monat bin ich der rechtmäßige Präsident Georgiens und treffe mich offiziell mit Kutschma. Schließlich ist er noch der Präsident hier, und ich werde in den Beziehungen zur Ukraine kein ganzes Jahr verlieren.
R: Michail, weißt du, was die russischen Zeitungen schreiben? Sie schreiben, Georgien existiere schon nicht mehr, und bald werde auch die Ukraine verschwinden, und dann gebe es nur noch die Vereinigten Staaten und ihre Marionetten.
S: Was hättest du von russischen Zeitungen anderes erwartet? Was für Marionetten? Wir sind Georgier, nur Georgier, und wir werden nicht mehr die Marionetten dieses Imperiums sein, dieser idiotischen (Schimpfwort) im Kreml! Und was ich dir über Amerika sage, solltest du wissen, und kein dummes Zeug nachplappern. Die Amerikaner wollen die Ukraine genauso wie Georgien stärker machen, damit unsere beiden Länder wirklich Orte des Widerstands gegen den russischen Einfluß werden. Du als Ingusche mußt das verstehen. Die USA haben ziemlich offen versprochen, daß sie alles tun werden, um ihren strategischen Einfluß auf unsere Länder auszuweiten, und das müssen die Georgier und die Ukrainer um ihrer nationalen Interessen willen ausnutzen. Alles entwickelt sich recht erfolgreich: Man hat mir gesagt, die USA seien sogar zu einem Geschäft bereit - sie unterlassen ein aggressives Vordringen nach Zentralasien, und dafür lassen die Russen zu, daß sie ihren Einfluß in Georgien und der Ukraine ausweiten. Also, Rewas, alles wird besser!"
Neuen Solidarität Nr. 1-3/2004
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